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Zächstsche Dorfzeitung Bezugsbedingungen: v», „vorf)ett»ng- rr^ch«Ält j«»«« w»ch«»t«, ^chmittag» » Uhr »U dem Datum de» folgenden »agr» Dt« veru^gedühr beträgt 1« Mart ^erieljihrUch oder t>0 pfg. f»r jede« Monat Die ^>vrfzeiwng- tft v deztehen durch dt« koiferttchen postanitalten, dt« canüdrtrftrLger und durch «nstre voteu Set freier cteferung in» yau, erhebt die Post »och die Sustellun^gedühr oo, «» Pf». lelegramm-Kdr.: Vorfzritung Dresden. Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustrierter Sonntags-Blatt" Amtsblatt für die Rgl.Amtshauptinannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Ngl. Amtsgericht Dresden, die Ngl. Forstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Gberlößnitz und Radebeul. Telephon: Dresden, Nr. 3916. Anzeigen-Preise: Di« «infpaltig« S«tl« IS Pf», unter,tin-«fände" «o Pia. Knjeioen-iinnah»»« «rfotgt dt» mittag» 12 Uhr. — nnnahmrst«ll«n stnd: Uns«, »N-!,utt,It«a«. N«tn« «kyM» Gast« Ur. «. 2»»alid«'>dunt. liaaienstrin »voal«r, Nud. M»N«, «. L. Daub« «. t«. in l«ip^4. Zrantfurt «. M; » Uohl in broda, Dtto L-udniH-Nruvstra, Grimm in Drr»d«n.lvdlfnttz, Friedrich Heuchelt in Lostedaud«, Otto ttunalh in LoUa. Ma, Fortch in coschmitz. llr. 177. Dresden, Mittwoch, den 2. August 1905. 67. Jahrgang. Da- -terreste. König Friedrich August wird voraussichtlich am 3. August seinen Aufenthalt in Tirol beenden und sich mit fernen Kindern nach Bad Reichenhall begeben. Die Rückkehr nach Dresden erfolgt am 6. August. Der Kaiser ist gestern in Kopenhagen ein getroffen und vom Bönig Christian und dem Kron prinzen von Dänemark empfangen worden. Der Gouverneur von Kamerun hat gegen das Borgehen französischer Kolonialtruppens an der Kongo- Grenze Protest erheben lassen. Die kretensischen Aufständischen lehnten den Aufruf der Generalkonsuln der Schutzmächte Kretas ab, die Waffen niederzulegen und an den Reformen im Innern mitzuwirken. 2000 hungrige russische Reservisten Überstelen das Städtchen Gorakalwaria bei Warschau und demo lierten und plünderten zwei Gasthäuser und mehrere Läden. Bei dem mandschurischen Dorfe Malougou hat ein heftiges Gefecht ftattgefunden, das mit dem Rück zug der Russen endigte. Bor den Friedensverhandlungen. Der auf den 7. August zu erwartende Beginn der Friedensverhandlungen in Portsmouth (New Hampshire) wirkt anregend auf die Kriegführung. Den Depeschen wechsel zwischen dem Zaren und seinem Generalissimus darf man als ein Anzeichen auffassen, daß man in Petersburg die Kämpfe erwartet, welche den schweren Krieg doch noch zu einem für Rußland glücklichen Ab schluß bringen sollen. Die Antwort des General Lene- witsch ist sehr vorsichtig gehalten. Unter der Ver- sichMng grenzenloser Liebe und Ergebenheit, der un- geb^chenen Bereitwilligkeit, ohne sich zu schonen, dem teuren Vaterlande zu dienen, verspricht sie doch nichts. Bon japanischer Seite erging kern solcher Appell an die Feldarmee oder an ihre Führer. Dafür verlautet aber, daß der bevollmächtigte Baron Komura nur unter der Bedingung seine Mission als Friedensbevollmächtigter unternahm, daß vor Beginn der Verhandlungen eine neue Anleihe die Fortsetzung des Krieges finanziell sichere, daß die Insel Sachalin besetzt, der Vormarsch der ja panischen Armee auf Korea gegen Wladiwostok begonnen und der Schlag in der Mandschurei gefallen sei. Die diplomatische Tätigkeit der japanischen Bevollmächtigten soll unter dem Druck der militärischen Erfolge einsetzen. Ob Baron Komura wirklich diese Forderung stellte, läßt sich nicht beweisen, in Wirklichkeit aber wird von der japanischen Regierung die Erledigung der Komura- schen Punkte erstrebt. Die Anleihe wurde durch Baron Takahtra in New Dort ausgenommen, Sachalin von den Japanern besetzt, General Hasagava trat seinen Vormarsch aus Korea gegen die russische Stellung am Tjumen an, und von der Mandschurei-Armee wird ge meldet, daß 36 Kilometer nördlich Takumen ein schweres Gefecht stattgefunden habe. So darf man mit großer Wahrscheinlichkeit auf bedeutsame taktische Zusammen stöße in den nächsten Tagen rechnen, um unter möglichst günstigen militärischen umständen in die diplomatischen Verhandlungen zu treten. Diese Umstände fordern zu einer Betrachtung aus, was Rußland und Japan von den bevorstehenden militärischen Operationen erwarten. Die Antwort des Generals Lenewitsch gibt dem schmerzlichen Gefühle Ausdruck, welches die Nachricht bevorstehender Friedens verhandlungen beim Heere hervornef. Der weitere Wortlaut der Antwort läßt schließen, daß er und sein Heer beabsichtigen, sich dem Wohle des Vaterlandes zu opfern. Ein angriffsweises Vorgehen läßt sich kaum erwarten, nicht einmal spricht aus der Antwort die feste Zuversicht auf eine erfolgreiche Abwehr. Die strategischen Vorteile, deren sich die japanische Armee erfreut, sind augenscheinlich, die ganze Küste mit ihren sonstig gelegenen Häfen, Gensan, Fusan, Tschemulpo, takuschan, Dalny, Ainkou, vermittelt den Verkehr des nahen JnsellandeS mit den in Korea und in der Mandschurei stehenden Heeren. Die Hauptarmee in der Mandschurei verfügt über drei Eisenbahnen, nämlich die Strecken Fusan, Söul bis nach Fönghwangtschöng, von Dalny—Mukden bis zur Front, die Linie von Ainkou an der Liauho - Mündung bis Kupantse— Hsinminting östlich von Mukden, dazu noch den billigen, für umfangreiche Frachten sehr geeigneten Wassertrans port auf dem Liauho und Hunho. Rußland dagegen ist allein auf die transsibirische Bahn verwiesen, welche, bei Charbin sich teilend, sowohl die russische Feldarmee im Süden, als Wladiwostok im Südosten zu versorgen hat. Begünstigt durch die zahlreichen, schnellen, sicheren Verbindungen zwischen dem Heere und den japanischen Inseln, wurden nicht nur die Verluste durch die Mukdener Schlacht rasch ersetzt, die Armee erhielt sogar noch sehr ansehnliche Verstärkungen, drei bis vier Divisionen, so daß die unter Marschall Oyama in der Mandschurei versammelten fünf Heere wenigstens um 50 000 Mann stärker sind als die auf kaum einen Tagemarsch ent fernten drei russischen Armeen unter General Lenewitsch. Diese Ueberzahl von 50 000 Mann, an der Stelle der Entscheidung und zur richtigen Stunde eingesetzt, kann wohl eine für die Japaner günstige Entscheidung auch auf dem Lande bringen. Gehoben durch das Gefühl, in allen bisherigen Schlachten Sieger gewesen zu sein, durch zielbewußte operative und den Zwecken und Um ständen entsprechende taktische Gefechtsleitung ihren Gegner weit übertroffen zu haben, in todesmutiger Tapferkeit ihm ebenbürtig zu sein, legt in allen Schichten der japanischen Bevölkerung die feste Zuversicht auf einen großen Sieg, sobald Marschall Oyama den Angriff eröffnet. In dieser Zuversicht eines nicht zu bezweifeln den japanischen Sieges mag Baron Komura den ent scheidenden Schlag in der Mandschurei verlangt Haden. Die russische Armee besitzt nur eine Begrenztes leistende rückwärtige Verbindung. Sie ist numerisch schwächer, steht unter dem nikderdrückenden Einfluß steter Niederlagen bei schwersten Verlusten, der Ver nichtung der russischen Seemacht, der bösen Nachrichten aus der Heimat. Trotz dieser materiellen und psychischen Schädigungen, zu denen sich noch der strategische Nachteil der kaum zu verhindernden Umfassung auf einen oder beiden Flügeln gesellt, behauptet die russische Armee seit vier Monaten ihre Stellungen. Man darf auch überzeugt sein, daß General Lenewitsch dieselben nicht, ohne zwingende Umstände oder hartnäckigsten Widerstand geleistet zu haben, räumen werde. Deswegen aber braucht dieser Kampf durchaus noch keine Entscheidung zu bringen, man möchte fragen, was entschieden werden solle! Eine Vernichtung der russischen Landmacht analog der Vernichtung der russischen Seemacht in der japa nischen See steht hier in den Bergen der Mandschurei nicht zu erwarten. Eine schwere Katastrophe für die russische Armee würde nur eintreten durch eine von Südosten her kommende Sprengung der Verbindung Charbin—Wladiwostok. Die russische Gesamtstellung zerfällt in zwei Abschnitte, den westlichen zur Sicherung von Charbin—Kirin und den östlichen, von Tjumen bis Wladiwostok. Beide Abschnitte sind in der Front sehr stark, namentlich der letztere. Beide Stellungen stehen in Wechselbeziehung zueinander. Wird der Abschnitt zum Schutze von Charbin—Kirin wirklich von den Japanern erobert, wird Charbin aufgegcben, so ist der Fall von Wladiwostok nur noch eine Frage der Zeit. Kaum mehr als eine Woche trennt uns von dem Tage des Beginns der Friedenskonferenzen. Es ist zu be zweifeln, ob eS den Japanern gelingen wird, in dieser kurzen Spanne Zeit noch die gewünschten Erfolge in der Mandschurei zu erzielen und hierdurch den mächtigen Hebel zu gewinnen, der alle Hindernisse, die den japa nischen Forderungen entgegenstehen, beseitigen soll. - - . . Politisch- W-ltfcha«. Deutsches Reich. Der Kaiser ist gestern nachmittag 4 Uhr auf der „Hohenzollern", begleitet von dem Kreuzer „Berlin" und dem Depeschenboote „Sleipner", auf der Reede von Kopenhagen eingetroffen. Die Forts sowie die Kriegsschiffe schossen Salut. Der Chef des dänischen Geschwaders Admiral Prinz Walde mar fuhr alsbald von seinem Flaggschiff „Olfert Fischer" aus zur Begrüßung des Kaisers an Bord der „ Hohen- zollern". Um 4^/« Uhr begab sich der Kaiser an Land und wurde an der Landungsbrücke von dem Könige empfangen. Beide Majestäten umarmten und küßten sich mehrere Male und fuhren alsdann in einem offenen Vierspänner nach Schloß BernStorff, wo der Kaiser Aufenthalt nimmt. Die Bevölkerung brachte den Ma jestäten überall lebhafte Huldigungen dar. Abends fand Tafel statt, woran der Deutsche Kaiser, die Mitglieder der KönigSfamilie, der Ministerpräsident und der Mi nister des Auswärtigen teilnahmen. Während der Tafel brachte der König einen Toast auf den Kaiser und der Kaiser einen Toast auf den König auS. — Das regie rungsfreundliche Blatt .Köbenhaven" schreibt: Der Besuch des Deutschen Kaisers beim dänischen Hofe ist natürlich, allein schon infolge der nahen Verwandtschaft, welche das jüngere Geschlecht des dänischen und des deutschen Fürstenhauses verbindet. Wenn der Kaiser dadurch, daß er in der Hauptstadt selbst an Land geht, anzeigen wollte, daß sein freundschaftlicher Besuch auch dem dänischen Volke gelten soll, so kann unS dies freuen. Die dänische Hauptstadt wird Kaiser Wilhelm II. auch als Oberhaupt des Deutschen Reiches ein Willkommen bieten, welches ihm zeigen wird, daß er ein Land be sucht, welches — freundlich gesinnt gegen alle Mächte — wünscht, in dem besten und nachbarschaftlichsten Ver hältnis zu Deutschland zu stehen. Die Kaiserbegegnung bei Björkö und die Japaner. Die „Times" melden au- Tokio: Die japanischen Zeitungen äußern sich in keiner Weise be unruhigt über die Begegnung Kaiser Wilhelms mit dem Zaren. Sie erinnern an die Tatsache, daß der deutsche Kaiser ohne Frage die Friedenskonferenz ge fördert habe, und halten es für höchst unwahrscheinlich, daß er jetzt hindernde Schritte unternehmen werde. Der Kronprinz wird am 2. August, früh, mit seiner Kompagnie im Regimentsverbande nach Döberitz ausrücken und am 15. von dort nach Potsdam zurück kehren. Die Kronprinzessin wird bis zu dieser Zeit im Marmorpalais wohnen. — In der zweiten Hälfte des August wird das Kronprinzenpaar, wie verlautet, einen Besuch bei den Kaiserlichen Eltern im Schloß WilhelmS- höhe abstatten. Gegenüber den Meldungen der verschiedenen Blätter von der angeblich bevorstehenden Verlobung des Großherzogs von Sachsen-Weimar mit der Prin zessin Hermine von Reuß ä. L. erklärt die „Weimar. Zeitung" amtlich, daß darüber am Hofe nicht- be kannt sei. Der Gesamtverband der evangelischen Ar beitervereine Deutschlands umfaßt nach der „Wartburg" jetzt 403 Vereine mit 81 569 Miloliedern. In der Zahl der einzelnen Landesverbände steht der Verband für das Königreich Sachsen mit 48 Vereinen und 13 453 Mitgliedern an zweiter Stelle. Er wird übertroffen nur von dem Rheinisch-Westfälischen Ver band, der 131 Vereine mit 29 000 Mitgliedern zählt. Die gestern in Witten a. Ruhr abgehaltene Ver sammlung des Rheinisch-Westfälischen Arbeit geberbundes für das Baugewerbe, die über die in Esten gefaßten Beschlüste der Einigungskommission entscheiden sollte, beschloß einstimmig, bis zum 1. April 1906 keine Lohnerhöhungen zu bewilligen, gab aber ein stimmig ihrer Geneigtheit Ausdruck, nach Maßgabe der örtlichen Verhältnisse hinsichtlich einer Lohnerhöhung für das Jahr 1906 ab 1. April die Verhandlungen fortzusetzen. Nach einer gestern eingegangenen ersten amt lichen Meldung aus Kamerun über den Vorfall an der deutsch-französischen Grenze im Südosten des Schutzgebiete- ist die deutsche Faktorei in Missum- Missum von Senegalesen widerrechtlich aufgehoben und beraubt worden. Der Chef des Grei^distritteS, Haupt mann Scheunemann, der sich zur Zeit in dem südlichen Teile seines Bezirkes aufhält, wurde bei dem Ein märsche in Missum-Missum beschossen. Bei der Ab wehr wurden von seinen Leuten fünf Angreifer ge tötet und vier gefangen genommen. Der Gouverneur von Kamerun hat nach Eintreffen der Nachricht den Kommandeur der Kaiserlichen Schutztruppe, Oberst Müller, zur Einlegung eines Protestes und zur Re gelung der Angelegenheit nach Gabun, dem Sitze des französischen Gouverneur-, entsandt. Gleichzeitig hat er sich mit dem Generalgouverneur de- Kongo krunyrüs in Brazzaville m Verbindung gesetzt. Dieser schlug die baldige Entsendung einer Grenzkommission an Ort und Stelle vor. Der Gouverneur von Kamerun hat sich mit diesem Vorschläge einverstanden erklärt, um Grenz streitigkeiten vorzubeugen. — Somit liegt also die Schuld ganz allein auf französischer Seite, und man