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Sächsische vorszeitung Bezugsbedingungen: vt« „vorfzettung" «rjch«inl j«d«n Wochentag »achmtttag, » Uhr mit dem Votum de» folget!den lag»». Vt« v«zug»g«bühr beträgt 1LV Marl oterteljährlich oder bv pfg. für jeden Monat vt« „vorfzettung- tj» p» beziehen durch dt« kaiserlichen Postanstalt««, die Landbriefträger und durch unser« Voten vei freier Lieferung in, stau» erhebi di« Post noch die Snst«llung»g«dühr von 4ü pfg. kelegramm-üdr.: vorszeitung Dresden. Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustriertes Sonntags-Blatt" Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptinannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Rgl. Amtsgericht Dresden, die Rgl. Forstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Gberlößnitz und Radebeul. Anzeigen-Preise: vt« einspaltig« S«tl« I» psg., unter „Ctngesanüe- 40 Pta Anzrta«n»Annal>m« erfolgt bi» mittag» 12 Uhr. — Annahmestellen sind: Unser» LeschäfirsteNe, Nein» IN«ihner Lass« Ur. Invalidendank, staasenstein 8- Vogler, Nud. Moise, L L. Vaud« Lt Co. in Leipzig, Frankfurt a. M; L Uohl in liesselrdor': stugo Müchler in UStzschen. droda, ivtto Vttn uljtn Uet^endorf, stug» Gai» in Leubnitz-Neuostra, u mil Nollaä in UadebetU, «ud. Lrimm in vreeden.WSlfnttz, Friedrich Heuchelt in Cossebaude, «vtto Uunuth in Cotta, Max Fenrtch in Loschwttz. Telephon: Dresden, Nr. 3916. Nr. 162. Dresden, Sonnabend, den 15. Juli 1905. 67. Jahrgang. Da» dkeueste. König Friedrich August begab sich heute nach mittag mit seinen Kindern nach Seis in Tirol. An den preußischen technischen Hochschulen sollen Ausländer in Zukunft als Studierende nur mit dem Abiturientenzeugnis deutscher Mittel schulen und gleichwertiger Anstalten ausgenommen werden. Der österreichische Ministerpräsident v. Gautsch wurde gestern in Ischl vom Kaiser in Audienz empfangen und kehrte abends nach Wien zurück. Der Kommandant des in Brest weilenden eng lischen Geschwaders, Admiral May, ist in Be gleitung von 116 Offizieren des Gefchwaders in Paris eingetroffen. Die Ernennung Wittes zum Bevoll mächtigten bei den Friedensverhandlungen kann als erfolgt angesehen werden. Das Endziel der Sozialdemokratie. Während auf dem letzten „Evangelisch-sozialen Kongreß" wieder die Meinung zum Ausdruck kam, daß sich die Sozialdemokratie mit der Zeit zu einer nationalen Arbeiterpartei entwickeln werde, macht der Häuptling der roten Internationale, der Reichstagsabgeordnete Bebel, in der „Neuen Zeit" der Welt wieder einmal auf das Endziel der Sozialdemokratie aufmerksam. Er schreibt: „Das Endziel muß der Leitstern, der Kompaß für das Handeln der Partei sein. Daher muß die Praxis, die sich mit dem Weg zum Ziel befaßt, mit der Theorie, die die Begründung des Zieles umfaßt, genau übereinstimmen. Die politische Taktik der Partei besteht in der Anwendung der richtigen Mittel; sie muß prüfen, ob diese auf dem Wege zur Verwirklichung liegen, und sie muß alles verwerfen, was von ihrem Endziel abführt oder den Weg dorthin erschwert oder verdunkelt . . . Hier ist es der Klassenkampfstandpunkt, der als Kompaß dient und sehr rasch Klarheit bringt." Diese Ausführungen lassen nicht den geringsten Zweifel darüber, daß die Sozialdemokratie durchaus nicht eine friedliche Partei werden will; ihr Endziel ist der unerbittliche Kampf des Proletariats gegen die bestehende Ordnung, ein Kampf, der erst in einer blutigen Revolution seinen Höhepunkt erreichen würde. Sonderbar, daß es in bürgerlichen Kreisen immer noch Leute gibt, die dem eigenen Bekenntnis der Sozial demokratie keinen Glauben schenken! Wie oft hat Bebel nun schon erklärt, daß die Revolution allein das letzte Mittel der Sozialdemokratie ist und immer wieder gibt es Leute^ die sich dem Wahne hingeben, die Sozial demokratie werde sich zu einer friedlichen Reformpartei entwickeln! . Solche Meinungen in die Welt hinaus zusenden, ist sehr kurzsichtig, da dadurch der Sozial demokratie genützt, den nationalen Bestrebern aber ent- gegengearbettet wird. Die urteilslosen Arbeiter werden nämlich durch eine solche falsche Beurteilung der Sozial demokratie zur Mitläuferschaft veranlaßt und stehen so mit dem Kampf gegen die Syzialdemokratie gleichgültig gegenüber, bis sie zuletzt dank der zielbewußten, sozial demokratischen Agitation überzeugungstreue Anhänger der Sozialdemokratie werden. Aber auch die Mitglieder der übrigen Gesellschaftskreise lassen sich gern über das Endziel der Sozialdemokratie täuschen; eS ist gerade, als ob ihnen der Gedanke an eine sozialdemokratische Revolution unangenehm wäre; daher ergreifen 'sie jede Gelegenheit, um ihn von sich zu weisen. Viele sind auch zu lau und ru bequem, um an den Kampf gegen die Sozial demokratie m irgend einer Weise teilzunehmen. Darum hören sie es gern, wenn gesagt wird, die Sozialdemo kratie fei nicht so schlimm, wie sie immer gemacht wird. - Doch wer Ohren hat, der höre, was die sozial demokratischen Häuptlinge «sagen, und wer Augen hat, der lese, was diese Häuptlinge schreiben, dann wird er inne werden, daß er getäuscht worden, daß er sich selber getäuscht hat. Revolution! DaS ist das Schlagwort nn Munde der roten Genossen und das Stichwort der roten Presse. Darum sei jeder echte Deutsche auf der Hut und .trete mannhaft ein in den Kampf gegen die Sozialdemokratie durch tatkräftige Unterstützung des „ReichsverbandcS". . nicht daran denken, den Brand zu löschen, da die Menge bewaffnet gegen sie voraing. Die Wasserschläuche wurden durchschnitten. Biele Feuerwehrleute erlitten erhebliche Wunden. Infolge der drohenden Haltung der Menge zog sich die Wehr schließlich zurück. Der Ehef der Politische Weltscbau. Deutsches Reich. Die Zusammenkunft des Kaisers mit dem Könige sowie dem Kronprinzeck von Schweden hat gestern in Geste stattgefunden. .'Ein Telegramm berichtet uns darüber: König Oskar begab sich mit dem Kronprinzen, dem Minister des Aeußern sowie dem deutschen Gesandten an Bord der Königs jacht „Drott" zur Begrüßung des Deutschen Kaisers nach der „Hohenzollern". Als die Königsjacht sich den deutschen Schiffen näherte, hißte sie die deutsche Flagge, worauf auf der „Hohenzollern" die schwedische Flagge gehißt wurde und die deutschen Schiffe salutierten. Die Geschütze der Königsjacht „Drott" erwiderten den Salut. König idskar und der Kronprinz von Schweden begaben sich sodann an Bord der „Hohenzollern", deren Musik kapelle bei der Ankunft der Königlichen Gäste die schwedische Nationalhymne spielte. Die Kaiserin ist am Donnerstag mit den drei jüngsten Kindern des Kaiserpaares in Cadinen ein getroffen. Das Kronprinzenpaar ist Mittwoch abend an Bord des „Meteor" vor Wassersleben bei Flensburg eingetroffen. Donnerstag vormittag unternahm der Kronprinz mit seiner Gemahlin eine Automolnlfahrt nach Tondern, von wo die Rückkehr um 4 Uhr er wartet wurde. Die Abfahrt des „Meteor" war auf 5 Uhr festgesetzt. Kronprinzessin Cäcilie hat die ihr seitens der Schützengilde in Bützow (Mecklenburg) angetragene Würde einer Schützenkönigin angenommen und der Gilde ein prachtvolles Schild mit ihrem Bildnis ge widmet. Die wertvolle Ehrengabe wird fortan eine Zierde der Königskette bilden. Prinz Heinrich VII. von Reuß j. L. feiert am heutigen Freitag seinen 80. Geburtstag. Die „Nordd. Ällg. Ztg." widmet dem Prinzen zu diesem Tage hochehrende Worte der Anerkennung. In unterrichteten Kreisen gibt man sich der Erwartung hin, nach voraufgegangenem Meinungsaus tausch zwischen Reichsschatzamt und einzelstaatlichen Finanzverwaltunaen werde die inzwischen fertig aus gearbeitete Reichsfinanzvorlage des Frciherrn von Stengel im Herbst verhältnismäßig rasch das Stadium der Beratung im Bunderate überwinden. In der gestrigen Sitzung verdeutschen Samoa- Gesellschaft kam es zu erregten Auseinandersetzungen. Nach mehrstündiger Verhandlung wurde dem Aufsichts rate die Entlastung verweigert. Der große Zentrumswahlsieg in Bayern, welcher die Partei nahe an die Zweidrittelmehrheit in der Kammer herangebracht hat, löst nichts weniger als angenehme Empfindungen aus. Bisher hatte das Zen trum ja schon die Mehrheit in der bayrischen Kammer; seinen 84 Stimmen standen alles in allem nur 75 gegnerische gegenüber; aber die Minderheit war doch immer noch eine recht starke. Künftig werden nun nur 56—57 Zentrumsgegner im bayrischen Abgeordneten hause sitzen, während das Zentrum über 102—103 Sitze verfügen wird, d. h. das Zentrum ist nun unbestritten Herr im bayrischen Landtage. Und es sind nicht die gemäßigten, sondern die radikalen Elemente, welche im bayrischen Zentrum die Führung haben; es sind das die Herren Heim, Daller und Genossen und nicht die Zentrumsaristokraten, die, wie verschiedene Fälle der Zeit gezeigt haben, in Bayern nicht viel mehr sagen dürfen. Es steht zu befürchten, daß nach dem Wahl siege des Zentrums die Partei noch mehr als bisher unter die Führung der Heim und Daller gerät. Dies ist aber weder für die bayrische noch für die Reichs regierung eine angenehme Aussicht. Die Sammlungen für die russischen Revo lutionäre, die von der deutschen sozialdemokratischen Partei eingeleitet sind, haben bis jetzt außer den 10 000 Mark, die in Hamburg und Umgebung gespendet wurden, eine Summe von 5400 M. ergeben. Gesterretch - Ungarn Tschechische V tt dWh ' Immer ungestümer und herausfordernder drin- die" Tschechen in das deutsche Sprachgebiet vor. Es ver- am Walde. gelegene Schnapsbude, demolierten sie und aelst fast kdin Sonntag, an dem nickt in einer deutschen plünderten sie aus. Die herbeigeeilte Feuerwehr konnte Sonntage in Aussig und in Dux statt. Da die Be hörden die tschechischen Feste nur teilweise verboten, griffen die Deutschen zur Selbsthilfe, durchzogen in Massen die Straßen und versperrten so teilweise den von auswärts kommenden Tschechen den Eintritt. Die Gendarmerie mußte zu wiederholten Malen eingreifen, bis sich die Bezirkshauptmannschaften genötigt sahen, den Schluß der tschechischen Feste zu verfügen. In Dux war u. a. auch der deutschnationale Abg. Herold anwesend, der wiederholt vermitteln mußte. Auch in Budweis kam es Sonntag zu Zusammenstößen zwischen Deutschen und Tschechen. Vor dem Hause des deutschen Bürgermeisters Taschek veranstalteten die Tschechen lärmende Kundgebungen und riefen: „Budweis ist unser." Ministerpräsident Fejervary hat an sämtliche Städteverwaltungen einen Erlaß gerichtet, in dem er unter Hinweis darauf, daß die gegenwärtige Regierung verfasfungsgemäß und gesetzlich sei und daß die Regierungs und Verwaltungsgefchäfte in einem modernen Staate keinen Augenblick einen Stillstand dulden, die Verwaltungen aufgefordert, alle Bestrebungen zurückzuweisen, die auf eine Hemmung der Staatsgeschäfte und Auflösung der gesetzlichen Ordnung hinzielen. Der Ministerpräsident erklärt weiter, daß die Regierung jeden Beschluß der Stadtverwaltungen, der die Zurückweisung der freiwillig gezahlten Steuern yder der sich freiwillig meldenden Rekruten bezweckt, unbedingt für ungültig erklären werde. „Le Journal" in Paris bringt einen Brief des Grafen Apponyr, der die Unterstützung der öffentlichen Meinung Europas für Ungarns Forderungen erbittet, die keineswegs auf Lossagung von der habsburgischen Monarchie noch auf Löstrennung der ungarischen Wehrmacht von der österreichischen ab zielen, sondern lediglich eine Etappe in der Fortent wickelung des national-ungarischen Lebens bedeuten sollen. — Ueber die Ziele dieser Entwickelung schweigt sich Graf Apponyi aus. , :, Frankreich. Deputiertenkammer. In der gestrigen Nachmittagssitzung wird die Amnestievörlage beraten. Lasies mißbilligt die Amnestierung der An-- geber und richtet heftige Angriffe gegen General Andrs, den Urheber der Auskunftszettel. Jaurös, Brisson und Kriegsminister Berteaux wenden sich gegen den Vor redner. Berteaux verläßt den Sitzungssaal. Die Sitzung wird unterbrochen. Bei Wiederaufnahme der Sitzung verlas Ministerpräsident Rouvier die Ver fügung, welche den Schluß der Parlamentssession herbei führt; hierauf wurde die Sitzung ohne Zwischenfall geschloffen. Rußland. „Daily Telegraph" wird brieflich aus Petersburg gemeldet, daß ein Komplott ent deckt worden sei, welches bezweckte, das Kaiserliche Schloß Jllinskoje bei Moskau, wohin sich der Zckr mit seiner Familie begeben wollte, in die Luft zu sprengen. Dies sei der einzige Grund, weswegen die dorthin beabsichtigte Reise der Zarenfamilie aufgegeben worden fei. Unter den Kaiserlichen Gemächern entdeckte man einen geheimen unterirdischen Gang, in welchem sich große Mengen Dynamit befanden. Zahlreiche ver dächtige Personen wurden verhaftet, darunter zwei Ingenieure, welche die Jnnenbauten des Schlosses leiteten. In dem in der Nähe von Moskau gelegenen Walde Marjina Rotscha fand eine große revolutionäre Versammlung statt, an der etwa 30000 Personen teilnahmen. Agitatoren hielten aufreizende Reden, lobten das Verhalten des Mörders des Grafen Schuwalow und forderten die Menge auf, gegen den Absolutismus zu kämpfen. Die Versammlung wprde plötzlich durch die Kreispolizei gestört. 'Als die Arbeiter die wenigen Polizeibeamten bemerkten, fingen sie an, sie mit Steinen zu bombardieren, verwundeten den Jsprawnik und jagten ihn mit den anderen in die Flucht. Um aber die Beamten am Entkommen zu hindern, zündete die Menge or- den Wald an. Dieser war bald in ein Flammenmeer dringen verwandelt. Die Arbeiter stürzten sich dann auf die geht fast kein Sonntag, an dem nickt in einer deutsche Stadt mit einer kleinen tschechischen Minderheit ein tschechisches Trutzfest stattfände, das nur den Zweck hat, die T)eutscheu herauSzufordern und die Tschechen zu organisieren und zu aggressivem Vorgehen zu reizen. Derartige Feste seitens der Tschechen fanden am letzten