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Zächsifche vorszeitung Bezugsbedingungen: vt« „vorfz«Wn,g- «rjch«inl j«d«n woch««tag »«chmtttag, b Uhr mtt dem vatum d« folgend«, Los« vt« vejugogebühr betrüg, IUM Mar» »lerteljührlich oder bv pfg für jeden Monat. Vt« «vorfzetwng- ist pi beziehen durch di« kaiserlichen Postanstalt«,, di« Landbrteftrüger und durch unsere votrn Sei freier Lieferung in» hau, erhebt bi« poft »och di« rusttllung^ebühr von «v pfg. Lelegramm-Ndr.: vorfzeitung vrerden. Anzeiger fiir Stadt und Land mit der Vellage: „Illustriertes Sonntags-Blatt" Amtsblatt für die Kgl. Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Kgl. Amtsgericht Dresden, die Kgl. Zorstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinde Gberlößnitz Anzeigen-Preise: DU «tnspalNg« r«a« ,d pfg., unt« .«ing«sandt- 40 pfg. Nnzrtgrn' kinnahm« erfolgt bi, mittag» 12 Uhr. — Änn,h»«st«ll«a stad: U»s«r« »«»chist-stia«, klein« vUttzn« » >>1« Ur. 4, Invalidendank, haas«nst«tn b Vogler, Nud. Moss«, G. L. Vaud« b L«. « l«'pz'g Frankfurt »Nt; E.stahl inkirsstl^orf! hugoMchlertnstaylchen. brvda, Dtto Vtiinch in N«ttz«ndorf, hago Spitz in L««d»ttz.Nruaitra, tmll Nollau in Serko-.rN-«, Nud. «brtmm in Vre»dcn.Ivölsniy, .^n.dri-k, L«ach«N in Lossedaud«, N«inh. wotth« in MaattzB«», Wit» stunath in Lotta, Max Zeurich in Loschmttz. Telephon: vrerden, ttmt II. Nr. S7S. Nr. lO. Dresden, Freitag, den 13. Januar 1905. 67. Jahrgang. Das Neueste. Der Zar und der Mikado haben dem Kaiser für die Verleihung deS Ordens kour le mörits an die Generale Stössel und Nogi ihren Dank aus gesprochen. Nach zuverlässigen Angaben sind im Ruhrgebiete auf 47 Zechen jetzt über 70,000 Bergleute im Ausstande. Zur Aufrechterhaltung der Neutralität in Holländisch-Jndien entsenden die Niederlande mehrere Kriegsschiffe in das Sundagebiet. Das gesamte dänische Kabinett hat um seine Entlassung gebeten. Der Zar dankte einer Kundgebung im Namen deS „ganzen orthodoxen Rußland", das gegen die Feinde der historischen Regierungssorm sich erheben werde. Der Admiral Skrydlow hat vor seiner Abreise nach Petersburg Wladiwostok als künftigen Ort großer Ereignisse bezeichnet. Nach einer Londoner Meldung erwartet Kuro- patkin einen allgemeinen Angriff der Javaner schon im Laufe des Februar, nicht erst im April. Die deutsche Erdöl-Industrie. Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Erdöl gewinnung auf deutschem Boden läßt sich am besten an Ker Tatsache messen, daß in jedem Jahre 100 Millionen Mark zur Deckung des Bedarfs an Petroleum ins Aus land gehen, zum größten Teile nach Amerika, aber auch nach Rußland, Rumänien und Oesterreich. Wenn das deutsche Kapital sich neuerdings mehr als bisher für die Aufsuchung und Ausbeutung der heimischen Oel- felder interessiert, so ist das sehr erfreulich. Bekanntlich ist die Lüneburger Heide, namentlich die Umgebung von Wietze, das Hauptgebiet der Oelgewinnung. Da aber auch die in anderen Gegenden Hannovers, in Braun schweig, im Elsaß und in Holstein tätigen Bohrgesell schaften erfolgversprechende Funde gemacht haben, unter liegt es keinem Zweifel, daß auch außerhalb des gegen wärtigen Oelzentrums an vielen anderen Punkten wertvolle Oellager vorhanden sind. Die deutsche Erdöl-Industrie ist aus den bescheiden sten Verhältnissen herausgewachsen. Im Jahre 1880 wurden im ganzen Reiche nur 1309 Tonnen gewonnen. Der Durchschnitt der Jahre 1896/1900 betrug 29,418 Tonnen. In den letzten Jahren wurden folgende Mengen Rohöl gewonnen: 1901 44,095 Tonnen 1902 49,725 1903 62,680 1904 (Schätzung) 110,000 „ Diese Zahlen werden sehr schnell wachsen, wenn erst mit voller Kraft die Aufschließung der Oelfelder in Angriff genommen sein wird, die bisher vielfach wegen Mangels an Anlage- und Betriebskapital nur in be scheidenem Umfange möglich war. Es wäre falsch, anzunehmen, die gewonnenen Mengen Rohöl wären brennfertiges Petroleum. Bei weitem nicht. 100 Kilogramm des aus den oberen Erdschichten stammenden „schweren" OelS geben nur 6 Kilogramm Petroleum, während aus 100 Kilogramm des in den tieferen Schichten in größerem Umfange gefundenen „leichten" Oels 20 Kilogramm Petroleum und 3 Kilogramm Benzin gelöst werden. Nur 17 Proz., also eiu Sechstel vom Werte der für 1903 auf 8 Mill. Mark festgestellten Gesamtproduktion, stammen aus dem Verkaufe von Benzin und Petroleum. Die deutsche Erdöl-Industrie ist also, wie man sieht, bei der Nutzbar machung deS Rohöls hauptsächlich auf die Verwertung der sogenannten Petroleum-Rückstände angewiesen. So bald dre Bohrungen allgemein eine größere Tiefe erreicht haben, wird sich diese- Verhältnis »war wesentlich bessern, auf lauge Zeit wird aber noch damit zu rechnen sein, daß aus dem deutschen Erdöl in erster Linie die sog. Mineralöle produziert werden und da- Leuchtöl erst in zweiter Linie in Bettacht kommt. Da- Haupt produtt der schweren Oele ist das namentlich als Eisen bahnschmieröl verwendete Vulkanöl. Schon jetzt kann der Bedarf sämtlicher deutschen Eisenbahnen durch da deutsche Produtt gedeckt werden. In den deutschen Erdölwerken und Raffinerien sind gegenwärtig 60 Millionen Mark angelegt. DaS spricht für ihre Größe. Sie beschäftigen 7300 Arbeiter und zahlen jährlich 10 Millionen Mark an Löhnen und Gehältern An Pacht und OelzinS erhalten die glück lichen Besitzer der Oelländereien jährlich I Million M. Für das laufende Jahr wird die Gesamtproduktion auf 14 Millionen Mark veranschlagt. Namhafte Geologen haben sich über die weitere Entwicklung und die Aussichten der deutschen Öl industrie sehr vertrauenerweckend ausgesprochen. Mit aller Kraft muß darauf hingearbeitet werden, möglichst alle ölhaltigen Felder aufzuschließen, die wertvollen Schätze der deutschen Erde empor zu heben und der heimischen Wirtschaft nutzbar zu machen. Ob Deutsch land jemals den Gesamtbedarf an Petroleum selbst wird decken können, vermag niemand vorher zu sagen, sicher aber werden durch eine weitere Erstarkung und Ausdehnung der deutschen Erdölindustrie viele hundert Millionen dem Nationalvermögen erhalten bleiben und dem heimischen Erwerbsleben zugute kommen. Politische Weltscha«. Deutsche» Reich. Der Kaiser empfing gestern vormittag den japanischen Gesandten und hörte von 11 Uhr ab die Vorträge des Hausministers und deS Chefs des Zivilkabinetts. Mittag- begaben beide Ma jestäten sich zu einem Frühstück bei dem Erbprinzen und der Erbprinzessin von Hohenzollern. Der Wortlaut der bereits von unS erwähnten Telegramme, die der Kaiser wegen der Verleihung des Ordens kour le mörite an die Generale von Stössel und Baron Nogi den Kaisern von Rußland und Japan hat zugehen lassen, ist folgender: „S. M. dem Kaiser. Tsarskoje Sselo. Die Verteidigung von Port Arthur wird für immer ein Beispiel für die Soldaten aller Völker bleiben. Der Held, der Deine treuen Truppen kommandierte, wird von der ganzen Welt bewundert, besonders in meinem Heere und von mir. Um unserer Sympathie und Bewunderung für General von Stössel und seine wackeren Truppen Aus druck zu geben, hoffe ich auf Deine Zustimmung, wenn ich ihm unsere höchste militärische Auszeichnung, den von Friedrich dem Großen gestifteten Orden kour lo mSrito verleihe. Dieselbe Ehrung will ich seinem braven Gegner General Nogi erweisen.' — „S. M. dem Kaiser von Japan. Tokio. Die Belagerung und Einnahme von Port Arthur haben den General Baron Nogi als einen tapferen und klugen Heerführer erwiesen, besten Heldentaten ebenso wie die seiner Truppen für immer von allen Soldaten, besonder- von mir und meinem Heere, werden bewundert werden Ich hoffe, daß Euere Majestät zustimmen werden, wenn ich ihm als äußeres Zeichen meiner Bewunderung die von meinem Vorfahren Friedrich dem Großen für Tapferkeit im Felde gestiftete höchste preußische militärische Aus zeichnung, den Orden kour le mSrits verleihe.' Sein braver Gegner General von Stössel hat dieselbe Aus zeichnung erhalten.' — Beide Herrscher haben tele graphisch danken lassen. Unter der Splvmarke „Großbritannien und Deutschland" veröffentlicht „Daily Mail" einen Aufsatz von S>r Thomas Barclay, der entschieden für ein besseres Einvernehmen zwischen England und Deutsch land emtritt. Barclay sagt: Die Spannung zwischen dem britischen und deutschen Volke ist neuerdings notorisch unweit dem Gefahrpunkt gewesen, aber eines Tage- wird eins oder da- andere finden, daß e- zu weit gegangen sei, und sich mit Ehren zurückziehen. Sir Thomas Barclay wird sich inzwischen wohl auch überzeugt haben, daß nur durch müßige- Gerede die Meinung entstanden ist, daß wir dem „Gesahrvuntt" nahe gekommen waren. Damit wird auch die Hoffnung auf „ehrenvollen Rückzug" gegenstandslos. Da» Bild des deutschen Wirtschaftsleben» zeigte im vergangenen Jahre etwa» freundlichere Züge, aber der Untergrund blieb dunkel. Im Kampfe um den Auftrag müssen heute alle Nerven angestrengt werden — ost erfolglos. Selten hat e» eine Zeit größerer gefchäftlicher Enttäuschungen gegeben. Auch die hier und da vorhandene ausreichende Beschäftigung ändert an dieser Tatsache nichts. Denn daS Ziel aller gewerblichen und industriellen Arbeit ist denn doch nicht die Absicht, müßige Zeit auszufüllen, sondern der Er trag. Dieser war aber auch »m letzten Jahre ein über aus spärlicher, wenn man von Ausnahmen absieht. Die notwendigen Geschäftsaufwendungen haben heute eine Höhe erreicht wie niemals zuvor. Gleichzeitig ist der Warenpreis ein überaus tiefer, soweit nicht syndi zierte und kartellierte Erwerbsmwige in Bettacht kommen, und natürlich ist auch der Mitbewerb ein derart rück sichtsloser, daß, wie gesagt, alle Nerven angespannt werden müssen, um von ihm nicht zu Boden gedrückt zu werden. Gotteslästerung und Strafgesetzbuch. Die deutsche und die freisinnige Volkspartei brachten einen Antrag ein, im 8 166 des Reichsstrafgesetzbuches (Gottes lästerung) die Worte zu streichen: „Oder wer öffentlich eine der christlichen Kirchen oder eine andere mit Kor poration-rechten innerhalb des Bundesgebietes bestehende Religionsgemeinschaft, oder ihre Einrichtungen oder Ge bräuche beschimpft" Eine Versammlung zur Besprechung einer Tal- sperranlage im Harz beschloß einstimmig, einen Ausschuß für die notwendigen Vorarbeiten zu wählen und stimmte in einer Resolution im Prinzipe den Aus führungen des Referenten Regierungsrat vr. Stege mann bei. Die Braunschweiger Handelskammer wird nunmehr die einzelnen Jntereffenkreise ersuchen, Ver treter zu dem Ausschuß zu ernennen. Der Ausstand im Ruhrkohlenrevier nimmt noch weiter zu. Auch gestern haben sich verschiedene Zechen der Ausstandsbewegung augeschloffen, so daß die Zahl der Streikenden bereit- auf 70,000 angegeben wird Die Arbeiterführer geben zu, daß ihnen die Be wegung durchgeht. Sie halten heute einen Delegierten tag ab, um zu beraten, ob sie den Ausstand gulheißen sollen. Der Abgeordnete Sachse bemerkt dazu: „Wird der Generalstreik beschlossen, so kann er nur wenige Tage dauern, denn wir haben kein Geld." Bezüglich der Zeitungsmitteilung, daß da- Oberbergamt in Dort mund in der Ausstandsangelegenheit der Zeche Bruch straße die Vermittelung adgelehnt hat, ist feftzustellen: Das Oberbergamt teilte den Vertretern der Arbeiter mit, daß der neue Anschlag der Zechenverwaltung be treffend die veränderte Seilfahrt, in gesetzlicher Weise und frühzeitig genug erfolgte. Daher sei ein amtliches Einschreiten gegenüber der Zechenverwaltung nicht an gängig. Es gebe aber einen anderen gesetzmäßigen Weg zur Austragung der Streitigkeiten: die Anrufung des EinigunaSamteS des BerggewerbegerichtS. Die Ver treter der Arbeiter erklärten, dem Rate des Oberberg- amte- folgen zu wollen. Da» Verfahren de» Ober- bergamteS muß al» sachgemäß bezeichnet werden. Da seit Erlaß deS Gewerbegerichtsgesetzes bestimmte Organe zur Vermittelung und Entscheidung der Streitigkeiten bestehen, war e» geboten, die Arbeiter zunächst auf diesen gesetzlichen Äeg zu verweisen. AuS Deutsch-Süd we st afrika. Amtliche Meldung. Nachforschungen über die in letzter Zeit mehrfach genannte Persönlichkeit deS Bandenführers Morris haben ergeben, daß eS zwei Brüder dieses Namen- gibt, die in Warmbad von englischem Vater und Hottentottenmutter geboren sind. Beide haben sich dem Bondelzwarts Stamm zugesellt, bereits im letzten Aufstand (19<>3) eine führende Rolle gespielt und sich der Entwaffnung deS Stamme- durch Oberst Leutwein zu entziehen gewußt. Seit einigen Monaten sind sie in den Bergen nördlich de» Oranje aufgetaucht und machen als Räuber die weitere Umgebung von Warm bad unsicher. Ihr Anhang besteht ebenso wie ein Teil der Morengaschen Bande auS unbotmäßigen Boudel- rwartS, die ihre Waffen bei dem FricdenSschllch von Kalkfontein nicht abgegeben haben. — Bisher schien e», als werde der bisherige Gouverneur von Deutsch-Süd westafrika, Oberst Leutwein, von den dortigen Kolonisten allseitig verurteilt. Dem ist jedoch nicht so. Und da man alle beide hören soll, geben wir eine Mit teilung wieder, die aus Kolonistenkreisen jüngst ein gegangen ist. Da heißt eS unter dem 28. November 1904: „Gestern hat Gouverneur Leutwein Windhuk verlaßen Zum Abschied hatte die Bevölkerung Wind huks einen zwanglosen Bierabend arrangiert. Die Beteiligung war eine sehr rege, da» große Lokal war