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Biertes Blatt Ar. 288 Mittwoch, den 1v. Oktober 1928 Sklavenbräute im Lhinesenoierlel von San Fraiizisko Nachrichten aus San Franzisko berich ten über einen erstaunlichen Mädchen handel mit China. Dies wurde durch die Enthüllungen zweier hübscher verschlepp ter chinesischer Mädchen Lai Yoong und Mary Mar bekannt, die aus ihren ver goldeten Gefängnissen der Chinesenstadt San Franzisko befreit wurden und von dort mit 200 Pfund Sterling und Juwe len zu ihren chinesischen Herren zurück kehrten. Hierauf sofort einsetzende Nach forschungen ergaben, daß sie nach San Franzisko eingeschmuggelt worden wa ren. Die Reise nach dorthin mußten sie in Särgen antreten, die dazu dienen soll ten, die Leichen zweier in Amerika ge storbener Chinesen aufzunehmen, die im Lande ihrer Väter begraben zu werden wünschten. Die Handlungen eines verliebten Chi nesen sind in der Tat sehr eigenartig. Nehmen wir zum Beispiel den Fall Eboy Yow, eines Kaufmanns in der Straße der Goldschmiede in dem Chinesenviertel San Franziskos. Choy hatte sich mit seinem Handel teils ehrlich, teils anders, eine nette kleine Summe erspart. Damit war für ihn die Zeit gekommen, sich auch eine kleine Lilienblüte, als ständigen Besitz leisten zu können, weil er der geleoent- lichen Liebkosungen käuflicher Lilien blüten allmählich überdrüssig geworden war. Daher begab sich Choy eines Tage- zu der führenden Persönlichkeit seiner Ge meinde, um mit ihm die Angelegenheit zu beraten. Sofort erhielt in dem ent kernten Hankau die Ortsgruppe der »my steriösen Dreieinigkeit", jenes allmäch tigen Geheimbnndes, die über ungeahn ten Reichtum verfügt, durch den sie lei tende Kontrolle über andere ausländische soziale Geheimbünde sTongss und Kong- ns sHandelsvereinigungs ausübt, von dem Hauptquartier in Peking den Auf trag, gewisse Schritte zu unternehmen, die im Widerspruch zu den Paragraphen der Einwanderungsgesetze der Bereinigten Staaten stehen. Um eine lange Geschichte von Intrigen abzukürzen: die schöne Boy Lom wurde aus dem Elternhaus fortgelockt und an Bord eines schmutzigen chinesischen Passa gierbootes gebracht, das sofort ein rotes Segel hißte und den breiten Wasserweg schnell hinunter glitt. Sechs Wochen spä ter stand sie in dem parfümierten Bou doir, das Choy Yow mit großem Kosten aufwand für sie vorbereitet hatte und schaute mit ihren großen Mandelaugen auf die wenig verlockende Erscheinung ihres Herrn und Gatten. Ich wähle den Fall von Choy Yow und Boy Lom, weil er einige interessante Folgen hatte, denn Choy Yow ließ sich später noch mehrere andere Bräute kom men. So hatte er aus einem Haufen von Photographien von Lilienblüten, die zu verschiedenen Preisen in China zu kaufen waren, sich eine für 1200 Pfund Sterling ausgesucht. Das ist die Praxis, die in den Chinesenstädten in Amerika und Kanada geübt wird. Die amerikanische und kana dische Polizei bemüht sich im Augenblick in enger Zusammenarbeit mit Missio naren und Wohlfahrtshäusern, den ge heimen Handel mit chinesischen Lilien- blttten zu unterbinden. Wenn es ihnen gelingt, einen seiner Kanäle zu sperren, so öffnet sich an einer anderen Stelle ein neuer. Das Geschäft der Einschmugge- lung von Mädchen in die Bereinigten Staaten, um die Begierden vermögender Chinesen zu stillen, hat unheimliche Pro portionen angenommen und ist sicherlich weit einträglicher, als der Alkohol schmuggel. Diese Bräute kosten 10 bis 500 Pfund Sterling, die den Eltern der Mädchen in irgendeiner kleinen chinesischen Stadt, oder in einem Dorf bezahlt werden. Aber die 10-Pfund-Tterling-Braut kostet ihren späteren Gatten etwa 200 Pfund Sterling und das Mädchen, das 500 Pfund Ster ling kostete, wird einem reichen Handels herrn oder dem Besitzer einer Spielhöhle für etwa 5000 Pfund Sterling überlasten werden. Ein alter ziegenbärtiger Chinese, ein Patriarch, dem die meisten Spiel- und Opiumhöhlen in den übervölkerten Stra ßen gehören, die das Chinesenviertel Neuyorks bilden, kaufte vor ein paar Jahren für einen Mandarinen, ein der obersten Kaste angehörendes Manchu- Mädchen. Ihr Vater war ein klappriger Gentleman, der nach Amerika anSgewan- dert rvar und dort ein Opfer -er besonde ren Opiummarke des Patriarchen gewor den war, nach dem er seine Tochter für 1000 Pfund Sterling verkaufte. Dieser zahlte der On-Leong-Tong wieder 9000 Pfund Sterling, um sie von China nach Amerika zu schaffen. Die Tong selbst befaßt sich offiziell nicht mit dem Mädchenhandel. Inoffiziell da gegen ist sie allen ihren Mitgliedern gefällig. Von der Entführung eines Chinesenmädchens oder dem Raub eines ersehnten weißen Mädchens bis zur Ver folgung eines Mitgliedes einer feind lichen Tong, der einem ihrer eigenen Mitglieder Unannehmlichkeiten bereitet hat, gehört alles in ihr Gebiet. Von den erwähnten 9000 Pfund sollen 2000 Pfund in den Fingern des Führers der Tong, der die Transaktion übernommen hat, hängen geblieben sein. Der Rest ver blieb den Schmugglern. Trotz alledem wurde dem Patriarchen nicht die Erfül lung seiner himmlischen Sehnsüchte zuteil. Die junge Manchudame wurde in den Meeren eines halben Dutzend fremder Küsten herumgeschaukelt. Zweimal wurde sie des Nachts in der Nähe der Küste von Florida in ein Motorboot hin untergelassen und im letzten Augenblick, dann wieder aus den territorialen Ge wässern mit einem schnellen, bewaffneten Regierungskutter hinter ihr, zu dem Schoner zurückgebracht. Schließlich ge langte sie in ihrem Schoner zur Küste Kubas, wo unter dem Schutze der Nacht ein neuer Versuch gemacht wurde, sie an Land zu schmuggeln. Aber gerade in dem Augenblick, wo das Motorboot das flache Wasser im Schutze einer kleinen Bucht er reichte, wurde es von einem Scheinwerfer entdeckt. Das Motorboot wurde herum- gerissen und versuchte mit höchster Eile, zu entkommen. Diesmal jedoch war das Regierungs- schiff schneller. Mit rasender Geschwin digkeit holte es den gelben Vogelkäfig ein. Da legte sich das chinesische Fahrzeug einen Augenblick so zur Seite, daß die schäumen den Wogen über das Deck peitschten, rich tete sich wieder auf und ein paar hundert Meter weiter setzte die Maschine aus und es drehte bei. Die Beamten kamen au Bord, fanden aber, außer der Mannschaft, die aus zwei Mann bestand, nichts, und mußten den gelHen Vogelkäfig wieder frei lassen. Natürlich war ihr Verdacht begründet, doch ist es schwer, einen Leichnam am Grunde des Meeres und fast drei Meilen von der Küste entfernt, aufzufinden. Aber dieses Manchumädchen ist nicht die ein zige Lilienblüte, die auf diese Weise ge knickt wurde, um den Brautschmugglern eine lange Gefängnisstrafe zu ersparen. Im November letzten Jahres wurden umfangreiche Nachforschungen über den mysteriösen Fund eines chinesischen Mäd chenleichnams, der an die Küste Pasc- denas' geschwemmt war, erhoben. Die Arme und Beine des Opfers waren mit Draht verschnürt, doch war der Tod nicht durch Ertrinken eingetreten, sondern durch drei Verletzungen von Gewehr schüssen im Kopf und der Brust erfolgt. Zwei Kugeln wurden herausgezogen. Die Kugeln gehörten zum Typ der Regie rungsgewehre. Was sich abgespielt hatte war folgendes: Dine moderne -Coreley ... Paromout-Star Tiara Dow Der Regierungskutter hatte einen dieser Vogelkäfige gejagt und das Feuer aus ihn eröffnet. Die gelben Insasse« dech Schmugglerbootes hatten ihre „Ladung*, ein hilfloses Sklavenmädchen, die für die Chinesenstadt San Franziskos bestimmt war, als Schild benutzt und ihren Leich nam dann über Bord geworfen. Um aber zu dem Fall Choy Yow zurück zukehren, der einen anderen Ausblick auf den Handel mit Sklavenbräuten eröffnet: Seine Lilienblume entpuppte sich als eine zweite schöne Helena. Sie wurde die Ur sache eines Tongkrieges, der erst endete, als 60 Männer getötet und doppelt so viel verwundet worden waren. Ein junger Scheich, Mitglied der Bing-Kongs — Choy Yow gehörte der On Leong an, verliebte sich eines Tages in die liebliche Boy Lom und beschloß sofort, sie zu rauben. Er for derte sechs seiner Freunde auf, mit ihm zu kommen und drang mit ihnen in Chons Himmel der Glückseligkeit ein. Ten sie ben drohenden Gestalten gegenüber, über legte Choy schnell, was ihm wertvoller sei, sein Leben oder seine Lilienblüte und entschied sich dafür, sein Leben vorzu- ziehen und Boy Low verschwand. Was sich hernach zutrug, weiß niemand genau. Choy, der es nicht wagte, zur Po lizei zu geben, wandte sich an seine Tong. Bevor aber deren Mordknechtc an die Arbeit gingen, hatte sich Boy Lom ein zwei Fuß langes Schwert in dem Schlaf zimmer des Scheichs in die Brust gestoßen und hatte somit aufgehört, weiteres Ju- teresse an irdischen Dingen zu nehme«. Der Tongkrieg, der sich wegen ihres To des entspann, dauerte zwei Jahre und wurde nur durch das Dazwischentreteu der allmächtigen „Dreieinigkeit" beendet, die von Peking aus ihren langen Arm ausstrecktc und eine Konferenz einberiet, bei der der chinesische (vcsandtc Washing ton präsidierte. Auf dieser wurde der Friede hergestellt. Diese Fälle sind für die Gefahren, in denen die Sklavenbräute schweben, typisch. Das Mädchen ist abso luter Besitz, Sklavin des Mannes, der sie eingeschmuggelt hat. Er kann sie lieben, verkaufen oder töten. Andererseits darf er, wenn sie ihm von einem anderen Chinesen gestohlen wird, die Gesetze nicht zu Hilfe nehmen, da ent sprechende Nachforschungen den Schmug gel aufdecken würden. Es bleibt ihm da her nichts übrig, als sich an seine Tong zu wenden, oder den Einzelkampf mit Re volver, Messer, Gift oder Beil zu führen. Es wird oft behauptet, daß die Chinesen weiße Mädchen ihren eigenen Schönhei ten vorziehen. Das beruht aber nicht auf Wahrheit. Kein Gelber wird sich je ein weißes Mädchen zur Frau nehmen, wenn er ein gelbes Mädchen, das nach seinem Geschmack ist, finden kann. Daher wird der Sklavenhandel blühen, solange das Auswanderergesetz besteht, und es werden ungeheure Profite von Mädchenhändlern, die ihr Leben dafür wagen, gemacht werden. Aber obwohl sich der chinesische Philo soph in seinem fernen Heim dem Opium zum Trost hingibt, so ist doch die Liebe zu den Frauen stärker als zu den Mohn blüten, und er wird, sobald er genügend Geld hat, sich lieber eine Lilienblüte hal ten. Er wird seine Pfeife weglegen und seine Träume zu verwirklichen suchen. Verücken A»S Paris, der Stadt der Mode, Kommt «ns Kunde wanderbar: Babikopf ringt mit dem Tode, Schick ist wieder langes Haar. Doch da es darch Schicksalstücken Selten war- fast überall, Trügt mau abends jetzt Perücken Zar Gesellschaft und znm Ball. Farbenähalich ganz den echten, Blond, schwarz und kastanienbraun Sind die wundervollsten Flechten Auf der Damen Kopf zn schau'n. Und die Frauen, die mondänen, Frage« sich in diesem Fahr Unter heißen Sehnsuchtstränen: „Wo kauft man das schönste Haar?" Fa, sogar die Herr n der Schöpfung, Die ein blanker Glatzkopf ziert, Kriegen nene Haarbeköpfang, Werden herrlich perückiert, , Fede Platte wird verschwinden, Haarumwallt ist jedes Haupt, Locken gibt es vorn und hinten, Daß man an Natnr säst glanbt Sicher kommen die Perücken Auch zu uns ins deutsche Land. Kvnstgebild« zu« Entzücken Schafft der Haareformer Hand, Aber «ehr als solche Mähnen Nach der allernenften Mod Tu« »ns „Haare aus den Zähnen" Bei den schlechten Zeiten not. Oucki.