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ZäWche vorfzeitung Bezugsbedingungen: M 1«d«, woch,»t«, t Uhr mn d«n Vrmrm d— folgrnkxn ta»L Vir vq»,»««UU»r brtr»^ 1« M«rt ^n.Ijährltch 0»« b» p,,. fftr jr»«n Mm,«, M« ^rf;rivin,- ist »u dr^rhrn du q dt« kstierNch«, pkl!°nst«lt«, dk c<m»bri«stra,« und durch W^irVMrrr v«t frrt« t», ha», erh«dl poft »»ch di« LuftrUu»,»«etüchr von 4d Pf» lrIrgnrmm.Kdr.: vorfzeitung Dresden. Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustriertes Sonntags-Blatt" Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für dar Rgl. Amtsgericht Dresden, die Agl. Zorstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Gberlößnitz und Radebeul. Telephon: Dresden, Nr. Z9!L Anzeigen-Preise: vk «NtspalNg« 3«ii« Id Vf», uutrr 4» pfa «folgt dl» mlMag, 12 Uhr. — «»»ahmoftoll«» si»d: Uuforo LrlchaNoftoN«, Not«» Mechn-s GaN« Nr l, 2uvalihondant.Kaas«»f»rt»»Vvalkr, Nud Moli< L. L Vaud« to. tu crtpzia. zrmitf„r1«. M-: L. Xohl 1« lloNolodorf; küg« NISchlrr M Uttzfch»^. ftroda, VN» Vittnch t» L«ttzk»d0»f, hu»> h, crudnitz-Noiostra, «mNNoilau tu Nad«d«il,m,L Grimm bi vrr»d«».lvdlfi,t,, Zrlödrtch Io»ch«1 tu Lols« bau d« Otto nromih tu Lotto. Ma, t««tch k, cobhmttz. Nr. 212. Dresden, Dienstag, den 12. September 1905. 67. Jahrgang. Da- dterreste König Friedrich August ist heute früh ins Manövergelänoe abgereist. Das Kaiserpaar hielt gestern in Koblenz seinen Einzug. In Wien hat wegen der Krisis in Ungarn ein Kron rat unter Vorsitz des Kaisers stattgefunden. Die Entscheidung über Ungarn wird in wenigen Tagen fallen. Der italienische Ministerrat hat für die Opfer des Erdbebens 250 000 Lire zur Ver fügung gestellt. In Baku ist infolge der fortdauernden Straßen kämpfe Hungersnot ausgebrochen. Die Gesandtschaftswachen in Tokio sind zurückgezogen worden. Weitere Angriffe auf das Eigentum der christlichen Kirchen werden nicht befürchtet. Zur Reichsfinanzreform. Ueber die nächste Reichsfinanzreform ist bisher nicht die geringste authentische Verlautbarung in die Oeffent- lichkeit gedrungen. Trotzdem wird bereits in den ver schiedensten Blättern gegen angeblich mit dieser Reform verfolgte Pläne Stimmung zu machen versucht. Daran, daß, wenn es sich um die Aufbringung von Mitteln für Staatswesen handelt, Opposition quanci möms gemacht wird, ist man in Deutschland gewöhnt, die Htzigen Vorgänge werden deshalb nicht besonders auf fallen. Was aber diesmal recht unangenehm in die Erscheinung tritt, ist der Umstand, daß auch in nicht sozialdemokratischen Blättern die Anschauung Hervor zurufen versucht wird, als ob durch die Steuergesetz gebung der letzten Jahrzehnte lediglich der „gemeine Pkann" mit größeren Lasten bepackt worden ist. Unter dem „gemeinen Mann" wird man wohl die breiten Schichten der Bevölkerung zu verstehen haben. Sind nun diese in den letzten Jahrzehnten besonders, oder sind sie gar allein mit Lasten bedacht worden? Nein und abermals nein. Wenn es im Interesse der Reichsfinanzen und zur Hebung der heimischen Produktion nötig war, Zölle rinzuführen, so haben diese auch dazu mitgeholfen, daß die Arbeitsgelegenheit in Deutschland in einem Umfange gestiegen ist, der die Ernährung der jährlich ruwachsenden 800 000 Köpfe zuläßt. Die breiten Schichten der Be völkerung haben also große Vorteile von den Zöllen gehabt. Die etwaigen Lasten aber, die aus den letzteren entstehen, werden von allen Schichten der Bevölkerung getragen und nicht von dem „gemeinen Manne" allein. Genau so steht es mit den Verbrauchsabgaben auf die großen Konsumartikel, von denen übrigens noch vor kurzem die Zuckersteuer ermäßigt ist. Sonst sind in letzter Zeit lediglich die Börsensteuer erhöht, und die ^chaumweinsteuer einaeführt. Sollten sie den „gemeinen Mann" bedrücken? Und weiter. Steuern werden doch nicht bloß vom Reiche, sondern auch von den Einzel staaten erhoben. Sollte eS wirklich noch immer nicht allgemein bekannt sein, daß in Preußen und anderen Bundesstaaten die breiten Schichten der Bevölkerung von der Einkommensteuer befreit wurden, und daß auch die, diesen breiten Schichten nächststehenden Bevölkerungs klassen verhältnismäßig weniger Steuern aufbringen als die wohlhabenderen Censiten? Die Gemeindeabgaben werden zu einem großen Teile im Verhältnis zur Staatseinkommensteuer erhoben. Auch hier ist deshalb die Belastung der breiten Schichten geringer als die der übrigen Eenfiten. Es ist also nicht richtig, daß der „gemeine Mann" äklein in letzter Zeit mit Steuerlasten bepackt ist, es ist vielmehr sicher, daß er entlüftet ist. Ja, darüber hinaus find den breiten Schichten die Ausgaben für die Not fälle des Lebens in einer Weise abgenommen worden, wie e« kein Land der Welt sonst noch kennt. Was den breiten Schichten abaenvmmen ist, ist den übrigen auf- gebnrdet worden. Diese müssen dafür jährlich Beiträge aufbringen, die den Staatseinkommensteuern jetzt schon nahe kommen. Es ist also nicht richtig, daß allein der „gemeine Mann m den letzten Jahrzehnten unter den Steuer- krhvhungen zu leiden hatte, es ist vielmehr wahr, daß die breiten Schichten der Bevölkerung infolge der Steuer politik der letzten Jahrzehnte ihre Lebenshaltung in früher ungeahnter Weise verbessern konnten, daß sie von Staats- und Kommunallasten befreit und erleichtert wurden und daß gerade die anderen Bevölkerungsteile nicht bloß die dadurch entstehenden Ausfälle auf ihre Schultern geladen, sondern auch die jährlich in viele Millionen hineingehenden Fürsorgeausgaden für die breiten Schichten übernommen haben. Man sollte deshalb in der Presse aufhören, von einer alleinigen oder auch nur besonderen Belastung des „gemeinen Mannes" zu sprechen. Diese Aeußerungen setzen sich in Widerspruch zur Wahrheit. l _ ünzel m der „Allgemeinen Fleischer-Zeitung" einen Aufruf an alle Fleischlieferanten für Militärbehörden im Deutschen Versammlung auf Mittwoch, den 13. September, vormittags 11 Uhr, im Etablissement 34, um Beschluß über ..... _.. die zuständige Heeresverwaltung zu richtende Petition zu fassen, daß diese ihren Einfluß zweck» Oeffnung der deutschen Grenzen für Schlachtvieh geltend mache. Falls dieser Forderung nicht statt gegeben witd, werden die Lieferanten, wie die „Allgem. Fleischer-Ztg." hört, die Lieferungen einstellen, eS sei denn, daß die Militärbehörden sich damit einver standen erklären, die Ernährung auf ein niedrigeres Niveau zu setzen. Landwirtschaft-Minister v. PodbielSki hatte am Freitag mit dem engeren Vorstand des Deutschen FleischerverbandeS eine Besprechung über die augenblickliche Lage de- Vieh- und FleischmarkteS, wobei er, der „Allg. Fleifcherztg." zufolge, bemerkte, er wolle eine Erhöhung des russischen Schweine- kontingente- und die Oeffnung der hollän dischen Grenze erwägen und dem Reichskanzler Dolttifcbe Weltfebau. Deutsches Reick. Der Kaiser und die Kaiserin trafen gestern abend 6 Uhr 15 Minuten, von Homburg kommend, in Koblenz ein und wurden vom Publikum stürmisch empfangen. Das Kaiserpaar wird voraussichtlich am 16. d. M. von Koblenz nach Potsdam zurückkehren. Die Kronprinzessin, die sich in Begleitung ihres Gemahls zu den am Rheine stattfindenden Kaiser- manövern zunächst nach Homburg begeben hat, wird, da ihre Gesundheit zur Zeit einige Schonung erfordert, nicht an allen aus diesem Anlaß stattsindendeu Festlich keiten teilnehmen. Es wird dies dahin kommentiert, dem Kronprinzenpaar stehe ein frohes Familienereignis in Aussicht. Neuer Kolonialorden? Wie der „D. Bote" mitteilt, soll ein neuer Orden gestiftet werden. Dieser in erster Linie für militärische Verdienste in den Ko lonien zu verleihende Orden wird mehrere Klassen haben. Die Entwürfe sind bereits in der Ausarbeitung. Die Abberufung des Generals von Trotha vom Oberkommando in Deutsch-Südwestafrika steht für Mitte November bevor. Zu diesem Termin ist das Eintreffen des Gouverneurs von Lindequist in der Kolonie zu erwarten. Der neue Gouverneur hat durch gesetzt, daß der Trappenkommandant ihm untergeordnet wird. General von Trotha weigerte sich, was gewiß überall verstanden werden wird, unter den Befehl des sehr viel jüngeren neuen Gouverneurs zu treten. Andererseits wird man aber auch die Forderung Linde- quists billigen müssen. Um beiden berechtigten Vor stellungen entsprechen zu können, wird ein mit dem Range eines Brigadekommandcurs ausgestatteter Offizier das Truppenkommando in Südwestafrika erhalten. Die Entscheidung über diese Persönlichkeit ist noch nicht ge fallen. Die Fleischteueruna. Die Vieh- und Fleischnot zieht immer weitere Kreise in Mitleidenschaft und beginnt bereits sich den Staats-, Gemeindebehörden und allen sonstigen öffentlichen Anstalten, die großen Fleischverbrauch haben, fühlbar zu machen. In erster Reihe sehen sich diejenigen Meister, welche Fleisch lieferungen für das Militär übernommen haben, ge zwungen, zu erklären, daß sie nicht mehr im stände sind, ihren kontraktlichen Verpflichtungen nachzukommen. Sie können das zu liefern übernommene Fleisch, namentlich Schweinefleisch, nicht mehr in der Qualität beschaffen, welche die Militärbehörden verlangen. Im Auftrage der Fleischlieferanten für das Gardekorps erläßt Engrosschlächterimister Otto Künzel in der Fleischlieferanten für Reichs zu einer Ve Pfautsch, Berlin, Thaerfiraße 34, um Beschluß über eine an die zuständige Heere Petition , Oeffnung über die Besprechung Vortrag halten. Die allmähliche Steigerung des russischen Schwemekontingents um monatlich 200 Stück, so daß am 1. März 1906 da vertragsmäßige Kontingent erreicht sei, ohne daß der Markt erschüttert werde, sei bereits Gegenstand der Erwägung gewesen, als die Agitation losbrach. Er werde nach erneuter Prüfung, sobald der Bundesrat zusammentrete, das Erforderliche veranlassen. Der Vorstand der Berliner Fleischerinnung hat am Sonnabend in Sachen der Fleischteuerung ein Tele-. gramm an den Minister für Landwirtschaft v. Pod- bielski gerichtet, in welchem derselbe gebeten wird, schleunigst die Oeffnung der Grenzen für die Einfuhr von Schlachtvieh, aber auch von Maaervieh, um der Landwirtschaft die Möglichkeit zu geben, die vorhandenen Futtervorräte zu verwerten, verfügen zu wollen; ferner mit allen Mitteln die Bestimmungen über Vieheinfuhr, Quarantänevorschriften, Bestimmungen über Tuber kulinimpfung in weitestgehender Form zu mildern und in Rücksicht auf die derzeitige Notlage einen jetzigen Zollerlaß für die Einfuhr von Schlachtvieh verfügen zu wollen. Der thüringische Städtetaq beschloß, in Form einer Petitton einen Protest an den Reichskanzler wegen der Fleischnot zu richten, unter Betonung der politischen Gefahren im Ablehnungsfälle. Eine Grenzöffnung wurde nicht direkt verlangt, vielmehr die Ergreifung der er forderlichen Maßregeln der Regierung überlasten. Der Beschluß wurde mtt allen gegen drei Stimmen gefaßt. Die in Braunschweig tagende 20. Jahresver sammlung der deutschen Baugewerksberufs genossenschaften nahm eine Resolution an, wonach die Reichsregierung um die alsbaldige Wiedereinführung des Befähigungsnachweises für das Baugewerbe ersucht werden soll. Für den nächsten Verbandstag ist Stutt gart in Aussicht genommen. Zu dem Aufstande in Teutsch-Oftafrika wird amtlich mitgeteilt: Graf Götzen telegraphiert unter dem 8. d. M., daß nach einer über Kapstadt bei ihm ein gegangenen Meldung des Bezirksamts Langenburg auch der Wangonistamm aufständisch ist. Ferner wird tele- graphirt: Der Kreuzer „Seeadler" ist. als er Singapore auf der Ausreise nach Ostafrika verließ, auf dem zwölf Meilen außerhalb unter Master liegenden Kentselsen festgekommen. Bisher sind die Bemühungen, das Schiff wieder loszubekommen, noch nicht von Erfolg gewesen. Frankreich. Die der Marokko-Konferenz vorzulegende Tagesordnung dürfte im wesentlichen folgende Punkte enthalten: 1. Organisation der Polizei unter französischer Leitung an der algerisch-marokkanischen Grenze ohne Bestimmung der Dauer dieses Schutz systems; 2. versuchsweise sei bis zu einem bestimmten Zeitpunkt (wahrscheinlich 1910) für die öffentliche Sicherheit in den außerhalb der Grenzsphäre gelegenen, für Europäer wichtigen Gegenden durch Zusammen wirken der dem Sultan zur Verfügung stehenden Kräfte mit europäischen Sorge zu tragen und auch hier auf die bevorzugte Stellung Frankreichs entsprechend Rücksicht zu nehmen; 3. Schaffung einer internatio nalen Polizei zur Verhinderung des WaffenschmuggelS; 4. Gründung der marokkanischen Staatsbank; 5. Kon- sularaaenten und einheimische Gerichtsbarkeit. Rußland. Der Kaiser befahl dem Statthalter des Kaukasus telegraphisch, energische Maßregeln zur Unterdrückung der Unruhen in Baku zu er greifen. Die Laae in Baku ist hoffnungslos. Alle Werke und vernichtet, überall Feuer, Mord, Plünderung. Die Stadt lst in der Gewalt des Pöbels, zu dem zehntausende Arbeiter sich gesellen. Der General gouverneur Fadejew erklärte, er sei machtlos, nachdem er vorher versichert hatte, es sei alle- getan, um Eigen tum und Leben zu schützen. Es verlautet, Maxim Gorki werde in Risckni- Nowgorod als Kandidat für die kommende ruWche Nationalversammlung auftreten. Der deutsche Sozialistenführer KaSprzak ist am Freitag in Warschau hingerichtet worden. England. KönigEduard ist aus Marienbad am Sonnabend in London wieder eingetroffen. Japan. Ministerpräsident Gtaf Katsura gab in einer wichtigen politischen Zusammenkunft eine Darlegung über den FriedenSschluß, wobei er, wie verlautet, sagte, Japan habe sich damit einverstanden erklärt, daß die La Perousestraße eine freie Straße fein solle, sich aber nicht verpflichtet, sie nicht zu befestigen. Man nimmt an, daß diese Erklärung zusammen mit