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Dresden, den 27. Januar. — Vom Landtage. In einer fünfstündigen Abendsitzung, von 6 bis 11 Uhr, verhandelte am vergangenen Freitage die zweite Kammer über den Bericht ihrer Finanzdeputation, den Gesetzentwurf über weitere Abänderung und Ergänzung der Gewerbe- und Personalsteuer betreffend. Im Eingänge des Berichtes giebt der Referent eine Zusammenstellung der bisherigen gesetzlichen Be stimmungen, auf welche näher einzugehen der Raum uns leider nicht gestattet. Ehe er sich jedoch zu den einzelnen Paragraphen des Entwurfes wendet, wird hervorgehoben, daß schon am 17. Dec. v. I. sich in der Deputation eine Majorität (Oehmichen, Hecker, Müller, vr. Hertel, Heinrich, Mammen) und eine Minorität (Seiler, Uhlemann) bildete. Während die Majorität auf die Be- rathung des Dekrets einzugehen beschloß, machte die Minorität dies von einer Mittheilung der Regierung abhängig, durch welche sie erfahren wollte, was auf die ständischen Anträge: 1) Erörterung des Verhältnisses der Gewerbesteuer zur Grundsteuer und 2) Erörterung des Verhältnisses der neu kultivirten Ländereien zu den aufliegenden Steuereinheiten geschehen sei. Am 9. d. M. kam nun der auf Ab lehnung der Novelle gerichtete Günthersche Antrag in die Deputation, durch den sich zwar die Majorität in ihrem Beschlusse nicht wankend machen ließ, der jedoch die Minorität zu einem Proteste gegen die Berathung ohne spezielles Eingehen auf den Güntherschen Antrag veranlaßte. Eine Verpflichtung zu solchem speziellen Eingehen stellte hie Majorität in Abrede, war jedoch der Ansicht, daß es der Mi norität durchaus freistehen müsse, die Güntherschen Anträge schon jetzt eingehend zu behandeln und ihre Ansicht ausführlich zu begründen. Nachdem überdies der Minorität die Versicherung ertheilt worden war, über den Güntherschen Antrag die Ansicht der Regierung hören zu wollen, zog Seiler den Protest zurück. Der Herr Finanzminister hat nun auf Ansuchen der Deputation folgende Erklämng gegeben: Die Staatsregierung theile die Ansicht, daß das ganze System unsrer direkten Besteuerung einer gründlichen Revision und nach verschiedenen Seiten hin der Abänderung bedürfe. Dem Anträge der Herren Abgeordneten Günther und Genossen aber — insoweit derselbe dahin gehe, noch dem jetzigen Landtage Entwürfe eines neuen Ge werbe- und Personalsteuergesetzes und eines neuen Grundsteuergesetzes vorzulegen — könne die Regierung in keinem Falle zustimmen, da diese Vorlagen so gründliche und umfassende Vorarbeiten voraussetzten, sowie in den Deputationen und Kammern so eingehende und zeit raubende Berathungen nöthig machen würden, daß die für den jetzigen Landtag voraussichtlich noch anzunehmende Zeitdauer zu einer gründlichen Erledigung derselben bei Weitem nicht ausreichen würde. Sollte dagegen ein Antrag etwa des Inhalts an die Regiemng kommen: daß dieselbe dem nächsten ordentlichen Landtage eine, auf eine mehr oder minder eingreifende Reorganisation unsers direkten Besteuer ungssystems abzweckende Vorlage machen und zur Vorbereitung derselben sofort nach Schluß des gegenwärtigen Landtags eine aus Grundbesitzern und Gewerbe- und Personalsteuerpflichtigen zu sammengesetzte Kommission zu dem Zwecke bilden möge, um, nach Befinden unter Zuziehung praktischer Steuerbeamten, der Regierung deshalb gutachtliche Vorschläge zu machen, so würde die Regierung einem solchem Anträge nicht entgegentreteu. Was hiernächst die in dem Anträge der Abgg. Günther und 40 Ge nossen zur Erwägung empfohlenen 11 einzelnen Punkte anlange, so müsse sich die Regierung zur Zeit eines jeden Eingehens auf die selben enthalten, theils weil auch dies ohne eine vorhergehende, gründ liche und aufhältliche Prüfung nicht möglich sein, theils weil, wenn ein Antrag der vorhin gedachten Art an die Regierung kommen sollte, es nicht einmal ganz angemessen erscheinen würde, den Berathungen und Beschlüssen der niederzusetzenden Kommission durch eine amtliche Erklärung der Regierung über einzelne Fragen vorzugreifen. Doch werde die Regierung jene 11 Punkte, wenn sie ihr von den Kammern zur Erwägung empfohlen würden, nicht nur selbst einer gründlichen Prüfung unterziehen, sondern sie auch der, nach dem Obigen nieder zusetzenden Kommission mit vorlegen und der letztem anheim geben, dieselben ebenfalls zu prüfen und, soweit es mit der beabsichtigten, möglichst gerechten Vertheilung der direkten Steuern vereinbar sei, zu berücksichtigen. Die Majorität findet kein Bedenken, obigen von der Regierung selbst formulirten Antrag der Kammer zur Annahme zu empfehlen. Die Minorität (Referent Seiler) hat zunächst den Güntherschen An trag (vergl. Nr. 3) einer eingehenden Berichterstattung unterzogen und ist dabei zu der Ansicht gelangt, daß nur durch Aufsuchen und Einführung eines durchgreifenden, allgemeinen und gesunden Prinzips in unsere direkte Besteuerung zu Helsen sei und ein gerechterer und befriedigenderer Zustand hergestellt werden könne, so daß der Theil des Antrags von Günther und Genossen, der dahin gehe: „die Re gierung zu ersuchen, ein den veränderten Verhältnissen entsprechendes neues Gewerbe- und Personalsteuergesetz und, insoweit dabei noth wendigerweise auch das Verhältniß zur Grundsteuer in Frage kommen muß, auch ein abgeändertes Grundsteuergesetz vorzulegen," vollkommen gerechtfertigt erscheine. Der weitere Wortlaut des Antrags, daß „die Vorlage noch dem jetzigen Landtage gemacht werden solle," scheine zwar durch die anerkannte Dringlichkeit einer Steuerreform und da durch begründet, daß bei zu verhoffender beschleunigter Erledigung so wichtiger Reformen man nicht vor der möglichen Verlängerung des Landtags zurückschrecken dürfe. Dagegen dürfte aber der jetzige Zeit punkt der Theuerung und Stockung im Betriebe der Gewerbe und des Handels wegen nicht ganz geeignet erscheinen, um auf sofortiges Einbringen bezüglicher Vorlagen zu bestehen, und jedenfalls wäre auch die königl. Staatsregierung vor Schlüssigmachung über die Wünsche der Petenten zu hören. — Nach einer sehr eingehenden Er örterung der 11 Punkte in dem Günther'schen Anträge schlägt dann die Minorität der Kammer folgenden Beschluß vor: Nachdem Oriola die Kriegspfeife seinem ältesten Schwieger- Tom Alek übergeben, verharrte er noch geraume Zeit in tiefem Schweigen. Endlich erhob er seine Stimme und gefolgt von der gespanntesten Aufmerksamkeit seiner Schwiegersöhne, sprach er in tiefem, von langen Absätzen unterbrochenem Tone: „Ein Verbrechen ist begangen worden von den weißen Männern, wie da seit langen Jahren nicht vernommen worden in unsern Wäldern; denn seit dem letzten Friedensschlüsse mit den weißen Männern herrschte Ruhe und friedlicher Verkehr aller Stämme mit den eingedrungenen Kolonisten. Die weißen Männer sind es abermals, die verrätherisch den Frieden gebrochen. Es ist eine Ehat geschehen, die um Rache zum Himmel schreit. Es handelt ich diesmal nicht um Feindseligkeiten der Indianer unter sich, sondern um Kampf auf Leben und Tod aller Indianer gegen )ie weißen Männer." „Wenn das Verbrechen," fuhr er nach einer Pause fort, „auch an einen Semiolen, der aus Floridas Rosengärten in un sere freien Eichenwälder geflüchtet, begangen worden, so ist diese Verletzung des Gastrechts unseres südlichen Landsmannes zugleich die Verletzung des heiligen Gastrechts aller nordischen Stämme." Wieder eine Pause und Oriola fuhr fort: „Nachdem Sam Ranko vor der besetzten Gerichtsbank in Towerkastle sein geraubtes Weib zurückforderte, gab man ihm höhnisch zur Antwort, daß ein Indianer keinen Anspruch auf Rechtsschutz habe, weil das Recht auch von den Rothhäuten wiederholt gebrochen worden sei. Da warf Sam Ranko sein Messer nach dem Oberrichter, der diese Worte gesprochen. Schwir rend bohrte sich die Klinge in das Herz des Getroffenen, der sofort blutüberströmt zu Boden stürzte. Bei der allgemeinen Bestürzung und Verwirrung, die hierdurch entstand, gelang es Sam Ranko in die Wälder zu entkommen, die er meilenweit mit seinem Wuthgeheul um Rache durchirrte. Der Stamm der Mandanen war der erste, den der Unglückliche um Beistand an flehte und sein Ruf ist nicht vergeblich an unsere Ohren ge klungen. Schwiegersohn Tom Alek hast Du Deine Pflicht erfüllt?" „Tom Alek," lautete nach einer Pause die Antwort, „hat sie gethan, und Boten entsendet an die Häuptlinge des Westen." „Und Schwiegersohn Micanopy?" fuhr Oriola fort, „hast Du Deine Pflicht erfüllt?" „Micanopy," tönte es wieder nach einer Pause, „hat die Boten entsendet an die Häuptlinge im Osten. Eh' noch die Sonne sich im See des Felsengebirgs spiegelt und dessen Haupt mit Golde belegt, werden die rothen Männer der Mandanen kommen aus Westen und Osten. Der hochsteigende Rauch unseres Feuers wird ihr Führer sein." (Fortsetzung folgt.)