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„tza, ich." Voll Ingrimm greift Seklm nach dem Dolche. Docl die überlegene Ruhe und der kalte Blick deS Deutschen ver fehlen nicht ihre Wirkung auf den Orientalen. „Der blonde Fremdling belieben zu scherzen," knurrt er. den Dolch wieder unter seinen Burnus steckend. Und da er keine Entgegnung erhält, geleitet er, ohne noch ein Wort zu sprechen, seinen Gast zum Zelte hinaus, > durch Las Gewirr der Bäume und Sträucher ... hin zuni : offenen Parke. Einige Sekunden später ist Armin wieder allein. In tiefes Sinnen verloren schreitet er zurück zum weihen Palast. Er weiß, was er zu tun hat. Einförmig schleichen die Tage dahin — einförmig wenigstens äußerlich. Aber für Sulamith herrliche Tage stets wachsenden Glückes. Ihr ist, als habe sie bisher nur mit halboffenen Augen die schöne GotteSwelt gesehen, als lerne sie erst jetzt all die göttlichen Offenbarungen kennen, die der Schöpfer uns armen Erdenkindern beschert. Erst jetzt fühlt sie sich stark und lebensfroh. Verheißungsvoll winkt die Zukunft zu ihr herüber, da sie ein Herz gefunden, dem sie vertraut, einen Arm. der sie stützen will auf ihrem Lebenslaufe, damit ihr Fuß nicht strauchle. Und Armin? Mit stiller Rührung beobachtet er die Erstarkung ihres Charakters. Fast schämt er sich in seiner ruhigen Beschei denheit, wenn er in ihren leuchtenden schwarzen Augen, in ihren feinen, beweglichen Zügen die ganze Bewunderung liest, die sie für ihn fühlt. Noch hält er die Zeit nicht für gekommen, da er mit ihrem Vater sprechen will. Erst sicher mutz er sein, daß Sulamiths Liebe zu ihm kein plötzliches Aufflackern ist, son dern tiefe, wahre Herzensneigung. — Graf St. Claire hat in den letzten Wochen auffallend gealtert. Als er von Paris zurückkehrte, durchzogen nur einzelne Silberfäden sein dunkles Haar. Jetzt ist es fast weiß ge worden und die Augen haben einen eigentümlichen fieber haften Glanz. Ost findet ihn die hereinbrechende Nacht vor seinem Schreibtisch sitzen, vor sich das geöffnete Geheimfach. Und mit zitternden Händen durchwühlt er die Perlmutter schatulle und liest die engbeschriebenen Tagebuchblätter . . . und liest sie immer wieder und wieder . . . und starrt mit tränenlosen, heißen Augen das wunderschöne Frauenbildnis an, dessen verführerisches Lächeln ihn zu verspotten scheint. . . Und wenn die große eichengeschnitzte Uhr dann Mitter nacht geschlagen hat . . . und ein Uhr. . . und zwei Uhr dann wankt der alte Graf wie gebrochen in sein Schlafzim mer zurück, um in dem hohen, blausamtverhangenen Him melbett weiter nachzudenken und zu grübeln . . . über Zu- leika, sein Weib — und Sulamith, seine Tochter und Omar el Mokri, seinen Todfeind und Sidi Assad und die wilden Söhne der Wüste dort hinten im Parke Und jeden Morgen erwacht er aus unruhigem Halb schlummer bleicher und verfallener, blicke» seine eingesunke nen Augen trüber. Die Tage, da er in der zukünftigen Verbindung zwi schen seiner Tochter und Sidi Assad ein großes Glück sah, find vorbei. Nur die Reue ist geblieben und die Angst vor der Zukunft und die Verachtung vor sich selbst. Und doch ist er zu feige, um offen hervorzutreten und zu bekennen: „Hier bin ich, der Graf St. Clair. Ich habe vor zwan zig Jahren ein Verbrechen begangen, das einen anderen un schuldig in den Kerker brachte! Richtet mich und gebt dem anderen seine Ehre wiederl" WaS würde Sulamith sagen, sein Kind, daS einzige. an dem sein Herz auf diHer Welt noch hängt, wenn sie die Wahrheit erführe? Wenn sie wüßte, daß der Vater «in Meineidiger ist und die Mutter Hier stockt der Gedankengang des allen Mannes. Aber noch jetzt kocht es in ihm und seine Faust ballt sich, wenn er daran denkt, daß Zuleika seinem .Hause entfloh und zu ihm ging, zu — Omar! Heute liegt es über dem alten Manne wie eine beson ders dunkle Wolke der Schwermut. Die wilden Söhne der Wüste, die hinten in seinem Parke ihre Zelte aufgeschlagen, ohne daß er es zu hindern wagte, stellten ihn zur Rede wegen des „blonden Freind- lings". Sie verlangten, er solle den weißen Palast ver lassen und drohten, Sidi Assad von der Anwesenheit eines fremden Mannes in Kenntnis zu setzen. Zum ersten Male widerspricht der Graf. Der Deutsche sei nichts anderes als sein Handwerker, der am Hause etwas auszubessern hebe; er denke nicht an Gräfin Sulamith — ebenso wenig, wie sie sich um ihn kümmere. Er mag sich nicht gestehen, daß auch sein Herz bereits etwas wie Besorgnis erfaßt, wenn er die leuchtenden Augen t-es jungen Deutschen sieht beim Eintritt SulamithS oder das jähe Erröten ihrer Wangen, sobald seine Stimme ihk Ohr trifft, (Forts, folgt.) RLtsel.Scke. Bilderrätsel. Zahlrurätsel. L » A 4 s s 4 Land in Europa »84 Erstatt der Griechischen Göttersage » 1 b 8 4 Teil der Erde 4SI« Teil des Kopfe» S 1 ö 1 ägyptische Gottheit S1SS Baum 4 5^261 kleine Ziergezenstände. Auflösung deS Bilderrätsels in Nr. 47: Einmal irrt sich jeder. Auflösung deS Vexierbildes in Nr. 47: Betrachtet man daS Bild von der linken oberen Ecke, steht man die Sklavin in ganzer Figur neben der Dame. Auflösung des Rätsels in Rr. 47: . Griesgram. Auflösung deS Worträtsel» in Nr. 47: Goldfüllfederhalter. Auflösung der Pyramide in Nr. 47: 0 v r Ru» Lud» Ll u ru o r Richtige Auflösungen sandten ein: Richard Wagner. Willy Salzer, Rudolf Gries, Dresden. «^fnntn-Buchdruckerei. Berlaa de» kolb. Bresiverein», Dresden. Piklnitzer Stroke 48. — Verontw Redakteur - Vb'liiw Ro» er Dreeden