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ursprüngliche typologische Einordnung dieser Funde, die von W. Grünberg 48 als den Fremdgruppen zugehörig bestimmt wurden, weist bereits auf die Beziehungen zum Donauraum hin - eine Erkenntnis, die später fast in Vergessenheit geriet 49 . Auch wenn wir heute nicht mit allen Grünbergschen Schlußfolgerungen (z. B. den ethni schen) übereinstimmen können, muß hervorgehoben werden, daß er, auch wenn er ihn nicht detailliert definierte, jenen die Entstehung der Urnenfelder krönenden Fund horizont richtig erfaßt hat. Es ist ein Horizont, der aus dem mitteldonauländischen Raum heraus die Entwicklung auf einem umfangreichen Gebiet vereinheitlichte und neue keramische Formen hervorbrachte. In einigen Gruppen mit weniger intensiven mittelbronzezeitlichen donauländischen Einwirkungen waren es bisher unbekannte Formen, wie u. a. das doppelkonische Gefäß. Außer im eigentlichen Sachsen stoßen wir, wie bereits W. Grünberg andeutete 50 , auf ähnliche Funde auch im nördlichen Flußgebiet der Elbe, in der Gegend von Torgau, und weiter bis zur Havel. Diese z. B. im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle/S.51 deponierten Funde sind bisher nicht bearbeitet. Mit Ausnahme der Funde aus Golpa-Zschornewitz, Kr. Gräfen hainichen 52 , stellen sie jedoch keine Vermehrung des Formenreichtums dar, den die bereits früher angeführten Funde aufwiesen. Das vasenförmige Gefäß und die Tasse mit überhöhtem Henkel aus Golpa-Zschornewitz 53 verraten deutlich ihren Ursprung im Bereich des östlichen Teils des Karpatenbeckens (z. B. Transsilvanien) 54 , dessen Einflüsse sowohl in der Ostslowakei, in der Gäva-Kultur 55 , als auch im Gebiet der mitteldonauländischen Urnenfelder 56 zu verfolgen sind. Alle Umstände deuten darauf hin, daß dieser aus dem mitteldonauländischen Raum ausgehende Strom Sachsen und das mittelelbische Gebiet auf dem Oderwege er reichte. Ob Böhmen, das, wie einige oben angeführte Tatsachen aus der ältereh und mittleren Bronzezeit belegen, ebenfalls als Verbindungsweg und Mittler südöstlicher Einflüsse nach Sachsen und weiter nach dem Mittelelbgebiet diente, von seiner Ein wirkung wird ausgeschlossen werden können, läßt sich vorderhand nicht eindeutig entscheiden. Im böhmischen Fundmaterial finden wir zwar bislang diesen ganzen For menreichtum nicht; doch dürfen wir die Tatsache nicht übersehen, daß z. B. die Säulchenschüsseln, die wir in verwandter Gestalt z. B. in Sachsen aus Döbeln 57 ken nen, beispielsweise in der böhmischen Knovizer Kultur durch den Fund aus Prag- Bubenec 58 vertreten sind. Diese Formen sind ebenso im Milieu des Karpatenbeckens häufig anzutreffen 59 . Doch fehlt auch die Ansicht nicht, daß ihr Vorkommen im böh- t f 48 W. Grünberg 1943, S. 61 ff. 49 J. Bouzek 1967, S. 73-91. 50 W. Grünberg 1943, S. 91. 51 Z. B. von den Fundstätten Großmöhlau, Kr. Gräfenhainichen; Döbrichau, Kr. Torgau; Molken berg, Kr. Havelberg; Torgau - Umgebung; Reinsdorf, Kr. Wittenberg, und weiteren. 52 Landesmuseum für Vorgeschichte Halle/S. 53 W. A. v. B ru n n 1939, S. 75, Anm. 4. 54 M. Gimbutas 1965, fig. 188, 1. 55A. Tocik - J. Vladär 1971, S. 407, Abb. 47. 56 E. P a t e k 1968, Taf. XLV, 2, 6, LXXVII, 10; J. P a u 1 i k 1972, tab. V, 13. 57 Grab 22-W. Grünberg 1943, Taf. 11, 9. 58 A. S t o c k y 1928, Taf. XLV, 3.