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Seite 5. — „Sächsische Dorfzeitung." — 4. Januar 190b. ArnMche Bekanntmachungen. Im laufenden Sonst find die Herren Aischler Otto Max Hünich alr Aufsicht-führender bei öffentlichen Tanzmusiken in Stoppeln, Otto Oskar Neumann als Nachtwächter und Straßenwärter für die Ge meinde Dölzschen, Gutsbesitzer Franz Bruno Barth in RklmerStzorf al- Gemeindevorstand, Gutsbesitzer Otto Richard Liebig in Torna als Gemeindeältester, Schutzmann Genauck in Mockritz als Bollstreckungsbeamter, Kaufmann und Gutsbesitzer Emil Petzold in Niedersedlitz als erster Ge meindeältester und stellvertretender Gemeindevorstand, Fabrikbesitzer Ferdinand Alfred Habdicht in Niedersedlitz als zweiter Ge- meindeältester, Gutsbesitzer Moritz Reiche in Reick als erster Gemeindeältester, Gastwirt Muller in Burgstädtel als erster und Ziegeleibesitzer Woßlich in Omsewitz als zweiter Gemeindeältester der Ge- meinde Omsewitz eidlich und Gemeindcältester Matick in Rippien, Gemeindevorstand Vifelt und Gemeindeältester Kübne in Zöllmen, Gemetndevorstand Starke in Niedergorbitz, Gemeindeältester L-gel in GohliS, Gemeindevorstand Hschüttig in Boderitz, Gemeindeältester Zietzschmann in Lenteritz anderweit als solche in Pflicht genommen worden. Königliche Amt-Hauptrnannschaft Dresden,KlltOadt, am 31. Dezember 1904. j8j Krug von Nidda. Schw Me im Verfahren, betreffend die Zwangsversteigerung des im Grundbuch« für Laubegast, Blatt 331 auf den Namen des Oekonomen Ernst Hermann Raacke ein- gettagenen Grundstücks, unterm 2b. Dezember 1S04 erlaffene Bekanntmachung wird dahin berichtigt, daß es anstatt „Zimmer 131", „Zimmer 118 heißen muß. Dresden, am 3. Januar 1905. 5 Ls 135/04 Königliches Amtsgericht, Abt. III. si2j Bekanntmachung. Den Hypothekenschuldnern der Sparkasse zu Schönfeld wird hiermit bekannt gegeben, daß die Zinsen am «. Januar INO», von vorm. U bis nachm. 2 Nhr angenommen werden. Schönfeld, am 28. Dezember 1904. Vorsitzender. Vom russisch, japanischen Kriege. Port Arthur ist gefallen! Eines der er schütterndsten kriegerischen Dramen der Neuzeit hat sein Ende gefunden: General Stössel sah sich nach helden wütigem, mehr als sechsmonatigem Widerstande ge nötigt, Port Arthur den Japanern zu übergeben. Stössel tat es angesichts der Unmöglichkeit, den schwer bedrängten Platz noch länger zu halten, um weiteres nutzloses Blutvergießen zu vermeiden. Die bezügliche Depesche wegen der Uebcrgabe lautet: Port Arthur hat gestern nach Erschöpfung seiner Ber- teidigungsmittel unter ehrenvollen Bedingungen für die Besatzung kapituliert. Ein Telegramm aus amtlicher japanischer Quelle berichtet: General Stössel ersuchte den General Nogi, Bevollmächtigte zu ernennen, um die Kapitulationsbedingungen zu besprechen. General Nogi antwortete, er habe Generalmajor Jjichi und andere Offiziere ernannt, um mit Stössels Bevollmäch tigten zusammenzutreffen, unter der Bedingung, daß die beiderseitigen Bevollmächtigten ermächtigt wären, den Abschluß der Kapitulation zu unterzeichnen, die sofort in Wirksamkeit treten solle, ohne daß die Ratifizierungen abgewartet würden. Darauf begann die Konferenz über die Kapitulation. Sie schloß um 4'/.z Uhr gestern nach mittag mit dem Ergebnis, daß ein Abkommen über die Unterzeichnung des formellen Kapitulationsaktes erzielt ist. Wie verlautet, sind die von den Japanern vorge schlagenen Bedingungen angenommen worden Ein zusammengeschossener Trümmerhaufen, die Leidensstätte vieler Tausender von Krüppeln und Siechen — das ist es, was jetzt General Stössel dem japanischen Sieger übergibt. Nur noch ein Achtel der ursprüng lichen Besatzung hatte vermocht, die Waffen zu führen; die Hälfte liegt tot unter der Erde oder in den Gräben und Winkeln der Festungswerke, und der Rest jammert, zusammengepfercht in engen Lazaretten, der Erlösung entgegen. Fürwahr, der militärischen Ehre ist voll kommen genuggetan: ein theatralischer Abschluß durch nutzlose Selbstvernichtung im weiteren Ausharren hätte dem Ruhm dieser Helden und Dulder nichts hinzu- gefügt. Mit unerbittlicher Konsequenz hat sich das Geschick Port Arthurs erfüllt. Der Mann, dem die Aufgabe der Verteidigung zufiel, hat die Entwicklung der Dinge von Anfang an vorausgesehen, und doch ohne Wanken seine Pflicht bis zu dem Augenblick erfüllt, wo die eiserne Notwendigkeit allem Heldenmut ein Ziel gebot. Schon im Februar vorigen Jahres, als in Ruß land noch alles auf schnelle Landsiege zur Auvgleichung der ersten Unfälle zur See hoffte, wies Stössel in einer Proklamation seine Truppe darauf hin, daß die Festung wohl bald auf ihre eigenen Hilfsquellen angewiesen sein werde, daß eine Belagerung drohe und daß es gelte, alle Kräfte zum Widerstande bis aufs äußerste bereitzuhalten. Mit zögernden, aber sicheren Schritten nahte das düstere Geschick; die Landverbindung wurde abgeschnitten, ein übermächtiger, von heißestem SiegeS- wunsch durchglühter Feind erhob sich drohend vor der Festung, und die See wurde andauernd von der japa nischen Flagge beherrscht. In Kämpfen, von deren Furchtbarkeit noch späte Generationen schaudernd er zählen werden, rückte der Belagerer näher und näher — und Entsatz blieb aus. Die Hunderttausende, die Rußland allmählich nach der Mandschurei sandte, ver mochten sich in mörderischen Schlachten kaum selbst der Scharen Oyamas zu erwehren; ihr letzter Ver such, der belagerten Festung zu Hilfe zu kommen, scheiterte endgültig in dem zehntägigen Kampfe am Schahs. Roch winkle eine Hoffnung, die Ostseeflotte! Ihr Auslaufen aus den heimischen Häfen, die Meldung, daß sie afrikanische Seeplätze erreicht habe, feuerte den Mut der Verteidiger von neuem an; aber auch hier folgte die bittere Enttäuschung sehr bald: man sah ein, daß bis zum Eintreffen jener Schiffe die Kräfte nicht mehr auSreichen konnten. So entschloß sich Stössel zu dem letzten Schritt, der an seine Seelenstärke vielleicht die allergrößten Anforderungen gestellt hat. Port Arthur in Trümmern, und bald von der japanischen Flagge überweht — und dort Tokio mit ganz Japan in lautem FesteSjubel! Märchenk Wer erinnert sich nicht gern dieses holden Zauber wortes aus seiner Jugendzeit, das, gleich einem „Sesam öffne dich", die Herzen der Kinder dem Licht und Glanz einer besonderen Welt erschließt, sie erfüllend mit all dem poetischen Reize, für den eben nur Kinderherzen empfänglich sind! Und dennoch, wie viele Familien gibt es heutzutage, wo man den Kleinen keine Märchen mehr erzählt, teils aus Gleichgültigkeit, teils aus mangelndem Verständnis für das Seelenleben des Kindes; man kauft ihnen höchstens Bücher und gibt sie ihnen in die Hände. Aber kein Selbstlesen wird jemals diesen nachhaltigen Eindruck Hervorrufen, den das gesprochene Wort macht, wenn die Wunder der Märchenwelt mit sanfter, lieoevoller Stimme vorgetragen werden. Wie viele ernste, reife Männer, alte Frauen er innern sich noch mit Wehmut und Entzücken der trau lichen Stunden, in denen sie, in atemloser Spannung zu Mütterchens Füßen sitzend, sich von Zwergen und Riesen, von Hexen und Feen, von Rittern und Drachen erzählen ließen, von alle dem geheimnisvollen Zauber der holden Märchenwelt, für die allein die Jugend das volle Verständnis besitzt. Man weinte um Schnee wittchens jähes Ende, man zürnte der bösen Stiefmutter, jauchzte bei Dornröschens Erweckung aus hundert jährigem Schlafe und greifbar deutlich malte die kind liche Phantasie alle diese Bilder in die weichen Herzen, damit sie immer unvergessen blieben. Ihr raubt den Kindern ein Stück Poesie ihres Lebens, laßt einen Teil ihrer Jugend verkümmern, wenn ihr ihnen keine Märchen erzählt. Geht einmal etwas weniger in Gesellschaft, ihr jungen Mütter, strengt eure Kopfnerven nicht über mäßig mit unnötigen Dingen an, sondern sammelt euch, schafft euren Kindern ein Feierstündchen, um Hand in Hand mit ihnen das Märchenreich zu betreten. Und was sollt ihr ihnen nun erzählen? Keine großen Schauergeschichten mit den gewagtesten Phantasiesprangen, aber schlichte, sinnige Volksmärchen und Sagen, worin sich nicht allzuviel Lehrhaftes bereit macht, wo dagegen der goldene Humor seine Strahlen leuchten läßt, damit die Kleinen lachen können, aus Herrensgrund lachen. Erzählt euren Lieblingen auch nicht bei Dämmer schein, wie es eigentlich der Märchenzauber verlangt, ihre zarten Seelen lernen so leicht das Fürchten, und in jeder dunklen Ecke sehen sie dann etwas Gespenstisches huschen und sich regen. Zündet also getrost die Lampe an, die Gemütlichkeit und Poesie weichen darum nicht aus dem Zimmer. Am schönsten sind die selbster fundenen Märchen der Mutter, und wie leicht ist da ein Kinderherz zufrieden gestellt! Die kleinste Begeben heit kann man in ein Märchen umgestalten, der nüch ternste Gegenstand kann sein Zaubermäntelchen erhalten, und je naiver und einfacher sich die Geschichte aufbaut, desto besser ist eS für ein Kindergemüt, nur muß man sich selbst vollständig mit warmem Herzen und liebe vollster Hingebung seiner Aufgabe widmen. Der Rede fluß darf keine wesentliche Unterbrechung erleiden, man darf also nicht zu gleicher Zeit zween Herren dienen, das heißt unsere Gedanken dürfen nicht zugleich von einer Handarbeit gefesselt werden, denn mit dem „neben bei" Erzählen geben sich die kleinen Leute nicht zu frieden. Die Märchen sollen nicht tonlos hergesagt werden, es muß Ausdruck, ja zuweilen dramatische Be tonung darin liegen. Mag dies nun alles unseren jungen Müttern etwas Unbequemlichkeit bereiten, wie wenig kommt die in Be tracht, wenn sie sich den süßen Lohn vergegenwärtigen, den sie dafür einheimsen. Dieses glückliche Aufleuchten in den Augen des jungen Zuhörers, dieses dankbare Aufatmen und die Worte: „Ach, Mütterchen, war das schön." Dies alles wiegt jene kleine Unbequemlichkeit, die reifen Gedanken dem Endlichen Sinne unteyuordnen, tausendfach auf. Das Fröbelsche Wort: „Laßt unS unseren Kindern leben" muß von den Eltern beherzigt werden, ob es ihnen bequem ist oder nicht; sie sind verpflichtet, ihren Kindern so viel Glück, so viel Poesie al- möglich zu schaffen und darum dürfen auch die Märchen nicht fehlen. Tages - Greignisie. — Berlin. Verhaftung eine- Breslauer Land- gericht-direkt ors wegen Mordversuchs Ein beklagens wertes Opfer seiner Verirrungen ist der Landgerichts direktor Haffe geworden, der, seit langen Jahren in Breslau als Strafrichter tätig, zuletzt den Vorsitz in einer Zivil kammer des dortigen Landgerichts führte. Haffe war zu einem aus Berlin stammenden jungen Burschen namens Lindner in Beziehungen getreten, die vom Strafgesetz als sittliche Verfehlungen geahndet werden. Eine große Reihe schamloser Erpressungen, die den Landgerichtsdirektor finanziell zu ruinieren drohten, waren die Folgen jenes Verkehrs. Im Zustande höchster Verzweiflung griff der Bedrängte zur Waffe und versuchte seinm Peiniger in der Nähe der Hedwigskirche zu Berlin zu erschießen. Als ihm dies mißlang, stellte er sich selbst der Behörde und wurde in Untersuchungshaft genommen. — Berlin. Wegen Unfugs in der Silvesternacht wurden im ganzen 202 Personen festgenommen, das find 129 weniger als im Vorjahre. Die meisten Festnahmen — 117 — entfielen wieder auf den Stadtteil in der Nähe der Linden. — Es ist ermittelt worden, daß hier ein Unternehmen sich gebildet hat mit dem Zwecke, gegen Zahlung tarifmäßiger Gebühren nachttäglich Medaillen und Diplome der Pariser Weltausstellung 1900 zu ver- schaffen. Der Handelsminister hat nun die Polizeibehörden aufgefordert, in jedem ihnen zur Kenntnis gelangenden Falle einzuschreiten und die Staatsanwaltschaften zur Er- Hebung der Anklage zu veranlassen. — Berlin. In Beutelsdors hat ein Einbrecherder ihn überraschenden Hausfrau mit einem Beil den Schädel eingcschlagen. Der Täter ist spurlos verschwunden. — Braunschweig. Die Strafkammer verurteilte einen zwölfjährigen Schulknaben, der einen gleichalterigen Knaben erstochen hatte, wegen Körperverletzung mit tötlichem Erfolge zu neun Monaten Gefängnis. — Eisleben. Als der letzte Motorwagen der hiesigen elektrischen Kleinbahn vorgestern abend 11'/. Uhr den Bahnhofsberg hinabfuhr, sprang die Kontaktstange vom Leitungsdrahte, der mit 15 Personen besetzte Wagen kam infolge der Glätte ins Rutschen und rollte mit un geheurer Gewalt den Berg hinab. An der Kurve des „Kaiserhofes" in der Halleschen Straße sprang der Wagen aus den Schienen und fiel um, wobei ein eiserner Mait abbrach und eine Frau aus den Grunddörfern mit dem Kopfe gegen diesen schlug, so daß ihr die Hirnschale ein gedrückt wurde. Sie starb alsbald. Ebenfalls erhielten die anderen Fahrgäste mehr oder minder schwere Ver letzungen, der Wagenführer erlitt einen doppelten Arm- bruch. Der Wagen selbst war zum Teil zertrümmert. Wen die Schuld an dem Unglück trifft, ist zurzeit noch nicht aufgeklärt. — Nürnberg. Im Wahnsinn hat der geistesgestörte, bisher jedoch gutartige irre Bauernsohn Johann Dannler in Neustift bei Freising seinen jüngeren Bruder erstochen. Er wurde daraufhin eingesperrt. — In Pfarrkirchen wurde die 59 jährige Frau Direktor Therese Bernhard, die in dem von ihr geleiteten Ensemble noch eine anstrengende Rolle gab, auf der Bühne vom Schlage gerührt. Ihr verstorbener Mann hatte auf den Brettern ein Auge ver loren. — Altona. Am Sarge des verstorbenen Ober- bürgermeisters Giese erfolgte gestern die Taufe seines im Dezember geborenen Söhnchens. — Lübeck. Eine vierzigjährige Hausbesitzerin begoß ihre Kleider mit einem Brennstoff und setzte sie in Brand. Die Feuerwehr fand nur die verkohlte Leiche. — Lübeck. Der verstorbene Schiffsmakler Gädertz hat der Stadt zu wohltätigen Zwecken die Summe von 800000 M. hinterlassen. — Essen. In der Silvesternacht erstach in der Tunnelstraße der Bergmann Meister den Bergmann Heeger im Streit. In Styrum wurde der Arbeiter Kurz von dem Arbeiter Lange erschossen. — Straßburg. Der Silvestersturm wehte den Briefträger Koch samt Postsachen auf dem Dienstweg bei Erstein in den Rhein-Rhonekanal. Koch ertrank. — Prag. Ein widerlicher Auftritt in einer katholi schen Ehristmette kam in dem Orte Rothensaum vor. Mehrere Burschen fingen in der Kirche während de- Amtes Streit an, der alsbald in eine solenne Rauferei ausartete. Messer und Revolver spielten dabei eine große Rolle. Alle Ruhemahnungen de- Geistlichen wann vergebens. Die Andächtigen eilten in wilder Flucht ins Freie. In der Kirche ging es wie in der verrufensten Spelunke zu. Es kostete große Mühe, die Raufbolde endlich au- der Kirche zu drängen. — Im Orte Josefhütte bei Plan gingen