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8ächMe vorszeitung Lelegramm-ktdr.: vorfzettung vr«5d«n. Nr. 3 Dresden, Mittwoch, den 4. Januar 1905 67. Jahrgang Bezugsbedingungen: vte .vorfzettung^ «rfch«t»l lebe» woch«»l», S Uhr mit dem Votum de» solgeud«, k«»«». vt« v«zug»g«bühr brträgt >L0 Marl »trrtrljährlich oder bO pfg für j«de» Monat, vt« ,Worfj«ttung- ist zu beziehen durch di« kaiserlich«» pastanstaltrn, di« Landbrtesträger und durch nufer« vot«n. Sei fixier Lieferung in. Hau, erhebt bt« poft »och di« Luftellung^rbühr von «t pfg. Das Reueffe. Der Breslauer Landgerichtsdirektor Hasse wurde in Berlin wegen Mordversuchs verhaftet. Die japanische Gesandtschaft zu London erhielt die amtliche Mitteilung, daß die Kapitulations-Kon- ferenz zu Port Arthur die Uebergabe-Bedingungen angenommen hat. Der Kaiser Franz Josef ist gestern nachmittag in Budapest angekommen und bei seinem Eintreffen van einer großen Volksmenge mit jubelnden Eljenrufen begrüßt worden. Die in Tschifu cingelaufenen russischen Tor- p edvbootszerstörer wurden abgerüstet. Die japa nischen Torpedobootszerstörer baden den Hafen verlassen. Vor Beginn der Kapitulationsverhandlungen haben die Russen im Hafen von Port Arthur verschiedene Schiffe und Festungswerke in dieLuft gesprengt. Das Geschwader des Admirals Rojestwenskij ist in Eainte Marie (Madagaskar) vor Anker gegangen. Politische Weltscdau. Deutsches Reich. Die Übersiedelung des kaiserlichen Hoflagers nach Berlin wird infolge der rauhen Witterung früher, als beabsichtigt, voraus sichtlich schon in den nächsten Tagen, erfolgen. Gegen über beunruhigenden Gerüchten über das Befinden des Kaisers in auswärtigen, besonders englischen Blättern, versichern die ,.Münch. N Nachr.", daß der Gesund heitszustand des Kaisers sehr gut ist. Das Jahr 1904 ist zu Ende gegangen, ohne daß, wie schon berichtet, der deutsche Handelsvertrag mit Oesterreich-Ungarn gekündigt worden ist. Daraus ist bestimmt zu schließen, daß nach Ueber- zeugung der Reichsregierung ein neuer Handelsvertrag mit Oesterreich-Ungarn in nächster Zeit zustande kommen wird. In diesen wird dann eine Bestimmung ausgenommen werden, die es ermöglicht, daß alle neuen Verträge gleichzeitig in Kraft treten. Wahrscheinlich ist, wie schon in früheren Verträgen, in den jetzt ab geschlossenen ausgemacht, daß sie eine bestimmte Zeit nach dem Austausch der Ratifikationen in Kraft treten sollen und daß dann die bestehenden Verträge erlöschen. Durch eine solche oder ähnliche Bestimmung läßt sich dann das gleichzeitige Inkrafttreten sämtlicher Verträge leicht bewirken. Ob das nun am 1. Januar des nächsten Jahres oder vielleicht etwas später geschieht, ist praktisch nicht von besonderer Bedeutung, da unter allen Um ständen die Handelswelt und unser ganzes Wirtschafts leben genügende Zeit vorher den Termin ihres Be ginnens kennen lernen werden. Der Berliner Magistrat hat beschlossen, der freireligiösen Gemeinde den Rathaussaal zu kündigen. In den Erörterungen überden Berliner Schulstreit stellte sich nachträglich heraus, daß die Regierung nur an der Ueberlassuny der Schulräume zu Versammlungen für jugendliche Freireligiöse Anstoß genommen, und daß sie gegen die Abhaltung von Versammlungen erwachsener Freireligiöser in den Schulen nichts einzuwenden hatte. Offenbar hat sich nun der Berliner Magistrat der Mei nung der Regierung angeschlossen. In Besprechung der Lage der Bergarbeiter äußert die „Rh.,Wesff. Ztq.", daß trotz der Erregung unter einzelnen Belegschaften an einen größeren Streik nicht zu denken sei. Die Berbandsblatter haben einen drohenden Ton angenommen, aber gleich zeitig von einem Ausstand abgeraten. Der Reichskanzler hat dem Reichstage einen weiteren Bericht über die Tätigkeit der Kommission zur Fest stellung der Schäden aus Anlaß des Herero- Auf st andeS vom 27. Oktober v. I. zur Kenntnisnahme zugehcn lassen. Darin heißt eS: „Festgestellt ist bisher rm ganzen (einschließlich des in dem Bericht vom 21. August erwähnten Bettages) auf Grund von 177 Anmeldungen ein Schaden von 3,134,651 M. 34 Pf.; abgesetzt ist von diesen Anmeldungen der Betrag S6H81 M. 80 Pf., also rund nur 3 v. H. Aussichts lose Anmeldungen werden von den Geschädigten bei Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustriertes Sonntags-Blatt" Amtsblatt für die Ngl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Ngl. Amtsgericht Dresden, die Ugl. Zorstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinde Gberlößnitz Anzeigen-Preise: vt« einspaltig« S«U« IS pfg , unter.Et»g«ta»»t- 4ll pfa. tZnzeiue».Knnat,m« erfolgt bt» mittag, 12 Uhr — ä»»ah»«st«ll«» lt»b: U»ier» <b»lchüft»st«ll«, N«tn« Mntzn" »iss« Ur- 4» Znvaltbendank, Hassen stein «, Vogler, N»b Molle, O L. vaub« «- La. m Leipzig. Frankfurt a. IN; L. tiohl in lt«ssel»b«rf: ttua» M u chl«r tn liitzschen. broba, Otto vittrich i» Reitzendorf, Hugo Opitz t» L«udnttz.N«uostra, «mit Nolla» i» Serkomttz. Nuü. Ortmm in vre»b«n.IVSlfnttz. Friedrich Ieucher» in Lossedaukx. Neink woith« in Moritzlmrg, Otto llunath in Cotta us» Telephon: Dresden, Amt II. Nr. 57S. hohe Stempel wirkt in Verbindung mit dem Termin handelsverbot beinahe prohibitiv. Wir empfehlen allen denjenigen, welche sich für diese Frage interessieren, dringend die Lektüre dieses Aufsatzes, auf welchen ausführlicher einzugehen der Raum verbietet. Auffällig und höchst bezeichnend muß es jedenfalls genannt werden, daß ein militärischer Sach verständiger, welcher den Bürgerkreisen gänzlich fern steht, die große nationale Bedeutung dieser Einrichtung erkannt hat und sich nicht scheut, rückhaltlos auf die an dieser Stelle verursachten Schäden hinzuweisen. Bisher war das große Publikum und ein guter Teil unserer Staatsverwaltung gemeinhin der Ansicht, daß es sich bei der Börsenreform lediglich um die eigennützigen Wünsche der Banken und Bankiers handle. Daß dem nicht so ist, dafür kann wohl Oberst v Renauld als ein klassischer Zeuge gelten. Bald steht die Börsen reform im Parlament zur Verhandlung: mögen die Abgeordneten, welche der Börse abhold sind, sich der Verantwortung bewußt werden, welche sie bei Ablehnung der Regierungsvorlage laufen würden. Es scheint nach den überzeugenden Ausführungen Renaulds zweifellos, daß hier nicht lediglich der Geldbeutel einer angeblich zu Unrecht bereichernden Klaffe, sondern unter Um ständen das Vaterland in Gefahr ist. ihren Vernehmungen meist freiwillig wieder zurück gezogen; solche zurückgezogene Beträge sind in dem obenerwähnten aogesetzten Betrage nicht mit enthalten. Trotz dieses Umstandes bleibt der bisher festgestellte Schadensbetrag nur unwesentlich sowohl hinter den unter Benutzung des vorgeschriebenen Formulars be wirkten Anmeldungen, als auch hinter den im April v. I. vom Gouvernement eingesorderten vorläufigen Anmel dungen zurück. Auch nach den bisherigen Feststellungen entfällt mehr als die Hälfte des Schadens auf den Viehverlust Auf den bereisten Plätzen war ferner ein größerer G bäudeschaden festzustellen. . . . Die Aus zahlung von Darlehen und Hilfeleistungen ist in der m dem Berichte vom 21 August näher dargelegten Weise weiter erfolgt, d. h. in Höhe uon des fest gestellten Schadens und Vorschüsse in Höhe von st, des noch nicht endgültig festgestellten, jedoch glaubhaft ge machten Schadens. Dieses Verfahren hat sich auch bisher bewährt. Hilfeleistungen sind bisher im ganzen gezahlt 922,862 M., davon 183.33l M als Vorschüsse, letztere zum größten Teil an Farmer aus der Gegend zwischen Windhoek und Gobabis und an Witwen er mordeter Farmer. Darlehen sind im Gesamtbeträge von 161,736 M. zur Zahlung angewiesen." Zum Schluß wird in der Druckschrift ausgeführt, daß im Gegensatz zu den Ausführungen des Farmers Erdmann die Kommission die verloren gegangene Nachzucht nicht als unmittelbaren Sachschaden im Sinne des H 5 der Verfügung vom 2. Juni v. I hat ausfassen können, sondern nur als entgangenen Gewinn, der für die von der Kommission zu treffenden Feststellungen außer Be tracht zu bleiben hat. Die Menge des im Hererolande erbeuteten und zur Verteilung an die Geschädigten in Betracht kommenden Viehs soll sich nur auf 3ooo bis 5(XX) Stück Großvieh belaufen, während die Menge des von den Herero bei Ausbruch des Aufstandes geraubten Großviehs auf über 20,060 Stück zu schätzen it.— Amtliche Mitteilung. Gefreiter Karl Würfel, geboren am 25. Februar 1882 zu Burgscheidungen, früher im Husaren-Regiment Nr. 12, am 29. De zember 1904 im Lazarett Otjosondu am Typhus ge storben. Oesterreich Ungarn. Nach den letzten Dis positionen glaubt man zu der Erwartung berechtigt zu sein, daß die Vertragsaktion mit Deutschland im Laufe dieses Monats ihrer positiven Entscheidung zu geführt werden wird. Demgemäß ist die Kündigung des Handelsvertrages seitens der deutschen Regierung auch bisher unterblieben. Rußland. Wiener Blätter melden, daß in Ruß land fast sämtliche Semstwos streiken. Sie ver weigern die Abhaltung von Arbeitssitzungen, um die Reformen durchzuseren. Der Steuerinspektor Scherbakoff in Schuscha im Kaukasus wurde durch fünf Revolverschüsse am Tage mitten in der Stadt getötet. Den beiden Mördern gelang es zu fliehen. Es besteht der Ver dacht, daß politische Beweggründe dem Verbrechen zu Grunde liegen Die Frage betreffend die Wiederherstellung der russischen Flotte mit vaterländ schen Mitteln ge winnt praktischen Boden. Auf Veranlassung von Privat leuten wurde eine Konferenz zusammenberufen von Ver tretern russischer privater und staatlicher Schiffswerften und Maschinenfabriken zur Beratung der Frage, ob eS möglich sei, die russische Flotte mit vaterländischen Mitteln wiederherzustellen. Die Konferenz beschloß, Erkundigungen über die Leistungsfähigkeit der Fabriken einzuziehen, dabei voraussetzend, daß der Flottenbau in drei. bez. fünf und zehn Jahren vollzogen wird. Zur Weiterführung der Angelegenheit wurde ein Komitee aus Vertretern aller in Frage kommenden Industrie zweige von Rußland gewählt. Belgien. Bei Empfang der Abordnungen der staatlichen Körperschaften am Neujahrstage hielt der König eine Ansprache, in der er darauf hmwieS, daß dieses Jahr das 75. Jahr des Bestehens Belgiens durch glänzende Feste gefeiert werden würde. Der König führte sodann aus, ein Land sei niemals klein, wenn es vom Meere bespült werde. Mögen die Tätig keit und die Kenntnisse, die in unserem Lande herrschen, bier dauernd eine Stätte finden und aus Belgien em sehr großes Land machen. „Wir sind," fuhr der König fort, „am Beginn der großen, die SchiedSgerichtSftage Geldbeschaffung im Kriegsfälle. Kein Mensch wird im Zweifel darüber sein, daß unsere Militärverwaltung alles tut, um für den Kriegs fall sorgfältig vorbereitet und gerüstet zu sein. Bis aufs kleinste ist der militänsche Apparat ausgestattet, und es bedarf im Augenblick der Gefahr wahrscheinlich nur eines Zeichens des Höchstkommandierenden, um die gesamte Mobilmachung sich glänzend entwickeln zu sehen. Das Vertrauen unseres Volkes auf die Militärver waltung ist wohl gegründet und im allgemeinen wohl verdient. Erstaunen und eine gewisse Bestürzung kann es demgegenüber Hervorrufen, daß ein Mann, der zu gleich als militärischer Sachverständiger und als nicht unbewährter Nationalökonom gelten darf, der Oberst a. D. Ritter v. Renauld, das Wort ergreift und in kurzen klaren Ausfübrungen darlegt: der ganze mili tärische Apparat könne nichts nützen und würde im ent scheidenden Augenblick versagen, wenn nicht neben der militärtechnischen alsbald auf eine sorgfältige finanz politische Vorbereitung Bedacht genommen würde. In einem Aufsatze der neuesten Nummer des „Bankarchiv", des Organs des Zentralveibandes des deutschen Bank- und Bankiergewerbes, finden sich Aus führungen über eine „finanzpolitische Mobilmachung", welche die Aufmerksamkeit weiter Kreise auf sich lenken werden. Der Verfasser berechnet für Deutschland speziell und für den Dreibund einerseits, sowie für den Zwei bund andererseits die Zahlen der für den Krieg verfüg baren Leute und die entstehenden Kriegskosten Er geht von dem Satze aus, daß, nach den Ergebnissen des deutsch-französischen Krieges, sim diese Kosten auf 6 Mark für einen Mann und einen Tag belaufen. Auf dieser Grundlage läßt sich der gesamte Geldbedarf für den Kriegsfall berechnen, und zwar sowohl der augenblickliche Geldbedarf, als derjenige pro Tag, pro Monat und pro Jahr. Der Verfasser kommt zu dem Ergebnis, daß das Geldbedürfnis eines künftig'n Krieges, zumal angesichts der Erfahrungen in Ost- ofien, sich in einer Höhe Herausstellen würde, wie niemals zuvor. Er wirft die Frage auf, wie für den Augenblick der Gefahr die notwendigen Geldmittel zu beschaffen seien. Bei Aufzählung und Würdigung der haupOchlichsten Quellen, aus denen die fmauzielle Mobilmachung ihre Bedürfnisse bestreiten kann, tritt ein Moment beionders scharf hervor, das vom großen Publikum und, wie der Verfasser selbst betont, auch von den maßgebenden Instanzen viel zu wenig beachtet er scheint. Es ist das die Möglichkeit eine- weitgehenden Arbitragegeschäfts, welches allein die glatte Abstoßung unserer zahlreichen Ausland-werte und die Heranziehung großer Kapitalien aus diesen Werten gewährleistet. Hier aber, sagt der Verfasser, seien von unserer Staatsleitung und Gesetzgebung große, höchst bedenkliche Fehler ge macht. „Bei dieser Bedeutung der Abittage", ruft der Verfasser auS, „wo eS sich um viele Millionen im Kriegsfälle handelt, namentlich bei Verwertung unseres Besitzes an ausländischen Werten, läßt man dieselbe durch Börsen- und Börsensteuergesetz verkümmern! Der