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erleichtern, durch eine solche Sympathie, wie sie die von nah und fern zu uns gekommenen Festgenoffen in so überraschender und wohl- thumder Weise uns entgegengebracht haben, wofür wir ihnen nicht genug danken können; Deutschland wird es nicht zu bereuen haben! (Beifall.) — Nun, meine Herren, lassen Sie mich meinen Gedanken vollenden, indem ich noch ein Wort nicht nur als Deutscher, sondern so recht eigentlich als Oesterreicher zu Ihnen spreche. Oesterreichs Fühlung mit Deutschland — das ist etwas, was gewiß keine Partei in Deutschland — und ich darf keck hinzusügen — keine Nationalität in der österreichischen Gesammt-Monarchie zurückweisk (Zustimmung.) Will man aber, meine Herren, das deutsche Element in Oesterreich zum Träger dieses Gedankens machen, dann darf man es nicht von den anderen Stämmen trennen, die mit gleicher Berechtigung, mit gleicher Treue, mit gleicherprobter Tapferkeit und Hingebung dem Reiche angehören. (Beifall.) — Die Vereinigung, die Eintracht aller unter dem Scepter unseres erhabenen Kaisers lebenden Völker ist es, welche allein die Erfüllung jener kulturhistorischen Mission Oesterreichs verbürgen kann, welche ein Interesse Oesterreichs und ein Interesse Deutschlands ist. Darum, meine Herren, gilt mein Trinkspruch dem Frieden und der Versöhnung, als den Trägern eines geregelten Fort schrittes, als den Hütern einer gesunden Freiheit, als den Grund pfeilern eitler sicheren und dauernden Ordnung. Sie leben hoch!" .Stürmische Hochrufe. Andauernder Beifall und Händeklatschen.) Das ungarische Unterhaus vertagte sich am 8. d. M. bis zum 16. Sept., nachdem es zuvor den Gesetzentwurf über die Landwehr, das Volksaufgebot und die Rekrutenstellung in dritter Lesung mit großer Majorität angenommen hatte. Italien. In der Deputirtenkammer wird gegenwärtig die Debatte über den Tabaks-Vertrag geführt. Der Abg. Bertani beantragte statt des Vertrags eine Anleihe von 180 Millionen, welche durch das Einkommen aus dem Tabaksmonopol garantirt werden solle. Der Finanzminister vertheidigte dagegen den Vertrag und erklärte schließlich, daß das Ministerium aus der Annahme desselben eine Kabinetsfrage mache. .Man darf also auf die Abstimmung gespannt sein, wiewohl ein Rücktritt des Ministeriums voraussichtlich keine anderen Folgen haben würde, als daß Menabrea zum dritten Male den Auftrag zur Neubildung des Kabinets erhielt. — Ein in Tarent erscheinendes Blatt spricht von dem Erscheinen türkischer Seeräuber im jonischen Meere, die so kühn gewesen sind, einige italienische Feluken bis zum südlichen Calabrien zu verfolgen. Ein oder zwei Fahrzeuge der italienischen Kriegsmarine haben Ordre erhalten, gegen diese Piraten zu kreuzen. Das Faktum ist sehr seltsam; seit der Einnahme von Algier hatte man fast die Erinnerung an Seeräuber verloren. Es sind wohl keine Türken, sondern es scheint, daß ein Theil der Räuber, die seit Jahren zu Lande Calabrien unsicher machen, jetzt das Heil auf der See versucht. Frankreich. Außer einem Wahlsiege Im Departement des Gard, welcher auf den Regierungskandidaten fiel, ist politisch gar nichts aus Frankreich mitzutheilen, und darauf einzugehen, was französische Blätter über das Wiener Schützenfest schwätzen, lohnt der Mühe nicht. Die Erwartungen sind jetzt auf den 15..Aug. gerichtet, wo der Kaiser nach Paris kommt, um eine große Revue abzuhalten. Die Kriegslustigen hoffen bei dieser Gelegenheit so eine Art 1859er Neujahrsgratulation gegen Preußen zu hören, werden sich aber jedenfalls stark verrechnen. — Die Noth in Algerien dauert fort und man fürchtet, daß im nächsten Winter die Hungersnoth unter den Arabern neue Schrecknisse verbreiten wrrd. Auf den Fruchtmärkten, die von europäischen Häfen versehen werden, wird fortwährend Getreide von denjenigen Eingeborenen aufgekauft, welche noch Geldmittel besitzen; die einheimischen Ernteergebnisse scheinen bereits überall erschöpft zu sein, mit Eintreten des Winters wird demnach die Noth wieder groß und allgemeine Hilfe aus Staatsmitteln und durch Almosen kaum möglich sein, ganz davon abgesehen, daß die Franzosen durch ihre geringe Theilnahme beweisen, wie sehr ihnen Algerien aleichgiltig geworden ist. Allerdings hat diese Erbschaft der Restauration weder der Juliregierung noch dem Kaiserthum Ehre gebracht und Frankreichs Machtstellung nichts weniger als ge steigert; aber dies entbindet die französische Nation nicht von den Pflichten gegen die Araber, die feierlich zu „Franzosen" proklamirt sind. Der Marschall Mac Mahon ist wieder nach Paris be rufen worden. Amerika. Nach Mittheilungen aus Newyork wurde von der Union am 28. v. M. die Kaufsumme für das Gebiet Alaska an die russische Regierung gezahlt. Der Senat bestätigte die Ernennung von Watt zum Gesandten für Oesterreich und Rosenkranz zum Gesandten für Mexiko und genehmigte ein stimmig den Vertrag mit China. Der Kongreß hat das Gesetz, betreffend die Aufhebung der Negerbureaux, genehmigt. Im Repräsentantenhaus wurde die Bill angenommen, welche dem Finanzminister den Goldverkauf untersagt. Der von Hamilton eingebrachte Antrag auf eine neue Anklage gegen den Präsidenten wurde dem Justizausschusse überwiesen. Die Rache der Schwalben. Erzählung von Ferd. Stolle. (Fortsetzung aus Nr. 61.) Eine Zusammenkunft. In Folge des strengen Verbots Seiten des Adlerwinhs an seine Tochter, jedweden Verkehr mit dem Stephan abzubrechen, hatte es Margarethe nicht wieder gewagt, weder Stephans alte Mutter zu besuchen, noch überhaupt mit deren Sohn zusammen zu kommen. Aber je schwerer ihr das Verbot des Vaters an kam, um so tiefer prägte sich das Bild des jungen Mannes in ihr Herz. Auch Stephan, der ehedem gern im Adler einkehrte, wo er bescheidentlich sein Glas Dünnbier trank, mied aus Liebe zu Margarethe das Wirthshaus gänzlich, um den Argwohn des Adlerwirths nicht von Neuem rege zu. machen und der Geliebten Verdruß zu bereiten. Erst in Folge der grausigen Mordthat sollten die Beiden wieder zusammen kommen und sich sprechen. Die Tausendthalerbelohnung, von der Familie des Ermordeten ausgesetzt, die mit großen Buchstaben auf einem großen Zettel gedruckt stand, war auch and Hause des Schulzen, der ganz am Ende des Dorfes wohnte, angeschlagen. Stephan war hingegangen, um sich das Plakat, das so großes Aufsehen erregte, ebenfalls in Augenschein zu nehmen. Aber kaum hatte er zu lesen begonnen, als zu seinem nicht ge ringen Schreck Margarethe, auch von der Neugierde herbei- getrieben, um die Ecke bog. Stephan, um das Mädchen nicht in Verlegenheit zu bringen, wollte grüßend davon gehen, als er Margarethens Stimme vernahm, die sein Herz freudebebend machte. „Du bist mir doch nicht bös, Stephan?" frug das Mäd chen im weichem Lone. Eines Engels Stimme konnte in dem Ohr des jungen Mannes nicht himmlischer wiedcrtönen. „Ich Dir bös, Gretchen — wie sprichst Du? Aber schau, Dein Vater will's nicht gern, daß wir zusammen kommen und da möcht' ich Dir um alle Schätze der Welt nicht einen Verdruß machen." „Daran ist eitel der schwarze Conrad schuld," versetzte das Mädchen, „der hat den Vater herb auf Dich g'macht. Ich weiß selbst nicht warum. Aber der Conrad ist jetzt fort; da wird der Vater auch wieder gut werden." „Ach, Grethel," sagte Stephan, „ich bin schon glücklich, wenn ich dort beim Adler vorbeigehe, weil ich weiß, da drinnen bist Du; auch wenn ich Dich nur aus der Ferne erschauen kann, wie neulich beim Kirchgang, weißt Du?" „Guter Stephan," begann jetzt das Mädchen, „morgen ist Dein Geburtstag — ich hab ihn nimmer vergessen — ich kann Dir diesmal nicht selber Gutes wünschen. Nimm's d'rum heut' für g'schehen." Gern hätte Margarethe dem Stephan ihre Hand gereicht; aber sich nähernde Schritte machten der Unterredung ein rasches Ende. Ein Jedes kehrte, als hätte es keine Notiz von dem Andern genommen, nach seiner Behausung zurück. Niemand war glücklicher als Stephan.' Der verhängnißvolle Blumenstrauß. Den süßen Augenblicken, die Stephan mit der Geliebten vexlebt, folgten in der nächsten Nacht nicht, wie man hätte er warten sollen, rosenrothe Träume. Im Gegenthril ward der -