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— Nr. 12. — 8. Jahrgang. — Der jede» Wochentag Abend (mit Datum de» folgenden Tage») zur Versendung gelangende „Sächsische Lanves-Anzelgrr" mit täglich einem besonderen Unter- haltunarblatte und mit dem Extrabeiblatt Lustiges Bilderbuch kostet bei den Ausgabe stellen monatlich 70 Piq., bei den Post-Anst. 75 Ps. (1888er Ztgs.-Prcisliste Nr. 5035.) Sächsischer Sonntag, 15. Januar 1888. FürAbonncnten erscheint jecinmalimJahr: Soiumer-Eisenbahnfahrvlanheft ftir Sachsen. Wintcr-Eisenbaiinfahrplaubest für Sachsen. Jllnstr. Kalender de« Sächsischen Landboten. Jllustrirtes Jahresbuch des LaudeS>?luzeigers. Mit täglich einen! besonderen 4. Sächsisches Allerlei mit „Chemnitzer Sta-t-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung sür Sachsen und Thüringen. Unterhaltungsblatt: i. Kleine Botschaft — 2 Sächsischer Erzähler — 3 Sächsische Gerichts-Zeitnng b. Jllnstrirtes Nnterbaltnngsblatt — 6 Sonntagsblatt — Eitra-Beiblatt: Luftiges Bilderbuch. «nzeIgknvreiSdkS.,Sächs.LandeS.Unjeiger«": Raum ein« schmalen Torpnszelle lS Psg. Bevorzugte Stelle (lsvalt. Petitzeile) SO Pf. LeiWiederholnnggrotzerAnnoncenRabatt. Bei Bestellungen von Au-wärt- wolle inan Jnsertionsbetrag (in Brief»,arten) beifügen <je 8 Silben CorpnSschrist bilden ca. 1 Zeile.) Annoncenannahme nur bi» Vormittag. KnlU: Mmiin Wicke. Bnchdrnikcrei, Clieniiiitz. Tbeaterstratze 5 (Fernsvrechstelle Nr. >38). Telcgr -Adr.: Landes-Anzeiger, Chemnitz. Amtliche Bekanntmachungen. Im Handelsregister für den Stadtbezirk de» Unterzeichneten Amtsgericht- Würde heute auf Folinm 3082 die Firma Otto Pommrich in Chemnitz lZöll- nerplatz Nr. 1) und als deren Inhaber der Maschinenfabrikant Herr Otto Pommrich daselbst eingetragen. , Chemnitz, am 12. Januar >888. ''' Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichnete» Amtsgerichts wurde heute ans Folinm 3088 die Firma Bernhard Herold in Chemnitz (Schttlgasse Nr. 3) und als deren Inhaber der Kaufmann Herr Bernhard Herold da leidst, Besitzer eines Garn- und Agenturgeschäfts, eingetragen. Chemnitz, am 12. Januar 1888. Königliches Amtsgcricht. lieber das Vermögen des Fuhrwerksbesitzers Ludwig Heinrich An dreas Thomas in Chemnitz wird heute am 12. Januar 1888 Nach mittags 6 Uhr das Cencnrsverfahre» eröffnet Der Rechtsanwalt Jrmschcr in Chemnitz wird znm Concursvciwaltcr ernannt. Cvncurssordernngen sind bis z»m 0. Februar 18:8 bei dem Gerichte anzumcldcn. Es wird zur Be schlußfassung über die Wahl eines andere» Verwalters, sowie über die Bestell ung eines Gläubigerausschusscs und eintrctenden Falles über die in 8 120 der Concursordüung bezeichncten Gegenstände auf den 30. Januar 1888 Nachmittags 4 Uhr und zur Prüfung der augemcldeten Forderungen aus den 22. Februar 1888 Vormittags 10 Uhr vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Concursmasse gehörige Sache in Besitz habe» oder zur Concnrmnsse etwas schuldig sind, wird anfgegeben, nichts an den Gcmeinschuldncr zu verabfolgen oder zu leiste», auch die Ver pflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, sür welche sie ans der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Conciusvcrwalter bis zum 13. Februar 1888 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Chemnitz. Telegraphische Nachrichten. Vom 13. Januar. Wien. An auffallender Stelle bringt die „Presse" die aus London datirte Mittheilung: „Die Fälschungen werden russischcrseits fortgesetzt. Ein russischer Diplomat, dessen Name für Eingeweihte kein Geheimniß ist (Jgnatiew?), bemüht sich, den Zar zu der An nahme zu bewegen, daß die österreichische Regierung auf die Pforte cinwirke wegen Anerkennung des Prinzen von Coburg als Fürsten von Bulgarien". — In der bulgarischen Frage herrscht auch heute wie bisher diplomatische Windstille und cs kann als sicher angesehen werden, daß die Meldungen über Verhandlungen bisher gegenstands los sind. — Der „Pol. Corr." wird aus Konstantinopel über an sehnliche türkische Truppenbewegungen in Kleinasicn berichtet. Die türkischen Militärkommandanten erhielten Weisung, auf die Bereitschaft der Redifs zur Mobilisirung hinzuwirken. R v m. Wie man hört, hat der Papst bereits eine große En- chclika über die sociale Frage ausgearbeitet; cs soll darin das Zusammen gehen der Kirche mit dem Staate gegenüber den Arbeitern betont werden. — Der Nuntius in München ist gestern in Rom angekommeu. — Der Herzog von Norfolk soll Briefe der Königin und Lord Salis- burh's für den Vatikan überbracht haben. Stockholm. Mehrere hiesige angesehene Zeitungen besprechen offen ein seit einiger Zeit in hiesigen Kreisen cirkulirendes Gerücht, wonach der Herzog von Gotland Prinz Oskar (der zweite Sohn des Königs), geb. 15. November 1859, sich demnächst mit einer Hofdame der schwedischen Kronprinzessin Victoria (geb. Prinzessin von Baden), Fräulein Ebba Henriette v. Munk, geboren 1858, verloben werde. London. Der Bremer Dampfer „Nordstern" lief im Nebel auf den Startpoint-Fcls bei Plymouth. Die Bemannung ist gerettet, die Ladung verloren. Politische Wochenschau. Chemnitz, 14. Januar. Deutsches Reich. Der deutsche Kronprinz hat dem Berliner MagistratfolgcndcnbcdeutsamenDankbricfaufdesscnNeujahrsgratulatio» zugehen lassen: „Der Magistrat der Hauptstadt hat mir zu», Jahres wechsel seine wohlgemeinten treuen Wünsche in die Ferne gesandt, an welche mich mein körperlicher Zustand noch immer fesselt. Die Er füllung des Wunsches für meine Genesung steht in Gottes Hand, doch hoffe ich zuversichtlich, daß mir die Kräfte nicht fehle» werde», welche mir gestatten, in guten, wie in schweren Zeiten dem Vaterlande das zu sein, was dasselbe von mir erwartet. Dem Magistrat danke ich herzlich für den Ausdruck seiner Theilnahme und erwidere denselben mit dem aufrichtigen Wunsche für das fernere Gedeihen der Haupt stadt. San Remo, 3. Januar 1668. Friedrich Wilhelm, Kronprinz." — Amtliches Bulletin aus San Remo. San Remo, 13. Januar 8 Uhr Morgens. Die Krankheitserschcinungen bei Sr. k. k. Hoheit dem deutschen Kronprinzen bestanden während der letzten zwei Wochen in etwas stärkerer Schwellung der linken Kchlkvpfhälfte und von dort aus sich etwas allgemeiner ausbreitender entzündlicher Reizung der Kehlkopfschleimhaut. Gleichzeitig war stärkere Schleiniabsondernng vor handen, welche, wie die Entzündung, jetzt wieder im Verschwinden begriffen ist. Das Allgemeinbefinden ist recht gut. Schräder. Krause. Howell." — Der Kampf um die Stellung des Prinzen Wilhelm von Preußen zur hochkonservativen Partei wird immer erbitterter. Die ireikouscrvative „Post" schreibt jetzt, an den Prinzen Wilhelm dränge sich die Partei heran, deren überwiegender Einfluß in der Geschichte Preußens mit dem Rückgänge des Staates ani Ende des vorigen Jahrhunderts und der Zeit von Olinütz zusammcntreffe. Diese Partei bezeichne das Auftreten gegen sich als einen Angriff auf den Prinzen und auf das Christenthum. Dann heißt es wörtlich: „Von Herrn Hofprcdiger Stöcker wird eine Vertrauensadresse an den Prinzen Wil helm aus Anlaß der Unterstützung der Stadtmission geplant. Wir haben wiederholt unsere volle Sympathie mit den auf die Hebung der Religion gerichtete» Bestrebungen der Stadtmission Ausdruck ge geben; gleichwohl können mir ernste Bedenken gegen dies Vorhaben nicht unterdrücken. An sich widerstrebt unserem monarchischen Gefühle der Gedanke einer Vcrtrauensadresse an den künftigen Thronerben. Auch ist der Revers der Medaille nicht abzuweisen. Es kommt hinzu, daß Demonstrationen dieser Art in der jetzigen Zeit besonders unan gebracht sind, zumal, wenn sie von einer Seite ausgehen, welche ohnehin der Vorwurf trifft, den Prinzen Wilhelm in tendenziöser, von demselben in der Antwort au die Hofprcdiger scharf zurückgcwicseuer Weise auf Kosten seines erlauchten Vaters in den Vordergrund zu schieben. Auch das hat schon zu Mißdeutungen äußerst unerfreulicher Art Anlaß gegeben und es sollte fürwahr jeder weitere Anstoß nach dieser Richtung vermieden werden." — Das Befinden des Fürsten Bismarck ist, wie aus Friedrichs ruhe geschrieben wird, ein recht gutes; der Reichskanzler will nächste Woche nach Berlin kommen, um persönlich für die Verlängerung und Verschärfung des Sozialistengesetzes im Reichstage cinzutretcn. — Die „Nordd. Allg. Zig." schreibt zur Lage: „Mau muß der Wahrheit gemäß koustatirc», daß seit Beginn des neuen Jahres in der Auffassung der internationalen Gesamyülage ein etwas hoffnungs vollerer Zug hcrvorgclrctcn ist, als dies' während der letzten Wochen des vergangenen Jahres der Fall war; aber doch fehlt noch gar Vieles, um das Bild der Gegenwart und Zukunft als ungetrübtes bezeichnen zu können." — Dieselbe Zeitung erfährt aus zuverlässiger Quelle, daß die Mitthcilungen über einen Nenjahrsbriefwechsel zwischen dem Kaiser von Oesterreich und dem Fürsten Ferdinand von Bulgarien unrichtig sind. Es dürfte vielmehr eine Verwechselung mit einem Glückwunschtelegramm vvrlicgen, welches Prinz Ferdinand an den Obcrhvfmeister des Kaisers, Fürsten Hohenlohe, anläßlich eines Familienereignisses gerichtet hat und welches von letzterem unter der Adresse: „8on iHtssss 1s xrinos ß'sräiuancl L 8oürr" beantwortet worden ist. — Der „Post" wird mitgctheilt, der Rücktritt des Reichsschatz- secretärs Or. Jacvbi stehe noch in keiner Weise fest, im Gegentheil sei Hoffnung auf völlige Genesung vorhanden. — Die Centrumspartci wird diesmal, wie cs heißt, im preu ßischen Landtage einen Antrag auf Streichung des Gehaltes für den altkathvlischen Bischof Rcinkcns stellen. Verurtheilt. Eine New-Uorker Kriminal-Novelle von Arthur Zapp. Nach dem Englischen. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Aus zehn Uhr hatte Spaird die Zusammenkunft in Richard's Zelle festgesetzt. Grace trug Sorge, um halb zehn Uhr in den Tonibs zu sein, sie wurde sogleich zu dem Gefangenen geführt. „Grace!" rief er aus, als sie bei ihm eintrat. ^ Er war augenscheinlich freudig überrascht, denn er hatte sie kaum erwartet. Sie blickte forschend' in sein Antlitz und bemerkte mit Schrecken die entsetzliche Veränderung, welche seit seiner Vernrtheilnng in seinem Acußere» stattgcfunden hatte. Der Schlag war für seine Natur zu stark gewesen. Tiefe Linien durchfurchten sein Gesicht. Sie legte ihre Arme um seinen Hals und küßte ihn wieder und wieder. „Grace," sagte er, so ruhig, als es ihm möglich war, „Du weißt, ich liebe Dich mehr, als Alles in der Welt, mehr als mein Leben." Sie nickte, als er innehielt. „Ich fürchte, es ist nicht gut gethan, daß Du noch ferner Lu mir hierherkommst, zu dem — zum Tode Verurtheilten. „Bin ich nicht Deine Dir Verlobte Braut?" ,. „Es ist nicht recht," sagte er leise, „daß Du auch noch fercktt^ Dein Geschick an das meine knüpfest." ' „Richard," sagte Grace mit entschiedenem Tone, „als ich Dir meine Liebe gestand, da gelobte ich mir, Dich zu lieben in guten und bösen Tagen, im Glück und im Unglück, im Leben und im Tod." Ein Ausdruck triumphirenden Glückes leuchtete in seine» Augen aus, und mit Inbrunst drückte er sie an sein Herz. „Richard," fuhr sie fort, „erinnerst Du Dich, welcher Tag heute ist?" „Der Tag, an welchem unsere Hochzeit stattfinden sollte," sagte er mit bebender Stimme. „Ich habe die ganze Nacht daran gedacht." „Ja," sagte sie, „es ist unser Hochzeitstag." „Unser Hochzeitstag," mnrmelte er dumpfen Tones, während ein Ausdruck tiefer Pein über sein Gesicht glitt — „und ich bin hier, hier im Kerker." ,,Liebst Du mich deshalb weniger?" fragte sie. „Gott weiß eS, daß Dn mir nie theurer warst," war seine Antwort. „Und ich liebe Dich in Deinem Unglück mehr, als je in den Tagen des Glücks." In diesem Augenblick traten zwei Männer in die Zelle. De* eine war Spaird, der andere offenbar ein Prediger, nach seinem Aeußercn und seinem Auftreten zu »rtheilen. Und in der That, cs war der Reverend Pastor Brown, der Prediger der Kirchengcmeinde, zu welcher Grace sich zählte. „Herr Brown!" rief Richard erstaunt, als er den Geistlichen erblickte. „Es schmerzt mich aufrichtig, Sie hier zu sehen, Herr Vanmark, sagte Brown in freundlichem Ton, „Montcath hat mir versichert, und mein Freund Spaird hat »och soeben desgleichen gethan, daß Sie nur in Folge eines Justizirrthums hier sind." „Ich danke Ihnen, ich danke Ihnen von Herzen, Herr Brown I" sagte Richard. „Jetzt, Richard," nahm Grace das Wort, „jetzt soll unsere Trau ung stattfinden." „Unsere Trauung!" stieß der Gefangene überrascht hervor. „Ja," entgegnete Grace ruhig, „heute ist unser Hochzeitstag und BroHn ist gekommen, um die Trauung zu vollziehen." ;,Mit einem Verbrecher!" rief er aus. „Nest,, mit dem Geliebte» meines Herzens," entgegnete sie mit einem zärtlichen Lächeln. „Das darf, das kann nicht sein," sagte er dumpf. ' „Ich habe Dein Wort, Richard, Dein feierliches Versprechen." „Das ich Dir gab, als ich ein freier, geachteter Mann war. Jetzt aber bin ich ein —" Er schwieg und blickte bitter ringsum. „Du wirst Dein Gelöbniß nicht brechen, Richard," drang sie in ihn. „Du kannst es nicht thun, Grace. Du kannst Dich nicht selbst so opfern." „Mich opfern! Es ist kein Opfer, es ist das Glück meines Lebens I" „Ich rufe Ihr Urtheil an, meine Herren," wandte sich der Ge fangene an die beiden Männer, „glauben Sie nicht, daß es gewissen los von mir wäre, zuzugeben, daß sie ihr Leben dem meinigen ver bindet?" „Das Fräulein hat mir heute morgen ein klares Bild von der Sachlage entworfen," hob der Prediger an. „Sie liebt Sie treu und aufrichtig und ihr sehnlichster Wunsch ist, die Ihrige zu werden. Als Ihre Frau kann Sie Ihnen mit Trost zur Seite stehen in der bangen Zeit des Wartens, wenn das Schlimmste erfüllt werden sollte. — In Berlin soll jetzt ein Verein zur Verbesserung der kleinen Wohnungen in's Leben gerufen werden. Der Kronprinz hat sich bereit erklärt, das Protectorat über den Verein zu übernehmen. — Der Frauzöselei in den höheren Mädchenschulen des Reichs- landcs wird jetzt ein Ende gemacht werden. Laut Weisung der Be hörden müssen diese Schulen einen deutschen Grundcharacter annchme», oder sie werden geschlossen. — Pariser Blätter stellen die ungeheuerliche und alberne Be hauptung auf, auf dem Schauplatze des letzten Grenzzwischcnfalles, bei welchem Brignon erschossen wurde, sei plötzlich ein neuer Fußweg entdeckt, der möglicherweise deutscherseits zum Beweise 5er Unschuld des Jägers Kaufmann hergestcllt sei. Dies Gerede ist, wie gesagt, albern. Der Fußweg besteht längst und befindet sich auf allen amt lichen Karten. Oesterreich-Ungarn. Das halbamtliche „Wiener Fremden blatt" äußert sich beifällig über die neuesten friedlichen Zeitungs- stimmcn aus Petersburg und meint, dadurch werde der Glaube an den Anbruch einer dauerhaften friedlichen Lage belebt. Diese Zeilen sollen wohl mehr ein Dämpfer für die hitzigen Magyaren sein, die im ungarischen Reichstage scharfe Interpellationen gegen Rußland eingebracht haben, als Höflichkeiten für Rußland. Das „Fremdenblatt" ist es ja bekanntlich gewesen, welches den ganzen letzten Kriegslärm begonnen hat. — Zur Anknüpfung »euer Handelsvertragsverhand lungen wird der rumänische Handclsministcr in Wien erwartet. Italien. Wie aus Massauah berichtet wird, ist von einem energischen Vormärsche der abessynischen Armee bisher nichts zu be merken. Die von dem italienischen Generalcommando angeordnete Todtenfeier für die Gefallenen von Saati wird am 25. Januar, dem Tage der Massacre, auf dem Schlachtfelde selbst stattfinden. — Der päpstliche Nuntius Rotelli in Paris nahm eine Einladung zum Mit- tagscssen beim Exkönig Franz II. von Neapel an. In Rom will man darin eine pästliche Kundgebung gegen das Königreich Italien erblicken. Frankreich. Kammerpräsident Floquet hat am Donnerstag den Abgeordneten eine flammende Tugendredc gehalten, sie zur Einig keit, zur Arbeit für die Interessen des Landes ermahnt, sie aufge- fvrdcrt, die Gerechtigkeit allein sich zur Richtschnur dienen zu lassen. Das klang wunderschön; aber kaum war Herr Floquet fertig, so stellte der radikale Abg. Basly einen Antrag auf Amnestirung aller Politischen Verbrecher, der keinen anderen Zweck hatte, als den Sturz des Ministeriums Tirard herbeizuführcn, welches wohl einige Be gnadigungen, aber keine allgemeine Amnestie will. Für dieses Mal glückte der Ansturm indessen nicht, die Berathung des Antrages wurde nach dem Wunsche des Ministers vorläufig vertagt. Eine eigenartige Episode trug sich in der Kammersitznug zu. Ein Redner gab eine bewegliche Schilderung des Elends, in welches zwei Kinder eines verurtheilten Bergmannes von Decäzeviüe gerathen seien. Der Herzog Larochefoucault unterbrach ihn mit den Worten: „Geben Sie mir die Kinder, ich werde sie erziehen lassen." Allseitiges Bravo lohnte den Herzog. Belgien. Die seit zwei Monaten bei Antwerpen vorge nommenen Sprengversuche mit Melinit § und anderen Spreng stoffen ergaben, daß das Melinit keineswegs eine größere Explosions kraft besitzt, als die schon bekannten Sprengstoffe. Zwei französische Anarchisten wurden aus Belgien ausgewiese». England. Ministerpräsident Lord Salisbury hielt auf einen» konservativen Bankett in Liverpool eine Rede, in welcher er hervor- hvb, daß die europäische Lage sich etwas gebessert habe. Der Friede sei jedenfalls für die nächste Zukunft gesichert. Die Souveräne und ihre Minister widmeten ihre ganze Energie der Aufrechterhaltung des Friedens. Er hoffe deshalb, der Friede werde schließlich erhalten bleiben. Rußland. Die panslavistisch-orthodoxe Partei hat beim Zaren, soweit es die innere russische Politik betrifft, gar nichts verloren. Sollten bessere Tage kommen, so wird die Erinnerung an heute nur dazu beitragen, Ihren Bund noch inniger und fester zu gestalten. Sie ist in dem Alter, wo man aus eigener Ueberlegnng seinen Ent schluß zu fasse» berechtigt ist, und obgleich die Verhältnisse ja etwas außergewöhnlich liegen, so sehe ich doch kein ernsteres Bedenken, das mich abhaltcn sollte, ihrem Wunsche zu willfahren." „Und Sie, Spaird, was sagen Sie zu Grace's Verlangen?" „Ich sehe kein Hinderniß," antwortete der Advokat, „wenn es Miß Montcaths ernstlicher Wunsch ist." „O, Richard!" rief sie bittend aus, „Du kannst, Dn wirst mich nicht zurückwcisen. Es ist vielleicht die letzte Bitte, die Dn mir er füllen kannst." Er nahm ihren Kopf zwischen seine Hände und blickte tief in ihre Augen. Sv tief er aber auch hineinblickte, er sah nichts darin» als Liebe, tiefe Liebe. Einige Secunden blickte er sie unverwandt so a». „So möge denn Dein Wille geschehen," sagte er endlich. „Ich vermag Dir nichts abzuschlagcn. Bitte Gott, daß Du es nie be reuen mögest." „Nie nie!" rief sie mit triumphirender Stimme. Die Trauung, welche nun stattfaud, verlief so schnell und ein fach, wie es den Umständen angemessen war. Der Prediger war Weltmann genug, um einzusehen, daß eine besondere rednerische Leistung hier nicht angebracht sei. Er empfahl sich kurz nach dem Trauact mit einigen herzlichen Worten. Als er gegangen spar, wandte sich Grace an ihren Gatten. „Richard I" „Mein Lieb!" „Nimm mich in Deine Arme nur einen Augenblick." Er drückte sic mit inniger Zärtlichkeit an seine Brust. „Küsse mich und nenne mich Dein Weib." „Mein Weib — mein thcures Weib!" rief er aus und küßte sie wiederholt. „Nun sind wir Beide eins für immer," sagte sie, während sie sich von ihm losmachte. „Bis der Tod uns trennt," ergänzte er in feierlichem Tone. Sic blickte ihm noch einen Moment zärtlich in die Augen und wandte sich dann zu dem Advokaten: „Nun, Spaird tvas V«-neu im Interesse unserer Sach« thun?" Fortgang f»'zt