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Sächsischer Landes.«nzetgrr. Nr. SO. Mttwoch, 25. Januar 1888. Hierbei entspann sich eine Debatte über die Gefängniß Arbeit, wozu Abg. Geyer (Sozialdem.) Veranlaffung gab durch die . Bemerkung, der Zweck der Vorlage sei offenbar ausschließlich der, dem Troßgrundbefitz durch die Verdingung billiger Arbeitskräfte aus (V den Gefängnissen einen Vortheil zuwenden zu wollen. In den Motiven zu der Vorlage vermisse er eine Erklärung, worin denn die „vortheilhaften Kaufanerbietungen" bestünden. Wenn die Agrarier s-v dem Dekrete ihre Zustimmung gäben, zeigten sie, ebenso wie bei der / Berathung über die Herabsetzung des Zinsfußes der Landeskultur renten, daß sie in ihren Zielen uneinig seien. Abg. Uhlemann con- ..-statirl, daß in dem Dekret weder die Rede von billigen Arbcits- ^ kästen, noch vom Großgrundbesitz sei. In der Finanzdcputation ' an die das Dekret zu überweisen sei, würde genug Gelegenheit sein, seitens der Regierung die nöthigen Erläuterungen entgegen zu nehmen. In demselben Sinne äußert sich Abg. Wchuer. Abg. v. Oehlschlägel meint, wenn Abg. Geyer der Verhandlung über die Landcskultur- > reuten aufmerksam gefolgt wäre, so hätte er ohne alle Zweifel er kennen müssen, daß die Landwirthe in der Hauptsache alle einig gc- -I wesen wären, und daß man nur über die einzuschlagcnden Wege eine Uebereinstiminung nicht habe herbciführen können. Die im landwirth- schaftlichcn Betriebe beschäftigten Gefangenen müßten beaufsichtigt werden, könnten demnach nicht einzeln an kleinere Besitzer verdingt Werden. Abg. v. Vollmar bemerkt: Wenn die Arbeitskräfte aus den , Anstalten so thcuer seien wie die freien, würden die Grundbesitzer dieselben gar nicht annehincn. Statt an de» Arbeitskräften sollten die Grundbesitzer lieber an ihrer Lebensweise sparen. Die Zumuth- ung, ein Staatsgut zu verkaufen, eigens zu dem Zweck, dem Groß grundbesitz billige Arbeitskräfte zuzuführen, das sei das Stärkste, was bisher gegen die auf Reform der Gesängnißarbeit gerichteten Bestrebungen geschehen ist. Die Arbeit der Gefangenen solle im Dienste des Staates stattfinden, aber nicht an Private vermiethct werden. Aus diesen Gründen werde er gegen die Vorlage stimmen. Abg. Kirbach bemerkt, die Concurrcnz der größeren Grundbesitzer untereinander sei so groß, daß dieselben die denkbar höchsten Löhne bezahlen müßten. Die von den Sozialdemokraten in diesem Falle aufgestellten Behauptungen gehörten zu der Kategorie der Klagen über die Gefangenenarbeit, die sich stets als hinfällig erwiesen habe. Abg. v. Oehlschlägel führt aus, daß dort, wo freie Arbeiter in ge nügender Menge zu haben sind, es Jeder vermeiden werde, Gefangene »in Arbeit zu nehmen. Er nimmt die.Landwirthe gegen den vom Abg. Vollmar erhobenen Vorwurf in Schutz, daß dieselben sich hüteten, an ihrer eigenen Lebensweise zu sparen. Abg. v. Vollmar: Daß die Gefangenenarbeit theuer sei, das glaube Niemand. Er stelle an die Regierung das Ersuchen, den für landwirthschastlichcn Gefangenenarbeit gezahlten Preis zu nennen. Abg. Uhlemann kon- statirt, die Vorlage habe vor Allem im Auge, ein entbehrliches Stück Land zu verkaufen, um von dem Erlös für die Irrenanstalten, wo ländliche Arbeit nothwendig sei, wieder Land anzukaufen. Reg.-Rath Lotichius bemerkt vom Regierungstischc aus, der Deputation würde die gewünschte Aufklärung über die Höhe der Arbeitslöhne zugehen. Die betr. Vorschriften seien ausdrücklich dahin gerichtet, die Löhne so hoch zu fordern, wie sie die Grundbesitzer für die freien Arbeiter zu zahlen habe». Die Vorlage wurde an die Finanzdeputation ^ Verwiesen. Die I. Kammer gab ihre Zustimmung zu folgenden durch die II. Kammer bereits bewilligten Positionen des ordentlichen Staats haushalts: Finanzministerium, Verwaltung der Staatsschulden, Großer Garten, Forstacademie Tharandt, Bergakademie Frciberg, allgemeine Ausgaben für den Bergbau, Landes-, Landeskultur- und Altcrsrentcn- bank, Straßen- und Wasserbau Verwaltung, Hvchbauvcrwaltnng, Bau- verwaltereien, Albrechtsburg in Meißen, verschiedene bauliche Zwecke, allgemeine technische Zwecke, rechtliche Vertheidigung der fiscalischcn Gerechtsame, allgemeine Ausgaben beim Finanzdcpartemcnt und Jm- mobiliar-Brandvcrsicherungsbciträge. Schließlich nahm die Kammer debattelos einstimmig den Gesetzentwurf über die Dauer der Land- renten-Entrichtung rc. an. Sächsisches. — Während im vorigen Jahre nach Vermehrung der königl. preußischen Lotterie die Collccteure der königl. sächsische» Landes lotterie Mühe hatten, ihre Loose abzusetzcn, ist jetzt ein vollstän diger Umschwung eingetreten. Die Dircction der Landeslottcrie in Leipzig hat mehrere Gesuche von Collectcurcn um Vermehrung ihrer Loose mit dem Bemerken abgewiesen, daß der Vorrath erschöpft sei. Die Errichtung von Collectionen in anderen Bundesstaaten trägt also ihre Früchte. Oder wäre die Spielwuth größer geworden? — Die Brandversicherungs-Gescllschaft sächsischer Lehrer, deren einzelne Bezirke im Königreich Sachsen jetzt die Zahl 100 überschritten haben, verzeichnete im Rechnungsjahre 1886 eine Einnahme von 54,805 Mk., welcher eine Ausgabe von nur 8257 Mk. gegcnübersteht. Der Reservefond beträgt 63,790 Mk.; er ist innerhalb zweier Jahre um 8000 Mk. gestiegen, der disponible Fond weist in demselben Zeiträume eine Steigerung von ca. 11,000 Mk. auf. Im Jahre 1886 träte» 396 neue Mitglieder der Gesell schaft bei, 122 verlängerten ihre Versicherungen, so daß genannte Gesellschaft jetzt 5232 Mitglieder mit 23,596,740 Mk. Versicherungs summe zählt. Die zu zahlenden Prämien sind ungemein niedrige; sie betragen von 100 Mk. Versicherung 5 Pf. in Klasse I, 7^ Pf. in Klasse II und 12^ Pf. in Klasse III. — Die Trichincn-Epidemien, von denen unser Land so kurze Zeit hintereinander hcimgesucht wird (erst Untcrhainsdorf und die Umgebung von Rcichcnbach im Vogtlands jetzt Obcrcuncwaldc in der Lausitz und Obersachsenfeld i. E ) ruft die Frage hervor, was verhindert die Einführung der obligatorischen Trichinenschau? Wcun dieselbe noch nirgends eingeführt wäre, so würde sich das Königreich Sachsen mit der ersten Einführung derselben ein Verdienst erwerben. So aber besteht dieses einzige Schutzmittel gegen Tod oder Erkrankung durch trichinöses Fleisch schon längst in einer Reihe von deutsche» Staaten. Der Mangel einer zwangsweisen Trichinenschau hat die vielen Todesfälle und schweren Erkrankungen bewirkt. Diese zwangs weise Trichinenschau besteht zwar in einigen Städten schon, doch ge nügt das nicht. Im ganzen Lande muß die zwangsweise Trichinen schau eingeführt werden. Der Landtag sollte nicht auseinandcrgehen, ohne dem Lande diesen Dienst zu erweisen. — Dresden, 23. Januar. Das hiesige Wcltrcstaurant „So cietä" ist soeben durch Kauf von Herrn Hofinetzgermeistcr Gottlöber hier für den Preis von 750,000 Mk. erworben worden. Der Kauf vertrag erstreckt sich sowohl auf das Grundstück Waiscnhausstraße 29, wie auf das gesammte Inventar und Mobiliar. Das Rcstauranl wird vom 1. Februar ab von dem bisherigen Geschäftsführer des Etablissements, Herrn Joseph Menzel, als Pächter für einen jähr lichen Pachtbetrag von 36,000 Mk. bewirthschaftet. Der bisherige Besitzer, Herr Thamm, führt ausschließlich sein Engros-Weiugeschäft weiter. — Freiberg, 23. Januar. In der Klostcrmühle bei Alt zella — Nossen — verunglückte heute früh ein Arbeiter der dasigcn Holzschleifer«. Derselbe hatte eine Reparatur a» dem Wnsscrradc auszuführen; hierbei wurde er von dem in Gang gekommenen Rade erfaßt und tvdtgcdrückt. — Seit einigen Tagen wird inPfaffroda der Hoftagelöhner Becher vermißt. Man vcrmuthct, daß sich Becher ertränkt hat. Widrige Lcbensvcrhältnisse dürften die Ursache des be dauerlichen Schrittes sein. — Leipzig, 23.Januar. In einem Juwelicrladcn derRitlcr- straße ist in der Abendstunde des gestrigen Sonntags ein höchst frecher EiubruchSdiebstahl verübt worden. Man sah kurz nach 7 Uhr die vom Hausflur aus nach dem Geschäftslocale führende Thür offen stehen und fand, daß sie erbrochen war. Daneben lag eine Bauklammer, mit welcher die Einbrecher die Thüre aufgesprengt zu haben scheinen. Im Local selbst fehlen aus verschiedenen Kästen einige hundert goldene Ringe, eine Anzahl Brillantringe, sodann ver schiedene goldene Armbänder, goldene Uhrketten, Colliers, Brachen und noch Anderes, im Gesammtwerth von mehreren Tausend Mark, welche Geldsachen die Diebe gestohlen hatten. Von letzeren fehlt zur Zeit jede Spur. — In Anger bei Leipzig fand heute auf einer dazu errichteten Gleis-Anlage eine Probefahrt der von Herrn Oscar Blessing neu vollendete» Straßenbahnwagen mitGasmotoren- betrieb statt. Der Motor, welcher in einem alten Wagen der Pferdeeiscnbahn angebracht war, that in vollem Maße seine Schuldig keit, die ersten auf dem viele Curven auswcisendcn Gleise unter nommene» Fahrten gingen glatt von Statten und leicht fuhr der Wagen die Runde. Nicht das Gleiche tzilt »m, de„ letzten Fahrten, welche in umgekehrter Richtung, als diejenigen der elfteren Fahrten, unternommen wurden; die bedeutende Steigung, welche sich nach An gabe der Techniker wie 1 zu 30 verhielt, konnte nur schwer ge nommen werden, allein cs steht zu hoffen, daß die Technik hier bald wesentliche Verbesserungen anbringcn und die Schwierigkeiten be heben wird. Elsterberg, 22. Januar. Heute in der 4. Morgenstunde brannte das vor 2 Jahren neu erbaute Frolschcr'sche Bauergut in Arnsgrün bei Elsterbcrg bis auf die Umfassungsmauer nieder. Tie Familie Frotschcr war am Sonnabend Nachmittag zu einem aus wärtigen Begräbniß gereist und bis dahin noch nicht zurllckgekehrt; es konnte sehr wenig gerettet werden. — Geithain, 21. Januar. Der Glaser Friedr. Scheller hat sich gestern Nachmittag aus noch unbekannten Gründen durch Er hängen den Tod gegeben. — Die Kirchenglocken zu Hainichen dürfen bis auf Weiteres nicht mehr geläutet werden, da der Thurm z» baufällig ist. Rochlitz. Durch Herrn von Nitzschwitz auf Königsfeld wird den Landtag um Aufhebung der Grund- Beitritts Erklärungen hierzu sind an den Ge- eine Bittschrift an st euer vorbereitet, nannten zu richten. — Li mb ach. An dem Skat-Congreß, welcher am Sonn tag den 22. Januar hier stattfand, betheiligten sich 148 Spieler an 37 Tischen. Man hatte eine größere Betheiligung erwartet. Den ersten Preis erhielt Herr Osw. Müller, hier, auf 23 effektiv ge wonnene Spiele (nach Abzug der verlorenen) mit 672 Points, den zweiten Herr Emil Schieferdecker, hier, auf 540 Points und den dritten Herr Robert Helfer, hier, auf ein Grand Ouvert mit drei Matadoren — 168 Points. Die weiteren Preise können, ebenso wie die Höhe der ersten drei, erst später bekannt gegeben werden. Von vielen auswärtigen Freunden des Skats, so z. B. von Herrn Amts richter Buhle, Leipzig (welcher sich um die Regelung der deutschen Skatordnung auf dem Altenburger Kongreß sehr verdient gemacht hat), u. A., waren anläßlich des 1. Limbacher Skat-Turniers Anerkennungs schreiben und Telegramme cingcgangen. — Meerane, 21. Januar. Offenbar unter dem Eindruck des durch die Trichinosen in Unterhainsdorf bei Reichenbach und in Cnncwalde entstandenen Unglücks haben die hiesigen städtischen Be- börden den Entschluß gefaßt, die seither bestandene facultative Trichinenschau in die obligatorische zu verwandeln. Hatten sich den Bestimmungen der facultativen Schau auch über 50 hiesige Fleischer unterworfen, so hielt man es doch gcrathen, alle Flcischvcrküuscr zu nöthigen, dem Publikum den erwünschten Schutz vor Entstehung der Trichinose zu verschaffen, und dies um so mehr, als ja ohnedies mit der Eröffnung des öffentlichen Schlachthauses die Fleischbeschau zur allgemeinsten Einführung gelangt. — Zschopau. Der Hund eines Bäckers in Hopfgarten bei Wolkenstcin ist toll geworden und hat mehrere Menschen gebissen, lieber eine Reihe von Ortschaften der Gegend von Wolkenstcin, Scharfenstcin rc. ist nun die Hundesperre angevrdnct. Chemnitzer Stadt-Anzeiger. Die Kreimde imIereS Blattes Weeden ersucht, uns wichtige Begebenheiten giitigsi mitzutheile»- Chemnitz, den 24. Januar. — Stadtthcater. Wiederum steht ei» Benefiz bevor; diesmal ist cs das Abschi edsbenetiz für den Regisseur Herrn Ludwig Wolfs; dasselbe wird am nächsten Donnerstag stattfinden und zwar wird „Undine", Lortzings große romantische Zanberoper, zur Ausführung gelangen Herr Wolfs wird an seine», Ehrenabcnd nicht in der Nelle des Pater Hellmann, wie in der letzten Aufführung der gleichen Oper, sondern in der größeren des Kellermeisters Hans austrctcn. Scho» die Beliebtheit, welche der Benefiziant sich während seines Wirkens am hiesigen Stadttheatcr, dem er mehrere Winter angehörte, beim hiesigen Publikum sowohl als Darste"cr wie als Regisseur erworben hat, würde ei» volles Haus erwarten lassen; diese Wahrscheinlichkeit wird aber »och gesteigert durch die crirculiche Thatiache, daß die Nolle des Kühlcbor» durch einen bedeutenden auswärtigen Künstler, Herrn Otto Sch elper vom Stadttheater zu Le pziq, gegeben werde» wird. Man darf deshalb einer besonders vollendeten Darstellung sür nächst n Donnncrstag entgegensetzen. — Die diesjährige Ausgabe des „Adreßbuches der Fabrik- nnd Handelsstadt Chemnitz" zeigt, entsprechend der wachsenden Ausdehnung der Stadt, in allen seinen Theilen eine Vermehrung. Am meisten hat die zweite Abthcilung, das alphabetische Vcrzeichniß der Einwohner, zilgenommc», nämlich um 20 Seiten, dementsprechend zeigt auch die dritte Abtheilnug in ihre» Abschnitten ^ und o, enthaltend die Bewohnerschaft der Häuser »ach Straßen und die Brandcatasternnmmern, eine starke Zunahme und zwar um ll Seiten. Demnächst entfallen 6 Seiten Zunahme ans die erste Abthcilung (Behörden, Kirchen, Schule», Vereine rc.), 5 Seite» ans den Abschnitt <-! (Ge schäfts- und Gewerbetreibende) und 3 Seite» auf die übrigen Abschnitte der dritten Abtheilnug, sodaß sich eine Gesamintznnahmc von 4b Seiten crgiebt. Den „Allgemeinen Nachrichten über Chemnitz" zufolge hat der Flächeninhalt der Stadt um t9 Hektar zugcnomme», nämlich von 1b17 aus 1536 Hectar; diese Zunahme ist durch die Erwerbung des „Schösserholzcs" veranlaßt. Die Ein wohnerzahl war, wie wir s. Z. schon mittheilten, zufolge dem Ergebniß bei Anstellung der Wasserverbranchslistc», im Juli 1867 auf 121,783 gestiegen gegen 115,026 im Juli 1886; es crgiebt sich demnach eine Zunahme von 6757 Köpfen oder 5,55 Proccnt. Statt der früheren 32 Schulen sind jetzt 34 solche Anstalten ausgcsührt; neu hinzugekommen sind: die VIII. Bezirksschule auf dem Knßberge, welche erst zu Ostern eröffnet wird, ferner die Abcndnäh- schnle und die Theuerkorn'sche Vorschule; dagegen ist die Fachschule sür Schlosser nicht mehr anfgcführt, weil dieselbe mit der gewerblichen Fortbildungsschule vereinigt worden ist. Von Vereinen, Krankenkassen u. dcrgl. sind insgesamt,» 561 anfgeführt, d. h. 12 mehr als voriges Jahr. Sehr beträchtlich hat sich die Zahl der an der Fernsprechanlagc Bcthciligten vermehrt, nämlich von 300 auf 400. In, Abschnitt der dritten Abtheilnug (Vcrzeichniß der Bewohner schaft der Häuser) habe» folgende Aenderungen stattgefunten: die äußere Roch litzerstraße ist mit der Mllhlcnstraße vereinigt worden und somit der elftere Name in Wegfall gekommen; bei der inneren Rochlitzcrstraßc ist das Wort „innere" wcggcsallcn; der Bernsdorfer Weg hat de» Namen Bernsdorscrstrahc erhalten; die seither zur Nießnerstraße gezählte», aber am Louisenplatz gelegene» Häuser sind zu letzterem genommen worden; einige seither zum Antonsplatz bezw. zur Mühlen- und Friedrichstraße gehörige Häuser sind znm Friedrichsplatz gekommen u. s. w. Umnunimcrirt (links die ungeraden und rechts die geraden Nummern) sind worden: Adorferstraße, Berg straße, Bernsdorferstraße. Elisenstraße, Hauboldstraße, äußere Kloster« stratze, Loniscnplatz, Ludwigstraßc, Moltkestraße, Mühlenstraße, Park« straße, Rießnerstraße, Rochlitzerstraße, Schloßstraßc und Zöllnerstraße. Neue Straßen sind hinzugekommen: Arudtstraßc, Arndtplatz, Dorothcenstraßc, Ehrenpforte errichtet, Treppen und Saal der „Linde" waren mit Blumen und auf sonstige Weise reich herausgeschmückt. Den Anfang der Feier machte da» von der hiesigen Stadtcapelle ausgeführte Tvncert, das u. A. die Ouvertüre zu Oberon, die Fantasie auS der Oper „Faust und Margarete", sowie die- lenige zu „Fra Diavolo" brachte und das, wie es bei unseren, Stadtmusikchor selbstverständlich ist, die beifälligste Aufnahme fand. Den zweiten Theil des Progranims bildete der weihe- und würdevolle Festactus. Der Gesangverein .,Liederkranz" leitete denselben mit dem Vortrag von „Mit den« Herr» fang' alles an" ein. Dann sprach Fräulein Hertnng einen von Herrn Kinder- gärtner Hertwig-Kappel gedichteten schwungvollen Prolog, wofür sie die rege Zustimmung der Hörer erntete. Nunwehr ging die feierliche Enthüllung des Banners vor sich, dessen Weihe der „Deutsche Kellnerbund Bczirksverein Chemnitz" mit dem S. Stistungssest verbunden hatte. Herr vr. Blühe» Berlin hielt die Festrede, nach welcher der Vorsitzende des hiesige» Bezirks- Vereins, Herr E. Hans, das Banner in Empfang nahm und dasselbe an de» Bannerträger Herrn Klügcl übergab. Herr Dtaconus vr. Sterzel er griff das Wort zu der Weihercde, die durch ihre Gediegenheit eine» rauschen den Beifall entfesselte. Ihr folgte die Uebergabe der Schärpen durch die Frauen und Jungfrauen, der sich die Ucberreichung der Widmungen für das Banner anschloß. Nägel widmeten Herr Hotelbesitzer Herrmann, hier, Fräulein Hosmann, hier, Herr Franke, hier, Herr Bcrth old-Franken- berg, fcrner die Bezirksvercine Leipzig, Zwickau, Altenburg, Görlitz, Berlin und Stettin. Der hiesige Gastwirthsvcrein und der Kellnerbunds-Bezirksverein Dresden spendeten Schleife» und Herr Graubner, hier, ließ durch zwei kleine Mädchen den Fahnenring überreichen. Ein Hymnus, gesungen vom Verein „Lied.rkranz", beschloß den Fcstaktns. Die Tafel, zu der die städtische Capelle die Tafelmusik spielte, fand starke Theilnahnie (an 200 CouvertS), »nd zahlreiche Trinksprüche wurden während derselben anSgcbracht. Der das Fest beendende Ball hielt die Bcthciligten in der gehobensten Stimmung bis i» die späte» Morgenstunden beisammen. —W. Der Verband selbständiger deutscher Conditoren, Zwcigvcrcin Chemnitz, hielt kürzlich i» der hiesigen Kunze'schen Conditorci jein 3. Quartal ab. Vertreten waren außer Chemnitz Altenburg, Allnaberg, Dresden, Frankenberg, Freiberg, Glaucha», Limbach, Mittweida, Plauen i/V, Waldhcim, Werdau, Zwickau und Zwönitz. Die durch den Verbandsvorsttzen- dcn Herrn Drögemüllcr eröffnet- Versammlnng brachte zuerst den Bericht über die Bethciligung an der Conditorei-Ausstclluug zu Berlin. Die ergangenen Anmeldungen sind nicht sehr zahlreich, doch will der Verband für die Ver tretung der vaterländischen Zuckcrbäckerei sein Möglichstes thun. Der zweite Punkt der Tagesordnung: Errichtung einer Fachschule für die Lehrlinge be hufs Befreiung der letzteren von der gesetzlichen Fortbildnngsschnlc, fand dahin Erledigung, daß die Chemnitzer Mitglieder beschlossen, den Lehrlingen gleich zeitig den Bestich der Fortbildungsschule und den der Fachschule zu ermög lichen und dieselben zur Bethciligung an Beiden anzuhalte». Für die dem nach zu schaffende Fachschule wurde die Festsetzung des Statuts, die Einrich tung und Ausrüstung des Instituts in Aussicht genommen. Empfohlen wurde Weiler gelegentlich der Erörterung eines eingelauscncn Schreibens die kostenlose Stellenvermittelung durch das Central-Stellenvcrmittelungs-Bureau in Berlin und die Zweigverbands-Vorstehcr. Ferner wurden eingeschrieben 2 Lehrlinge, und dann besichtigte man die comsortabel eingerichteten Lokalitäten der Herrn Kunze sowie eine von Herr» Thomä hier ausgestellte Eismaschine. Etwa eine Stunde nach Schluß der Sitzung, Abends 8 Uhr, begann die Feier des 13. Stiftungsscstes vom Chemnitzer Conditoren-Verein, wozu man sich in Horn's Gastwirthschast zusammcnsand. — Im „Volapükaklub Kemnitz" wird nächsten Sonnabend Abend im Börsensaale Herr Professor Kirchhofs ans Halle a. S. eine»Vortrag über Wesen und Zweck der neue» Weltsprache „Volapük" halten. Herr Prof. Kirchhofs ist bekanntlich einer der erste» eifrigsten Verfechter des Volapük, sein Vortrag dürfte deshalb besonderes Interesse zu erregen geeignet sein. Um hiesigen Landgericht sind im Laufe des verflossenen Ge schäftsjahres 1887 anhängig geworden: ä. Bürgerliche Rcchtsstreitigkciten erster Instanz vor den Civilkammern: 765 gewöhnliche und 74 Urkunden- processe, 93 Arreste und einstweilige Verfügungen, 350 Eheprocesse und ein Proceß in Entmündigungssache»; vor der Kanliuer sür Handelssachen: 491 gewöhnliche und 617 Urkundenprocesse, darunter 610 Wechselproteste, 10 Arreste und einstweilige Verfügungen; bürgerliche Rcchtsstreitigkeiten m der Berufungs instanz: 229 gewöhnliche und 2 Wechselproteste, 118 Beschwerden in bürger lichen Rcchtsstreitigkeiten, 2 in Cuncurssachen. Mündliche Verhandlungen haben stattgcsunden: vor den Civilkammern 1938, worunter 1033 contradicto- rische; vor der Kammer für Handelssachen: 1316, worunter 264 contradictorische; in der Berufungsinstanz: 339, wornntcr 266 contradictorische. In diesen mündlichen Verhandlungen wurden ertheilt: Im gewöhnlichen Proteste vor den Civilkammern 288 Endurtheile, in, Urkundenprocesse 46 Endurtheile, in Ehe- und Enuitündigungssachen 364 Endurtheile; vor der Kammer sür Handelssachen 242 Endurtheile im gewöhnlichen Proteste und 448 im Ur kunden- und Wechselproteste; in der Bernsnngsnistnnz 205 Endurtheile im gewöhnlichen Proteste, l! In Strasjnchcn haben stattgesunden: 48 Haupi- vcrhandlungen vor dem Schwurgericht, in welchen 63 Angeklagte verurtheilt, 6 dagegen srciaesprochen worden sind; 736 Hauptvcrhandlungc» vor den Strafkammer» I. Instanz, in welche» 870 Personen verurtheilt, 81 freigc- sprvchcn worden sind; 408 Hauptverhandlnngen vor den Strafkammern« in der Berufungsinstanz, in welchen 247 bestätigende, dagegen 160 aus Ans hebung des Unheils der ersten Instanz lautende Urtheile ergangen sind. (). Voruntersuchungen sind geführt worden 126. Unter den beendeten Svaf- sache» befanden sich 2 Wiederaufnahmeverfahren, von denen das eine zu Gunsten des Verurtheilten durch Aushebung, das andere z» Ungnnsten des Verurtheilten durch Ausrechterhaltung des früher ergangenen Unheils beendet worden ist. , olzversteigerung. Im Gasthose des Schlacht- und Viehhoses zu Chemnitz sollen Freitag den 3. Februar Vormittags von 9 Uhr an eine Partie im städtische» Zeisigwalde aufbcreitete Nutz- und Brennhölzer meist bietend versteigert werden. — Nähere Auskunst über diese Hölzer ertheilt Herr Rathsförster Schier im Forsthause am Zcisigwald. Mathildenstraße, Maxstraßc, Nordstraßc, Promenadenstratze, Schönanerstraße, Schwanenstraßc, Sidonicnstraßc, Tan»c»straßc und Thercscnstraße, von denen die Nordstraße und die Dorotheenstraßc noch unbebaut sind. Neubebaut ist die Glockenstraße und der Joscphinenplatz. Die Gcsainmtzahl der bebauten Straßen und Plätze ist jetzt 220, und die der unbebauten Straßen 13. Die Gesammtzahl der Ncnbaute» im verflossenen Jahre war (Nebengebäude und Umbauten nicht gerechnet) 186 »nd ist die Gesammtzahl der Hausnummern in Chemnitz nunmehr 3812. —Air. Das 9. Stiftungsfest des Deutsche» Kcllnerbnndes Bczirksverein Chemnitz, das gestern Abend im großen Saale der „Linde" stattfand, nahm einen glänzenden Verlauf. Schon die große Betheiligung von nah und fern, die cs gesunden, verlieh dcmsclbc» den Charakter einer hcrvorragcndcn Festlichkeit. Vor dem Eingang der Fest-Localität war eine Stadttheater. Montag, den 23. Januar: Benefiz für Herrn Eduard Quandt. „Das Stiftungsfest", Lustspiel von G. v. Moser. Das ausgiebige Talent, die sichere Gewandtheit und der anerkcnnens- werthe künstlerische Eifer unseres Herrn Quandt haben ihm seit Jahren die Zuneigung und Gunst der hiesigen Theatersreunde erworben und erhalten. Man hat sich so an das treffliche, stets von Natur und sympathischer Lcbcns- frischc durchdrungene Spiel des braven, vielseit gen Darstellers gewöhnt, daß man ihn nur ungern vermissen würde. Herr Qnaudt gehört gewissermaßen zum eisernen Bestand unseres Personals »nd bleibt diesem hoffentlich noch recht lange erhalt?»! An seinem Ehrenabcnd hatte sich, wie zu erwarten war, eine a»ß,rordiiitlich zahlreiche Zuschaucrgcmcinde cingefnnde». Alle Ränge waren besetzt, und mit rauschendem Beifall und unterschiedlichen Lorbeec- kränzc» wurde der Benefiziant empfangen. Es war, als hätten sämnttlichc Mitwirkendc sich verabredet, einem schätzens wertheu Kollege» zuliebe einmal alle Lust und Laune aufzubieten, und so wurde der krenzfidele, wirksame Moscr'sche Schwank in so flottem Zug »nd in so ausgelassener Stimmnttg ausgeführt, wie er hier kaum erlebt worden ist Mochte auch manche Ueberticibung, mancher Privatwitz mitunterlaufen: in dem raschen und munter belebte» Fluß der vergänglichen Handlung wurde das ohne Bedenken mit in Kauf genommen. Beinahe sortwährend toste un gebundenes und herzliches Lachen durch den Zuschauerraum, und der zungen gewandte urkomische Schnake des Herrn Koch wurde sogar einmal bei offener Scene stürmisch gerufen. Es thut nicht »oth, weitere Rainen zu uennen. Alle Mitspieler verdienen das rückhaltlose Lob, dem Publikum einen kostbaren, lustigen Abend bereitet zu haben. Ans die Wiederholung des Schwankes sei deshalb an dieser Stelle ganz energisch aufmerksam gemacht. Zum Schluß erfolgte »och die Braun-Suppb'schc Gesangs-Burleske „Flotte Bursche", ebenfalls von alle» Bcthciligten mit allen wirksamste» Schikane» zur Darstellung gebracht. Unter anderem schlug namentlich die der Zeit prächtig «»gepaßte politische Bierrcde des Stiefelputzers Fleck (Herr K o chj kräftig durch. Was den schon von Haus aus leidlich verzerrten Pfandleiher Geyer anlangt, so machte Herr Pohl daraus einen vollständigen Circus-Clown. Man läßt sich in dieser Rolle schon etwas gefallen; aber was zu viel ist, daS ist eben zu viell Zu einer Hanswurstbude ist unser Theater doch am Ende zu gutl L. V. Der neue Chemnitzer Verein „Arbeit für Bettler". Ani 8. November des vorigen Jahres hatte eine im Saale von „Stadt Limbach" tagende Versammlung aus ihrer Mitte heraus ein Comitee gewählt und demselben den Austrag ertheilt, mit der Errichtung einer Arbeitsstätte für allerhand Durchzügler, Bettler, fahrendes Volk u. s. w. in Chemnitz vorzu gehen. Denn daß in dieser Sache auch hier endlich etwas gethan werden müsse, stand außer Frage. Wer wäre nicht schon zu Zeiten von fremden Bettlern überlaufen worden? Wer hätte nicht schon manchen Verdruß in dieser Beziehung erlebt? Und wer wüßte nicht, wozu die gesammelten Bettelpfennige meist verwendet werden I Und erweist man wirklich einem Mensche» eine Wohlthat, wenn man ihm Geld giebt, mit dem er in der Regel nichts andres zu machen weiß, als es in Schnaps zu vertrinken? Und andrerseits: Sollten denn unter allen denen, die so von der Landstraße erfroren, zerlumpt und hungrig Hereinkomnien, nicht auch Solche sein, die durch eine angemessen« Beschäftigung, durch ein gutes Wort, durch eine wenn auch noch so kurze Verpflegung aus bessere Wege zu leite» und in geordnetere .Verhältnisse zu bringen wäre»? Alle diese Fragen gaben Veranlassung zu obigem Beschlüsse. Das Comitee hat nun auch rüstig und mit gntcm Erfolge gearbeitet. Nach Oster» bereits kann die Arbeitsstätte eröffnet werden. In einem aus der Kalcrncnstraßc gelegenen Grundstücke sind dem Zwecke höchst entsprechende Räumlichkeiten gemiethct worden und soll zunächst mit einer Holzspalterci de, Anfang gemacht werden. Aussicht, Verpflegung, Beschaffung von Nachtquartier u. s. w. — das Alles ist ins Auge gefaßt und zum Theil schon geregelt.