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«he«»itze» «»zeige» »»* «ladldotr. Rr. 4». Sonnabend. 28. Februar 188V. ««kt« 2. — AuS Brauuschweig wird berichtet: Tin orthodoxer Pastor hatte kürzlich seine Gesinnungsgenossen zu einer Versammlung nach hier «ingeladen, um über die Frage zu diSkutiren: „Was dürfen, können und sollen wir Geistlichen thun in der gegenwärtigen Krise unseres Landes?" Eiugeladen waren alle Geistlichen, »welche auf dem unanfechtbaren Boden des klaren Rechts bezüglich der Thron folge in unserem Herzogthum stehen." T» hatten sich auch nun etwa 10—12 geistliche Henen hier eingefunden. Als dieselben aber zum BersammlungSlokal der »Herberge zur Heimath" kamen, fanden sie den Saal auf Anordnung d«S Vorstandes verschlossen, und eS wurde ihnen bedeutet, daß man das Lokal nicht zu der Versammlung her- gÄen würde. Ferner wurde den Herren mitgetheilt, daß sowohl daS Staat-Ministerium wie das Konsistorium die Abhaltung einer solchen Versammlung überhaupt verboten haben. Oesterreich Ungarn. Der im österreichischen Nationalitäten tableau andauernde Sprachenzwist ist dieser Tage in Jstrie« zu Tage getreten. Ein Triester Telegramm der »N. Fr. Pr." wollte wissen, daß am Montag in dem istrianischen Orte Tastua ernste Un ruhen vorgrkommen seien. Gegen eine Verfügung deS Gemeiudevor- standeS, daß alle italienischen Aufschriften in den Straßen zu entfernen und durch kroatische zu ersetzen seien, hätte sich nament lich die Bevölkerung der Umgebung aufgelehnt, so daß die Gendarmerie ringreisen mußte. Ja eS sollte die Entsendung einer Jnfanterieab theilung aus Fiume nach Castua in Aussicht genommen sein. Nach träglich stellt sich indeß heraus, daß in den Bericht der „N. Fr. Pr." «in gutes Stück Uebertreibung sich eiugeschlichen hat; eine Depesche deS ,W. T. B." bezeichnet namentlich die Meldung, wonach militärische Hilfe herbeigcholt worden wäre, als unrichtig, will auch nicht zugeben, daß die Vorgänge in Tastua den Charakter »ernst^ Unruhen" trügen. ^ ^ Italien. Die Italiener beabsichtigen, wie es heißt, noch vor > -er heißen Jahreszeit, di« in Mafsauah an der Bai von Aduli» be sonders empfindlich ist, in das Hochland, welches unmittelbar hinter der Küste beginnt, eventuell bis Keren, vorzudringen und dort auf dem andauernd kühlen und gesund gelegenen Hochplateau Sommer quartiere zu beziehen. England. Presse sowohl als öffentlich« Meinung zeigen sich von dem bisherigen Verlauf der großen politischen Debatte de» Unterhauses nur sehr mäßig befriedigt, und wenngleich man den r Angriffen der konservativ-radikalen Opposition kein übergroße- Ge wicht beilegt, so erregt eS doch einige- Befremden, daß Mr. Glad- stone zu seinen Gunsten keine stichhaltigeren Argumente ins Feld führt, als man sie au- seinen bezüglichen Reden jetzt kennen gelernt 'Hat. Bor allem ist eS die »Times", welche sich über Gladstone's rednerische Leistungen in hohem Grade enttäuscht ausspricht. Die Stimmung im Lager der Regierungsanhäuger ist demgemäß auch nichts weniger denn zuversichtlich. — Amtliche Berichte von der .Sudanexpedition fehlen nun schon seit mehreren Tagen vollständig. Gerüchtweise verlautet, die Rebellen hätte» vor Kassala eine empfind- liche Niederlage erlitten, stäuben aber um Suakin in einer Stärke von 80,000 Mann konzentrirt. Dem neuen, im Hauptquartier Wolstley'S entworfenen FeldzugSplsn zufolge solle General Brackenbury .einen Vorstoß bis Abuhamed machen und dort den Sommer über verschanzt bleiben. Wolseley bleibe in Korti. Der gleichzeitige Vorstoß über Berber nach Khartum solle im Herbst erfolgen. Rustland. DaS »Journal de St. PeterSbourg" zeigt sich sichtlich befriedigt von dem Vertrauen, welche- das englische Tory- »itglied Mr. Croß zu der Gewissenhaftigkeit hege, womit Rußland seinen in Mittelasien übernommenen Verpflichtungen Nachkommen zu wollen erklärt habe. Indeß macht das genannte Blatt doch darauf aufmerksam, daß die fraglichen Verpflichtungen keineswegs aus von der russischen Regierung abgegebenen „Erklärungen" herrühren, sondern aus einem zwischen Rußland und Großbritannien in den Jahren 1872/73 abgeschlossenen Arrangement. Dieses Arrangement aber sei zweiseitiger Art. ES schließe ebensowohl auch für die englische Re gierung die Verpflichtung rin, nicht zu dulden, daß die der englischen Einflußsphäre zugehörigen Staaten die dieser Sphäre gezogenen Sreuzen überschritten. Türkei. Aus Konstantinopel wird der „Pol. Korr." ge schrieben, daß die Behauptung von einer bevorstehenden Enthebung deS ottomanischcn Botschafters in London, Mussurus Pascha, von diesem Posten der Begründung entbehre. ES habe allerdings eine Zeit gegeben, in welcher man den ziemlich trüben Berichten MussuruS Pascha's über die Aussichten tiner Verständigung mit England ge ringere« Kredit entgegenbrachte, den unbefriedigenden Stand der Dinge ihm selbst zur Last legw und sich von einem Wechsel in der Person de- Unterhändler- Mancherlei versprach. So entstand die Spezialkommission Hassan Fehmi'S. Gerade diese habe aber die Stellung de- Botschafter- befestigt Es habe sich bald gezeigt, daß seine Berichte und Schilderungen der Sachlage korrekt und begründet waren und Mussurus Pascha werde daher auf seinem Posten bleiben. Chemnitz, den 27. Februar 1885. — Die Direktion de- Schlacht- und Biehhofs hier hat jetzt ihren ersten Bericht über die Verwaltung der Anstalt auf die Zeit vom 1. Dezember 1883 bis 31. Januar 1884 veröffentlicht. —A wurden vereinnahmt 18,436 M. au Pacht- und Miethgeldern, 875 M. l!« KeizungS-Entschädigung, 216,090 M. an Gebühren, 4811 M. für "Dünger, Blut. Milch und Abfälle, 2289 M. an un vorhergesehenen Einnahmen, 861 M, an Zinsen, 70 M. Brand- schäden-Konto und 29 M. für dis PensioH-Iusse. In Summa 240,964 M. Einnahme. Die sich in gleicher Höhe haltende Ausgabe zeigt folgende Einzelbeträge: 32,662 M. für Besoldungen. 2 89 M. filr Expeditionsaufwand, 13,819 M. für Arbeitslöhne, 11,084 M für allgemeine Betriebskosten, 34,697 M. für Futter und Streu, 3504 M für Bauaufwand, 3378 M. für Pachtgelder, Steuern rc., 83,882 M. für Verzinsung deS Anlage-Kapitals, 4520 M. für un vorhergesehene Ausgaben, 4180 M. für Einrichtung rc. — Ge: schlachtet wurden in dem oben angegebenen Zeitraum im Ganzen 7076 Rinder, 23,103 Schweine, 9986 Schafe, 20.707 Kälber, ZI Ziegen, 304 Pferde und 294 Hunde. — Stadttheater. Die am Donnerstag zur Aufführung ge langte Neuheit: A. L'ArrdngeS jüngstes Lustspiel „Der Weg zum Herzen" ging vor vollem Hause in Szene. Der Name des Ver fassers genügt ja, um dem Publikum die Gewährleistung eines vollen Lustspiel-Genusses zu bieten. Und n-aS man sah Und hörte, genügte wiederum, den, bewährten Ruf des gewandten Bühnenpraktikers weiter zu befestigen. Die Aufführung deS Stücke- ging, von einigen Keinen Dialog-Stockungen abgesehen, die bei einer ersten Aufführung unver meidlich scheinen, flott und frisch von sta'ten. Da unser Herr Schauspiel-Referent verhindert war, der ersten Aufführung dieser Neuheit beizuwohnen, so wird derselbe eine eingehende Besprechung d«S Stückes und seiner Ausführung nach der ersten Wiederholung des Lustspiels, welche bereits morgen Sonnabend erfolgt, zur Ver öffentlichung bringen. —* Von einem HauSboden an der Rudolsstraße waren ein Paar Frauenstrümpfe gestohlen worden. Durch die angestellten Er örterungen gelang eS, die Diebin in einer ledigen Arbeiterin zu er Mitteln, die in dem Hause bis vor kurzer Zeit gewohnt hatte. —* AuS einer verschlossenen Bodenkammer eines Hauses an der Salzstraße war ein Deckbett gestohlen worden. DaS gestohlene Bett wurde einige Tage später bei einem Trödler an der AugustuSburgerstr. hier vorgesunden, welcher angab, er von einer hiesigen Grünwaaren- händlerin gekauft zu haben. Die Händlerin, di« wahrscheinlich auch die Diebin ist, hat sich seitdem von Chemnitz entfernt. —* Gestern Nachmittag wurde in der Kutscherstube «ine- Gast- hofeS an der Langestraße hier ein Händler auS Hohenstein beim Stehlen ertappt. Derselbe hatte sich au» einem daliegenden Quersack 3 Paar Strümpfe augeeignet, diese aber, als er sich entdeckt sah, schnell wieder von sich geworfen. —* In den Zentral-Werkstätten grrieth «in Holzschneider beim Einbringen einer Pfoste unter die Kreissäge mit der rechten Hand in das Kammrädergetriebe, wobei ihm von dem Goldfinger daS Fleisch vom Knochen losgedrückt wurde. — Wie unpraktisch die Seitentaschen der Kleider unserer Damen find, mußte am Sonntag rin junge- Mädchen zu ihrem Schaden erfahren. Dieselbe war mit dem Töchterchen ihrer Wirthin in ein in Chemnitz beliebtes Theater gegangen, hatte daselbst die nöthigen Ausgaben gemacht und, nachdem sie zu Hause kam, ihr Portemonnaie mit ziemlich 5 Mark Inhalt vermißt. Nach ihrer Angabe ist es ihr gestohlen worden, muthmaßlich soll ein Knabe gemerkt haben, daß sie Geld bei sich habe. — Am Sonntag Abend 9 Uhr brannte in Dittersdorf das Seitengebäude deS GasthofsbesitzerS Kempe nieder. Brandstiftung wird vrrmuthet. — Eisenbahn Annaberg-Schwarzenberg. Am Sonn tag fand in Aunaberg eine Konferenz der Herreu Bürgermeister der Städte Annaberg, Buchholz, Schlettau, Scheibeoberg, Schwarzenberg und einer Anzahl vou Stadträthen und Stadtverordneten aus den selben Orten statt, um über da- Zustandekommen genannter Eisen bahnlinie zu verhandeln. Wie verlautet ist eine Verständigung über die einzuschlagenden Wege und zu erlassenen Petitionen erzielt worden TS würde das im Publikum sicherlich mit großer Freude begrüßt werden. Denn das Verlangen nach dieser Bahnlinie ist in allen betheiligten Orten sehr alt. — Der etwas bedrückende Punkt in dem allgemeinen Krankeu- kafsengesetz, »bei eintretenden Erkrankungen von Mitgliedern einer dreitägigen Karenzzeit unterworfen zu sein," ist seitens der König lichen Generaldirektion der Sächsischen Staatsbahnen mildernd dahin abgeändert worden, daß den Mitgliedern, welche das Unglück trifft, zu erkranken, auch die gesetzliche Unterstützung in Höhe der Hälfte des Lohnsatzes zu Theil wird, sobald die Krankheit drei Tage und länger andauert. Diese humane Handlungsweise hat unter den Tausenden von Eisenbahnarbeitern eine wahre Herzensfreude hervorgerufen und selbige zu größtem Danke verpflichtet. Vor Ein führung dieser gesetzlichen Krankenuntcrstützungskassen fand eine Karrenzzeit bei den Arbeitern der König!. Sächs. Staatsbahnen, wo denselben auch bei Nichtzahlung von Beiträgen ebenfalls die Hälfte Lohn 60 Tage lang fortgewährt wurde, nicht statt. — Dresden, 25. Februar. Die Maurer und Zimmerer von Dresden und Umgegend haben ihren Arbeitgebern ein Ultimatum zugehen lassen, in welchem sie fernerhin einen Arbeitslohn von 35 Pfennige für die Stunde, die Einführung eines nur lOstündigerr Normalarbeitstages und die Abschaffung aller und jeder Sonntags arbeit verlangen. Wenn die Meister auf diese Forderungen nicht eingehen, so soll demnächst ein Streik in Szene gesetzt werden. Um womöglich noch eine Einigung zu erzielen, soll am nächsten Sonntag Vormittag in Meinhold'S Sälen hier eine gemeinschaftliche Berathung der Arbeitgeber und Gesellen abgehalten werden, indessen steht nicht zu erwarten, daß di« Letzteren gelindere Saiten aufziehen werden. Die Arbeitgeber beklagen sich darüber, daß die Gesellen erst jetzt, unmittelbar vor dem Wiederbeginn der Bauthätigkeit, mit ihren Forderungen hervortreten, zu einer Zeit, wo die Meister bereits ibre Abschlüsse unter Zugrundelegung der alten Lohnberechnung gemacht haben. — Dresden. Das von dem Architekten Gurlitt bereits vor einigen Jahren ausgearbeitete Projekt eines Durchbruches von Altmarkt-Badergasse-Pirnaischer 'Platz scheint sich jetzt doch reali- siren zu wollen, indem dasselbe von einer am vergangenen Sonnabend in Brauns Hotel abgehaltenen zahlreich besuchten Versammlung so zusagen mit Enthusiasmus gutgeheißen wurde. DaS Projekt ist nun auch bereits dem Rathe empfohlen worden, dessen Billigung es ge- gefunden hat und wird nunmehr vom Kollegium der Stadtverord neten berathen werden. Die Durchführung des Projektes würde allerdings der Stadt einen Kostenaufwand von zirka 2 Millionen Mark verursachen, welcher Aufwand sich, wenn man eine Bauzeit von rund fünf Jahren annimmt, inklusive der Zinsen des Kapitals, der Planirungs- und Beschleußungskosten rc. auf vielleicht 4 Millionen Mark stellen dürfte. Wie man hört, soll zu dem beregten Zwecke von der Stadt eine Anleihe anfgenommen werden, indem es die Stadtverwaltung für angemessener findet, auf diese Weise, statt auS den vorhandenen Baarbestäoden, die erforderlichen Kosten zu decken. — In Colmnitz bei Freiberg lebt ein alter Veteran von 1812, Namens Fischer, genannt der alte Kinderfischer; derselbe hat den Feldzug nach Rußland und alle Mühseligkeiten desselben mit überstanden und befindet sich jetzt, nach einem Leben voll Armuth und Mühseligkeit, trotz seiner 97'/, Jahre noch leidlich wohl. Im vorigen Herbste besuchten ihn einige hohe Offiziere aus Dresden Diese hohe Ehre rührte den alten Mann bis zu Thränen. Und als die Herren ihn nach seinen Krieg-erlebnissen fragten, da wurde sein Geist lebendig, und er, der sonst nur schwer zu derartigen Mit theilungen zu bewegen ist, versenkte sich lebhaften Blickes in die schaurigen Zeiten, die so weit schon hinter uns liegen. Wie rüstig er noch ist, zeigt der Umstand, daß er kürzlich beim Fest des Colm nitz» Militärvereins bis 2 Uhr früh in heiterer Stimmung auSge- halten hat. Das ganze Dorf liebt und ehrt den würdigen Greis und es ist ihm wohl zu gönnen, daß die bittere Noth, die den kinderreichen armen Mann sein Lebtage nicht verlassen wollte, wenigstens in seinem ruhmreichen Alter durch edle Herzen von ihm ferngehalten wird. Seine Tochter, eine alte Wittwe, pflegt und versorgt ihn jetzt. — Nossen. Der für die hiesige Gewerbe- und Industrie- Ausstellung eingesetzte Gesammtausschuß hat in seiner Sitzung vom 22. d. M beschlossen, daß Gegenstände, welche den Patent» oder Musterschutz genießen, auch hier ausgestellt werden können, selbst wenn in der betreffenden Branche bereits hiesige Aussteller angemeldet sind. Jedoch habin die Verfertiger patentirter Gegenstände einen hiesigen Vertreter zu ernennen. Auch können nach einem weiteren Beschlüsse Lehrlingsarbeiten ausgestellt werden. Erwähnt sei schließlich noch, daß mit der in Vorbereitung befindlichen Ausstellung auch eine Vieh ausstellung und Prämiirung von Fohlen und Jungvieh verbunden werden soll. Für diese Prämiirung sind bereits seitens deS Stadt rathS 200 Mark bewilligt worden. — Riesa. In Klappendorf bei Prausitz wäre am letztver flossenen Sonntag Abend ein junges Menschenleben beinahe daS Opfer eines rnchlosen Menschen geworden. ES hatte sich nämlich, vermuthlich stehlenshalber, ein Individuum in daS dortige Lommatzsch'sche Gut eingeschlicheu und war von der Wirthlchasterin, der 20 jährigen Emilie Zieger, bemerkt worden. Es wurde ihr von dem Strolche sofort mit einer Radehacke ein Schlag versetzt, der sie zu Boden warf, und hierauf hat der Räuber, um ihre Hilferufe zu ersticken, versucht, sie zu erwürgen. Durch hinzukommcnde Mägde deS Gute- ist der Strolch jedoch gezwungen worden, die Flucht zu ergreifen. Als deS raubmörderischen Attentates genügend verdächtig ist bereits am Diens tag ein gewisser Hofmann (20 Jahre alt) auS Gröba verhaftet und dem Amtsgericht Riesa etngeliefert worden. Der Genannte ist vor zwei Jahren beim Gutsbesitzer Lommatzsch in Diensten gewesen und daher mit den lokalen Verhältnissen des betr. Gute- vertraut. — Mord oder Selbstmord? Da» »Wocheublatt für Liudenau-Plagwitz" schreibt unterm 26 Februar: Wir hatten in der letzten Nummer unsere» Blattes mitgetheilt, daß die Ehefrau de» au hiesiger Amalienstraße Nr. 4 wohnenden Fabrikschkvfser« Pfau a» Nachmittag deS Montag im Keller ihre» Wohnhauses entseelt auf. gefunden worden ist und daß man annahm, dieselbe habe sich daselbst erhängt, nachdem sie vorher versucht habe, sich mittelst eine» Beil« am Kopfe tödtliche Wunden beizubringen. Jetzt kommt mau aber auch bei einem Theile unserer Bevölkerung zu einer anderen Annahme der sich, wie eS scheint, auch da» Gericht «icht verschließen kan«; man glaubt nämlich, daß die Frau getödtet worden ist, und findet dies Gerücht besonder» deshalb Nahrung, weil der Ehemann der Pfau am Dienstag Abend verhaftet und am Mittwoch Nachmittag auf Antrag der Staatsanwaltschaft an daS LandgerichtSgefängniß i» Leipzig abgeliefert worden ist. Ob der Schlosser Pfau am Tode seiner Frau eine direkte Schuld trägt, läßt sich bi- jetzt nach Lage der Sache nicht entscheiden, doch wird hoffentlich die eivgrleitete Untersuchung Licht in die Sache bringe». — In Schedewitz bei Zwickau hat am Donnerstag ein Un bekannter aus eine vorgezeigte Legitimation 200 Mark bei dortiger Postexpedition erhoben. ES hat sich ergeben, daß die betr. Legitima» tiou gefälscht war. — Sayda Am vorigen Montag fand man endlich die Leiche de» seit dem 23. Dezember vorigen Jahre- vermißten Einwohner- Sch. auS Zethau. Derselbe war an jenem Tage mit Besen in verschiedenen Ortschaften hausiren gewesen und zuletzt bei Verwandten auf dem Zehntel bei Großhartmannsdorf eingekehrt. Bon da hatte er spät Abends den Heimweg angetreten, war jedoch nicht nach Hause zurückgekehrt. Wahrscheinlich hat er sich bei dem Nebel» der au jenem Tage herrschte, verirrt, hat vor Müdigkeit nicht weiter gekonnt u d ist so erfroren. Man fand ihn unweit des Dorfes mitten auf freiem Felde, mit dem Kopfe auf seinem Handschlitten liegend, auf. — Stromer-Frechheit. In Greiz wurde am Dienstag der Schutzmann Händel von einem Strolche, den er nach seinen Legiti mations-Papieren gefragt, am Halse gepackt, gewürgt und im Gesicht zerkratzt, sodaß das Blut herabströmte. Schließlich schlug der Strolch den Schutzmann mit seinem derben Stock dermaßen über den Kopf,, daß derselbe krank und dienstunfähig darniederliegt. Der Thäter,. welcher sich als der Z-ugschmied Karl Krüger aus Poehlitz bei Stettin entpuppte, wurde darauf festgenommen und per Schubkarren in eine Zelle im RathhauS gebracht, von wo er der fürstl. StaatSauwalrschast zugeführt wurde. — Reichenbach. Am Dienstag Abend verschied in seinem- 60. Lebensjahre Herr Friedrich Otto Haun, seit 1>57 Redakteur und Verleger de» „Reichenbacher Wochenblattes und Anzeiger-". Ein schweres körperliches Leiden hielt denselben schon seit Monaten an das Krankenbett gefesselt, and die von ihm gehegte Hoffnung aus Genesung erfüllte sich leider nicht; nur der Tod erlöste ihn von seinen Schmerzen. — Eine ungewöhnliche Jagdbeute hat vor einiger Zeit ein Rittergutsbesitzer zu Rennersdorf bei Stolpen gemacht; derselbe bemerkte in der Nähe seines Gute« einen großen Vogel mit rost braunem Gefieder, schwarzem Schnabel und schwarzen Füßen, erlegt« ihn und ließ ihn in Dresden ausstopfen; hier wurde diese» ganz seltene Wild als ein kanadischer Schwan erkannt, der wahrscheinlich , aus seiner nordischen Heimath, Norwegen und Schweden, durch den Sturm verschlagen worden ist. — Die Fälle der durch leichtsinniges Gebühren mit Schußwaffe» herbeigeführten Unglückssälle mehren sich fast von Tag zu Tag. Beim Spielen mit einem geladenen Teschin schoß am Montag ein Mühl bursche in HermSdorf bei Radeberg einem Kollegen eine Kugel in den Unterleib, wodurch derselbe lebensgefährlich verletzt wurde. — Bautzen. Grüllich, der Mörder deS Haus- und Feld» besitzerS Lufft in Eibau, hat seine That bereits eingestanden. Er erzählte, daß er drei Stunden lang bei Lufft gewesen sei und mit demselben Kaffee getrunken habe; als Mordinstrument habe er einen acht bis neun Zoll langen, auf der einen Seite breiten, an der an deren spitzigen Hammer verwendet. Grüllich ist 38 Jahre alt, verheirathet, Steinllopfer, Vater von vier Kindern und war bereits wegen Diebstahls, Wilddieberei und schwerer körperlicher Beschädigung mit mehreren Jahren Zuchthaus bestraft. Er beging bei dem Verhör die Un» Verschämtheit, sich dahin auszureden, daß ihn seine Gattin zum Raub morde verleitet habe. Der Ermordete stand in ziemlich gleichem Alter, ist mit dem Mörder in die Schule gegangen und war ledig; er genoß den Ruf eines Sonderling» und eines sehr sparsamen Mannes. — Mit Rücksicht auf neuerliche Vorkommnisse und im An schlüsse an die von der Preußischen Regierung verfügte gleiche Maß» regel ist vom König!. Ministerium des Innern auf Grund von 8 7 des Reichsgesetzes, betreffend die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen vom 23. Juni 1880, die Ein- und Durchfuhr»«» Schweinen auS Oesterreich-Ungarn bis aus Weiteres gänz lich unterlagt worden Für den kleinen Grenzverkehr bleibt jedoch den Bewohnern von Sächsischen Grenzorten nachgelassen, zum Schlachten bestimmte Schweine aus böhmischen Grenzorten bis zu zwei Stück nach Sachsen einzuführen. Sie haben sich diesfalls den Grenzzoll ämtern gegenüber als Bewohner von Ortschaften innerhalb de» Grenzbezirks zu legitimiren. — Von der böhmischen Grenze. Wer jetzt die langen auS Böhmen kommer.de« Gülerzüge beobachtet, der wird finden, daß dieselben größtentheils mit Holz beladen find; denn jeder Baumeister, jeder Holzhändler, jeder Brctwaarenfabrikant rc sucht jetzt noch so viel Holz, als nur möglich ist, aus Böhmen zu beziehen, um den Zoll zu sparen. Die Kohlenschächte des Zwickauer und Lugauer Bezirks wollen noch vor Eintritt der Zollerhöhung ihren Bedarf an Schachtholz decken, und eine große Zahl Sächsischer Holzhändler will ihre in Böhmen eingerichteten Holzlager schnell noch nach Deutschland verlegen, um nicht durch höheren Zoll die Maaren zu vertheuern. ES wird übrigens nicht blos Bauholz, sondern auch viel Pfosten, Breter, Latten rc. aus Böhmen bezogen, was unseren Bretschneide« Mühlenbesitzern nicht angenehm ist. Die starke Holzzufuhr dauert schon mehrere Wochen. Elektrische Eheaterbeleirchtung. — »Hätte die elektrische Beleuchtungsprob-, welche die städtische Gasanstalt vor ihrem Grundstücke an der Zwickauer- straße mit Erfolg unternommen, so daß jetzt, wie man hört, eine zweite Maschine dort ausgestellt werden soll, nicht auch im Stadttheater stattfinden können?" So hörten wir von verschiedenen Seiten fragen. Da daS Interesse für elektrische Theaterbeleuchtung auch hier steigt, je mehr die Bühne unserer „Großstadt" fortschreitet in der Dar bietung von Glanzausstattungen (z. B. „Walküre"), bringen wir in Folgendem einige Notizen über: Die elektrische Beleuchtung der Theater in München: Gelegentlich der internationalen Elektrizitätsausstellung zu München wurden aus Veranlassung Sr- Exzellenz des Generalintendanten Frhrn. ». Perfall vor sämmtlichen Intendanten und Direktoren der deutschen Bühnen Belcuchtungsversnche auf einer hierzu errichteten provisorischen Bühne auS- gesllhrt. Diese Versuche sowohl, als namentlich auch die mannigfachen Prob«, welche während dreiviertel Jqhren in dem durch die Deutsche Evison-8esell< schast probeweise beleuchteten kgl. Residenztheater angestell« wurden, habe»