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Telegramm-Kdr.: Dorfzeitung Dr erden. kelephon: Dresden, Nr. 2916. 67. Jahrgang Dresden, Freitag, den 8. September 1905. Nr. 209 Anzeigen-Preise vt< einspaltig« S«U« IS Vf» uni« „G Das -Eeuefte. König Friedrich August wird am 9. und 11. September an den Brigade-, am 12. und 13. Sep tember an den Division-- und vom 18. bis 20. Sep tember an den KorpSmanövern de- 19. (2. K. S.) Armeekorps teilnehmen. Da- Kaiserpaar traf heute in Homburg v. d. H. ein. Die Protestversammlung der deutschen Fleischerin ei ster beschloß eine dringliche Vorstellung an die Regierung um Zulassung einer größeren Vieh einfuhr aus dem Auslande. In Ostafrika haben die deutschen Truppen weitere Erfolge errungen und den rebellischen Eingeborenen empfindliche Verluste beigebracht. Das englische Geschwader trifft morgen Freitag stütz in Kopenhagen ein. In Tokio fanden Straßendemonstrationen gegen die Friedensbedingungen statt, wobei verschiedene Personen verletzt und mehrere verhaftet wurden. wieder alle weißen Mitbewerber au- dem Felde ge schlagen hat und als enger Verbündeter der aufstreben den japanischen Macht auf den ostasiatischen Märkten sicher die Hauptrolle spielen wird, solange Japan mangel genügenden Kapitals die Eroberung der chinesischen Märkte noch nicht im großen Stile betreiben kann. Die bi- dahin verbleibende Zeit wird England nach Kräften ausnutzen; daneben fallen die Vereinigten Staaten er heblich ins Gewicht wegen der Nähe ihrer pazifischen Külte. Das weit entlegene und von der englischen Presse in Japan und China nach Kräften verleumdete Deutsch land wird sich mit den Brocken begnügen müssen, die vom ostasiatischen Tische abfallen. Der einrige Trost bleibt uns, daß auch England und die Vereinigten Staaten eines Tages durch Japan werden verdrängt werden, allerdings ist dies ein recht magerer Trost. Und eigentlich ist er auch dies nicht einmal. Finden die englische und amerikanische Industrie in Ostasien reichlich Beschäftigung, dann kann die deutsche Industrie wenigstens darauf hoffen, daß ihr Druck auf andere Märkte etwas nachläßt, auf denen wir dann mehr Ab nahme finden würden; werden England und die nord amerikanische Union aber eines Tages durch Japan in Ostasien verdrängt, dann nehmen sie den Kampf auf den anderen Märkten mit um so größerer Wucht wieder auf. Deutschland im Kampf um die Welt märkte. Was die in den letzten Wochen stattgehabten schweren diplomatischen Kämpfe, welche der Unbeteiligte mehr ahnt als wirklich verfolgen kann, so bedeutungs voll macht, ist dies, daß es sich nicht allein um politische, sondern auch um große wirtschaftliche Entscheidungen ge handelt hat. Nicht allein um den Anschluß an eine recht große Machtgruppe wurde gefochten; mit zäher Er bitterung kämpften die Diplomaten auck um die Be teiligung ihrer Länder an den großen Märkten in Asien und in Rußland. Die Industrien in England, den Vereinigten Staaten und Deutschland sind bereits auf dem Punkte angelangt, daß sie auf den alten Märkten eine Aus dehnung nur erreichen können auf Kosten der anderen; sie brauchen neue Märkte, wollen sie nicht gezwungen sein, den Kampf um den Weltmarkt gegen einander mit der äußersten Erbitterung und unter Verlust großer Kapitalien aufzunehmen Diese neuen großen Märkte sind gegeben in Ostasien und einem Rußland, das im Innern große Reformen vorzunehmen hat und jedenfalls auch vornehmen wird. Den russischen Markt der deutschen Industrie nicht nur zu erhalten, sondern ihr denselben noch mehr als bisher zugängig zu machen, ist eine der Hauptsorgen der deutschen Reichsregierung in den vergangenen 18 Monaten gewesen. Sie hat unermüdlich danach ge trachtet, der russischen Regierung in ihrer schwierigen Lage bcizusteben; hoffen wir, daß die Früchte in einer reichen Beteiligung der deutschen Industrie an den in Rußland sich nötig machenden Arbeiten nicht ausbleiben werden. Allerdings ist auch Amerika nicht untätig ge wesen, und wir haben in den letzten Wochen öfter ge hört, daß die amerikanischen Multimillionäre sich eifrig um die Gunst Wittes bemüht haben; das deutet darauf hin, daß auch die Vereinigten Staaten den ernstesten Versuch gemacht haben, eine Betätigung ihrer wirt schaftlichen Kräfte in Rußland zu ermöglichen. In welcher Form diese erfolgen wird, wissen wir nicht; jedenfalls werden wir mit dem amerikanischen Wett bewerb auf dem russischen Markte ernstlich zu rechnen haben. Immerhin läßt sich erwarten, daß wir auf diesem Markte so leicht nicht ins Hintertreffen geraten werden, und wir könnten sehr zufrieden sein, wenn durch weitgehende Reformen die bäuerliche Bevölkerung in Rußland gehoben und der russische Markt aufnahme fähiger gemacht wird. Inwieweit die- geschehen wird, ist freilich eine andere Frage, und zum Anstimmen von Jubelhymnen liegt deshalb noch kern Anlaß vor. Auch um den ostasiatischen Markt hat sich die deutsche Reichsregierung eifrig bemüht, schweben doch zur Zeit noch Verhandlungen mit China wegen Abschluß eine- Handelsvertragesj doch sind diese Bemühungen der deutschen Diplomatie, trotzdem wir die Friedens aktion Roosevelts nach Kräften, wenn auch sehr diskret, unterstützten, anscheinend nicht von rechtem Erfolge ge wesen Den Löwenanteil scheint sich England zu holen, das durch seinen neuen Bündnisvertrag mit Japan Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustrierter Sonntags-Blatt" Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für dar Rgl. Amtsgericht Dresden, die Rgl. Zorstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Gberlößnitz und Radebeul. Politische Weltscdau. Deutsches Reich. Das Kaiserpaar begab sich gestern abend nach Homburg v. d. Höhe, um den Manövern des 18. und 8. Armeekorps beizuwohnen. Der Reichskanzler Fürst Bülow, der zur Zeit in Baden-Baden weilt, empfing dort den Besuch des deutschen Botschafters in Rom, Grafen Monts. Wie aus Eichstätt gemeldet wird, ist dort der schon lange schwerkranke Bischof Frhr. von Leonrod am Dienstag mittag gestorben. Die „Köln. Volksztg " schreibt zu der Verwirrung im Kolonialamt: Aufsehen erregt in unterrichteten Kreisen, daß der Dezernent für Südwestafrika, Legations rat von Golinelli, auch aus dem Amte scheidet und als Generalkonsul nach Kapstadt geht. Man hat diesen Wechsel darauf zurückzuführen versucht, daß man sagte, Golinelli habe damit gerechnet, selbst südwestafrikanischer Gouverneur zu werden uud gehe nun wegen gekränkten Selbstgefühls. Diese Ansicht ist unrichtig. Golinelli ist hinausgebissen worden. Die Affäre Rohrbach-Förster- Vohsen hängt damit zusammen. De. Rohrbach ist als Ansiedlungskvmmissar in Lüdwestafrika jetzt in einer Stelle tätig, die im Etat nicht existiert. Was er dort anzusiedeln hat, ist wohl allen Leuten ein Rätsel. Vielleicht wird auch die Geschichte seiner Berufung ein mal geschrieben Das Blatt sagt weiter: Wir sind in der Lage, aus bester Quelle mitteilen zu können, daß sämtliche Untersuchungen über die bekannten Briefe, die von einer grausamen Kriegführung zu melden wußten, ergeben haben, daß der gesamte Inhalt derselben ent weder auf bloße Vermutungen oder auf böswillige Lügen zurückzuführen ist Der Parteitag der Deutschsozialen, der diesmal vom 7. bis 9. Oktober in Leipzig tagt, bringt am 9. Oktober folgende Vorträge: l. Die Aufgabe des Staates auf dem Gebiete de- Kartellwesens (Reichs und Landtagsabgeordneter Lattmann). 2. Die Rechts fähigkeit der Berufsvereine «Wilhelm Schack, Mitglied der Hamburger Bürgerschaft). Abends 9 Uhr findet eine große öffentliche Versammlung im großen Saale des Zentraltheaters statt. Vorträge halten Reichstags abgeordneter Liebermann von Sonnnenberg über: DaS Aüsländertum im Deutschen Reiche, und Reichstags abgeordneter Fr. Raab über: Warum und wie muß sich der Mittelstand auch politisch organisieren? Die gestrige von 2000 Fleischern Deutsch lands besuchte Versammlung in Berlin faßte eine Resolution, worin erklärt wird, daß ein großer und zunehmender Mangel an Schlachtvieh im Deutschen Reiche bestehe und die Reichsregierung und die Bundes regierungen aufgefordert werden, dem herrschenden Not- stände schleunigst abzuhelfen, insbesondere durch Auf hebung der Grenzsperre. Tie Fleischteuerung beschäftigte gestern daS Münchener Magistrats-Kollegium in außerordentlicher Sitzung Nach einer lebhaften Debatte wurde der An trag auf die Eröffnung der italienischen Grenze für die Einfuhr von Vieh im allgemeinen, nicht nur von Bezugsbedingungen: W, .v-rfpiNm,-«r,ch«i«t t«»«« » Uhr mit txm v«t»r» d«» ta«». vt« V«z>tg»,-diihr Ixtr4«i 1« M-ri ^»nelMhrNch «»« bv Pf» fiir j«d«« Momat. vk «st pr »«rch «« »«tstrUch«, p»st«nIt«Ut«t, di« Lm»»ri«strü,«r mG durch ^stre vot««. »««freier c««ftn«« st» kstn»,«rh«d» »t, Pest "»ch dt« Lustelsttn^edLhr « Pf» Schweinen, einstimmig angenommen, ferner der Antrag, betreffend Suspendierung der Fleisch- und Viehzölle auf die Dauer der Fleischteuerung, mit allen gegen die Stimmen der vier Zentrumsmitglieder. Ferner wurde ein Antrag angenommen, es fei die staatliche Fleischversorgungs-Kommission möglichst bald einzube rufen, sowie ein Antrag betreffend die Einberufung einer städtischen Kommifsion zwecks Herabsetzung des Fleischpreises. Die vielbesprochene Ostseefahrt des englischen Kanalgeschwaders ist beendet. Heimwärts lenken die Schiffe den Kiel, nachdem sie die deutschen Häfen von Swinemünde und Neufahrwasser angelaufen hatten. Wenn man die Stimmung vergleicht, mit welcher jetzt unsere Bevölkerung und wohl auch die englische in ihrer Hauptmaste auf die Ereignisse der letzten Woche zurückblickt, mit derjenigen, welche von politischen Heiß spornen in beiden Ländern vor und bei Beginn dieser militärischen Seefahrt geschürt wurde, dann kommt man immer mehr zu der Erkenntnis, daß Ruhe und KaU- blütigkeit, verbunden mit einer sachlichen Beurteilung fremder Anschauungen und Interessen, auch in poli tischen Fragen internattonaler Natur immer die besten Ergebnisse zeitigen. Aus Ostafrika. Die Missionsstation Massassi wurde nach -Abzug der Missionare von Akida und Mursal mit Hilfe treuer Wayao gehalten, wobei 26 Rebellen gelötet wurden. Die Aufständischen, die Vieh aus der Station Kilossa geraubt hatten, wurden vom Oberarzt Brunn mit nur zehn Soldaten geschlagen. Die kleine Schar eroberte das Vieh zurück und tötete 50 Feinde. Von Mpapwa ist Verstärkung m Kilossa eingetroffen. Oefterreich»Ungarn Der Ausstand der Gasarbeiter in Budapest ist beendet, da ihre Forde rungen bewilligt worden sind. Der Oesterreichisehe Hauptverein der Gustav Adolf-Stiftung hielt seine diesjährige Hauptver sammlung in Asch ab, an welcher als Vertreter deS Leipziger Zentralvorstandes Herr Pastor Braunschweig- Leipzig teilnahm. Von den für die österreichische Diaspora verwendeten 548 783,29 M. entfallen 264 l 10,50 M. auf Böhmen. Außerdem haben die Schweizerischen Hilfsvereine 28 658,29 Franken und der Schweizer „Verein für die Evangelischen in Oester reich' 25 345,70 Franken der evangelischen Kirche Oester reichs zugcwendet. Der österreichische Hauptverem der Gustav Adolf-Stiftung vereinnahmte im abaelaufenen Berichtsjahre 72 895,95 Kronen. Die große Liebesgabe des Jahres verlieh die Hauptversammlung der Gemeinde Jglau in Mähren. Als Ort der nächsten Haupt versammlung wurde Lemberg (Galizien) gewählt. Be sonders bemerkenswert ist die Erklärung der tschechischen Protestanten, die von tschechisch-klerikaler Seite ge flissentlich nicht nur in konfessioneller Hinsicht angegriffen, fondern als „Anbänger der deutschen Reformation" bei ihren Volksgenossen auch des nationalen Verrates ver dächtigt werden. Der tschechische Pfarrer Hreyse-Prag betonte als Sprecher der tschechisch-evangelischen Ge meinden, daß gerade die Tschechen, eingedenk ihrer historischen Vergangenheit, die Segnungen der Refor mation erkannt und Luther daher herrlich und herzlich empfangen haben. Der Reformation verdanke das tschechisch-slawische Volk seine Kultur. Der römische Geist, der, nachdem die Nation nach der Schlacht am weißen Berge wieder in die geistige Knechtschaft Rom- gezwungen worden war, das tschechische Volk leider beherrscht, sei die Ursache seiner Schwäche, die es an der Erfüllung seiner kulturellen Aufgaben hindere. Die Hauptversammlung war aus ganz Oesterreich zahlreich beschickt. Schweiz. Mittels gestern nachmittag erfolgten Notenaustausches zwischen der Schweiz und Oesterreich-Ungarn wurde die Verlängerung der Wirkungen des 1892 abgeschlossenen Handel-vertrag- bis zum 31. Dezember 190b vereinbart. Hinsichtlich neuer Vertragsverhandlungen ist nichts entschieden, der Schweizer BundeSrat gewärtigt die Vorschläge der öster reichisch-ungarischen Regierung. Rußland. Großfürst Michael Nikolaje witsch ist zum Ehrenpräsidenten des ReichSratS, Graf Solskij zum Präsidenten ernannt worden. Der Gouverneur von Elisabethpol berichtete, daß die Einwohner des Dorfes Minkend von herum- ziehenden Tataren niedergemacht worden wären. Auch andere Dörfer würden von ihnen belagert. Der ZnrxUiooa«!, K»al«»st«i» S-Voo! G. r. viuu>« K to.«» O Uohl tn U«N«l»darf; S»ä»mÄH broda. Dito vtttrich t« luLendorf > ,ubnNi.II^uo!,sa,LmUN»Nau t» Grimm t» vr«»üm«.Dilfnttz, Sri «» L»st«ba>a«, Dito Üimath i>