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Abgaben in Geld auferlegte, ohne ihnen Straßen zu bauen, auf denen sie ihre Erzeugnisse an die Küste befördern können, um sie zu verwerthen. GroßbrLtauyien In London eingetroffene Nachrichten aus China melden von einer großen Hungersnoth, durch welche das „himmlische Reich" heimgesucht nurd. Spyniea. Ein Dekret der Königin ertheilt den bei den Aufständen von 1866 und 1867 kompromittirten Personen volle Be gnadigung. Ausgenommen sind nur die Flüchtlinge, welche bis her mcht nach Spanien zurückkehrten. Griechenland. Das neue Ministerium hat eine Pro klamation erlassen, worin es als eine der Hauptaufgaben der Negierung bezeichnet, die Opfer des Kampfes auf Kandia zu unterstützen, eines Kampfes, der ,^edes hellenische Herz rühre und dix Sympatbieen der christlichen Welt erweckt habe." Auch will das Ministerium den Umständen gemäß die Streitkräfte zu Wasser und zu Lande mehr und mehr entwickeln. Amerika. Ein in Washington abgehaltenes Massen meeting hat beschlossen, den Kongreß aufzufordern, die Rechte amerikanischer Bürger im Auslande zu schützen, insbesondere die Gewalttätigkeit britischer Behörden gegen amerikanische Bürger abzuwehren. — An anderen Orten fanden ähnliche von Feniern organisirte Meetings statt. — Laut Meldung aus Havanna ist daselbst das Personal der britischen Gesandtschaft in Mexiko auf der Rückreise nach London durchpassirt. " - - ------ ... .... .. E— Die Rose von Florida. Eine Erzählung aus dem nordamerikanischen Zndianerkriege. (Fortsetzung auS Nr. 7.) Während sich's der ehemalige Häuptling von Florida in der nordischen Waldeinsamkeit trefflich schmecken ließ, war seine Stirn doch nicht ganz wolkenfrei. Er gedachte des gestrigen Ge sprächs mit Zela. Sein Zorn erwachte bei der Leidenschaftlichkeit, die er mit allen Indianern theilte, jedesmal, sobald er sich des unehrbaren Verhaltens des Kapitäns Browns gegen seine Gat tin erinnerte. Nichts versetzt einen Indianer mehr in Wuth, als solche freventliche Verletzung des Gastrechts. „Wenn ich mit dem weißen Manne auf diesem Lebenswege noch einmal zusammentreffe," sprach er zu sich selbst, „wird es nicht gut. Er hat das heilige Gastrecht entehrt. Das allein schon verdient den Tod." „Hoffentlich," fuhr er in seinem Selbstgespräche fort, „wird es der weiße Mann nicht wagen, meinen Wigwam je wieder zu betreten, denn wie mir Zela mittheilte, hat sie ihn gebeten, nicht wiederzukehren. Sollte er die Verwegenheit dennoch haben, es zu thun, so werde ich Zela nicht erst über den See nach Orangen schicken. Sie soll Zeugin sein, wie der rothe Mann die Verletzung ssemes Wigwams zu rächen weiß." Ranko war mit seiner Mahlzeit soeben zu Ende, als der Himmel sich zu verdunkeln begann. Die Sonne verkroch sich mehr und mehr hinter schwarze Wolken und dgS in den Zwei gen unruhig auf- und niederflatternde Geflügel verkündete das Herannahen eines Gewitters. Schon begann in der Ferne der Donner zu grollen und warme Tropfen fiesen auf Kräuter und Blumen. Sturm gesellte sich zu dem Unwetter. Die Wipfel der alten Eichen schlugen ihre nassen Kronen rauschend aneinander. Der Regen nahm von Minute zu Minute an Heftigkeit zu. Ranko, ,der bei solchem Wetter voraussah, daß dabei sehr wenig oder gar keine Jagdbeute zu machen sei und ihn auch die dichtbelaubtesten Baumzweige keinen Schutz mehr gegen den Regen zu gewähren vermochten, beschloß den Heimweg anzutreten. Er hoffte seinen Wigwam auf kürzestem Wege zu erreichen, wenn er denselben zu Wasser zurücklege. Er eilte eine Strecke am Seeufer Entlang, wo er wußte, daß sein kleiner aus einem Baumstamme gezimmerter Kahn angebunden war. Er sprang in denselben und ruderte durch die brandenden Wellen nach der Gegend seines Migwams. Das Gewitter lag wie ein strenges Gericht des großen Gei stes über Wasser und Land. Der Regen rauschte in Strömen. Der Donner rollte ununterbrochen, von den goldenen Bändern der Blitze durchzogen, diehqS nächtige Dunkel auf Augenblicke erhellten und Layd und See in yexklärte Beleuchtung setzten. Ranko als kraftvoller, kunstgeübter Schiffer war mit seinem schwachen Fahrzeug bis in die Mitte deS Sees gelangt, wo sein Wigwam in einiger Entfernung am Ufer gegenüber lag, als plötzlich weiblicher Weh- und Hilferuf an sein erschrecktes Ohr tönte. Mit Entsetzen erkannte er die Stimme. Es war der ver- zweiflungsvolle Hilferuf seiner Gattin. Vergebens irrten seine Blicke in der Dunkelheit nach der Gegend seiner Hütte. Nichts war zu erkennen; nur der Jammerruf Zela's schlug immer von Neuem an sein Ohr. „Sam, Sam!" tönte es herzzerreißend über die stürmenden Wellen, „man mordet Deine Gattm!" Ranko s Ver zweiflung stieg aufs Höchste. Krampfhaft packte er das Ruder. Da erhellte ein flammender Blitz die Gegend weit umher. Ein erderschütternder Donnerschlag folgte. Der unglückliche Gatte schaute starr nach seinem Wigwam und das Blut stockte ihm in seinen Adern. Er erkannte seine geliebte Zela gebunden vor dem weißen Manne zu Pferde sitzend, welcher letzterer mit seiner Beute eilends das Weite suchte. Ein zweiter Reiter folgte. Doch war dieses entsetzliche Bild nur die Erscheinung eines Augenblicks und nächtige Dunkelheit hüllte die Verbrecher wieder in ihren schwar zen Mantel. Die unbeschreiblichste Angst bemächtigte sich des sonst so gestählten Mannes. Seine sichere Hand zitterte. Obschon er den See bei jedem Wetter befahren und jede Stelle desselben kannte, vermochte er jetzt, wo schleunigste Eile von Nöthen, den Landungsplatz nicht aufzusinden. Er rannte das zerbrechliche Fahrzeug an einen Baumstamm, der vom Sturme gebrochen, in den See gestürzt war. Es schlug um. Mit rüstigen Armen, das Feuerrohr zwischen den Zähnen, theilte er die Wellen und gelangte an's Ufer. Triefend stürzte er in seine Hütte. Sie war leer und öde. Feuerrohr und Pulver waren durchnäßt und un brauchbar geworden. Voll Wuth warf er die unnütze Waffe zu Boden, daß sich der solide Lauf bog und ergriff die Streitaxt. Wie eine gereizte Löwin, der man ihr Junges geraubt, stürzte er fort den Räubern nach. Brüllend erscholl sein Schlachtruf durch den Donner des Himmels, während der mit eisernen Spitzen besetzte Kolben seiner Streitaxt wiederleuchtete im Flam menschein der Blitze. Dem Hirsche ähnlich setzte er über Baum stämme, Gräben und Bache, und ununterbrochen tönte sein Schlachtruf. Die Berathung. Da, wo der Urwald am tiefsten nachtet, von dichtstehenden himmelhohen Eichen umwachsen, deren Moose und Schlingpflanzen wie ein grüner Teppich von den Aesten bis herab zur Erde langen und durch welche nur mit der Art ein Weg zu bahnen, saßen an einer geklärten Stelle vier Indianer um ein helllodern des Feuer. Es war Oriola mit seinen drei Schwiegersöhnen, sämmtlich Häuptlinge der Mandanen. Ihr Kopfhaar war bis auf ein dünnes Büschel in der Mitte des Schädels abgeschoren. Dieses Büschel in einen Zopf geflochten und mit einer schwar zen Feder geschmückt bezeichnete den Häuptling, während die übrigen Krieger eine weiße Feder trugen. Nur im Kriege schmück ten sie sich auf diese Welse, in Friedenszeiten ließen sie das Haar wachsen. Oriola hatte die geheiligte Kriegspfeife angezündet. Diese Pfeife faßt ungefähr ein halbes Pfund Tabak und kommt nur bei hochwichtigen Angelegenheiten und Berathungen in Gebrauch. Der nordamerikanische Indianer legt überhaupt großen Werth auf reifliche Ueberlegung, indem er die dem Kriegsgotte geheiligte Pfeife raucht. Er glaubt hierdurch den Geist jenes gewaltigen Gottes auf die Versammlung herabzurufen.. Bei solchen Bera thungen, welche mit ernster Feierlichkeit und einer merkwürdigen Ruhe abgehalten werden, geht die Pfeife von Hand zu Hand. Jeder der Anwesenden thut einige Züge, gibt in möglichst kurzen Worten seine Meinung über die obschwebende Frage und reicht die Pfeife dem Nachbar. Der Indianer hält es überhaupt für unmännlich, seine Ge- müthsbewegungen, seien sie durch Freude oder Schmerz erregt, durch äußere Zeichen an den Lag zu legen. Seine Gesichtszüge behalten darum stets den Ausdruck einer unerschütterlichen Festig keit. Nie prägen sich Freude oder Schmerz auf demselben aus; nie entlocken Verwundungen oder andere körperliche Schmerzen seinem Auge eine Lhräne.