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Nr. 278 zweites Blatt Montag, den Av. November 1931 KWW W WMiM gs. Gehaltszahlung am 1. Dezember. Am 1. Dezember sind laut Verordnung Les Ministeriums des Innern, sofern die erforderlichen Mittel den einzelnen Kas fenstellen noch rechtzeitig überwiesen wer den können, an Beamte ein Drittel des Dezember-Gehalts, von den Versorgungs- Lezügen die Hälfte, von den November- Gehältern der Staatsangestellten, die nach träglich bezahlt werden, die Hälfte, und von den Gehältern der Staarsangestellien, Lie ihre Bezüge halbmonatlich im voraus el-alten sollen, ein Drittel, zu zahlen. gs Reichsschulzählung am L. Dezember. Am 1. Dezember wird an sämtlichen Be rufs- und öffentlichen Fachschulen des ganzen Reichs eine allgemeine Schulstati- stik ausgenommen werden. Dresden die Vertreter sämtlicher sächsischer Industrie- und Handelskammern, der Gewerbe kammern, des Verbandes Sächsischer Industriel ler, des Landesausschusses des sächsischen Hand werks und Ler sächsischen Landesauftragsstelle teilnahmen. Zweck der Besprechung war, die Interessenten aufzuklären, für welche Arten der Vergebung die Reichsbahndirektion Dresden zu ständig und welches die geeignetste Art der Bewerbung um solche Aufträge bei der Reichs bahndirektion Dresden ist. Hierzu machte Prä sident Dr. Domsch eine Reihe interessanter Aus führungen, die durch wertvolle Berichte der einzelnen für die Vergebung maßgebenden De zernenten ergänzt wurden. Insbesondere wurde der Wert der Zusammenarbeit zwischen den an den Aufträgen interessierten Stellen und den zuständigen Bearbeitern der Reichsbahndirek tion betont. Seitens aller Beteiligten wurde die Besprechung mit Dank begrüßt, die eine Reihe von Aufklärungen brachte und weitere Erleichterungen im Vergebungsverkehr zur Folge haben dürfte. als vier Fahr« im Schuldienst waren, von die ser Anstellung an ihr früheres Bergütungs- üienstalter unL die Bezüge erhalten, die sie erhalten würden, wenn ihr Dienstverhältnis nicht unterbrochen wäre. Als Vergütung für die Lehrer, die nicht schon wieder als nicht ständige Lehrer angestellt worden sind (Aus- Hilfslehrer), ist innerhalb des geltenden Be soldungssystems «in Einheitssatz für eine Wochenstunde festgesetzt worden, der je nach dem Dienstalter der Lehrer in drei Stufen gestaffelt und im allgemeinen der jetzigen Vergütungsordnung angepaßt ist. gs. Ein vernünftiges Vorhaben. Wie wir erfahren, beabsichtigt die Reichsbahn unter Zurückstellung ihrer bisherigen Bedenken, eine lOprozentige allgemeine Senkung der Fracht tarife vorzunehmen. Diese Tarifsenkung geht über die Einzeltarifermäßigung der letzten Jahre weit hinaus. Durch die generelle Ta rifsenkung werden die Frachten um rund 230 Mill. RM verbilligt mährend «eit der Tarif gs. Protest des Verbandes Sächsischer Industrieller gegen Steuererhöhnngs- pläne. Der Verband Sächsischer Indu strieller hat folgendes Telegramm an die Reichsregierung gesandt, in dem gegen Steuererhöhungspläne protestiert wird. „Erheben schärfsten Widerspruch gegen die nach Zeitungsmeldungen beabsichtigte Er höhung der Umsatzsteuer und Beseitigung Ler Anrechnung der Kapitalertragssteuer auf die Einkommensteuer. Diese Maßnah men, insbesondere die Erhöhung der Um satzsteuer, führen unvermeidbar zur Stei gerung der Gestehungskosten und stehen damit in schroffem Gegensatz zu den Entschließungen Les Wirtschaftsbeirates und den Bemühungen um Lie von der Reichsrcgierung als unbedingt notwendig erklärte Senkung der Gestehungskosten. Da die Umsatzsteuer vielfach schon jetzt, be sonders im Auslandsgeschäft, nicht mehr abwülzbar ist, muß ihre Erhöhung die weitere Vernichtung zahlreicher Produk tionsstätten und damit eine weitere Stei gerung der Arbeitslosigkeit herbeiführen. Tie Maßnahmen bewirken also im End ergebnis keine Erhöhung, sondern eine Senkung des Gesamtaufkommens an Steuern, Zöllen und Verbrauchsabgaben. An Stelle einer Entlastung für die Kassen der öffentlichen Körperschaften tritt beson ders im Zusammenhang mit der zwangs läufigen Vermehrung der sozialen Aus gaben eine weitere Belastung." gs. Hilfsdienst der Kandidaten des Predigt amts. Die wirtschaftliche Lage der Evangelischen Landeskirche und der Kirchgemeinden zwingt zu immer weitergehenden Sparmaßnahmen. Dem gemäß erläßt das Landeskonsistorium, entspre chend einem Beschluß der Synode, eine Notver ordnung, wonach Kandidaten des Predigtamts, die in der sächsischen Landeskirche ständig an- gestellt werden wollen, nach Erteilung LeS Zeu, - nisses über die Wahlfähigkeits-Prüfung für die Dauer zweier Jahre zum Hilfsdienst in der Kirche verpflichtet sind. Ueber ihre Verwendung bestimmt das Landeskonsistorium. Anspruch auf Verwendung haben sie nicht. Ein Kandidat des Prcdigtamts darf nicht vor Ablauf dieser beiden Jahre als Pfarrer angestellt werden, doch kann das Konsistorium in besonderen Fällen von die sen Vorschriften befreien. Die Besoldung der Kandidaten ist von den Kirchgemeinden auf zubringen. gs. Gerichtliche Untersuchungen von Leichen. Das Ministerium des Innern hat den 8 10 der Vorschriften für das Verfahren der Aerzte bei den gerichtlichen Untersuchungen menschlicher Leichen geändert. Danach sind in allen Fällen, in denen cs zur Entscheidung eines zweifelhaften Befundes erforderlich ist, eine mikroskopische Untersuchung vorzunehmen, von den zu unter suchenden Flüssigkeiten oder Organen genügende Mengen oder hinreichend große Stücke aufzube wahren und so schnell wie möglich einer nach träglichen Untersuchung zu unterziehen. Ferner wird angeordnet, daß die auf Gift zu unter suchenden Organe nicht mit konservierenden Flüssigkeiten versetzt werden dürfen. gs. Der Zinssatz für Heimstätten-Borschüsse. Tas Finanzministerium hat den Zinssatz für Vorschüsse an Beamte usw. zur Gründung einer Heimstätte mit Wirkung ab 16. Juli 1931 auf jährlich 5 Prozent festgesetzt. Bei Vorschüssen an versetzte Beamte, die Trennungsentschädigung aus der Staatskasse beziehen, tritt für die ersten beiden Jahre nach der Vorschußgewährung eine Ermäßigung des Zinssatzes auf 3 Prozent ein. gs. Die Sendung von Schallplatten im Rund funk. Die Reichsrundfunk-Gefellschaft und die Echallplattenindustrie teilen mit, daß über die Verwendung von Schallplatten im Rundfunk Verhandlungen schweben. Eine endgültige Ent scheidung soll bis zum 6. Dezember herbeigeführt werden. Mit Rücksicht darauf hat die Schall plattenindustrie die Erlaubnis zur Sendung von Echallplatten bis zum 6. Dezember verlängert. gs. Die Vergebung der Reichsbahn- «nsträge. Am Sonnabend fand im sächsischen Wi^tschaftsministerium auf Anregung des Präsidenten der Reichsbahndirektion Dresden, Tr. Domsch, unter Vorsitz von Ministerialdirek tor Dr. Klien ein« Besprechung statt, an der außer den Vertretern der Reichsbahndirektion Zum Eisenbahnunglück bei Oberdittmannsdorf Die Rettungskolonnen bei der Arbeit an der Trümmerstätte. Die mngesiürzte Lokomotive. Oben die aufge schweißten Teile. Dadurch konnte man erst die beiden Toten, die verbrüht waren, bergen. gs. Das Sächsische Handwerk zur Wahl Tempels. Der Landesausschutz des Sächsischen Handwerks hat unmittelbar nach Bekannt werden der Wahl Tempels zum 1. Vorsitzen den der Allgemeinen Ortskrankenkasse Dres den gemeinsam mit Landwirtschaft, Handel und Industrie durch den Landesausschutz Sächsischer Arbeitgeberverbände beim Ver- sicherungSamt der Stadt Dresden gegen die Berufung Tempels Einspruch erhoben. Der Landesausschuh steht auf dem Standpunkt, datz auf einem solchen ehrenamtlichen Posten, mit dem übrigens «in« Aufwandentschädigung von monatlich 300 RM. verbunden ist, nur verantwortungsbewußte Männer berufen werden dürften. Zu ihnen könne man aber Herrn Tempel nicht rechnen. Das Sächsische Handwerk lehne mit aller Entschiedenheit ab, ihm Gelegenheit zu geben, auch noch an der Ortskrankenkasse Beweise für seine Verwal- tungSkunst zu liefern. Es habe vielmehr mit den an der Landesversikherungsanstalt ge machten Erfahrungen mehr als genug. gs. Die Bezüge der gekündigten Jung lehrer. Ueber di« Vergütung des Anshilfs unterrichts an Volks-, Hilfs- und Berufs schulen, den höheren Schulen und gewerb lichen Lehranstalten ist eine Verordnung er gangen, die bis zum 31. März 1932 für alle Junglehrer gilt, denen vorsorglich gekündigt worden war und Lenen nickt ausdrücklich ihre Wiederanstellung als nichtständiger Lehrer (Stellenanwärter) eröffnet worden ist. Di« Wiedereinstellung aller bisherigen nichtständi- aen Lehrer ist in dieser Eigenschaft wegen Mangels an Stellen nicht möglich. Es werden aber diejenigen bisherigen nichtständigen Leh rer und vollbeschäftigten Vertreter die bis zum 1. Mai 1982 eine nichtständige Stelle wie der erhalten können, wenn sie bereits langer erhöhung vom Oktober 1928 für Sondertarif- maßnahmen nur etlva 150 Mill. RM. aus gewandt wurden. Daß eine generelle Tarif senkung seit langem sehr wünschenswert ist, bedarf keiner besonderen Versicherung. Nach den eigenen Angaben der Reichsbahn zeigte der Tarifindex (1913: 100) seit 1928 nur einen Rückgang von 144 auf 136, das heißt von nur 5 Prozent. Auch durch den Schenkervertrag und den Fortfall der Kraftwagenkonkurrenz werden die Frachtpreise nicht verbilligt, son dern zum Teil verteuert. Man hat nicht mit Unrecht gesagt, daß die Reichsbahn das, was st« mit der einen Hand gegeben, mit der an deren Hand genommen hat. Wie wir von maßgebender Seite aus Jndustriekreisen er fahren, steht man dort auf dem Standpunkt, daß eine generelle Tarifsewkung noch durch ein« Reihe von Sondertarifen für Stückgüter ergänzt werden muß, wenn der Wirtschaft wirklich Hilfe gebracht werden soll. Man weist darauf hin, daß die Spannung zwischen dem Stückgut- und Warentarif abnorm hoch ist. Aus dem Lande — An«. Schwere Zusammenstöße zwischen Reichsbannerleuten und Nationalsozialisten. Zwischen etwa 250 Reichsbannerleuten aus dem Zwickauer Bezirk, die sich auf Lastwagen unter der Führung von Regierungsamtmann Krippner sKreishauptmannschaft Zwickau) auf dem Wege zu einer antifaschistischen Kundgebung des Astgemeinen Deutschen Ge- werstchaftsbunde?. der sozialdemokratischen Partei und des Reichsbanners in Aue be fanden, und etwa 100 zumeist Auer Nationah- so-ialksten, die nach Oberschlema marschierten^ kam es Sonntag mittag gegen 1 Uhr aus der Staatsstraße Aue—Schneeberg in der Nähe des Brünnlaß-Gutes zu einer wüsten Schlägerei und einem Steinbombarbement," bet dem es auf beiden Seiten etliche Verletzte gab; die Nationalsozialisten hatten 19 mehr oder weniger Schwer- und drei sehr schwer Verletzte. Die Frage, welche Seite den Zu sammenstoß provozierte, bedarf noch der Klärung. Regierungsamtmann Krrppnev- Zwickau wurde kurz nach dem Zusammenstoß von der Schneeberger Polizei zwecks Ver nehmung in Sicherheit gebracht. Nacht Zeugenaussagen soll er das Kommando zum Angriff gegen die Nationalsozialisten gegeben haben. Bis in die Nacht hinein erfolgten in der Auer Eendarmeriekaserne Gegenüber stellungen zwischen Reichsbannerleuten und Nationalsozialisten. — Losung. Lin schwere- Frühstück. Ein in der Lanoesstrafanstalt untergebrachter Ge fangener verschluckte in dem Bestreben, ins Krankenhaus zu kommen, abgebrochene Eß löffel, Nägel und eine zerbrochene Gabel. Er wurde dem Krankenhaus zugeführt, wo er in bedenklichem Zustand darniederliegt. — Ellefeld. Raffinierte Diebe. Ein ver wegener Einbruch wurde in ein Radiogeschäft in der Falkensteiner Straße verübt. Di« Täter fuhren mit einem Auto bis dicht an die Schaufensterscheibe heran, zerschlugen diese und raubten aus der Auslage vier wertvoll« Empfangsapparate sowie anderes Radiomaterial. Di« Bande konnte mit der Beut« entkommen. — Freiberg. Fest genommener Brandstifter. Zu dem Brande der zum Rittergut Klein waltersdorf gehörigen Strohfeime hat die Kriminalpolizei in Gemeinschaft mit der Gen darmerie einen in Freiberg wohnenden 32 Jahre alten Glasbrenner als Brandstifter ermittelt, festgenommen und der Staatsan waltschaft zugeführt. — Hartmannsdorf b. Burgstädt. Mit dem Fahrrad tödlich verunglückt. Ein Radfahrer fuhr am Donnerstagmittag mit einem in Richtung Ehemnitz fahrenden Personenkraft wagen zusammen. Der Radfahrer kam zum Sturze und zog sich schwere Kopf- sowie andere Verletzungen zu und mußte in be wußtlosem Zustand dem Krankenhaus zuge führt werden und hier ist der Verunglückt« im Laufe des Freitag gestorben. — Leipzig. Jubiläumsfeier. Das Univer- sitätsinstitut, Seminar für Landesgeschichte und Siedlungskunde, feierte am Sonntag den Tag seines 25jährigen Bestehens. Seine Ge schichte ist ena mit dem Namen Richard Kötzschkes verbunden, der auf Grund seiner Verdienst« um die Heranbildung eines tüch tigen Historikerstandes zum ordentlichen Pro fessor ernannt worden ist. — Leipzig. Löblicher UnsaN eines Textil- industriellen. Am Sonnabendmittag fuhr in der Nähe des Königin-Luisen-Hau'es in der Preußenstraße ein aus der Richtung Borna kommender und mit drei Personen besetzter Privatkraftwagen gegen einen Lichtmast. Der im Wagen sitzende Tertilinduftrielle Heinrich Tand aus Göppersdorf, Vorsitzender der Friedrich-Köpke-AG., wurde mit dem Kopf gegen eine Zwischenwand geschleudert und trug tödliche Verletzungen davon. Der mit fahrende Kaufmann Backhaus aus Göppers dorf erlitt klaffende Kopfwunden. Nach Aussage des unverletzt gebliäienen Ehauffvurs soll das Unglück auf Versagen der Steuerung zurückzufuhren sein. — Leipzig. Tödlicher Sturz mit dem Fahrrad. Am Freitagnachmittag fvchr der 63 Jahre alte Maschinenschlosser Brum» Schaarschmidt in der Ersenbahnstrahe mit seinem Fahrrad in voller Fahrt gegen ein Personenauto. Schaarschmidt stürzte in folge des Zusammenpralls und zog sich einen schweren Schädelbruch zu. Der Tod trat kurz nach dem Unglück ein. — Leipzig. Der Raubübersall war er dichtet. Der von uns berichtete, am Mitt woch angeblich verübte Raubüberfall auf den körperlich behinderten Verkäufer eines Zt- garettenstandeS im Grundstück Ranstädter Steinweg 5 ist, wie die kriminalpolglichen Ermittlungen ergeben haben, von dem Aeber- fallenen erdichtet worden. Er war bei dem Standinhaber stark in Schulden geraten, die er mit lsieser Tat bereinigen wollte. Das als geraubt angezeigte Gut hat der Ver käufer zum Teil versteckt gehabt, zum an deren Teil einem ehemaligen Schulfreund für Beteiligung an dieser Sache gegeben, der seinen Anteil bereits verjubelt hat und gleichfalls ein Geständnis abgelegt hat. — Leipzig. Kraftwagen fährt gegrn Hcmd* wagen. — Ein Todesopfer. Auf der Staats straße Taucha—Leidig streifte am Sonn abendabend gegen 19 Uhr ein Personenkraft wagen, als er zwei ebenfalls in Richtung Lerpyig fahrende Handwagen überholen wollte, den einen Handwagen, der in den Straßengraben geschleudert würbe. Die in den: Wagen sitzende 32 Jahre alte Ehefrau Viertel aus Leipzig stürzte dahei auf die Straße und trug einen schweren Schädeldpuch