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W W Feierabend W W AirterhaltirngL-Vettage -er Sächsischen voLkszeitring Nr. ^8 Sonntag den 27. November Mo Da» Vorgericht. Ls macht dir Mühe, zu versteh'n, wie'» kann dem Bösen wohlergeh'n, Und wie Gott einem, der ihn liebt, Mft nichts als Not und Rümmer gibt? So höre: niemand ist so schlecht, Lr tut bisweilen auch, was recht; Und niemand ist so «ngelgut, Daß er nicht auch rin Unrecht tut. weil Gott nun alles Gute lohnt, Und weil er keines Unrecht, schont; So ordnet er in dieser Zeit Schon manches für die Ewigkeit! Joseph Ber,«ann. Erster Adoentsonntag. Evangelium: Die Zeichen des Gerichtes. LukaS 21, 38—33. Die hl. Adventzeit ist eine Bubzeit. Der hl. Buß- Prediger Johannes soll besonders den echten Bußgeist in uns wecken. Wir werden darum vom 2. bis 4. Advent sonntag in den Kreis seiner Zuhörer eingeladen. Damit wir nun mit wahrem hl. Ernste dieser Pflicht Nachkommen und überhaupt die Gnadenjahre des Herrn heilsbegierig begrüßen und benützen, macht unsere heilige Kirche zu ihrem ersten und obersten Bußprediger den Schrecken des letzten Gerichtes. Sie läßt die Engel in ihre Posaunen stoßen; sie läßt die Erdengräber ihre Toten herausgeben; sie läßt den Menschensohn vor unseren Augen kommen mit großer Macht und Herrlichkeit. Wir wollen heute unsere Aufmerksamkeit besonders auf das eine hinlenken, wie der große Gerichtstag so ganz ein Tag des Herrn, ein Tag Gottes ist. Ach, Wohl sind alle Tage eigentlich Tage des Herrn, hervorgegangen aus seiner Allmacht, Geschenke seiner Güte; aber wie viele werden durch Gedankenlosigkeit und götzendienerischen Erdensinn entweiht, ja durch Greuel verwüstet, hingemordet, mit Füßen getreten. Der Tag des Gerichtes aber ist ein un- verkümmerter Festtag der göttlichen Allmacht. Es ist 1. ein ganz geheimer Tag. Es ist also ein Tag, wie wir sie erleben, die uns die Abendröte verkünden, die man in unseren Kalendern zuvor bemerkt, zu welchen man seine Unternehmungen festsetzt. „Don jenem Tage wissen nicht einmal die Engel des Himmels." Furchtbarer Tag! «in kalter Schauder durchfährt meine Gebeine bei deinem Andenken. Noe wußte den Tag. an dem er wegen der großen Weltüberschwemmung in die Arche stieg. Abraham erfuhr den Tag der Einäscherung von Sodoma; Jeremias erkannte die Stunde des Unterganges von Jeru salem; JonaS die Bußfrist von Ninive; Daniel das Jalu der Geburt des Messias; die Apostel die Geheimnisse Gottes. „Von jenem Tage aber weiß niemand." Nein, niemand. Ihr seligen Freunde Gottes, die ihr ganz in dem Lichte deS Ewigen ruhet, ihr hl. Apostel, die ihr die Welt mit richten werdet, seligste Jungfrau Maria, die du zur Seite des All wissenden thronest, wie? dringt nicht vielleicht ein Strahl des Lichtes aus den Schätzen der Wissenschaft Gottes, der unS diese Kenntnis mitteilt? „Don jenem Tage weiß nie- memd." »unL«rbar«S Geheimnis, wie ängstigst du »«ine Seele! Schon fühle ich den Streich wie der entblößte Misse täter das kalte Eisen; schon sehe ich im Rausche der tau melnden Welt die schreibenden Finger des unsichtbaren Geistes, wie Balthassar, da er aus den Gefäßen des Heilig tums den Wein der Abgötter trank; schon lese ich an der Wand die Schreckensworte: Mane, Thekel, Phares. „Der Herr hat deine Tage gezählt, deine Worte gewogen, und sie zu leicht befunden. O blinde Welt! und du liesest sie noch nicht? Unter dem Schatten des Hochgerichtes darfst du noch lüstern auslangen nach den Früchten von Sodoma? Du darfst noch in Sünden scherzen und dessen spotten, der da» Richtschwert in seiner Hand trägt? O der Langmut meine» Gottes! O der Schätze seiner Erbarmungl Der Tag des Herrn ist 2. ein rascher Tag. „Sowie der Blitz leuchtet vom Aufgange bis zum Niedergange," sagt der Sohn Gottes, „so wird die Ankunft des Menschensohnes sein." „Der Tag des Herrn kommt wie ein Dieb in der Nacht", sind die Worte des HI. Petrus. Und der ewige Richter selbst sagt uns noch: So wie es ging in den Tagen des Noe, so wird es geschehen in den Tagen des Menschen sohnes. Luk. 17. Und wie, mein göttlicher Heiland, ging es damals? „Sie aßen und tranken, nahmen Weiber und hielten Hochzeit bis an den Tag, an dem Noe in die Arche stieg." „Und (nun hatte das Essen und Trinken, das Hei- raten und Hochzeithalten auf einmal ein Ende) und es kam die Sündflut und ertränkte alle." Entsetzliche Wahrheit, wie folterst du meine Seele! Bange Furcht, wie wühlest du in meinen Eingeweide»! In einem Augenblicke kömmt der jüngste Tag, wie ein Dieb in der Nacht, wie die rasche Sündflut, wie Sodoms schneller Brand, in einem Augen blicke, den die Hölle nicht vermutet, an den kein Sterblicher denkt, von dem kein Engel, kein Seliger des Himmels etwa» weiß; in einem Augenblicke, wie der Blitz, der vom Auf gange bis zum Niedergange leuchtet. Der jüngste Tag ist noch fern, daS werden auch jene glauben, die ihn erleben und sie werden deshalb von demselben wie vom Blitze über rascht. Wenn nun auch wir den jüngsten Tag nicht erleben, die letzten Erdstöße nicht fühlen, den Brand der Welt nickt schauen — uns allen gilt das Wort des HI. AugustinuS: „So wie einen jeden Menschen sein letzter Tag hinterläßt, io wird ihn der jüngste Tag finden." Herrlicher Gedanke, dessen Silben man uns ani Aschermittwoch auf die Stirn zeichnet, die aber wie der Staub aus unserem Gedächtnisse flieht. Wie der letzte Tag einen jeden Menschen hinterläßk, so wird ihn der jüngste Tag finden. Dieser Gedanke stärkte die Apostel, bekräftigte die Märtyrer, schuf die Jung frauen, füllte die Einöden mit großen, der Welt müden Geistesmännern, die Klöster mit Dienern Gotte», die Welt mit frommen Bürgern, den Himmel mit Heiligen. Wir sind nun eigentlich dem jüngsten Tage so nahe, als ein jeder dem Ende seines Lebens nahe ist. Gebeugter Greis mit deinem Silberhaar und du, o Jüngling und Jungfrau mit deiner munteren Lebenslust, ihr sehet die Sonne noch nicht verfinstert, und doch kann sie morgen für euch euren Schein verlieren; und wenn auS dem Augenstern die Seele nicht mehr herausschaut, dann leuchten dem irdischen Auge auch die Sterne nicht mehr; und wenn ihr auch dem Welter-- beb«« noch ferne sei-, so höret ihr doch schon «st dm dumtzst«