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^ SL. — 8. SalikM«. Aboimmne» tSpreiS: Der unvarteiische — jeden Wochentag Abend (mit dem Datum des folgende» Tages) zur Versendung gelangende — Landes-Anzeiger mit Beiblättern kostet monatlich 60 Pfg. bei den Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororten, sowie bei der Post. (Eingetragen unter Nr. 4633.) Im 4. Quartal erscheint für Abonnenten IahreSlmch (Weihinichtsbeigalic) d. Anzeigers. Verla,,: Alexander Wiede, Buchdruckcret, Chemnitz. Sächsischer LMiiks-Airchtt Donnerstag, 4. März 188ö. JnsertionspreiS: Raum einer schmalen Korpuszeile 15 Pfg.; — Reklame (Ispaliige Petitzeile) 30 Pfg. — BeiWiederholung großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle mau Jnserlionsbetrag (in Briefmarken) beifüge« (ie 8 Silben Korpusschrift bilden ca. 1 Zeile). Annvncenannahme: nur bis Vormittag. > Expedition und Redaktion: Ehemnitz, Theaterstrahe Nr. S. Telegramm-Adr.: Wiedel Anzeiger, Chemnitz. Fcrnsp rech st eile Nr. 136. mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Matter: „Tägliches UntcrIMungslilatt" Mil hummW Wcktes Simtagabla« „Lustiges Bilderbuchs Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 2861 die am 8. Februar 1886 errichtete Firma Blume u. Werner in Chemnitz (Zschopauerstraße Nr. 22) eingetragen uud zugleich verlautbart, daß der Architect Herr Ernst Johannes Blume und der Kaufmann Herr William Paul Werner daselbst, Besitzer eines Ziegel- sabrikations« und Baumaterialion-Handelsgeschäfts, Inhaber der Firma sind. Chemnitz, am 1. März 1886. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 1354 verlautbart, daß Herr Bernhard Müller aus der Handelsgesellschaft unter der Firma Müller u. Heuschkel in Chemnitz, welche den Charakter einer Zweigniederlassung verloren hat, au-geschieden und dadurch das Gesellschaftsverhältniß aufgelöst ist, sowie, daß der seitherige Mitinhaber, der Kaufmann Herr Karl Gottlob Edmund Heuschkel in Chemnitz, das Handelsgeschäft der aufgelösten Gesellschaft unter der Firma Edmund Heuschkel weiterführt. Chemnitz, am 1. März 1886. Königliches Amtsgericht. In dem ConcurSverfahren über das Vermögen des ausgetretenen Handelsmanns David Heinrich Gustav Brockmann in Chemnitz ist zur Ab nahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichniß der bei der Bertheiluug zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht ver- werthbaren Vermögensstücke der Schlußtermin aus den 29. März 1886, Vormittags 10 Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst bestimmt. Chemnitz, den 1. März 1886. Pötzsch, Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. Telegraphisch- Stachrichterr. Vom 2. März. Berlin. Der Rücktritt des franzöfischen Botschafters Courcel vom hiesigen Posten und auS dem Staatsdienste überhaupt soll zweifellos sein; auscheinend wurde iu Paris sein treffliches persön liches Berhältuiß zum Reichskanzler mißdeutet. — Eine Anzahl ost preußischer Spiritusbrenner petitionirt beim BuudeSrath und Reichs tag um ein Rohspiritusmonopol; der Staat soll sogleich als Käufer auftreten. Braunschweig. Der Landtag lehnte nach dreistündiger Debatte in namentlicher Abstimmung mit 23 gegen 21 Stimmen trotz dringender Befürwortung vom Ministertische sämmtliche Anträge auf Restaurirung der Burg Dankwarderode ab. Frankfurt a. M. Der Große Rath von Thnrgan nahm, wie der ,F. Ztg." ans Zürich trlegraphirt wird, eine Eingabe an. welche vom BuudeSrath die Kündigung des Handelsvertrages mit Deutschland fordert. , Baden-Baden. Die österreichische Kaiserin und die Erzherzogin Valerie find zu sech-wöchentlichem Aufenthalte heute früh mit einem Extrazug von Wien hier eiugetroffen. Sie find in der Billa Wilhelm bei Meffwer abgestiegeu. " Wien. Der König von Griechenland lehnte die Demission DelyauniS ab. Wien. LS wird hier befürchtet, daß die hartnäckige Weigerung GaraschaniuS, dem türkischen Vertragsentwurf, welcher die Wieder« Herstellung freundschaftlicher Beziehungen zwischen Serbien uud Bul garien fordert, zuzustimmen, den Frieden scheitern lasten könnt». Wien. In Folge der gleichzeitigen Erhöhung der Einfuhr zolles uud der Fabrikationsstruer für Spiritus hat an der österreichisch italienischen Grenze, namentlich vor Verona und BreScia, der Schmuggel dieses Artikels den großartigsten Aufschwung genommen. Man be rechnet, nach einer heutige» Meldung der ,W. F. P." aus Rom, daß iu einem Monate mehr als 6000 Hektoliter eingeschmuggelt wurden und dem Staate ein Schaden von 900,000 Lire zugesügt wurde. Uw dieses auch die einheimische Industrie schwer treffende Nebel zu bekämpfen, wurde durch ein RegierungSdecret die Zollgrenze im Jnlaude erweitert und im Finanzentwurfe vorgeschlagen, den Finanzbehörden auch im Inner» des Laude» die Befugniß z« er- theile», von den Händlern Zollbescheinigungeu zu fordern. Um aber den Schmuggel mit der Wurzel auSznrotten, will man mit Oesterreich über eine Aenderung deS Artikels 7 des ZollcartellS verhandeln. Der Artikel bestimmt, daß innerhalb der Zollgrenze fremde, nicht uationalisirte Maaren gegen Geldpfand oder iu Zoll- Magazinen eingrlagert werden dürfen. Man hegt nun de» Wunsch, daß das Verbot sich auch auf österreichische Waareu erstrecke, so weit dieselben nicht den inneren Consumbedarf zu decken bestimmt seien und verlangt auf vrnnd der Meistbegünstigung». Clausel die Anwen- düng d«S deutsch-österreichische« Zolltarife- ans die Verhältnisse der italienisch-österreichischen Grenze. Die Instruktionen find diesbezüglich an den Wiener Botschafter abgegaugen. Pest. I« der Sonntag Nacht drang «ine Räuberbande in das Direktion-. Gebäude deS Bulkojer Boldbergwerke» iu Siebenbürgen nnd raubte 32 Kilogramm Gold (gegen 80,000 Mark), de« go- sammtrn Kastavorrath. Den Direktor Dieterli« schleppten die Ver brecher mit. Derselbe wurde Tag» darauf schwer verwnndet In hoffnungslosem Zustande anfgefnnden. Di« Gendarmerie forscht ua ^ den Thäteru. Brünn. Die hiesig« TnchcommisfionS-Firma Kallab u. Haller hat die Zahlungen eingestellt. Die Passiven betragen mehr al» eine Viertelmillion vnldeu (direct« Passiva 198,000 fl., Giro 60,000 fl.) Als Grnnd de» Fallimente» werden plötzliche Entziehung deS Bankkredit»- «ud groß« Verluste angegeben. Lin A»»gleich wird angestrebt. Pari». I« hentigen Riniperrath bestätigte Herr v. Freycinet, daß das Einvernehmen zwischen Serbien nnd Bulgarien hergestellt sei. — Nachrichten an, Decazrville zufolge ist die dortige Lage nn- verändert, weder die Gesellschaft noch die Arbeiter zeigen sich geneigt, uachzngebeu. Die Regier»«, beschränkt sich aus eine neutrale, lediglich ans die Wahrung der öffentlichen Ordnung gerichtet« Haltung. Bukarest. RijatM»ic erhielt rin Telegramm «araschanin'S. wonach die serbische Regierung die uenen von der Türkei vor- ,«schlagen.» Artikel annimmt. Radjid Pascha nnd «rschow erhielten entsprechende «itthkllnngen ihrer Regier«»,«». Man «märtet, daß den Friedeusvertrag «argen fertiggefiellt sein werde. Ala. »ie in Neapel ist seit gestern anch in Foggia unter klrca 1000 Arbeitern der Eisenbahnwerkstätte» ein Streik un gerochen. Mehr«, Verhaft»»«»» wnrde« heute vorgenommrn. Politische Rundschau. Chemnitz, de» 3. März. Deutsches Reich. Morgen wird im R«ich»tag di« erste Be- rathuug der Branntweinmonopolvorlage beginnen und eS wird sicher «iue ganze Reihe von großen Sitzungen geben. Fürst Bismarck wird erscheinen, fall» er sich wohl genug fühlt. Als Resultat der ersten Lesung kann man die Verweisung der Vorlage au eine Commission annehmrn, die vom Centrum beantragt werden wird nnd der auch Nationalliberale nnd Conservattve znstimmen werden. Die Freisinnigen fordern sofortige Ablehnung. An eine Annahme der Vorlage ist nach wie vor schwerlich zu denken, da» schließt aber keineswegs au», daß die Verhandlungen eine Reihe von sehr intereffanten Momenten biete» werde«. — Seiten- der deutschen Regierung sind Schritte geschehen, um die Einfuhr deutscher Produkte »ach Serbien z» erleichtern. Es handelt sich dabei um die Gleichstellung der Einfuhrbegünstigungeu der deutschen Firme» in Triest und Fiume aus den östeneichisch ungarischen Freihafengebieten nach Serbien mit den Einsuhrrechteu österreichischer UnterthanSfirmen, welche letztere nach einem Ueberein- kommen zwischen Oesterreich und Serbien Begünstigungen im Grenz- verkehr genießen. Bi» jetzt haben die Unterhandlungen zu keinem Kesnltate geführt. Die Meldung der Ablehnung der deutschen Wünsche eiten» Serbiens ist indeß verfrüht. — Die Frage der Mischehen wird gegenwärtig einer genaneu Prüfung unterzogen. Dem Vernehmen nach ist gelegentlich der Be arbeitung der VolkSzählnngrergebnifse bestimmt, auf Grund der in de» Zählkarte« enthaltenen Angaben genau« statistische Daten über die Zahl der iw deutschen Reiche bestehenden Mischehen, über die con- esfionellen Verhältnisse nnd namentlich darüber anfznstellen, in welcher Confession die Kinder an» gemischter Ehe erzogen werden. — Die Revanchelust der galizischen Gewerbetreibenden ruft bei den in Preußen ansässigen polnische« Geschäftsleuten Besorgnisse wach. An die Lemberg« nnd Krakaner Handelsgesellschaften fiud.der.Schles. VolkSztg.', an» Preußen Vorstellungen dahin gerichtet worden, die galizischen Geschäftsleute möchten an» Rücksicht auf ihre in Preußen wohnhaften polnische« College« ihr« Agitation für die Lösung der HandelS- beziehnugen mit deutschen Firmen aufgeb«». Die Deutschen könnten sonst ihre Beziehungen z« inländischen polnischen Firmen ebenfalls löse«. Sollten aber Polnische Firmen in Preußen «»»schließlich auf polnische Kundschaft angewiesen sein, so könnten sie nicht fortbestehen Oesterreich-Ungarn. Auch da» nochl Der österreichische KriegSminister wird/ wie da» Gerücht in czechischen Blättern geht, an die Volksvertretung mit einer Creditforderuug für die Neuan schaffung von Repetirgewehren herantreten. Das alte Gewehrmaterial soll für den Landsturm verwendet werde«. England. Di« englischen Missionen im A«»lande find nicht billig. Nach Kairo ist als anßerordentliche» englischer Bevollmächtigter bekanntlich Sir Wolfs» entsandt worden. Der Herr hat bisher allein 80,000 Mark für Depeschen ansgegeben. Rußland. Die Russin besetzen jetzt ihr« neue Grenze gegen Afghanistan und richte» dort ihre Verwaltung ein. Namentlich ist das der Fall in dem Orte Peudjeh gewesen, wo vor einem Jahre da» Zusammentreffen zwischen Russen nnd Afghanen stattfaud, dar beinahe einen russisch-englischen Krieg zur Folge gehabt hätte. — Der Kampf um die Rnsfificirung der deutschen Ostseeprovinzen nimmt seinen Fortgang; namentlich erweisen sich dir Russen anf kirchliche» Gebiet äußerst rührig, di« Leute werden gemaßregelt und chikanirt, bis sie znr russische« Kirche übertreten, und der Bau protestantischer Kirchen uud Bethänser wird verboten. Spanien. Eine ganze Reihe von Anzeichen für die ungemeine Thätigkeit der Revolutionäre liege« vor, von denen die Regierung so viel wie möglich geheim zn halten sich bemüht. So sind iu ver schiedenen Provinzialorten WaffeudepotS, Pynmgitpatronrn und repub tikanische Abzeichen gefunden worden und infolgedessen zahlreiche Ver- hastnngen vorgenomme». In Barcelona menterte eine Schaar Rekrnten, in der Provinz Alicante wurden anfrührerische Rnfe laut, in Madrid waren republikanische Proklamationen angeschlagen, in Valencia wnrde der Sohn des Generals Ferrer verhaftet, während sehr compromittirende Papiere bei ihm beschlagnahmt wurden. Uud in diesem Tone geht e» fort. Orient. Das Frieden-abkomme» zwischen Serbien uud Bul garien ist am 1. März in Bukarest perfect geworden. Folgende Meldung liegt darüber au» der rumänischen Hanptstadt vor: Der türkische Gesandt« hat folgenden einzige« Artikel für den Friedens vertrag vorgeschlagen: Der Friede zwischen Serbien nnd Bnlgarien ist vom Tage der Untrrzeichnnng de» gegenwärtige« Vertrage» an wieder hergestellt. Die Ratificationen werden in Bukarest innerhalb 14 Tage«, wen« möglich früher, ansgewechselt. Der serbisch« Mi nisterpräsident Garaschauin hat diesem Vorschläge zngestimmt, den serbische« Vertreter Mijatovic eutsprecheud instruirt nnd den Vertretern der Rächte hierüber Mittheilnng gemacht. Damit ist der Lärm also endlich vorbei! — Der Herzog von Ebinbnrg, der zweite Sohn der Königin von England, hat das Obercommaudo über die enropäische Demonstration-flotte in der Sudabay übernommen. Griechenland rührt sich noch immer nicht, die Regierung weiß entweder nicht, Wa ste anfangen soll, oder sie trägt sich mit eitle« Hoffnungen, es »erde schließlich doch noch ei» fetter Bissen von der Türkei für Griechenland abfallt», um dies wenigstens für die kostspielige» Rüstungen z« ent- schädigen. DarnnS wird nun freilich später ebenso wenig etwa», wie eS bisher der Fall grwese« ist. I« Athen herrscht andauernd große Anfregnug, man schimpft vor Allem auf die Regiernng, welche da» schöne Geld znm Fenster hinan-geworfen, und deren Blätter zn beweisen suchen, daß da» Ministerium Alle» gethan, war z« ihn» gewesen, daß man di« Absicht gehabt habe, mit Hülfe der Flotte in Racedonien einznfallen, während z» Lande «ine Verth«idignng»st«Iung eingenommen werde» sollte, daß aber nun die schönsten Pläne z« Nichte geworden find! — Der »entsche Bertreter theilte der griechischen Regiernng mit, sie habe anf «ladfione'S Schutz nicht z« hoffen, well zwischen dem Ministerpräsident«« DelyauniS und dem englischen Ge sandten sehr gespannt« Beziehungen obwalten. Sächsischer Landtag. Die Sitzung der Zweiten Kammer begann gestern 11 Uhr Vormittags. Auf der Tagesordnung steht: Der Bericht der Finanz, deputation X über einen Theil des Etats der Zuschüsse, betr. da» Departement des Innern und der Nachtrag zu einigen Capiteln. Zum Capitel Ministerium des Innern beschwert sich Abg. Kaden über polizeiliche Belästigungen, welche ihm widerfahren seien. Auf alle seine Beschwerden habe er keine Abhülfe erlangt. Er habe nun der Gendarmerie auch seinen Laden verboten. Auf der Polizei sei er nun deswegen verwarnt worden. Sodann beschwert er sich über ein Versammlungsverbot, sowie verschiedene Fälle von Entziehung des Wortes in Versammlungen, ferner über eine Haus suchung, die bei ihm in ungesetzliche^ Weise vorgenommen sei. Ihm sei ferner Privateigenthum an Büchern, Broschüren rc. fortgenommen worden. — Alsdann beschwerte er sich über das Vorgehen der Polizei gegen den Unterstützungsverein des Cigarrenarbeiter, wodurch da» Ministerium Vagabunden erzöge. (Der Präsident ruft den Redner deswegen zur Ordnung.) Er beschwert sich weiter über das Auftreten des Dresdner Amtshauptmanns bei den Wahlen. Minister von Nostiz-Wallwitz: Der Vortragende hätte aus seinen (Redners) Ausführungen bei der Mobiliarversicherung den Schluß gezogen, er spreche sich gegen polizeiliche Einmischung aus, diese Parallele träfe gar nicht zu. Die Anschuldigungen von jener Seite seien fast stet» colossal übertrieben oder beruhten auf gar keinen thatsächlichen Grund lagen. Auf die eben vorgebrachten Beschwerden dürfte wohl kaum eine Aenderung eintreten. Er fände alle die Verfügungen und Maßnahmen, wegen deren sich der Abgeordnete beschwert habe, durchaus begründet. Mehrere der Fälle gehörten vor das Ressort der Justiz. Außerdem erschienen ihm viele der Angaben recht unwahr scheinlich. Abg. Bebel. Die Antwort des Ministers sei recht schwach gewesen. Wenn man hier Klagen vorbrächte, so thäte man eS nur deshalb, damit dieselben über den Raum dieser Kammer hinausginge». Es ginge übrigens sehr vielen Personen, welche in der Socialdemo kratie eine Rolle spielten, ähnlich wie dem Abg. Kaden. Im XIX. Wahl- kreise wurden wiederum zahlreiche Wahlbeeinfluffungen verübt. Ueberall käme, wo eine Parteiversammlung sei, die Gendarmerie der ganzen Umgegend zusammen, so daß man gegen Spitzbuben rc. schutzlos sei. Bis jetzt sei dazu noch kein Grund vorhanden gewesen. — Als der Arbeiterbildungsverein im vorigen Jahre ein Sommerfest hätte feiern wollen, hätte derselbe kein Local bekommen können. — Unter Beust'S Leitung seien politischen Agitationen bei Weitem nicht soviel Hinder nisse in den Weg gelegt worden, als es jetzt geschehe. E» herrschte jetzt die reine Willkür bei Verboten von Versammlungen rc. Auch bei Streiks schreitet die Polizei in übermäßiger Weise ein. Gegen den BolksbildungSverein richte sich das Vorgehen der Polizei ganz hervorragend. Daraus sehe man, wie die Polizei dem Bestreben nach Bildung entgegen sei. Er glaube, daß man wohl diesen Uebel- ständen entgcgentreten müsse. Geh. Rath v. Ehren st ein: Erhübe der letzten Reichsiagswahl nahe gestanden, die Beobachtungen dort hätten zu einer völligen Rechtfertigung der Regierung geführt. Nur acht Proteste, darunter sieben von socialistischer Seite seien eingereicht worden, nur wegen einer seien Erhebungen angcstellt worden, die selben hätten jedoch nicht zur Aufhebung der Wahl geführt. Die Prüfungen seien sehr scharfe gewesen, wenn nochmals jetzt Beschwerden vorgebracht seien, so berufe er sich auf das Zeugniß der ReichStagS- wahlprüfungscommission, dafür, daß in Sachsen von der Regierung sehr loyal verfahren sei. — Im Reichstage seien von Viereck Be schwerden über Thatsachen gebracht worden, die dazu keinen Anlaß gegeben hätten. Er sei im Reichstage Viereck nicht entgegen ge treten, weil derselbe keine wirklich begründeten Vorwürfe gebracht habe. Abg. Günther: Die gesammte Fülle der Beschwerdegründe ließen sich auf das doch immer noch gütige Socialistengesetz zurück- sührcn. Man könne sich im Allgemeinen der Zustände in Sachsen erfreuen, soweit sie nicht von den Socialdemokraten untergrabe» seien. Die SocialdemoUaten mißbrauchten die Geduld der Kammer in ausgedehntester Weise. Die Herren möchten doch ihre Agi tationen draußen treiben. Die ganze Rede Bebels sei eine parla mentarische Klatscherei gewesen. Man müsse sich auf irgend eine Weise gegen die Agitation der Socialdemokraten wahren. (Allseitiges Bravo.) Abg. Stolle: Er frage, wie sich das Ministerium zur Auflösung der Unterstützungsvereine stelle, die doch am besten dem Vagabundeu- Wesen entgegenträten. — Das Wahlgesetz würde vielfach illusorisch gemacht. Minister v. Nostitz-Wallwitz: Er mache den Abg. Stolle darauf aufmerksam, daß er sich bei seiner Anfrage eines höflichere« Tone» bedienen möge. Sonst würde er ihn auf den Weg der Interpellation verweisen. Die Unterstützungsvereine seien von Polizeiwegen nicht aus Willkür, sondern gesetzmäßig verboten worden. Einwirkungen auf die Wirthe betreffs der Wahlversammlungen würden nicht ge macht. — Nach Schluß der Debatte wird die Position der Vorlage angenommen. Die Position der Kreishauptmannschaften wird nach kurzen Bemerkungen der Abgg. Herrmann und v. Poleuz angenommen. Hierauf wird das Cap. der Amtshauptmannschaften und Delegationen zu Sayda nach der Vorlage bewilligt. Für die Kunstacademie und Kunstgewerbeschule zu Leipzig wurden die Kosten und Einnahmen darauf einstimmig ohne Debatte genehmigt, ebenso für die Kunstgewerbeschule zu Dresden, sowie für die techni schen Lehranstalten zu Chemnitz. Bei der Position der Baugewerken schulen spricht Abg.Uhlmann dieAnficht aus, daß, wenn irgendwo Meisterprüfungen vortheilhaft seien, sie die» für Bauhandwerker wären. Abg. Bebel macht darauf aufmerksam, daß UnglückSfälle auch bei Bauten vorgekommen seien, welche von geprüften Meistern auSgesührt seien. Hierauf wird diese Position bewilligt. Zu den Zeichen-, Fortbildung«- und Fachschulen bezeichnet Abg. v. Polenz da» Ergebniß der Deputationsberathung nicht für anlrtichend. Nach einigen Ausführungen der Abgg. Wetzlich, Kirbach nnd Ullrich, sowie de» Ref. Abg. v. Oehlschlägel, beschließt die Kammer auch hier den Dep«tation»anträgen gemäß, die Petitionen de» Stadtraths zn Plaue» nebst Anschlußerklärungen, insoweit darin Erweiterung der knnstge- werblichen Fachzeichnenschnle uud Errichtung ein« kunstgewerbliche« Muster- und Vorbildersammlnng erstrebt wird, zur Erwägung, i« Uebrigen aber zur Kenntnißnahme zn überweisen. Bei« Capitel Dresdner Pvlizeidirection entspinnt sich «ine läugeoe Debatte über den folgenden ebenfalls vom Bicepräsidente» vr. Pfeiffer ge stellten Antrag: Die Kammer wolle die Regierung ersuchen: dieselbe wolle demnächst der Ständeversammlung einen Gesetzentwurf vorlege«, in welchem«) dieVerwaltung der Sicherheitspolizei in Städte« von über