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HOLZFUNDE BEI ARCHÄOLOGISCHEN AUSGRABUNGEN Von Rosemarie Kommert Problemstellung Bei archäologischen Ausgrabungen werden neben Gegenständen aus Stein, Keramik, Metall und Textilien, menschlichen und tierischen Skelett-Teilen auch Pflanzenreste gefunden. Deren Erhaltung reicht von Pollen über Samen von Nutzpflanzen, Un kräutern, Sträuchern und Bäumen zu großflächigen Teilen. Zu letzteren werden Blät ter, Zweige, Baumstämme oder Stammstücke gerechnet. Verholzte Pflanzenteile oder Holz werden in unbearbeiteter oder bearbeiteter Form gefunden. Es kann vorausgesetzt werden, daß zu den ersten Werkzeugen, die Menschen be nutzt haben, solche aus Holz gehört haben. Feustel (1973) schreibt dazu: „Hölzerne Schlag- und Wurfkeulen bzw. -stocke sind sehr primitive, aber äußerst nützliche, viel seitig verwendbare Produktionsinstrumente und Waffen. Es darf angenommen wer den, daß solche bereits während des gesamten Paläolithikums gebräuchlich waren.“ Wurfspeere wurden bereits im mittleren Paläolithikum benutzt, Pfeil und Bogen vom Jungpaläolithikum an. Schon aus dem Mesolithikum stammen Einbaumfunde in den Niederlanden und in Schottland. In dieser Zeit wurde auch bereits häufiger gefischt und geangelt. Der Nachweis konnte durch Reusenfunde u. ä. erbracht werden. Im Mittel- und Jungpaläolithikum gehörte das Feuer bereits zum menschlichen Le ben. Dabei wurde Holz nicht nur als Brennmaterial verwendet, sondern war auch für die damals angewendeten Verfahren des Feuerentfachens wie Feuerbohren, Feuer sägen, Feuerhobeln und Feuerpflügen unentbehrlich (Feustel, 1973). Schuldt (1963) vertritt ebenfalls die Ansicht, daß die Verwendung von Holz, Geweih und Knochen zur Werkzeugherstellung ebenso alt ist wie die Bearbeitung des Steins. Es fehlt aber, wie auch bei Feustel (1973) und Gramsch (1973), der Hinweis nicht, daß alle Erzeugnisse aus organischen Stoffen infolge ihrer raschen Vergänglich keit nur unter günstigsten Lagerungsbedingungen erhalten geblieben sind. Aus die sem Grunde weisen auch alle Holzfunde mehr oder weniger starke Zersetzungserschei nungen auf. Da bisher zusammenfassende Angaben über den Anteil der Holzreste an den Gra bungsfunden fehlen, wurde eine Erhebung zu dieser Frage durchgeführt. 1 Dabei wur den fossile, d. h. versteinerte und inkohlte Hölzer (Lignite) aus Braunkohlenlagern nicht mit einbezogen, weil sie in der Regel bei archäologischen Grabungen nicht