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bedeutendste und brachte eine Beeinflussung der hiesigen Entwicklung auf lange Zeit. Doch darf die Tatsache nicht verschwiegen werden, daß trotz der sehr intensiven kul turellen Wechselbeziehungen (die auch durch den Elbeweg 33 erleichtert wurden) und der engen Verquickung der materiellen Kultur in beiden Gebieten (die bei uns beispiels weise im Gebiet von Üsti n. L. belegbar ist) im nordböhmischen Raum die Entwick lung in der jüngeren und in der späten Bronzezeit in gewisser Weise selbständig ver lief. Jedoch hinterließ ‘die starke Intensität der Beziehungen zu Sachsen dem nord böhmischen Gebiet ihr Erbe auch in der folgenden Hallstattzeit, wo wir in den der Bylaner Kultur angehörenden Fundkomplexcn noch bestimmte Restelemente der Lausitzer Basis 36 verfolgen können. Dies ist aber bereits die Zeit, in der Böhmen von den Einflüssen der Billendorfer Kultur erfaßt wurde, die sich zwar am stärksten im nördlichen Teil des Landes auswirkten, deren Ausläufer wir jedoch auch im mittel- und nordostböhmischen Raum finden 1 '. Die Tatsache des Vorkommens von Billendorfer Elementen und Formen in Nordost böhmen führt uns zu einem weiteren Weg, auf dem die kulturhistorische Entwicklung Böhmens in der jüngeren Bronzezeit beeinflußt wurde. Der nordböhmischc Strom wurde nämlich durch eine kleinere Infiltration auf dem Zittauer Wege in den west lichen Teil des nordostböhmischen Gebietes38 ergänzt. Diese Einwirkung können wir vom Ende der Stufe Reinecke-BD bzw. vom Beginn der Stufe HA bis in die Billendorfer Kultur verfolgen. In Übereinstimmung damit können wir die Anfänge einer Ausstrahlung aus dem sächsischen Vogtland ins böhmische Gebiet von Cheb registrieren. Hier war die Besiedlung jedoch von kurzer Dauer und ihre offenbar durch die verschlechterten klimatischen Bedingungen hervorgerufene verminderte Intensi tät ist im Verlauf der Stufe Reinecke-HB belegt 39 . Die Funde aus dem westböhmi schen Bereich (außer für das Gebiet um Cheb ist eine zeitgleiche Besiedlung auch im Gebiet von Karlovy Vary, Touzim und Marianske Lzn nachweisbar) sind jedoch ihrem Charakter nach auch mit Thüringen und dem fränkisch-pfälzischen Bereich so eng verknüpft, daß sie eine selbständige, lokal modifizierte Gruppe von Urnenfel dern bilden. Diese hat auch bestimmte Beziehungen zu den zeitgleichen Funden im Ge biet von Plze40 aufzuweisen. Nachdem die Wechselbeziehungen des sächsischen und böhmischen Gebietes zur Zeit der Lausitzer Kultur und in der Hallstattzeit schon lange Zeit Forschungsgegenstand sind, wobei verschiedene Gesichtswinkel gewählt wurden 41 , möchte ich gern noch 35 M. Zapotocky 1969, S. 277-366. 36 E. P 1 e s 1 1961 b, S. 219-228; M. Zapotocky 1964, S. 156-177. 37 E. Plesl 1960 a, S. 167-174; ders. 1960 b, S. 539-560. 38 J. L. Pic 1908, S. 62; W. Coblenz 1961, S. 362-373; E. Plesl 1961 a, S. 44; ders. 1967, S. 93-103. 39 E. P 1 e s 1 1961 a, S. 59 ff. Die Publikation der Funde aus dem sächsischen Vogtland siehe: W. C o b - lenz 1954, S. 337-392; G. B i 11 i g 1954, S. 39 ff. Siche auch K. S i m o n 1969, S. 263, 280 und Anm. 57. 40 E. P 1 e s 1 1965 a, S. 83-85 (hier auch die ältere Literatur). 41 Außer an anderen Stellen angeführten literarischen Angaben z. B. J. Bouzek 1969, S. 31-39; O. K y 11 i c o v ä 1967, S. 139-177.