Volltext Seite (XML)
Letzte Meldungen d. Pap«» sucht Herriot auf. Lausanne, 7. Juli (Radio). Reichs- lanzler v. Papen besab sich heute vov- mittag bereits in den frühen Morgen» sülnden in Begleitung des Staatssekretärs v. Bülow und Ministerialdirektors Gaus in das Palace-Hotel zu Herriot. Diese direkte deutsch-französische Unterredung, die jetzt seit längerer Unterbrechung wieder MM ersten Male stattfindet, wird all gemein auf den direkten Wunsch Mac donalds zurückgeführt. In englischen Kreisen hofft man, bah nach den vergeblichen Versuchen in der gestrigen Nachtsitzung jetzt eine Einiaunig auf dem Wege eines französisch-deutschen Gedankenaustausches möglich sein wird. In ausländischen Kreisen hält man trotz des Ernstes der Lage ein positives Er gebnis der Konferenz doch noch für möglich. Man glaubt, datz eine Einigung in der Richtung zustande kommen wird, datz den grundsätzlichen Gesichtspunkten der deutschen Abordnung Rechnung getragen und die Abschlagzahlung Deutschlands auf drei Milliarden RM. festgesetzt werden wird. Frankreich will entgegenkomme«? Lausanne, 7. Juli (Radio). Die persön licher Aussprache zwischen Papen und Herriot erfolgte nach französischen Feststellungen auf Wunsch Herriots, der die Absicht geäußert haben soll, sämtliche Schwierigkeiten in einer direkten Unterredung mit dem Reichskanzler aus dem Wege zu räumen, um damit im Falle einer Einigung die Lösung auf französische Initiative zurückführen zu können. In französischen Kreisen tritt heute vormittag infolge gewisser Einflüsse, die sich bemerkbar ge macht haben, die Tendenz zutage, ein gewisses Entgegenkommen zu zeigen, um zu einer Eini gung zu gelangen. Die Schwierigkeiten für Herriot sollen zu einem großen Teil in der noch immer ungeklärten Frage der englisch-franzö sischen Schuldenregelung bestehen. Es scheint jetzt festzustehen, daß in Lie Schluß erklärung Ler Konferenz eine Vereinbarung ausgenommen wird, nach Ler die Mächte Über einkommen, sich über Fragen, die das inter nationale Gleichgewicht der Staaten berühren, zu verständigen. In französischen Kreisen hofft man, daß in ter Unterredung zwischen Herriot unü Papen, an der im übrigen weitere französische und deutsche Minister nicht teilnehmen, eine Bereinigung -er schwebenden Fragen möglich sein wird. Man erklärt ausdrücklich auf französischer Seite, daß die Frage der Höhe Ler deutschen Abschluß zahlung keine entscheidende Rolle mehr spiele und eine Einigung in erster Linie von der Ver ständigung über die Beseitigung des Teiles vm des Versailler Vertrages und der Frage der Gleichberechtigung Deutschlands in der Ab- rüstungssrage abhängig sei. Tie Unterredung zwischen Papen und Herriot dauerte von 10 bis kurz vor 12 Uhr. Es wird nur mitgeteilt, daß die Verhandlungen fort- gesiihrt würden. Herriot erklärte Ler Presse, man sei jetzt dabei, -unkle Wege in dem Urwald der Dokumente zu bahnen und gewisse Formeln auszuarbeiten, auf denen dann weiter verhandelt werden könnte. Zu der Besprechung Papen—Herriot war zum Schluß der französische Kriegsminister Paul-Boncour zugezogcn worden. Man schließt KAC*. N" "TN" Sora- daraus, daß in dieser Unterredung die politischen Fragen erörtert worden sind und daß sich Herriot durch die Zuziehung Paul-BoncourS die Verant wortung und Zustimmung seiner Kabinetts kollegen habe sichern wollen. Die direkten Verhandlungen sollen heute nachmittag fortgesetzt werden. In der Zwischen zeit werden die seit gestern abend ununterbrochen geführten Arbeiten der Sachverständigen fort gesetzt. Der allgemeine Eindruck ist der einer gewissen Entspannung. Dom Blitz erschlagen. Berlin, 7. Juli. Das Gewitter, das am Mittwochabend über Berlin und seiner Umgebung niederging, hat ein Todes opfer gefordert. In der Nähe des Gutes Friedenthal schlug ein Blitz in eine Linde ein, unter der mehrerre junge L^ute Schutz gesucht hatten. Dabei wurde der Ober primaner Schade aus Weidmannslust so schwer verletzt, datz er gleich darauf starb. Don seinen Begleitern erlitten ein junger Mann und zwei Mädchen Lähmungen. Unwetterftönmgea im Reichsbahnbeirieb. München, 7. Juli (Radio). Das schwere Unwetter, das gestern über Bayern nieder gegangen ist, hat auch im Betriebe der Reichsbahn zu Störungen geführt. Die Reichsbahndirektton München gibt hierzu fol gende Darstellung: Zwischen Wasserburg- Bahnhof und Wasserburg-Stadt, sowie in der näheren Umgebung, ferner zwischen Ohl stadt und Hechendorf und bei Staltach wurde der Bahndamm vom Hochwasser unterspült und überschwemmt, so dah die Züge Ver spätungen erhielten. Zwischen Murnau und Garmisch-Partenkirchen wurden die Rei senden von 2 Zügen mit Kraftwagen be fördert. Auch durch Blitzschläge in die elek trischen Fahrleitungen und in die Telephon- leitungen wurde der Betrieb der Reichsbahn gestört. Die Störungen konnten alle bereis wieder behoben werden. Die „Süddeutsche Arbeiterzeitung" »erboten. Stuttgart,?. Juli (RaLio). Das Innen- Ministerium hat Lie „Süddeutsche Arbeiter zeitung" auf Grund der Verordnung des Reichs präsidenten gegen politische Ausschreitungen bis zum 9. Juli einschließlich verboten. ^op-rigdt 1030 d? Karl Köhler L Co., Berlin-Zehlendorf. 27) (Nachdruck verboten.) Elisabeth ging dem Schlosse zu mit leichten, huschenden Schritten, und Rahorst dachte: „Wie schön sie ist. Von einer rührenden, zarten Schönheit ist sie, und meine Aufgabe ist es, sie an mein Herz zu nehmen, weil es unser beider Glück wäre." Fürstin Wendheim sagte: „Sie ist sehr schön. Eigenlich viel zu schade für Sie, lieber Klaus Ullrich. Schöne Mädels sind immer zu schade für euch elendes Mannsvolk. Uebrigens, was giftete denn die Hallern so auf Fräulein Merker? Hat sie etwa Lunte gerochen? Ich dachte, sie wäre mit ihrer Enttäuschung fertig. Scheint nicht so. Dickes Fell haben die Leutchen in Dudenyvfen. Wahrhaftig, man könnte sie darum beneiden. Na, der Plessen wird sich den fetten Bissen nicht entgehen lassen. Da ist er nämlich viel zu schlau. Sie haben ja da auch noch die Wahl. Entweder Rose, die Reiche mit dem wunderschönen Charakter, ich habe mir nämlich sagen lassen, datz sie ganz nach Laune Fußtritte und Ohrfeigen verab reicht. Auf der anderen Seite Ihr blondes Lieb, dessen Schön heit ich anerkenne." „Für mich gibt es keine Wahl, Durchlaucht." Ganz fest klang Rahorsts Stimme. „Bravo! Wenigstens einmal etwas Romantik in dieser nüchternen Zeit. Ich freu' mich riesig, dah ich in beschaulicher Ruhe das alles abfeiern darf. Na, da wollen wir uns mal je mand anders heranwinken. Sie sind in Gnaden entlassen, lieber Klaus Ullrich." Da die jungen Leute den Wunsch geäuhett hatten, zu tanzen, so wurde diesem Wunsche von seilen Rahorsts entsprochen Die drei Musiker, die bisher im Park gespielt, erklärten sich sosort bereit, auch die Tanzmusik zu übernehmen. Und so herrschte bald fröhliches Treiben im Gartensaal, den man stets zum Tanzen benützte. Auch die alten Herrschaften be teiligten sich. Dadurch entstand eine Zwietracht, weil alte Wiener Walzer und modernste Tänze schärfste Konkurrenz gegeneinander bildeten. Zähneknirschend sah der Sohn des Landrats seinen ge mütlichen dicken Papa im Walzertakt sich behäbig wiegen und dabei eine Riesensläche für sich beanspruchen. Eine vorsichtige Mahnung von des Sohnes Seite trug die Antwort ein: „Aergere dich nicht, mein Sohn, ich spare für dich zu einer Studienreise, damit du die Nationaltänze der Kannibalen gleich an Ott und Stell« tanzen kannst. Am besten ist es, du bringst dir eine holde Maid von dort mit, sie kann es besser wie die klei nen Mädels hier." Aergerlich schwieg der junge Braun. Rose von Hallern tanzte jede Tour. Baron Plessen war auch noch herübergekommen und hatte sich seines späten Kom mens wegen höflich entschuldigt. Aus Roses Augen traf ihn ein böser Blick. Baron Piessen bemerkte diesen Blick — und lächelte! Rahorst tanzte heute sehr v'el. Er hätte nicht zu sagen ver mocht, warum er es tat. Irgend etwas trieb ihn dazu. Dabei hatte er nur den einen Wunsch: „Wenn ich Elisabeth jetzt im Arme halten dürfte, dann wüßte ich wenigstens, warum ich mich hier beteilige." Er tanzte auch einige Touren mkt Rose, die von ausgesuchter Liebenswürdigkeit gegen ihn war. Sie tat, als seien niemals jene Worte damals im Park gesprochen worden. Einmal setzte er sich in die dunkelste Ecke der nur matt er leuchteten Terrasse. Da sah er ein Helles Kleid auf dem schmalen Wege, der seitlich dort drüben an der Mauer in den Park führte. Elisabeth! Rahorst sprang auf. Ein kurzes Besinnen, dann ging er schnell die Stufen hinab. Vorsichtig folgte er dem Mädchen. Elisabeth ging tiefer, immer tiefer in den Patt hinein. End- lich war.sie an der alten Steinbank angekommen. Hell schien der Mond. Elisabeth blickte mit großen Augen umher. Wie schön es hier war. Ein Platz, wie geschaffen zum Lieben und glücklich sein. Klaus Ullrich von Rahorst! „Ich liebe dich, ich liebe dich", flüsterte das Mädchen und lehnte den blonden Kops an den Stamm der Rose, die ihre breit auslaufenden Zweige über und über mit weißen Blüten besteckt hatte, die einen köstlichen Duft ausatmeten. Von drüben klang Musik herüber. Ihre lockenden Weisen und die zauberisch schöne Nacht wirkten auf das Mädchen. Eine nie gekannte Mattigkeit bemächtigte sich ihrer. Gan- still saß Elisabeth und lauschte aus die einschmeichelnden Töne. Ueder ihr, ganz oben im Geäst der alten Fichte, gurrte ein wilde» Tauden- paar. Da fiel ein Schatten über den Weg. Erschrocken fuhr das Mädchen in die Höhe. „Erschrecken Sie nicht, ich möchte Ihnen etwas sagen." Leicht vornüber geneigt, stand Graf Rahorst vor Elisabeth. Eie machte einen Versuch aufzustehen, wollte fliehen, doch die Glieder versagten den Dienst. Rahorst ergriff ihre Hände. „Elisabeth, ich kann nicht länger warten, obwohl ich mcht Iprechen wollte. Ich liebe Siel* , Elisabeth versuchte, ihre Hände zu befreien. Als ihr da» nicht gelang, sagte sie: „Das — kann nicht sein!" Er blickte sie an mit den leidenschaftlichen Augen, zog sie zu ich herauf. „Was kann nicht sein? Daß ich dich liebe, kleines, süße» Mädel? Und es ist doch so! Mehr wie mein Leben liebe ich dich, glaub' es mir doch." Seine Arme legten sich ganz fest um die zarte Gestatt de» Mädchens, dessen große, schöne Augen in die seinen blickten, als ähen sie ein himmlisches Wunder. Er küßte sie. Oden im Baum gurrten die Tauben, die Rosen dufteten, tatter und leidenschaftlicher wurden die Küsse des Mannes. „Du, du, wie ich dich liebe!" Die Nachtluft trug ganz klar und deutlich die Klänge de» Walzers: „Rosen aus dem Süden" zu ihnen herüber. Fast un bewußt tanzten sie plötzlich auf dem schmalen Wege und der Mond beleuchtete hell Elisabeths süßes, weißes Gesicht. Und beide wußten: Diesen Tanz hier zwischen Rosenduft und im silbernen Mondlicht würden sie niemals vergessen. Er zog sie enger an sich. „Liebst du mich, Elisabeth?" »8a!" Wieder küßte er sie innig. Dann sagte er: „Ich habe es längst gewußt, mein Lieb. Deine Augen haben es mir bereits in der Jagdhütte verraten." Das Mädchen senkte den blonden Kopf. Er hob ihr Gesicht wieder zu sich empor. „Ist es eine Sünde, wenn wir uns lieben? Sind wir nicht freie, junge Menschen, die ihre Liede vor keinem Menschen ver stecken brauchen?^ Sie nickte. Er küßte die reine Stirn, die großen, gläubigen Augen. - Da sagte das Mädchen leise: „Und — und Ihre Mutter?" „Meide Mutter? Sie hat sich in letzter Zeit sehr verändert. Manchmal habe ich zuweilen geglaubt, sie kennt meine Liebe", sagte er nachdenklich. „Du kennst mich nicht, wenn nun an mir ein Makel wäre?" Er zuckle zusammen, sah aufmerksam in ihr Gesicht, schüttelt« dann den Kopf. „Nein, Elisabeth, ich würde den Glauben an die Menschen verlieren, wenn ich mich in dir getäuscht hätte", sagte er ernst. Da schmiegte sich das Mädchen eng an ihn, flüsterte: „Ich danke — dir!" Gan- eng umschlungen standen sie dann noch ein Weilchen. Rahorst aber mußte in» Schloß zurück. (Fortsetzung folgte