Volltext Seite (XML)
fed,n Woäienkag Abend» (mit de« ^!at»m ocs folgenden Tages: zur Ber- iendung gelangende unparteiische Zeitung Sächsischer Laubes - Anzeiger'' mit dem kbeiblatte: „Tägliches Unterhaltungsblatt" «ud dem humoristisch illustr. Sonntagsblatt „Lustiges Bilderbuch" kostet monatlich nur 60 Pfg. (PostzelmngS-BreiSliste Nr. 4633.) Beiblatt M Mchllschen Lanbes-Anzeiger. InjertionspreiS >m „Sächs Lanbes-Auieigee^f Raum einer schmalen CorpuSzeile lb Pf». Bei Wiederholung großer Annoncen RabaL Bei Bestellungen von Auswärts wolle um» Nr. 21»S. Donnerstag, den S. September 1886. 6. Jahrgang. sie 8 Silben EorpuSschrift bilden ca. 1 Der großen Auflage wegen könnenAnnouce» nur bi» Vormittag angenommen Werda» Berschluugene Schicksale. Roma, vo, Marie Talm. Nachdruck verboten. Fortsetzung. Jda Halle eine schlaflose Nacht zugebracht, aber schlaflos vor freudiger Erregung, vor seliger Erwartung — da» ist «icht hart Ja, sie wollte «icht schlafen: mit Bewußtsein wollte sie jede Minute ihre» Glücke» aurkosten, die wachen Träum« waren unendlich viel herrlicher, al» die schönste« e» sein konuten, welch« der Schlaf brachte Segen Marge» überraschte dieser sie dennoch, und erfrischt e«wachte sie von den Strahlen der Sonne, welch« hell in da» Gemach fielen. Welch wonniges Erwachen, wenn der Tag un» ein große», heißrrsehnt«» Glück z> bringen verspricht I Jda konnte e» noch nicht fassen, daß ihr da» zu Theil werden sollt«; e» war zu viel, zu «n verdient! Demüthig kniet« sie an ihrem Bette nieder, wie sie al» tzind getha», nm dem himmlischen Geber zu danken; aber Worte fand fie nicht, nur in Thräneu konnte sie ihre Gefühl« auSströmen. ES war eine selige Morgenstunde, die fie so verbrachte, ein« Stnnde reinen, ungetrübten Glücke», an die fie später noch oft, ach! und mit Wehmuth, mit sehnendem Verlange« zurückdenk«« sollt«. Erst spät konnte fie sich entschließen, zum Frühstück hinunter z« gehen. Bernhard war schon fort; Nauna fragte, warum fie so spät komme. Nu« sei der Kaffe kalt geworden und würde ihr nicht mehr schmecken. LS war klar, sie wußte nicht»; aber Jda konnte ihr auch nicht» sagen. Ein herzliche», thelluehmende» Wort hätte ihr Ver trauen Hervorgerufe«; aber «S wurde «icht ausgesprochen. und so kehrt« Jda auf ihr Zimmer zurück, ohne der Schwester mitgetheilt zu habe«, wa» dieser Tag ihr bringe« sollte. »Ich muß rnhig sei«,* sagte fie zu sich selbst, indem fie hastig in dem kleinen Raum auf und ab schritt. „Wenn ich nur diese» abscheuliche Herzklopfen überwinden könne,«» benimmt mir de« Athen» —* Eie blieb stehen. War e» Zufall, daß fie gerade vor dem Spiegel stehen blieb» dem alten, bleigefaßten Spiegel, der so gut zu de» übrigen schwerfällige« Möbeln paßte? Prüfend hafteten ihre Blick« darauf. „Kann mau wohl ein objektive» Urtheil darüber hüben, wie man anrfieht?' dachte fie. Häßlich — «ein, da» war fie gerade nicht, aber gewiß auch nicht schön, nicht die Rose, da» Bild. — Und wie sie der Worte gedachte, enöthete fie so tief, daß fie wirklich einer Rose glich und da» Bild, da» fie au» dem Spiegel aublickt«, entschieden hübsch war. Aber fie wandte sich beschämt ab. Hatte fie nicht» Bessere» zu denke»? Sie mußt« sich überlegen, wa» fie ihm sagen wollte, fie durste ihm ihr Ja nicht geben, ehe er nicht Bernhard'» Mittheil- uugen bestätigt, ihr erklärt hatte, wa» fie gethan, daß er an ihrer Liebe verzweifeln konnte. Ja, fie mußten sich gegrusrUig ganz offen und rückhaltrloS ««»sprechen, erst dann — Da plötzlich ertönte «in Schritt aus der Treppe — sein Schritt l O, wo war ihr« Ruhe hi«? Kaum hatte fie Athen, genug, um auf sei« leise» Klopfe« eben so leise »Herein* zu rufe«. Nun bereute fie doch, ihm nicht durch Bernhard eine An« dentung gegeben oder ihm geschrieben zu habe«, denn er trat so be- fangen, so unsicher «in, daß auch ihr alle Fassung schwand. Sie hätte stch an Me Brust Werse« mögen, «ud nun stand er steif und stumm ihr gegenüber. »Sie haben mir erlaubt, mir heute die Antwort auf meine gestrige Frage z« holen,* sagte er endlich. »Sie war vielleicht voreilig — ich meine,* verbesserte er sich, »ich habe Sie dadurch erschreckt —* »O «ein,* fiel ihm Jda in'» Wort, »nur allerdings sehr über rascht. Und deshalb werden Sie begreifen, daß anch ich —. Doch ich weiß nicht, wa» ich sage,* unterbrach fie sich selbst. Dann, hoch aufathmend und sich gewaltsam zur Ruhe zwingend, sagt« fie: »Herr Doctor, darf ich ganz offen z« Ihnen rede«?* Di- «intflitth. Schluß. Höre« wir nn« Streß' Meinung über da» groß, Ereigniß in seinen eigenen Worten: »1) Da» unter de« Namen Sintfluth bekannte Naturereignlß ist am unteren Euphrat eingetrete» und wa» mit einer ausgedehnte« «ud verheerenden Urberflnthnng der mrsopotamischen Niederung verbunden. 2) Die wesentlichst« Veranlassung war ein beträchtliche» Erdbeben im Gebiet« de» persischen Meerbusen» oder südlich davon, welche« mehrere geringere Erschütterungen voranSgegangen stnd. 3) ES ist wahrscheinlich, daß während de» Periode der heftigsten Stöße «in Lyclon an» dem perfische« Golf« von Süden her eiutrat 4) Die Traditionen anderer Völker berechtigen in keiner Weise zu der Behauptung, daß di« Flnth über den Unterlans de» Enphrat und Tigris hinan» oder gar über die ganz« Ende gereicht habe. In schlichte« Worten stellen sich dem Geologe« die Hauptzüge etwa in folgender Weis« dar: In einer andauernden seismischen Phase mag dnrch Erdstöße z« wiederholten Male» da» Wasser de» perfische» Meerbusen» in da» Niederland de» Enphrat geworfen worden sein. Dnrch diese Fluthen gewarnt, baut ,i« vorsichtiger Mann, Hast» Adra, dar heißt der-otteSsürchtige Weise (der assyrische Noah) genannt, ei« Schiff zur Rettung der Seinigeu und kalfatert r» mit Erdpech (Asphalt), wie «an hente noch am Euphrat z« thnu pflegt. Die Bewegungen der Erde nehmen zu, er flüchtet mit den Seiuige« in da» Schiff, da» Grundwaffer tritt au» dem geborstenen Flachland« hervor, eine große Depressto« de» Lustdruckes, bezeichnet durch furchtbare« Sturm und Regen, wahrscheinlich ei« wahrer Lyelon, vom persischen Meerbusen hereintretend, begleitete di« höchsten Aenßernnge« seismischer Gewalt; da» Meer fegt verheerend über die Ebene, erhebt da» rettende Fahrzeug, spült e» weiter landeinwärt» und läßt r« au jene« Borhügeln strande«, welche unterhalb der Mündung der Kleine« Zab die Niederung de» Tigri» «ach Norden und Nord osten eingrenzen," Eneß hat sich hier hauptsächlich an die assyrische Ueberlirferung gehalten, welch« nu» in Keilschriften ansbewahrt und der biblischen Erzählung in allen Hauptfiücken so ««gemein ähnlich ist, daß wir die Überzeugung gewinn,« müssen, die biblischrn Autoren habe« ihre Sr- zählnug an» derselben Quell, geschöpft, welche heut« an» be« markigen Zeichen de, Keilschrift direkt z« «n» redet. Anch leidet die assyrische Sage nicht au jenen offenbar«, Uebrrtreibougen. mit welche« di« biblische« Autoren ihre Darstellungen auSznschmücken beliebten. Die assyrische« Götter wolle» nur die uralte, in Sünden schwelgende Stadt Snrrivak vernichten, »icht die ganze Menschheit, wie der grau same Gott der Juden. De» assyrische Noah baute ein große» Schiff nur für di« Seine» und sei» Vieh, der biblische gleich sür sämmtliche Thier, der Welt. Di« Bibel läßt e» vierzig Tage regnen, dann bleibt da» Wasser noch 180 Tag« lang fünfzehn Ellen über de« höchste» Bergen stehe» n»d verläuft sich erst allmählich ös» zu« zehnten Monat. Nach der assyrischen Sag, dauert di, »«Wüstung »« ftchb Tag, »nd sieben Rächt«. I« beiden Sagen schickt dann Noah Erich zuckt« zusammen. Hatte fie ihn durchschaut, ahnt« fie, daß nicht Lieb, sei«, Bitte eingegeben? O. wie peinlich war sein« Lage! Er glaubt« Recht zu thnu, indem er ihr seine Hand bot; aber wenn fie jetzt nach seine» Beweggründen forschte, wa» konnte er ihr antworteu? Er achtete und ehrte sie, aber wenn ihr da» nicht genügt«, wen« fie seine» Antrag ablehnte» hatte fie »icht ein Recht dazu? — So befangen dnrch da» Bewußtsein, da er nicht ganz offen sein durste, erwiderte er leise, mit gesenktem Kopfe: „Rtt>«n Sie, mein thenre» Fräulein! Selbst wenn e» bitter ist, wa» Sie mir zu sage« haben, werde ich e» ohne Murre« «ntgegennehmrn.* Hätte er sie angesehen, er würde dt« Worte nicht vollendet haben, den» sein« Niedergeschlagenheit» ganz i» Uebereinstimmung mit der Sprache des Gedicht», erfüllten Jda mit einem solche» Wonne- gesühl. daß sie mit glühenden Wangen, mit strahlenden Augen ihn betrachiete und sich zurückhalte» mußte, um nicht jubelnd zu r»f«u: ,D« irrst! Du irrst! Ich liebe Dich ja so unsäglich!* Aber fie hielt den Jubelruf zurück — ihr« jungfräuliche Natur mußte sich jede» Liebeszeichen nehmen lassen; »nr «ine Auseinandersetzung war ihr jetzt unmöglich, fie hatte vergesse«, wa» fie sagen wollte, «nd flüsterte nur mit vo» Erregung zitternder Stimme: »Sie mißver stehen mich -- ich habe Ihne» nicht» Bittere» zu sage» — im Gegeuthefl —* »So willige« Sie ei«, die Meine zu werden?* Der Umschwung von den Zweifel», di« ihn gequält, zu der Gewißheit, baß Jda bereit sei, seine» Wunsch zu erfüllen, war so sß, so plötzlich, baß Erich, wie von einer drückende» Last befreit, emporgesprnngen war. Er sah in ihr von Glück «ud Liebe erregtes Antlitz «nd empfand «» tief: e» war ein edleS Weib, da» da da» eigen« Geschick mit dem seine« verband. Al» fie auf seine Frage nur stumm da» Haupt neigte, ergriff er, tief bewegt, ihr« beiden Hände und sagte, ihr voll in die Augen blickend: »Jda, ich danke Ihne»!* Aber wa» war da»? — Dir eben noch glühenden Wangen er blaßte«, die Auge» schloffen sich. War er di« übermäßige Erregung, die sich so äußerte? Er stützte fie leicht mit dem Arm, aber fie er schauerte bei seiner Berührung. »Ich danke Ihnen,* hatte er gesagt. O, war da» der Ausdruck wonnigen Entzückens? Da» di« Seligkeit, di« fie ihm z» geben gehofft? Kein kleines Wort der Liebe hatte er für fie, nicht einmal da» traute »Du*, in dessen Erwartung fie innerlich schon gebebt. Wie oft hatte fie sich seine» Namen, verbunden mit dem süßen »Du*, diesen Morgen schon vorgesagt, um sich daran zu gewöhnen, wie hatte fie gefürchtet, «S nicht auSspreche« zu können, und sich dann gesagt, sein Beispiel werde es fie schon lehren; und nun — »ich danke Ihnen!' O, das war bitter! Etwa» befremdet blickt« Erich aus daS bleiche, schweigend« Mädchen nieder, hielt er die kalten Hände in de» seinen, bi» fie, nicht länger im Staude, die Thränen zurückzuhalten, sich von ihm loSmacheu wollte. Da zog er fie saust an sich, und einen leise» Kuß ans ihre Stirn drückend, flüsterte er: »Mein« liebe Jdal* Und nun ruhte fie an seiner Brust «nd glanbte einen Moment glücklich zu sein. Aber warum sprach er nicht, warum sagt« er ihr letzt nicht, wonach ihr Herz so heiß verlangte, daß er fie liebe, lang« geliebt habe, ewig lieben werde? Sie hatte über die Worte oft ge- lächelt, wenn fie fie in Gedichte« oder Romane« gelesen, aber jetzt erschienen sie ihr die einzigen, di« fie je zu hören, antzuspreche« wünschte. DaS »ewig* hatte fie Uebertreibung genannt? O Thöri«, wa» hatte fie damal» davon gewußt? Jetzt fühlte fie, daß fie ihn ewig liebte, warn« also er nicht auch sie? Und warum sagt« er eS ihr »icht? — »Ich dank« Dir!* wiederholt« er jetzt mit der weichen Stimme deren Klang fie schon berauscht«. »Du sollst e» nicht bereuen, mir vertraut zu haben — ich hoffe, Dich glücklich zu machen.* Dan» setzte er sich zu ihr auf da» alt«, harte Sopha an» de» Vater» Studirstube, da» dort nie andere, al» gelehrte Gespräche mit angehört, «ud erzählt« ihr vo» seinen Plänen, wie er bald «ach Berlin gehen müsse, um fich von de« Fimrnd in Me Praxi» «im- Ah«n zn lassen, wie er dort ein trauliche» Lei« für fie Bett« Rm- richten werde — o, «» könne auch in Berlin traulich gemacht werden! — Wk« er fich darauf freu«, nach dem traurigen, einsame» Junggesellenlae» eine eigen, Häuslichkeit zu besitzen mit einem lieb« Weibe, fie dort willkommen zu heiße« — rnü» Jda hört» ihm i* eine« Traume befangen, und traumhaft auch erschiene« ch» di« Bilder, die er ihr entrollt«; aber di« Seligkeit, von der sin seit gestern wachend geträumt, di« empfand fie nicht. Und «ckS W dann schied, al» seine Lippen zum ersten Male die ihren berührt« — da wartet« fie immer noch aus da» Wort, da« de« Tram» M zur wonnevollen Wirklichkeit verwandeln sollte — doch diese» WM km» nicht. ^ Erich aber schied befriedigt vo« ihr, fie war ihm zurückh , kühl erschienen, aber da» hatte er nicht ander» erwartet, standen auf dem gleiche« Bode« ruhiger Freundschaft — da» vW ein« gute Grundlage für da» künftig« Bcrhältuiß. Und daß er MW allen Zweifeln, alle» Kämpfen ei« Ende gemacht, daß er gethan^ wa» er für Recht hielt, da» gab ihm ein« innere Ruhe, die er Rn letzt« Zeit über schmerzlich vermißt hatte. Als er di« Gartenthür erreicht trat ihm Nauna, von eine» «>g nach der Stadt znrückkehrend, entgegen. Ei« war »och va» stimmt von gestern. Di« kleine Tischgesellschaft war gar «icht nach ihre« Geschmack »«»gefallen, man hatte fie, die Herrin de» ' " vernachlässigt und Abend» war ihr Man« wie Jda verschwn» wesen. Al» Bernhard endlich wieder zu ihr kam — sie lag dem Sopha, und er mußte sehen, daß sie fich nicht wohl fühlt« —7 hatte er, statt fich zu entschuldigen und nach ihrem Befinde» P» fragen, angefangen, von Jda zu rede», und fie hatte ihn unterbrach«» mit der Bemnkung, fie sei zn angegriffen, um fich z» unterhalte» Diesen Morgen, al» er sich vor dem Fortgehen über fie gebangt mch.« ihren Namen ausgesprochen hatte — mit so weichem, zärtlichem TW — e» war ihr schwer geworden »icht z« antworten, aber Ke wollt« - konsequent sein, wollte ihn fühlen lasse», daß sie unzufrieden »8 ihm war! Auch Erich zürnte fie «och; er hatte gestern nicht» al» «ds paar Redensarten mit ihr gewechselt, und wa» wollte er jetzt h« zu einer Zeit, wo eine Hausfrau »och keine Besuch« anznnehme» pflegt? — Sie begrüßt« ihn deshalb äußerst kühl und sagte, «ft fraulicher Wichtigkeit auf da» Körbchen mit Obst zeigend, deck am Arme trug: .Ich komme vo« Markt, wie Sie sehen, «nd m Mau» ist noch im Eolleg; ich bedauere, daß Sie Niemand ge troffen haben.* Sie sprach jetzt nie drei Worte mit Erich, ohne ihre» Manne» za erwähnen, und zwar stet» al» »mein Mau«*, während sie th» sonst ihm gegenüber immer nnr Bernhard genannt hatte. Erich sah, daß fie nicht» wußte, auf nicht» vorbereitet wa». Wa» sollt« er sagen? Giebt «» für einen Mann doch nicht» Pein lichere», al» einer Dame seine Verlobung mitzutheilen, der er frühen ei« lebhafteres Jnterrffe gezeigt! Hier freilich war e» eine verhieb- rathete Frau, die Schwester seiner Brant, aber doch — „Sir wisse» nicht, wr-halb ich hier bin?" fragte er «üblich. „Gewiß nicht!* rief Nanna und sah betroffen unter ihre» groß« Sartenhut zu ihm auf. Wie feierlich er anssah in seinem schwarzen Eylinder» de» er heute gegen de» sommerlichen, leichte« Strohhut vertauscht heit«. ES wnrde ihr ganz ängstlich zu Mathe, die einstudirt« Zurückhaltung war plötzlich vergesse» und sie fragt« fast erschrocken: „Sie komme» doch nicht etwa, nm Abschied zu nehmen?* „Nein — im vegenthril,* antwortete Erich zögernd, vo» der Frage «nd dem veränderten Ton« eigeuthümlich berührt. Dann, be schämt über seine Befangenheit, nahm er ihr da» Obstkörbche», dMS fie noch immer in der Hand hielt, ab, führte fie nach der Berand» Vögel au», «m fich von dem Abfluß der Wasser zu überzeugen, «nd «ln Regenbogen beschließt versöhnend da» glücklich überstanbe«, furcht bar« Ereigniß. In der assyrischen Sag« wird de» begleitenden Erd beben» unzweideutig erwähnt: „Die Geister der Tiefen bringeu Fluthen herauf, di« Erde machen st« erzittern dnrch ihr« Macht.* Jene Fluthen, di« an» der Tiefe komme», bezeichne« ebenso charakteristisch wie die Wort« der biblische« Erzählung, welche „die Brunnen der Tiefe ansbrechen* läßt, die bei großen Erdbeben häufig anftretende Erscheinung de» Hervortreten» von Grundwaffer au» geborstenem Erdreiche. Aber di« persische Sag« schildert meiner Ansicht «ach fast noch deutlicher, als die vorhin angesührten, einen Bnlkauan»br«ch al» Ursache der großen Flnth: „Von Süden an» stieg ein großer feuriger Drache ans. Alles wurde dnrch ihn verwüstet. De, Tag verwandelt« fich in Nacht. Di« Sterne schwanden. Der Thierkrel» war von de« ungeheuren Schweife bedeckt Nur Sonne und Mond konnte man am Himmel bemerken. Siedend heiße» Wasser fiel herab und versenkte die Bäum« bi» zur Wurzel. Unter häufige» Blitze» fielen Regentropfen von der Grüß« eines Menfchenkopfe». Da» Wasser bedeckt« die Erde höher, al» die Länge eine» Menschen beträgt. Endlich, nachdem der Kampf de» Drache« nenuzig Tage und neunzig Nächte gewährt hatte, wnrde der Feind der Erde vernichtet. E» erhob sich ein gewaltiger Sturm; da» Wasser verlief, der Drache versank in die Tief« der Erde.* Hier scheint sogar die Verbindung der seismischen Erscheinung mit der meteorologischen sehr deutlich hervortreten. Der feurig« Drache im Süden ist der an-brechende Vulkan, dessen Feuersüule fich wie «st, Schweif über «inen großen Theil de» Himmel» hin erstreckte. Seine Ranch- «nd Lschenwolken «achten den Tag znr Nacht, und nur Sonn, «nd Mond konnten zuweilen dnrch de» dichten Dunstschleier erblickt werde«. Nun fällt heißer Regen, wieder ei« Umstand, der regelmäßig groß« vulkanische Ausbrüche begleitet, daun steigt da» Wasser höher; der Sturm hebt an, und endlich versinkt der Drache in die Tiefe der Erde, da» heißt, der Vulkan bricht in fich zusammen. Li« Läng« der ganzen seismischen Periode wird anf neunzig Tage angegeben» da» ist »icht länger al» auch diejenige von Krakatau anhielt, di« im Mai begann und im August endigte. Da» Wasser stieg in den Landstrichen, welche dies« Sage vor Angen hat, offenbar nicht so hoch, wie in de» vorhin erwähnte»; weil deshalb di« Fluth hier nicht die grüßten Schreckt« vernrsachte, werde« die übrigen Begleiterscheinungen nm so lebendiger empfunden und wiedergegeben. Alle» spricht dafür, daß da» Ereigniß «icht in allzu entlegener Vorzeit eiutrat und die Zeit um 2800 v. Ehr., ans welche di« biblische Ueberlirfernng schließen läßt, wag mit einige« Wahrscheinlichkeit dasür gelten bleibe«. E» ist in diese» Beziehung höchst seltsam, daß die Ueberlieferung der unglücklichen Inka» in Peru, welch, gleichfalls von einer dort stattgehabten Sintflnth spricht, nach einer über schlägliche« Rechnung, die ich darüber auSgeführt habe, anf dieselbe Zeitepoche znrücksührt. Ich deute da» hier nur an, damit sich mvg< licherweise ' " ' woran» fich gewiß, anch wenn di« Unsicherheit dabei rin, ziemlich große bleibe» wird, wichtig« Schlüffe entwickeln lasse«. Daß die süd- amerikanischen Völker, deren Cnltnr bekanntlich sehr hoch entwickelt war, «»zweifelhaft di« Tradition der Sintfluth bewahrten, scheint mir von großer Bedeutung. Da e» nämlich durch di« früheren Be trachtungen höchst wahrscheinlich gemacht ist, daß die Sintfluth kein universelle» Ereigniß war, sondern fich nur anf ei« verhältnißmäßig kleinr» Gebiet beschränkt, (wofür auch di« Ukberlieferungeu der Egypten spreche», welch« vo« einer großen Flnth im Norden ihre» Lande» reden, dt« aber nicht bi» z« ihnen vordraug), so wäre« wir gezwungne anznnehme«, daß im hohen Altrrthnm«, jedoch in nicht mehr prä historischer Zelt, Vermifchnngtn von asiatischen mit amerikanisch« Völkern anf irgend eine« Wege stattgesnnde« hatte«. Den» ander» könnte doch diese seltsame Uebereinstimmung der Sintflnthsage hüb» und drüben nicht erklärt werden. E» ist in dieser Bezieh»»- ferner zn erwähnen, daß anch die Thinese« dies« selbe Sag« besitzen. Nach ihr ist sogar dort die Flnth «»gemein hoch gestiegen. E» heißt: Al» die große Fluth sich zum Himmel erhob, al» fie dir Berge um gab »nd über di« Hügel fich emporhob, da erstorben di« bestürzte» Völker in den Wassern.* Am Schluffe dieser Betrachtungen kann ich in «einer Eigenschaft al» Astronom e» nicht verwinden, «och einen andere» Erklärung»- grnnd für da» großartig, Naturereignlß an» meiner Wissenschaft herbeizntrage», jedoch ohne irgendwie de» wohlfnndirten geologische» Untersuchungen eine» Sneß e»tg«ge»tr«ten zu wollen. Ich komme «icht etwa mit de» abgeschmackten und längst vnjährte« MeinnnU von Wilson, welch« erst jüngst wieder von einem «affen Dilettant«» anfgewärmt wurde, daß ei« Komet, der über die Erd« hinfnhr, solche» Unhell angerichtet habe. Aber etwa» in gewisser Beziehung AehnlicheS wage ich doch zn besürworten, nämlich, daß ein sehr groß« Meteorit, der mit kosmischer Geschwindigkeit in da» Meer stürzt, a>g» den Küsten ring» herum «in« Sintflnth mit allen jene» Neben-» erscheinnngrn Hervorrufen könnt«. Dürfte man Wohl dagegen an- führen, daß «S so große Meteorite«, welche vielleicht einen Kilometer i« Durchmesser besitze« müßten, um so gewaltige Störunge« hervor- zurnfeu, überhaupt »icht giebt. Da» wäre ein sehr willkürlich« Grund. Den« eS fliegen im Welträume notorisch sowohl mikroskopisch feine Sonnenstäubchen hernm, wie «ngrheure Sonnen, und «» ist nicht abzusehen, warum gerade «nr Weltkörper von solchen mittler« Dimensionen überhaupt «icht «xistiren sollten, die zwischen de« größte» bi» jetzt anfgrfnndenen Meteoriten, dem 28,000 Kilogramm wiege», den Etsenblock vo« Ovifal, und den kleinste« permanente« Himmels körpern, de« wahrscheinlich nur zehn Kilometer i« Dnrchmrss« hottenden MarSmouden, liegen. In der That stürmen ja au der Erdoberfläche öfter» Feuvckngckr ganz nahe vorüber, deren flüchtige Erscheinung zwar di« genauer» Ermittelung ihrer wahren Größe «icht znläßt, dl« ab«, sicher zn» Theil viel größer find, al» jener größte Meteorstein. Es ist aller dings zweisello», daß die «eltkörper «ach de« Maßstabe ihrer Größe fortschreitend anch seltene» werden. Während Meteorstanb beständig in ganz «nglanblich " ' "" "" " ' licherweise berufenere Forscher für diese Frag« ans» Reu« interesfiren ... . . . .. und vielleicht ein scharfblickender Archäologe einmal de« Versuch mache, in ganz «nglanblich groben Mengen vom Weltraum her ans nnftmr, da» Jeitalm aller dieser verschiedenen Suttslnthsa-e« zu bestimme«,!Erde herabsällt — nach Oppolzer ein» Biertrlbillivn Kiwgram«