Volltext Seite (XML)
Vroollyn, 1». November 1864. und^ ist die Brücke binnen fünf Minuten nicht herabgelassen, so laßt fie erschießen." (Fortsetzung folgt.) nSv r r " > i , Briefe -ns Nordamerika. IV. hn zu verdrängen und den General ^WWMDringen. r ES hat sich nun klar gezeigt, daß fie in den Staatm, welche bis jetzt die Nordunion bilden, ganz entschieden in der Minderheit sirid, und gar keine bilden, ganz entschieden Aussicht haben zur Herrschaft und, was hier, immer die Haupt- ßache ist, in den Besitz der einträglichen Stellen zu gelangen. Mit der Wiederwahl ist die Fortdauer des bisherigen Systems "Uk Abraham Lincoln ist wiedergewählt worden, obwohl seine erbitterten Gegner, die Demokraten, fast übermenschliche An strengungen gemacht hatten, ihn zu verdrän Mac Clellan an seine Stelle zü bringen, ( entschieden und der Krieg gegen die Conföderirten soll in der bißherigeu Weise weiter geführt werden. Fünftehalb Jahre lang bleibt die republikanische radikale Partei, welche sich jetzt umge tauft, hat und Unionspartei nennt, Beherrscherin dieser Union, eS ist aber eine große Frage, ob dieselbe im Jahre 1869 über haupt noch besteht; wenigstens prophezeien hier viele, daß sie dann längst aus den Fugen gegangen sein werde. Doch darüber kann nur die Zeit Auskunft geben; ich will darüber keine Spekulationen einstellen, sondern lieber die Ver hältnisse charakterisier», wie sie gerade jetzt sind. Vor einigen Monaten war offenbar ein großer Rückschlag in den Gesinnungen des Volkes vorgegangen; man verzweifelte schon daran, die Conföderirten unt den Waffen zu besiegen und war zu Unter handlungen und Waffenstillstand geneigt. Als aber General Sheridan in Georgien wirkliche und Grant in Virginien schein bare, von der Reglerungspresse ungeheuer übertriebene Bortheile erkämpfte, wandte sich das Blatt und die Stimmung war wieder für Fortsetzung des Krieges. Gleichzeitig wurde die Spaltung unter den Republikanern beseitigt, indem der Lincoln-Flügel den Anhängern Fremonts einige tausend einträgliche Aemter versprach. So wurde durch einen Schacher diese Opposition unschädlich ge macht. Fremont hatte, als Gegenkandidat Lincolns, gegen diesen ein grimmiges Manifest erlassen, in welchem er ihn als einen durchaus hartnäckigen, unfähigen, ungebildeten und rohen Menschen hinstellte, welcher das Land zu Grunde gerichtet habe und dessen Wiedererwählung als ein grenzenloses Unglück be trachtet werden müsse. AlS dann aber die guten Angebote kamen, gaben die Fremontleute thunlichst ihren Widerstand auf und nahmen lieber die fetten Stellen, welche ihren Mann gut nähren. Die militärische Lage hat sich für die Union nicht im Mindesten gebessert: kein Mensch glaubt, daß der Krieg in Jahr und Lag beendigt sein werde. Hat doch vor ein paar Wochen General Sherman zu Atlanta in Georgien öffentlich erklärt, daß seiner Ansicht zufolge der Krieg erst in seinen Anfängen sei und daß überall im Süden des Ohio die Union keine Quadratmeile Landes besitze, welche sie nicht mit den Waffen behaupte; die Feindseligkeit der ^Rebellen sei größer als je. Sherman befindet sich immerhin in einer bedenklichen Lage, da er vor Atlanta nicht vorwärts kann und in seiner Rückzugs- Linie immerfort bedroht wird; Texas ist ganz im Besitze der Conföderirten geblieben, Louisiana und Arkansas sind es zu zwei Dritttheilen und die Union bedarf beträchtlicher Streitkräfte, um sich zu behaupten. Das entsetzlich verwüstete Missouri war vor einem Monate zu mehr als der Hälfte für die Union verloren, doch sind dort die Conföderirten zurückgedrängt worden. Tennessee und Kentucky erfordern, bei der südlichen Geflnyung dis Volkes, eine große Streitmacht. Grant rückte im Mai mit 150,000 Mann gegen Richmond und wollte das Pfingstfest in der Re bellenhauptstadt feiern; er steht aber noch heute vor dem kleinen irt aller Eile befestigten Petersburg, und hat noch nicht einmal dieses nehmen können. Allein dieser fruchtlose Sommerfeldzug, bei dem auf Seite der Union mehr ^alS 100,600 Mann ver loren gingest, hat mehr als 250,000,600 Dollars gekostet. Der Südgeneral Robert Dee behauptet seinen Platz, während sech- UnionSgenerale nach einander ihm nichts anhaben konnten, son ihm da-Held räumen mußten: Mac Dowell, Mac Clellan, Neger unter stens dreimal so groß ist , wie jene- der Staaten de- deutschen Bundes, und haben mehr als 300,000 weiße Männer unter den Waffen Lincoln hat außer seinen 150,000 Soldknechten, für deren Anwerbung, nach amtlichen Angaben, allein vom April 1863 bis August 1864 nicht weniger als 160 Mill. Dollars Anwerbeprämie bezahlt worden sind, noch 170,000 Neger unter die Fahne gebracht und gegen weiße Menschen in- Feld geführt. Der Süden hat gar keine Miethlinge in seiner Armee, aber jetzt bewaffnet er seine Neger und das erscheint als eine ganz neue Wendung in diesem gräßlichen Kriege. Während desselben haben fich die Sklaven mit musterhafter Treue gegen ihre Herren benommen; während diese im Felde standen, haben jene mit Frauen und Kindern den Acker bestellt, und der Süden hat gerade in diesem Jahre eine sehr reichliche Erndte gehabt. Die von den Unionisten geraubten Schwarzen sind zu Tausenden, theilweise sogar in Waffen und als Unionssoldaten, desertirt und wieder zu ihren Herren gegangen; eS ist den Unionisten trotz aller Anstrengungen nicht gelungen, auch nur einen einzigen Sklavenaufstand zu erregen. Nun will der Süden 300,000 seiner Neger ins Feld stellen und die kräftigsten aus seinen noch immer mehr als dritthalb Millionen Sklaven auswählen. Jeder schwarze Soldat wird frei und erhält 50 Acres (7b Magdeburger Mor gen) Land als Eigenthum. Es wird auf solche Weise den Con föderirten leicht, ihre Streitmacht um eine viertel Million Kämpfer zu vermehren. Präsident Jefferson Davis hat gesagt: „Wir wollen um jeden Preis die Unabhängigkeit von denPankeeS und wir werden unser gutes Recht auf dieselbe bis zum bittrrn Ende durchfechten." Dieser Entschluß hat unsere Radikalen überrascht, denn ans eine solche Maßregel waren sie nicht gefaßt. Nachdem binnen vierthalb Jahren schon beinahe drei Millionen unter die Fahnen gerufen worden sind, soll in der nächsten Zeit wieder eine Aus hebung ausgeschrieben werden, denn eS fehlt im Feld an Mann schaft. Vor der Wahl hielt man damit zurück; jetzt find die Demokraten besiegt und man braucht nichts mehr zu schonen. Inzwischen wird der Krieg mit einer beispiellosen Barbarei ge führt. Um eingeäscherte Städte und dergleichen Dinge redet man kaum noch und sie sind so häufig, daß man sie in den Blättern einfach unter den LageSneuigkeiten ohne weitere Be merkung meldet, und damit bleibt die Sache auf sich beruhen. Aber ich will einen Fall statt vieler anführen, weil er charak teristisch ist. Vor Jahren schrieb ich Dir über Räuber- und Kopfabschneiderbanden im Staate Kansas; diese, und ihre An führer Montgomery und Jennison, hat Lincoln in seinen Sold genommen und fie haben in Missouri ganz entsetzlich gewirth- schaftet. Aber die Rache blieb nicht aus. In den Ersten Lagen des October überfiel der conföderirte General Anderson einen Bahnzug bei Centralia und nahm die auf demselben befindlichen Soldaten gefangen, hieß sie Linie formiren und sprach wörtlich: „Ihr Föderirten habt so eben sechs meiner Leute ge- Pope, Burnside, Hooket und Meabe, und der siebente, Grant, hat bisher trotz einer in der Geschichte aller Kriege beispiellosen Menschenvergeudung nichts auSrichten können; da- Bolk nenNt ihn nur General bvlober b. h. Fleischhacker, SchlächE^Mß fügt aber hirnu, daß er zum großen Theil irische- und deutsche- MethlingSgestndel (leatome mervensries) auf die Schlachtbank geführt habe. Vermittelst der aus mehr als 300 Kriegsschiffen bestehen den Flotte haben die Nvrdunionisten in Virginien Norfolk, in Nord Carolina New-Bern besetzt, aber alle ihre Bemühungen, auch nur wenige Meilen weit landeinwärts festen Fuß zu ge winnen, sind seit drei Jahren stets vergeblich gewesen. Charleston in Süd-Carolina wird seit zwei Jahren belagert und bombardirt, aber noch nicht einmal Fort Sumter hat. eingenommen werden können, viel weniger die Stadt, in welcher man dann und wann durch weittragende Bomben einige Häuser in Brand schießt, ohne dadurch irgend einen Zweck zu erreichen. An der Südküste ist Admiral Farragut mit einer gewaltigen Flotte in die Bay von Mobile gefahren, aber dabei ist eS geblieben; er liegt seit Monaten vor der Stadt, die inzwischen noch stärker befestigt worden ist. Die Conföderirten besitzen unbestritten ein Gebiet, da- wenig