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äih fische V ocheilMS. Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und kandmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerr«««» Müller in Dresden. werden bi- Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: die 1spaU Zeile 1L Pf. Unter Eingesandt: 90 Pf Jnseraten- Aunahwestele«: Die Arnoldisch« Buchhandlung Jnvalidendavk, HaaiensteinL Bögler, Rudolf Moste, G. L Daube « Lo. in Dre-den, Leipzig, Hamburg, Berlm, Arankfutt a/M. u. s w. Epped. u. Redatttou Er e-deu-Reustadt N. Meißner «affe S. Di« Zeitung erscheint Dienstag, vannersta« und esnnaten» früh. Ud,»ne»eutS- PreiSr »ietteljührl. M 1^0. Zu beziehen durch die kaiserlichen Post anstalten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung ins Hau» erhebt die Post »och eure Ge bühr von 2L Pfg- Donnerstag, den 14. Inti 1881. 43. Jahrgang. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Wenn der berechtigte Wunsch nach Beendigung d«S Kulturkampfes in Preußen in Er» ! füllung gehen und dadurch die Zerklüftung in dem deutschen Reichstage vermindert werden soll, so ist vor Allem wohl eine Schonung der den Katholiken geheiligten Person deS Papstes geboten, die um so mehr am Platze scheint als Papst Leo sich einem friedlichen Ausgleiche mit der preußischen Regierung viel geneigter al» sein Vorgänger erklärte. Die letzte päpstliche Encyklika, welche die römische Kirche al» daS Bollwerk der Autorität und den besten Schutz gegen die Auflehnung der Völker gegen die RegierungSgewalt hinstellte, hat Nichts ent» halten, wa» nicht schon früher von'den mildesten und frredfrrtlasten Päpsten behauptet worden ist oder nicht im engsten unlöslichen Zusammenhänge mit den Satzungen der Kirche stünde. Um so verwunderlicher ist eS, daß diese Encyklika diejenigen preußischen Kon» ; servativen, die sich erst kürzlich mit dem katholischen Cen» trum in Wahlverhandlungen eingelassen haben, in Hellen Zorn versetzte und zu heftigen Ausfällen gegen den Papst in der „N. Pr. Ztg." und in dem „ReichSboten" ver anlaßte, die von dem Centrum bitter empfunden werden : müssen. Der „ReichSbote" fand e» unerträglich, „daß ein Mann, der eine so hohe autoritative Stellung in der Welt einnimmt, wie der Papst, in einem amtlichen Schreiben, daS durch die ganze Welt geht, sei e- nun aus Unwissenheit oder gegen besseres Wissen, irrige Dinge über die Reformation in die Welt schreibt". Die „N. Preuß. Ztg." ertheilt sogar dem Papste den Rath, seine Studien auf kirchlichem Gebiete etwas zu ver tiefen; die Anschuldigungen d«S „heiligen Vater»" seien auS römischem Munde nichts Neue-, sie seien aber durch die Wiederholung auch nicht wahrer geworden. Die „Germania" fertigte darauf im wahren Ercyklikastile die konservativen Blätter ab, welche gegen die Angriffe deS Papsteö Leo mehr oder minder entschieden Stellung genommen haben, behauptete, daß in der letzten päpst- lichen Kundgebung lediglich einer Urberzeugung Ausdruck gegeben sei, welche die Natur der neuen Lehren und die geschichtliche Erfahrung aufdrängrn und bestritt, daß in der Encyklika den Bekennern der reformatorischen Lehre der Vorwurf revolutionärer Gesinnung und kom» munistischer Tendenz gemacht worden sei. Ueber die Be deutung der Reformation würden sich freilich Protestanten und Katholiken niemals verständigen können. Nach solchen scharfen Auseinandersetzungen zwischen den Organen deS CentrumS und der preußischen Hochkonservativen wäre an eine erfolgreiche Zusammenwirkung beider Parteien bei den ReichötagSwahlen kaum zu glauben, ja sogar die in München durch Herrn v. Goßler aufgenommenen SWS»«- Feuilleton. Wer ist schuldig? Erzählung von Friedrich Friedrich. (12. Fortsetzung.) „Dil» ist der einzige Weg, auf dem Ihr weiter kommen könnt," rief er ihnen zu „und dieser Weg ist weniger weit, als Ihr vermuthet. Ihr werdet auch mit dem geringeren Lohne auSkommen, dagegen sammelt Ihr Euch durch Euren Antheil am Gewinne ein kleine- Kapital, welches mit jedem J-Hre wächst und welche» Euch viel höhere Zinsen einträgt, al- wenn Ihr dasselbe selbst verwalten wolltet. Wenn Ihr einige Jahre mit Fleiß auSbarrt und da- Glück un» irgendwie günstig ist, dann könnt Ihr dahin gelangen, daß Ihr mit Suren gesammelten Ersparnissen im Stande seid, mir die Fabrik abzukaufen und Euer eigener Herr zu werden. Blickt mich nicht erstaunt an, ich spreche nicht- Umögliche» auS! Worauf ich aber da- meiste Gewicht lege, ist der Umstand, daß wir, Ihr wie ich, fortwährend nur ein Interesse Haden, den Aufschwung der Fabrik, denn je mehr sie bringt, um so mehr verdienen wir Alle. ES ist dadurch ein Band zwischen unS geknüpft, welche» un» fest verbindet. Ich werde mehr verdienen al- irgend einer von Euch, da» ist wahr, allein ich stelle Such Allen auch gleichsam mein ganze» Vermögen zur Verfügung; worin ich Such aber gleich s«ia will, da» ist die Arbeit. Ich will nicht weniger arbeiten al» irgend einer von Versuche de» Ausgleich» mit dem Vatikan würden völlig aussichtslos erscheinen, wenn nicht der deutsche Reichskanzler mehr Staatsmann wäre als die Redak teure der „Kreuzzeitung" und de» „Reichsboten". — Wie österreichischen Blättern von wohlunterrichteter Seite au» Berlin berichtet wird, fordert ein päpstliche- Schreiben an die Bischöfe Deutschland» dieselben aus drücklich auf, der deutschen Regierung bei den Wahlen keine Hindernisse zu bereiten, um die günstig stehenden Verhandlungen zwischen Rom und Deutschland nicht zu stören. Die letzten Bülletin» über da» Brfinden der Kai serin lauten überaus günstig, der Appetit hebt sich und die Wunde ist bis auf einen kleinen noch btstrhenden Gang geschloffen. Von der Ausgabe täglicher Bül- letinS sehen die behandelnden Aerzte von nun an ab. Der Kaiser gedenkt am Donnerstag in Gastein ein zutreffen. AuS dem für die Anwesenheit deS Kaisers in Kiel im September ausgestellten Programm theilt die „Nordd. Allgemeine Zeitung" mit: Ee. Maje stät begiebt sich Vormittags 9 Uhr an Bord der kaiser» lichen Pacht „Hohenzollern", nimmt sodann die Klotten revue ab und wohnt den Manöver» bis Nachmittags um 3 Uhr bei, um welche Zeit der Kaiser daS Schiff verläßt und sich nach Bellevue (Düsternbrook) begiebt, um hier daS ihm zu Ehren von der schleSwig-holstelni- schen Ritterschaft gegebene Diner einzunehmen. In der Wyker Bucht vor Kiel ankert jetzt da» deutsche UebungSgeschwader und die von Fremden über füllte Stadt ist glänzend zum Empfange deS Prinzen Wilhelm und de» englischen Geschwader» geschmückt. Ein prachtvolle» erhabenes Schauspiel steht in dem Kieler Hafen zu erwarten. Prinz Wilhelm begab sich am Dienstag früh 9 Uhr an Bord deS Lorpedo-UebungS- schiffeS „Blücher", um da- Fahrtschüßen mit Torpedo» zu besichtigen und stattete um Mittag dem StationSchef, Vice Admiral Batsch, einen Besuch ab. Die Ankunft de- Herzog» von Edinburg erfolgt am Donnerstag. Eine Ausführungsverordnung zu dem NothstandS» gesetzt für Oberichlesun bestimmt die Summe von 150 000 Mark zur Förderung landwirthschastlicher Kulturzweige, insbesondere deS Flachsbaues, sowie zur He bung de» gewerblichen Unterrichtes und der Hausindustrie, desgleichen eine Summe bis zur Höhe von 1,000,000 Mark ohne Auflage der Rückzewähr zur Begründung von neuen Schulstellen und zur Beihilfe für Neu- und Erweiterungsbauten von Schulen. — Bekanntlich ist von Gewerbtreibenden häufig auS Besorgniß über die Konkurrenz der Gefangenen-Arbeiten der Wunsch ge äußert worden, die Gefangenen mit landwirthschaftlichen und Bauarbeiten beschäftigt zu sehen. Der Nieder- schlesisch - Märkischen Eisenbahn wurde nun, wie da» Euch, sondern hoffe Euch allen mit einem guten Bei spiele voranzugehen. Fleiß und Arbeit sollen unsere Losung sein, denn sie wird unS alle weiter bringen!" Mit Jubel wurden seine Worte ausgenommen^ Sinell trug daS Seinige dazu bei, um Arthur» Er schluß den Arbeitern al» ein Glück anzupreisen und bald gab eS keinen einzigen unter ihren, der nicht mit Freu den darauf eingegangen wäre. SS hatte der Gedanke, in wenigen Jahren vielleicht Herr der Fabrik zu sein, für alle etwas VerlocktndeS, ja Berauschende», sie hiel ten sich dann für reich und glaubten wie Urban oder Loppin leben zu können, weil sie nicht zu berechnen ver standen, daß ihr Antheil ein nur verhältnißmäßig ge ringer sein werbe. Sie wählten Sinell zum Vertreter ihrer Interessen und damit er stet- eine Koatrole üben könne, ersuchten sie Arthur denselben in die Fabrik aufzunehmen. Ar thur kam ihren sogar soweit entgegen, daß er Sinell an Lienau » Stelle setzte und dem alten Geschäftsführer eine im Ganzen untergrordmte Beschäftigung anwieS, ohne indeß seinen Gehalt erheblich zu verkürzen. Diese» neue Berhältniß, in welche» Loppin zu seinen Arbeitern getreten war, erregte große» Aufsehen in M. und wurde fast in allen Kreisen besprochen. Viele ließen sich verblendill und waren durchau» dafür, sie glaubten, eS werde dadurch den Arbeitern «ine neue Zukunft be» reitet, während andere entschieden dagegen auftraten. Sie faßten die Neuerung mit Mißtrauen auf, weil sie di« beiden Franzosen nicht für hinreichend uneigennützig hielten, um nur au» Liebe zu den Arbeitern auf eimn Theil de» Gewinne- zu verzichten. Sie erblickt«» in „Verl. Tageblatt" mittheilt, kürzlich eine größere An zahl von Insassen de- Brrlinrr Arbeitshauses für ihre Arbeiten auf der Strecke zur Verfügung gestellt. Die bisherigen Streckenarbeiter hatten «inen Lohnzuschlag ! von 25 Pf. pro Tag verlangt, da sie mit ihrem bi-. herigen Lohne richt im Stande seien, zu eristiren. In folge dessen erschien am andern Tage ein Aufseh r mit 43 Gefangenen de- Berliner Arbeit-Hause», welche die Arbeiten der bessere Löhne fordernden Arbeiter über nahmen. Die socialpolitische Bedeutung diese» Vor gang» ist um so auffallender al» die Riederschlefisch- Märkische Eisenbahn eine StaatSbahn ist. Bisher war e» üblich, daß der preußische HandelS- minister die ihm zugesandten Jahresberichte der Handels kammern und kaufmännischen Korporationen eingrhend beantwortete und dabei auf Wünsche und Anträge au», führlicher zurückkam. Man darf gespannt sein, wie Fürst BiSmarck, zur Zrit preußischer HandelSminister, die über seine Zollpolitik urtheilenden Berichte beant worten wird. Die Stellung der Liberalen aller Schattirungen ist durch die „antifortschrittliche" Kandidatenliste unend lich vereinfacht worden, denn nach dem „Deutschen Tageblatt" wurden für die ReichSragSwahl von d«n antifortschrittlichen Vereinen Berlin» nachstehende Kan- didaten in Aussicht genommen: Im I. Wahlkreis, fall» Rutolph Hertzog ablehnt, Obermeister Meyer; im II. Freiherr v. Minnigerode; im III. Julius Schulze; im IV. Professor vr. Adolf Wagner; im V. I)r. Cremer; im VI. Hofprediger Stöcker. Am vergangenen Simutag hat der Austausch der Ratifikationen zu dem deutsch-rumänischen Handelsver träge stattgefunden. In Essen ist eine Petition an den Reichskanzler zur Unterschrift aufgelegt, welche um die Wiedereinfüh rung der Schuldhast bittet und sich mit Entschiedenheit gegen die von vielen Fabriken errichteten Konsumanstatten wendet. Oesterr.«Ungar. Monarchie. Der Konfi». kations Apparat wird jetzt so energisch in Oesterreich gehand habt, daß am Montag kein Wiener Blatt im Stande war, über eine Versommlung deS Deutschen Verein-, die am Sonntag in PurkerSdorf bei Wien stattfand, zu be richten. Die „Presse", das „Fremdenblatt", die „Deutsche Zeitung", da- „Sptrablatt", die „Wiener Allgemeine Zeitung" und die „Tribüne", welche bezügliche Referate enthielten, wurden mit Beschlag belegt. Sin gleiche» Schicksal betraf den „Mährischen TageSboten". Der Justizminister Prazak hat, wie versichert wird, alle öster reichischen Staatsanwaltschaften angewiesen, keinerlei Publikation zu dulden, welche geeignet wäre, die Czechen zu beleidigen oder aufregend gegen die „böhmische Na- diefer Neuerung ein gefährliche- Beispiel für die Arbeiter anderer Fabriken und hatten sich darin nicht geirrt. Schon nach kurzer Zrit traten in verschiedenen Fabriken die Arbeiter auf, um gleiche Ansprüche geltend zu machen und da sie von den Fabrikbesitzern zurückgewiesen wurden, stellten sie zum Theil ihre Arbrit ein. Auch Urban hatte über diese Neuerung den Kopf geschüttelt und konnte sie mit seinen alten und erprobten Grundsätzen nicht in Eingang bringen. Er gab seine» Arbeitern stet-, wa- sie verdientrn, mehr konnten sie nicht beanspruchen. Wa» er mehr an ihr en that, sah er al» ein Geschenk, al» eine That seine» freien Willens an. Mit Freuden hatte er stet» Gute- gethan, nie würde er sich indeß dazu verstanden haben, die» al» eine feststehende Verpflichtung auf sich zu nehme«'. Er sprach die» gegen Arthur au». „Sie überschätzen die Tragweite diese» Schritte»," entgegnete Arthur lächenv. „Ich zahle dem Arbeiter einen etwa» geringeren Lohn, al» Sie gethan haben und räume ihm dafür einen Antheil am Gewi»:» ein. Ich verliere dabei nicht», denn ich habe zuvor genaue Berechnungen angestellt. Wa» ich am Schluffe de» Jahre» jedem der Ardciter al- Gewinn auszahlen oder gutschreiben werbe, wird nicht wehr betragen, al» wa» tch an dem Arbeitslöhne erspart habe. Für die Arbeiter liegt indeß ein wirklicher Gewinn darin, denn wenn sie wirklich auch nicht mehr crhalten werden, so haben sie doch am Schluffe des Jahre» e.n kleine» Srsparnlß, zu dem sie ohne diese Maßregel nie gekommen sein würden. Der Hauptgewinn liegt für mich indeß darin, daß die Arbeiter mit mehr Lust und Liebe arbeiten, sie fördern