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Millöcker, diovitätk eleu de- Fräul. iiivlsr. ovken. . v. A. Osterloh- rl. silvlsr. Nr. 168. — 8. Jayraaiiti. Ol» jeden Wochentag Abend (mit Datum de» folgende» Tage») zur Versendung gongende Sächsische LaudeS-Aiizciger" «ft töglich einem besonderen Unter- haltungeblattr und mit dem Extrabeiblatt Lustige» Bilderbuch kostet bei den Ausgabe stellen monatlichVVPsa., bei de» Post-Aust. 75 Pf. (1888er ZtgS.-Preisliste Nr. 5035.) ri««er-t «inter- Jllustr. Kalender de- Sächsische» Laudbote«. Illllstrirte-Iahtt-buchde-Lande-stiizeigtr-. Sächsisch» §l»li>eS-Al>stlgtt mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unpartetjsebe tägliche Zeitung für Sachse» »nd Thüringen. Donnerstag, IS. Juli 1888. BeiWiederholung großer ÄnnyncenNabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man MkWtn Me, vuchdrnckerci. Chemnitz. Theaterstraße 5 (Fernsprechstelle Nr. ISS). Delegr.-Adr.: LaudeS-Anzeiger, Thrmnltz. Mit täglich einen, besonderen Unterhaltung ^blatt: i. Kleine Botschaft - 2. Sächsischer Crzähler - 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 4. Sächsisches Allerlei — 5. Illustrier es Unterhaltimgsblatt — 6. Sonnlagsblatt — Ertra -Beiblatt: Lustiges Bilderbuch. Bekanntmachung der Amtshanptmanttschast Chemnitz die Einsühruug der obligatorische» Trichinenschau betr. In »euerer Zeit sind wieder mchrsachc Fälle bekannt geworden, wo Personen durch den Genuß von trichincichal.igein Fleisch mehr oder weniger schwer erkrankt »nd beziehentlich sogar in Folge dessen verstorben sind. Der artige Vorkommnisse zeigen auf's Nene, wie dringend nothwcndig es ist, daß alles Schweinefleisch, bevor es zum Verkaus kommt, auf das Vorhandensein von Trichinen untersucht wird. Die Unterzeichnete Behörde will daher nicht verfehlen, diejenigen Gemeinde» des aintshauptmannschastlichen Bezirkes, welche die obligatorische Trichinenschau noch nicht eingesührt habe», aus diese Angelegenheit wiederholt aufmerksam zu machen und denselben die Ein führung der obligatorische» Trichinenschau dringend anzuemp'ehlc». Davei ist es übrigens schon im Jnleresse einer allerorts gleichmäßigen Durchiühr- ung dieser Maßregel wünschenswerth, wenn die hierüber zn erlassende» Regulative sich möglichst wortgetreu an das seiner Zeit von, Königlichen Ministerium des Inner» herausgegcbene Normalrcgnlativ, worüber das Nähere hier zu erfahren ist anlehnen. Chemnitz, den 16. Juli 1888. Die König!. Amishauptmannschast. Telegraphische Nachrichtei». Vom 17. Juli. Wien. Ein offiziöser Petersburger Brief der „Polit. Corr." betont, die Kaiscrznsanimeiiknnft könne nnr die Herstellung normaler Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland, sowie die Beseitig- ung der bisherigen Verstimmungen z»m Zweck haben. Die Grund lage des Einvernehmens sei vor Allem die Aufrechlcrhallung der beiderseitigen Actionsfreiheit. Von einem Bündnisse könne keine Rede sein, da Rußland und Deutschland einander keine ernste» Vorlheilc zugestehen könne», ohne daß crstcrcs seine eigenen traditionellen Interessen »nd letzteres diejenigen seines Verbündeten Oesterreich bc- nachtheiligen würde, das heißt, ohne die in den letzten Jahren fest gehaltene Politik aufzugeben. — Die Königin Natalie reiste um 5 Uhr Nachmittag mit dem Expreßzng in Begleitung der Damen ' Morussi »nd Ghika und Bogisccvics »ach Paris ab. Am Bahnhöfe waren nur wenige Personen aiiweseiid. London. Der „Times" wird ans Sofia gemeldet, daß die Lage Bulgariens unbefriedigend sei und selbst in der Umgebung des Fürsten Ferdinand gebe man zu, daß seine Stellung äußerst schwierig, beinahe unhaltbar sei. Stockholm. Zuverlässigster Quelle zufolge wird Kaiser Wil helm am 25. Juli Morgens hier erwartet und nnr einen Tag ver weilen, dann direct nach Kopenhagen gehen. Die Landung findet in der Nahe des königlichen Schlosses statt, wo eine Ehrenpforte erbaut Wird. Der Empfang hier verspricht großartig zu werden. Paris. Die Depntirtenkainmcr nahm i» erster Lesung den vom Marinemiiiister zn Befestignngsarbeile» bei de» Häfen bv» Cherbourg, Brest »nd Toulon geforderten Credit im Betrage von 87 Millionen Francs an. Politische Rundschau. Cbemnitz, den 18. Juli. Deutsches Reich. Das deutsche Kricgsgeschwader passiric ans der Fahrt nach Petersburg am Montag Abend 7 Uhr Memel. Der Aviso „Blitz" lief Nachmittags 6 Uhr dort ein, nahm die Postsachen in Empsang und dampfte »ach cinstündigcm Aufenhalt wieder znm Geschwader zurück. Die Höhe von Memel ist ungefähr die Häifle der Strecke von Kiel nach Kronstadt. - - Wie aus Braunschweig gemeldet wird, ist der preußische Gesandte von Norman» am Dienstag ganz plötzlich in Folge eines Herzschlages verstorben. Herr von Normann war bekanntlich längere Zeit Hofmarschall bei dem damaligen Kronprinzen Friedrich Wilhelm und wurde dann zum Gesandten in Brauiischweig und Oldenburg ernannt. Herr von Normann genoß seiner vielseitigen Bildung, wie seines licbenswürdigeii und humanen Wesens halber allseitig«: Achtung und Beliebtheit. — Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die Aerzte, welche den Krankhcitsbericht über Kaiser Friedrich nusgearbeitct habe», noch eine «weite Brochürc erscheinen lassen, werden, um die wider den Bericht erhobene» Angriffe zurückziiweise». Diese Angriffe sind dadurch ver schärft worden, daß sich auch hochangeschene deutsche nnd österreichische Blätter fachmedicinischen Charakters für außer Stande erklärt haben, alle Behauptungen des Kraiikheitsbcrichtcs anznerkcnnen. Ganz ent schiedenen Widerspruch findet namentlich die Ausführung» daß der Kaiser durch eine einfache Kehlkopsspaltnng dauernd hätte geheilt werden können. Dem wird eiitgegengchaltc», daß diese Spaltung wahrscheinlich gar keinen praktischen Erfolg gehabt haben würde, ei» solcher hätte erst von einer iheilwciscn Entfernung des Kehlkopfes möglicherweise erwartet werde» können. — Die Epanleiten bleiben nun doch! In preußischen »nlitäri- schci, Kreisen crzäblt man sich, die Epanlclic» sollten nicht völlig ab- geschafst, vielmehr beim Gala-, Parade-, Gcscllschafls Anzug weiter- getragen werden. Dagegen sollen am Ucberrock nnr Achselstücke ge tragen werden und daher in Zukunft bei diesem Kleidungsstück die Epanlcttcnhallcr fortfallcn. Die Achselstücke der Snbaltern-Officicre nnd Hauptlente solle» ähnlich denen der betreffenden Chargen bei den Husaren werde». — Das preußische Obervcrwaltnngsgcricht hat in einem Falle über das Züchligungsrccht der Lehrer sich dahin geäußert, daß es jede» Verstoß der Lehrer gegen die Anweisungen, welche ihnen von Seiten ihrer Vorgesetzten Behörde» über die Ausübung des Züchligniigs- rechlcs i» präsumiivcr Form crtheilt sind, für eine Amisüberschreiiung im Sinne dcS tz 11 des Einführnugsgesetzcs znm Gerichlsvcr'assungs- gesctze erachtet, woraus Weiler folgt, das; überall, wo diese VoranS- setznng zutriffi, die gcrichiliche Verfolgung zngelassen wird, gleichviel, ob der Lehrer sich einer Uebcrschreiiuug der gesetzlichen Grenzen des ZüchiignngsrechieS schuldig gemacht Hai oder nicht. Der Kultusminister von Gvßler hat daraus eine Verfügung au die Bezirksregiernngen erlasse», in welcher es heißt: „Ich weise die königliche Regierung rc. hierdurch au, alle von ihr erlassenen allgemeinen Verfügungen, welche dein den Lehrer» ziistehcnden Züchtignngsrcchle hinsichtlich des Maßes oder der Art seiner Ausübung engere Grenzen ziehen, als cs die erstehenden Gesetze Ihn», ausdrücklich anfznheben. Mit dieser de» Lehrern in geeigneter Weise bekannt zn machenden Anordnung wird zugleich die eindringliche Mahnung an die Lehrer zn verbinden sein, von der ihnen gewährten Freiheit den rechten Gebrauch zn machen nnd nie zn vergessen, das; die elterliche Zucht das Vorbild aller Schnlzncht ist »nd bleiben muß. Auch sind die Lehrer darüber nicht im Zweifel z» belassen, daß pädagogische Mißgriffe, deren sie sich etwa bei Ausübung der Schulzucht hinsichtlich des Maßes, der Mittel oder der Art der Strafe schuldig machen sollten, je nach Lage des einzelnen Falles strenger disciplinarischer Ahndung unterworfen bleiben." Frankreich. Durch Dekret des Präsidenten werden die Kammer» bis Oktober vertagt. Das Ministerium Floqnct hat also endlich einige Rnhcmonate vor sich. — Die Königin von Serbien, die i» Paris zunächst ihre» Ansenihalt nehmen will (später i» Neusatz oder Scinlin), wird dort gewisse Sympathie» finden, denn die Revanche presse tritt ans Kräften für sie ein nnd verbreitet über das angeblich brutale Vorgehen der preußischen Behörden in Wiesbaden die dümmsten Nachrichten. — Ministerpräsivent CriSpi hat de» Franzosen zn Liebe die Erhebung der streitigen Frcmdcnstcncr in Massauah zunächst cinstellen lassen. Sehr nnangcnchm hat cs aber überrascht in Paris, daß Crispi seine letzte Zuschrift an das französische Ministern»» in Sachen des französisch-italienischen Handelsvertrages in italienischer Sprache abfaßte, statt wie bisher in französischer Sprache. England. In dem von irischen Abgeordneten wider die Leidenschaftliche Herzen. Roman von Karl Zastrow. Fortsetzung. Nachdruck Verbote». „Darf ich frage»," nahm Werner etwas mißtrauisch das Wort, „Welche Ansicht Sie über mich haben?" „Sie sind Musiker, Violinspieler!" rief der Wirth. „Hab's Ihnen sofort angesehen. Will Ihnen auch nicht verhehlen, daß ich eine gewisse Vorliebe für Leute Ihres Schlages habe. Wetter! Sie sind in Verlegenheit wegen eines Unterkommens! Alle Stellen be setzt, kenne das! Aber ich sage Ihnen, Sie thun Unrecht, sich das so zu Herzen z» nehmen. Sie können hier im „straffen Segel" mit Ihrem Geigcnspicl mehr verdienen, als irgendwo sonst in der Stadt." Werner warf den Kopf empor und starrte den Schankwirth mit großen Auge» an. Dieser kniff die seinigen zusammen nnd lächelte verschmitzt. »Ja, ja, es ist so! Werden's bemerkt haben, daß schon die Theerjacke» von allen Dampfccn und Kauffahrteischiffen vor dem alte» Wilke die Segel streichen. Sind kaum an's Land gestiegen, so kommen sie auch schon zu Grog und Nordhäuser, und der Krawall dauert oft bis an den lichten Morgen. Nun, wenn die Theerjacke» den festen Boden unter sich fühlen, so kommt ihnen natürlich das Verlangen, ihn nach Herzenslust abzustampfen, und wer ihnen da ein lustig Stück vorficdel» könnte! — Na! was sagen Sie zu meinem Vorschlag?" Werner's Augen leuchteten hell auf. In seiner jetzigen bedrängten Lage mußten die Worte des Wirthes ihn wie ein Hoffnungsstrahl treffen. War die Beschäftigung, zu welcher Meister Wilke ihn heran zuziehen gedachte, auch wenig »ach seinem Geschmack, so bot sie ihm doch für den Augenblick die Mittel zn seinem Unterhalt dar. Später mußten sie ihm ja dann auch die Wege öffnen, aus denen er zu seiner kaufmännischen Thäligkeit znrückkehren konnte. Er stand daher keinen Augenblick an, aus den Vorschlag seines Gönners ein zugehen. „Ich bin bereit, Ihren Gästen znm Tanz aiifziispielcn," gab er dem ieiner Erwiderung mit Spannung entgegensetzenden Scgclwirth »ur Antwort. „Zwar ist das Tanzspielen gegen ineine Grundsätze, aber ich will Ihnen offen gestehen, daß ich für den Augenblick keinen anderen Ausweg habe und mitnehmcn muß, was sich mir gerade darbietct. Wenn's Ihnen recht ist, fangen wir »och heute an." „Dacht' es mir, daß Sie vernünftig sein würden," „ahn, Wille das Wort. „Es ist gleichgiltig, welcher Art die Beschäftigung ist, die man hat, wenn man sich nnr ehrlich durch die Welt schlägt, nnd nun essen und trinken Sie und lasse» Sic es sich gut schmecke». Ihre Sachen habe ich bereits ans eines der besseren Fremdenzimmer schaffen lassen. Da können Sic so lange wohnen, als Sic wolle». Wenn Sie nicht freiwillig gehen, fortschickcn werde ich Sie in keinen! Falle." 7. Mit einem süßen Gefühl, wie cs die Beschwichtigung einer drückende» Sorge gewährt, trat Werner, nachdem er sich dinch Speise und Trank erfrischt, in das kleine, wohlgeordnete Zimmer, welches Wilke ihm zur Verfügung gestellt hatte. Obgleich cS mir wenige »»d »och dazu sehr einfache Möbel ent hielt, machte cs doch in seiner Sauberkeit nnd Frische einen wohl- thucndcn Eindruck. Das schneeweiß überzogene, weiche Ciderdunnen Bett lud zur erquickenden Ruhe ein. Im Ofen flackerte der kah en Herbstluft wegen ein lustiges Feuer. Auch ein gewisser Luxus machte sich bemerkbar. Ans dem birkenen mit schlichtem Möbclkattnn über zogenen Sopha lag eine rolhscidcne Steppdecke, und die gelbpiniktlrlen Kattimgardjnen dämpften das Sonnenlicht, welches a» Hellen Soinmer- tagcn die nach der Mittagsjeilc belegenc» Fenster blendete. Da er sich ein wenig ermüdet fühlte, zündete er sich eine Cigarre an und streckte sich dann, rauchend, behaglich ans dem Kanapee aus. Er fühlte die Nvthwcndigkcit, eine kurze Mittagsrast zn halte» und dadurch für die Anstrengungen des Abends die nöthigcn Kräfte zu gewinnen. Ein leichter Schlummer senkte sich bald ans seine Augenlider, ans dem ihn jedoch der ans der Gaststube heransklingendc Lärm erweckte, als er kann, die Augen geschlossen hatte. Er sprang hastig ans und trat an de» Waschtisch, wo er sein Gesicht mit dem frischen Brunnenwasser kühlte, das er ans der weißen Karaffe in den Porzellannapf goß. Dann ordnete er sein Haar, machte eine ein fache Toilette »nd trat, seine» Vivlinkaste» in der Hand, mit c»t> schlösse»», fester Haltung in die Gaststube. Hier verriet!) bereits die laut und lebhaft geführte Unterhalt ung, das; die versammelten Gäste dem handfesten Grog des Meister Wilke gebührende Ehre erwiesen batten. I» Gruppen zu vier nnd fünf Personen saßen die kräftigen, wettergcbrä,inten Gestalten in den Londoner „Times" angestrengten Verlciimdungsprozeß hatte sich be kanntlich zur allgemeinen Ueberraschung herausgcstellt, daß die Parlamentsmitglieder der irischen Partei znm Thcil um den be rüchtigte» Phöuixparkiiiord in Dublin vorher gewußt haben. Auch vo» dem Anführer der Irländer, Parnell, wird dies behauptet. Die Regierung hat sich die gute Gelegenheit nicht entgehen lasse», ihren Gegnern gehörig eins anszuwiiche», und im Parlamente de» Antrag ans Nicdcrsetznng einer Kommission gestellt, welche die wider Parnell »nd Genossen vorgebrachten schweren Anschuldigungen untersuchen öll. Die Irländer protestirten verzweifelt gegen diesen Antrag, der aber angenommen wurde. Wenn auch die Beschuldigten kaum persönliche Unannehmlichkeiten zn erwarten haben, so ist die ganze Asfaire doch ein äußerst schwerer Schlag für die irische Unab- häiigigkcitspartei. Holland. Der Kolonialminister Kcuchenius hat in der Kammer mitgcthcilt, das; der Ausstand in Batavia vo» den Truppen unter drückt ist, wobei »en» Aufrührer gctödtct worden. Weil die Meuterer in erster Linie ihren Angriff gegen das Gefängniß in Tjenclong richteten, vcrmnthct man, daß die Bevölkerung mit der Einsperrung mehrerer Eingeborener unzufrieden war und daß die gewaltsame Be freiung derselben den Anlaß zu größeren Unruhen gegeben hat. — In den Kammern ist die Annahme des neuen Bormnndschaftsgesetzes für die kleine Kronprinzessin Wilhclmine im Falle des Ablebens des Königs gesichert. Die Königin En»»a wird nicht nur Rcgcntin, sondern auch Vorinünderi». Rttsjland. Kaiser Alexander ist nach Petcrhof zurückgckehrt, ntti die letzten Vorbereitungen für den Enipfang seines kaiserlichen Gastes selbst zn überwachen. Die gesammelte russische Ostseeflotte liegt 40 Schisse stark zur Begrüßung" bei Kronstadt, wo sofort nach der Ankunft eine Parade stattsindetz—Folgendes Programm ist für den Empfang Kaiser Wilhelms aiifffestcllt: Die feierliche Einholung findet Donnerstag Mittag dicht' vär Kronstadt statt. Während die erste Begrüßung beider Monarchen ans. hoher See erfolgt, eilen die deutschen Schiffe »ach Kronstadt »nd stellen sich »ach dem Salut- anstansch gegenüber den russischen Fahrzeugen aus. Alle Schiffe sind i» Parade, die Mannschaften in Raaen und Wanten. Beide Kaiser passircn die Ausstellung unter Kanchlcudoiiner und Hochrnfens und fahren direct »ach Peterhof, wo 5i» Donnerstag Galadnwr und Garte,ifcst ist. Freitag Besuch von Petersburg. SoiiiiabcnkwParade i»> Lager von Kraßnoje Selo, am Sonntag Flottenparade und Ab reise nach Stockholm, wo die Ankunft wahrscheinlich nächsten Diens tag unter große» Ehrenbezeugungen erfolgen wird. — Angesichts der erneuten und heftigen Angriffe dcr/pansläkmstischen Blätter gegen Deutschland hat nun das halbaiiillichc „Petersburger Journal"^die Ordre zn einem srenndlichcn Begrüß»,igsartikel erhalten. Leider be- denicn solche Knndgebnngcn ans Befehl nicht das Geringste für die Stimmung der Bevölkerung. Das Blatt äußert sich also über den Besuch: „Die Freiwilligkeit dieses Actes der Conrtoisic vermehrt nur den Werth eines Schrittes, der nnstrcilig dazu bestimmt ist, die die engen Bande der Jahrhunderte langen Freundschaft, welche die beiden Dhnasticn verbindet, noch enger zn knüpfen »nd die freund schaftliche» Beziehungen und daS Vertrauen zwi chen den beiden Kaiserreichen zn consvlidircn. Es ist dieses ein Unterpfand des Friedens und der Beruhigung von der tiefsten Bedeutung. Ohne das; wir Misere Stimme mit den nnzähligen Conjcctnrcn der aus wärtigen »nd einheimischen Presse über die Znsamiiiciikiliift vermischeii wollen, ist cS doch gestattet, zn hoffe», daß dieselbe sein wird nnd nichts anderes sein kann, als die neue Bestätigung einer Politik des Friedens, welchen die beiden mächtigen Kaiserreiche zu consolidircn besticbt sind." — Die Nachricht, daß der Kaiser von Rußland im Herbste dieses Jahres die russischen Besitzungen in Ccntralasien be suchen werde, tritt gegenwärtig mit größerer Bestimnitheit als je auf Ans Baku wird gemeldet, das; der Kaiser im Oktober daselbst eins blauen Tnchjackcn, die runde» Wachshütc ans den Köpfen, an den Tischen, rauchten nnd tranken, scherzten nnd jubelten und machten ein Getöse, daß dein nicht daran Gewöhnten der Kopf brausen mußte. Werner vernahm ein wirres Gemisch von deutschen, schwedischen und dänischen Worte». Wnthcndcs Gelächter »nd ein Gesang, der a» das Jnvianerg-Hcnl der amerikanischen Einöde» erinnerte, klangen ans de» rauhen Kehlen. Blitzschnell flogen die Karten durch die Luft, nnd die derben Scemannssäiistc schlugen ans die Tische, daß inan das Knallen von Böllern zn hören glaube» konnte. Der Qualm, de» die Tabaksorte» ans aller Herren Länder» verbreiteten, war be reits so dicht, das; er die Köpfe der bunten Versammlung in einer düsteren Wolle »ml'gcrlc, während die Flammen der Stearinkerzen matt »nd trübe das graue Chaos diirclilenchtcten. „Na, da sind Sic ja schon!" rief der Wirth, auf Werner zn- Iretend; „kommen Sie; ich werde Sic unser» wüthcndsten Stampfern vorstellcii." Und damit faßte er de» jungen Musiker bei der Hand nnd zog ihn a» den nächsten Tisch. „Hier, meine Herren!" wandte er sich, das kante Getöse übcr- schreiend, an die an demselben sitzenden Personen; „haben Sic die Gewogenheit, sich diesen jungen Mann einmal näher anznsehcn. Das ist der Herr, von dem ich ihnen sagte, daß die Steine ans dem Straßenpslaster springe» »nd zn tanzen anfangen, sobald seine Fiedel de» ersten Ton von sich gicbt." „Hollah." klang cs zurück. „Platz für »»seren Musikus — sei willkommen, Junge!" nnd ein Dutzend muskulöser Hände streckten sich Werner entgegen, der sich im nächsten Augenblick von einem Kreise junger, keck drciiischancndcr Burschen umringt sah. „Na, Btitzjnngc!" gurgelte eine dröhnende Matrosenkehle im tiefsten Baß, „hiß' ans die Segel und lauf ans. Wilke! Ein Glas Nordpol für den Schlvcrciiöthcr! Ist etwas zaghaft, die Landratte." Werner fühlte sich verletzt, aber daS gutmüthige Lachen des Sprechers bewog ihn, seinem Antlitz einen freundlicheren Ausdruck zn gebe». Der Wirth brachte ihm ans einem Präscntirtcllcr ei» Glas heißen Grog und flüsterte ihm die Mahnung zu, in den nebenan befindliche» Saal zn trete», dessen Thür bereits geöffnet war und aus welchem die eben aiigezündeien Kerzen des Kronleuchters einen Hellen Schein in das Gastzimmer warfen. Der heutigen Rümmer de? Sächsische,» Landes - Anzeigers liegt bei das Beiblatt „Sächsische Gerichtszeitung".