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Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.03.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188603062
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860306
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860306
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-03
- Tag 1886-03-06
-
Monat
1886-03
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.03.1886
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Sächsischer Landes-An^iger. Nt. 54. Tonnabeüd, 6. März 11686. der Abgg. Jahn und Kirbach an. Abg. May rechtfertigt auch da» Votum de, Deputation. Geh. Fluanzrath Köppcke schließt sich an» technischen Gründen der Ansicht der Deputation an. Abg. v Oehl. schlüget hält diese Anlage für nothweudig und schließt sich dem Antiazr de» Abg. Kirbach an. Abg. Kirbach betont nochmal» seinen Standpunkt. Abg. Philipp rechtfertigt dagegen da» Votum der Deputation, welche» die Kammer verwirft, indem sie den Antrag Kirbach anuimmt. Bon Einwohnern Siegwar» und der Umgegend war um BahnhofSerweiternng petitionirt worden, die Deputation beantragt, die Petition, wa» die Abortaulage aulangt, der Regierung zur Erwägung, im übrige« aber zur Keuntnißuahme zu übergeben. Sächsisches. — Dresden, 4. März. In einem Hotel der Neustadt hat sich gestern Nachmittag ei» Fremder, angeblich ein Kaufmann, nach dem er fämmtliche Prrsonalpapiere vernichtet hatte, erschossen. — Da» Landgericht hatte gestern über jenen Kaufmann zu verhandeln, welcher, wie wir damals meldeten, am 13. November v. I. in Dresden seine Ehefrau dadurch zu vergiften suchte, daß er ihr Arsenik in den Thee schüttete. Die Frau trank aber glücklicherweise nur sehr wenig von dem Thee, sodaß der von dem Verbrecher erhoffte Erfolg ouSblieb. Für diesen Mordversuch wurde der Angeklagte, Inhaber de» Eisernen Kreuzes und der silbernen St. HeiurichSwedaille, zu 8 Jahren Zucht- hau» und 10jährige« Ehrenrechtsverlust verurtheilt. — Freiberg. Der aus Himmeltfürst Fundgrube ueuentdeckte „Argyrodit" besteht au» ungefähr 75 Proceut Silber, 14 Proceut Schwefel und gegen 7 Proceut de» von Herrn Bergrath Dr. E. Winkler neuaufgesundeuen Elemente» .Germanium." BemerkenSwerth ist ferner da» Vorhandensein von etwa 0,2 Procent Quecksilber, eines Metalle», welche» sich bisher noch niemals auf den Freiberger Erz- gäugen gezeigt hat. — Leipzig» 4. März. Heute Morgen fand man den Hof der Tuchhalle in der Hainfiraße vollständig überschwemmt vor. E» war im Nachbargruudstiick rin Wasserrohr geplatzt und da» ablaufeude Wasser oach dem Hofe geströmt, und da es dort keinen Abzug fand, zur llebeischwemmung angewachsen. — Ein seit etwa 8 Tage» an» feiner Wohnung spurlos verschwundener hiesiger Bürger wurde heute Vormittag gns einem Zimmerplatz am Döseuer Weg erhängt aufgefunde«. Geisteskrankheit soll die Ursache der Selbstentleibung sein. — In der Moritzstraße traf man in vorvergangener Nacht einen mit zwei Hunden bespannten Handwagen, worauf ein Schwein geladen war. total verschneit an. Der Führer de» Wagen», ein Fleischer au» Thräna, vefand sich io einer Restauration, und zwar schwer betrunken» Er war bereit» längere Zeit umhergefahren, hatte endlich da« Fuhr werk stehen lasse« und sich nicht Weiler darum bekümmert Man gab dem Fleische, ein Unterkommen ans dem Naschwarktr, während sein Geführt samwt Ladung einstweilen im Marstalle Obdach erhielt. — In Wurzen entfloh am Sonnabend Nachmittag ein Unter- suchungSgesangener, der mit dem 2-Uhr-Zug nach Leipzig eingeliesert werden sollte, seinem Traurporteur auf dem Bahnhof. Doch nicht lange sollte er sich der goldenen Freiheit erfreuen; bereit» mit dem 5 Uhr Zug setzte er seine unfreiwillige Reise «ach Leipzig fort. Er war in der Gegend von Zeititz, 1 Stunde von Wurzen, wieder ein gefangen worden. — I« verschiedenen Blättern wurde kürzlich be richtet, daß der LohufuhrwertSbefitzer Keru, welcher Botenfuhren nach Leipzig besorgt, in der Nacht vom 26. v. Mt», aus der Leipziger Chaussee bei der Rückfahrt von Räubern überfallen worden sei. Die augestellteu Erörterungen habe« ergeben, daß diese Mittheilung ganz unbegründet ist. — Plauen i. V, 4. März. Der 24 Jahre alte Appretur arbeiter Merkel au» Neuensalz erlitt gestern Nachmittag bei Ausübung seiner BemfSbeschüftigung in einer hiesigen Appreturanstalt einen schweren Unfall. Derselbe wurde bei dem HerauSnehmen einer Walze aus einer Farbemaschine von der Trausmisfionswelle an der Blouse erfaßt, worauf er sich mit den Händen gegen die Wand stemmte, um lo-zukommen. Ein Arbeiter, welcher hinzukam, durchschnitt die von der TransmissionSwelle erfaßten Kleider de» Manne», wodurch der selbe au» seiner gefährlichen Lage befreit wurde. Merkel erlitt lebens gefährliche innere Verletzungen. Er ist in da» Krankenhaus übergesührt worden. 1,—. Aue, 21. Februar. Heute hielt der .Erzgeblrgsgan" seinen diesjährigen ersten «autnrntag hier ab. Nach Begrüßung der Abgeordneten durch Herrn «auvertreter Gruver-Johanngeorgenstadt ging man zur Tagesordnung über. Zunächst kamen die vom Haupt tururathe revidirten Grundgesetze de» Erzgebirgsgane» zur Vorlage und endlichen Genehmigung. Hierauf brachten die Herren Gauver- treter und Gauturnwart ihren Bericht über da» vergangene Jahr, an» welchem hervorzuheben ist. daß Turnverein Raschau au» dem Gaue getreten, die Vereine Oberschlema und Bern-grün aber in denselben ausgenommen worden find. Auf Antrag de» Gauvertreter», Herrn Grüner, werden die Gaugeschäfte auf ein Jahr bi» zur Neuwahl besten Stellvertreter, Herrn Lehrer Sieber-Zwönitz, übertragen. Als Abgeordnete zu dem am 3. und 4. Osterfeiertage in Dresden abzu- halteuden Kreisturntage werden gewählt: Turnlehrer Heutschel, Ober lehrer Lorenz, Ganturnwart Landgraf, sämmtlich in Schneeberg. — Das diesjährige Hauptturusest findet am 4. Juli in Lößnitz statt. — Möchte auch in diesem Baue da» Tmnen immer mehr aufblühen und sich diesem die noch gauloseu Vereine nähern uud anschllrßen l - Werdau, 4. März. Da» freche Auftreten der Haudwerk»- burschen nimmt immer mehr überhand. Gestern Nachmittag kam rin Handwerksbursche in eine Wohnung au der Burgstrabe und verlangte ein Geschenk. Al» er jedoch merkte, daß die Frau allein in der Stube anwesend war, setzte er sich ohne Weitere» ans das Sopha und äuferte, auf demselben übernachten zu wollen. Ein auf dem Tisch stehender Topf mit Milch wurde von ihm ohne jede Erlaubuiß geleert. Die g-äugstigte Frau wurde glücklicherweise durch da» Hinzukommeu einer Schutzmannes aus ihrer peinlichen Lage alsbald befreit, der saubere Bursche aber durch denselben festgenommeu und zu, Hast ge bracht. Eine exemplarische Strafe dürste hier am Platze sein. — Lößnitz. Der hiesige Kirchenvorpand hat beschlossen, daß nicht mehr jungfräuliche Bräute überhaupt mit keinem Kranze, auch nicht mit einem Myrthenzweige oder sogeuauuten offenen Kranze am Traualtar erscheinen dürfen und daß diejenige», welche trotzdem in einer unverdienten Schmückung des Haupte» üiit einer nur der Jung frau geziemenden Myrthe vor dem Altäre erscheinen, so lange auf den Geistlichen warten wüste», bi» der ungehörige Schmuck entfernt ist. — Fraukenberg, 4. März. Die stattliche Zahl unserer Bürgetjubilare hat sich abermals vermehrt. Am gestrigen Tage war e» dem ansässigen Webermeister Herrn Karl Wilhelm Nestler vergönnt, sein SOjähriges Bürgerjnbiläum zu feiern, au» welchem Aulaffe er seiten« de» Rath» durch lleberrrichung einer «lückwuuschtafel ausge zeichnet wurde. — Pillnitz. Gin eigeuthümlicher Zwischenfall ereignete sich vor einige« Tagen bei einem Begräbuiß in Reitzendorf. Als nämlich die Anverwandten der gestorbenen Fra» Gehre, sich im ersten Stock werke de» betreffenden Grundstücke» um den Sarg versammelt hatten, gaben die schwachen Diele» der Stube nach nud Leidtragend« und Sarg fielen in den darunter befindlichen Kuhstall. Au» diesem konnten die Versammelte« sich erst, da der Stall verschlossen war» durch Aus hebung «i«„ Thür« befreien. Chemnitzer Stadt-Anzeiger. Ehen» Nitz, den 5. März. — Krankenkassen- und Hülfskassenangelegenheit Auf Grund der Verordnung des Königlichen Ministerium- de» Innern vom 27. October 1884 werden fämmtliche hier bestehenden, nach Maß gabe de» KrankrnverficherungSgrsrtzeS errichteten Krankenkassen, demnach alle Ortskrankenkassen, Betriebs- (Fabrik-) Krankenkassen und JnnungS- krankenkassen und alle auf Grund des Gesetzes über die eingeschriebenen Hülfskaflen vom 7. April 1876 in der Fassung de» Gesetzes vom I. Juni 1884, sowie auf Grund landesrechtlicher Vorschriften errichteten Hülfskassen, deren Mitglieder von der Verpflichtung, der Gemeinde- krankeitvttsicheruug oder einet nach Maßgabe des KraitkenversitherungS- gesetzes errichteten Krankenkaffe beizutreten, befreit sind, vom Rath verqnlaßt, die vorgeschriebenen jährlichen Uebersichten und Rechnungs abschlüsse in doppelten Exemplaren bi» spätesten» Ende März bei ihm einzureichen. Formulare zu den Uebersichten und Rechnungr abschlüffen können an Rathsstelle entnommen werden. — Zum städtischen Bebauungsplan. Bei den früher stattgefundenen Verhandlungen über Ausstellung eines Bebauungs planes für die Bebauung der zwischen der Chemnitz—Zwickauer Staatseisenbahn, der Zwickauer-, Göthe- und Stollbergerstraße liegenden Grundstücke ist auf die Anlegung einer bauplanmäßigen Straße längs der Eisenbahn zwischen der Stollberger- und der Göthestraße, sowie einer solchen an Stelle deS jetzigen WalkgrabenwegS Rücksicht genommen worden. Infolge eines dem Rath vorliegenden Neubauprojects am Wallgraben ist es nothweudig, der Frage wegen Feststellung des obenbezeichneten Bebauungsplanes nach der angedeuteten Richtung hin näher zu treten. Es haben daher von Seiten des städtischen Bau- verwaltungsausschuffes Erörterungen hierüber stattgefunden, und hat man dabei zu erkennen gehabt, daß die Durchführung einer bau ordnungsmäßigen Straße am Wallgraben Schwierigkeiten und ins besondere dem Fährverkehr keine Vortheile bieten würde, weshalb es sich empfiehlt, von einer solchen abzusehen. Dagegen hält der Ausschuß die Herstellung der vorgesehenen Straße längs der Eisenbahn für leichter durchführbar und im Interesse des Verkehrs für sehr zweckmäßig, da dieselbe in direeter Richtung des Kohlenbahnhofes zu liegen kommt und den Verkehr nach und von demselben am geeignetsten vermitteln würde. Auch würde diese Straße wesentlich zur Entlastung der Zwickauerstraße dienen. Mit Rücksicht auf die für die Anlegung der letztgedachten Straße sprechenden Gründe empfahl der obengenannte Ausschuß, diese Straße in einer Breite von II, 30 Meter festzusetzen. Der Rath erhob diesen Vorschlag zum Beschluß. — Die Einzahlungen bei der hiesigen Sparkasse während deS Februar ergeben eine Summe von 453,654.17 M., Während sich die 2622 Rückzahlungen nur auf 281,482.80 M. be liefen. Sonach überstiegen die Ersparnisse die zurückverlangten Ein lagen um 172,171.37 M. Man würde fehl gehen, bemerkt das „Leipziger Tageblatt" hierzu, wenn man diesen Ueberschuß lediglich als Ersparnisse der Arbeiterbevölkerung hinstellen wollte; man muß vielmehr bedenken, daß den Capitalisten die Lust fehlt, ihr Geld in industriellen Unternehmungen anzulegen und daß sie darum vorziehen, dasselbe der Sparkaffe zu übergeben. Uebriarns zeigen jetzt die Uebersichten über die Sparkassen des Landes fast überall eine Zu nahme des Bestandes. — Neubauten an der Poststraße. Die Besitzer der an der Poststraße unter Nr. 19 und 21 gelegenen Grundstücke beabsich tigen Neubauten auSzuführen, zu welchem Zwecke sich die Feststellung der Neubaulinie nothwendig machte. Dieselbe ist in der Weise ange nommen worden, daß die Poststraße an der betreffenden Stelle eine Breite von 17 Meter erhält. Hiernach würde von den beiden Grundstücken zusammen ca. 13,36 Quadratmeter Areal zur Straße kommen. — Die betreffenden Besitzer haben sich bereit erklärt, diese Arealflächen gegen eine Entschädigung von 60 Mark für den Quadratmeter an die Stadtgemeinde abzutrcten. Der Bauver waltungsausschuß schlug dem Rath vor, die Baulinie in der projec- tirten Weise festzustellen, und das darnach zur Straße zu ziehende Areal um die geforderte Entschädigung zu erwerben, womit sich der Rath einverstanden erklärte. — „Käthchen von Heilbronn" wird am nächsten Montag zum Benefiz für Frl. M. Lehmann im Stadttheater gegeben. Die genannte Künstlerin wird das „Käthchen" spielen. — Die „Allgemeine Kriegervereinigung" hielt gestern Abend in „Horn's Saal" eine Familienfeier mit Ball ab, bei der Sologesänge, humoristische Sachen etc. zum Vortrag gelangten. Auch ein Theaterstück „Kurirt" von Frerking wurde aufgeführt und wie fämmtliche andere Vorträge mit Beifall ausgenommen Hieran schloß sich, wie schon bemerkt, ein Ball. — Gegenwärtig stehen drei Kometen am Himmel, die jedoch nnr mit sehr lichtstarken Ferngläsern gesehen werden können. Der eine davon nähert sich dem Verschwinden, die beiden anderen dagegen werden langsam Heller und dürsten vom letzten Drittel des April ab mehrere Wochen lang durch ihren Glanz am Abendhimmel ein imposantes Schauspiel darbieten. Beide Kometen haben das Eigenthümliche, daß ihre Bahnen im Allgemeinen eine nicht zu verkennende Ähnlichkeit mit einander zeigen und daß beide Gestirne sich bei ihrem Erscheinen im letzten Drittel des April nicht allein sehr hell, sondern außerdem nahe bei einander, nämlich Abends zwischen 8 und 9 Uhr, im Nordnordwesten unter dem HimmelSpbl zeigen werden. — Ein Riesenochse ist, wie wir schon kurz meldeten, im Schlachthof Hierselbst gegenwärtig ausgestellt. In Sachsen dürfte dieses Prachtexemplar einzig in seiner Art sein. Man wird, wenn man es sieht, an die mächtigen Urochsen altgermanischer Wälder er innert. Daß ein solches kolossales Vieh bei seinen 3,24 Meter Länge und 1,84 Meter Höhe auch ein anständiges Gewicht hat, nämlich 30 Centner, ist begreiflich. Daß das Thier von Herrn Börner in Reukersdors gezüchtet und an hiesige Fleischer verkauft ist, theilten wir bereits mit. —* Ein Holzschuhdieb. Einem hiesigen Fleischermeister war vor einigen Tagen an» dem Schlachthose rin Paar Holzschuhe gestohlen worden. Verdacht lenkte sich aus einen Fleischergesellen. Der Augeschuldigte gestand nach längerem Leugnen und nachdem die gestohlenen Schuhe in seinem Besitz vorgefunden worden, den Dieb stahl zu. —* Unfall. Vorgestern früh in der achten Stunde kam aus dem Uebergang von der Moltkestraße über die Schtllerstraße ein Schnl- knabe zu Falle uud gerieth dadurch unter ein leichte- Geschirr. Nach ärztlichem Gutachten hat der Knabe glücklicherweise nur leichte Ver letzungen au dem rechten Fuß und an dem Rücken davougetragen. Die Wollenster« - Trilogie auf unserer städtischen Bühne. II. „WalleusteinS Tod." Mittwoch, den 3. März. So wäre denn die Riesenschöpfung unsere» Schiller vollständig über nnsere Bretter gegangen. Die Vor stellung von „Wallen stetuS Tod" entsprach in Bezug auf Rundung und klaren Fluß der Actiou in jeder Hinsicht der Ausführung der a« Dienstag voran« gegangenen beiden ersten Theile. Nur einzelne Unebenheiten, unwesentlich« Dialogschnitzer uud hier und da rin allzu schleppende» Tempo gemahnten daran, daß di« technisch« Bewältigung de» Ganzen für die vielbeschäftigten Schauspieler einer Provinzial- bühne mit erhebliche« Schwierigkeiten -verknüpft ist. Derartige Lücken aber werden sich bei den Wiederhol«,gen sicher auSgleichen Hassen. — Im Uebrigen war bi» in di« kleinsten Theile uud Bezüge der viel verwickelten und fignrenreichen Handlung di« sicher« und knetdige Hmch uns«»«» umsichtigen und thatkrästitz« Regisseurs bemerkbar. Man sah, daß Herr Hertel da» Werk nicht erst auf der Bühne, sondern schon vorher im Kopf sorgfältig zurecht gelegt und vorbereitet hatte, daß er seinen berechtigte« Küvstlerchrgeiz dareinsetzte, eine «e- sammtleistuna zu ermöglichen, auf die unser« Bühne in Lhat und Wahrheit stolz sein darf. Wenn trotzdem der zweite Abend die Wirkung de» erste» nicht ganz zu erreichen schien, so lag da» wahrlich nicht an der Regie und Darstellung, sondern an dem Umstand, daß sich bti« Publikum «ine gewisse Abspannung uud Ermüdung einstellte. E» ist. Wie wir un» selbst überzeugt haben, zu viel deS «nteu, wen» dieselben Zuschauer an zwei Abeaden hintereinander bis nach elf Uhr im Theater fitze» sollen, um so mehr, da gerade der zweite Abend den wuchtigste« uud gedankenschwersten Theil der gewaltigen Dichtnng bringt. — Wir wünschen gewiß von ganzem Herzen, daß die so ausgezeichnet iustenirte Trilogie noch öfters wiederholt wird; ja. wir wachen all« Freunde der klassischen Kunst, insbesondere auch di« Schüler unserer sämmt» lichen höheren Lehranstalten, energisch aufmerksam, sich diesen seltenen und herrlichen Genuß doch ja nicht entgehe» z« kaffen; — aber wir bitte» auch die DIrection in ihrem Interesse, die beiden Aufführung»- abeude weiter auseinander zu legen. Wird auch für den Besucher der Zusammenhang dadurch etwa» gestört, so wird diese» kleine Uebel doch dadurch reichlich ausgeglichen, daß er frischer uud aufnahme fähiger für den Genuß des Gaüzen bleibt. Was nun die Eiuzelleistuuge« in den beiden Haupttheilen „Die Piccolomini" uud „Walleustein» Tod" aulangt, so dürfen wir vor allen Dingen bestätigen, daß keine Rolle ganz ungenügend besetzt war. E» läßt sich ja leicht begreifen, daß für eine solche Masse von Figuren nicht lauter Meister als Vertreter gefunden werden können; aber e» gereicht der Gesammtheit der Mitwirkenden zur Ehre, daß sie Mit Eifer uud Begeisterung bemüht waren, ein lebensvolle- uud färbt», frisches dramatische» Gemälde zu schaffen, wie e» von einer städtischen Bühne besser und vollkommener nicht verlangt werden kann. Herr Hertel verkörperte di» Titelrolle. Er war kein Declamator, der die Schiller'sche» Verse schwungvoll und mit dem Brustton eine» selbstbewußten Helden hersagte; nein, di« ganze Leistung war bi» in da» feinst« Geäder characteristisch durchgearbeitet uud mit geistiger Schärfe ausgeprägt. Spiel nud Rede waren ein» und suchten di« widerstreitenden Züge in dem Wesen de» Wallenstein zu einem sichern porträtartigen Gebilde zu vereinige«. Wen» nur Herr Hertel in Erscheinung nud Spiel mehr Hoheit und überlegene Kraft offenbart hätte! Nicht nur die Gestalt, auch da» Wesen uud Auftreten er mangelten der imponireudeu Größe uud Wucht. Dieser Wallenstein stand nicht hoch genug» um durch feinen tragischen Fall Alle» zn erschüttern und erzittern zu machen. — An ähnliche« Fehler litt die Gräfin Terzky de» Frl. Käst»»». -Wähl ging die talentvolle Dar- ' elleriu voll und ganz in ihrer Rolle ans; aber wir vermißten die Hoheit und Energie und jene Macht de» Ausdruck», die n»s diese Schiller'sche Heldin in ihrer ganzen Größe und Rücksichtslosigkeit zu veranschaulichen vermocht hätte. Herr Bira entfaltete als Max Schwung uud heiße innere «luth, aber nur gering«» künstlerisch« Adel. Auch ist der jung« Darsteller »och wenig im Stand, Schiller'sche Verse in klarer Gliederung und Durchbildung zum Ausdruck zu bringen. Er hastet und überstürzt sich zu sehr. Jetzt stößt er die Sprache leise und ruckweise, fast unverständlich heran», und gleich darauf überschreit er sich wie ein Wüthender, — kurz ihm fehlt nicht die Begeisterung, wohl aber das Maß und der verklärende Adel. — Frl. Clair -ot als Thekla eine liebliche, durchaus entsprechende Erscheinung uud wirkte gar httztze- weglich durch ihr ganze» Wesen, durch ihr btseektts Spiel und dntch den ergreifenden Vortrag de» Liede»: „Der Eichwald brauset" re. Daß er ihr schwer wurde, im Schlußstück, wo der Dichter da» ein fache, natürlich empfindende Mädchen zur unnatürlichen Heroine hiu- aufzutreiben sucht, eine annähernde Wirkung zn erzielen, ist selbstredend. Was au» dem lyrisch verschwimmenden Charakter zu machen ist, da» hat Frl. Clair redlich gemacht. Auch Iran Fre di-Franken verlieh der kränklichen und allzu- weichen Herzogin eine möglichst lebensvolle Färbung. — Herr Possio, der, wie wir vernahmen, rasch für de» noch immer heiser« Herrn S chady eingesprungen ist, verkörperte den Jllo mit kecker Frische und Lebendigkeit und zeichnete sich besonder» durch ein äußerst theilnahmvolle» Spiel au». — Der Buttler des Herrn Quandt war in Marke und Spiel vortrefflich, nur in der Rede manchmal zu pathetisch. — Sehr lobenSwerth hatte sich Herr Wilhelmi in die Rolle de» ränkevolleu Octavio eiugelebt. ES war da» eiue seiner allerbesten Leistungen. — Herr Fricke, der in liebenswürdiger Weise den Jsolau übernommen hatte, deklamirte zwar etwas stark, war aber besonder» in den „Pieeolowiui" recht ansprechend. — Herr Wäser wollte sich für den Quepenberg gar nicht und für den schwedischen Hauptmanu nur leidlich eignen. Für den ersten gebrach e» ihm an Schärfe ukd Charakteristik in Erscheinung, Marke und Spiel uud für de« letztere» an Innerlichkeit und überzeugender Kraft. — Doch, wir wollen damit abschließen. Haben wir auch mancherlei Grund uud Anlaß zu Aus stellungen gehabt, so dürfen wir doch zu guterletzt nochmals bestätigen, daß die Gesammtleistung reichlich Lob und Anerkennung verdient. Wohl der städtische« Bühne, wo der Muse der klassische» Dichtung eiue so pietätvolle Würdigung uud Pflege zu Theil wird und wo DIrection, Regie uud Darsteller so alle Kraft eiusrtzen, um den höchsten nud würdigsten Aufgaben der dramatischen Kunst gerecht zu werden! Di-. Lipp». FamiUenNachrichlen. Geboren: Zwillinge (Knaben) Herrn Hilmar Bleyl in Stollberg. Verlobt: Frl. Rosa Heinicke mit Herrn Richard Booch in Werdau. Gestorben: Frau Thekla Hofmann aeb. Geil, Herr Gustav Leon« Hardt in Chemnitz. Herr Johann August Steiner in Draisdorf- Frau Anna Auguste Auerbach in Tuba. Herr Friedrich Franz Silbermann in Robschütz. Herr Gotlhils Dürr in Zwickau. Frau Christiane Karoline verw. Dürrer in Oberplanitz. Herr Johann Gottfried Bergt-Mühlbach. Bericht des Uchlacht- und Biehhofes zu Chemnitz. Bom 4. März- Auftrieb: 77 Rinder, 248 Landschweine, 69 ungar. Schweine, 241 Kälber, 166 Hammel. Der Rinderhandel war schleppend und die Preise ebenso gedrückt wie am verflossenen Montagsmarkte. Der Schweinemarkt war lchwach beschickt und wurde infolgedessen geräumt. In Landschweinen gestaltete sich das Geschäft mittelmäßig, in nng. Schweinen lebhaft. Der Külberhandel war lebhaft, was eine kleine Preissteigerung verur sachte. Ter Austrieb reichte für den Bedarf kaum aus. Das Hammelgeschäst verlies mittelmäßig, der Auftrieb fand jeloch durch gehend- Abnehmer. Preise: Rinder: I. Oual. 54-56 M-, II. Qual. 48-51 M. für l<X>",Pfd. Fleischgewicht. Schweine: Landschweine I. Oual. 54—56 M-, II. Oual. 50-52 M. uud ung. Schweine 44—45 M. für IVO Pfd. lebend Gewicht bei 40 Pfd. Tara per Stück. Kälber: IVO Psd. lebend Gewicht 83—35 M. Hammel: IVO Pfd. lebend Gewicht 28-30 M. Für nicht erbetene Zusendungen ist die Verlags-Expedition nicht verbindlich. Für den redaktionellen Theil verantwortlich: Franz Götze in Chemnitz.
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