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im» ». «ed»ttt»» Drr-den.«euft»»t L. Meißner Gasse 4. Dir Zeit«! erscheint Dienftag, Gssnerftag mrd Gvnnabe«» früh. UH»u»e»e»1-- Pret«: dterteljLhrl.Mk.1^0. 8« beziehen durch die kaiserlichen Post« imstalten und durch unsere Voten. Bei freier Lieferung ins Haus erhebt die Gast nach eme De» dnhr von Lü Psg. Sächsische AocheilMK Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Anserat» »erden bi» Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dielspalt Zeile 15Pfg. Unter Eingesandt: SO Psg. Inserate«» Auuahmestevenr Die Arnoldisch« Buchhandlung Jnvalidendank, Haasenstein LBogler, Rudolf Moste, N L. Daube « Ta. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. f. w. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Äerr«a«« Müler in Dresden 47. Jahrgang Donnerstag, den 19. Wovember 1885 wegen alS Ketzer betrachtete; vielmehr hat er den ernst lichen Willen ausgesprochen, die Uuterlhanen ohne Rück sicht auf ihre Konfession in allen ihren Rechten auf daS Energischste zu schützen. Andererseits werden jedoch die principirllen Gegner Deutschlands unter dem Regimente des neuen Statthalters auf keine Schonung zu rechnen haben; im Gegentheile, gegen derartige Elemente beab sichtigt man in rücksichtslosester Weise vorzugehen, un bekümmert um den Mißmuth, der dadurch etwa in Paris erregt werden könnte. Bei allen seinen Maaßregeln wird sich Fürst Hohenlohe nicht von Parteirücksichten oder anderen kleinlichen Erwägungen, sondern einzig und allein vrn dem Principe leiten lassen, daß zuerst daS nationale Interesse in Betracht zu ziehen ist. Diese- Programm läßt nichts zu wünschen übrig; freilich steht eS bislang nur auf dem Papiere und zu seiner praktischen Durch führung wird es großer Energie und Zähigkeit bedürfen. ES ist jedoch zu hoffen, daß die mit Entschlossenheit gepaarte Milde, namentlich aber das in schwierigen Verhältnissen geschulte Taktgefühl deS Fürsten Hohenlohe sich auch bei dieser Gelegenheit bewähren wird. — Am Montag Mittag traf der Statthalter in Metz ein, wo er auf dem Bahnhöfe von den Spitzen der Behörden empfangen, fcwie von einer zahlreichen Volksmenge be grüßt wurde. Um 3 Uhr fand der csficielle Empfang der geistlichen und weltlichen Behörden statt. Der Plan unserer ReickSregierung, «ine unmittelbare Verbindung zwischen der Nord- und Ostsee durch Anlegung eines Kanales herzustellen, hat die Aufmerksamkeit Eng land- in nicht geringem Grade rrregt. In einem ausführlichen Artikel erörtert die „TimeS" dieses Projekt und kommt zu dem Ergebnisse, daß der Nord-Ostsee-Kanal den deutschen HandelSinttressen sehr erheblich zu Gute kommen werde, wenngleich die Wasserstraße während deö Drittels eine- jeden Jahres wohl durch EiS gesperrt sein dürfte. Gleichzeitig spricht daS Cityblatt die Hoffnung auS, daß auch für den englischen Handel Vortheile sich aus diesem Kanale, in ähnlicher Art wie aus dem Suezkanale, ergeben würden. Ein wenig sauersüß klingen diese Worte allerdings. Allein eS ist eine alte Sache, daß England sich stets mit Würde in unabänderlich gewor dene Thatsachen zu finden weiß. In Abgcordnetenkreisen erregt es große Verwunde rung, daß die auf nächsten Donnerstag anberaumte Er öffnung deS Reichstage- nicht, wie sonst üblich, im Weißen Saale deS königlichen Schlosses, sondern im SitzungSsaale deS Reichstages stattfinden soll. ES ist dies die erste ordentliche Session deS Reichstages, welche in so wenig feierlicher Weise eröffnet wird. Mochte nun der Kaiser selbst oder der Reichskanzler oder ein Stellvertreter deS letzteren die Thronrede verlesen, die Eröffnung deS Reichstages fand bislang immer im Politische Weltschau. Deutschs Reich. Der Eindruck, den die kriegerische Initiative Serbiens auf daS politische Urtheil Europas gemacht hat — so wird von hock- officiöser Seite aus Berlin geschrieben — bemißt sich selbstverständlich nach ganz anderen Gesichtspunkten, alS welche in den Hauptquartieren der beiden feind lichen Heerlager zur Zeit maaßgebend sind. Wenn Europa e- schon beim Eintreffen der ersten Kunde von der ostrumelischen Schilderhebung als seine vornehmste Aufgabe erkannte, dem Geschehenen jedwede den Berliner DertragSzustand gefährdende Tragweite zu benehmen, so erwächst dem Areopag der Mächte aus dem bewaff neten Konflikte, in welchen Serbien und Bulgarien ge- rathen sind, die erneute Pflicht, seinem auf die Wahrung deS BölkerfriedenS gerichteten Willen allseitige Geltung zu verschaffen. DaS Programm der Konstantinopeler Botschasterkonfcrenz, dessen Inhalt und Endziel durch die Friedensliebe der Mächte hinreichend definirt sind, er scheint deshalb infolge d,S serbisch-bulgarischen Zusammen stoßes auch keineswegs so sehr gefährdet, wie pessimistische Gemüther besorgen. Natürlich werden die am Goldenen Horn versammelten Diplomaten den eingetretenen Kriegs fall nicht völlig ignoriren können, schon deshalb nicht, weil sowohl serbische als bulgarische Jntriguen im Gange , sind, um die Pforte für daS Interesse eines jeden dieser j beiden Völker zu gewinnen, dann aber auch, weil die verschiedenen Kabinette, nach deren Instruktionen die Kon ferenz-Verhandlungen geführt werden, nicht gezögert haben, alsbald zu dem KriegSabenteuer der beiden konkurrirenten Balkanstaaten Stellung zu nehmen und zwar in dem Sinne, daß von Berlin, Wien und St. Petersburg auS daS einmüthige Zusammenhalten der Kaisermächte proklamirt worden »st, indeß Lord Salisbury verkünden läßt, daß England Alles thvn werde, was in seinen Kräften steht, die Integrität deS ottomanischen Besitzstandes zu wahren. Es gehört kein übergroßer Scharfsinn dazu, um hieraus den Schluß zu ziehen, daß die Mächte nicht gewillt sind, ihre Politik im Oriente dem kriegerischen Drange einiger kleinen Völkerschaften unterzuordnen, daß sie viel mehr Alles aufbieten werden, der Wirren auf der Balkanhalbinsel, auch trotz deS AuSbruches deS serbisch bulgarischen Kriege-, Herr zu bleiben. Der neu ernannte Statthalter von Elsaß. Loth ringen, Fürst Hohenlohe, wird, wie man von wohl unterrichteter Seite erfährt, in erster Linie bestrebt sein, sich daS Vertrauen der Bevölkerung der ReickSlande zu erwerben und da- durch Waffengewalt eroberte Ge- biet auch in moralischer Beziehung für da- deutsche j Reich zu gewinnen. Fürst Hohenlohe ist Katholik, ! ohne daß er deshalb jedoch die Lutheraner ihres Glaubens findet und daß vielmehr ein Stillstand, wenn nicht gar ein Rückgang in diesem Etats-Posten eintreten wird. ES bilden bekanntlich die Börsen-Depeschen und ganz besonders die biS vor Kurzem an der Börse fast aus schließlich aufgegebenen beschleunigten Depeschen, welche die dreifache Tare zahlen, einen wesentlichen Theil der Einnahmen der Telegraphen-Verwaltung. Die Anzahl dieser Depeschen ist nun jedoch seit dem Inkrafttreten d,S neuen Börsensteuer-GesetzeS auf ein Minimum zurück- Welche Gründe dle Regrerung bewogen Schlosse statt. L ^rn alten Gebrauche abzuweichen, haben, diesmal ^^an nimmt an, daß die Wieder- »st nickt "sicht ch- R^chslagspräsidiumS durch Akkla- wahl des biSh g * diesbezügliche Antrag dürfte, " auch d«Sm°I mm Abg. Wmtchorst wi-k-r für U, Ein- Asi. „„„n volles und zwar ist eS diesmal di?»" o-'Ä-d. blu.m soll, «uf «m.g°ng d,s S»-f- >«<t>I,r D«,m.S t-r Pr°->nMpr-uß-° «-'»Im °„g<M>-k- tition zur Unterschrift, 'n wclchtr ländische Eckmutzwolle mit 30 g"rasch^ Wolle gar mit 90 Mark pro ^ntnrr besteuern, deruna zaghaft sind, denn em Zoll von ungefähr 2o b»S 30 Procent deS WertheS auf ein nothwcndigeS Roh produkt wie Wolle ist sicherlich kein unbedeutender. Ebenso wie betreffs deS G^.rd.S befinde sich Deutsch land auch bezüglich der Wolle m der Unmöglichkeit, den Bedarf durch eigene Produktion zu befried,gen. Bei allem Respekt vor der Macht des agrarischen Em- fluffeS glauben wir vorläufig aber dock, daß die deutsche Jnduflne, welche jährlich gegen 600,000 Ctr. an wollenen Garnen und Geweben erportirt, gegen den »hr durch den ^oll auf rohe Woll« droh«nd,n schweren Schaden energischen und erfolgreichen Einspruch erheben wird. Bei der Feststellung der einzelnen Positionen ,m ReickshauShaltSetat für das Rechnungsjahr 1886/87 ist dem Reichstage ganz besondere Vorsicht in Bezug auf das Budget für Post- und Telegraphie zu empfehlen, damit nicht etwa die thatsächlickrn Einnahmen schließ lich hinter dem Voranschlag« zurückbltiben. ES sind be kanntlich seit Jahren bei diesem Etat, Dank d«r guten Verwaltung und der Anwendung deS Grundsatzes, daß jede Verkehrs-Erleickttrung und jede Preisermäßigung eine sehr große Verkehrssteigerung mit sich bringt, be deutende, von Jahr zu Jahr steigende Ueberschüsse erzielt morden und es ist anzunehmrn, daß auch sür den nächsten Etat eine solche Steigerung seitens der Regie rung in Anschlag gebracht wird. Wir fürchten jedoch, daß man sich in dieser Beziehung im Jrrthume be Feuilleton. Waldelse. Eine Dorfgeschichte »»n Laura Karn. (4. Fortsetzung.) „Mit Nichten, Gevatter", antwortete der Müller, den leisen Spott der Rede überhörend. „Die Trennung von dem Jungen da öffnet mir erst recht die Augen, ich sehe, wie die jungen kräftigen Zweige loSlassen und daß der alte Stamm sich enger an Seinesgleichen an- schließen muß, will er nicht zur Abendzeit einsam u«d verlassen dastehen." Die Männer waren näher getreten und Alle hatten sich, als wäre nie TrübeS zwischen ihnen vorgefallen, die Hände gereicht. Der Lindenmüller zog auS der Tasche seine- langen RockeS ein kurze- Pfeifchen und ließ «S sich wohl gefallen, daß Else ihm behilflich war, dieselbe «njuzünden. Nickt lange, so waren die drei Alten in eia eifriges Gespräch verwickelt und Else sollte dem Hau- die prächtigen Rosen zeigen, die sie selbst gezogen und die seit einiger Zeit in voller Blüthe standen. Beklommen leistete da- junge Mädchen dem Befehle der Großmutter Folge; HanS indeß wäre der Alten gerne um den HalS gefallen und hätte ihr gedankt, daß sie so «rgloS ihm Gelegenheit bot, die Waldelse noch einmal allein zu sprechen. Schweigend traten Beide in da- HauS, schweigend lud Elfe den Gespielen ein, näher -u treten, indem sie mit der Hand auf zwei prächtige blühmde Rosenstöcke zeigte. „Else", rief Han- und Helle Freude verklärte sein Gesicht, „daS sind die kleinen Senker, die ich Dir als Knabe geschenkt, weißt Du wohl, ich hatte sie den Töpfen der Großmutter entnommen?" Else nickte stumm, ließ aber dem HanS die Hand, die er ergriffen. „Weißt Du, Waldelse, das ist mir ein gutes Zeichen, daß Du die Pflänzchen so treu gepflegt und daß sie so herrlich gedeihen. Gieb mir eine Rose mit auf den Weg und noch die Hoffnung, daß ick bei meiner Rück kehr den Platz in Deinem Herzen offen finde." Else neigte die thränenden Augen tief in die Rosen, brach eine der schönsten Blüthen und reichte sie dem HanS, dann aber «ar sie geschickt an ihm vorbeigehüpft und stand in der nächsten Minute vor der HauSthür. WaS sollte sie, die arme, mißachtete Waldelse, dem reichen Müllersohne wohl sagen! Wußte sie d»ch, daß die stolze Müllerin nie, nie in eine Ehe ihre- SohneS mit der Waldelse willigen würde. Viel lieber hätte sie den eigenen Sohn als Bettler auS dem Vaterhause ver trieben, ach und sie, die Else, hatte ja erkannt, waS eS heißt, keine Aeltern haben. Besser so, er schied mit dem Zweifel über ihre Gesinnungen im Herzen, dann war eS ihm leichter, die arme Gespielin zu vergessen und ein Mädchen zu wählen, die würdig war, einst Müllerin auf der Landmühle zu sein AlS HanS sich endlich mit seinem Vater auf den Heimweg machte und Hartmann ihnen daS Geleit gab, da stand sie noch lange, lange und schaute den Davon- eilenden nach und in ihrem Herzen zuckte und wogte ,S, wie eine Fluth von Schmerz und Weh. — Die Groß mutter verlangte zur Ruhe und als Else sie hineinge leitel und sicher gebettet wußte, schlich sie wiednr hinau- und ließ sich da nieder, wo HanS noch vor Kurzem ge sessen. Ihr war eS, als sei mit seinen» Scheiden ihr Leben jedes Reizes beraubt. Wohl hatten sie sich seit der goldene» Kinderzeit nur selten gesehen und gesprochen, aber er war doch da und Else hatte immer daS Be wußtsein, alS habe er ein offenes Auge über sie. In Einsamkeit und größerer Zurückgezogenheit, fern von jeder Genossin ihre- Alters, nur auf die alte, oft mürrische Großmutter und den braven, alten Förster angewiesen, hatte sie gelernt, Gedanken und Empfindungen in sich zu verschließen und hätte Magda jetzt einen Blick in daS Innere deS Mädchen- thun können, sie wäre erschrocken über den Sturm, der darin losgebrochen. Else war aber nicht der Charakter, der sich willenlos unnützen Träumereien hingab. Arbeit und wieder Arbeit war der rettende Gedanke, an den sie ihre erregte Seele kettete und die Segnungen dieses Schutzmittel- zeigten sich aber auch hier bald. ° waren so in'S Land gezogen, der Undenmüller hatte oft bei ihnen »orgesprochen und mit Stolz erzählt , wie schmuck der HanS in der kleidsamen Uniform auSschaue und wie eS kaum einen schmuckeren ' Burschen gäbe. seit Kurzem verheirathet und wohnte nun m d-r Stadt m einem großen, schönen Hause. Sie cb" eigene Vater und selbst die Müller,n habe gemeint, ihr sei wohler daheim, alS b« dem vornehmen Kinde. Auf der Mühle sei e» still und gleichmäßig, wie da- ewige Klipp- Klapp der Räder schlichen die Tage dabin ES war Winter geworden und rauh und kalt pfiff