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Zachsische Vorszeitung Bezugsbedingungen: Mk«1ch«ku jed«« w»ch««t«, » Uhr mft »«« »awM i>« »ol^Ub« Vt« vq»g»-«bahr brtrLgt Maki oder S0 pfg. für j««*« Monat, vt« SM^tung' »ft V drztrhr« Surch dir Uft^rNch«, »»« LanddrirftrLg« «»d i»rch P^n vo«« v«t fr«I«r rtef«nmg tn,y«u«h«d« »N poft noch «« »uft«llw>,»g«Ichhr von « LütGramm-Kdr.: vorszeitung vrerde«. Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustriertes Sonntags-Blatt" Amtsblatt für die Ngl.Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Ngl. Amtsgericht Dresden, die Rgl. Forstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Gberlößnitz und Radebeul Anzeigen-Preise: Lelephon: Dresden. Nr. 3916. Ur. 54. Dresden, Sonntag, den 5. März 1905. 67. Jahrgang. Das Neueste. Der „Reichsanzeiger" meldet die Verleihung des KroßkreuzeS des Roten Bldlerorden» an den sächsischen Staat-Minister v. Metz sch. Die Reichstagskommission für Entlastung des Reichsgerichts genehmigte einstimmig die Er höhung der RevisionSsumme auf 2000 bezw. 3000 Dk. Der dritte Nachtragsetat für Südwestafrika ftrdert 55 Millionen Mark, ein vierter folgt Ende März. England beansprucht für die Opfer deS Zwischen fall» bei der Doggerbank in einer der russischen Re gierung überreichten Note einen Schadenersatz von 1,300,000 M. Der Zar gibt in einem Manifest feine Absicht kund, von der Bevölkerung gewühlte Männer zur Teilnahme an den gesetzgeberischen Arbeiten heran- zuziehen. Die Japaner haben auf ihrem linken Plügel nach blutigen Bajonettkämpfen neue russische Posi tionen erstürmt. Japans bisherige Ausgaben für den Krieg werden auf etwa drei Milliarden berechnet. Neuere Forschungen «nd Erfahrungen auf dem Gebiete der Tierseuchen Be- kämpfung. (Nachdruck verboten.) Ueber dieses, den Landmann bezw. den Tierhalter in hohem Grade interessierende Thema sprach am gestrigen Freitag nachmittag in den „Drei Raben" in einer gutbesuchten Versammlung der Ökonomischen Gesellschaft im Königreich Sachsen Herr Prof. vr. Joest- Dresden, der dabei ein hohes Interesse und eine außer ordentliche Sachkenntnis der einschlagenden Materie be kundete. Er legte eingangs seiner Ausführungen dar, daß man in den Kreisen der Wissenschaft schon lange aufs lebhafteste gegen die Tierseuchen angekämpft hätte, daß aber erst das Zeitalter der Bakteriologie die Möglichkeit gegeben habe, gegen jene schlimmen Feinde der Tierhaltung vorzugehen. Tas Hauptmoment der wirksamen Bekämpfung der erwähnten Seuchen liege in der Vorbeugung derselben. Hier den Hebel einzufetzen, sei in allen Dingen von nölen, zumal bei einigen Krankheiten nur eine Behandlung durch allgemeine hygienische Maßnahmen möglich wäre. Auf die verschiedenerlei Krankheiten der Tiere dann übergehend, besprach der Herr Redner in eingehender und erschöpfender Weise die Rindertuberkulose, die Schweineseuche, das seuchenhaste Kälbersterben und daS seuchenhafte Verkalben. Gegen das letztere empfahl der Redner eine gründ liche Desinfektion der betroffenen Tiere, deS Stand ortes derselben, sowie der totgeborenen Kälber. Was die Tuberkulose beim Rindvieh anlange, so sei auf die diagnostischen Versuche mit Tuberkulin hin- zmveisen, das vielfach zur Anwendung komme. Das selbe erfordere jedoch Vorsicht beim Gebrauche, da eS einerseits zu zarte und andererseits zu heftige Reagenz im Gefolge hätte. Vor allen Dingen sei bei dieser Krankheit zwischen gefährlicher und ungefährlicher Tuberkulose zu unterscheiden. Die Zahl der gefährlich an Tuberkulose erkrankten Tiere, die also mit der sogenannten offenen Tuberkulose behaftet seien, betrage bis 3 Prozent der Gesamterkrankungen. Bei der Behandlung solcherart kranker Tiere komme zunächst das Ostertagsche Verfahren in Betracht, daS eine AuS- slallung der gefährlich tuberkulösen Tiere, sowie die tuberkulösfreie Aufzucht der Kälber bezwecke. Aber auch das Behringsche Immunisierung-verfahren werde viel fach angewandt. Inwieweit dem einen oder dem anderen dieser beiden Verfahren der Vorzug bei ihrer praktischen Anwendung zu geben sei, das sei noch sozusagen eine offene Frage; jedenfalls verspreche die Vereinigung der beiden genannten Mittel zukünftig den besten Erfolg. Tie Schweineseuche sei eine akut und auch chronisch austrrtende Krankheit, bereu wissenschaftlicher Charakter gestellten Maßnahmen zu nehmen, die in erster Linie auf eine infektionsfreie Geburt, sowie auf eine Ver hütung der Infektion nach der Geburt abzielten. Aller dings habe man auf diesem Gebiete schon gute Er fahrungen mit dem Serum gemacht, das hoffentlich bald auch der Allgemeinheit mehr zugänglich gemacht werden wird. Damit schloß der mit lebhaftem Beifall auf genommene hochinteressante Vortrag, an den sich noch ein längerer ergebnisreicher Meinungsaustausch knüpfte. Nach 6 Uhr erfolgte der Schluß der Versammlung. neuerdings vielfach umstritten werde. Die Krankheit bestehe in einer infektiösen Erkrankung und teilweisen Zerstörung der inneren Organe. Die Schutzimpfung, überhaupt auch die Behandlung mit Serum verspreche nur dann Erfolg, wenn die Krankheit sich noch in den Anfangsstadien befinde, denn die einmal zerstörten Organe könnte auch die Wissenschaft nicht wieder er setzen. Immerhin sei man dabei, ein Serum zu er zeugen, das wenigstens bei den verschiedenartigsten Schweineseuchen sich als Heilmittel bewähren würde; ein Allheilmittel aber, das allseitig und in jedem Falle von Erfolg sei, wäre ausgeschloffen. Indessen stehe doch zu hoffen, daß es gelingen werde, bald auch gegen die Misch-Infektion durch die Schweinepest ein wirk sames Serum herzustellen. Was das seuchenhafte Kälbersterben betreffe, so fasse man gewöhnlich unter diesem Begriff eine Reihe von Krankheiten zusammen, unter denen auch die als Kälberruhr, Kälbrrlähme und seuchenhafte Lungen entzündung auftretenden Krankheiten figurieren. Einen besonderen Bazillus habe nach den Ergebnissen wissen schaftlicher Forschungen keine dieser genannten Krank heiten; sie können vielmehr durch verschiedene Bazillen erregt werden. Mit Medikamenten sei hierbei so gut wie nichts auszurichten, weil diese weniger auf das Blut, als vielmehr auf den Darm eimmrkten. Be- sonders sei davor zu warnen, daß man teure Geheim mittel bei solchen Krankheiten zur Anwendung bringe. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Der Kaiser wohnte gestern vormittag Osfiziersbesichtigungen bei den Berliner Kavallerie-Regimentern bei. Se. Majestät begab sich im Automobil zuerst zum zweiten Garde-Ulanen-Regi- ment, dann zum zweiten Garde-Dragoner-Regiment, -um Garde-Kürassier-Regiment und züm ersten Garde- Dragoner-Regiment und nahm beim Offizierkorps des letzteren Regiments das Frühstück ein. Der Großherzog von Oldenburg traf in Stettin ein und begab sich nach der Werft des Vulkan, wo seine Lustjacht Lensahn einer Kesselreparatur unter zogen wurde. Der Großherzog übernimmt die Jacht, um dieselbe nach erfolgter Probefahrt nach der Weser zu überführen. Erleichterungen des Handelsverkehrs. Die „Nordd Allg. Ztg." weist darauf hin, daß die neuen Handelsverträge eine Reihe zolltechnischer und anderer Bestimmungen enthalten, welche den zum Teil lebhaften Klagen der Interessenten abhelfen und mannigfache Er leichterungen für den geschäftlichen Verkehr mit den be treffenden Ländern mit sich bringen. Die „Norddeutsche" beginnt die Artikelreihe mit einer Uebersicht über die wichtigeren derartigen Bestimmungen. Üeber die neuen Steuerpläne des Reichs schatzsekretärs wird gemeldet.- „In Reichstagskreisen verlautet, daß zu den neuen Steuervorlagen, die der Reichsschatzsekretär Frhr. v Stengel Freitag in der Budgetkommission angekündigt hat, eine Reichserbschafts steuer gehört. Wahrscheinlich ist auch, abgesehen von dem jetzt schon geplanten, nur die norddeutsche Brau steuergemeinschaft betreffenden Biersteuergesetz, das eine anderweitige Staffelung vorsieht, ein neues Biersteuer gesetz für daS ganze Reich in Aussicht genommen, falls die Mehrheit des Bundesrats der Einbringung eines solchen Gesetzes zustimmt. Die Tabaksteuer dagegen soll vorläufig nicht in Frage kommen." — Ferner ver lautet, daß sich daS Reichsschatzamt da- preußische Erbschaftssteuergesetz von 1891 zum Muster genommen hat, doch mit der Erweiterung, daß auch Eltern, Kinder und Ehegatten 2 Prozent der Erbschaft steuern sollen. Im übrigen sollen die festen preußischen Sätze bestehen bleiben. Die Kommission des Reichstags zur Borbe ratung der Zivilprozeß Novelle nahm gestern unter Ablehnung mehrerer aus der Kommission gestellter An träge den der Regierungsvorlage mit l l gegen 10 Stim men an Artikel 2 wurde ohne Besprechung einstimmig angenommen, desgleichen nach kurzer Besprechung der Artikel 3 und der Rest des Gesetzes. Die Reichstags-Kommission für den Tole ranzantrag hielt am Donnerstag unter Vorsitz des Abg. Spahn ihre erste Sitzung ab. Auf allen Seiten herrschte — so berichtet die „Köln. VolkSztg." — Ein verständnis, daß eine nochmalige Beratung der schon im früheren Reichstag angenommenen Paraarchrhen 1 bis 8 mit Rücksicht auf die neueingetretenen Mitglieder sich nicht umgehen lasse, diese Besprechung jedoch mög lichst abgekürzt werden solle, um Zeit zu gewinnen für eine gründliche Behandlung des noch nicht durchberatenen zweiten Teils. Der Deutsche Evangelische Kirchenausschuß trat am 28. v. M. in Berlin zu einer Sitzung zu sammen, welche vornehmlich der Vorbereitung der für die nächste Deutsche Evangelische Kirchenkonferenz in Eisenach in Aussicht genommenen Beratüngsgegenstände gewidmet war. Im übrigen ist hervorzuhcben, daß dem Kirchenausschuß eine große Zahl von Zustimmungs- . . . - und Dankerklärungen zu den letzthin ausgegebenen beiden Es empfehle sich vielmehr in diesem Falle, seine Zu- Denkschriften, betreffend den sogenannten Toleranzantrag stuslst von dem Holländer Bulß zusammen- bezw. die kirchliche Fürsorge für die evangelische Diaspora im Auslande, aus den verschiedensten Teilen des Reicks zugegangen sind, nach welchen ein steigendes Interesse des evangelischen Deutschlands an der Arbeit des Kirchenausschuffes unverkennbar ist. Frankreick. Deputiertenkammer. In der gestrigen Nachmittagssitzung wird die Beratung über bas HeereSbudget wieder ausgenommen. Ein Ab geordneter stellt den Antrag, den Kriegsminister zu ersuchen, ein Radfahrerbataillon auszustellen. Ein Regierungsvertreter antwortet, daß fünf Kompagnien Radfahrer beständen, die nach zweijährigen Versuchen, die dargetan hätten, daß die Kampsabteilungen der Radfahrer nur vor den Truppen und einzeln verwandt werden dürften, errichtet worden seien. Diese fünf Kompagnien konnten in den letzten Manövern nicht als Bataillon verwandt werden. Der Redner stell: zum Schluß fest, daß die Radfahrer in Deutschland, in Italien und in Belgien in Kompagnien und nicht in Bataillonen organisiert seien. Kriegsminister Berteaux erklärt sich bereit, in den nächsten großen Manövern einen neuen Versuch machen zu lasten. Der Antrag wird hierauf genehmigt. Rußland. Unmittelbar nach der Veröffentlichung des autokratischen Zarenmanifestes folgt nun mehr eine Meldung der Petersburger Telegraphen- Agentur, welche das gestern Verweigerte heute zu be willigen vorgibt. Diese Meldung lautet: Am Sonn abend wird ein kaiserliches Reskript über die Teilnahme der Bevölkerung an der Gesetzgebung veröffentlicht werden. Inwiefern dieses Reskript, das also 44 Jahre nach der Tat des „Zar-Befreiers" erscheinen wird, den Semski- Sobor verwirklicht oder nicht, kann erst die vollzogene Bekanntmachung lehren. — Aus revolutionären Kreisen Rußlands liegt in Paris die Meldung vor, daß die Führer des geplanten Aufstandes über eine Anzahl aus erlesener Bombenschleuderer verfügen. Alle geheimen Waffenlager seien intakt. Man sei auf dem besten Wege, Petersburg vollkommen zu isolieren, da daS Bahn- und Telegrapbenpersonal für den Ausstand ge wonnen sei. Die Führer seien in genauster Kenntnis des offiziellen Verteidigungsplanes von Petersburg und hätten danach ihre Vorbereitungen getroffen. In die Aemter und Kasernen würden aufreizende Schriften uud Lieder geschmuggelt, darunter eines mit parodiertem Refrain der Kaiserhymne: „Gott begrabe den Zaren". Sämtliche Mitglieder des Petersburger diplomatischen Korps erhielten anonyme Aufforderungen, Sonntag nicht auf der Straße zu erscheinen, da die Revolutionsparte! größere Unternehmungen plant und die fremden Diplo maten schonen will. — In Warschau sind zahlreiche Verhaftungen vorgenommen worden, u. a. wurden Re dakteure mehrerer Zeitungen verhaftet. (^rialand. England beansprucht für die Opfer des Zwischenfalls vei der Dogger-Bank in einer