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Sächsischer Landes-Anzeiger : 25.01.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-01-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188801258
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880125
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880125
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-01
- Tag 1888-01-25
-
Monat
1888-01
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 25.01.1888
- Autor
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Winter-Eisenbahiisahr-lauheft für Sachsen. Jllustr. Aalender des Sächsischen Landboten. Jilustrirtes Jahresbuch desLandes-Aiizeigers. Mit täglich einem besonderen 4. Sächsisches Allerlei - mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen nn- Thüringen. Unterhaltungsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Mittwoch, 25. Januar 1888. «nzeIgendreirde-„sachs.Landes>«nzeiger»"r Raum einer schmalen CorpuSzelle Io Pfa. Bevorzugte Stelle (Ispalt. Petitzeile) SO Pf. BeiWiederholung großer AnnoncenRabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man JnsertionSbetrag (in Briefmarken) beifügen (,e «Silben EorpnSschtift bilden ca. 1 Zeile.) Annoncenannahme nur bis Vormittag. „ . „ t/ Buchdriickerei. Chemnitz. Theaterstraße 5 (Fernsprechstelle Nr. 136). Telegr -Adr.: LandeS-Anzeiger, Chemnitz. Unterhaltungsblatt: i. Kleine Botschaft — 2 Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 5. Jllnsirirtes UnterbaltungSblatt — 6 Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Lnsiiges Bilderbuch. Telegraphische Nachrichten. Vom 23. Januar. Wien. Die Vorschläge, auf deren Grundlage die tschechisch- feudale Majorität des böhmischen Landtages mit den Deutschen be hufs Erzielung einer Verständigung unterhandeln wollte, zielten ab auf Errichtung von National-Curien, auf Regelung der Sprachen- verhältnssse bei den autonomen Behörden und auf Errichtung von Minoritäts-Schulen aus Landcsmitteln in gemischt-sprachigen Ge meinden. Das Exccutiv - Comitee des deutschen Abgeordnetenklubs hatte verlangt, daß in erster Linie die Ursachen des Austrittes der Deutschen aus dem Landtage erörtert und die in der Anstritts erklärung Schmeykal's geforderten Bürgschaften gewährt werden. Paris. Nach einer Meldung der „Agence Havas" autorisirte Kaiser Wilhelm den deutschen Botschafter in Konstantinopel, v. Ra- dowitz, als Schiedsrichter in den Streitfragen zwischen der Pforte und dem Baron Hirsch zu fungircn. — Man konstatirt, daß von hier zahlreiche polnische Adlige, denen die Umschmeichelung Rußlands in der hiesigen Gesellschaft den Aufenthalt verleidete, nach Wien aus wandelten. — Der Akademiker Labiche ist gestorben. Berlin, 24. Januar Mittags. Im Auswärtigen Amte wird dem gemeldeten Grenzvorfall jede ernstliche Bedeutung abgesprochen Politische Rundschau. V Chemnitz, den 24. Januar. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm empfing am Montag Vor mittag die Hofchargcn zu den regelmäßigen Vorträgen und arbeitete mit dem Geh. Rath von Wilmowski. Später erlheilte der Monarch dem Fürstbischof vr. Kopp aus Breslau, sowie dem kronprinzliche» Hofmarschall Grafen Radolinski und dem Fürsten Plcß Audienzen. Der Kronprinz von Griechenland ist zur Wiederaufnahme seiner Studien von Berlin nach Leipzig zurückgereist. — Aus San Remo erklärt Wolff's Bureau nachgerade auch die Nachricht für falsch, der deutsche Kronprinz sei bei seinen Spazier fahrten von Gendarmen umgeben. — Am letzten Dienstag hat der Kronprinz ein nekrotisch gewordenes Gewebsstückchen aus der erkrankten Partie des Kehlkopfes ausgchustet. Im Uebrigen ist keinerlei Ver änderung von Belang eingetreten, und es muß völlig abgewartet werden, wie sich die Krankheit in den nächsten Wochen gestaltet. — Gestern Montag unternahm der Kronprinz wieder einen Ausflug. Er hofft sicher, der für den Monat Mai anberaumten Hochzeit des Prinzen Heinrich, seines zweiten Sohnes, mit der Prinzessin Irene von Hessen beiwohnen zu können. Die Prinzessin wird in diesen Tagen mit ihrem Vater, dem Großhcrzog, in San Remo ankommen. — Der Reichskanzler ist aus Friedrichsruhe wieder in Berlin angekommen, aus Petersburg traf Lord Churchill mit seiner Gemahlin dort ein. — Preußisches Abgeordnetenhaus. Montagssihung. Diezweite Berathung des Staatshaushaltes wird begonnen. Genehmigt werden die Etats der Lotterieverwaltung, Seehandlung, Münzverwaltung, des Bureaus des Staatsministeriums, der Staatsarchive, der Ministerien des Auswärtigen und des Krieges und einer Reihe kleiner Etats. Dienstag 11 Uhr: Gesetz betr. Erleichterung der Volksschullasten. Bei dem Etat der Lotterieverwaltung wurde aas eine Anfrage am Regierungstische erklärt, daß nicht nur sämmtliche 190,000 Loose abgesetzt seien, sondern auch noch Bestellungen unberücksichtigt geblieben Wären. Bei der Seehandlung kam es zu einer schärferen Auseinander setzung. Abg. Meyer (freis.) tadelte die Mitwirkung der amtlichen Sechandlung bei der Einführung von russischen Papieren in Deutsch land, wodurch die deutschen Kapitalisten zum Kauf bewogen wären. Für eine Milliarde russischer Papiere seien in Deutschland. Finanz- Ein wenig Liebesmüh. Erzählung von L. Gl aß. Fortsetzung. Nachdruck Verbote». Die Villa, die Helenens Mutter bewohnte, auf der jetzt Edwin Gilbert Gastfreundschaft genoß, lag am entgegengesetzten Ende der Stadt, und obwohl es ein kleines Städtchen war, hatte Margareth doch eine gute halbe Stunde zu gehen. Sie beeilte sich auch nicht sonderlich, ihre Füße suchten mechanisch den Alleenschatten, ob er sie gleich im Bygen zum Ziel führte, und ihre Gedanken flogen wieder und wieder nach Fraustädt. Richard war also der Löwe der dortigen Gesellschaft geworden? Sie konnte sich das gar nicht vorstellen — der Gespiele ihrer Kindheit, der treue Freund ihrer erwachenden Jugend — nun Plötzlich der Held eines Salons und der Geliebte einer schönen, reichen — gewiß auch stolzen Dame. Es war ja eigentlich nicht unnatürlich, das kam eben so im Laufe der Zeiten, aber es klang seltsam und unbehaglich frostig, — ihr war, als verlören sie ihn erst jetzt daheim, als hätten sie ihn nicht schon damals verloren, als er die Studentenmütze hinter den Schrank hing, — nach Fraustädt aufs Amt zog und das Schreiben vergaß. Unter trübem Nachdenken kam sie zur Wohnung der Frau von Schollau. Die Dame war die Tante des jungen Gilbert — „fabel haft reich!" sagten die Leute — und hatte sich nach dem Tode ihres Mannes, den sie jetzt noch nach langen Jahren betrauerte, wie in den ersten Tagen des Verlustes, — in der kleinen Stadt angesiedelt. Ihr Neffe Edwin hatte mehrere Jahre die Welt durchstreift — und sich jetzt in Fraustädt niedergelassen; daß er nun seit zwei Monaten „seinen Urlaub" in der vergnügungsarmen Jxstadt zubrachte, wußten sich die klugen Nebenmenschen nach kurzem Verwundern trefflich zu recht zu legen. „Er will heirathen", sagten sich die lieben Nächsten und so wußten sie denn auch bald, daß er es auf die liebliche Helene abge sehen hatte, und wußten ganz genau, daß diese Verbindung ein Herzens wunsch der Mutter war. Anvertraut hatte die es freilich Niemandem und so waren sie auf der Billa Schollau ahnungslos darüber, daß sie dem Stadtklatsch willkommene Beute. Auch Margareth war als HelenenS Freundin verschont worden und Tante Adele, die ganz natürlich unterrichtet war, hütete sich, etwas verlauten zu kaffen, wohl wissend, daß dann ihre Hoffnung, Margareth den Artigkeiten Gilberts freundlich zu stimmen, vernichtet war. minister von Scholz bestritt die Höhe dieser Summe und erklärte, die Seehandlung sei damals eigenmächtig vorgegangen. Dieser Fehler sei gerügt, Aehnliches werde auch nicht wieder Vorkommen. Die an geregte Aufhebung der Seehandlung lehnte der Minister entschieden ab. Abg. von Eynern (natlib.) forderte eine Prüfung des Ge schäftsganges der Seehandlung, dagegen erklärte sich aber Abg. von Minnigerode (kons.). Im Uebrigen entstand keine Debatte von Belang. — Der deutsche Gesandte in Brüssel, Graf Brandenburg, scheidet in Folge seines hohen Alters aus dem diplomatischen Dienst. — Die Kosten der neuen deutschen Wchrvorlage betragen nach der „Post" 260—265 Millionen Mark. — Unter dem Vorsitze des Generalleutnants v. Heuduck ist eine Militärkommission in Berlin zusammengetreten, um über wichtige, das Remontewesen betreffende Fragen zu berathen. — Die Kommission zur Prüfung eines einheilliche» Kavallerie-Sattel-Modells hat ihre Arbeiten beendet. Wahrscheinlich wird in diesem Sommer eine Eskadron formirt werden, um für längere Zeit auf Ucbungsmärschcn die von der Kommission als die besten anerkannten Sattel-Modelle einer genauen Prüfung zu unterziehen. — Aus Petersburg berichtet der „Pester Lloyd", daß die s. Z. berichteten Reservisten-Entlassungen beim Gardekorps nur sehr gering fügiger Natur gewesen sind. Kaum tausend Mann sind entlassen und die Mehrzahl derselben war ohnehin für den Dienst untauglich. Die russischen Blätter ereifern sich mächtig gegen die Ausführungen des „Deutschen Militärwochenblattes" über die Truppenaufstellungen an der Grenze. Widerlegen können sie dieselben aber nicht. — Wieder einmal ein Zwischenfall an der Grenze! Die Pariser „Agence Havas" telegraphirt aus Nancy, daß ein Einwohner von Audun le Roman, Barberot, auf der Jagd im Bezirk von Trieux sich auf deutsches Gebiet begeben habe, da er ein Zeichen, welches ein deutscher Zollbeamter ihm machte, als Aufforderung ansah, zu diesem zu kommen. Der Douanier wollte, als Barberot auf deut schem Gebiet war, diesem das Gewehr abnehme», Barberot widersetzte sich aber thätlich. Der Beamte ward genöthigt, das Gewehr mit Gewalt zu nehmen, und begab sich darauf nach Pomeranze, wo er stationirt ist. Es liegt kein Anlaß vor, sich sonderlich über diese Geschichte aufzuregen. Die Untersuchung wird ja leicht ergeben, wer Schuld hat. — Aus Warschau wird gemeldet, der im Januar unter General Gurko dort abgehaltene Kriegsrath habe beschlossen, den Zaren daraus aufmerksam zu machen, daß von einem Offensivkrieg jetzt in Polen gar keine Rede sein könne, daß zum Ausbau des Festungsviereckes »och 20 Millionen Rubel nöthig seien und daß die Weiterlegung des zweiten Geleises auf allen Eisenbahnen, die Aufbesserung der Brücken und der Ausbau neuer Straßen absolut erforderlich sei. Auch müß ten die Festungen neue Forts mit Panzerthürmen erhalten. Schließ lich sei auch die Verproviantirung sehr mangelhaft. Ein Defensiv krieg lasse sich wohl durchführen, wenn man alle Vorräthe und Bahnen zerstöre. Ueberhaupt soll der Kriegsrath sehr bedeutende Geldmittel gefordert haben. Oesterreich-Ungarn. Ein Pester Blatt veröffentlicht folgen den wunderlichen Brief des genugsam bekannten Generals Kaulbars an einen französischen Journalisten: „Mit Freude gedenke ich der Tage, die wir in Sofia verlebten. Seither hat sich viel verändert, ausgenommen der feste Entschluß meines Landes, nicht die geringste jener Forderungen aufzugeben, welche ich im Jahre 1886 an die Bulgaren gerichtet habe. Möge die Welt Zusammenstürzen, wir wer den keine Konzessionen machen." — In der am 22. dss. in Prag abgehaltenen Sitzung des Exekutivkomitees der deutschen Abgeordneten wurde beschlossen, die Einladung des Fürsten Lobkowitz betreffend die deutsch-tschechischen Ausgleichsverhandlungen abzulehnen, da jedwede Gewähr für Erfüllung der deutschen Forderungen fehle. Helene saß mit ihrer Mutter in dem kühlen Gartenzimmer, als Margareth das Gitterthor öffnete. „Endlich", rief sie halblaut und eine leise Ungeduld klang durch ihre Stimme, dabei legte sie ihr Buch langsam zur Seite und stand eben so ruhig auf. „Kommt Edwin?" fragte die Mutter, die den Garteneingang von ihrem Platze aus nicht beobachten konnte. „Nein, Margareth", sagte Helene und wandte ein paar große graue Augen nach jener — „ich habe Lisetten »ach ihr schicken müssen." Dann ging sie mit leichten, schwebenden Schritten hinaus. Die Sonne fiel breit auf ein zartes schmales Gesicht, aber die stillen Augen flimmerten golden in dem Strahle, wie sie jetzt Margareth beide Hände entgcgcnstrecktc und mit zärtlichem Vorwurf sagte: „Wie lange bist Du nicht gekommen." „Es ist heute der dritte Tag, Helene", sagte die Freundin ge zwungen lachend, „warum kommst Du nie zu mir, wir können bei uns eben so ungestört, ja ungestörter plaudern." Helene sah ihr erstaunt ins Gesicht: „Du weißt, daß ich nicht fort kann, jetzt wo wir Besuch haben und Mama leidend ist — Du hast das ja auch sonst immer gelten lassen — was stört Dich denn jetzt bei uns?" Margareth erröthete ein wenig und küßte Helenen hastig auf den Mund: „Ach, was sollte mich hier stören — ihr seid ja lieb und gut — Du verstehst mich falsch!" Und dann erzählte sie von Amaliens Brief und sie freuten sich, daß Niemand von ihnen während des Sommers eine solche Tanz lust verlangte. So plauderten sie, indem sie tiefer in den Park hinein gingen, die Hitze milderte sich, der Abend schickte ein leichtes Lüftchen als Vorboten und die Blumen fingen an zu duften. Die Mädchen blieben auch nicht lange allein. Edwin kam in Begleitung des Auditors — des ziemlich einzigen jungen Herrn, den das Städtchen aufzuweisen hatte. Er hatte eine zierliche Figur, die durch Grazie und anmuthige Bewegungen die Aufmerksamkeit der Damen zu fesseln suchte. „Mein Freund Georg Hirt!" hatte ihn der junge Gilbert vorgestellt. Wie sie nun ihren Weg fortsetzten, richtete sich's ganz von selbst ein, daß Hirt mit Helene vorausging. Dem hoffnungsvollen Jüngling erschien der Besitz der Villa Schollau nicht unwillkommen. Eine zeitlang folgten die beiden Andern schweigend, dann wandte sich Gilbert plötzlich hastig um und Margarethen voll anblickend, sagte er in bestrickenden Tönen: „Warum sind Sie so lange fortge- Frankretch. Ein Attentat auf eine Kommunistin. Louise Michel, die berüchtigte französische Kommunistin, sprach am Sonntag in einer Versammlung ihrer Gesinnungsgenossen zu Havre. Ein Ladenwächter Namens Lucas schlich sich hinter sie und feuerte zwei Revolverschüsse auf sie ab. Beide Schüsse trafen, und zwar am Ohr und am Halse, doch sind die Wunden wenig gefährlich. Die Ver sammlung schlug Lucas halb todt, ehe die Polizei ihn ihren Händen entriß. Louise Michel blieb während des Attentates ganz ruhig, die übrigen Revolutionäre rissen aus wie die Hasen. Die Untersuchung ist im Gange. Lucas ist etwas überspannt. England. In London machten am Sonnabend die Sozialisten einen schüchternen Versuch, eine Versammlung auf Trafalgar Square abzuhalten. Kaum aber hatte der Sozialist Winks seine Ansprache an die etwa 200 Personen zählende Versammlung begonnen, als er vom Sockel der Nelsonsäule mit Gewalt von Schutzleuten herabgezerrt wurde. Da er darauf bestand, weiter zu reden, so Hürde er ver haftet. — In Irland hat der Abgeordnete O'Brien seine Strafe ab gebüßt und ist freigelaffen. In zahlreichen Städten fanden Freuden feste statt, bei denen es Prügeleien mit der Polizei gab. Nutzland. An das russische Infanterieregiment Kaluga, dessen Chef der deutsche Kaiser ist, hat derselbe ans das übliche Neujahrs Telegramm desselben folgende Dankdepesche gerichtet: „Es gereicht mir zu großer Freude, von meinem Kalugaer Regiment wieder herz liche Wünsche zum Jahreswechsel zu empfangen. Meine Dankbarkeit für diese Aufmerksamkeit ist um so lebhafter, als es in einigen Wochen 70 Jahre sein werden, seit ich, am 15. Februar 1818, als Chef an die Spitze des Regimentes gestellt wurde. Ich bin stolz darauf, daß das Regiment in dieser langen Zeit sich durch seinen heldenmüthigen Dienst sowohl in Kriegs-, wie auch in Friedenszeiten auszeichnete. Möge cs auch in Zukunft den Ruhm seiner Tapferkeit bewahren. Wilhelm." Orient. Die serbische Skupschtina ist durch königlichen Erlaß aufgelöst. Die Neuwahlen finden am 4. März statt. — Fürst Fer dinand von Bulgarien, die Prinzessin Clementine, seine Mutter, und^ die Minister Stambulow, Mutkurow und Natschewisch sind am Montag von Sofia nach Philippopel abgereist, mit ihnen der ganze Hof. Deutscher Reichstag. —nu. Berlin, den 23. Januar. Das Haus ehrte das Andenken des verstorbenen Abg. v. Waldow- Reitzenstein (kons.) durch Erheben von den Plätzen. Darauf wurde die Gewerbeordnung für Elsaß-Lothringen definitiv angenommen und dann die Etatsberathung fortgesetzt. Beim Etat des Reichsversicher ungsamtes weist Abg. Baumbach (freis.) auf die hohen Verwalt ungskosten der Berufsgenvssenschaften hin und meint, diese Organisation sei viel zu umfangreich. Staatssekretär von Bötticher erwidert, die Privatgesellschaften hätten im Durchschnitt noch theurer als die Berufsgenossenschaften gcwirihschaftet. Er sei mit den Resultaten derselben ganz zufrieden. Die Vorlage betr. die Alters- und Jnva- liden-Versicherung solle sobald wie möglich an den Reichstag kominen. Dann stehe noch die Wittwen- und Waisenversorgung aus. Abg. Barth (freis-), Grillenberger (Soz.), kritifiren die Sozialpolitik der Regierung in ungünstigem Sinne, Staatssekretär von Bötticher» Abg. Gamp (freikons.) vcrtheidigen dieselbe, und besonders die Thätigkeit des Reichsversicherungsamtes und der Berufsgenossenschaften. Der ganze Etat des Rcichsamtes des Innern wird unverändert an genommen. Nächste Sitzung: Dienstag 1 Uhr. (Gesetz betr. Aufheb ung der Relictenbeiträge, Etat.) Vom sächsischen Landtag. In der Sitzung der II. Kammer am 23. Januar gelangte das Dekret betreffs der Veräußerung und des Erwerbs von Grundstücken, bei den Landespfleg-, Straf- und Besserungs-Anstalten zur Vvrbe- blieben, Fräulein Margareth — wir — Helene war so in Sehn sucht nach Ihnen." „Sie hat schon gescholten", antwortete Margareth ausweichend und wollte weitergehn, aber er stellte sich mitten in den Weg nnd fuhr dringend fort: „Ach und nicht das allein: Warum entziehen Sie mir auch Ihren Anblick, wenn Sie mir Ihre Gegenwart entziehen wollen? Warum", fuhr er fast hestig fort, als sie die Achseln zuckend einen Schritt zurücktrat. „Warum verschwinden Sie stets von dem Fenster, wenn ich mich in Ihrer Straße blicken lasse? Warum gönnen Sie mir keinen Strahl aus diesen milden, blauen Augen, die sonst Jeden freundlich anblicken, die selbst dem alten Thienemann zulächeln? Freilich, wer weiß denn, was der für innig erwartete Briefe inS HauS bringt", fügte er bitter hinzu, zugleich gab er den Weg frei und sie gingen beide schnell, Margareth mit dem heißen Wunsche, den Andern je eher je lieber »achzukvmmen. Unwillkürlich hatte sie bei seinen Worten, die eine mühsam ge bändigte Leidenschaft zu beseelen schien, die Hand auf ihr bang klopfendes Herz gedrückt und sein Nachsatz lockte ihr eine glühende Röthe auf die Wangen. Zornig mit sich und ihm rief sie hastig, ohne Ueberlegung: „Nun, kann ich wissen, daß ihr Vorübergchen mir gilt?" Ein Leuchten des Triumphes blitzte aus Gilberts dunklem Auge — so hatte sie ihn ja gesehen und er hatte sie ja eben aus ihrer kühlen Reserve gebracht zum ersten Mal. — Sie sprach heftig — sie erröthete! Helene bückte sich eine kleine Waldrose zu pflücken. Sie steckte sie in ihr lichtbrauncs Haar, der Hut war ihr in den Nacken ge glitten und hatte eine ihrer Flechten gezaust, nun wehte der Wind in den losen Haaren, die sich ein wenig wellten, der Weg hatte die sonst bleichen Wangen geröthet — sie sah allerliebst aus, wie sie jetzt den Weg ein paar Schritt zurückkam und den Beiden Neckereien über ihre Langsamkeit zurief. „Sieh", rief sie, heiter auf ihre Rose deutend, als jene nachge kommen, „um die hat Dich Dein Langsamgehen gebracht und sie gehört doch zu Deinen Lieblingen." „O hier ist noch eine, eine schönere sogar!" Margareth bog einen Zweig nieder, um das Röslein zu brechen» aber die Schöne hing fest am Stamm und gab sich nicht los. Edwin lachte gutmüthig: „Es ist doch selten ein Vergleich wahrer erfunden, als der von Mädchen und Rosen — eine spröde Schöne könnte nicht ungefälliger sein." Dabei zog er ein Messer aus der Tasche und bot Gretchen die abgeschnittene von Dornen ge säuberte Rose. Fortsetzung folgt.
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