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Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.08.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188608147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860814
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860814
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-08
- Tag 1886-08-14
-
Monat
1886-08
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.08.1886
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Tägliches Nnteryaltungstlatt zum Sächsischen Landes-Anzekger. »Eicher entwischt, sagt Ihr?" ftagte der Gefangene mit fieber hafter Spann«,,. »Wie war da, möglich?" Der Schließer zuckte die Achseln nnd entgegnet» leise: ,E» ist eben nicht» unmöglich." »Wie konnten st« in Besitz de, Werkzeuge, kommen — von dem Ihr sprächet?" »Ja — da, welß ich nicht. Senns, daß ein«. Morgen, die Stäbe am Zellenfenster vernichtet waren. Nnn, wenn man ', reck nimmt, ist da, gar keine so große Arbeit. Seht Snch die Eisen nur mal genau au l Sie sehen dicker an,, al, sie wirklich sinh glaube ich." Di« Blick« de, Gefangene» wendeten sich nach de» Fenster. Dann stand er hastig auf und begann unruhig in der Zell« hin und her z« schreite«. Fortsetzung solgt. Der Philosoph von Sanssouci. Novell« von O. Otto. Fortsetzung und Schluß. Nachdruck verboten. Friedrich von Falva wollte sich nun in da, Lager de, König» begebru, nnd de« Abend vor de, Abreise seine, Bruder, trat Karl in da, Zimmer seiner Gattin. Der Schmerz, wrlcher seit dem Tode seiner Eltern sein« Züge durchfurcht hatte nnd stet, auf seinem Antli! lagerte, war hente von einer milden Freundlichkeit umschleiert, und Nauette', Hand erfassend, sagte er mit sanstem Tone: »Ich habe seit einigen Tagen mit einem Entschluß gerungen, der heut« erst Festigkeit erlangt hat, we-halb ich Dich nicht früher von demselben «ntenichten wollt«. Sieh, Nauette, «ein schmerzgedrückt«, Herz würde hier in dieser Ruhe und Unthätigkeit erliegen: «m mich selbst wieder -«finden, giebt e, nur ei« Mittel. Es ist das, in ein bewegteres Litzen zu treten nnd meinen Bruder auf de« KriegSschanplatz zu b« gleiten, wo jetzt ein tapferer Degen mehr dem Könige «ine willkom men« Erscheinung ist. Bo« hier will »ich der Kommandant entlassen I — Nanette fuhr erschrocken empor. »Ist das Dein unwiderruflicher Entschließ? Und hast D« dabei nicht an Deine verlassene Nanette gedacht?" — »Wohl habe ich an Dich gedacht", erwidert« Karl, »habe bedacht, daß Du ein« stark« kluge Frau bist, di« mit mir fühlen wird, daß ich hierbei das Beste gewählt habe. E» geht nicht ander», nnd nnn laß nn» die letzten Stunden de» Beisammensein» nicht durch eine zu groß« Weichheit verkümmern; ich habe «och so manche» mit Dir durchzusprechen und zu überlegen. Bor Allem will ich noch di« Herz innig« Bitte an Dich richte», meiner Liebe zu gedenken, wen« Gott mich z« sich rufen sollte. Verzeihe wir, daß ich unfreiwillig daz« beitragen mußte, Dein« schöne Jugend mit Leid zu trüben, indem Dir Dein Gatte nicht durch die Wahl Deine, Herzen,» sondern durch den Befehl de, König» zugesprochen wurde. Vergieb mir also, ver- gieb mir Alles I" — Nanette warf sich laut schluchzend in seine Arme nnd rief: »Gieb jenen unseligen Wahn doch endlich auf! War auch bei unsere» erste« Bekanntschaft mich bewege« mochte» so geschah », doch vor im reinsten Gefühl der Liebe für Dich, daß ich Dir in dem Labinet meiner Taute damals meine Hand reicht«, und dies« Liebe hat bisher «och nie einen Augenblick gewankt." I« einer wehwüthig ernsten Stimmung vnfloß nun der Abend, an dem sich die Falva'sche Familie nicht zur Ruhe begab, sondern di« wenige« Stunden der kurzen Sommernacht verlebt«. Bei dem ersten Granen de» Morgens führte der alte Christian di« Pferde vor; «och einmal umarmt« Karl sein« Gattin, dann eilte er an der Seite de, Bruder» rasch die Stufe« hinnnter, und in wenigrn Augenblicken waren Nanette, Augen die davonspreugende« Reiter entschwunden. Diese plötzliche Trennung von ihrem Mann« hatte Nanette in der ganzen Tiefe ihre» Sei«, erschüttert; sie kam sich so entsetzlich ver lassen vor und «in« nnneunbar« Traurigkeit bewältigt« die sonst so ruhige und gefaßt« Frau. Indem vor ihren inner« Blicke» di« Bilder ihre, vergangene« Leben, vorüberschwebten, mußt« fl« sich selbst ein- aestehiu, daß glekchsa« «i« schwarzer Flor dasselbe fast immer um- schleiert hatte «ud nur in seltenen Momenten eine Frendenblnme über ihrem Dasein ausgrgaugrn war. Bon allen Denen, dt« ihr Herz so warm geliebt, waren nur «och ihr Mann und ihr« Schwester Char lotte übrig, welche sich an einen reichen Handelsherrn in Lübeck ver- heirathet hatte; di« Elter», dir Pflegeelteru und jüngst auch die Schwiegereltern, — alle deckte bereits dar Grad. Nanette fühlt« sich recht vereinsamt, seit anch ihr Gatt« sie verlasse« hatte, »w sich auf di« dunkle Bahn de, blutigen Kriege, zu begeben, der fast stünd lich Menschenleben forderte und dem oft au einem Tage viele Tau» send« zum Opfer fielen. ,O mein Gottl" ries sie nach all' diesen trüben Betrachtungen plötzlich aus, »eine traurige Ahnung steigt in meinem Herzen auf! Ich Werk, auch meine« Karl nicht mehr Wiedersehen I" In der Nacht vom vierzehnten zum fünfzehnten August hatte der König Friedrich ganz still sein Lager zu Jeschkeudorf abgebrochen und die Höhen bei Pfaffeudorf bezogen. Kein Wachtfeuer verrieth de« Feinde seine jetzige Stellung, und eine wahre Todenpill« herrschte l« ganze« Lager, da den Soldaten sogar da, laut« Sprechen streng verboten war. Da, Gewehr im Arm streckte» sie sich ans dem Erd bode» au, nnd schliefen; der König, in seinen Mantel gewickelt, lag mitten unter ihnen, und nur de» vorsichtige Schritt der Patrouillen schallte leise durch die heitere, mild« Nacht. Der Major Hnud hatte mit seine» Husaren di« änßerfleu Vor posten besetzt; da entdeckt« sein Auge auf einmal iu der Ferne große dunkle Masse». Sie bewegten sich, sie kamen näher, nnd sich mit dem Ohr auf den Erdboden legend, vernahm er deutlich das ferne Getrappel von Rossen. Seinem Pferde rasch die Svoren gebend sprengte er eilig in', Lager und ries: »Wo ist der König?" — »Was girbt'S", fragte der erwachend« König, sich schnell vom Erdboden erhebend. — »Euere Majestät, der Feind ist da nnd uns schon ganz nah", antwortete ihm der Major Hund. — »Rust Schenkendorf, und dann mein Pferd Herl" befahl der König kalt. — Jeder Osficier, jeder Geweine flog an seinen Platz, «ud in wenige« Minuten stand die ganze Arme« iu schönster Schlachtordnung da. »Mein lieber Schenkendorf", redete nun der König de« heran treteuden General an, »Ihm mit seinen Grenadieren habe ich den ersten Angriff zngedacht; wie wird es gehen?" — »Ich will die Bursche« einmal fragen, Majestät", erwiderte der General, und vor di« Front seiner Bataillon« tretend, rief er: »Nun Grenadiere, was meint Ihr, werdet Ihr als «hrliche Kerle fechten?" — „Wenn S uns anführe», gehen wir freudig iu den Tod!" donnerten ihm hundert Stimme» entgegen. — „Dann darauf los, Major von Falva I" sagte der General zu Karl, der Adjutantendieust« bei ihm that, und im Sturmschritt bewegt« sich die ganz« Tolonne vorwärt». Sie wurden mit einem mörderischen Kleingewehrseurr ewpsangen; der ganz» link« Flügel wälzte sich hier heran, und in der schwachen Dämmerung des Morgens wurden die Gewehre fast ohne Ziel ab geschossen. Karl von Falva hielt sich dicht bei seinem Comwaudeur, der schon au» einer starken Wunde am link«» Arme blutet«; da sah er auf einmal, wie dicht neben ihnen ein feindlicher JSger seine Büchs« auf Schenkendorf anlegte. Karl sprang vor, seiren General zu decken, und di« Kugel traf sein treues Herz. Znsawmensinkend rief er noch einmal „Nanette I" und die Grenadiere, ihren General in Gefahr sehend, und diesem zu Hilfe eilend, setzten im Sturmschritt über Falva'S Körper weg. Ein herrlicher Frühlingsmorgen war am 23. Mai de- Jahre» 1763 über dem Landhaus« de» reichen Handelsherrn van Stoppen bei Lübeck aufgegaugen. In den Krone« der alten Linden zitterte «och der Nachtwind, mit leisem Hauche die zarten grünen Blättchen be wegend. Tiefer unten an den Obstbäumen hotten sich über Nacht viel« taust» b weißer und ro'enrolher Bküthen erschlossen nnd blickten mit ihren Hellen Steruaugen gar freundlich znm soinigen Himmel auf, dessen azurne Bläue hin «ud wieder von leichten filberschimmeru den Wölkchen «uterbrochen wurde. Unt-n aber auf der grünen Kasenfläch« de» Erdbodens hatte der glitzernd« Thau seinen Brillant 'chwuck au-gebreitet und an di« feinen Spitzen der jungen Gräser groß« durchsichtige Tropfen gehangen, welche im schönsten Farbeuspiel deS bunten PriSma'S erglänzten. Ein Chor kleiner gefiederter Säuger erhob sich in die Lüste, mit Heller Kehle einen Morgengesang an- tiwmrud, dessen schmetternd« Töne weithin schallte« über di« duftige blnmengeschmückte Erde. — Au» der GlaSthüre der reizenden Billa tretend, sagte Herr von Stoppen zärtlich zu seiner Gattin: „Die Natur hat heute Dir zu Ehren ihr Festkleid angelegt, liebe Charlotte, um Deinen Geburtstag mit feiern zu helfen." In der Billa aber eutfaltete sich nun rin rege» Leben und Treiben. Di« Dienerschaft war in «nrnhiger Bewegung, Kränze wnrdeu aufgehaugen nnd Blume« grnppirt, dazwischen Taselu aus gestellt und Stühle getragen; denn mau erwartete eine große Ge sellschaft, welche Herr van Slopprn alljährlich an dem Geburtstage seiner Gattin in seinem Landhanse versammelt« und diesem Frühling», fest sahen alle seine Bekannten immer schon lang« vorher mit srendiger Erwartung entgegen. Von de« köstlichen Wetter begünstigt, laugten non die Equipage« mit den Gästen auS der Stadt an und bald be- wegt« sich «ine geschmückte fröhlich, Menge in de» weiten Sälen de» liebenswürdigen Gastgeber». — Unter allen diesen in bunten Ge wändern und Edelsteinen schimmernde« Damen fiel aber eine Hohr, ernst« Gestalt in tiefer Tranerkleidung desto «ehr aus, di«, eine würdevolle Haltung mit den ernstesten GefichtSzügeu verbindend, der allgemeinen lebhaften Unterhaltung nur wenig Theilnahme zu schenken schien. „Wer ist die sremde tranernde Dame?" hörte man hi« nnd wieder flüstern und nähere Freunde de» Hauses erwiderten darauf: „E- ist eine Schwester der Hausfrau, welche in Preuße« erzogen und an einen preußischen Osfieier verheirathet war, der in der Schlacht bei Liegnitz gefallen ist." Ja, «» war Nauette, die, nachdem sie auf dem stürmischen Meere de» Leben» hin und her geworfen worden und in ihren heiligsten Empfindungen Schiffbruch gelitten hatte, zuletzt nach dem Hafen ihrer Kindheit gesteuert war, um in ihrem alte» thenereu Lübeck, in der Nähe ihrer einzigen Schwester, ihr« Lebenstag« zu beschließen. Für die Freuden der Welt war sie seit Karl» Tode abgestorben; sie floh da» Zusammensein mit fröhliche« Menschen und nur heute, am Geburtstag« ihren Charlotte, hatte sie sich von dieser bewegen lassen, iu der Gesellschaft zu «»scheine«, deren Lachen und lebhaft,» Gespräch sie in tiefster Seel« erschütterte, ja fast verletzte. Doch nun nahm die Unterhaltung ein« Wendung, welche Nanette'» Aufmerksamkeit fesselte. Es waren nämlich zwei sremde Herren, Haudrlsreuude van SloppenS, anwesend, von denen der eine eben aus Petersburg, der ander« an» Berlin gekommen war. Der Russe erzählt« viel von seiner jungen schöne« Kaiserin Katharina, die nach dem Tode ihre» Gemahls al» Alleinherrscher!« die Zügel de» Regierung mit starker, kräftiger Hand ergriffen hatte und mit weiser Mäßigung und kluger Umsicht die GtaatSgcschäste leitete, wie alles dem Liebreiz ihrer Erscheinung huldigt«, uud wie sie nicht allein als Kaiserin, sondern auch als di« schönste, liebenswürdigste Frau der Mittelpunkt ihrer glänzenden Feste wäre, denen sie durch ihren feurigen Beist uud sprudelnden Witz erst das wahre Leben einhauchte. „Ja", schloß er seine begeisterte Rede, „alle Brillanten ihrer Kaiserkrone verschwinde» vor de« Glanze ihrer dunkeln Augen, nnd die Ros« de» Orient» muß sich vor der Blüthe ihres Antlitze» verbergen". Nanette war tief bcwegt; wie wenig Paßte das Bild ihrer Jugend freundin, der kleinen Prinzessin Sophie von Anhalt-Zerbst, zu dem Gemälde dieser glanzvolle« Kaiserin I Noch mehr aber wurde ihr Interesse durch die Mittheilungen de» Berliner Kaufmann» beansprucht, nnd da man iu Lübeck gut preußisch gesinnt war und König Friedrich hoch verehrte, hörte die ganze Gesellschaft mit gespannter Aufmerk samkeit anf die Erzählungen de» Preußen. Dieser konnte kaum Worte genug finden, di« Liebe und Anhäng lichkeit zu schildern, welche von allen seinen Untrrthanen dem Monarchen jetzt entgegen getragen wnrdeu. Di« furchtbaren Drangsal« und blutigen Opfer von sieben schweren KriegSjahren schienen vergessen zu sein, seit die Mauern Berlin» wieder den geliebte« König umschlossen hatten. Und wie sehr war er anch bedacht, das verarmte Land zu heben, den Wohlstand zu fördern und di« Wunden zu heilen, welche Freund nnd Feind dem hartgeprüfte» Preußen geschlagen hatten. Tag uud Nacht widmete er sich den Geschäften, lebte für seine Perstn höchst einfach und sparsam, und wenn man ihm deshalb leise Vorstellungen zu machen wagt«, sagte er stets: «Da» Geld gehört dem Staate, nicht mir." Nanette'S Erinuernugen wurden dnrch diese Gespräche in allen ihre« Tiefen aufgeregt, sie drückt« di« Hand anf das ängstlich pochende Herz «ud verließ geräuschlos di« Gesellschaft, im Garten sich «in lllle» Plätzchen suchend, wo sie sich ungestört dem Znge ihrer Ge danken hingebeu kovnte. — Katharina, Friedrich I Bei diese« beiden Name« erzitterten all« Fibern ihrer Seele, all« Träum« ihre» Jngeud- lebeu» wachte« auf, sie hatten sich alle in Schatten r-rrwandelt, waren untergegangen in dem Wirbel des Leben», und sie selbst pand jetzt verlassen uud vereinsamt da. Leis« deckte sie die Hand über ihre Augen, zwei goldene Hrrrscherkronen schwebten vor ihre« inneren Blicken, «ud «iu junger, schöner, schwarze« Aar trug die ein« von ihnen aus seinen kräftigen Schwinge« hoch in die Wolken empor. Dnrch die offene» Thüren des Gartensaale» aber hörte sie, von dem Schmettern der Musik begleitet, den lantrn Ruf: „ES leie der Friede und König Friedrich!" gesunde« zu habe« glaubte. Noch mehr aber hat die Erklärung für sich, welch« die Sreschlange für eine« Zug zum Theil organisch mit einander verbundener Weichthiere erllärt, der, an der Oberfläche de» Meeres in schlängelnden Windungen sich vorwärts bewegend, bei einer geringen Breite oft di« Länge von sechshundert Fuß weit übertreffeu kann und in der That den Anblick einer weißmähuigen Riesenschlange bietet, die noch obendrein «iu milde» phoSphorischeS Licht anSflrömt. Ls ist gleichsam «in Heerwurm des Meere», der iu seiner ungeheuren AuSdthnnng a«S unzähligen, einen oder einige Zoll langen Salpen. einer zur Nasse der Mautrlthiere zählenden, köpf- nnd schalenlosev Weichthierart, besteht, die einander nicht nur «achanisch folgen uud oberflächlich durch einen Schleim mit einander verkettet find» sondern truppweise organisch zusammrugehören und stückweise verwachsen, lauge Kette« bilden. Die einzelnen Salpen find in der Regel «inen halben bi» drei Zoll lauge Thierchen von einer, dem allgemeinen Umrisse nach, walzrnsörmigeu Gestalt und glaShrller Körprrmaffe, so daß mau alle Eingeweide uud den ganzen Inneren Bau sehen kann, ohne das Thier zerschneiden zu müssen. Ost spielt die Oberhaut in Regenbogen farben oder das Thier hat «inen rosigen oder bläuliche« Arflug, doch find die meisten Arten beinahe farblos. Der längliche Körper, sagt der Natnrforscher CaruS Sterne, zeigt an jedem der beiden Enden eine Oeffnnng, di« eine daz« dienend, da» lufthaltige Wasser sammt den darin befindlichen Nahrungslheileu einznziehen, die andere, e» sammt den unverdaulichen Nahruvgkrefien wieder au-zustoßen. Diese» ziemlich kräftig arbeitende Puwp-Spporat vermittelt gleichzeitig Athmnng, Nahrung und Bewegung deS ThiereS, uud man erkennt leicht gegen di« Mitte de» Körper» HI« ta» zarte ringförmige Muskel bündel, welche» die abwechselnde Znsawmevziehuug nnd Ausdehnung der kvrperhvhle bewirkt und die Klappe der einsaugenden Mündung öffnet, sowie den schräg verlausenden Kiemenpreise» erschließt Schon lange kannte «an sowohl einzeln lebende, als auch durch eine« mittler» Strang zu zweireihigen Ketten verbundene Cokonien-Thiere, glaubte aber, diese» seien verschiedene Arten. Ta machte unser Dichter Adalbcrt von Ehamisso, brr bekanntlich zugleich ein tüchtiger Naturforscher war, auf seiner Reise um die Welt die Entdeckung, daß die kleine» Einzel- Ihlerchen und die großen Thiergesevschaste« der Salpen Entwickelung», formen derselben Art seien. Nach seine, im Jahre 1819 erfolgte« Rückkehr beschrieb er diese wichtigste« aller seiner Erforschungen in einer lateinischen Abhandlung, jedoch Niemand wollte recht daran glanbrn. Ein Blerteljahrhundert währte r», bi» seine Entdeckung zur wahre» Geltung kam, und waren r» besonder» der Schwede Sav» nnd der französische Zoologe Milne-EdwardS, welche die Entwickelung»- geschichte de» Salpen völlig ausklärten und damit zugleich die wahr- schrinlichp« Erklärung der Sreschlange gaben. Biel«, vor Allem der Seemann, aber auch so manche „Land- rattrn", wollen freilich davon nichts wissen und ihnen gilt die See- chlavge nach wie vor als ein fürchterliche», ans einem Stück be sehendes, Schiffen und Menschen gar gefährliches Reptil. Darum ist die Sreschlange auch noch immer ei« willkommener Sommergast, darum werden die alle Jahre in de« HundStagen austauch enden neuen Nachrichten nnd Berichte über sie, wenn anch kopfschüttelnd, so doch nicht allzu ungläubig ausgenommen. YsuS Kunst und Leven. — Eduard August Grell, Direktor der Singakademie in Berlin, ist vorgestern gestorben. — BurnS-Jubiläum. Jo Kilwarnock in Schottlard fand letzte» Samstag «ine BnrnS-Feier patt, welcher 30.( 00 Personen bei- wohnten. Vor hundert Jahren waren nämlich die Gedichte deS chottische« Dichters zum ersten Male erschirnen. — Das Alter der deutschen Universitäten. Eine Zusammenstellung der jetzt bestehenden Universitäten deutscher Sprache unter Beisügvng diS GründerjahreS erpicbt nachstehende Reihenfolge: Prag 1348, Wien 1365, Heidelberg 1386, Leipzig 1409, Freiburg 1454, «reisswald 14b6, Basel 1460, München 1472, Tübingen 1477, Marburg 1527, Königsberg 1544, Jrna 1558, Würzburg 1582, Gieße» 1607, Kiel 1665, Halle 1694, BreSlan 1702, Söllingen 1737, Erlangen 1743, Berlin 1810, Bonn 1818, Zürich 1833, Bern 1834, Slraßburg 1872 (1567). — Ueber Hand nnd Fuß finden wir in der ,W. A. Z." ein hübsche» Feuilleton, drm wir folgende Bemerkungen entnehmen: Wvhlgebildete Hände und Füße sind vor Allem ein Zeichen edler Race. Schöne Hände, schöne Füße gehöre» immer harmonischen Naturen an. Lange, schmale Füße verrathen ein leidenschaftliches Wesen, kurze deuten auf Kälte, Selbstbeherrschung und Egoismus Bet auffallend kurzen Fingern steigert sich dir Selbstsucht zur Herzlosigkeit, a bis zur Grausamkeit. Solche »eine, schöne» üppige Hände mit kurze« Fingern besaßen Nero nnd Maria Tudor. Grübchen au den Händen denterr auf „schelmische Launen", auch Frohsinn uud zuweilen anch ans — Leichtsinn. Eine große Hand, ein großer Fuß verkünden kraft und Ausdauer, aber anch Guthmüthigkeit, während einer kleinen Hand nicht selten anch kleine Eigenschaften ankleben, Schwäche, Ober- lächlichkeit, Wankelwnth, Beschränktheit nnd auch — Bosheit. Kleine Hände, dir leicht roth werde«, sind rachsüchtig. Versteckte oder scheue Nature« such;« anch ihre Hände gerne zu verberge«, während offene, wnthige, die da» Herz auf der Zunge habe», auch ihre Hände oft mehr al» uöthig vor «vsererr Augen nmhrrfechten lasse«. Bewegliche Hände, die viel gesticuliren, verrathen einen lebhaften Geist, ruhige Hände find mit Hang zum Nachdenken verbunden, ab« diese träumenden und sinnenden Hände find ja nicht mit jenen zu verwachs«!«, welch« immer zn schlafen scheint« und mit geistiger Trägheit, Hang zur Genußsucht und zur Bequemlichkeit vereint sind. Dummen Menschen scheinen die Hände überflüssig und furchtsamen die Füße; weun die Letzteren „stet- über ihr« eigenen Beine stolpern", so wissen di«Erster«« niemal», was mit ihren Hände» zu beginnen. — Hoher Alter. In Nantyglo, in den wallifischen Bergen, starb dieser Tage die Wittwe Sarah Marshall iu dem hohen Atter von 107 Jahre» Sie war bi» zuletzt im vollen Besitz ihrer Geistes kräfte. I« Lause diese» Jahre- find in jenem Fürstenthum 4 Per sonen gestorben, dl« ihr hundertste» Lebensjahr überschritte« hatte«. — Aberglaube. I» Campidaglia sollt« am 4. d. die Trau ung de» 16 jährigen Landmädchen» FraoceSca Pompilli stattfindeu. E» galt eine Liebesheirath und die Braut ging srendrftrahlend zur Kirche. Auf halbem Wege ward der Hochzeit-zug von einem Gewitter überrascht, der Blitz schlug in der nächsten Näh« des Brautpaare» in die Erde, ohne jedoch Jemand zu verletzen. Iu der Kirche angelangt, erklärten die Eltern de» Bräutigam», der Himmel sei gegen di« Heirath und dies« dürfe nicht geschloffen werden. Alle» Bitten blieb vergeben», selbst die Ermahnungen de» Priester». NerzweislungSvoll traten die Brautleute den Heimweg au; in der Nacht kam der Bursche zu« Fenster deS Mädchens, diese- eilte hinab uud am Morgen fand mau Bride, mit einem Stricke aueiuandergebuudru, im Teiche ertränkt. — Wie Du mir, so ich Dir! Vor einiger Zeit wurde in einer größeren Stadt eine Hochzeit gefeiert. Bei« Hochz«it»mahl ereignet sich der Braut ein unangenehmer Vorfall. Die falschen Zähne fallen ihr auS dem Munde, nnd Molly, da» kleine Tierchin, kommt herangewedilt, nimmt da» kostbare Gebiß in da- seinige nnd läuft davon. Jda, so hieß die Bravt, über diesen Vorgang unangmkh« berührt, weiß sich nicht ender» zu Helsen, als — in Ohnmacht zu fall««. Ferdinand, ihr Bräntigam, sängt sie in seinen Arme» anf nnd be ruchtet Nase und Lippen mit ErweckungSgeistern. Da lispelt die Aime: „Wo bin ich?", öffnet die Augen und schließt den Mund. — „In den Armen Deines Gatten", entgegnet Ferdinand. — „Gott, wa» ist mir nur geschehen?" seufzt Jsa. — Jetzt erst bemerken die Anwesenden Jda'S zahnlosen Mund und Molly an der Thür, iu seinem Gebisse die künstlichen Zähne haltend. Line furchtbare Pein entsteht nnler dem Hochzeitsgästen. Slumm und leichenblaß fitzt der Bröutigam in seinem Sessel. Jda seufzt leise: „Ach, welche- Unglück", uud fängt an zu weine«. „Etwa- Entsetzliche-, etwa», um die Haare anSzurauseu", eutgegnet Ferdinand, springt auf, hebt die Hand in die Höhe nnd reißt — sich die Perrücke vom Kopfe herunter. Einige Gäste fangen an zu lache». Ein allgemeine» Gelächter ent steht. Di« Braut lacht, der Bräutigam lacht, und die Sache löst sich nun al» ausgeglichen auf. DI« jungen Leute aber leben im größten häuslichen Glück beisammen. Für den redaktionellen Theil verantwortlich: Franz Götze in Lhemnitz. — Druck und Verlag von Alexander Wiede in Lhenmitz.
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