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HL L87. — Ü. Jahrgang. AbonnrmrntSpreiS: Der nnimtteiische - jeden Wochentag Abend (mit dem Datum des folgenden Tages) zur Versendung gelangende — Landes-Anzeiger mit Beiblättern kostet monatlich SO Pfg. bei den Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororte», sowie bei der Post. (Eingetragen unter Nr. 46!i!i> Quartal erschelntfür Abonnenten Sächsische» Eisenb-du-dahrtzlaohest. Zm 4. Quartal erscheint für Abonnenten Zahre-duch («eihnacht-beigabe) d. «nzeiger«. Sächsischer Verlag: Alexander Wiede, Bnchdruckerei, Chemnitz. Mrs-Aim-rr mit „Ghemnitzev Stadt Anzeigev". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Sonnabend, 14. AugustlM. JnsertionSpreiS: . Raum einer schmalen KorpuSzelle lS Pfg^ - Reklame (Ispaliige Petit-eile) SO Pfa. - BeiWiederholung großer AnnoncenRaoatt. Bei Bestellungen von AuSwärtS wolle««« Annoncenannahme Inserate nehmen «mher der Verlags' Expedition di« Annoncen - Burraux a» Erpetzitio» und Sledaktiea: Chemnitz, Theaterstraße Slr. L. TelegramimAdr.: Wiede « Anzeiger, Lbemritz. Fernsprcch stelle Nr. 13». AriMikk: „Tägliches UnterhaUungsblatt" Wl> humlisiisch iiWnrtk; ZiMilizsblliit „Lustiges Bilderbuchs Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. Der Fleischer Herr August Müller in Srllna beabstchtigt, in dem unter Nr. 1888 des BraudversicherungS-TatasterS, Nr. 114° des Flurbuchs für Grüna eingetragenen Grundstücke eine Schlächterei zu errichten. In Gemäß« heit 8 1^ der Reichsgewerbeordnung vom 1 Juli 1883 wird dies mit der Aufforderung hierdurch bekannt gemacht, etwaige Einwendungen hiergegen, soweit sie nicht ans besonderen PrtvatrechtS-Titeln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, allhler anzubringen. ,. , Chemnitz, am 9. August 1888. Die Königliche AmlShauptmannschaft. Im Handelsregister für den Siadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute aus Folium 1997 verlautbart, daß der Kausmann Herr Friedrich Hermann Papsborf in Chemnitz die Firma C. Julius Müller daselbst von dem bisherigen Inhaber derselben, Herrn Carl Julius Müller, zur Fort führung überlassen erhalten hat, künftig aber L. Julius Müller Nachs. Hermann PapSdors firmiren wird. Chemnitz, am 12. August 1886. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 2915 di« Firma 2runo Sieinert in Chemnitz (Post straße Nr. 18) und als deren Inhaber der Kaufmann Herr Carl Bruno Steiner» daselbst, Besitzer eines Agentur- und CommissionSgeschäslS, eingetragen. Chemnitz, am 12. August 1886. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 2916 die am 9. August 1886 errichtete Firma L. Clauß L Hesse in Chemnitz (Poststrabe Nr. 69) eingetragen und zugleich ver lautbart, daß die Maschinenbauer Herr Carl Eduard Clauß und Herr Heinrich Gustav Hesse daselbst Inhaber der Firma sind. Chemnitz, am »2. August 1886. Königliches Amtsgericht. Telegraphische Machrichten. Vom 12. August. Berli». S. M. Schiffrjuugeu-Schnlschiff »Luise-, Tommau- Haut Corvetten-Tapltäu Graf vo« Haugwitz, ist am 11. August e. in Gravetend eingetrvffen «ud beabstchtigt am 24. August e wieder in See zu gehen. Potsdam. Der Kaiser ist um 11'/, Uhr wohlbehalten in Babelsberg eiugetrvffen, woselbst er von dem Kronprinzenpaar mit den Töchtern und dem Prinzen Alexander empfangen wurde. Stettin. Die 17. Versammlung der Deutschen Anthropologi schen Gesellschaft ist heute geschlossen worden; znm Vorort für den nächsten Tovgrrß wurde Nürnberg, zu« Vorsitzenden Professor vr. Birchow gewählt. Die Thriluehmer au der Versammlung be- gaben sich heute, um der Bloßlegung von Kistengräber» beiznwohnen rmd »m die Burgwälle vo« Löcknitz und Stolzenburg zu besichtigen, mittels ExtrazngeS «ach Blnmrnhagrn. Für morgen ist ein AnSflug nach der Insel Rüge« «nd rach Stralsund in ««»ficht genommen. Triest. Bo« gestern Mittag bis heute Mittag find hier neu« Personen an Cholera erkrankt und zwei gestorben. Weiter werden neue Fäll« gemeldet: Rizmauje 2 Lrkraukuugeu, Jsola einige ve» dächtige Fälle» Flauona 1 Erkranknngsfall. Fiume. In den letzten 24 Stunde« ist hier «in Lrkrankuvg»- sall an Cholera vorgekommen. Petersburg. De» Kaiser und di« Kaiserin wachten gestern mit den österreichischen und griechischen Säften eine Rundfahrt durch die Lager vo« Kraßnö-Seko. — Marquis Tsevg wnrde gestern von dem Kaiser und der Kaiserin in einer AbschirdSandienz empfange». Agram, lieber di« Ausbreitung der Cholera auf kroatischem Gebiet« liegen folgende amtlich« Bericht« vor: In den letzten 48 Stnnden kamen in Podkilovae 2, in Hretji« 1, in Trsat 6, in Drazicr 1 ErkranknngSfall vor und starben in Podkilovae 1, in Hrelji» 1, in Trsat 2 Personen. Neu ausgetreten ist die Krankheit in Drazice, dagegen dürfte der Seuchenherd in Lreznica als erloschen betrachtet «erden, nachdem die von dort «ingklanfene» Meldungen confiatiren, daß seit 1. August kein Tholerafall mehr vorkam. ProtomedicnS Kallivoda begab sich auch nach Ballice und Drozie«, um die Ursache der Einschleppung i« diesen Ort kennen zu lernen und persönlich alles Nöthige zur Verhinderung de» Umsichgreifens anznrrdue». Namentlich de» Umstand, daß sich die Leut« nicht abhalten kaffen, Eholerakrauk« zu besuche«, wobei nicht einmal der Zutritt vo« Kindern verhindert wird, veranlaßte bisher in Podkilovae, Zelenje, Lukizi und Drezvica, daß di- Cholera so sehr um sich griff «nd ihr auch mehrere Kinder zum Opfer fielen. In der Gemeinde Grobnik wurde mangelhafte Nahrung, sowie schlechtes Triukwaffer in den Cisteruen als Ursache der Krankheit constatirt. Die Behörde ordnet« die Verschüttung einiger Eisternen au. Politische Rundschau. Chemnitz, den 13. August. Deutsches Reich. Der Reichikauzler Fürst BiSmarck wird wahrscheinlich End« d. M. wieder nach Beeil» komme«. Die Minister Maybach und Friedberg kehre« in diesen Tagen, StaatSsecretär vo» Bötticher in der vorletzten Avgustwcche nach Berlin zurück. — Zwischen Berlin und dem Vatikan ist, wie mitgrtheilt wird, »in Abkommen getroffen, welche» da» Verfahren betreff» der Prüfen, tation der Psarrgeistliche« «nd der Behandlung der geistlichen Srwlnarien regelt, um für die Zukunft allen unteigrordnete« Streitig keiten «in Ende zu setzen. — Man sollte es nicht glauben, daß die sünfhundertjährigr Jubelfeier der Heidelberger Universität einem dentschen Blatt« Anlaß zu hämische« Bemerkungen geben könnte, aber die .Kreuzzeitung- hat da- fertig gebracht. »Da» Unbeschreibliche, hier ist'» gechan- — möchte man mit Goethe auSrufen. Da» genannte Berliner Blatt Polemisirt gegen de« Fefigruß, de« di« Protestantisch« Kircheuzeituug der Hochschule am Neckar widmete, «nd klagt dann die dortige theologisch« Faculiät a«, st« verleih« die Würde eines Ehrendoktor» an Theologe», die sich nicht durch Berdieust, sonder« durch »Rührigkeit im Dienst« liberalistischrr Aufklärung- ausgezeichnet hätte». Dieser vom schlimmsten Parteigeiste eingegebeu« Angriff verdiente eine Ab fertigung vo» Selten der Facultät selbst. — Ein charakteristisches Zeichen unserer Zeit ist eS, daß jetzt von der konservativen »Schlesische« Zeitung- »ud der »Norddeutschen Allgemeinen Zeitung- Artikel gegen di« Oessentlichkeit de» Gerichtsverfahrens, dieser herrlichen Errnngenfchaft «ine» hnmanen aufgeklärten Volke», veröffentlicht werde». Die Oeffentlich- lest be» Gerichtsverfahrens gehört zu de« unentbehrlichsten Ein richtungen eines ans dem Grnndsatzt der Gerechtigkeit ruhenden Staate». L» ist ein schwere» Unglück, unschuldig »«geklagt zu werden, aber «» läßt sich bei der menschlichen Unvollkommenheit nicht vermeiden, daß hi« «nd wieder diese» Unglück über einen Un schuldigen verhängt wird. Zar Milderung die'e» Unglück» dient eS aber, wenn der Prozeß öffentlich verhandelt wird; der hinter veeschloffeuen Thüre« Freigesprocheae wird in seinem ganzen Leben die Empfindung nicht lo» «erden, daß ihm mit Unrecht «in Makel angehestet worden: er verlangt, daß die Welt wissen soll, in welche« Maße er unschuldig ist. Unter hundert, vielleicht unter «ansend Prozessen, die verhandelt werden, findet sich vielleicht einmal Liner, bei welchem di« Oessentlichkeit zu «in,« Uebrlstand oder gar eine« Aergerniß führt. In einer viel größere» Anzahl von Prozesse« läßt sich der Nutzen de, Oessentlichkeit Nachweisen. Bald macht sie da» Publikum aus eine vergessene Bestimmung de- Strafgesetzes aufmerksam, bald trägt st« dazu bei, da» BeweiSmaterial gegen eine» gemeingefährlichen Ver brecher zu verstärke«. Und unter den Fällen, in denen di« Orffent- lichkeit z» Verdrießlichkeiten «eranlaffung gegeben hat. waren die meisten so beschaffe», daß der Fehler darin zu suchen war. daß die Anklage überhanpt erhoben wurde, und nicht darin, daß die Ber- Handlungen über diese Anklage bekannt wurden. ES gilt die» ins besondere von dem mit einer Freisprechung beendete« Prozeß Gr äs, der immer «ud immer wieder heraugezoge» wird. Die Beseitigung der Oeffentlichkelt würde ein« unheilbare Entfremdung zwischen der Rechtspflege und dem öffentlichen RechtSbewußtsein herbrisühren. — Allen Dementi» entgegen hält der Kieler Correspondeut der »Danztger Zig -, von welchem die erste Nachricht über den Selbst- mord de» wegen LandrSverrath» verhafteten Pro hl i« die Oefferit- lichkeit gebracht worden ist, dies« Nachricht aufrecht; er theilt nun mehr mit, daß auch dem Kieler Gericht di« amtliche Benachrichtigung von dem Selbstmord de» Prohl zugegaugeu sei. Da» Hl« und Wider in dieser Angelegenheit, bemerkt ei« Berliner Blatt, deren Bedeutung ja nur in der Prozeßsache liegt, in welch« Prohl verwickelt war, hätte längst abgeschloffen sein können, wenn di« zuständig« Behörde, also hier die Gefäugnißverwaltung in Moabit, die Sache gleich nach ihrem Eintritt in di« Oessentlichkeit aufgeklärt hätte. Unsere Behörden sind freilich nicht daran gewöhnt, der Preff« ihr schwere» Amt durch «iuigeS Entgegenkommen zu erleichtern. — Die Untersuchung in Sachen der verhafteten Altouaer Social demokratrn dauert «och immer fort und erstreckt sich weit über dir Grenzen von Hamburg - Altoua hinaus. Nach dem vorliegenden Material soll jeder Zweifel daran, daß wirklich «ine socialdemokrattsche Cenkalvrrbinduug besteht, gehoben sein. SS waren Rundschreiben vorhanden, welche zur Versammlung eivlade«. Die Sammelliste« weisen ganz genau den Verbleib de» Gelbe» «ach. ES sind «ament- lich zwei der in Freiberg vermtheilte« Führer o« der Sache bethriligt Auch über den Vertrieb des »Sozialdemokrat- liege« sorgfältig ge- führte Listen vor. Die Untersuchung-Hast dürfte bei dem große« Material ein« recht laug« dauernde werde». Di« Verhandlung wird auf Grund de» Abkommen», wilcheS Hamburg mit Preußen beim Erlaß de» SoeialisteugesetzrS schloß, in Altoua geführt werden. — Mau wird gnt ihn«, all« diese Nachrichten mit Vorsicht aufzunehme», da dieselbe» namentlich von Blättern anrgeheu, die «n» wenig zuver lässig erscheinen «nd bei denen man befürchten kan», daß sie in Rück- ficht ans gewisse politische Interessen übertreibe». Frankreich. Dem KrirgSminister Boulanger droht jetzt von bonapartistischer Seite Gefahr; wenigsten» kündigt ei« Journal an, daß in diesen Tagen abermals ein Bries Boulanger'» erscheinen werde. Derselbe sei 1877 geschrieben und de« kaiserliche« Prinzen mitge- theilt worden «ud werde im republikanischen Lager gewaltige» A»f- sehen errege». Gegenwärtig befinde sich derselbe in de» Händen eine» ehemalige» Dieners Napoleon'» III. — Der Geseralresideut von Auam Tonkin. Paul Bert, soll ernstlich erkrankt sei» und au seine Rückkehr denke«. — Den Kuudgebungen der Pariser Kellner rc. gegen die AnstellungSburean» wolle« sich auch di« übrigen Arbeiterkörper- schäften anschließe«, weil di« Bureaus unverschämte Summe« erheben Da die Anarchisten die Gelegenheit eifrig benutzen, die Unzufriedenen immer mehr ausznhetzen, so hat der Minister des Innern den auf Urlaub befindlichen Polizeipräsidenten vo« Pari» zurückbeordert. Belgien. Die Brüsseler Behörden treffen große Vorkehrungen für di« Arbeiterdewonstratioie am nächsten Sonntag, die mit der Einschränkung gestattet ist. daß der Zug nicht am königliche» Palais vorübergehe« soll. De» Andrang von «rbrlter» wird voraussichtlich enorm sein. Italien. I« der römischen Regierung nahestehende« Organe» wird lortgesrtzt di« voll« Uebereiustimmuug Italien» mit der Friedens politik Deutschland» und Oesterreichs, an welcher sich, wie die Gasteiuer Zusammenkunft beweis«, nichts geändert habe, betont, und gegenüber den Diskussionen, di« an di« Frag«, ob eine Zusammkuuft des Ministers Grasen Robilant mit de» leitende« Staatsmännern OisteneichS und Dentsch'and» stattfindeu werde, geknüpft werden, da- rauf hingrwiest«. daß der Fortbestand der freundschaftlich«« Beziehungen Italien» zu diesen Mächte» nicht erst einer besondere» Manifestation bedürfe. — Verschiedene Pariser Blätter behaupten jetzt, der Papst habe in Sachen der Entsendung eine» Nuntius nach Peking noch keine Entscheidung getroffen. England. Seit Beginn der erste« Unruhen in Belfast, Mitte Juli, find bi» jetzt 400 Verwundete und 40 Tobte gezählt. Biele Todte sind aber sofort beerdigt worden und gar nicht zur Kenntuiß der Behörde gekommen. — Das Journal „Daily New»- erfährt, die englische Regierung Hab« über di« Grupp« de» Ellice Inseln, nord- westlich vo« den Samoa-Inseln» da» Protectorat übernommen. — Mittwoch Abend fand in London zur Frier der Einführung de» neuen Lord Major« vo« London-City da» üblich« Bankett statt, bei welchem der Ministerpräsident Salisbury die politische Rede hielt. Er wünschte seinen Zuhör«,» Glück zu de« Wahlergeduiß. da» als ekue Entscheidung der Ration anzusehe« sei. Wenngleich di« afghanische Greuzfrag« und die egyptische Frag« «och nicht ge»gelt seien, so sei doch guter Grund auf die Anfrechterhaltnng de- Friede«» vorhanden. Redner sprach mit Aurrkennnng übe« die von dem liberalen Lord Rosebery befolgte auswärtig« Politik «nd bemerkte bezüglich Irland», di« Regierung müsse r» sich zur Aufgabe mache», die loyalen Unterthanen der Königin in Irland von de« auf sie auSg,übten Drncke z« befreien. Die Schwierigkeiten wäre» groß, aber die Regiernng besitze das Mandat de» Volke», da» l« unwidtrrnslicher Wels« gegen «ine selbständige Regiernng in Irland entschieden habe. Di« Regierung müsse die soeial« Ordnung, welche in ihrer gegenwärtigen Gestaltung di« einzig« Grundlage für die Unzufriedenheit in Irland bilde, umgestalt««. Lord Salisbury will also Landreformeu, aber auch ZwaugSmaßregelu gegen alle Un- rahestifter in Irland. — Lord SaltSbm y empfing eine Deputation, in der sich auch der frühere Premirrwiuistr» der australischen Colouie Victoria befand. Der Letztere empfahl, Berhaudlungen anzukuüpse«, um die Deutschen au» Nen-Guinra und die Franzos«» au» Ren- Caledonien herauszubringen. — Der kanadisch« Bicekönig ist ans der Reise «ach England begriffen, n« über die Beilegung de» Fischerei» streite» mit Nordamerika Vorschläge zu wachen. Holland. Ein« seltsame Nachricht lief vor einiger Zeit durch deutsche und österreichische Blätter. Bald nach dem Straßenkrawall von Amsterdam wurde «ämlich au» Holland gemeldet, daß di« holländisch« Regierung internationalen Maßregeln gegen die Sozialdemokrat« näher trete. In Holland selbst war nur ein konservative» Blatt im Haag aufznfinden, da» die Nachricht unter der vorsichtigen Form brachte, seiner Regierung solle ein solche» Vorgehen empfohlen werde». Vielleicht hat man dort die Brutstätte der Nachricht zu suchen, wobei e» zweifelhaft bleibt, ob sie dort spontan entstanden, oder ob von anSwärt» der Gedanke laucirt ist. Genug, «S mußte von vornherein als überaus unwahrscheinlich gelten, daß da» frei« Holland der erste Staat sein werde, die Bahn, die Deutschland mit dem Soekalisten- gesetz betreten, ebenfalls einzuschlagen. Und internationale Maßregeln mußten vollends al» ein seltsame» AurknnftSmittel erscheinen, weil ja der ganze RechtSboden. in den «in solche» Gesetz eingrrifen soll, sowohl da» Strafrecht wie der Strafprozeß und die Organ« de» Staate» in alle« Ländern ganz verschieden find. Au» der in der öffent lichen Meinung Hollands accreditirten Presse klingt r» indeß auch ganz ander» heran», al» wie jene Mittheilung erwarten ließ. Außerdem ist die Sache schon am 31. Juli, also unmittelbar nach den Amsterdamer Unruhe», irr der Kammer zur Sprache gekommen. Der Abgeordnete Beelart» vom Bloklaud richtete an den Minister de» Innern die folgenden Fragen: „Die Kammer geht wahrscheinlich in Kürze aus einander; die Regierung ist verantwortlich für die Aufrechthaltung der Ordnung und Sicherheit, der unerläßlichen Grundlagen unserer Freiheit. Ist sie nach den bestehende« Gesetzen genügend gewaffnet, um unter allen Umständen die ruhigen Bürge, zu beschirmen? Glebt unsere Gesetzgebung in Verbindung mit den Bestimmungen de» Ge setze» von 1791 und dem Dekret von 1811 ihr die gehörigen Mittel» um gegen Jedermann den Schutz de» Eig-nthum» zu handhaben mit Vorsicht, mit Klugheit, und zugleich mit unwiderstehlicher Kraft?- Der Minister, so schreibt da» „Mg. Handelsblad-, begriff voll kommen die Tragweite der Frag«; er antwortete: „Die Regierung glaubt, daß di« bestehenden Gesetze ihr bi» soweit noch Macht und Kraft genug gebe«, um die Ordnung und Freiheit zu beschütze«, und die jüngsten Vorsälle können ihre Ueberzeugnng sicherlich nicht abschwächen.- Unter diesen Umständen scheint da» Gerede über die holländische Anregung internationaler Maßregel« gegen die Socialdemokraten nur daher zu rühren, daß man ein solche» Vor gehen von auswärts her den Holländern nahegelegt hat, und zwar vergeblich. Orient. Wie man der Pol. Eorr. au» Konstantinopel meldet, haben die anläßlich de» Attentates ans de» Großvezler verbreitet gewesenen Gerüchte über «in« bevorstehende MinisterkrisiS kein« Be stätigung gefunden; di« Stellung de- Broßvezier» gilt im Gegeutheil für eine befestigte, nachdem erst kürzlich wieder der Sultan demselb« zum Beweise seiner besondere» Zufriedenheit eine prachtvoll« Equipage zum Geschenk gemacht hat. Amerika. I» dem nordameükanisch-wexikanische« Streitfall wird berichtet, daß vei de» mexikanischen Obergericht vo» Chihuahua Berufung gegen die Bernrlheilung de» Redakteur» Culting eingelegt ist E» heißt, daß die amerikanische Regierung znm letzten Make die vo« Mexiko aufgefordert hat, Lntting freizug-beu. Die kriegerische Auf regung a» der Grenze dauert »»geschwächt fort. — Johann Most wird nach Verbüßung seiner Gefängnißstrafe auf Blackwelk» Island bei Nrw-Vork voran-fichtlich auch in Chicago procrsfirt werden. Bei dem augenblicklich daselbst stattfindeude« Anarchistenproceffr ist nämlich der Beweis erbracht worden, daß Most die Verbreit»«, seine» Hand- büchlein» für da» Volt: „Revolutionäre KriegSwlffenschaft- in jener Stadt selbst betrieben und sich dadurch der Ausreizung gegen die be stehende gesetzlich« Ordnung schuldig gemacht hat. Sächsisches. — Die Städte Sachse«» wollen wir heut« unseren Lese« vorführen mit Angabe der Größe derselben, nachdem wir gestern da» Gleiche mit den Dörfern gethan habe». Nach der Zählung vom 1. December 188k gkebt e» in Sachsen 6 Städte, die unter 1000 Einwohner haben. Die kleinste Stadt de» Lande» ist Bäreustein mit V77 Einwohnern, daun folgen Unterwieseuthal mit 811, Regi» mit 814, Lauenstein mit 82S, Liebstadt mit 877 und Kohren mit 980. (Die kleinste Stadt Bärenstein ist nicht mit dem Dorfe Bären- stein zu verwechsen, letztere» liegt bei Annaberg und hat 2002 Ein wohner.) Ferner giebl e» 13 Städte, di« zwischen 1000 und 1500 Einwohner haben: Geifing, Weißenberg, Tredseu, Neusalza, Frauenstein, Bernstadt, Berggießhübel, Elstra, Gottleuba, Nerchau, Stolpe«, Hohnsteiu, Wehlen. 10 Städte haben zwischen 1600—2000 Einwohner: Naunhof, Ostritz, Sayda, Mutzschen, Mühltroff, Oberwiesenthal, Altenberg, Glashütte, Grün hain, Schellenberg Bel 28 Städten beträgt die Einwohnerzahl zwischen 2000 — 3000: Brandi», Elterlein, KönigSbrück, Strehla, Rötha, Zöblitz, Wolkensteiu, Jöhstadt, Scheibenberg, Rabenau, Sieben lehn, Dohna, Mügeln, Tharandt» Hartenstein, Radeburg, SchirgiS- Walde, Schlettau, Taucha, GeringSwalde, Wilsdruff, Zwöoitz, Calla- berg, Frohburg. Lommatzsch, Wildenfel», Waldeuburg, Dahlen. Bon 17 Städten ist eine Einwohnerzahl zwischen 3000 -4000 Einwohnern zu verzeichnen: Aue, Brand, Dippoldiswalde, Schöneck, Pausa, Schandau. Luuzenau, Zwenkau, Lengefeld, Schwarzenberg, Adorf, Hartha, Neustädte!, Neustadt bet St., Nvffeu, Königstein, Markran- fiädt. 13 Städte haben 4000 — 5000 Einwohner: Geithain, Laufigk, Elsterberg, Thum, Ehrenfrieder-dorf, Ernstthal, Kolditz, Netzschkau, Pegau, Geyer, Groitzsch, Johauugrorgeustadt. 10 Städte haben zwischen 5000— 6000 Einwohner: Bischofswerda» Lengeufeld i. B., LIchteustei«, Mylau, Oedera«, Löbnitz, Treuen,