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ZWische Vorfzeitung Vezugsbedtngungen: vk „v»rf^Uun--«rsch«int j«d«» woch«»ta, »achmtttag» S Uhr mit drm Datum ix, folg«n!xn la««. Via v*zu^-«dül,r ixtrLgt I« Mart aterttltLhrltch atxr bO pfg. für j«tx« Manat, vi« „v»rf)ettung- ist zu txztrhrn durch die kaiserlichen postanstalteu, die Lanbbrieftrdger und durch unsere Voten. Sei freier Lieferung ins Hau, erhebt die Post noch di« Sustellung^edühr oo» 4Ü pfg. relegramm-Kdr.: vorszeitung Dresden. Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustriertes Sonntags-Blatt" Amtsblatt für die Rgl. Rmtshauptinannschasten Vresden-Rltstadt und Dresden-Neustadt, für das Rgl. Amtsgericht Dresden, die Rgl. Forstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Dberlößnitz und Radebeul. Anzeigen-Preise: Di« einspaltig« 8eil« lli vfg^ unter „Lingesandt" 40 pfa tlnzeiarn-tinnahme -rsuigt bi, mittag, 12 Uhr. — Nnnahmektell«n lind: Unstr« <b«schäst»st«lst, kl «ine M«ifin«r Gais« Nr. 4, 2nvaUd«ndank, Haastnstein S- voastr, Nuü Masst, <b. Q Vaukx «e La. in Leipzig, Frankfurt a M ; ». stahl in st«sstl^>»rf; Hugo Müchl. r In stötzsch«n. broda, ivtto vtttrich in N«itz«ndori, Hugo LÄH in Leubnitz.Neuvsira, LmNNollau st«Itad.-deu! !iu - Grimm in Dr«^«n»lvSlfnitz, Friedrich il e tche, in Losstbaud«, steinh lvottke tn Moritzdnrg, Vtto stunath in Cotta. Mas Leurich in toschioi^. Telephon: Dresden, Nr. 2916. Dresden, Donnerstag, den 4. Mai 1905. Nr. 102. 67. Jahrgang. Maurer sei noch milde im Vergleiche zu den in Krieger vereinen alltäglich beliebten Maßnahmen. Aber tadelt nicht der Vorwärts die Kriegervereine, wenn sie ein Mitglied wegen seiner sozialdemokratischen Gesinnung ausschließen, auf das schärfste? Die Kriegervereine, die treu zu Kaiser und Reich stehen, können natürlich keine Sozialdemokraten, die doch eingestandenermaßen den Kaiser absetzen und die ganze Staats- und Gesell schaftsordnung über den Haufen werfen wollen, in ihrer Mitte dulden. Bei der Berliner Maurerorganisation aber handelt es sich nicht um den Ausschluß von Nicht sozialdemokraten, sondern um „Genossen", gemaßregelt aber werden sie doch. Das ist sozialdemokratische Freiheit! Da- Neueste. König Friedrich August traf gestern gegen Abend in Wien zum Besuch Kaiser Franz Josefs ein, der ihm einen herzlichen Empfang bereitete. Der deutsche Spezialgesandte Graf Tattenbach ist von Tanger nach Fez abgereist. Nach einer Depesche aus Madrid gilt die Ver lobung des Königs von Spanien mit der Prin zessin von Connaught für ausgemacht. Der norwegische Storthing nahm den Beschluß antrag der Budgetkommission an, der die Aufnahme einer neuen Staatsanleihe von 40 Millionen Kronen befürwortet. Die Legung des der französischen Regierung ge hörigen Kabels zwischen Tanger undCadix ist be endet. In den südchinesischen Gewässern, wo sich die russische Flotte aufhält, sollen schwere Stürme herrschen. Sozialdemokratische Freiheit. Die „zielbewußten" Maurer in Berlin haben wieder einmal ein schönes Stückchen geleistet. Die Dombau verwaltung hatte am 17. März für die beim Dombau tätig gewesenen Arbeiter ein Festessen veranstaltet. An diesem hatte sich auch eine Anzahl Mitglieder des Vereins zur Wahrung der Interessen der Maurer für Berlin und Umgegend beteiligt, der durchaus auf sozialdemo kratischem Boden steht. Das hatte eine große Entrüstung unter den „auf dem Boden des Klassenkampfes stehen den" Genossen hervoraerufen — die größte vermutlich bei denen, die sich nicht hatten beteiligen können — und mußte unbedingt gerächt werden. Bei dem Festmahle wurde nämlich auch ein Hoch auf den Kaiser usw. aus gebracht, und die „organisierten" Tafelgenossen hatten in das Hoch eingestimmt. Außerdem galt die Feier der Einweihung einer Kirche, und das dürfte für manchen der Entrüsteten noch anstößiger gewesen sein, als das Kaiserhoch. Wie kann sich ein zielbewußter Genosse an der Feier zur Eröffnung einer „Stätte des religiösen Aberglaubens und Dunkelmännertums" beteiligen! Ja, wenn ein neues Affenhaus im Zoologischen Garten „eingeweiht" worden wäre, aber eine Kirche —! Die Missetäter wurden also vor ein „Volksgericht" geladen. Eine Generalversammlung der Maurer wurde anberaumt, und die Uebeltäter hatten sich zu verant worten. Etliche waren erschienen, etliche zu Hause ge blieben. Der Vorstand der Organisation hatte beschlossen, die Verbrecher für ein Jahr von der Organisation auszuschließen. Der Beschluß wurde der Versammlung kundgetan, und die Mehrzahl begleitete ihn mit Bravo rufen. Den unentwegt Zielbewußten ging dieser Beschluß noch nicht weit genug; sie wollten kein Erbarmen haben mit Leuten, die „für ein warmes Abendbrot" ihre Ueber- reugung verkauften. Andere Genossen dachten milder; sie wollten keinen Ausschluß, sondern nur eine strenge Rüge verhängt wissen. Jetzt nahmen mehrere Festteu- nehmer das Wort; einer hatte den Mut, zu erklären, er sei mit voller Ueberzeugung zu dem Feste gegangen ; was er des Abends für seine Person täte, ginge die Organisation nichts an. Ein anderer kroch zu Kreuze; er habe sich bei seiner Teilnahme an dem „Theater" nichts gedacht. Der Redekampf wogte lange hin und her; endlich wurde dem Vorstandsantrage gemäß be schlossen, die Uebeltäter auf ein Jahr aus der Organi sation auszuschließen; eine starke Minderheit war für eine Rüge. Ein stärkerer Eingriff in die persönlichen Rechte, in die Selbstbestimmung und Freiheit der Arbeiter, als ihn diese Stellungnahme der „Partei der Freiheit" darstellt, ist nicht wohl denkbar. Selbst dem „Vorwärts", der so leicht nicht in Verlegenheit gerät, wird hier un behaglich zumute. DaS sozialdemokratische Blatt meint nämlich, „daß die Angelegenheit sich wohl hätte ver ständiger erledigen lassen". Hätten bürgerliche Organi sationen fick ähnlich benommen, so würde der „Vor wärts" siry ohne Zweifel einer kräftigeren Sprache bedient haben. Um seine Verlegenheit zu verbergen, dreht er rasch den Spieß um; das Verfahren der Politische Weltschau. DeutsckeS Reich. Die kaiserlichen Maje stäten sind auf der „Hohenzollern" gestern nachmittag 4 Uhr vor Venedig eingetroffen. Zahlreiche geschmückte Boote und Barken umgaben die „Hohenzollern", die Musik spielte die deutsche Hymne, das Publikum brach in laute Beifallskundgebungen aus. Der Kanal von St. Marco und die Riva degli Schiavoni boten einen von herrlichem Wetter begünstigten prächtigen Anblick dar. Nachdem die „Hohenzollern" Anker geworfen hatte, begaben sich der deutsche Konsul, der Sindaco, der Präfekt und andere Behörden an, Bord derselben, um die Majestäten zu begrüßen. Die deutsche Kolonie sowie viele Damen der italienischen Aristokratie über sandten der Kaiserin prachtvolle Blumensträuße. Ein Kaisertelegramm an die Norddeutschen Seekabelwerke. Anläßlich der Verlegung des Kabels Menado-Jap-Guam durch die Norddeutschen Seekabel werke hatte deren Vorstand und Aufsichtsrat ein Tele gramm an den Kaiser gerichtet, in dem sie die Fertig stellung des neuen Kabels mitteilten. Daraufhin sandte der Kaiser aus Bari das folgende vom 28. April datierte Antworttelegramm: „Besten Dank für freund liche Meldung über glückliche Kabellegung. Gratuliere zu diesem neuen Erfolge der deutschen Industrie. Wilhelm." Ueber die Feierlichkeiten zum Regierungs antritt des jungen Herzogs von Sachsen-Kaburg- Gotha, der bekanntlich am 19. Juli mündig wird, schreibt man aus Gotha: Wie in Kreisen, die dem hiesigen Hofe nahe stehen, bestimmt verlautet, werden sich an den am 19. Juli d. I. Hierselbst stattfindenden Feierlichkeiten gelegentlich des Regierungsantrittes und des Einzuges des Herzogs Karl Eduard verschiedene Fürstlichkeiten beteiligen. Außer den regierenden Fürsten aus dem Ernestinischen Hause wird Kaiser Wilhelm, König Friedrich August von Sachsen, der Fürst von Waloech sein Oheim des Herzogs mütterlicherseits) und König Eduard von England erwartet. Der deutsche Gesandte Graf Tattenbach hat mit dem Stabe gestern, Dienstag, morgens 10 Uhr, Tanger verlassen und seine Reise nach Fez angetreten, begleitet von der Militärmission, die am Montag dort angekommen ist. Fast alle Mitglieder des diplomatischen Korps versammelten sich auf der Gesandtschaft, um Abschied zu nehmen. Die „Nordd. Allg. Ztg." bemerkt ru der gestrigen Meldung über eine Reichserbschaftssteurr, daß die Reichsfinanzreform bisher nur in vorläufigen Grund zügen erörtert, und weder über die Reform im ganzen, noch über einzelne Steuerprojekte Beschlüsse gefaßt worden sind. Und die „Nordd. Allg. Ztg." muß es ja wissen. Die Neuregelung der handelspolitischen Beziehungen zwischen dem Deutschen Reiche einerseits und den Vereinigten Staaten von Amerika und Spanien andererseits sind Gegenstand der Be ratungen in der Plenarsitzung der Nettesten der Kauf mannschaft von Berlin gewesen. Es wurde beschlossen, eine Rundfrage an die Interessenten zu richten, um ihre Wünsche hinsichtlich der einzelnen Zollsätze sowie allgemeiner bei einem Handelsverträge zu lösender Fragen festzustellen. Ueber die Gewährung von Beihilfen an Kriegsteilnehmer nach dem Gesetze vom 22. Mai 1894 hat der Bundesrat AuSsührungsbestimmungen er lassen. Danach sind Pcrsonen des Unteroffizier- und Mannschaftsstandes des Feldheeres, der Ersatz- und Besatzungstruppen aller Waffen und der Marine im allgemeinen als Kriegsteilnehmer anzusehen, wenn sie in dem Feldzug 1870/71 oder in einem von deutschen Staaten vor 1870 geführten Kriege zu kriegerischen Zwecken die feindliche Grenze überschritten oder im eigenen bezw. verbündeten Lande qn kriegerischen Operattonen oder Kämpfen teilgenommen haben Als nicht ehrenvoll gilt die Teilnahme an einem Feldzüge nur dann, wenn ein Kriegsteilnehmer wegen einer im Kriege begangenen Straftat mit Ehrenstrafen belegt ist. Die Entscheidung darüber, ob ein Kriegsteilnehmer unterstützungsbedürftig ist, muß ohne Bindung an eine bestimmte Einkommens grenze unter gewissenhafter Prüfung der gesamten Um stände des einzelnen Falles getroffen werden. Als unterstützungsbedürftig kann nur derjenige angesehen werden, der durch die Unterstützung in seinen Verhält nissen tatsächlich eine Besserung erfährt. Die Einnahme der Post- und Telegraphen- Verwaltung während des Etatsjahres 1904 hat 487,4 Millionen Mark oder 22,5 Millionen Mark mehr als im Etatsjahre 1903 und die der ReichSeiien- bahnverwaltung 100,2 Millionen Mark oder 3L Mil lionen Mark mehr betragen. In den gewerblichen Kreisen, die auf die Aenderung und Fortbildung des Gesetzes gegen den unlautern Wettbewerb hinarbeiten, ist noch nicht genügend be kannt geworden, daß das Reichsgericht durch ein im Anfang dieses Jahres erlassenes Urteil die Tragweite seiner bekannten und viel kntisierten Entscheidung über die Frage des Nachschubs bei Ausverkäufen vom Jahre 1897 nicht unerheblich eingeschränkt hat. ' Allerdings geht das Reichsgericht auch jetzt noch nicht soweit, die Unvereinbarkeit jedes Warennachschubs mit einem Ausverkauf auszusprechen, aber es zieht dem Nachschub doch jetzt engere Grenzen als früher, indem es namentlich den Nachschub in Warengattungen, die beim Beginn des Ausverkaufs nicht vorAnden sind, sei es, daß der Lodeninhaber sie überhaupt nicht geführt hat, sei es, daß sie zu dem erwähnten Zeitpunkt schon verkauft waren, nicht mehr als statthaft erachtet. Mit Hilfe dieses neuen Urteils, das allerdings immer noch nicht soweit geht, wie beispielsweise die Rechtsprechung des Oberlandesgerichts in Köln, werden sich in manchen Fällen Verurteilungen erzielen lasten, in denen dasaus Grund der bisherigen Rechtsprechung kaum möglich wäre. Wenn auch hierdurch das Bedürfnis nach einer Aenderung des Wettbewerbsgesetzes nicht beseitigt wird, so ist doch ein Mittel gegeben, gegen den Uebelstand, der sich bisher am meisten fühlbar gemacht hat, kräftig vorzugehen, und manche Klage über die Mangelhaftigkeit des Gesetzes wird bei Anwendung dieser reichSgerichtlichen Auslegung hinfällig werden. Das Sparkassenwesen in Deutschland und im Auslande. Im Jahre 1903 zählten Europa und Amerika zusammen 67 Millionen Sparkassenbücher mit einem Kapital von 31 Milliarden Mark. England hatte in demselben Jahre 11 Millionen Sparbücher mit 4 Milliarden Einlagen, Frankreich 11 Millionen Bücher mit 3^/, Milliarden Einlagen, Deutschland 15 Millionen Bücher mit rund 9 Milliarden Mark. Letztere verteilen sich im wesentlichen wie folgt: Preußen 8,670,709 Bücher mit 5,741.000,000 M. Bayern 810,282 „ „ 319,743,000 „ " ' , 925,295,000 „ 491,134 „ „ 239,000,000 „ 436,851 „ „ 419,000,000 „ 333,219 „ „ 117,000,000 „ 269,515 „ „ 178,OVO,Ol« „ 171,164 . „ 94,000,000 . Königreich Sachsen 2,337,481 Württemberg Baden Elsaß-Lothringen HaUäuyg Bremen Was den Prozentsatz der Bücher anbetrifft, so hatten im Jahre 1900 auf je 100 Einwohner: Dänemark 48 Bücher, Schweden 35, Norwegen 31, Frankreich 28, Belgien 27, Preußen 25, Baden 23, Württemberg 22, Oesterreich 18, Italien 18, Elsaß-Lothringen 17, Bayern 13, Rußland 3. Das Opfer einer neuen Mordtat in Kamerun ist der älteste Sohn des Oberzollinspektors Hinrichsen in Tilsit, Karl Hinrichsen, geworden. Genaue Nach richten liegen zurzeit noch nicht vor. Oesterreich-Ungarn. Die LandeSvertei- digungskommisfion hat das Mannlichergewehr der Waffenfabrik zu Steyr und die Mannlicher patrone der Hirtenberger Fabrik für die Armee - bewaffnung endgültig angenommen. Der Beschluß wurde nach Prüfung der Proben der Steyrer und Hirten berger Fabrikate gefaßt; diese erwiesen sich den Mauserschen