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Q Vaud« S« Lo. in Leipzig, Frankfurt o M.; G. llohltii lieNelrdor-; Kugo Muchlerinttützschen» broda, Otto vittrich in netnendorf, kjugo in Leubnitz-Neuostra, tmil NoNau in Nadebeul, Nut. Grimm in Vrrrden-Wölfnitz, Friedrich leuchert in Losfebaud«, Otto ltunath in Lotto, Mar Zenrich in Losch witz Telephon: vrerden, Nr. 2916. Nr. 161. vresden, Freitag, den 14. Juli 1905. 67. Jahrgang. Da- -terrefte. Der Kaiser hat dem Graf-Negenten Leo pold zur Lippe-Biesterfeld anläßlich des Ablebens seiner Mutter, der Gräfin Karoline, ein überaus huld volles Beileidstelegramm zugesandt. Reichskanzler Fürst Bülow hat die geplante Rciie nach Norderney zu mehrwöchigem Aufenthalt an der Nordsee angetreten. Der bisherige Regent von Sachsen-Koburg- Gotha, Erbprinz Ernst zu Hohenlohe-Langenburg, hat am Mittwoch unter begeisterten Huldigungen des Volkes Koburg definitiv verlassen. Das deutsch-französische Abkommen über die Marokkokonferenz war gestern Gegenstand der Besprechung in der französischen Kammer. Die Truppen des Sultans von Marokko haben dem Prätendenten Buhamara eine empfindliche Niederlage beigebracht. Gegen die Wünsche Chinas für die Friedens konferenz hat Japan sich in höflicher Form aus gesprochen; die russische Antwort fehlt. Der Wetterwinkel Europas. Auf der Balkanhalbinsel, bekannt auch als Wetter winkel Europas, ist die Lage keineswegs hoffnungsvoll, denn allerhand Banden treiben schon wieder einmal ihr Unwesen, gefährden die Sicherheit und geben der Be völkerung dieses interessanten Gebietes Anregung, sich gegen die öffentliche Ordnung aufzulehnen. Namentlich find es bulgarische Elemente, welche bei diesen An griffen gegen Leben und Eigentum sich hervortun, ohne daß von Sofia aus jemals ernstlich der Versuch ge macht worden wäre, solche Gewalttaten zu verhindern. Letztere dienen ja dazu, dem Sultan Verlegenheiten zu bereiten, was den Zielen der Bulgaren, die auf völlige Unabhängigkeit von der Türkei mit gleichzeitiger „Ab rundung- des Gebietes des Fürstentums gerichtet sind, nur förderlich sein kann. In Sofia strebt man aber noch weiter. Fürst Ferdinand möchte aus einer König lichen Hoheit eine Majestät werden und sich die Königs krone aufs Haupt setzen. Diese Gelüste sind eine alt bekannte Sache, von ihnen ist schon so oft die Rede gewesen, daß die jetzt wieder verbreitete Meldung, die Proklamierung Bulgariens zum Königreich werde im Laufe des Monats August erfolgen, nicht weiter über raschend wirkt In dem genannten Monat hat nämlich vor 18 Jahren Fürst Ferdinand den bulgarischen Thron bestiegen, und soweit wir uns erinnern, war in allen früheren gleichartigen Meldungen ebenfalls dieser Monat als derjenige bezeichnet, in welchem Bulgarien die staatliche Rangerhöhung zu teil werden würde. Darum möchten wir hinter diese neueste Nachricht ein Frage zeichen setzen, denn ein derartiger Schritt würde den status quo auf der Balkanhalbinsel in so erheblicher Weise beeinflussen, daß dabei noch andere Leute mit dreinzureden hätten als die Bulgaren allein. Das jetzige Fürstentum Bulgarien ist eine Schöpfung der Berliner Vertragsmächte, die bekanntlich an ihrem Werke noch nicht viel Freude erlebt haben. Das Land steht unter der Oberhoheit des Padischah, überdies gehört die von Sofia aus verwaltete Provinz Ostrumelien noch immer direkt zum Gebiete der Türkei, der Fürst von Bulgarien ist nur Generalgouverneur jener Provinz. Die Schwierigkeiten, welche aus einer Erhebung des Fürstentums zum Königreiche sich ergeben würden, liegen auf der Hand; ein solcher Schritt dürfte nicht verglichen werden mit der Erhebung Serbiens und Rumäniens zum Königreiche, denn diese Staaten waren völlig selbständig, als sie die Rangerhöhung vornahmen, eS war eine häusliche Angelegenheit, die nur der for malen Anerkennung der Mächte bedurfte. Daß Bul garien als Königreich unter der Oberhoheit der Türkei bleiben, daß Ferdinand I. als Majestät den Sultan als Suzerän anerkennen sollte, wäre ausgeschlossen. Der jetzige staatliche Rechtszustand auf der Balkanhalbinsel kann aber nur geändert werden auf Grund eines Ueber- einkommenS der am Berliner Vertrage beteiligten Staaten, also namentlich nur unter Zustimmung der Türkei. Aber sowohl diese wie auch die übrigen Mächte werden schwerlich geneigt sein, im gegenwärtigen Augen blicke an dem Stande der Dinge zu rühren, durch eine Gewährung der bulgarischen Wünsche die Begehrlichkeit der anderen unter dem Szepter des Sultans stehenden christlichen Völker zu reizen und damit einen neuen Brand auf der Halbinsel anzufachen. Fürst Ferdinand und seine getreuen Untertanen müssen sich wohl oder übel weiter in Geduld üben, noch ist der Zeitpunkt nicht gekommen, wo ihren Bestrebungen die Aussicht des Erfolges winkt! Polittscbe Weltschau. Deutsches Reich. Der Kaiser traf gestern abend in der achten Stunde auf der „Hohenzollern" vor Geste an, wo der Monarch heute Donnerstag eine Begegnung mit dem König und dem Kronprinzen von Schweden hatte. Der Kaiser hat dem Graf-Regenten von Lippe anläßlich des Ablebens der Gräfin-Mutter ein in herz lichen Worten gehaltenes Beileidstelegramm zugesandt, welches erstmalig, im Gegensatz zu den bisherigen Kaisertelegrammen an den Regentenhof, die Anrede „Erlaucht" gebraucht. Die Kaiserin sowie die Prinzen Oskar und Joachim und die Prinzessin Viktoria Luise sind gestern an Bord der „Iduna" in Kiel eingetroffen und abends mittels Sonderzuges nach Cadinen weitergerefft. Fürst Karl Günther von Schwarzburg- Sondershausen feiert am nächsten Montag sein 25 jähriges Regierungsjubiläum. Er trat am 17. Juli 1880 die Regierung nach der Verzichtleistung seines Vaters an. Zum Regierungsjubiläum des Fürsten sind Zweimarkstücke mit dem Doppelbildnis des Fürsten paares geprägt worden. Es werden davon 63 000 Stück ausgegeben. In Anwesenheit des Reichskanzlers Fürsten Bülow ist gestern vormittag der Bundesratsaus schuß für die auswärtigen Angelegenheiten unter dem Vorsitze des bayerischen Staatsministers Frei herrn v. Podewils zusammengetreten. Vertreten waren außer Bayern, Sachsen durch den Staatsminister von Metzsch, Württemberg durch den Freiherrn von Soden und den Gesandten Freiherrn von Varnbüler, Baden durch den Minister Freiherrn Marschall von Bieberstein, Mecklenburg-Schwerin durch den Staats minister Grafen von Bassewitz-Levetzow und den Ge sandten von Oertzen. Der Sitzung wohnte ferner der Staatssekretär des Auswärtigen Freiherr von Richthofen bei. Der Reichskanzler nahm das Wort, um in längerer Ausführung dem Bundesratsausschusse ver trauliche Mitteilungen über die Vorgänge der Ver handlungen über den deutsch-französischen Notenwechsel wegen der vom Sultan von Marokko vorgeschlaqenen Konferenz zu machen. Im Anschluß daran gab der Reichskanzler einen Ueberblick über den gegenwärtigen Stand der marokkanischen Angelegenheit. Der Vor sitzende Staatsminister Freiherr von Podewils und Staatsminister von Metzsch sprachen hierauf im Namen des Ausschusses und den vertretenen Regierungen den wärmsten Dank für die vom Reichskanzler gemachten Mitteilungen sowie das volle Vertrauen aus^ das die verbündeten Regierungen in die nach den Intentionen des Kaisers vom Reichskanzler geleitete auswärtige Politik setzen. Der Bundesratsausschuß für die aus wärtigen Angelegenheiten, für dessen Bedeutung neben Bismarck vor allem der württembergische Staatsminister von Mittnacht sich eingesetzt hat, war zuletzt im Jahre 1900 versammelt. Damals wurden über die China expedition Aufschlüsse gegeben. Das Verfahren in der gestrigen Sitzung war summarisch, das Vertrauensvotum eine Selbstverständlichkeit, nichts als eine konventio nelle Form. Handelsvertragsverhandlungen mit Schweden werden für den kommenden Herbst an gekündigt. Als Entschädigung für die Ansiedler in Deutsch-Südwestafrika will die Regierung von dem Reichstag weitere zehn Millionen Mark verlangen. Bekanntlich hatte der Reichstag nur fünf Millionen Mark bewilligt. Ueber den Rückgang der sozialdemo kratischen Stimmen seit den Wahlen von 1903 bringt die „Freis. Zig." eine interessante Ausstellung. Die Zahl der 1903 abgegebenen sozialdemokratischen Stimmen betrug 3 010 771, also 903 366 mehr als vor fünf Jahren. Der „Vorwärts- kündigte eine „Weltenwende- an. Seitdem sind zwei Jahre ver flossen. 21 Ersatzwahlen haben stattqefunden. Bei 17 von diesen war die Sozialdemokratie beteiligt. Aber nur zwei von diesen 17 Ersatzwahlen ließen eine Zu nahme der sozialdemokratischen Stimmen um im ganzen 657 Stimmen erkennen: Dessau-Zerbst um 447 und Schwerin-Wismar um 210. Bei allen übrigen 15 Ersatzwahlen war ein Rückgang der sozialdemokratischen Stimmen zu verzeichnen, um im ganzen 23 855, gegen über den Hauptwahlen vom 16. Juni 1903. Die Zahl der sozialdemokratischen Stimmen nahm gegen 1903 ab bei den Ersatzwahlen in Mittweida von 19 270 auf 16 039, in Auerbach von 19 106 auf 15 772, in Osna- brün von 6371 auf 4930, in Eschwege von 6485 auf 5837, in Lüneburg von 5564 auf 3913, in Sayda- Marienberg von 13 616 auf 10 217, in Altenburg von 18 695 auf 17 427, in Frankfurt a. O. von 12 817 auf 11 407, in Straßburg-Land von 3097 auf 1479, in Schaumburg-Lippe von 2310 auf 2192, in Schwerin- Wismar von 8140 auf 6809, in Kalbe-Aschersleben von 20 261 auf 19 013, in Hof von 10 678 auf 10 329 und in Hameln-Linden von 10 198 aus 8712, in Donaueschingen von 2189 auf 1876. Die aktive Schlachtflotte unter dem Kommando des Großadmirals Köster hat gestern vormittag ihre bis zum 10. August dauernde Sommerübungsreise an getreten. Auf der Reise werden Friedrichshafen, Kopenhagen, Stockholm, Karlskrona und Danzig be rührt werden. Verstärkungstxansport für Südwestafrika. Am 29. Juli gehr von Hamburg ein Transport „2" nach Südwestaftika ab. Er umfaßt: a) Eine fünfte Etappen-Kompagnie, bestehend aus 6 Offizieren, einem Sanitäts-Offizier, 1 Oberveterinär, 171 Mann und 196 Pferden ; b) eine Verstärkung der vierten Fuhr park - Kolonnen - Abteilung, bestehend aus 2 Offizieren, 112 Mann und 114 Pferden. Außerdem werden bei diesem Transport als Ersatz und Ergänzung mitgehen: 7 Magazinbeamte, 5 Zahlmeister-Aspiranten, 1 Ober veterinär und 190 Pferde. Diese Verstärkungen sind vom General v. Trotha telegraphisch erbeten worden. Sie kaben sich als notwendig herausgeftellt, weil unsere Etappenstraße sich nach dem Süden immer mehr ver längert. Zu dem englischen Plane, in der Walfisch bai ein Kohlendepot zu errichten, wird der „Deutschen Tageszeitung" von militärischer Seite geschrieben: DaS Vorgehen der englischen Regierung, auf einmal in der Walfischbai eine Kohlenstatton für die englische Flotte zu errichten, kann auch zu einer sehr ernsten Vermutung Veranlassung geben. Von der sicheren Walfischbai aus kann jeder bessere Dampfer in 2 bis 3 Stunden die offene Reede von Swakopmund erreichen. Nun nehme man einmal den Fall einer kriegerischen Verwickelung zwischen England und Deutschland an. Liegt auch nur ein englisches Kriegsschiff in der Walfischbai permanent unter Dampf, so ist die ganze Küste unseres Schutzgebietes vollständig blockiert und die gesamte Kolonie mtt allem, was darin lebt, von jeglicher überseeischer Verbindung mit der Außenwelt abgeschlossen. Jegliche Zufuhr von Lebens mitteln -können dann die Engländer mit geradezu spielen der Leichtigkeit verhindern. Das heifit mit anderen Worten weiter nichts als das: Führen die Engländer ihr Vorhaben bis zur letzten Konsequenz durch, so geht unsere Schutztruppe in Deutsch-Südwest und die ge samte dortige weiße Bevölkerung dem — Hungertode entgegen, und gar nicht einmal' so langsam, sondern sicher und rasch. Es kann daher wohl mcht schaden, wenn einmal in der Oeffentlichkeit auch auf diese Mög lichkeit hinaewiesen wird. Italien. Das Ersuchen des Kardinals Perraud, anläßlich des französischen Nationalfestes, welches in diesem Jahre auf einen Freitag fällt, da- Fastenverbot aufzuheben, ist vom Vatikan rund weg adgelehnt worden. Frankreich. Die Deputiertenkammer hat in der Vormittagssitzung am Mittwoch die ersten 18 Artikel des Gesetzentwurfes, betr. die Zwangs- versicherung von Greisen und Siechen, an genommen. Der bereits von der Kammer angenommene Entwurf war vom Senat abgeändert worden. Der ehemalige französische Minister deS Auswärtigen, Herr Delcasss, hat jetzt mit einer Offen herzigkeit, die im Interesse der Aufklärung der Welt