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Sächsischer Landes-Anzeiger : 19.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188807193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880719
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880719
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-07
- Tag 1888-07-19
-
Monat
1888-07
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 19.07.1888
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vor hx, LchlWp'jch«» -Gasthofe an, wpseW ihm» der Wirth zwar bereftipWtz öa» Gewünschte verabfolgte, aber ihnen entschieden den Antritt in fein Hau» verwehrte. Das paßte ii»n aber der Gesell schaft gar nicht! üNAestüm begehrte man Einlaß, drohte daSWirthS- hausschild herunterzüreißen, die Thüre einzuschlagen rc. Als schließ lich gar einer drohte, den Wirth niederzustcche», da zog dieser ernstere Saiten auf. Mit dem Jagdgewehr in der Hand forderte er die Ge sellschaft energisch auf, sofort den Hof zu verlassen. Doch sofort halten die Zigeuner einen blanken Säbel nnd brachten aus einem Bündel mehrere Paar Pistolen und ein Gewehr zum Zusammen- schrauben heraus, wobei der eine rief: „Du mit Deinen Schrote» machst nichts; aber jetzt kommt eine Kugel, die streckt Dich nieder!" Diese Drohung hatte zur Folge, daß der Wirth einen zufällig an wesenden Gast zu Hilfe rief und diesen ebenfalls mit einem Jagd gewehr bewaffnete. Auch dadurch ließen sich die Zigeuner noch nicht einschüchtern, sondern schraubten ihr Gewehr zusammen und vertheillen die Pistolen; aber glücklicherweise verloren beide Ver- theidiger ihre Ruhe und Besonnenheit nicht. Mit dem Gewehr im Anschlag, drohte der Wirth mit lauter Stimme, augenblicklich den nicderzuschixße», der die Waffe zum Anschlag hebe, und forderte die Gesellschaft auf, sofort den Hof zu verlassen, ehe es ein Unglück gäbe. Endlich gelang es doch den besonneneren, älteren Zigeuner», ange sichts der beiden drohenden Doppelläufe die jüngeren Raufbolde zum Abzüge zu bewegen, was unter furchtbarem Lärm und Schimpfen geschah. Die Frauen hatten unterdessen das Dorf abgebettelt. Die Zigeuner waren gut gekleidet und hatten Geld. Einer derselben trug grüne Hosen, schöne, theure, weite Stulpenstiefeln und eine Uhrkette mit vielen Silbermünzc». Alle trugen Hüte mit Birkhakmfedcrn, und mehrere hatten solche vorhin genannte Stiefel an. Die Gesellschaft schlug die Richtung »ach Saalburg ein. Die Gendarmerie wurde noch am Abend von dem Vorfälle benachrichtigt und am nächsten Morgen machte sich der Gendarm Hoppe von hier zur Verfolgung auf. — Ei» interessanter Schmngglerstreich ist von einem Kaufmann in Brüssel versucht worden. Derselbe sandte an einen in Paris wohnenden Belgier für einen bedeutenden Betrag kostbare Spitzen. Dieselben waren in einen Zinnsarg gelegt und die Sendung als „mcnschliche Leiche" deklarirt worden. Die französischen Zoll beamten merkten indessen den Betrug, behielten den Sarg aus dem Zollamt zurück und benachrichtigten den Empfänger, die Verabfolgung der Sendung erleide einen Aufschub, weil eine gewisse Formalität zu erfüllen sei. Daraufhin erschien der Pariser Kaufmann, mit einem Trauerflor am Hut und anscheinend von tiefem Schmerz er griffen, auf dem Zollamt, wo der Sarg trotz seines Widerspruches in seinem Beisein geöffnet und nach Feststellung des Betruges seine sofortige Verhaftung vorgcnommcu wurde. — Das rothe Büchlein des serbischen Kronprinzen. Gelegentlich des kurze» Aufenthaltes des jungen Kronprinzen Alexander in Wien wurde bemerkt, daß der Königssohn fortwährend ein kleines rvthcs Buch in der Hand hielt, das er auch dann, als ihm das Halten desselben beschwerlich wurde, so beim Ans- und Entsteigen, keiner Person seiner Umgebung anverlraute. Ucbcr dieses Buch wird Folgendes bekannt: Im Augenblick des Scheidens hat Königin Natalie ihrem Sohne ein in rothes Leder gcbuudcucs Buch in die Hand ge geben und ihm das Versprechen abgenommcn, Tag für Tag über sein Befinden, über seine Arbeiten nnd die Begegnungen in der Hcimath hierin Aufzeichnungen zu machen, das Buch aber, wenn cs voll- gefchricben, an sie zu schicke». Kronprinz Alexander hat die seiner Mutter gemachte Zusage so ernst genommen, daß er selbst während der Mahlzeit das Buch neben sich legte. König Milan, dein sein Sohn den Zweck der Abschicdsgabe verrieth, erklärte sich hiermit völlig einverstanden. Schon das erste Blatt konnte die Be merkung empfangen, daß der König dem Sohne gegenüber in der allerliebcvollsten Weise von der Mutter gesprochen habe. Chemnitzer Stadt Anzeiger. Ti-AvemNe mNeick tvlaNcS werde» ersucht. uuS wichtige Begebenheiten gütig» mtt;nthet!e». Chemnitz, den 18. Juli. —glr. Dramatischer Verein zu Chemnitz. Es hat nie an Solchen gefehlt, welche a»f jede» Versuch, den Dilettanten in der dar stellerischen Kunst, i» der lebendigen Verkündigung dramatischer Werke von der Bühne herab machten, allezeit geringschätzig hcrabblicktcn, welche, in dem Geist der Klassieität erzogen oder sich auch nur erzogen dünkend, einseitig genug de» Maßstab jener Klassicität an jede schauspielerische Leistung, gehe sic ans von wem sie wolle, z» legen sich berechtigt glaubten nnd daher von vornherein gegen, wen» auch »och so anerkennenslvertlic, mimische Schöpfungen von bloße» Liebhaber» eingenommen sein mußten. Denen gegenüber gab cs aber immer auch eine Menge vorurtheilsloscr Benrthcilcr, die Dilettantcn- Darstellnngen als das nahmen, waS sie sein wollten, die sich herzlich srcittcn an dem Gute», was gebotet, wurde, nnd nicht das bemängelte», was etwa als noch fehlend zu vermissen war und was nur von einer Gesellschaft bc- rttfSniäüigcr Schauspieler mit einem vollkommen ausgerüsteten Bühncnapparat zu verlange» ist. Jene verständigen Richter bedachte,, vor Allem, daß der Dilettant meist ohne jedwede Schulung die weltbedentende» Bretter betritt, daß er die Routine des Darstellers im Laufe der Zeit sich als Selbstlehrer erwirbt. Dies muß als Eulschuldigung für de» und jenen Mangel dienen, der sich etwa bemerkbar macht; zugleich aber bedingt diese Thatsachc auch eine» den tLicbhabcrschanstellnngen meist znznsprcchende» Borthcil. Selten wird ein Dilettant in jenes hohle, deklamatorische Pathos verfallen, wie cs Jetzt, wie er den Bogen ansctzte, nicht um ein schnödes sinn liches Behagen hcrvorznrnfcn, sondern in dem edlen Bestreben, eine wahnsinnig erregte Dämvncnschaar zu besänftigen durch die Zanber- ,nacht der Musik, dünkte er sich groß nnd erhaben, so ganz ein Musiker i» der edelsten Bedeutung des Wortes und so vollständig versöhnt mit seinem Beruf, daß er eine» Feuerstrom von Kraft nnd Stärke durch feine Adern brausen fühlte. Verschwunden war jede Spur von Mattigkeit und Unentschlossenheit. Fest und klangvoll, beinahe dem Gcbranse des Sturmes gleichkommend, strömten die crsün Töne, den wilden Lärm ringsumher übcrschrciend, durch den Saal, stets mehr und mehr an Stärke znnchineiid. Dvnncrnd und fchneideud, seclenvoll nnd zart in wohlklingende» HarpeggivS wie in Doppclnoten rollten die Prälndios, bis der junge Künstler durch die magische Gewalt seines Bogenstriches die Gcmüthcr zu einer augenblickliche» Stille gedrängt hatte. Dann aber stimmte er Plötzlich i» einfachen Doppelgriffen die wohlklingende Melodie des Liedes: „Schleswig-Holstein mecrumschllnigen" an. Nie hatte er eine solche Wärme und Tiefe des Gefühls in seinen Vortrag gelegt, wie heute, und sein Spiel schien den rohen Gcmüthcru in einer Weise zu Herzen zu dringen, die die schönste Belohnung für ihn war. Aber nur den beiden ersten Zeilen schien jedes Ohr in andachtsvollem Schweigen zu lauschen. Bei Beginn der dritte» fielen, wie auf ein schweigend gegebenes Zeichen, alle die rauhen Matrosenkehlcn mit der ganzen Gewalt ihrer seeluftgeschwellten Lunge ei», und die Töne eines Chorgesanges, wie er sicherlich i» diesen Räumen noch nie erklungen, wälzten sich durch die offenen Fenster auf die Straße hinaus, bis weithin an das Gestade der See, so daß die Vorübergehenden voll Erstatten stehen bliebe» und kopf schüttelnd dem eigcnthümlichen Cvncert lauschten. Die wenigen Matrose», bei denen die Kampflust jedes andere Gefühl überwog, hatten das Zimmer verlassen, da man ihnen auf gute Manier zu verstehen gegeben, daß ihre Anwesenheit über- flüssig sei. Als das Lied zu Ende, näherte sich der junge Seesoldat den, Musiker mit einem Glase schäumenden Gerstensaftes. „Hier, stärkt Euch durch einen Trunk!" mahnte er in freundlichem Tone, „und dann laßt eS für heute genug sein. Legt Euch zur Ruhe. Will's bei meinen Kameraden schon verantworten. Ein andermal mehr. Wir kommen wohl noch öfter zusammen." WM die Zöglinge der Theaterschulen vielfach mit.aüj dieAützlehrip»n: «wird meist sich selber geben, so natürlich wie er ist, und dies und der Umstand, >aß Liebhaberbühnen sich gewöhnlich aus allen Schichte» der Bevölkerung zusammensetzen, bewirkt, daß sie in der Regel so recht „aus dem Volke für'S Volk" spielen nnd in den Äemüthern einer einfachen, „von des Gedanken- Blässe" nicht angekränkelten Zuhörerschaft vielleicht mehr verwandte Saiten anschlagen, als die- eine aus dem hohen Kothurn einherstolzlrende Tragödie vermöchte. Und was Dilettanten unter einer tüchtigen Regie leisten können, sahen wir vor Kurzem bet den Luthersestspiel-Ausführungen. — Ein Haupt sammelpunkt für die Besten Derjenigen, denen der „Thealerteufel" nicht Ruhe läßt und die doch der Bühne zu Liebe ihr bürgerliches Gewerbe nicht aufgeben wolle», war »un von jeher in Chemnitz ver Dramatische Verein. Dieser Verein, der gegenwärtig der einzige m Deutschland Ist, welecher Infolge eines Ihm bei seiner Gründung verliehenen Rechtes, noch für seine eigen, Rechnung spielen darf, besaß und besitzt in der Thal Kräfte, deren Leistungen sich oft ein Berussschauspieler nicht zu schäme» brauchte. Daneben besitzt er in seiner geräumige» Bühne z» „Stadt Mannheim" und in seiner reich haltigen Garderobe einen technischen Apparat für seine Aufführungen, dessen Verwendbarkeit am besten dadurch beleuchtet wird, daß viele andere theater- spielende Vereine sich seiner leihweise bediene». Daß der Dramatische Verein nun seit seiner Gründung — 1844 — beständig an Aufschwung gewonnen, das verdankt er nicht zum wenigsten einem Mitglied, das ihm nunmehr ein Vierteljahrhnndert «»gehört, Herrn Hermann Kinzel. Seit 35 Jahren ist Herr Kinzel Direktor des Vereins, 20 Jahre hat er ihn, als Vorsteher gedient, nnd seines Wirkens Spuren sind dauernde. Um »un den verdienst vollen Direktor an seinem 25jährigcn Spielerjubiläum angemessen zu feiern, wird der Dramatische Verein nächsten Sonntag, den 22. d. M., eine Jubelfest- Vorstellung in „Stadt Mannheim" veranstalte», zu dem ein entsprechendes, reichhaltiges Programm aufgestellt ist. Die Mitglieder des Vereins werden zwei Jnbiläumsstücke anfführe», der Gesangverein „Lyra" wirkt gesanglich mit, ebenso Frau R. Blaß als Solosängeriii, Musikalische und humoristische Vorträge wechseln mit diesen Darbietungen ab, und de» Schluß wird ein Ball mit freier Nacht mache». Es steht fest, daß am Sonntag der Saal von „Stadt Mannheim' überfüllt sein wird, denn als Mensch wie als Darsteller besitzt der Jubilar mit Recht zahlreiche Freunde, und auswärtige dramatische Vereine werden cs sich nicht »ehmen lasse», z»m Jubelfest des Herrn Kinzel nach Chemnitz zu kommen. — Soniitagsarb eit. Der Jahresbericht des Gcwerbeinspectors zu Chemnitz bemerkt: Tie Arbeit am Sonntag Vormittag scheint i» Hand schuh- und Strnmps-Geschäften rc. zur Saisonzeit und Erledigung dringender Aufträge in Chemnitz beinahe durchweg stattzufindc». Eine zur Prüfnug vorgelegte, für eine Handschuhsabrik bestimmte Fabrikordnnng forderte geradezu, daß die Arbeiter, sobald sie zur Sonntagsarbeit hcrangezogen würden, sich deren nicht zu weigern hätten. Der Stadtrath, dem diese Fabrikordnung zuvor unterbreitet worden war, hatte an dieser Forderung keine» Anstoß ge nommen. Auch wurden im Berichtsjahre vom Polizeiamte zu Chemnitz wiederum einige Fabrikanten an die Gcwerbeinspection gewiesen, damit diese ihnen bestätigen solle, daß die Arbeiten, für deren Ausführung sie die Aus fertigung eines Scheines verlangte», auch wirklich dringlich seien. Solche» Ansinnen hat die Gcwerbeinspection gemeint nicht Folge gebe» zu solle», da diese Anträge meist erst Sonnabend gegen Abend ciuliefe», nur mündlich gestellt wurdcil, mid sie auch kaum in der Lage ist, Dringlichkeit dann an- zncrkennen, wenn es sich darum handelt, daß Maschinenfabriken für andere Fabriken Neparaturarbciten ansznsühren habe». —-'.n. Der Bczirksverband Chemnitz-Land zurFürsorge für Strafentlassene hielt kürzlich seine Jahresversammlung ab. Als Gäste waren anwesend die Herren Anstaltsdirector Mühlhausen von hier, An- staltsgoistlicher Taubcrt-Zwicka», als Vereinssecretär, und Herr Diaconns Päntz von hier, als Vorsitzender des hiesigen Vereins zur Fürsorge für Strafentlassene. Der Vorsitzende des Bezirksverbandes Chemnitz-Land ist Herr Diaconns Ebeling von hier. Derselbe bewillkominnetedie Erschienenen und verlas dann de» Jahresbericht, der sich ans die Zeit vom 1. Juli 1887 bis 80. Juni k>88 erstreckt. Nach diesem Bericht erhielt der Verband 34 Strafentlassene überwiesen, 28 männliche» nnd 6 weibliche» Geschlechts. 8 Männer wäre» vcrheirathet, unter ihnen lebten 6 von ihren Familien ge trennt. 24 waren ledige Personen, 1 Wiitwer und I geschiedene Ehefrau, Alt waren die Ucbcrwiescucu: 12—15 Jahre 3, 16—20 Jahre 7, 21—25 Jahre 9, 26-30 Jahre 4, 31-41 Jahre 5, 41—50 Jahre 2, 51-60 Jahre 2 und über 60 Jahre 1, während vou 1 weiblichen Entlassenen das Alter nicht ermiitelt wurde. Die Mehrzahl war vorbestraft, meist wegen Eigen thnmsvergeheivs nur 7 waren es nicht. Ein Drittel etwa wurde rückfällig, aas zweite Drittel war unsicher, und ein Drittel verhielt sich gut. — Das von den Herren Pastor Börne »Hilbersdorf und Geineiiidevorstand Hähnel- Helbersdors ge.aüfte Rechnungswesen wurde von diesen sür richtig erklärt. An den Geschäftsbericht schloß sich eine Aussprache über die Frage, welches Verhakten geboten sei, wenn der evangelisch lutherischen Kirche nicht augehörige Entlassene dem Verband überwiese» würden. Das Ergcbniß war, daß der artige Personen zunächst dem zuständigen Geistlichen ihres Bekenntnisses an- gcmeldet werden sollten. Sei dies ohne Erfolg, so habe sich der Seelsorger ihres Bezirks auch ihrer a„zii,ieh,iim. Nach vorgenoiilmeiier Wahl des Bor- sitzende» und dessen Stellvertreters, die, waS den Vorsitzenden anbctrisft, ans Herrn Archidiaconns Weicker hier, da Herr Diaconns Ebcling Wieder- annahinc abgclclnit, und bezüglich des Stellvertreters ans Herrn Pastor Börner-Hilbersdorf fiel, machte Herr Anstaltsgcistlichcr Tanbert-Zwickau »och Miitheilnngc» über den Strasvvllzng in den Anstalten. Ein Ausdruck des Dankes an den seitherigen Vorsitzenden, Herrn Diaconns Ebcling, beschloß die Versammlung. — An der Thurmnhr zu St. Petri ist eine Einrichtung angebracht, nin die Zifferblätter der Uhr bei Nacht bclciichtcn zu können; auch ist damit eine selbstlhätige Anslöschvorrichtung verbunden. Da eine Beleuchtung der weithin sichtbaren Thnrmuhr nicht bloö sür den nördlichen Stadltheil, sonder» zumal wegen der Nähe des Bahnhofes sür die ganze Stadt vortheilhasi zu sein scheint, so beschloß man in der letzten Sitzung des Kirchcnvorstandes zu Lt. Petri, die Bcnntznng der genannten Einrichtung den städtischen Behörden anznbieten. — JmWaldschl ößchen wird heute, Mittwoch, Abend das Abonne ments Cvncert mit Ball abgchalten werden, das in letzter Woche wegen ungünstiger Witterung verschoben worden war. Heute Abend indessen wird das Cvncert bei jeder Witterung stattfinden. Hoffentlich heitert sich das Wetter noch soweit ans, daß de» Besuchern des Concertes ein Spaziergang durch linseren schönen Zcisigwald möglich ist. — EinMilitär-Coiiccrt findet morgen, Donn erstag, Abend im Colo sicuin statt, und zwar wieder von einer rcnommirtcn auswärtigen Capelle. Diesmal ist cs die Capelle des 1. schlesischen(braunen) Husaren- Regimcnls Nr. 4 „Großfürst Nicotajcwitsch von Rußland", garnisonirend in Ohlan in Schlesien, das dcm hiesigen mnsiklicbendcn Publikum sein Können „Hnst Recht, Bob!" riefen ein paar ältere Matrose». „Der junge Mensch weiß noch nicht, was dazu gehört, eine Thccrjacke mürbe zn machen. Kommt, Freund!" Sie wandten sich von dem jungen Musiker ab, welcher tief ans athmcnd sein Instrument in den Kasten legte und nach seinem Stüb chen zurück schlich. Hier setzte er sich auf das Sopha, stützte de» Kopf in die Hand und überließ sich seinem Nachdenken. Wie viel hatte er in der kurzen Zeit, seit er seine geachtete kaufmännische Stellung anfgegebe», er fahren und erlebt, und wohin war es mit ihm gekommen? Ans jener so überaus günstigen Stellung, die ihm die Aussichi bot, Inhaber eines bedeutenden und angesehenen Geschäfts zu werden, war er zu einem jener namenlosen, handwerksmäßigen Musiker herab- gcsnnken, für die der Volkswitz die Bezeichnung „Bierfiedler" er funden hat. Ja, er stand beinahe noch unter dieser Kaste. Dem rohesten Menschenschläge, den Seeleuten, spielte er zum wüste» Tanze auf. Er seufzte tief n»d schwer und schüttelte trübe das Haupt. Auf die Dauer konnte er das nun und nimmermehr. Nur zu gut fühlte er, daß der Umgang mit den derben, größtenthcils unge bildeten Seeleuten und das Bewußtsein, von ihnen abhängig zu sein, niedcrdrückcnd und allmählich dcmoralisirend auf Charakter und Ge- müth einwirkcn mußten. In gleichem Grade mußte seine Empfänglichkeit für das wahr haft Schöne und Gute sich abstumpfen, mußw feine Selbstachtung sich verringern. Gegen ein solches Verkommen seiner geistigen An lage» aber wollte er mit allen Kräften arbeiten. Dahin durfte es nie kommen, und nach einer Weile reiflichen Nachdenkens war er zu dem festen Entschluß gelangt, kein Mittel unversucht zu lassen, »in eine seinen Fähigkeiten entsprechende Stelle zu erlangen, die ihm gleich zeitig Gelegenheit bot, sich weiter empor zu arbeite». Fortsetzung folgt. LitterarischeS. Neu erschienen ist im Berlage von Ad. Spaarmann in Styrum: „Die Briefmarken-Sprache", herausgegeben von einem Fachmann. Allen Liebenden, Glücklichen und Unglücklichen gewidmet. Die Bricsinarkcnsprachc bezweckt, denjenigen, welche ihrer kundig sind, im Aenßern des Brieses manches, was der Inhalt verschweigt, ersichtlich zu machen. Um dieses zu erreiche», klebt inan die Marken auf der Adreßseite, unter Umstände» auch ans der «iegelscite, an verschiedenen Punkten nnd in verschiedenen Stellungen aus. Jede einzelne der in dem obengenannte» Buche angegebenen Stellungen der Briefmarken hat. wie ersichtlich, ihre besondere Bedeutung, LLlüALM — Der Personen»«»?«-, a«f dem hiesigen tza«»td»hnh«s Hielt sich am vergangenen Sonntag infolge de- unsicheren Wetter» innerhalb LSN 'ALS'Ä'KS Me «bendextrazüge von Hohenstekn, «rvmannSdorf und SkorSdors können ausfalleu. Früh nach '/,K Uhr verkehrte ein Sängerertrazua nach Gtollbera, anläßlich de» dort stattfindenden GausängerfesteS. Derseibe nahm hier und auf den UmwegSstatiouen ca- 500 Sänger auf und tra/ Nacht» '/.II Uhr wieder hier ein. Ein anderer Extrazug, welcher Abend- /«II Uhr von Ein siedel, woselbst Verbandstaa der Feuerwehr abgchalten wurde, nach hier ging, war nur sehr schwach besetzt. Auf dem Hauptbahnhof wurden 1889 Tour» und 4635 Tages-, in Summa 6534 BilletS verkauft, davon 290 nach Nieder wiesa, 286 nach Mittweida, je 25S nach Einfiedel und Burgstädt, 216 nach Bahrmähle und WittgenSdorf, 200 nach Limbach, 153 nach LrdmanuSdorf, 150 nach Siegmar, 142 nach Frankenberg, je ISO nach Freiberg und Flöha u. s- f. Die Haltestelle St. Nicolai verlauste 826 Billett, davon 438 nach Siegmar. —* Einbruchsdiebstahl. In der Nacht zum 16. diese- Monat» ist in ein nengebauteS Hintergebäude an der Bictoriastraße mittels einer Brech stange eingebrochen und sind daran- ein Jacket, ein Paarziemlichnen« Holz- schuhe, eine Wasserwaage, eine neue Leinwandblouse und eine Barchentzacke gestohlen worden. Wecker ist am 15. diese- Monat- Abend- eine Baubude an der Müllerstraße erbrochen nnd sind daraus ein 30 Meter lange» Band- maaß mit Lcderkapsel, ein Paar Holzschuhe, eine Wasserwaage; zwei Kopf tücher, eine blaue Leinwandschürze und eine neue Schuhbürste gestohlen worden- Verdacht gegen irgend eine Person war nicht vorhanden. Heute früh brachte nun ein Handarbeiter zur Anzeige, ein Andreher au- Euba habe ihm ein in einer Kapsel befindliches Metermaaß für 50 Pf. zum Kauf ange- boten, sodann ihm auch »och eine Schuhbürste sür 5 Pf. verkaufen wollen. Der Angeschutdigte gab aus Vorhalt zunächst an, die beiden Gegenstände ge sunden zu haben. Bei näherer Besichtigung des Andreherr fand man, daß derselbe die aus dcm Neubau a» der Victoriastrabe gestohlene Barchentjacke, sowie das daselbst gestohlene Jacket auf dem Leibe trug. Weiter fand man, daß derselbe das aus der Baubude an der Müllerstraße gestohlene Kopftuch in einer Tasche des Jackett stecken hatte; auch das Metermaaß und die Schuh bürste erkannte man als aus der Baubude gestohlene Gegenstände. Nunmehr war der Fcstgelioinmeiie geständig, gemeinschaftlich mit einem Handarbeiter, die beiden Einbruchsdiebstähl« ausgesührt zu haben. Ttandesamts-Rachrtchten. Chcmniiz. Uebersicht ans die Woche vom 9. bis mit 14. Juli 1S88. ä. Augemeldete Geburtsfälle 115, als: 65 Knaben und HO Mädchen. L. Augemeldete Sterbefälle 68, als: 36 männliche und 32 weibliche Personen. 0. Eheschließungen 30, als: Handarbeiter Anton Tarinert, Martin strabe 20, röm.-talh., mit Christine Frank das., rönuckath- — Eisengießer Robert Richard Jungmittag, Soinienstr. 46, evang., mit Amalie Auguste Teuchert das., evang. — Gelbgießer Friedrich Max Kramer zu Reudnitz, evang., mit Auguste Minna UHIig, Salzstr. 65, evang. — Bäcker Carl August Hermann Krninpfer, Linienstr. 6, evang., mit Agathe Elise Klas, Körnerpl. 7, evang. — Landwirth Max Hugo Weiske zu Glösa, evang., mit Susanna Katharina Uhtich, Zwickauerstr. 95, evang. — Mechaniker Richard Bruno Wolf, Sonnenstr. 36, evang., mit Agnes Helene Bitterling, Stiftsstr. 1, evang. — Kaufmann Carl Friedrich Scheibner zu Leipzig, evang., mit Marie Helepe Kandier, Färbcrstr. 9, evang. — Hutmacher Maximilian Ziegler, Bismarck straße 13, röm.-kath., mit Marie Martha Rosenkranz, Brühl 21, evang. — Handarbeiter Franz Julius Barth, Linienstr. 18, evang., mit Emilie Bertha verw. Röber geb. Reichel das., evang. — Eisendreher Johann Eduard Grahl, Limbacherstr. 23, evang., mit Wilhelmine Opalka zu Sablenz, evang. — Schnittwaarenresterhändler Friedrich Ferdinand Clemens Reichet, Mühlen- straße 44, evang., mit Marie Magdalena verw. Fiedler geb. Geithner, untere Gcorgstr. 5, evang. — Krempclmeister Johann Ulrich Kappeler, Langestr. 4, evang.-reform., mit Clara Mathilde Delling, Güthestr. 6, evang -luth. — Hansman» Carl Moritz Neuberth, Sonnenstr. 49, evang., mit Augnste Elise Richter das., evang. — Kausmann Max Olt» Golz, Salzstr. 51, evang., mit Malhilde Lichtenfels das., evang. — Schlosser Hermann Max Thieme, Mühlenstr. 23, evang, mit Johanne Helene Bnrkhardt, Mühlenstr. 84, evang. — Posthilssbote Friedrich August Schubert, Bergstr. 39, evang., mit Auguste Bertha Menget das., evang. — Geschirrsührer Carl August Schuster, Mühlen- straße 70, evang., mit Anna Katharina Margarethe Goller, Mühlenstr. 102, evang. — Architekt Johann Georg Wack, Zschopauerstr. 30, evang., mit Mathilde Elise Henriette Marie Brückner, Brückenstr. 40, evang. — Ockonom Carl Trangott Kaden zn WittgenSdorf, evang., mit Maria Clara Rofenthal, Somienstr. 58, evang. — Schuhmacher Robert Max Hörig, äußere Johannis straße 13, evang, mit Anna Margaretha Bauer, Mariens«. 2, evang. — Schlosser Friedr ch Hermann Hanke, Hainstr. 77, evang., mit Camilla Rosalie gesch. Geißler geb. Schulze, Lohgasse 24, evang. — Maler Oscar Paul Lindner, Annenstr. 5, evang., mit Clara Selma verw. Thiele geb. Bianchi das., evang. — Kaufmann Carl Tnppack zn Dresden, evang., mit Elise Agathe Theyson, Hattiiiaimstr. 9, evang. — Contorist Max Paul Heinisch, Brühl 20, evang., mit Lonile Margarethe Müller, äußere Jshaimisstr. 8, evang. — Markthelfer Robert Emil Rottluff, Leipzigcrstr. 126, evang., mit Clara Helene Jacob!, Hartmannstr. 38, evang. — Möbelpolirer Julius Emil Schlegel, Braiihaus- straße 19, evang., mit Wilhelmine Pantine Pritze das., evang. — Fabrik arbeiter Friedrich Otto Uhlig, Blanlenanerstr. 53, evang., mit Anna Selma Rößaer das., evang. — Apvretenr Louis Emil Böttcher, Henriettens«. 1, evang., mit Laura Marie Gräbner, Stollbergerstr. 1, evang. — Polizeiamts- expedient und verpflichteter Protocollant Richard Max Lorenz, Wiesenstr. 30, evang, mit Friederike Elise Marie Delly, Bernsbachstr. 27, evang — Muster zeichner Ernst Friedrich Wilhelm Zichau zu Plauen i.V., evang., mit Ernestine Margarethe Göbel, Bernsbachstr. 27, evang. ». Ehcausgebote 22, als: Handarbeiter Franz Emil Müller, Sounen- straßo 49, mit Johanne Marie Ludwig zu Gablenz. — Markthclser Friedrich Gustav Kläß, Zwickauerstr. 79, mit Laura Elise Boigt zu Schönau. — Zimnierniann Carl Wilhelm Hermann Hein, Hainstr. 105, mit Dorothea Schmechtig das. — Eisendreher Emil Siegelt, Hermannstr. 16, mit Pauline Minna Beher, Richardstr. 3. — Eisendreher Friedrich Richard Gläser, Ost- straßc 27, mit Anna Marie Uhlig, Ecks«. 2. — Schlosser Carl Eduard Schiller, Sonnenstr. 21, mit Helene Theresia Jdler, Jacobstr. 29. — Maurer Alexander Hcimrath, Rudolsstr. 9, mit Johanna Hörl da!. — Maurer Carl Otto Weigel, Hcrreustr. 9, mit Alma Franziska Hähle, Karlsstr. 3. — Gast- wirth Justus Julius Uhtich, Mülle,str. 1, mit Hulda Martha Kießig, Schiller straße 21. — Koppelknecht Carsten Schütt, Reitbahnstr. 7, mit Emilie Bertha Reinhold, Reitbahnstr. 39. — Bäcker und Koch Anton Manilius, Bock, Güthcstr. 26, mit Ernestine Pantine verw. Seifert geb. Eisold das. — Brunnen bauer Autv» Ludwig Türpe, Amalienstr. 9, mit Amalie Therese verw. Resch geb. Nülke, Amalienstr. 13. — Sergeant de» 5 Infanterie-Regiments Nr. 101 Carl Hermann Blcy, neue Kaserne, m t Johanne Sophie Adler, Feld- str. 16. — Kistenfabrikant August LouiS Kaden, Poststr. 69, mit Minna Ernestine Lina Key das. — Schlosser Be-nhard Emil Krenkel, Amalienstr. 29, mit Clara Emilie Schirmer das. — Klempner Friedrich Oswald Hirt, Fcicd- richstr. 4„ mit Anna Louise Barth, Herinannstr. 13. — Musiker Gustav Hermann Hansc, Jacobstr. S, mit Eniina Lina gesch. Grau geb. Fickcl dal. — Fleischer Heinrich Eduard Fritzsche, Körncrplatz 7, mit Anna Emilie Bau- iiiann, Alexanders«. 6. — Handarbeiter Julius Hugo Adolph Dnscheck, Becg- str. 55, mit J)a Ziviencr das. — Geschirrsührer Franz Brchm, Kürzeste. 5, mit Franziska Wattosch das. — Schlosser Em.l Louis Hoppenz, Hcrmann- straße 9, mit Minna Clara Kertscher das. — Dachdecker Oswald Alfred Richter, Augnstnsbiirgerstr. 8, mit Theresia Anna Gutschick, Hainstr. 21. Angemcldct wurden in der Zeit vom 7. bis 13. Juli: Geboren: IM. Heinitz, Fabrikarbeiterin in Furth, ein Sohn (unehelich). A. Th. Müller, Strmnpswirker in Borna, ein Soh». G. E. Thalheim, Hand arbeiter in Draisdorf, ein Sohn. E. W. Emmrich, Fabrikarbeiterin in Furth, eine Tochter (nnehelich). F. H. Saupe, Anstreicher in Furth, ei» Sohn. Gestorben: F. A. Oertel, Zimmennan» in Borna, ei» Sohn, 2 Jahre alt. Th. Bauer, Fabrikarbeiterin in Furth, ein Sohn, 2 Monate alt. K. O. Imosch, Fabrikarbeiter in Furth, eine Tochter, 1 Monat alt. Eheschließungen: C. L. Martin, Handarbeiter, mit E. L. Pötzsch, Dicnstmagd, beide wohnhaft in Glösa. Kirchennachrichten. Hospital St. Georg: Donnerstag, den 19. Juli, früh halb 8 Uhr Bet stunde. Herr Diaconns Ebcling. St. Nicolaikirche: Freitag, den 20. Juli, Vormittag-S Uhr Wochen- Commttnion. Beichtrede: Herr ArchidiaconuS Weicker. Israelitische Gemeinde: Freitag, den 20. Juli, Abend- halb 8 Uhr, Sonnabend, den 21. Juli früh halb 9 Uhr Gottesdienst und Predigt. Für den redaktionellen Theil verantwortlich: Franz Götze in Chemnitz- Für nicht erbetene Zusendungen ist die Verlags-Expedition nicht verbindlich - Man verlange in den Apotheke« die verdefferten, Schweizerpillen von ^ U rairckt, erhältlich in Schachteln zn 60 Pfg. nnd 1 Mark.
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