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Abenteuer im Hamburger Hafen Eine Reportage aus -er Wirklichkeit st. Fortsetzung) Don Karl Ey lLopvrigbt 1931 b? Preffe-Verlag Dr.R. Dämmert, Berlin 8V? 68) Keine Erzählung verriet gute Hafen- enntnis. Darum beschloß ich. diesen Mann, «n ich vielleicht gut brauchen konnte, etwas Auslagen. ^ind Sie schon lange hier im Hafen?* »Wenn 35 Jahre eine lange Zeit sind, ja. peil 1895 genau. Zuerst natürlich Schiffsclerk, unn als selbständiger Händler, dann als Bu nker, und jetzt als — na, wieder als Gene- Llkonsul." ! Fennen Sie hier einen gewissen kalaadra?" Der alte Mann nickte. «Halten Sie ihn fUr einen Mädchen- mdler?" l «Halten? Ich weiß eS, daß er einer ist, die kolizei weiß es, der ganze Hafen weiß es und K, Rio zwitschern es die Vögel vom Dach. Iber damit ist es noch nicht bewiesen." «Run, wenn man weiß, daß er Mädchen Mn ihren Willen verschleppt." I «Ver sagt, gegen ihren Willen* fiel der lGeneralkonsul^ ein. „Wenn man ihn an- Wen will, hat er immer seine Kontrakte mit len Mädchen in bester Ordnung. Die Mäd- hen, die mit offenen Augen nach Rio gehen, Ind als Tänzerin engagiert worden. Und die änderen, die mit der Iran Doktor fahren, laben sich bereit erklärt, entweder als Kon toristinnen, als K'inderfränlein oder als Leh- krin nach drüben zu gehen. Nein, die Kon- ßakte stimmen schon." «Dann müßte die Polizei drüben nach- vr>ä>en." I «Glauben Sie, daß das nicht längst ge- Mhen ist. Man hat doch kürzlich erst eine Kruppe Mädchen, die mit der Frau Doktor Diahren wollten, fcstgehalten, bis die Aus kunft aus Rio kam. Aber alles stimmte. Ein deutscher Apotheker gab an, durch Iran Dok tor eine Gehilfin zu erwarten, ein brasilia- discher Rechtsanwalt hatte he beauftragt, ihm line deutsche Korrespondentin zu verschaffen. Kas Engagement der Tanzgirls an der Ealle Gloriosa stimmte auch. Da war also nichts zu vollen. Man mußte die Mädchen fahren lassen. I Drüben werden ihnen freilich die Augen lmsyeaangen sein." k «Aber die Mädchen müßten doch schon hier kunte riechen, daß etwas nicht stimmt." l «Wieso? Die Iran Doktor hält sie in rinem Hotelzimmer oder sonstwo unter dem jorwand fest, sie müßten erst eine Tropen- mpsung durchwachen, ehe sie drüben landen önnten. Also impft sie ihnen irgendeine armlose Sache ein und sagt dann, jetzt müß en sie im Zimmer bleiben, bis sich herans tellt. ob die Impfung Erfolg hat. Das dauert mmer solange, bis der Dampfer fährt. Und mnn geht es Hals über Kops an Bord. Vielleicht macht sie'S auch, so ähnlich stelle Ich mir die Sache vor . . ." Fennen Sie ein kleines Lokal an der Kenegalstraße? Der Wirt trägt einen gol denen Ohrring." «Kicher. DaS ist ja die Stammbleibe Kalaadras im Hafenviertel. Von dort aus «nb schon oft Mädchen auf die Dampfer ge kracht worben. Natürlich immer freiwillig. Kie verstehen ja wohl . . ." ! «Hat dies« Kneipe denn keinen Namen? Ich kabe nicht einmal den Namen des Wirts an Ker Türe gesehen." ! »Der wird schon dranstehen, denn das ist wolizeivorschrift. Wir im Hafen nennen das Pokal aber die „Sieben Sünden" und der Wirt stecht Giacomo Schmalzer." „Nun noch eine Frage. Wann fährt der «ächste Dampfer nach Rio?" l «Die „Eap Polonia" fährt morgen, aber stie Hambura-Süd dürfte kaum dem Salaadra «der Frau Doktor eine Passage geben. In drei Tagen aber geht die „Montezuma" ab, «in wackliger Pafsagierkasten der Brasil Tra- sting Conwany. Diese Linie erfreut sich der klammknndschaft der beiden „Freunde junger Mädchen"." Plötzlich unterbrach sich der alte Mann und »tigte aus dem Fenster: «Wenn man vom Teufel spricht", sagte er. Trauben ging Salaadra vorbei, «ine Aktentasche unter dem Arm, und sprach lebhaft mit einem goldverbrämten, schwarzlockigen wenn, der die patente Uniform der Offiziere Ider brasilianischen Handelsmarine trug. Zwanzig Schritt hinter ihnen tauchte in dem Gewimmel der Straße der farbenfreudige neue Mantel Millys auf . . . Ein tüchtiger „Schatten" . . . Fch hatte mich mit Milly verabredet, sie abends im Gasthaus Ploen zu treffen. Des halb verließ ich auch jetzt nicht das Lokal, um mich ihr bemerkbar zu machen. Ich wußte ja. daß das Kind seinen Auftrag, Salaadra niibt ans den Augen zu lassen, nach bester Nöüichkcit auSsnhrcn würde. Milly war lein tüchtiger „Schatten", der hier im Hasen- laettwbe weniger ausfiel. als der best« Detektiv lin der verwegensten Verkleidung . . . Wäh nend ich von dem lenster ans ibr buntes Män- Itel^en in dem Menschengewühl verschwinden liab kam es mir plötzlich fall schmerzhaft zum iPennsü'cin. daß das Mädchen noch immer in lilmn dünnen Zatchschußen ging, die keiner iCchuv vor der Feuchtigkeit gewähren und Isickerlich ihrem Husten nicht förderlich sein Konnten. Es ist ganz eigentümlich wie die Welt, in der n»gn lebt, auf unteren Gedankenaang ein- rurken kann. Hier laß ich in der Kluft eines §:emannes, in die ich in erster Linie gestiegen war. nm der Tochter einer bekannten Kamille beruflich zu s-in die sich aus kallcher Roman tik v^,,ge "ei'e gd-* pl-ri-iM aoch ava tieferen Gründen io ein Abenteuer gestürzt hatte, die tragischsten Folgen haben könnte. Und hier war mir «in armes ausgebeutetes Mädchen nit der unerschütterlichen Treue eines Kindes rehtlslich, das geheimnisvolle Verschwinden der wohlbehüteten Tochter aus gutem Hause aufzuklären. Meine Sorge um das Schicksal Irmgards war zwar nicht gewichen, hatte kei ner Gleichgültigkeit Platz gemacht, aber doch llhlte ich nicht selten einen dumpfen Groll gegen die Studentin, wenn ich an ihre Eska pade dachte. Anders mit Milly. Die zähe Treue und Dankbarkeit des Kindes erfüllten nich immer mit einem seltsamen Gefühl der Rührung. Ich weiß nicht, ob Lie dieses ver- tehen können, es ist, iv«nn man es so aus- -rückcn kann, das „Große-Bruder-Gesühl". Und dennoch sollte ich später noch einmal ie furchtbarsten Zweifel an der Aufrichtigkeit Millys haben, Zweifel, die das Herz zernag ten und die krasseste Todesfurcht hervor riefen . . . Abends im Gasthaus Ploen erwartete mich Milly mit einer wichtigen Nachricht. Si« hatte lerausgesunden, wo -ie mysteriöse Frau Doktor wohnte. „Im Hanseatenhotel bei der Reeperbahn hat sie gewohnt, dort ist auch Salaadra hin- gegangen, nachdem er erst mit einem Schtffs- osfizier im Hafen war. Aber jetzt sind sie aus gezogen, ich weiß das von einem Zimmer mädchen, das ich kenne." „Waren die beiden denn alleine dort?" „Nein, sie hatten ein Fräulein bei sich." „Hast du erfahren, wie die aussah?" „Ja, sie war groß und blond. Sie duzte sich mit Frau Doktor." „Und wohin sind sie jetzt?" „DaS weiß ich nicht . . . Sie sind mit einem Auto fortgesahren." Während ich noch grübelte, ob das Mädchen, >as sich mit der Frau Doktor duzte, Irmgard «in könnte, meinte Milly: „Das Fräulein hat dem Zimmermädchen einen dicken Brief gegeben. Den soll sie aber erst in drei Tagen in den Kasten stecken." „Glaubst du, daß das Mädchen dir den Brief geben würde, Milly?" „Ich kann cs ja mal versuchen . . Eine Vision im Nebel. Als ich das Gasthaus Ploen verließ, um mich «ach meinem Logis in der „Königin von Tahiti" zu begeben, braute in den Hafen- traben wieLer ein milchiger Nebel. Es war etzt gegen neun Uhr abends und die Straßen waren mit Menschen gefüllt. Ein fiebernder Eifer schien die Menge zu beseelen. Die Türen der vielen Kneipen standen offen, und an der Theke sah man die Durstigen drei Reihen tief tehen. Englische Seemannslieder wurden von -eiferen Kehlen herausgebrüllt, an manchen „Der Mensch hat einen Kopf, um denken zu können." Das wäre die richtige humane Auffassung. Demgegenüber hat ein Zündholz darum «inen Kopf, um diesen an die Seiten fläche der Schachtel anzureiben. Es würde mich sehr interessieren, wie z. B. Shakespeare seine unsterblichen Theaterstücke geschrieben hätte, wenn ihm jemand während der Arbeit solange den Kopf gerieben haben würde, bis er Feuer gefangen hätte. Aber wir reiben den Menschen dennoch so manches unter die Nase. Besonders einem Kaffeehaus-Zündholz bieten sich tausende Ge legenheiten, seine Onälgeister zu ärgern. Ein beliebter Witz von uns ist es, uns lebendig in den Aschenbecher zu legen und so zu tun, als wären wir schon längst abgebrannt. Wenn dann ein Kaffechausgast kommt, legt er ruhig seine brennende Zigarette in den Aschenbecher, woraus wir plötzlich aufslackern und seine Zi garette versengen. Ein anderer Trick von uns ist, nicht zu brennen. Das tun wir hauptsächlich dann, wenn in der ganzen Umgebung kein anderes Zündholz vor rätig und im Feuerzeug des Kellners kein Benzin vorhanden ist. Ich muß bemerken, daß das Feuerzeug von jedem selbstbewußten Zünd holz vom ganzen Herzen verabscheut wird. Uns gebührt der Ruhm der Erfindung, und dennoch sind diese es, die uns das Brot vor dem Munde wegschnappen wollen. Unseren Widerstand zu brechen ist natürlich nicht schwer, da wir ja aus leichten Stäbchen geschaffen sind. Aber billig ergeben wir uns doch nicht: der eklatante Beweis hierfür ist, daß de.r Zündholz, trust den Preis der Zündhölzer von Jahr zu Jahr erhöht. Es gibt unter uns Zündhölzer, die sehr vor eilig sind und im Augenblick der Gefahr sofort den Kops verlieren. Dann gibt es weich herzige. Diese werden zumeist in Italien, aus Wachs, angesertigt. Ich mag diese nicht leiden. Ein wirkliches Zündholz mnß einen steifen Nacken haben, mnß lieber brechen, als sich bie- gen. Einen Unterschied in Rang »nd Art ken nen wir sonst nicht, und es gibt anch zwischen den schwarz- und rotköpsigen Zündhölzern keinen Haß. Das Leben eines KaffeebauszünderS das Ust im Grunde genommen sehr langweilig. Mich Ecken standen streitende Gruppen, die jederzeit zu Handgreiflichkeiten bereit schienen, mehr Autos als sonst hielten vor den Wirtschaften, mit den Fahnen aller seefahrenden Nationen am Fenster — drei amerikanische und vier englische Dampfer waren heute in Hamburg eiugelaufen, und dieser Teil des Hafens stand im Zeichen des Dollars und des Pfundes . . . Auf dein Wege nach meinem Logis mußte ich wieder das Lokal zu den „Sieben Sünden" passieren. Ich trat nicht hinein, konnte aber durch die offene Tür sehen, daß hier ebenfalls Hochbetrieb herrschte. Trotzdem stand der schlampige Kellner wieder wie eine Schild wache vor der Türe, musterte jeden Ein tretenden und kümmerte sich weiter nicht um die Bedienung, die auch hier an diesem Abend durch freiwillige Hilfskräfte „von zarter Hand" erfolgte. Durch die Türe sah ich in dem Rauchschwaden den Ohrring des dicken Wirtes blitzen. Salaadra sah ich aber nicht in dem Lokal. Obwohl der Kellner an der Türe mich er- kannte, ich konnte das aus seinem Zusammen zucken sehen, faßte ich auf der anderen Stra ßenseite Posto, um dieses verdächtige Lokal noch etwas zu bedachten. Auch durch diese Straße hupten an diesem Abend die Autos mit ihrer Fracht singender Seeleute und kreischender Frauen. Auf einmal durchfuhr mich ein jäher Schreck. Ein Autotaxi kam langsam durch die Straße gefahren. Ter Chauffeur blickte angestrengt nach den Häusern, als ob er eine bestimmte Nummer suchen wollt«. Und in dem geschloffenen Auto sah ich zwei Frauen sitzen. Eine weißhaarige Dame, die jetzt mit dem Schirm ans Fenster klopfte, um dem Chauffeur einen Auftrag zu geben, und ein junges, großes, blondes Mädchen, das in teressiert und lächelnd auf die bunte Menge blickte. Das Mädchen war Irmgard Beßler. Mit einem lauten Aufschrei wollte ich mich an den Wagen stürzen, als ich plötzlich schwer zu Bodeu fiel. Irgend jemand hatte mir ein Bein gestellt. Im Fallen sah ich noch, daß Irmgard mich anblickte, aber kein Zeichen des Erkennens in ihren Augen aufleuchtete. Darauf vermeinte ich das grinsende Lächeln Salaadras zu sehen. Betäubende Schläge tra fen meinen Kopf. Und dann hatte ich die Be sinnung verloren . . . Verloren . . . niedergeschlagen . . . Als ich aus meiner schweren Betäubung er- wachte, war mein erstes Gefühl das eines würgenden Ekels, der mir wie ein Kloß in der Kehle saß. Bald aber konnte ich feststellen, hat zum Beispiel das Schicksal mit einer alten Schachtel verbunden, der an den Seiten fast die ganzen Reibungsflächen fehlen. Es gibt unter uns viele, die den ganzen Tag auf den Köp fen stehen müssen, und da wundern sich noch die Menschen, wenn in uns manchmal die Er bitterung „explodiert". Unser gesellschaftliches Leben beginnt nach der Sperrstunde, wenn die Abräumerinnen sämtliche Zündholzbehälter auf einen Tisch zusammengetragen haben. Um diese Zeit, von elf Uhr nachts bis sechs Uhr früh, besprechen wir die Ereignisse des Tages. Es gibt unter uns Revolutionäre, die feurige An sprachen halten, dieses unwürdige Los abzu schütteln und so zu leben, wie es sich für selbst bewußte, freie Zündhölzer geziemt. Die Jugend läßt sich leicht von solchen feu rigen Reden verleiten. Sie kriechen aus den Schachteln und nehmen alles in Besitz, was sie erblicken. Biele stürzen sich über die Wein reste. Diese Zündhölzer werden natürlich gräßlich durchnäßt und können am nächsten Tag ihrer Pflicht nicht nachkommen. Die an deren nippen an den Süßigkeiten des Lebens und machen sich an den Würfelzucker heran Di« weißen Würfel werden natürlich rasch be- schmutzt, und wenn sich dann am nächsten Tag die Gäste über die verdächtige Farbe des Zuk- kers beschweren, sind — die Würfe! gefallen. Solchen Gelagen folgt dann der Katzen jammer. Am nächsten Tag liegen die meisten Zündhölzer matt und lustlos im Behälter, und die Gäste strenen — zum Zeichen der Trauer — Asche auf deren Häupter. Es gibt Zündhölzer» die als Zahnstocher ihr Lebe» beendigen; eS werden aber von uns auch außerdem viele Talente zersplittert. Viele von uns gehen an Brandwunden zugrunde. Die Gesellschaft könnte auf uns bester acht geben. Doch die Be wegung, die es sich zur Ausgabe gemacht hat auf das Wohl der Zündhölzer zu achten, steckt noch in Kinderschuhen. Vorläufig halten wir erst dort, daß man uns Kinderhänden nicht an vertraut. Erst wenn einmal jene Zeit heran bricht, da auch die Erwachsenen darauf achten werden, die Zündhölzer nicht zu zerstören, dann erst wird jedes einzelne Zündholz glück lich und zufrieden fein. Vorläufig aber herrscht in der Gesellschaft noch eiu brennendes Verlaugeu nach uns. VAV -WAV- -VHsV VMVVU» »MV VH» -VWV VW* VA"' -VU"-- -VIV-VIV--VVV--VUV -»V ^IV- -VIV- -VIV Aus -em Tagebuch eines Zündholzes Von Jenö Kalman. Autorisierte Uebersetzung aus dem Ungarischen von L. Neuscha. -aß dieser Kloß nicht nur in meiner Einbtl- mng bestand, denn das pfeifende Geräusch das ich wahrnahm, war nichts anderes als der Wind aus meinen Lungen, der sich durch die zusammengeschnürte Luftröhre seinen angst vollen Weg bahnte. Vor meinen geschloffenen Augen über- prudelten sich leuchtende Sternschnuppen, grellrot« und giftgrüne Raketen zu einem Feuerwerk, das sich aus meiner Gehirnhaut mit ätzendem Kopfschmerz widerspiegelte. Vorsich tig versuchte ich die Augen zu öffnen. Es ge lang mir nur mit dem rechten, das linke saß ntr verquollen und stramm wie ein Gummi- ball im Kopf. Durch den schmalen Spalt des geöffneten Auges sah ich eine unerhört grelle Sonne, die mich zwang, die Lider sofort wieder zu schlie- zen. Nach vielem Blinzeln konnte ich endlich meine Umgebung wahrnehmen. Die grelle Sonne war eine trübe Oellampe, die von einer niedrigen Decke herabhing und leise pendelte. Ihr trübes Licht fiel auf eine höl- zerne Tischplatte, an welcher zwei Männer in -lauen Schtssermützen und schwarzen Sweatern saßen und Karten spielten. An den beiden Seiten des engen Raumes, die ich von meiner Lage aus übersehen konnte, befanden sich Schlaflosen. Ich versuchte, bie beiden Männer an zurufen, aber meine geschwollene Zunge ver- agte mir den Dienst. Immerhin aber mußten )ie beiden Kartenspieler das gurgelnde Ge räusch gemerkt haben, denn der eine wandte ich um und sagte: „Na, Kamerad, den Schönheitsschlaf be endet? Teuf man ein Momentchen, der Onkel Doktor kommt gleich." Er rvarf seine Karten auf den Tisch und verschwand dann in der Dunkelheit einer Treppe, die nach oben zu führen schien. Ohne mich zu bewegen, erwartete ich mein Schicksal, denn jeder Versuch. Arme oder Bein« zu rüh ren war mit einem stechenden Schmerz beglei tet. Zu denken rvar mir ebenfalls unmög lich. Erst allmählich wurde mir klar, daß ich vor den „Lieben Sünden" überfallen worden war. gerade als ich Irmgard Beßler in dem Auto erblickt« und si« anrus«n wollte . . . Der Raum, in welchem ich mich j«tzt befand, verriet mir zwar, daß ich mich an Bord eines Schiffes befinden mußte, ob dieses aber im Hafen lag oder aus See schwamm, ob diese Leute meine Freunde oder Komplicen des Sa laadra waren, das konnte ich nicht erkennen. Raubes Gepolter auf der Tr«pve wollte meinen schmerzenden Kopf zum Bersten brin- gen, als zwei Männer an meiner Koj« auf- tauchteu. Der eine war der Kartenspieler, der andere ein großer Kerl mit «mem roten Schopf und einem Goldstreifen an den Aermeln seiner blauen Jacke. „Raus aus der Koj« Faultier", brüllte mich der Rothaarige an, „sich an Land besaufen, und dann den Dienst verweigern, das könnte euch wohl so paffen." Ich wölkte irgendeinen Protest «inlegen, aber die geschwollene Zunge zuckte mir nur wie ein fremder Gegenstand im Munde. Der Mann mit den Goldstreisen sti«ß einen lästerlichen Fluch aus. „Ich n^erde dir eine E-rmunterungSmedizin geben, Bursche", höhnte er Dann hob «r einen Eimer Wasser hoch und goß mir den Inhalt über den Kopf. Blitz schnell erfolgte nun di« weiter« „Ermun terung". Beide Männer rissen mich aus der Koje, schüttelten mich wie «ine Strohpuppe und warfen mich auf die Bank an dem Tisch. Dies« Gewaltprozedur hatt« mich aber tatsächlich restlos zur Besinnung gebracht. Mit einem befreienden Gefühl ivurde ich gewahr, daß ich keine zerbrochenen Knochen haben konnte. „Wasser . . .", gurgelte ich hervor, und wie der wurde ein Eimer schmutzigen Wassers über mich geleert. „Trinken . . ." Der Kartenspieler stellte sich mit einem un- willig-drohenden Ckknurr vor den Mann mit dem Goldstreisen hin, als dieser Miene machte, mit geballten Fäusten auf mich loßzugehen. „Halt stop", rief er dem Rasenden zu. .Jetzt ist's genug Der Mann kann uns ja unter den Händen krepieren, und dann haben wir die schönste Bescherung mit dem Secamt." Er reichte mir einen Blechbecher an di« verquollenen Lippen, und gierig schluckte ich das abgestandene, fadschmeckende Trinkivasser. „Der Mann kann heut« nicht arbeiten", setzt« er dann hinzu, ,,«r gehört in die Koje zurück." Mit einem Fluch verließ der Rothaarig« den Schiffsraum und kletterte polternd die steil« Treppe empor. (Fortsetzung folgt.) Sunts Qslstssköl-nsr Di« reinigende Wirknva von Nahnenwaffer. Sobald die Lonne beranskommt. holt man die Hellen Sachen und Kleidunasstückc wieder auS dem Verwahrsam und entdeckt oit zn seinem Schrecken, daß sich inzwischen die Hellen Binsen usw. versteckt haben oder Flecke noch vom "origen Jabr nicht ganz berausgegangen sind, e-ier tnt Bohncnwasser vorzügliche Dienste. Dem Bvbnenwasser. das man berstesst, indem man trockcue, weiße Bohnen ohne Salz auf- letzt und so lange kocht, bis sie weich sind, die Flüssigkeit durch ein Sieb gießt nnd erkalten läßt, weichen die hartnäckigsten Flecken, wie Rotwein. Stock, und Jodslecken, ganz gleich, >b sie in Wolle. Seide. Baumwolle oder befinden. Allerdings dürfen a"b diese Flecke nicht jahrelang vernachlässigt seH