Volltext Seite (XML)
MMWWWWWWWWWWMNU ^VWWWW W> S«. — «. 3l>W°°!I Abonnementspreis: Der unparteiische — jeden Wochentag Abend (mit dem Datum des folgende» Tages) zur Versendung gelangende — Landes-nnzeiger mit Beiblättern kostet monatlich 60 Pfg, bei den Ausgabestellen in Cli innitz und den Vororte», sowie bei der Post. (Eingetragen unter Nr. 46!i!i> Im 4. Quartal erscheint für Abonnenten Iahrcsliuch <Weihnachtsi>eigal>e) d. Anzeigers. Sächsischer Verlag: Alexander Wiede, Buchdriickcrri, Lhemnitz. lanhes-Mkiser mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Sonnabend, 6. März 1886. JnsertionSpreiS: Raum einer schmalen KorpuSzeile 1k Pfg.- — Reklanie (Ispaliige Pctitzeile) 30 Psg. — BeiWiederholung großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Jnserlionsbctrag (in Briefmarken) beifügen (je 8 Silben Korpusschrift bilden ca. l Zeile). Annoncenannahme: nur bis Vormittag. Expedition und Redaktion: Chemnitz, Theaterstraße Nr. L Telegramm-Adr.: Wiede'»Anzeiger, Chemnitz. Fernsprech stelle Nr. 136. ßcibläller: ^Tägliches Unterhaitungsbiatl" mit hnmoristislh illujimtes SomiaMtt ^Lustiges Bilderbuchs. Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. In dem Eoncursversahren über das Vermögen des Fleischers Theodor Oscar Reichel in Chemnitz ist zur Prüfung der nachttäglich angemeldeteu Forderungen Termin aus den 10. März 1886, Vormittags 10 Uhr, vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst anberaumt. Chemnitz, den 3. März 1886. Gerichtsschreiber deS Königlichen Amtsgerichts. Da» Eoncursversahren über das Vermögen de« KleiderhändlerS Friedrich Paul Thieme in Chemnitz wird nach erfolgter Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Chemnitz, den S. März 1886. Königliches Amtsgericht. Telegraphische Stachrichtei . Vom 4. März. Mainz. Die Hinrichtung des Doppelmörders Herbst vollzog heute früh 6V, Uhr der Scharfrichter Brand aus Gotha. Der Delinquent, welcher kein Geständniß abgelegt hat, bestieg mit festem Schritt das Schaffst. Paris. Die au« Toulin zurückkowmeuden Truppen werden an der proveucalischen Küste, weit von den größeren südfravzöfischen Städten, ausgeschifft werden, um die Gefahr der Cholera-An steckung zu vermeiden. Paris. Im Norden Spaniens sondiren karlifiische Emisfiouäre die Bevölkerung, ohne auf Sympathie zu stoßen. — Der Haupt- augeklagte in der Carthagena-Asfaire wird infolge des kriegs gerichtlichen UrtheilS erschossen, alle Anderen wurden zu Zwangs arbeit verurtheilt. London. Der .Standard" erfährt, dir Regierung habe den Bieekönig von Indien, Dufferin, ermächtigt, die Einverleibung Birmas in Indien formell zu vollziehe«, da die frühere Pro- klamatiou nur Fürsorge traf für die einstweilige Verwaltung des Landes. Madrid. Die Aerzte haben den Gesundheitszustand des im Lazareth befindlichen Herzogs von Sevilla geprüft und erklärt, derselbe sei vollkommen gesund und nur sehr erregt. Infolgedessen wird der bekanntlich zu einer achtjährigen Gefängnißstrafe verurtheilte Don Heinrich nach dem Bagno von Valencia überführt werden. Konstavtiuopel. Frankreich hat erklärt, daß es seine Zu stimmung zu dem türkisch-bulgarischen Abkommen bis zur Regelung der rumelischen Zollfrage vertage. Die Chernrritzthaldahn. Obwohl die Eisenbahnlinie Kieritzsch-Chemnitz auf der Strecke Tosten Chemnitz nahezu gleichlaufend mit und theilweise sehr nahe am Chemuitzthalr hinsührt, auch die Riesa Chemnitzer Linie sich stellen weise diesem Thale nähert, so hat doch die in letzterem angefiedelte, nicht unbedeutende Industrie bei der Benutzung der bestehenden Eiscn- bahnverkehrswege insofern mit Schwierigkeiten zu kämpfen, als die ZugangSwege vom Thale nach den bestehenden, hoch über dem Thale gelegenen Eisenbahnverkehrsstellen ziemlich ungünstige Verhältnisse aufweiseu. Bei de« immerhin ansehnlichen Bedeutung der Industrie des Lhemuitzthales, in welchem sich zahlreiche Mühlen nud Fabrikanlagen, namentlich Spinnereien, Holzstoff-» Strohstoff- und Poppeusabriken befinden, hat sich die sächsische Regierung schon mit der Frage be schäftigt, ob nicht dieses Thal mit ein m Schienenwege zu versehe» sein möchte und eS würde dieselbe auf Grund der angestellten Er örterungen nicht abgeneigt sein, dem Landtage zu geelgueter Zeit den Bau einer derartigen Localbahn auf Staatskosten vorzuschlagen. Da aber eine Anzahl noch dringenderer Bahuprojecte ihrer Verwirk- lichuvg harren, so würde dies erst nach Verlauf einiger Jahre ge schehen können. In neuerer Zeit hat sich nun ein Cvmitck gebildet, welches, gestützt auf die zugesicherte Mitwirkung eines außer- sächsischen Bauunternehmers, dir Verwirklichung des Projekte- ans Privatmitteln in die Hand genommen und um die Erlanbniß znr Vornahme der Vorarbeiten für eine schmalspurige Secuudäreiseubahn von Wechselburg durch das Chemnitzthal nach Chemnitz vachgesucht hat. Obwohl es sich sonach hier um eine, zwei bestehende Staats- bahnlluien verbindende, vielfach bestehende EntfernnugSverhältniffe ab- kürzende Eisenbahnlinie handelt und es sonach von vornherein sehr zweifelhaft war, ob sich eine derartige Linie unter den gegenwärtige« Verhältnissen noch zur Concesfiouirung an einen Privatunternehmer eigne, so glaubte doch die Regierung die nachgesuchte Erlanbniß nicht versagen zu sollen, weil sich erst «ach Vorlegung des Projekte» mit einiger Bestimmtheit übersehen ließ, ob die Bahn den Charakter einer reinen Localbahn bewahren oder ob dieselbe solche Rückwirkungen auf die bestehenden Staatseisenbahnlinieu ausüben werde, daß die Er- theilung der Concesfiou zum Baue und Betriebe derselben an einen Privatunternehmer zu wesentlichen Bedenken führen müsse. ES ist daher nunwchr ein Projekt au-gearbeitet, über das für unsere Leser die folgenden Mitthrilungen von Interesse sein dürften : Dieselbe soll hiernach von dem bestehenden Staatsbahnhofe Wechsel- bürg der Muldeuthaleisenbahn ansgehen. Dieselbe erreicht unfern der Einmündung der Chemnitz in die Mulde eine Haltestelle Hartha- Chemnitzthal für die Orte Hartha, Göhren und die umliegenden Mühlenwerke, wendet sich später vom rechten Ufer der Chemnitz ans das linke und erhält eine Ladestelle Wilhelminenberg für verschiedene dortige Etablissements und in der Nähe deS GasthofeS zu Göritzhain »ine Haltestelle «öritzhain für mehrere Fabriken und die Ortschaft Göritzhain mit Wiederberg und Wilhelminenberg. Nach aber- maliger Ueberschreitung der Chemnitz nud Uebersetzung der Chemnitz- thalstraße legt sie sich an die Ostseite dieser Straße und erhält eine Haltestelle Stein für das Dorf Stein und zwei Fabriken. Die Linie führt sodann weiter an der Straß« hin, überschreitet sie mittelst Uebersührung und geht abermals auf das linke Flußufer über, nach dem sie znvor «ine Ladestelle Schweizrrschlößchen mit Anschluß an eine dortige Fabrik pasfirt hat; sie legt sich sodann an die «ach Burgstädt nud Taura führende Straße, an welcher eine Haltestelle Mohsdorf projeetirt ist. Später geht sie aus da» rechte Chemnitzufer über und sodann auf da» link« zurück, durchschneidet einen Felsen- Vorsprung mit einem 80 Meter laugen Tunuel und erreicht nach abermalige« Ueberbrücknng der Chemnitz eine Haltestelle Diethensdorf östlich deS von Mohsdorf nach DiethenSdors führenden Communica- tionsweges. Um die Höhe der Chaussee bei Markersdorf zu ge winne», wird eine größere Längenentwickelung der Bahn «vthig ; dieselbe übersetzt zweimal den Fluß und erreicht zwischen dieser zweimaligen Ueberbrückuug eine Personenhaltestelle Schweizerthal. Die Bahn läuft zunächst hart am Flusse hin, folgt hieraus dem Schweizerthal-MarkerS- dorfer-CommunicationSwege und später dem Markersdorf« Bache und erreicht sodann die Burgstädt-Mittweidaer Chaussee beim Dorf« Markersdorf, wo ei« Bahnhof Markersdorf projectirt ist, von welchem aus die Fabriken in Schwelzrrihal, Markersdorf und Taura Anschluß finden können. Von hier ab erweitert sich da- Thal und e- werden die Verhältnisse für den Bahubau günstiger. Die Bahn erhält zunächst eine Personeuhaltestelle am Königsberg für de» sommerlichen Verguügnngiverkehr, überschreitet den Floß nochmals, erhält eine Personenhaltestelle für Köthensdorf, weiterhin eine Haltestelle Nieder-Reitzenhain, überbrückt abermals die Chemnitz und gelangt sodann zur Haltestelle Garnsdorf. Nach nochmaliger Ueberschreitung deS Flusses wird eine Haltestelle für AuerSwalde erreicht; hierauf legt sich die Linie dicht au den Fluß und erhält weiterhin eine Ladestelle für die Spinnerei WittgenSdorf und dann an der nach WittgenSdorf führenden Straße eine Haltestelle für Nieder- mühle-Wittgensdorf, ebenso eine Haltestelle Draisdorf. Sodann soll die Bahn im linksseitigen Graben der Chemnitzthal-Chaufsee hinlaufeu, die Brauerei Glösa pasfireu, für welche die Möglichkeit eines Gleis anschluffes vorgesehen ist, nud zwischen der Glösa« Dorfflraße und de« Gasthanse Blankenau eine Haltestelle Glösa erhalten. Den Anschluß In Chemnitz soll unn die Bahn nicht, wie an sich nahe gelegen hätte, üb» Dorf Furth au die Chemnitz-Riesa« Linie, sondern über Dorf Borna an die Chemnitz-Kieritzsch« Eisenbahn zu gewinnen suchen. Zu diesem Behufe wird die Chemnitz nochmals überschritten, sodann das Dorf Borna berührt, für welches eine Haltestelle projectirt ist, und der Anschluß an die Chemnitz Kieritzsch« Linie gefunden, woselbst die Umladestation für den Wechselverkehr mit der Staatsbahn und zugleich rin« Haltestelle für Schloß-Chemnitz gedacht ist. Während der Güterverkehr hier sein Ende erreichen soll» soll die Schmalspur bahn auf der Plauie der StaatSbah« noch weiter fortgesührt werden und in einer für den Personenverkehr dienenden Haltestelle der Chemnitz Emilienstraße enden, welche in den bei der Vereinigung der Riesa- Chemnitzer und der Chemnitz-Kieritzsch« Linien gebildeten Winkel zu liegen kommen soll. Die Gesammtläuge der vorstehend beschriebenen Linie würde 28.700 Meter sein. Während gegen die Traciruug der Bahn im Allgemeinen und vorbehältlich der genaueren Prüfung principielle Einwendungen Inicht zu erheben find, giebt di« Projectirung des SchlnßstückeS bei Chemnitz zu den wesentlichsten Bedenken Anlaß. Namentlich würde die Ver- bindung zwischen der projectirte« Umladestatiou und dem Bahnhofe Chemnitz einen ebenso kostspielige», wie unbequemen Separatbetrieb «fördern; auch kann die beabsichtigte Mitbenntzung der Planie der Staatsbahn schwerlich in Aussicht gestellt werden. Angemessener wäre es voraussichtlich, die projectirte PersouenverkehrSendstelle zu- gleich als Uwladestelle zu deuntzen, dieselbe aber nicht über Borna, sondern über Furth zu erreichen; jedoch bedarf die Entscheidung dieser Frage noch eingehender Erörterungen und Erwägungen. Was nun den Charakter der projectirte« Bahn aulangt, so schafft dieselbe immerhin für gewisse Theile Entfernungkabkürzungen, die geeignet sind, die Eigenschaft derselben als einer reinen Localbahn in Frage zu stellen. Dieselben sind allerdings bei Weitem nicht so be deutend, wie sie beispielsweise die Projectirte Verbindungsbahn zwischen Auvaberg und Schwarzenberg herbeisühren wlrd, und es kann somit die Zulassung der Bahn als einer schmalspurigen nicht als ausge schloffen angesehen werden, zumal da bei den Verhältnissen des ChemnitzthaleS lediglich der Bau einer schmalspurigen Bahn als rationell zu erachten ist. Dagegen kann die Eiuschiebnng einer selbst, ständigen Betriebsverwaltung auf der fraglichen Bahn mitten in das Staatseisenbahnuetz hinein nicht zngelassen werden; vielmehr können Unzuträglichkeiten aller Art, welche aus der Benntzung der Schmal spurbahn als einer, einem Durchgangsverkehr dienenden Bahn nur daun vermieden werden, wenn die Staatseiseubahuverwaltnng den Betrieb der Bahn übernimmt, denselben nach den für sie sonst maß gebende« tarifarische« Grundsätzen betreibt und die Gesellschaft auf jeden Einfluß in tarifarisch« Beziehung und namentlich auf Maß regeln, die geeignet sein könnten, einen größeren Durchgangsverkehr über die Linie zu leite«, verzichtet. Nur unter dieser Voraussetzung kann daher, wie eS in einem Decret an die sächsischen Stände heißt, die Regierung die Ertheiluug der Concesfion zum Baue der Bahn in Aussicht stellen. Sollten die Unternehmer hierauf nicht eingehen, so bliebe noch der Ausweg übrig, daß dieselben auf einen Anschluß an die Muldenthalbah« bei Wechselkurs verzichteten und sich darauf be schränkten, eine reine Lokalbahn von Chemnitz durch das Chemnitzthal etwa bis Göritzhain oder Wilhelminenberg zu bauen; gegen die Zu lassung einer solchen Bahn und eine» selbständigen BetriebSunteruehmer» für dieselben würde«, vorausgesetzt, daß übe« die Anschlußfrage in Chemnitz sich eine befriedigende Einigung erzielen läßt, wesentliche Bedenken nicht zu erhebe« sein. Da aber zur Zeit eine Entschließung, in welcher Weise die Bahn auSgesührt werden soll, noch nicht getroffen werden kann, so hat die Regierung beim Landtag beantragt: sie zur Ertheiluug der Expropria- tionSbefnguiß zu Gunsten einer schmalspurigen, von Chemnitz aus durch das Chemnitzthal, eventuell bis Wechselburg zu erbauenden Secnndär- eisenbahn, sowie der dabei sür erforderlich zu erachtenden Anschlußgeleise zu ermächtigen. Politische Rundschau. Chemuitz, de« b. März. Deutsches Reich. König Albert begiebt sich am 21. März nach Berlin, um dem deutschen Kaiser persönlich seine Glückwünsche zu dessen 89. Geburtstage abzustatte«. — Dir preußische Regierung hat im BnndeSrath ein Officier- kommunalsteuergrsetz eingebracht. E» «folgt also doch die Regelung dieser Frage durch den Reichstag. — Nachdem in der DounerStagSfitznng des Reichstage-, wie wir aus dem heutigen Bericht unseres Berliner —un-Conespondenten sehen, der Abg. v. Hüne erllärt hat, die CentrumSpartei werde gegen das Branntweinmonopol stimmen, ist die Annahme der Vorlage ausgeschlossen. — Bei der ReichStagSersatzwohl im Wahlkreis« Stollberg Schueeberg hat der Socialdemokrat Geyer, wie wir schon gestern meldeten, mit mehr als 1000 Stimmen Majorität den Sieg über den freieouservativen Caudidaien, Fabrikbesitzer Zschierlich, davouge» tragen. Bisheriger Vertreter war der eonservative Fabrikant Ebert, der vor Kurzem aus persönlichen Gründen sein Mandat niederlegte. Bei der Wahl zum konstituirenden norddeutschen Reichstag 1867 hatte der Fortschrittler Minckwitz daS Mandat erhalten, znm ordent lichen norddeutschen Reichstag wurde der Socialdemokrat Liebknecht gewählt, 1871 siegte wieder Minckwitz, 1874 1877,1878 Liebknecht, 1881 und 1884 der Konservative Ebert. Jetzt fällt der Wahlkreis wieder den Soeialdemokrateu zu. — Die Hochverrats - Affaire Sarauw-Prohl giebt in Köln zu den abenteuerlichsten Gerüchten Veranlassung. So wird seit einigen Tagen erzählt, die Leichen zwei« jüngstoerstorbener Zeichner der kaiserlichen Werft sollten auSgegrabeu werden, da Grund znr Annahme vorhanden wäre, sie hätte« sich vergiftet. DaS Gerücht wird eifrig kolportirt, obwohl e» au tatsächlichen Anhaltspunkten fehlt. Dortige Blätter bringen die Nachricht, di« Frau des Redacteur» Böcke! sei an- der Haft entlassen. Diese Mittheilung bestätigt sich in keiner Weise. Im Gegeutheil wird von anderer Seite gemeldet, daß demnächst eine weitere Verhaftung erfolgen dürste. Frankreich. Herr Paul Döroulöde, der Deutschenfreffer, wird sich auf Reisen begeben, aber nicht nach Tonkin oder Deutschland, sondern zu allen Leuten, die Deutschland Haffe«. Herr Döroulöde ward vom Berichterstatter des „GaulolS" angesprocheu und ans der Unter haltung dürfte das Folgende von Interesse sein: »Und welche- Resultat erhoffen Sie von Ihrer Reise?" fragt« der Berichterstatter. .Ich will neue Docnmeute für die Sache der Antigermauisirung sammeln, die ich vertrete. Ich werde denen meiner Freunde, welche di« von mir zu besuchenden Länder bewohnen, beweisen, wie sehr die Ent wickelung Deutschlands sie bedroht. Nicht in Meeting», nicht in Ver sammlungen, sondern jedem einzeln werde ich den Nutzen der fran zösischen Protestler für den europäischen Frieden und die Nachtheilt einer deutsch-französischen Allianz erklären; die mit den Deutsche» verbündeten Franzosen würden die f erren, di« Despoten der ganzen Welt werden. Ich werde auch beweisen, daß ich kein Unruheustist«, sondern «in Patriot bin." — He« Därouläde ist bekanntlich nicht- weniger als da» Letztere, sondern nur ein politischer Schwachkopf, über den man ein aufrichtige» Erbarmen fühlen muß. England. Die Ueberproduetion in d« Eisenindustrie hat di« schottischen Eiseuwerksbesitzer zu dem Entschluß gebracht, die Eisen« Production einzuschränkeu, vorausgesetzt, daß englische Häuser folgen, was wahrscheinlich ist. Ein Mittel, um bessere Eisenpreise zu erziele«, ist da» allerdings, wo bleibe« aber die Arbeiter, di« infolgedessen entlassen werden müssen? Dänemark. Di« Erweiterung der Seebeftstigungen Kopen hagens soll nun doch, trotzdem die vcrfaffungSwäßige Zustimmung mangelt, in Angriff genommen werden. Zuerst handelt «» sich «m den Bau von zwei großen KüstenfortS. Orient. Den am Mittwoch nun glücklich erfolgten Friedens- schluß zwischen Serbien und Bulgarien in Bukarest haben die Bul garen festlich begangen. Di« Serben dachten an die empfangene« Hiebe und schwiegen sich aus. Interessant ist die Proclamation, welch« Fürst Alexander von Bulgarien zu diesem Tage erlassen hat. Er dankt Bulgaren und Rumeliern für ihre Treue und Tapferkeit, weist dann aber ganz besonder» darauf hin, daß daS Volk dem Sultan Dank schulde, der das der Regierung deS Fürsten anvertraute Gebiet vergrößert habe. Diese Worte beweisen am besten, daß die gute Frenndschast zwischen Bulgarien und der Türkei fest bestehen wird, mögen auch die Mächte die bezügliche» schriftlichen Bestimmungen »och so viel von dem Papier streichen. Von dem guten Frrnude Rußland ist mit keinem Worte die Rede und Niemand vermißt daS. v«s dem Reichstag. —un. Berlin, den 4. März. Am BundeSrathstische : von Bötticher, von Scholz, von Bnrchard. Die Tribünen sind überfüllt. Auf der Tagesordnung steht di« erste Berathung der Branntweinwonopolvorlage. Finanzminist« von Scholz: Das vorliegende Gesetz beruht auf einem Anträge Preußens im Bundesrathe und ich gehe deshalb bei der Begründung desselben von den Finanzen Preußens aus. ES hat sich in Bezug aus die Ausgaben das Verhältniß so gestaltet, daß die Sparsamkeit der Regierung in vielen Kreisen des Laude» beklagt wird, daß der Landtag kaum jemals Forderungen der Regierung nicht be willigt. Größere Sparsamkeit ist unmöglich, ebensowenig ein größer« Ertrag aus der anerkannt gute« Verwaltung. So müssen wir den« unser Augenmerk wieder auf das Reich richten und auf größere Ein nahmen aus den indirekten Steuer» zählen, um da» Deficit zu be seitigen nud dringende Bedürfnisse zu befriedigen. Aehnlich liege« die Verhältnisse in den anderen Bundesstaate«. Das Reich selbst besitzt für seine großen Ausgaben auch nur einen knappen Etat. Die Ausgaben und Bedürfnisse steigen. Der Nord-Ostseekaual, die Relicten- fürsorge, die allgemeine Ausbesserung der Gehälter re. werden groß« Mittel «fordern, also auch im Reiche macht sich das Bedürfuiß nach neuen Einnahmequellen geltend. Mit 20—30 Millionen kann die» Bedürfuiß nicht gedeckt werden, dazu wird der zehnfache Betrag noth- wendig sein. Suchen wir nach neuen Steuern, so können wir bei Salz, Tabak rc. nicht lange verweilen, auch auS der Börscnsteuer find höhere Erträge als jetzt nicht zu «hoffen, dagegen bieten sich al» Steuerobjecte noch Zucker und Branntwein dar. Aber auch beim Zncker ist auf große Summen nicht zu rechnen, bleibt also der Brannt wein. Frankreich zieht ans der Branntweinsteuer 390 Millionen Mk., England 300 Millio«»n, die Vereinigten Staate» 360 Millionen, wir — bO Millionen. Die Regierungen wurde« bisher von einer Brauutweiusteuerreform durch die Schwierigkeit, eine» geeigneten Stenermodus zn finden, der nicht einseitig Interessen schädigt, abg«. halten. Eine Eonsumsteuer löst diese Schwierigkeiten nicht, dagegen glaube» die Regierungen durch den vorliegenden Entwurf des Problem lösen zu können! Die Hauptgrnndzüge der Vorlage find in der Agitation dagegen übersehen: Die kleinen Brenner sollen nicht vernichtet, vielmehr vom Staate erhalte« werden. Der Bräunt- weinbelrieb soll Staatsbetrieb werden und dieser soll es sich angelegrn sein lassen, durch möglichst reinen Branntwein der Brauutweiupest entgegenzutreteu, dem Verbrauch von SpiritnS für gewerbliche Zwecke alle« Vorschub leisten, die überschießende Production in'» Ausland zu leiten. Innerhalb dieser Grenzen können die Einzelheiten der Vorlage eventuell vom Reichstage g-ändert werden, die Bundes regierungen find zu eine» Entgegenkommen bereit. Wenn mau ein-