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REKONSTRUKTIONEN KAISERZEITLICHER FIBELN Von Artur Pietzsch f 1. Die Fibel aus Grab 25 von Zauschwitz, Kreis Borna Im Leichenbrand des Urnengrabes 25 aus dem germanischen Gräberfeld von Zauschwitz, Kreis Borna, geborgen im Jahre 1955, befanden sich unter anderem Schmuckreste, die auf ein Frauengrab schließen lassen. 1 Unser besonderes Interesse erregte eine fast komplette, aber deformierte, seltene Fibel (Abb. 1). Sie stellt einen stilisierten Rinderkopf mit sauber ausgeschweiften, großen, hoch und etwas nach vorn gerichteten Hörnern dar. Die Spitzen der Hörner schließen mit etwas länglichen Halbkugeln ab. Diese Darstel lung zeigt deutlich, daß es sich nicht um eine naturalistische Darstellung des üblichen Hausrindes handelt. Bemerkenswert ist die betont heraus gearbeitete Blesse, die bis zur Nasenwurzel reicht, und das wahrschein lich zum Brüllen leicht geöffnete Maul. Unter den Hörnern befinden sich die anatomisch richtig angeordneten, stilisierten Ohren. Den Übergang löste der Hersteller mit bewundernswertem Geschick. Bemerkenswert erscheint der lange, dünne Nadelhalter. Dadurch nimmt der Rinderkopf beim Tragen der Fibel die natürliche waagerechte Stellung ein. Der eigentliche Fibelbügel, der noch den Rücken des Rindes andeutet, trägt als stabilster Teil der Fibel die breite Spiralmechanik. Die Sehne der Spiralfeder umgreift den Bügel nur von unten und garantiert so den festen Sitz. Die Achse der Spiralfeder läuft durch ein Loch am Ende des hier abgesetzten Bügels und ist vor ihrer beidseitigen Vernietung mit je einem in der Mitte eingedellten Röllchen abgesichert. Die Verbiegung der Fibel erfolgte schon vor der Leichenverbrennung, in dem der lange Nadelhalter mit Nadel unter Gewaltanwendung zur Seite gebogen und eingerollt wurde. Die Fibel ist wohl deformiert, aber in ihren Teilen noch vollständig erhalten gewesen. Im Feuer hat sie nicht die große Hitze bekommen, die zum Schmelzfluß geführt hätte, nur an der Außenseite des dünnen umgebogenen Nadelhalters hat sich die Struk tur im Feuer schon gelockert, dabei ist auch an zwei Stellen die Sehne und die eine Hälfte der Spirale abgefallen. So erklärt sich auch, daß diese 1 E. Meyer 1969, S. 45, 121, 200 und Taf. 1 und 30.