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KULTURELLE BEZIEHUNGEN ZWISCHEN DEN GEBIETEN POLENS UND DER DDR WÄHREND DER LATENE- UND DER FRÜHEN RÖMISCHEN KAISERZEIT Von Zenon Wozniak Es fällt auf, daß es in der kulturellen und historischen Entwicklung in den Gebieten Polens und der DDR während der Latene- und frühen römischen Kaiserzeit viele ähnliche Erscheinungen gibt. Dies liegt darin begründet, daß die Bevölkerung beider Gebiete auf derselben sozial-ökonomischen Entwicklungsstufe stand und denselben Einflüssen höherentwickelter Zivilisationen unterlag. Während der Latenezeit be fanden sich beide Gebiete im Wirkungsbereich keltischer Einflüsse, die sich seit der Mittellatenezeit besonders verstärkten. In der frühen römischen Kaiserzeit spielte die provinzial-römische Beeinflussung eine große Rolle. Die keltischen und römischen Einwirkungen gingen zum Teil von denselben regionalen Zentren aus: Wie die keltische Kultur von Böhmen kam, breiteten sich auch die römischen Einflüsse in der DDR und teilweise in Polen über Böhmen und Mähren aus, d. h. Markomannen und später Quaden waren Vermittler dieser Einflüsse. Es ist klar, daß gleiche Ein wirkungen von denselben Zentren nicht immer als Beweis für direkte Beziehungen zwischen unseren Ländern gelten können. Man sollte noch eine andere generelle Tatsache unterstreichen. Ich denke an die Rolle der Oder und Neiße, die in jener Zeit keine Grenze der archäologischen Kul turprovinzen bildeten. Die Kulturgrenze war hier variabel und verlief manchmal öst lich oder westlich der beiden Flüsse. Vom Standpunkt der archäologischen Kriterien und auch der historischen Periodisie- rung her bildete der Zeitraum von der älteren vorrömischen Eisenzeit bis zum Ende der frühen römischen Kaiserzeit keine Einheit. Vielmehr war er in Polen in drei scharf abgegrenzte Perioden untergliedert: ältere und jüngere vorrömische Eisenzeit sowie frühe römische Kaiserzeit. Während der älteren vorrömischen Eisenzeit wurde fast das gesamte Gebiet Polens von den Trägern eines Kulturkomplexes, der jüngeren Phase der Pommerellischen Kultur und der sogenannten Glockengräberkultur, besiedelt 1 . Nur im südlichen Slsk stellte man kleine keltische Gruppen fest 2 und im Masurenland breitete sich die 1 J. Kostr ze ws ki, W. Chmielewski und K. Jazdzewski 1965, S. 228 ff. Vgl. auch den Katalog und die Karten der Gräberfelder des Pommerellischen und Glockengräber-Kultur- Komplexes -T. Malinowski 1969. 2 M. J a h n 1931. -B. Czerska 1970. -Z. Wozniak 1970.