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"— — ^ Nr. 191. — 8. Jahrgang. Der jede» Wochentag Abend (mit Datum des folgenden Tages) zur Versendung gelangende „Sächjiichc LandcS-Anzcigcr" mit täglich einem besondere» Unter« haltungsblattc und mit dem Exlrabeiblatt rustigks Bildcebnch kostet bei de» Ausgabe stellen »u»iatlich70Pjg., bei den Post-Anst. ?ö Pf. (1886er Ztgs.-Preisliste Nr. 5035.) Sächsischer Für Abonncnten erscheint je einmal im Jahr: soiiimer-Eiskulialmsakrdlanhkfl für Sachsen. Wiutrr.Eiskiibaliiifniiriilandclt für Sachse». Illnstr. Kalender des Süchsische» Landboten. IliiistrirleSJahrcsbuchdeSLaudes-Anzcigerr. tlllkk mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Freitaq, 17. «nqust 1888. »ln,c,i,eniirkiSdkZ..§>1chs.?andeS.?la,ei,>er«"r Nanm einer schmalen Corpus',cüs I5Pfa. Bcvorrngie Stelle (>svalt.Petitzcile)30Pf, DeiWiederbolunggrogcr Annonce» Rabatt, Bei Bestellungen von AnsivärtS wolle man Jniertionsbetrag (in Bricfniarken) beifügen tje 8 Silbe» Corvnsschrist bilden ca. 1 steile.) Annoncenannabuie »nr bis Bormittag. Prckl,-. Nmiliitt Witlie. Buchdruckcr'ei. Ctiemuitz. Tbeaterstraße ö (Fernsprechstellc Nr. 138). Telegr -Adr.: Landes-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen 4. Sächsisches Allerlei — UnterlMungsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Grzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 5. Jllnstrirtes NnterhaltnugSblatt — 6. Sonntagsblatt — Crtra-Beiblatt: Lnstigeö Bilderbuch. Amtsgerichtliche Bekanntmachungen. Das Konkursvcrsahrcn über das Vermögen des Karl Ludwig Gros; in Chemnitz Jichabers der Firnia Carl Gros; daselbst, wird nach erfolgter Ab haltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Chemnitz, de» 13. August 1888. Königliches Amtsgericht. Telegraphische Nachrichten. Vom 15. August. Petersburg. Am nächsten Dienstag, den 21. d. M., tritt der deutsche Bvtschastcr, General v. Schweinitz, einen zweimonatlichen Urlaub nach Deutschland an und kehrt erst kurz vor dem Dicnst- jubiläum des Herr» v. Gicrs zurück. Dieser Urlaub wird hier als neues Zeichen besten Einverständnisses zwischen Rußland und Denlsch- land angesehen. Wien. Generalmajor Schwizcr von Bayersheim, der bei dem Grazer Kuhn-Bankclt ans Kuhn als den kräftigen Obergenernl in einem eventuellen Kriege toastete, wurde nach Bosnien trausferirt. — Die Tschcchenblätter verlangen, daß die tschechischen Abgeordneten künftig im Reichsrath nur tschechisch sprechen, tim die Ueberflüssigkeit (!) der deutschen Sprache zu erweisen. Paris, 16. August. Die Ankunft Boulangcrs in Amiens verursachte tnmultuarijchc Kundgebungen, gegen welche die Polizei einschritt. Es wurden mehrere Verhaftungen vorgenommen. Nach dem Bankett, wobei Bonlanger in einer heftigen Rede gegen den Parlamenlarisinns sprach, begab er sich »ach Donllcns, wo die tnmnltuarischcn Kundgcbniigen sich erneuerten. Auch hier erfolgten mehrere Verhaftungen. Brüssel, 16. August, Mittags. Kardinal Lavigcrie entwarf heute in der Kalh d>alc ein ergreifendes Gemälde vom Sklavenhandel in Afrika. Er befürwortete die Bildung cincs belgischen Milizcorps von etwa 100 Mann, welches sich am Tcinganhkasn festsctze und den Sklavenhändlern den Weg versperre. Lavigcrie wird ein Cvmitce zur Entgegennahme von freiwilligen Beiträgen bilden. Die Kosten werden auf 1 Million Francs geschätzt. Graf Moltke. dj Chemnitz, den 16. August. Seit der Errichtung des neuen deutschen Reiches hat kein Per sonenwechsel in irgend einem Amte die Herzen der Zeitgenossen ähn lich ergriffen, wie der Rücktritt des Grafen Moltke von dem Pusten, den er drei Jahrzehnte bekleidet hat, zum eigenen Ruhm, zum Heile für das Vaterland. Ein schmerzliches Gefühl beschleicht jedes deutsche Herz bei dem Abschied des Schlachlendcnkcrs, dessen Name mit den weltgeschichtlichen Wasfcnthaten des deutschen Volkes, mit der Er richtung des Reiches unvergänglich verknüpft ist. Seit dem allen Marschall Vorwärts hat kein Feldherr der Nation so nahe gestanden, wie der Schweiger, dessen Gedanken allezeit dem Vatcrlande und der Menschheit gegolten, der, ein Meister in der Wissenschaft und Kunst des Krieges-, die Siege schuf, welche den Plänen der Staatsleitnng den Er vlg sicherten. Einer der stolzesten Paladine au» dem Kreise des ehrwürdigen ersten Kaisers legt Speer und Schild, welche seinem Arm zu schwer werde», vertrauensvoll in die Hände eines seiner jüngeren Schüler; die deutsche Nation aber hofft, daß der iveise Rath des greisen Feldmarschalls noch lange dem Vaterlande erhalten bleibe, und sie ist gewiß, daß der Ruhm des Grafen Moltke erstrahlen wird, so lange warme Menschenliebe, hoher Gedankcnflng, treue Hingabe an das Vaterland, so lange die Großthate» des Genies Verständniß finden. Die Sachsen bei St. Privat la Montagne am 18. August 1870. Ein Gcdenkblait von Max Dittrich. Der 18. August ist einer der stolzeste» Ehrentage des K. S. (XI!.) Armcecorps und seiner Führer im Jahre 1870, vor Allem des Xöisigs Albert und seines Bruders, des Prinzen Georg von Sachsen. An diesem Tage erhielt cs vor achtzehn Jahren die Feuertaufe und entschied Schulter a» Schulter mit der preußische» Garde im heißen Kampfe die blutige opscrschwere Schlacht durch Erstürmung des stark befestig»:» Dorfes St. Privat la Montagne ans dominircndcr Höhe und die beide» alten Regimenter der Leipziger Garnison (Nr. 106 und 107) zeichneten sich damals i» hervorragender Weise durch Tapferkeit ans. Darum hat auch die Stadt Leipzig den 18. August, der zum unvergeßlichen Ehren- und Sicgcstag geworden ist für den Sachsenkönig Albert den Streitbaren und seine tapfere Armee, nicht minder sür deren langjährigen Führer, den Gencralseldmarschall Prinz kc»rg, sowie die genannie» beiden alten Leipziger Infanterie-Regi menter, da;n gewählt, das vor dem Rathhausc errichtete imposante Sieges- und erste Kaiscrdenkmal im dentstbcn Reiche feierlich zu ent hüllen. Z» dieser denkwürdigen Feierlichkeit, an welcher nicht nur das ganze Sachsenvolk und Heer den lebaaftesten Ant eil nimmt, wird sicherlich Vielen auch ein Geben blatt willkommen sein, weiches erzählt von dem Kampf und Sieg der sächsischen Truppe» vor St. Privat. Der letzte dem XII. Armcecorps am 18. August 1870 zngc- gangenc Befehl des Overeommandos > er vom Prinzen Frievrich Carl von Preuße» befehligte» 11. dentschcn Armee forderte dieses zum Vorrückcn am St. Privat ans, gegen welche» Ort auch das Garde corps im Anmarsch begriffe» war. Das war gegen Mittag »ad nachdem der Kampf ans dem rechien Flügel der Deutschen schon längst im vollen Gange war. Deutscherseits wnßtc man damals »och gar nicht, daß der rechte Flügel der sranzüsischc» Aufstellung sich bi» »ach St. Privat und Roneonrt cinsdclinte. Das sächsische Corps erhielt ans dem Marsche durch ansgesandtc Knvallcrie-Recvgnvseirnngs- patronillen die Meldung Vvn der großen Ansdetznnng des rechte» srniichsii'chen Flügels, inwndciheit waren die Bcvbachlnngcn wichtig, welche der gegenwärtige sächsische Gcncralstabschcf, Generalmajor vvn der Planitz, damals Hanptmann im such,siche» Generalstabe, gemacht balle. Er war nsit einer Patrouille de» beusigen I. Husaren - Regi ments Nr. 18 bis an das zu der Zeit noch nnbeietzlc Dorf Ste. Marie anx cin „cs vvrgegange» und hatte die fronwuschc» Stellungen genau beobachtet. Er nielbete, daß der Höhenrücken Vvn St. Privat bis Nvncvnrt stark besetzt und ein Frvnlangriff ans diese feste Slell- Graf Moltke steht heute im achtnndachtzigsten Lebensjahre. Am 26. Octvbcr 1800 zu Pcirchim geboren, gehört er seit dem 30. März 1832 dem Generalstab an, seit dem 29. Oktober 1857 mit der Führung der Geschäfte desselben vertraut und seit dem 18. September 1858 als Chef des Gcneralstcibcs der Armee, den er durch weise Auswahl der Officiere, durch strenge Unparteilichkeit und durch die höchste Steigerung seiner Leistungen zu einer unübertroffene» Muster schule der Armee, zu einem Gegenstände des Neides lind der Nach eiferung für alle Welt gemacht hat. Unter seiner Leitung, znm großen Theil ans seine Anregung, überall unter seiner förderlichsten Theilnahmc sind jene großen Umwälznugcn der Armee auf den Ge bieten der Organisation, der Bewaffnung, der Taktik vor sich ge gangen, denen das Volk in Waffen seine herrlichsten Triumphe ver dankt. Aber so groß in der Vorbereitung und im Entwurf, so groß war Graf Moltke in der Ausführung und der Nutzanwendung. Im Kriege gegen Düncinark Chef des Generalstabcs des Prinzen Friedrich Karl, Urheber des OpercitioiisPlaneL von 1866, wie des Planes für den Krieg gegen Frankreich, handelte er überall in seiner ebenso ent scheidenden, wie verantwortniigsschweren Stellung nach seinem Wahr- spruche: Erst wäge», dann wagen! Das Vertrauen, welches ihm der oberste Kriegsherr, die Armee und das ganze Volk entgegcn- brachte», hat Graf Moltke vollauf verdient und gerechtfertigt. Und wie der große Friedrich s. Z. gesagt hat, der liebe Gott sei stets mit den stärkeren Bataillonen, so ist im letzten Mciischcnalter das Kricgsglnck stets mit der klareren Erkenntnis;, der gewissenhafteren Arbeit und der entschlosseneren Ausführung gewesen. Aber die außerordentliche Volksthümlichkeit, deren sich Graf Moltke ersrcnt, ist nicht allein aus seine» militärischen Erfolgen zu erklären. Sie ist das Ergebnis; eines zugleich harmonischen und be scheidenen Charakters, eines edlen Herzens und einer umfassende» Bildung. Feind aller Prunksucht, wie jedes echte Verdienst, voll Wohlwollen auch für die entgegengesetzte Uebcrzcngnng, immer klar, sachlich, maßvoll, so konnte Graf Moltke auch in der Gesetzgebung von allen Parteien gefeiert und hochverehrt werde». Von seinem Wissen, wie von seiner Urteilskraft und Beobachtungsgabe legen zahlreiche schriftstellerische Arbeiten Zcugniß ab. Und die unter seiner Leitung veranstalteten kricgsgeschichtlichen Werke des Großen Gciicral- stabcs sind als klassisch allgemein anerkannt. Die Achtung, welche das höchste Streben »nd der höchste Erfolg erheische», wird bei ihm zur warmen, herzlichen Verehrung, gesteigert durch die Selbstlosigkeit und die Lauterkeit seines Wesens. Die treue Anhänglichkeit, welche Kaiser Friedrich seinem ehemaligen Adjutanten und „alten Freunde" »och vor wenigen Monaten ii; einem tief empfundenen Brief ans- sprach, wird auch die dcnlsche Nation ihrem ruhmgckrvnten Feld marschall immerdar bewahren. Man war so sehr gewohnt, den Grafen Moltke als lebensläng lichen Cnef des Generalstabcs der Armee zu betrachten, daß man sich nur schwer in die Thatsache cinleben wird, an seiner Stelle de» Grafen Waldcrscc zu sehen. Der bisherige Gencralquartiermeister, General der Kavallerie, Graf Waldersec, ist am 8. April 1832 ge boren, hat also in verhältnißmäßig jugendlichen; Alter seinen hohen Posten erreicht. Er gilt, wofür schon die Thatsache bürgt, daß er seit sechs Jahren der erste Gehilfe des Grase;; Moltke ist, für einen der befähigtsten Offiziere der Armee, erfüllt von dem Geiste, welcher die Schule des Fcldniarschalls beseelt. Graf Waldersce gehört auch dem Staatsrath an, ohne in demselben politisch hervorgctrcten zu sein. Seine niinmchrigc Stellung wird ihn ebenso vst, wie bisher den Grafen Molke, in »ädere Beziehungen mck dem Reichskanzler Fürsten Bismarck bringen. Die deutsche Nation aber wird nach wie vor in dem Schlachlendenker, der nunmehr in die Stelle eines Präses der Landesvertheidigniigskommissivii znrücktritt, die vollendete Ver körperung des Geistes und des Ruhmes der Armee erblicke» »nd mit der Dankbarkeit für die Verdienste, welche sich Graf Moltke um das Vaterland erworben hat, den Wunsch verbinden, daß cs ihm noch lange vergönnt sei, in Frische des Körpers und Geistes seinen werth- vollen Rath dem Volke zu leihen, in dessen Herzen er stets einen Ehrenplatz behaupten wird. ung sehr schwierig sc; und bei dem Mangel jeder Deckung große Opfer verursachen müßte. Infolgedessen beschloß Kronprinz Albert, ans Roiicourt vorznrücken »nd den feindlichen r chlen Flügel zu um fassen. Gegen 2 Utzr ergingen seincreits die nöttngcn Befehle. Um jedoch einen Stützpunkt für die beabsichtigte Umgehung des feindlichen rechten Flüg ls zu gewinnen, ließ er, während die 1. sächsische Division unter Prinz Georg sich nach Roneonrt zu in Be wegung setzte, die 2. sächsische Division unter Generalleutnant Nehrchoff von Hvldcrbcrg ans Ste. Marie anx chönes Vorgehen, gegen n eichen Ort a»ch Theile des Gardeco>ps in Anmarsch begriffen waren. Um 3 Uhr fuhren die Butterten genannter Divisi m auf »nd richtete» ihr Feuer theils ans das Dorf selbst, thcils ans die Truppcnmassen des Feindes ans freiem Felde vor St. Privat »nd Nonconrt. In zwischen rückien die Deutschen immer nätier heran an's Dorf, es waren die Regimenter 104 und 105, Jägcrbataillon Nr. 12, 3. Bataillon vom Schützenrcgiment Nr. 108, das preußische Gardc- snsilir Regiment, das 4. Äardcrcginicnt und das Gardcjägerbataill -n. Je mehr sich die Angreifer dem Dorfe näherte», um io lebhafter wurde das Feuer der Besatz» g, des 94. französiichca Liivcn- Jttfanicrie-Reginiciils. Jetzt rast das Kommando tue Dentschcn zum Sturm Mit schlagenden Tambours, Compagnie- und Zngsührer ihren Leuten voran, in guter Richtung und Ordnung, ohne einen Schuß zu thnn, stürzten die Regimenter in Laufschritt mit wciltstn schallenden Hnrrahrusen dem Dorse zu, nsit jedem Schritt ihre» Weg blutig durch Fallende bezeichnend. Das voransgegangene Feuer Halle die Vertheidignng bereits erschüttert und so ging der Angriffs stoß, ohne wesentlichen Widerstand zu finden, durch den Ort hin durch bis an die jenseitige Umsassung desselben. 3>/g Uhr war das Dorf im Besitz der D.ntichen. Bei Fortsetzung des Vorstoßes in nordöstlicher Richtung ans Roncvnrt zu kan, es zu einem längeren Feuer Gefecht, in welchem verschiedene Slabsvifisicre der Regimenter 101 und 105 verwundet wurden. Unter Anderem erhielt anch der Commandenr der 3. Infanterie-Brigade dir. 47, Generalmajor von Leonhard!, einen Schuß in's.'ncchtc Ellenbogengclenk. Schwere Ver luste erlitt hier besonders das Regimen, 105, anch siet tncr der erste sächsische Fahnenträger tödtlich verwundet: Sergeant Böhm von, 2. Bataillon des Regiments dir. >"4. Mittlerweile griff anch die sächsische Artillerie wieder in's Gcsccht ei» Gegen 4 Uhr wurden Major Hoch und Hanptmann Hannncr verwundet. Schließlich stand die ganze verfügbare sächsische Artillerie auf speziellen Besetzt des Kronprinzen Albert an der bo» Sie. Marie a»> chönes nach Al>o»si sührendcn Straße und felnrte über die inarichirende» sächsische» Colonnen hinweg nach Roiicourt und ans die feindsichcn Trnppen- ninsscn vor St. Privat. Politische Nmtdschan. Chemnitz, den 16. August. Deutsches Reich. Unser Kaiser begleitete gestern Vormittag den König vvn Portugal bei dessen Abreise »ach Prag znm Anhalter Bahnhof und trennte sich von demselben nach herzlichem Abschiede. Heute Donnerstag Vormittag reist der Kaiser mit dem Prinzen Friedrich Leopold nnd großem Gefolge nach Franksnrt a. O. zur Enthüllung des Prinz-Friedrich-Karl-Denkmals. Um 10>/, Uhr erfolgt die Ankunft, gegen ^2 Uhr wird die Rückfahrt nach Berlin bereits angetreten. — Donnerstag früh 7 Uhr trifft die Kaiserin-Großmutter Angusta ans Koblenz wieder in Potsdam ein. — Nach Kissingcr Berichte» wird Fürst Bismarck im Laufe der nächsten Woche dort erwartet. — Die Förmlichkeiten für den Besuch unseres Kaisers im Va- tican sind, wie der „Pol. Corr." ans Nom mitgetheilt wird, in Wien in den Cünfccciizen, welche der päpstliche Nuntius Galimberti mit dem deutschen Botschafter am Wiener Hofe, Prinzen Reich, und mit dem preußische» Gesandten bei der Kurie, Herrn von Schlözer, hatte, vereinbart worden. — Die Entlassung Graf Moltkc's von seinem bisherigen Posten erfolgte durch ein Haiidschreibcn, in welchem der Kaiser erklärt, daß er nur dem wiederholten Gesuch des Feldinarschalls willfahre und darauf rechne, daß in etlvaigen ernsten Zeilen sein Rath der Armee nicht fehlen werde. Das letzte formelle Dcmissionsgesnch des Gencralfcldmarschalls war vom 10. August datirt. — I» militärischen Kreisen stehe» noch weitere Veränderungen bevor. Es heißt, der commandirende General des preußischen Garde corps werde durch den General von Alvenslebe», Commandenr des 13. Corps, ersetzt werde». Anch der Rücktritt des eben erst zum Commandenr des 7. Armeccorps ernannten Generals von Albcdyll soll nahe bcvorstehen. — Tie „Norddeutsche Allgemeine" bespricht noch einmal lang nnd breit den Maffanah-Strcit. Sie kommt zu dein Schluffe, daß Italien völlig i,n Rechte sei nnd Frankreich nur Gelegenheit gesucht habe, Lärm aiiziifangcii. — Die Ankunft des Königs Oskar von Schweden in Peters burg wird zum 17. August, in Berlin zu den Tauffeierlichkeiten am 30. Anglist erwartet. — In diesen Tagen war auch der preußische Minister des Innern, Herr Hcrrfnrth, in Fricdrichsrnhe zum Besuch beim Reichs kanzler. Es scheint demnach nicht, als ob Fürst Bismarck schon so schnell nach Berlin kommen wird. — Die neue» Zelte für die an den großen Preußischen Herbst- Übungen thcilnchmenücn Truppen kommen jetzt zur V.rtheilung. Diese Zclte sollen bei den Bivonaks, auch im Feldzüge de» Truppen Untcrknnst gewähren Sie sind »ach französischem Muster aus vier The,len, die ans geölter Leinwand bestehen, zusammengesetzt. Znm Befestige» derselben gehöre» acht Pflöcke, sogenannte „Heringe", und jedes Zelt gewährt Raum für vier Man». Jeder Soldat hat einen Theil der geölten Leinwand und zwei Pflöcke auf dem Marsche zu tragen. Die Leinwand ist derartig, daß sie der Soldat anch znm - Vor Ablauf der fünften Stunde trat ans der ganzen Front der II. Armee eine Kampfpause ein, nur die Artillerie unterhielt ein mäßiges Feuer und die Sachsen setzten ihre» Marsch auf Roneonrt fort. Als diesclvcn endlich, etwa gegen 6 Uhr, die Umgehung voll endet hatten und die 1. und 4. Jnfantenebrigade (Regimenter 100, 101 »nd 106, 107) den Anmarsch anf St. Privat und Roiicourt an nitrctc» im Begriffe waren, während die 2. und 3. Brigade (Regimenter 1>,2, 103 und 104, 105) im Gehölz von Abo»« in Bereitschaft standen, sprengte über das Feld ans die sächssichen Linien plöZich i» gesUecktem Galopp ein rother Hninr zu: Leutnant Esbeck vom Gardchnsaren- Regimcnt, c>» Ordonnanzoffizier der 1. Gardedivision. Er rief die Sachsen zur Unterstützung der preußische» Gnrdc» und bat in deren Namen um schleuniges Vorgencn ans St. Privat. Der nach 5 Uhr unternommene Stur», der Garde hatte nicht zum Ziele geführt. Das Massenfeuer des Feindes zerriß förmlich die Compagnien, das Regiment Franz verlor fast alle Offiziere. Die Angriffsk>afk war sür jetzt erschöpft nnd Tausende v n Todlc» und Verwundeten bedeckte» den bliitge- tränkic» Boden. Aber mit eiserner Ausdauer und Zähigkeit behaupteten die gelichteten Reihen die lheaer erkaufte» Plätze, während die Plänk ler sich dem Dorfe anf 400 Schritt näherten, und alles schaute während dieses peinlichen über eine Stunde dauernden Stillstandes gespannt nach Norde», wo die Sachsen erscheinen sollten. Um diese Zeit jagte der vorerwähnte preußische Ordonnanzoffizier, der beim Znrückccitcn erschossen wurde, über da-s Schlachtfc d, um das chebaldige Eingreifen der Tr»;p n des XII. Armeccorps zu erbitten. Dies wnrdcsvwvtzl vom Generalmajor von Craustzaar, Commandenr der säctzssichen Grenadier-Brigade, wie vom Oberstleutnant von Schweinitz, ,-sichrer des Regiments Nr. 107, sofort bereitwilligst zu- gcmgt und alsbald sitzt n sich die sächsische» Colonnen in Marsch auf Sn Privat, bei welcher Gelegenheit durch die sich kreuzenden Linien das Leibgrenadicr Regiment i» zwei Hälften getrennt wurde. Nach dem das 3. Bataillon des Regiments dir. 107 unter Major von Bosse die letzten Plänkler ans dem bcreiis vom Feinde geräumten Dorfe Roneonrt verjagt und das Regiment Nr. 106 am Saume des Waldes v » Jannivnl angclangt, bei dessen Wegnahme Oberst von Abend« roll,. Major von der Decken, Hanptmann Frvlschcr, Adjutant Becken», sowie nvctz andere Offiziere verwundet, auch Hanvtmann Schütz »»d der Unt.rvssizier Albert, Fahnenträger im 1. Bataillon, erschossen wurde», iisiolg.desse» Hanpimann von Brzeski das Panier ergriff und seiner Eompagisic vorinsstnrmlc, rück e» die beiden Greiiadicr-Ncginicnter nnd die beiden ersten Bataillone I«,7er a,,f St. Privat los. Letztere näherten sich dem Dorfe bis ans tausend Schritt, bevor ihre Mannschaften dem Feinde völlig in Sicht kamen. Ei» invrderisitzer Kugelhagel begrüßte sie. Ohne dns; Jemand zu sehen war, der ein Gewehr abfchoß, befand sich Dev hc»lti«icn Rnmmcr des Sächsischei» Landes-Rnzci,)ers ltcnt bei das Beiblatt „Sächsischer Crzähler^