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Sette 3 „Sächsische Dorfzeitung." — 12. September 1905 KeuMeton ohne-, er bereute sein heftiges herrisches Auftreten lisabeth gegenüber und bat ihr im stillen alles ab. Indererseits war er aber doch zu stolz, um offen sein wollte / zu arm- ivang isw des Krankenhauses auSbezahlt werden sollen. MU dm Bau muß bis 1. April ISO« begonnen werden; kostet muß den Bauplatz schenken. Da- Krankenhaus soll .Margarethenstist" genannt werden. — Der Dresdner Tourist Albert Reitz ist mit dem Münchener Arthur Suttner am Lengstein in den Aiesenfernern abgestürzt. Beide wurden verletzt, jedoch von ihren Begleitern gerettet. — Feuer. Die Feuerwehr wurde am Sonnabend abend gegen 9 und 10 Uhr nach Chemnitzer Straße 68 «nid SestelSdorfer Straße 32 alarmiert. Im ersten Falle handelte er sich um einen Wohnungsbrand, der durch Um fallen einer Lampe entstanden war und ziemlichen Schaden verursachte. Am zweiten Orte war auf unermittelte Weise in einem Warenbasar Feuer entstanden, das von rasch ein- greifenden Hausbewohnern bis zur Ankunft de- Löschzugs unterdrückt werden konnte. Am Sonntag fanden am Johann- städter Ufer infolge Selbstentzündung ein Braunkohlenbrand und im Hause Cranachstraße 10 ein Kellerbrand statt. In beiden Fällen kam die Mannschaft kurze Zeit in Tätigkeit. — Aus dem Polizeibericht. Am Mittwoch rettete der Steuermann Otto Koch oberhalb der Augustus- brücke einen 3 jährigen Knaben, der von einem bisher noch nicht ermittelten älteren Knaben in die Elbe gestoßen ! worden war, vom Tode de- Ertrinkens. Der Kleine wurde -zunächst in die Verbandstation auf der Marschallstraße I geschasst und später, da er keinen Schaden genommen hatte, I seiner inzwischen herbeigerufenen Mutter übergeben. Das I schnelle und entschlossene Handeln des Steuermann- Koch I verdient besonders hervorgehoben zu werden. — Die Frequenz betrug nach den Kur- und Fremden- I listen in Weißer Hirsch bis 5. September 3364 Parteien »mit 4854 Personen, in Bühlau bis 6. September 433 I Parteien mit 991 Personen und in Klotzsche bis 7. Sep- »teniber 581 Parteien mit 1268 Personen. — Der Lust- Ikurort Augustusburg i. Erzgeb. war bis zum 5. Sep- Itmber von 695 Parieren mit 1412 Personen besucht. --- Dresden-Pieschen, 11. September. Das im I Kmndbuche für Pieschen Blatt 987 auf den Namen de- I Bauarbeiters Ernst Hermann Hennig in Dresden eingetragene l Arundftück soll Donnerstag den 21. September 1905, vor- Imttags ',9 Uhr, an der Gerichtsstelle, Lothringer Straßei,!., »Zimmer 69, zu Dresden, im Wege der Zwangsvoll. Ifteckung versteigert werden. Das Grundstück ist nach Idem Flurbuche 8,3 Ar groß und auf 57 019 M. geschätzt. I ks besteht aus Wohngebäude, Hof und Garten und liegt I in Dresden-Pieschen, Rehefelder Straße 88. ' — Aus der Lößnitz, 11. September. Der Ver- I schönerungsverein für die Lößnitz und Umgebung begeht I Mittwoch, den 13. d. M., die Feier seine- 2bjährigen I Bestehens. — Radebeul, 11. September. Abermals ist hier Irin Fahrrad gestohlen worden. Dasselbe stand vor I sinötzschs Weinrestaurant, während sein Besitzer sich kurze I Zeit im Lokal aufhielt. Hinsichtlich der in letzter Zeit I gestohlenen zwei Fahrräder ist es jetzt gelungen, den Dieb zu Vermitteln und hinter Schloß und Riegel zu setzen, hoffent lich wird man auch diesem Spitzbuben bald auf die Spur I kommen. ) Radebeul, 11. September. Die Königlich preu- Ißiiche Akademie der Wissenschaften beabsichtigt, eine genaue ^Inventarisation der germanistischen Handschriften, sowie Inner großen Anzahl lateinischer Handschriften deutscher »Abstammung der größeren Bibliotheken aufnehmen zu lasten. »Die betreffenden Arbeiten für die Handschriften der Dresdner «königlichen Bibliothek sind dem vr. M. Manitius in Madebeul übertragen worden. — BrieSnitz, 11. September. In der Schule hier- Welbft findet morgen, Dienstag, nachmittags 4 Uhr, die Merbftimpfung der Kinder statt, die im Jahre 1904 und Müher geboren, bisher aber nicht oder nicht mit Erfolg Mimpst worden sind. (-) Deuben, 11. September. Die Bahnhofswirt- Mchaft zu Deuben soll vom 1. November ab auf 6 Jahre Mrrpachtet werden. Die allgemeinen Bedingungen liegen Daus den sächsischen Bahnhöfen aus. Pachtgebote sind bis Mum 1. Oktober an die Nsenbahn-Betriebsdirektion Dres- Iden-A. einzusenden. Zwei Krauen. Roman von E. Borchart. (Nachdruck verboten.) (36. Fortsetzung.) Er schämte sich jetzt seine- unberechtigten Arg wohnes, er bereute sein heftiges herrische- Auftreten Elisabeth gegenüber und bat ihr im stillen alle- ab. Ai ' ' ,, Unrecht einzugestehen. Nur einlenken, "versöhnen wo er seine Frau. Es schien ihm die- nicht so leicht sein, denn trotz aller ihrer zur Schau getragenen " lofigkeit und Gleichgültigkeit merkte er ihr den an, fühlte er, daß ihre stolze Natur sich noch nicht Mt dem heutigen Erlebnis abgefunden hatte. Als Beate sich nach Beendigung der Mahlzeit wie gewöhnlich zurückgezogen hatte und Elisabeth ihr folgen Mllte, hielt er sie zurück: .Tinen Augenblick, Elisabeth/ bat er. Elisabeth blieb stehen und sah ihn fragend an. Sie sah so schön au- in ihrer edlen Haltung, daß ftr die Lippen zusammenpreßte vor leidenschaftlichem Ach. Aber seine Stimme klang weich und freundlich. .Elisabeth — möchtest Du seht einen Spaziergang m den Wald, in die Berge mit mir machen?* I Elisabeth fühlte, wie sich ihr da- Herz zusammen krampfte Es war da- erste Mal, daß er sie feit jener verhängnisvollen Fahrt im*Herbst wieder um einen «r Lockwitz, 11. September. Die Kreischaer Straße von der Abzweigung de- Lockwitz-Sobrigauer Kommuni- kation-wege- — alte Kreischaer Straße — bi- zur Flur- grenze de- Rittergut- Börthen soll vom 14. d. M. ab wegen Einlegung von Gleisen für die elektrisch« Straßen bahn auf die Dauer dieser Arbeiten für den öffentlichen Fährverkehr gesperrt und dieser inzwischen auf die Alte Kreischaer Straße verwiesen werden. ff- Lockwitz, 11. September. Der 21jährige Ar- better Paul Richard Kräß au- Lockwitz bedrohte am 5. Mai beim Streik in der Wünscheschen Fabrik zu Reick einen arbeitswilligen Mechaniker und beleidigte einen Be- amten, welcher für den Arbeitswilligen Partei nahm. Der Beleidigte hat den gestellten Strafantrag später zurück- gezogen. K. wurde am 5. Juni vom Dresdner Schöffen- gericht wegen Vergehen- gegen tz 153 der Reich-gewerbe- ordnung zu 3 Tagen Gefängnis verurteilt. Die zweite Instanz bestätigt die ohnehin milde Strafe. — Niedersedlitz, 11. September. Herr Ober- ingenieur Heubach vom hiesigen „Sachsenwerk* verläßt demnächst seine Stellung, um in den Lehrkörper der Tech- Nischen Hochschule zu Dresden eingereiht zu werden. Herr H. hat sich auf dem Gebiete der Elektrotechnik große Ver dienste erworben. In ihm verliert da« Merck einen hervor ragenden Beamten. — Ein neues elektrische- Unternehmen ist hier in Sicht. Der frühere Oberingenieur des „Sachsen werks*, Herr Sollberger, welcher bei der Arbeiterschaft des genannten Werkes noch in gutem Andenken steht, be absichtigt in Bälde ein solches zur Verwertung seiner zirka 40 Patente zu eröffnen und haben Verhandlungen mit einem hiesigen Werke vorläufig wegen Pachtung schon statt gefunden. Die Verwirklichung dürste hier mit Freuden begrüßt werden. — Die hiesige Buchdruckerei Thost stellt ihren Betrieb ein und nimmt Aufträge nicht mehr an. Älbige druckte einst die „Sachsenstimme". I- Pillnitz, 11. September. Dem 45 Jahre bei der Königlichen Schloßbauverwaltung Pillnitz beschäftigten Ar beiter Johann Julius Haase wurde das Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verliehen und ist dasselbe dem Genannten von Sr. Exzellenz dem Königlichen Oberhofmarschall Herrn Freiherrn von dem BuSsche-Streithorst ausgehändigt worden. Tharandt, 11. September. Im Auftrage der Ministerien des Innern und der Finanzen soll an der Königlichen Forstakademie Tharandt vom 2. bis 6. Oktober die zweite Jahresserie der Lehrkurse über Teichwirtschaft und Fischzucht durch den Professor Or. Jacobi abgehalten werden. Der diesjährige Vortragsstoff umfaßt Fischzucht und Fischpflege. Die Borträge und Demonstrationen be ginnen Montag, den 2. Oktober, nachmittags 3 Uhr und schließen Freitag, den 6. Okober, nachmittags 5 Uhr. <D Weißer Hirsch, 11. September. Das Wegenetz unsere-Waldparkes hat jetzt eine Länge von über 7000 Metern. Die Zahl der Ruhebänke beträgt über 300, von denen auch im Winter eine Anzahl in der Wandelhalle, in den Schutzpavillons und sogar an den Promenadenwegen stehen bleiben. Mit der Errichtung eines Unterkunftshauses am Tennisplätze soll sofort begonnen werden, wenn die zu er- hoffende Genehmigung von der Forstbehörde hierzu erteilt wird. — Der Verwaltungsrat des Verschönerungsvereins von Weißer Hirsch und Oberloschwitz, der den Waldpark unterhält, wählte Herrn Fabrikbesitzer Robert Friedrich wiederum zu seinem Vorsitzenden. Die Besorgung der Konzerte im Waldpark übernimmt von jetzt ab Herr Orts richter Seidel. — Unter den Kurgästen des l)r. Lah- mannschen Sanatoriums befindet sich zur Zeit der Gouverneur von Sibirien, Herr von Kaygorodoff. )( Zaschendorf, 11. September. In der Nacht zum Sonntag brannte hier das Wohnhaus des Handarbeiters Eckhardt wieder. AuS der Provinz. X Grimma, 11. September. Welche Vorteile bietet die Brauer- und Mälzerschule zu Grimma-Leipzig (König reich Sachsen) ? 1. Die Schule hat sich seit ihrem Be stehen zum Prinzip gemacht, weniger auf die Zahl der Schüler als auf die Ausbildung derselben Wert zu legen. 2. ES besteht infolgedessen die Möglichkeit, daß alle Schüler, auch Ausländer, nach ihren individuellen Anlagen unter richtet werden können. 3. Da Grimma von alter- her eine Schnlstadt ist, find die Leben-Verhältnisse billig und angenehm. Durch eine größere Anzahl von Stipendien wird e- auch dem Minderbemittelten möglich gemacht, sich eine gediegene theoretische und praktische Fachbildung an- zueignen. 4. Mir Kaufleute, welche fich später für das Brauereikontor al- Brauerei-Verwalter oder al- kauf- männische Direktoren au-zubilden gedenken, ebenso für Braumeister, die sich eine exakte kaufmännische Bildung aneignen wollen, besteht eine besonder« HandelSabteilung für Brauer. 5. Die mit der Brauer- und Mälzerschule zu Grimma vereinigte öffentliche und erste sächsische Ver- suchsstation für Brauerei und Mälzerei steht mit zahl- reichen in- und ausländischen Brauereien aller Größen in Geschäftsverbindung, deshalb find auch für die Absolventen die Aussichten für Beschaffung von Borderstellen, für Aus länder von Bolontärstellen sehr günstig. Nähere Au-kunft über diese brautechnische Lehranstalt ergeben die Prospekte, der Jahresbericht und eine Abhandlung de- Brauführer- Xaver Jagenlauf in Husum „Die Studienverhältniffe au der Brauer- und Mälzerschule zu Grimma-Leipzig". — Kleinkagen, 10. September Zwischen dem Guts- befitzer Uhlemann und einem bei ihm bediensteten Schweizer kam e- in dem Gehöfte zu Streitigkeiten, wobei letzterer seinen Dienstherrn mit einer Düngergabel auf den Kopf schlug und ihn schwer verletzte. Der Schweizer wurde überwältigt und verhaftet. — Kirchberg, 10. September. Hat schon der auf fällige Pilzreichtum in diesem Sommer einen strengen Winter prophezeit, so deuten die öfters beobachteten Flüge von Schneegänsen nicht bloß einen strengen, sondern auch einen baldigen Winter an. Laut schreiend nehmen diese Winterpropheten an kühlen Abenden den Weg in kleineren Trupps von Süden nach Norden zu über die hiesige Gegend. — Leipzig, 10. September. Der Akademiker Karl Meißner aus Leipzig unternahm von Bal di Redens aus einen Aufstieg auf den Lima Tosa, und zwar einen kürzeren, als üblich. Er stürzte ab und erlitt erheblich« Verletzungen an Kopf und Schenkeln Meißner konnte nur mit großer Mühe mittels Seilen ins Tal gebracht werden. — Leipzig, 10. September. Der Verein deutscher Glacs- und Weißleder-Jndustriellen beschloß infolge anhaltend hoher Rohfellpreise erhebliche Erhöhungen der Lederpreise. — Plauen, 10. September. Nne ruchlose Tat ist an dem 37 jährigen Streckenarbeiter Moritz Jubel au- Pfaffengrün verübt worden. Jubel, der auf der Strecke Treuen—Eich angestellt war, wurde abends auf seinem Dienstgange von einem Unbekannten überfallen und derart durch Schläge auf den Kopf verletzt, daß er besinnungslos daniederliegt. Die schweren Verletzungen geben zu ernsten Bedenken Anlaß. Jubel mußte einer Operation unterzogen werden, um die Knochensplitter zu entfernen. Das Gehirn ist bloßgelegt. Von dem Täter hat man keine Spur. — Radeburg, 10. September. Kirchschullehrer Körner in Großdittmannsdorf rettete mit eigener Lebensgefahr ein in die hochgehende Röder gefallenes Töchterchen des dortigen Wirtschaftsbesitzers Hillig. — Lunck. rev. min. Eichenberg, zur Zeit Lehrer am Riesaer Realprogqmnasium, ist al» Pfarrer in Dobra gewählt worden. — Roßwein, 10. September. Schwere Prüfungen sind im benachbarten Kadorf der Familie des Wirtschasts- befitzers Hanuß beschieden. Bor einigen Jahren ertränkte sich in der Mulde eine unverheiratete Tochter aus Schwer mut, im Juli dieses Jahres erkrankte die gesamte Familie, fünf Personen, an Pilzvergiftung, wobei der 26 jährige Sohn und der Schwiegersohn Lohse nach qualvollen Leiden verstorben, und nun erhängte sich die Witwe Lohse au- Gram über den Tod ihre- Mannes und Bruders. — Siebenlehn, 10. September. Die hiesige Fach schule für Schuhmacher hat nunmehr eine weitere große Beihilfe erhalten, indem das Reichsamt des Innern 3000 M. gewährt hat. — Zittau, 10. September. Infolge Blutvergiftung gestorben ist der 10 Jahre alte Sohn Paul des am Löbauer Platz wohnhaften Malermeisters Alwin Wolan. Der Knabe hatte sich vor einigen Tagen beim Barfußgehen einen Glas scherben in den Fuß getreten. Durch Eindringen von Schmutz trat nach kurzer Zeit Blutvergiftung hinzu, an deren Folgen der Knabe nunmehr gestorben ist. «n Spaziergang bat. Die gemeinschaftlichen Spaziergänge aus der ersten Zeit ihrer Ehe waren O Erinnerung, daß sie eine Wiederholung fast herbeisehnte, ja alle- m ihr drängte dazu, mit ihm zu gehen. Da stieg aber die heutige Szene vor ihrem Geist auf. „Ich verbiete eS Dir," hörte sie seine Stimme herrisch sagen, und da übermannte sie da- trotzige Gefühl von neuem. „Nun, Elisabeth, willst Du nicht?" fragte er, als er sie zögern sah. „Nem!" gab sie ihm kurz und kalt zur Antwort. Im ersten Augenblicke flog ein fast unmerkliches Lächeln über feine Züge, und er nahm ihre Antwort für da-, was sie in der Tat ja auch war, für Stolz und Trotz. Plötzlich aber stieg ein anderer Gedanke in ihm auf und ließ ihn jäh erblassen. „Sie liebt Dich nicht, sie will Deine Gemeinschaft nicht mehr sie will auch nicht da- Geringste mehr mit Dir teilen,* dachte er, und da trat auch er zurück. „Gut denn, Elisabeth, Du willst es so. — So laß uns fortan unsere eigenen Wege gehen, jeder für sich, nicht mehr zusammen. Lege Dir in nicht- mehr Zwang auf, tue und lasse, was und wie es Dir be liebt. Ich werde Dich in nichts mehr hindern und zu bestimmen suchen. Du kannst hingehen, wo Du willst und empfangen, wen Du willst. Du bist Deine freie Herrin. — Gott befohlen denn!" Er war längst hinausaegangen, aber Elisabeth ver harrte noch immer wie geistesabwesend und regungslos auf ihrem Platz. Zuerst war eS ihr, als ob sie ihm nacheilen und ihn zwingen müßte, seine harten Worte zurückzunehmrn, aber ihre Glieder waren wie gelähmt. hen Spaziergänge Sie preßte die Hand an den schmerzenden Kopf, ihr eine so schöne WaS hatte sie angerichtet in ihrem Trotz? Das Tisch ihm und sich zerschnitten für ewige Zeiten O, daß sie es nicht gesprochen hätte, diese- kleine böse Wörtchen „Nein" — daß sie ihr kleinliches Gekränkt sein überwunden hätte und mit ihm gegangen wäre! Nun war er im Groll von ihr geschieden, nun würde er sie nie, nie mehr um einen Spaziergang, noch über haupt um etwa- bitten. „Laß uns fortan unsere eigenen Wege gehen." Darin lag da- ganze trostlose Bild ihrer Ehe und ihrer Zukunft. Gab eS denn kein Zu rück, kein Gutmachen mehr? — Doch, ein- gäbe eS; die Verleugnung ihres Stolzes. Sie hätte zu ihm gehen und ihn bitten können, ihr zu verzeihen — chr Herz drängte sie fast zu diesem Schritt. Aber die Furcht vor einer vergeblichen Bitte, vor einer Abweisung seinerseits hielt sie zurück. Diese Demütigung ertrüge sie nicht. Er liebte sie augenscheinlich nicht mehr, er hielt eS auch nicht mehr der Mühe wert, sich um ihre Liebe zu bewerben, seitdem er aus ihrem Tagebuchblatte entnommen hatte, warum sie sein Weib geworden war. Er achtete sie vielleicht darum nicht einmal mehr, und eS war ihm gleichgültig, was sie dachte und tat. So redete sie sich immer mehr in diese Gedanken! hinein und verschloß sich in ihrem Schmerz. Jetzt merkte sie erst, was sie vordem in ihm ihr eiaen ge nannt hatte und wie köstlich eS war, jemand zu besitzen, der einem mit ganzer Liebe zugetan ist. Eine heiße Sehnsucht nach der fernen Freundin erfaßte sie. Wenn ffe doch erst wieder hier wäre, wenn sie doch hinüber nach Steinburg eilen könnte und sich bei ihr Trost und Rat holen! Nur wenige Tage nich,