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Sächsische vorfzeitung Bezugsbedingungen: «»I«»«« w,ch,,t«, » Uhr mtl drm Votum d« s»l-«ud«, 1«^,. VU v«N»»»a«»ahr d«trü«1 »M) Mart »tstMLHrlich o»«r b0 Pf», sür j«t»» Moaat vte ,v»xf)titung' ist r» b«rt<h«n durch di« kaiserüch«, pastaastatt«., di« Laadbrirst^i,«r mch durch «^mvaMu vast-UrLU^ru,,«»»«»,«^ »t. past u»ch di« L ust«lltu^«d»hr »au 4» Pf». L«U-ramm»Ndr.: Dorszeitung Dresden. Anzeiger für Stadt und Land mit der Vellage: „Illustrierter 5onntagr»vlatt" Amtsblatt für die Ugl. Amtrhauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Rgl. Amtsgericht Dresden, die Ngl. Forstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinde Gberlößnitz Anzeigen-Preise: 12 Uhr. — Ist»»: Unser« «eschLN-MU, NU« mLarr G««, Vr. «, Z.ivalident^ns. haasrnstrin »Segler, Nad. Most«, ». L. Vaud. » Ta. im lei» G.tkahlt» droda, Otto lealmitz-lleuostra, «brimm tu Dresden Wölfnitz, Z in LoÜedaud«. Nekch lvotth« st» Dito riü»ath d» tloi a, Max A«*rtch st. Telephon: Dresden, Amt II. Nr. 575. Nr. 18. Dresden, Sonntag, den 22. Januar 1905. 67. Jahrgang. Höhe, anscheinend allerdings nicht ohne Einwirkung der russischen Finanzverwaltung.. Japans Schuld belief sich bei Beginn des Kriege» auf etwa 117V Millionen M. und war zur kleineren Hälfte in England untergebracht. Von vornherein hatte man diesem exotischen Staat nicht so günstige Be dingungen gewährt, wie sie dem russischen Reiche zu gestanden worden waren. Mitte 1VV3 standen die 4prozentigen Japaner in London auf 86'/., sanken von Monat zu Monat, fielen nach Ausbruch des Krieges auf 64'/, und hielten sich in den letzten Monaten auf annähernd 7b. An oen japanischen Finanzen ist das europäische Festland so aut wie garnicht interessiert, da gegen in beschränktem Maße an Geschäftshäusern und Kapitalsanlagen deutscher und anderer Unternehmer in den japanischen Hauptstädten. Im Laufe des Krieges haben Rußland und Japan je eine neue Anleihe im Auslände ausgenommen, Ruß land in Frankreich 640 Millionen M durch Ausgabe von Schatzanweisungen, mit b v. H. verzinslich zum Nettokurse von 9ü'/,, Japan in England, zum Teil in Nordamerika 200 Millionen M., ebenfalls durch Aus gabe von Echatzanweisungen mit 6 v. H. verzinslich zum Nettokurse von 91'/,. Da die Echatzanweisungen m b brzw. 7 Jahren mit 100 v. H. zurückzuzahlen find, so mußten beide Reiche ziemlich drückende Be dingungen einaehen. Anfang November IS04 kam in London und New-Kork eine neue japanische Anleihe von 240 Millionen M. zum Kurse von 90'/, zur Aus gabe. Abzüglich der Provision dürfte Japan nur einen Kurs von 89'/, erzielt haben. In seiner umfangreichen Arbeit über „Die finan- Nufilants und Japans Kriegsfinanzen. Der Finanzlage der kriegführenden Völker wid met ein Lettaufsatz im „Export Trabe", Zeitschrift für Deutschlands L elthandel (Frankfurt a. M.) eine inter essante Betrachtung. Der Aufsatz verdient die Auf merksamkeit weiterer Kreise; wir geben ihn daher nach stehend in seinen Hauptzügen wieder. - Allgemein wirtschaftlich betrachtet hatten die beiden kriegführenden Reiche in den letzten Jabren gewaltige Fortschritte auf dem Gebiet von Handel, Industrie und Verkehr zu verzeichnen, beide aber wesentlich deshalb, weil der Staat mit seinem Bedarf Hauptabnehmer war. In beiden Reichen war mau mit Erfolg bestrebt, die Staatseinnahmen zu vermehre» In der Zeit von 18V2 bis 1903 erhöhten sich die Staatseinnahmen in Rußland von 2090 auf 4400, in Japan von 180 auf 470 Millionen Mark. Aber in demselben Maße stiegen auch die Ausgaben und eS entstand die Frage, ob nutzt die Steuerkraft der beiden Reiche bereit- aus daS höchste angespannt sei, insbesondere, ob die großen Lasten, die der Krieg den beiden Staaten auferlegt, von ihnen ge tragen werden können. In den Krieg trat Rußland mit einer Schulden last von 14,3 Milliarden Mark. Davon war der größte Teil im Auslande untergebracht, in Frankreich nach amtlichen Ermittelungen gegen 6 Milliarden Mask. I» deutschen Händen befinden sich russische Staats schuldverschreibungen schätzungsweise in Höhe von etwa 2 Milliarden Mark. Außerdem sind in russischen Judustrieunternehmungen annähernd 1'/, Millmrden Mark sremdeS Kapital angelegt, meist französisches, mm Teil belgisches und 1'/4 Milliarden Mark deutsche» Kapital. Rußlands Finanzverwaltuna hat seit Bunge ein- areifende Rrsormen zustande gebracht, den Notenumlauf beschränkt, die Goldwährung eingeführt, ausr«iche»d Goldmünzen in Verkehr glicht, den Goldbestand in RrichSbank und Reichsschatz gehoben und insbesondere die Anleibeoufnahmen mit erstaunlichem Geschick bewerk stelligt. Nachhaltig verbesserte sich der russische Staats- kredit, und der Kurs der 4prozentigen russischen Gold anleihen hob sich von 7b im Jobre 1880 auf annähernd Pari seit Ende der neunziger Jahre. Noch Ausbruch de» Kriege- ging der Kurs allerdings bis auf 90'/, zurück, hrelt sich aber noch immer auf einer respektablen MMlW nehmen außer den PoftanpalltN und Landbriefträgern auch die Austräger sowie die Hanptgeschüftsstelle und die Ausgabestellen entgegen. Die .Sächsische Dorfzeitvrrg" kostet monatlich aus schließlich der Zustellungsgebühr nur 60 Hstfg. HH für den Krieg verfügbaren Mittel Rußlands einschließ lich der neuen Anleihe auf rund 2 Milliarden M., die russischen KriegSkosten auf 175 bis 215 Millionen M. monatlich Demnach hätte die neue auswärtige Anleihe Rußlands mit 640 Millionen M. nur seinen KriegK bedarf für ein Vierteljahr gedeckt. Wohl besitzt sie russische Fiuanzverwaltung in dem Goldbestand der Bank mit mehr als 2 Milliarden M. und in dem Notemecht der Bank, das noch eine Ausgabe von 1120 Millionen M. Noten gestattet, einen Rückhalt von besonderer Stärke, der nach Helfferich geeignet er scheint, der Regierung über etwaige vorübergehende Schwierigkeiten bei der Aufbringung der Mittel für den Krieg hinwegzuhelfen. Von der Möglichkeit, die Kriegs bedürfnisse durch ein Zurückgreifen auf die Goldbestände oder daS Notenrecht der Bank zu decken, will aber die russische Regierung nach ihrer wiederholten Erklärung keinen Gebrauch machen, um nicht die verfügbaren Mittel vor der Zeit zu erschöpfen und die Valuta zu gefährden. Ob die russische Regierung daran festhalten wird, hängt von Dauer und Erfolg des Krieges ab. Nach Helfferichs Meinung müßten der ersten in Frank reich ausgenommenen Kriegsanleihe Rußlands bald weitere folgen, doch find bisher alle Gerüchte darüber in Abrede gestellt worden. Gleiche Mittel hatte Japan nicht annähernd zur Verfügung. Japan schätzt seinen Kriegsbedarf bis Ende März 1905 auf rund 1150 Millionen M., wovon etwa Mei Drittel durch Anleihen aufgebracht werden sollen. Japans Kriegsausgaben sind aus verschiedenen Gründen erheblich geringer al- diejenigen Rußlands. Japan ist dem Kriegsschauplätze näher und verfügt über den billl- aeren Seeweg, seine ganze Verwaltung ist ehrlicher, die Heeresverwaltung billiger, (stellt sich doch der Sold eine japanischen Soldaten in Friedenszeiten zwischen 1,80 und 2,50 M. monatlich,) und, wa» nicht unterschätzt werden darf, der Opfermut de- Volkes ist geradezu bei spiellos. Rach der Versicherung von Landeskundigen würde sich die Bevölkerung selbst mit dem ZwangSkur- deS Papiergelde- befreunden.^ "Allem Anschein nach wird der ostasiatische Krieg unentschieden auSgehen. Beide Staaten stehen sich dort in gleicher Stärke gegenüber, keiner wird siegen, keiner unterliegen. Kommt man in dieser Erkenntnis zu einem baldigen Frieden, so werden beide Staaten, die keine Kriegsentschädigung voneinander zu erwarten haben, die finanziellen Opfer, die ihnen der Krieg auserlegt hat, tragen müssen und tragen können. Bei längerer Dauer des Krieges ist freilich zu befürchten, daß oie Finanz- DaS Nerrefte. Gestern abend fand vor dem Kaiserpaar eine Desiliercour statt, die einen glänzenden Verlauf nahm. Der Reichstag verhandelte gestern über den Grveralstreik im Ruhrlohleurevirr. Wegen deS Streiks sind im Bochumer Kohlen revier allenthalben die Festlichkeiten zu Kaiser- Geburtstag abgesagt wv'den. DaS offiziöse .Wiener Frrmdenblatt" erklärt den formellen Abschluß des Handelsvertrages zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn ills unmittelbar bevorstehend. Die Untersuchung über den Kart ätsch en schuß auf daS Winterpalais in Petersburg hat noch keinen Ausschluß über die rätselhafte Angelegenheit gebracht. Wahrscheinlich handelt es sich nicht um einen Unfall. Für die Dauer der KriegSzeit sind die Gebühren .zielle Seite de- russisch-japanischen Krieges" (Marine- sür Auslandspässe russischer Untertanen um rundschau, Oktoberheft 1904) berechnet Helfferich die 5 Rubel zum Besten des Roten Kreuzes erhöht worden, für den Krieg verfügbaren Mittel Rußlands einschließ- kräste der beiden Staaten übermäßig geschwächt und ihr Kredit im Auslande ernstlich erschüttert wird. apolitische Weltscharr. Deutsche- Reich. Der Kaiser begab sich heute früh nach Weimar, um der Beisetzung der verstorbenen Großherzogin Caroline beizuwohnen. Der deutsch-österreichische Handelsvertrag ist, wie in Reich-tag-kreisen verlautet, am Freitag vor- mittag fertiggestellt worden und wird in etwa 8 Tagen dem Reichstag mit den übrigen Handelsverträgen vor gelegt werden. Ueber die Ergebnisse der Verhandlungen zur Herbeiführung einer BetriebSmittelgemein- schaft der deutschen Eisenbahnen, die im einzelnen gegenwärtig einem Au-schusse zur näheren Prüfung unterliegen, ist amtlich noch nicht- bekanntgegeben worden. AuS den Ausführungen aber, die im Reichs- tage der nationalliberale Abgeordnete Vr. Hieber über den Gegenstand gemacht hat, und einem Bericht über die zu Beginn der Verhandlungen gehaltenen Reden der Vertreter der einzelnen Bundesstaaten ergibt sich, daß man auf allen Seiten bestrebt ist, die im Interesse deS gesamten Vaterlandes erwünschte Einigung über die einzelnen Sonderwünsche zu stellen. So zeigte u. a. der Vorsitzende der Konferenz, der Preußische Ministerial direktor Kirchhoff, daß die Beseitigung der heutigen Unwirtschaftlichkeit allein auf dem Wege der vor- geschlayenen Betriebsmittelgemeinschaft durchgeführt werden kann. Die ursprünglich angestrebte Güterwagen gemeinschaft erfordere eine einheitliche Wagendisposition, und davon sei die einheitliche Beschaffung des Wagen parks die natürliche Folge. Zur Beschaffung gehöre wieder die Unterhaltung, und da eine Ausscheidung der Unterhaltungskosten der Güterwagen aus den Gesamt unterhaltungskosten nicht durchzuführen sei, so se> die schließlich vorgeschlagene Betriebsmittelaemeinschaft nur die wohldurchdachte Ordnung einer geschlossenen Kette von VereinigungSgeschästen, die der Selbständigkeit der übrigen Zweige der Einzelverwaltungen nicht im Wege ständen. Die Teilungsziffern an den gemeinschaf lichen Kosten von jährlich rund 500 Millionen Mark konnten für alle beteiligten Verwaltungen auf sicherer Unterlage festgesetzt werden. Die Wirkung dieser Gemeinschaft sei die volle Freizügigkeit aller Güter-, Personenwagen und Lokomotiven, ein einheitliches Werkstättenwcsen, eme einheitliche Kohlcnbeschaffung, eine Beschleunigung in der Güterbeförderung und dazu für jeden Staat erheb liche Ersparnisse. Die diesjährige Generalversammlung de» Bundes der Landwirte wird am Montag, den 13. Februar, mittag- 12'/, Uhr, wie üblich, im Zirkus Busch zu Berlin abgehalten. Freiherr v. Wangenheim und vr. Roesicke werden die ebenso üblichen Ansprachen halten, Vr. Diedrich Hahn wird den Geschäftsbericht vorlegen. Die Tagesordnung steht noch nicht fest, doch werde» nach der „Dtsch. TageSztg/' voraussichtlich die künftigen Handel-Vertragsbeziehungen Deutschland» zum Auslande, die in Aussicht stehende Reform de- Pönen- gesetzeS und die Kanalvorlage zur Besprechung gelangen Ein „einmütiger" Landtag. Ein wunderbar erquickende- Bild hat im üblichen Wirrwarr unseres heutigen Parlamentarismus der seit etwa acht Tagen versammelte Meininger Landtag geboten: obwohl auch in ihm alle Parteischatticrungen vom Erzagraner bis hinab zum rötesten Sozialdemokraten vertreten find, hat er bisher alle Beschlüsse, die er zu fassen hatte — und ihrer waren eine große Anzahl — einstimmig gefaßt. Wär'S doch in anderen Parlamenten auch so! Trotzdem der Generalstreik im Ruhrrevier am Dienstag proklamiert wurde, kann mau immer noch nicht von einem allgemeinen Ausstande sprechen, denn bis Mittwoch haben von der Gesamtbelegschaft von rund 270,000 Mann erst ungefähr 200,lxX) B-rgleute die Arbeit niedergelegt. Da» eine läßt sich aber heute schon mit Bestimmtheit sagen, der Streik ist für die Bergleute verloren! Einmal ist kaum anzunehmen, daß der Generalstreik im vollen Umfange durchgesührt wird, dazu fehlt eS bei dieser Arbeiterbewegung an dem Elan, ohne den große Gegensätze nicht au-gekämpft werden können. Namentlich die älteren Bergleute mit ihren Erfahrungen und weitsichtigerem Blick sind schwer zu überzeugen, daß die Ausstandsbewegung von Vorteil