Volltext Seite (XML)
Seite 7. — „Sächsische Dorfzeitung/ — 27. Juni 1905. bis der Herr Gemahl eine Depesche sandte, worauf sie nach Ausfertigung eines Begleitscheine- seinen Spuren folgen konnte. * Die Humberts im Elend. In beklagenswerten Verhältnissen leben zur Zeit die nächsten Anverwandten der „großen Therese", die einst vom Strome ihrer Milli onen bespült wurden. Gesichert erscheint nur die Existenz der greisen Schwiegermutter der Hochstaplerin: von ihrer JahreSpension, die 2000 Frank beträgt, könnte sie anständig leben, wenn sie nicht für die ganze völlig heruntergekom mene Familie zu sorgen hätte. Auf ihr, deren ältestem Mitglied, lastet nun die Pflicht de- Verdienens. Als Arbeiterin verkleidet, begspt sie sich spät abends in die Markthallen und „ramscht" die übriggebliebenen Waren, die sie dann mit keinem Nutzen weiter verlauft. So wird eS ihr möglich, von Zeit zu Zeit ihrer Enkelin eine Keine Unterstützung zukommen zu lassen, der einst von glänzenden Kavalieren umworbenen Eva, die sich nun in Hamm vom Stundengeben zu erhalten versucht. Noch trauriger ist es um Maria Daurignac bestellt, ThcresenS Schwester, die die Rolle der „ewigen Braut" Mr. Crawfords gespielt hat. Sie sitzt Nacht für Nacht in Tingel-Tangeln niedersten Ranges am Klavier und begleitet die ausge lassenen Lieder der Brettlsängerinnen. Damit verdient sie etwa sechzig Frank monatlich, zu wenig, um zu leben, zuviel, um zu sterben, wie sie dem Reporter eines Pariser Blattes bemerkte. Sie nahm ein Klavier auf Abzahlung, um zu üben, konnte aber die fälligen Raten ebensowenig bezahlen, wie die WohnungSmiete, die sie seit Monaten schuldet. Wenn sich also nicht eine der vielen gutgestellten Persönlichkeiten, die einst mit den Humberts in Verbindung waren, ihrer erbarmt, so wird sie demnächst ohne Klavier und ohne Obdach auf der Straße sitzen. Geradezu tragisch aber hat der Schicksalswechsel im Hause Humbert auf eine ältere Schwester Theresens eingewirkt. Diese wurde zwar auch in den Glanzzeiten der Hochstaplerin stiefmütterlich behandelt; heute aber ist sie so vollständig von allen Mitteln entblößt, daß sie vor Verzweiflung wahnsinnig wurde. In holperigen, unzusammenhängenden Versen, die ihren zerrütteten Geisteszustand spiegeln, bittet sie in einem Pariser Blatte edle Menschen um ein Almosen. * Zur Hälfte getauft. Das „Tschernomorsk Pober" bringt folgenden Brief aus der Staniza Werchne- Bakinskaja im Kubangebiet: „Ein Brief an den Herrn Redakteur. Auf der Staniza Werchne-BaKnskaja wurde dem Kosaken Schwitkow ein Kind geboren. Er fuhr dem Priester die übliche Fuhre Holz nicht hinaus. Der Priester wollte das Kind nicht tauftn. Doch der Gevatter drang darauf: man müsse taufen. Der Priester weigerte sich, dann begann er doch zu taufen, aber taufte nur die eine Hälfte Er sagte, er werde zu Ende taufen, wenn man ihm das Holz bringe. Ich war Gevatter. Ich lebe in der Staniza Bakinskaja. Ich bitte ergebenst, dieses zu drucken. Th. Klenin Die ganze Staniza wartet." * Ein genialer Dieb trieb bis vor kurzer Zeit in New Aork sein Unwesen. Wie er sein Handwerk aus übt, zeigt folgender Fall: Vor einem eleganten Laden der vornehmsten Gegend hält eine Equipage ; ihr entsteigt ein tadelloser Gentleman und begibt sich in das Geschäft. Während er sich Juwelen usw. vorlegen läßt und, ohne am Preise zu feilschen, einige Bestellungen macht, ver wickelt er den Chef in eine längere Unterhaltung. Der Herr entpuppt sich als ein vielbeschäftigter Arzt und „ent deckt" alsbald eine Krankheit an dem Geschäftsmanne. Dieser ist natürlich sehr erschrocken, aber der Pseudoarzt bietet ihm seine freundschaftliche Hilfe. Sofort fahren sie beide zusammen in die Privatwohnung de- Kaufmann-; dort findet eine gründliche Untersuchung statt, zu welcher der Pattent Rock und Weste auSziehen und sich mit dem Gesicht nach unten legen muß. Während der „Doktor" damit beschäftigt scheint, ein Pflaster auf den Rücken de- Leidenden zu kleben, hat er vollauf Zeit, dessen Taschen gründlich zu leeren. Dann ermahnt er ihn, eine Zeitlang recht still zu liegen, da er inzwischen Bandagen zurecht machen müsse, und benutzt diese Gelegenheit, mit dem Raube zu verschwinden. — Die Diebstähle gelangen eine Zeitlang ganz ausgezeichnet, bis man jetzt endlich den Gauner erwischt hat. Und der Mann äußerte vor dem Untersuchungsrichter zynisch: „Es ist geradezu komisch, mit welcher Leichtigkeit sich die reichen Geschäftsleute in New Kork hineinlegen lassen. Alle machte die Angst um ihr teures Leben zu willenlosen Werkzeugen meiner wohl- durchdachten Pläne." Der Briefträger kommt nun zu unser» Postabonnentpn, um den Abonnements betrag fürs 3. Quartal gegen Quittung zu erhebe«. ES empfiehlt sich, von dieser bequemen Einrichtung Gebrauch zu machen, weil sie Kosten nicht verursacht, dagegen das pünktliche Eintreffen der „Sächsischen Dorfzeitung" beim QuartalSwechsel gewährleistet. * Ein Millionär als Humgerkünstler. Austin Shaw, einer der reichsten Männer von Brooklyn, hat jüngst eine 45 tägige Fastenzeit beendigt und fühlt sich nach dieser Hungerkur wie neugeboren und von unterschiedlichen Krank heiten geheilt. Er hat sich für das große Fasten nach und nach vorbereitet, indem er sich in langen Enthaltsamkeits perioden das Esten langsam abgewöhnte. Ein medizinisches Buch, daß er gelesen hatte, gab ihm die erste Anregung zu den Fastversuchen. Nach hinreichenden Vorstudien stellte er am S. April das Esten und Trinken gänzlich ein und hat seinen Entschluß, 4b Tage lang von der Luft zu leben, glänzend durchgeführt. Das Resultat war, wie bemerk, vortrefflich. Der „ausgehungerte" Millionär, der früher ein Kanker Mann war, ist jetzt frisch und gesund; sein Auge ist hell und Kar, seine Gesichtsfarbe nicht mehr aschfahl und pergamentartig wie früher, sondern lieblich und schön, sein Schritt leicht und elastisch. Während der ganzen Fastenzeit betrug bei Shaw die Pulszahl in der Minute gegen 60 Schläge. An Körpergewicht hat der Faster bedeutend abgenommen: während er sich vor Beginn des Fastens eine- Gewichts von 23b Pfund rühmen konnte, wiegt er jetzt nur noch 17b Pfund. Shaw raucht nicht und trinkt keinen Tropfen Alkohol. Bon den erwachsenen Töchtern des Millionärs scheint eine, die jetzt 20 Jahre alt ist, dem Beispiel des Vaters folgen und sich gleichfalls für ein großes Fasten Kainieren zu wollen; sie ißt von Tag zu Tag weniger und kommt schon jetzt mit zwei bescheidenen Mahlzeiten pro Tag gut aus. * Erraten. Mann: „Nun, Laura, heute vormittag hast Du wieder tüchtig Beethovensche Sonaten gespielt." — Frau : „Woher weißt Du das?" —Mann: Das ganze Esten schmeckt danach." * Kindermund. Mama: „Junge, Du sollst nicht reden, wenn ich rede." — Der keine Karl: „Aber Mama, dann muß ich ja warten, bis Du zu Bett gegangen bist." Drodukteispreise. PrnbnktentzArfe zn Dresden, 26 Juni. Beizen per 1000 kJ nett», Weitzer, neuer 177—180 M , brauner 174—178 M., neuer russischer, rot 185-1S6«., russischer, weitz 188-1S5 M, amerikanischer «ansa- «, argentinischer 178—18k M. Roggen per 1000 k» netto sächsischer, 74 bi- 76 Ku M., iämch^r alter 72 di, 73 k- «V sächsischer neuer 74 bi, 76 Ku 147—14S, preußischer neuer 14S d,' IbL M., russischer 1Ü8-ISO M »erste per 1000 kz netto, sächsische 167-175 M, schlesische und Posener 165-180 M böhmische und mährische 1Ä-205 M., Futtergerste 131-142 Hafer per 1000 Ku netto, sächsischer, alter — M. neuer 152-155 M, russischer 14b-1öS M. Mai, per 1000 k- nett» Linquantine, alter M-, do. neuer 185—ISO M., Laplato gelber 136—138 M., amerikanischer mired 127—130 M, Lrbser per 1000 kz netto, Futterware 157—163 M., Gaatwar« di, M., Bahnen per 1000 Ku netto —,— M., Bicken per 1000 Ku 17b—185 M, Buchweizen per 1000 k« netto, inländischc 175 180 M., fremder 175-180 M. Oelsaaten Per 1000 kz netto. Winterrap, M., Leinsaat per 1000 Ku nett», feine 240-245 M , mittlere 230-240 M , Laplata 225—230 «. Bombay 23b -240 M Rüböl per 100 Ku netto mit Fatz. Raffinierte« 53-0 M. Rapskuchen per 100 kx, Dresdener Marken lauge 11-0 M., runde 11-0 M Leinkuchen Dresdener Marken, per 100 k« I. 17-0 M , ll. 16,00 M Malz per 100 k« netto ohne S uk M Weizenmehl per 100 Ku ohne Sack, exkl. der städtischen Abgabe Dresdener Marken Kaiserauszug 30^)0—30-0 M., «rietzlerauszug 28,50—29,00 M, Semmelmehl 27-0-28,00 M, «Lckermundmehl 26,00-26,50 «., »rtetzler- mundmehl IS,00 -1S-0M., Pohlmehl 15,50-16,00 M., Roggen- mehl per 100 Ku netto ohne Sack, Dresdener Marken erkl. der siädrischen Abgabe Rr. 0 23-0-24-0 M., Rr. 0/1 22-0 bi, 23,00 M., Rr. 1 21-0-22,00 M., Rr. 2 18,50-19-0 Rr. 3 16,00-17,00 M, Futtermehl 12-0—13,00 «. »eizenkei. per Iw Ku netto ohne Sack. Dresdener Marken, grob 11,w di, 11,20 M., fein 11-0-11,20 M., RoggenNei« per 100 kz netto ohne Sack. Dresdener Marken 11,80—12,00 M PkttU», am 24. Juni. Wetzen pro 50 Kilo 8 M 70 Ps bis SM- Pf. Roggen 7 M. 56 Pf. bi» 7 M. 80 Ps. «erste 8 M. 25 Pf. bis SM- Pf Hafer 7 «. 60 Pf. bis 7 M. 75 Pf. Erbsen 7 M. 85 Pf. bis 8 M. 15 Pf. Kartoffeln pro 60 Kilo 3 M. 80 Pf. bis 4 M. — Pf. Bauernbutter pro Kile 2 M. 50 Pf. bi» 2 M. 60 Pf. Etzemnty, 24. Juni. Weizen pro 50 Kilo: Fremde Sorten S M. 20 Ps. bi, S M. 80 Pf., sächsischer 8 «. Sb «. bi, 5 M. Ob Pf Roggen, niederländisch sächsischer, 7 M. 85 Pf. bis 7 M. Sb Pf, preußischer 7 M. 8b Pf. bi» 7M. Sb Pf., hiesige 7 M. 70 Pf. bi» 7 M- 85 Pf., fremder 8 M. Ob Ps. bis 8 «. 15 Pf. ««Werste, fremd«, — M. - Pf. bis — M - Pf., sächsische - — Pf. bi^-M. — Pf., Kuttergerste 6 M. 65 Pf bis 6 M. Sb Ps. Hafer, inländischer neuer, 0 M.00 Pf. bis 0 Bk. 00 Pf, alter 7 M. L Pf. bis 7 M. 60 Pf. Koche rbs« 8 « 50 Pf. bi« 9 M. 50 Pf., Mahl- und Futtererbsen 7 M. 75 Pf. bi, 8 M. 50 V. Kartoffeln 3 M. 60 Pf. bis 3 M. 75 Ps. Butter pro Kilo 2 M. 30 Pf bi» 2 M. 60 Pf. Leipzig, 24. Juni. Weizen pro 1000 Kilo in Mark: hiesiger 174—178, fremder 186—192. Roggen, hiesiger 154—158, Posener , Braugerste , Mahl» und Futterware 136—150. Hafer, hiesiger, 153—157, neuer , Mais amerikanischer, 131 —136, runder 137—140 Raps Rapskuchen pro 100 Kilo . RübSl, rohes 46.75. Theater,-repertoire. —(Ohne Gewähr der Innehaltung.) Königliches Opernhaus (Altstadt). Dienstag, den 27. Juni: Die Meistersinger von Nürnberg. (Ans. »/, 7 Uhr.) Mittwoch, den 28. Juni: Der König hat» gesagt. Königliches Schauspielhaus (Neustadt). Geschlossen. Restdeuztheater Dienstag, den 27 Juni: Ein Seitensprung. Mittwoch, den 28. Juni: Der Familientag. Eentrattheater Täglich Theater-Vorstellung. (Anfang Uhr.) Stelle von Freitag den 8V d. MtS. ab wieder einen großen Transport vorzüglicher Milchkühe in allen Größen und Farben zu billigsten Preisen bei mir zum Verkauf. s«. K. Kästner. Vefla^sbuckkancllunz Xl. öäeissner Oasse 4 . KI. öäeissner Oasse 4 OIL kine biicklicke Darstellung nebst erläuternäem le-t. ^äack I.—, bei ^bnslime von Partien billiger. Tafel, in plakattormat 48X50 cm in vielfarbiger litko- grapkiscker ^usfükrung geclruckt, eignet 8ick besonckers rum -taskanx an ökkentlicken plätren, vie nickt mincker als vnterri^its- mittel kür 8ckuien, rvorauk Oemeinäevervaltun^en unck anclere kekörcken insonckerkeit aufmerksam geknackt seien. venvenekflicken 6emein<ievei^altungen unck auck privaten empkeblen ivir als devoäkrte Anleitung rur Girltsamen Vertilgung äer gegenwärtig wieäer stark auttrvtencken Slutiaur clie in unberem Verlage erschienene, auf ^nrexunß Zes Küniglicben Ministeriums «les Innern kerrmsxexebene Takel: OriAÜiLl-'WilLtermLiscli- imä NsumLrksr Uückviöli-VsrkLuk. Am Montag den S. Juli und Dienstag den äl. Juli stellen wir einen großen Transport Original- Wilstermarscd- Kühe und -Kalben, sowie Neu märker Milchvieh, hochtragend und neumelkend, des gleichen schöne junge Bullen in Dresden - Skeustadt, Scheuneuhöfe, zu äußerst billigen Preisen zum Berkaus. Bestellungen werden gern entgegengenommen. Vaut Pinkus L Ho. aus Ueustaöt-Hhemnitz. Hausgrundstück in guter Lage Dresdens (nahe der Kasernen), mit Restauration und Stehbierhalle, voll vermietet, bloß mit einer langjährigen festen 4proz. Hypothek belastet, möchte ich wegen Todesfall verkaufen. Preis 74000 M. fest, Anzahlung 12—14000 M. Nehme außer bar eine gute Hypothek mit al-Anzahlung. Off. u. A.Hl. Exped. der Sächs.Dorfztg. erb. »kksa« küss« v«t»^chöft-n «Irr Nrt, w>er»«ii>«, »st« Nwgrr »»» »Ur w»dr» st»» »ft Ich« ; »M Ms Mfckici «w d«u»», »«ft«, »«ch« »»ck «ftE Mrrsttch »ft »«r »»tzr», »Eschr««» Ein Hausdiener baldigst gesucht. Oberer Gasthof, KestelSdorf. Familien * Nach richte«. Gebaren: Ein« Tochter: Herrn Or. Frttzsch-Vlachstein in Mühlhausen t. Th. Verlobt: Fräul. Martha Bucker in Dresden mit Herrn Rechtsanwalt vr. Hur. Kiesling in Bretz — Frl. Jenny Schloetzmann in Dresden mit Hern, Pastor lüo. l)r. Warmuth — Frl. Helen« Lehmann in Blasewitz mit Herrn Rein hold Krappe in Berlin — Frl. Mar,ho Berg, mann in Leipzig mit Herrn Gottlieb Hsrger das. — Frl. Emmy Hochschein in München mit Herrn Eugen Jungandrea« in Leipzig — Frl. Hedwig Morenz in Leipzig mit Herrn Adalbert Zollinger das Gestorben: Herr Marlin Richter in Dresden — Herr William Sonntag das. — Herr Earl Jul Stschke in Blasewttz (71 J.s — Fra» vertu. Wachtmeister Kaden geb. Wittwer in Dresden — Frau Margarethe Schulz ged Schäfer in Pot» schappel — Herr Franz Sach« in Dählen — Frau Sophie verw. Rechtsanwalt Müller geb. Kanzo» in Leipzig (71 I.).