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Ke»,sie «rchiisse. Der Kaiser hat gestern Highcliffe verlassen und sich Diach London begeben. Im Reichstage begann gestern die Beratung des Meichsvereinsges etzes. In der Budgetkommifsion nahm Staatssekretär von Lirpitz Stellung zu den Bestrebungen, die Marine über Len Rahmen der Flottenvorlage hinaus zu verstärken. Reichsbankpräsident Koch hat seine Entlassung nach- wesucht; als sein mutmaßlicher Nachfolger wird offiziös ker Präsident der Seehandlung Havenstein genannt. Bei dem Harden-Prozeß am nächsten Montag ist die Deffentlichkeit ausgeschlossen. Gegen Hauptmann Dominick, dem im Reichstage Merübung von Greueltaten in den Kolonien nachgesagt wurde, ist das Disziplinarverfahren eingeleitet worden. Gewaltiger Schneefall ruft in Oberschlesien große Verkehrsstockungen hervor. Die französische Kammer nahm gestern nacht das lBudget nebst Erhöhung der Börsenspielsteuer an und ver tagte sich bis zum 17. d. Mts. Im Opernhause in San Carlos wurden zwei Bom ben entdeckt (Attentat auf den König von Portugal). Die Verhandlungen mit Raisuli über die Freilas sung Macleans sind abgeschlossen; Raisuli wird unter bri tischen Schuh gestellt. Auf den Extrazug des Gouverneurs von Bengalen wurde bei Kharagpus ein Attentat durch eine Dynamit patrone verübt. 500 maskierte Reiter unternahmen einen nächtlichen Angriff auf die Stadt Hopkinsville in Kentucky, V. St., s und richteten großen Schaden an. Die Sympathie ,l» Hebel »er WeltpMid? Wenn wir von Sympathiebeweisen eines Volkes für ein andres hören, so wird der auch nur einigermaßen in der Geschichte bewanderte sich wohl kaum eines skeptischen Lächelns erwehren, wenn er die von hochtönender Moral triefende Ausführung des Reichstagsabgeordneten Gothein in dem „Berl. Tagebl." liest. Die Vorbedingung der Sym pathie wird nach ihm durch ein Volk erworben, besten Po litik die Menschenrechte achtet! — Im gewöhnlichen Leben bezeichnet man als Sym pathie, wie gewöhnlich mit einem Fremdwort, das was man mit einem guten, klaren, deutschen Wort nicht aus drücken kann, ein unbestimmtes Gefühl des Wohlwollens, einen geringen Grad freundschaftlichen Empfindens, wel cher jedoch von Liebe noch sehr weit entfernt ist. Wenn wir diesen Begriff auf das politische Leben übertragen, so behauptet also Herr Gothein, daß wir uns das seiner Meinung nach verscherzte Wohlwollen andrer Völker nur durch eine Politik wiedererwerben können, wel che die Menschenrechte achtet. Es wird hier also das Wohl wollen, eine Art schwächlicher Zuneigung, als eine Sache von höchstem, politischem Wert eingeführt. Der Beweis dafür ist, daß der Verfasser, um dieses vermeintlich Deutschland verloren gegangene Gefühlsverhültnis sogar eine Aenderung der innerdeutschem Politik, nämlich in der Polenfrage, verlangt. — ' * Es wäre mir und wahrscheinlich auch noch zahlreichen andern Leuten, die in der Geschichte nicht unbewandert sind, von hohem Interesse, zu erfahren, wann je, von An beginn der Geschichte bis heute, Herr Gothein, die Sym pathie, ein leichtes gefühlvolles Wohlwollen, sagen wir selbst Freundschaft, den Ausschlag in der Politik gegeben hätte, oder sich als so wichtig erwiesen hätte, daß man um ihretwillen selbst innerhalb seines Reichsgebiets, in einer vollständig internen Angelegenheit sich beeinflussen, oder sogar sich Opfer auferlegen müßte! — Im Altertum zu nächst wird der Entdecker dieser neuen politischen Weisheit vergebens danach suchen. Wenn hier jemals Sympathie zwischen Völkern eine Rolle spielte, so war dieselbe nur zwischen stammverwandten Völkern zu finden, welche sich bei Bedrohung durch einen gemeinschaftlichen fremden Feind ihrer Stammeszugehörigkeit, deren sie sonst ost ver gaßen, erinnerten. So unterstützten die Athener die Ionier mit 20 Schiffen im Jahre 500 im ionischen Aufstand, so vereinigten sich die Griechen im zweiten Perserkrieg gegen die Perser. Aber dies war weniger Sympathie als Äer- wandtschaftsgefühl. Niemals aber empfanden sie nicht hellenischen Völkern gegenüber, welche sie „Barbaren" nannten, Sympathie. In der ganzen römischen Geschichte spielt die Sympathie keine Rolle. Mochten die Phönizier für ihre Kolonie Karthago, mochten die Griechen für ihre Kolonie Mastilia auch vielleicht Sympathie fühlen bei bei der Schicksalen. Taten löste diese lauliche Berwandt- schaftsliebe nicht aus. Rom hatte vielleicht für Hellas Sympathie übrig, aber erst, nachdem es erobert und dem römischen Reiche einverleibt worden war. Es trat also hier der Staatsgedanke für den Gedanken der bloßen Stammesgemeinschaft des Hellenentums ein. Im Mittel- alter, mit Ausbreitung des Christentums trat, zuerst den Mächten des Heidentums und dann des Islam gegenüber das Gefühl der christlichen Religionsgemeinschaft an die Stelle der Stammeszugehörigkeit. Dieser Gedanke ver einigte, häufig ihren eigenen Lebensinteresten zuwider, auch Völker verschiedener Stammeszugehörigkeit durch eine gewisse, religiöse Sympathie. Innerhalb aber dieses religiösen Bandes, das sie locker genug umschloß, kamen doch auch wieder gerade die Stammeszusammengehörigkei- ten zum Ausdruck. Man darf nicht vergeßen, daß die Völ kerwanderung in alle Glieder des alten Römerreichs außer Griechenland und Kleinasien germanisches Blut goß und daß in den Kreuzzügen und vorher in den fränkischen Sa razenenkämpfen die indo-germanische Völkerfamilie in Eu ropa die semitisch-islamitische Welteroberung zurückwarf. Stammes- oder Religionszugehörigkeit waren auch in späteren Jahrhunderten die Hebel der Weltpolitik, welche man bei oberflächlicher Betrachtung etwa mit Sym pathie verwechseln könnte. Nur einmal war es sicher „auch" Sympathie, was in einer verhängnisvollen Phase egyMcht Keisrdriefe von Karl Müller-Poyritz. IV. Kairo. Sm Gang durch daS ESbökich - Viertel. Noch ist die Saison nicht auf dem Höhepunkte; das ist erst im Januar der Fall. Daher waren die etwa 20 Fremden, die dem Zuge in Kairo entstiegen, wertvolle Ob jekte für vielleicht 20 Hoteldiener und etwa 100 arabische Führer, die in allen Sprachen,' jedem in seiner Mutter sprache, ihre Dienste anboten oder aufzudrängen suchten. Etwa 10 Araber bewarben sich um die Ehre, meinen 'Koffer zu tragen, sodaß sie ihn mir fast aus den Händen rissen. Ich ließ mich von einem Araber nach dem bekanntesten deutschen Restaurant führen — aber da sprach nicht einer der Kellner deutsch. Ein Türke, der mich mit dem „Ober" verhandeln sah, führte mich dann um die Ecke in die Ger man Bar: ein schwarz-weiß-rotes Banner grüßte, ein deutscher Wirt hieß mich willkommen und ein deutscher Kellner brachte mir ein gutes Bier für 20 Pfennige (1 Piästet) ünd empfahl Mir ein Hotel, das gut war und in dem ein Zimmer pro Tag mit Kaffee 8 Mark kostete. So war ich zunächst geborgen, und von den zahlreichen Lands leuten, darunter einigen Sachsen, wurde ich noch am selben Abend über das Wissenswerteste Informiert, sodaß ich all- zugrotzen Gatmetzeien entging Und wer nach Kairo erst- maks kommt ünd auch sicher gehen will, der laste sich Mit einer Droschke füt 5 Piaster — 1 Mark in die German Bar in der Esbskich fahren. ' r-n . ' Kairo ist „die" GrMrckt beS Orients; überreich an Eindrücken ist man Nach fttzeM Gange durch die Stadt. Meht als 550 Moscheen ragen empor, malerisch sahen die HSüstr, bestchderS in den Hauptstraßen aus. Da ist in je- demParterke-entnodev einLadenoder ein Kaffeehaus oder ein Restaurant. Di« erste Stage überragt das Parterre im Zentrum dcrStiM fast stets pnd wnck durch Balken, meist aber durch Gäulen gestützt, sodaß man ganze Straßen lang, t jo fast daS ganze Zentrum hmdurch-auf dem Trottoir unter Säulenhallen wandelt. Zahlreich sind die freien Plätze, wo Palmen, Bananen- und andere Bäume und Sträucher ein schönes Bild bieten. Das Zentrum dehnt sich um einen prachtvollen Park, den Esb^kich-Garten, nach dem der ganze Stadtteil seinen Namen hat. Hier sind die besten europä ischen und ägyptischen Etablissements aller Art gelegen. Begleite mich heute, lieber Leser und liebe Leserin, auf einem Gange durch das Esbökich-Viertel, um einen Ge samteindruck des Straßenlebens von Kairo zu gewinnen. Gegen ü Uhr beginnt das eigentliche Leben in diesem Vier tel, nachdem die Nacht fast unvermittelt, ohne eine Däm merung, den Sonnenschein des Tages ablöste. Wir treten aus dem 'Hause: ein Menschengewoge und ein frohes Lär men wir auf einem deutschen Volksfeste empfängt uns. Wir gehen durch einen der schon erwähnten Sä ulen gänge nach dam Esbökich-Garten.und umwandern .ihn.. Die kleine Steinmauer, die das Gartengelander trägt, ist von Arabern dicht besetzt, die hier hocken und ihre Geschaftsstänbe haben. Da sehen wir zunächst viele kleine Oefen, auf denen Ka stanien geröstet werden; 15 Stück kosten 10 Pfennige. Da neben ist ein AnsichtskartenhaNdkr: Du sÄllst ckusnahms- weise 12 schöne Karten mit 1 Schilling (— 1 Mark) bezah len, erhältst sie aber nach einigem Handeln für — 60 Pfen nige. Hier hockt ein Araber am Boden und hat vor sich ein Tuch aufgeschlagen, auf dem sich schöner weißer Wüstensand befindet; er wahrsagt seinen Landsleuten aus Linien, die er darauf zeichnet. Sein Konkurrent daneben liest Deine Zukunft aus Karten. Weiterhin siehst Du einen Barbier; auf der «Gartenmauer fitzt ein Kunde, den er eben einHeseijt ' hat und nun rasiert. Da ist es billiger, als ick europäischen Barbierladen, wo wir 40 Pfennige, in manchen 80 Pfen nige zahlen müssen. Jetzt kommen wir zu einem arabischen Kock, der „Foule" für seine Landsleute kocht, d. i, eine Art Mischqemuse mit sehr viel Oel. Und arff einmal hörst Du ein jämmerliches, gruselig anzuhorendeS Geschrei: Der eS das erste Vtal hört, springt entsetzt denn es klingt .erst wie eip. Pfauchen von 5st k^7*ck^Lungen im letzten Stadium derBchwiicksuW und decknIvie <fn Stbhtten vdn 100 Unglücklichen. Und was ist geschehen? Auf dem Trot ¬ toir lagen und schliefen an 20 Esel zum Reiten, und einer von ihnen muß jetzt aufstehen, um einen Ritt zu machen. Auf Schritt und Tritt folgen die Händler. Herrlich duf- rende Rosen sollst Du für 2 Schilling kaufen, um sie dann für 20 Pfennige zu bekommen. Auch Limonade und Was ser, das der Händler in großen Kannen auf seinem Rücken trägt, wird angeboten. Hier sitzt ein Neger, der auf der Flöte (Hirtenpfeise) spielt und dafür einen Backschich (Trinkgeld) erwartet; dort, nein, überall werden die Lose für 20 Pfg. vor die Nase gehalten, denn in Aegypten ist jeden Tag eine Ziehung. Die 3 Hauptgewinne betragen 3000, 2000 und 1000 Francs, 50 Lose bringen 25 Francs und 39 947 Lose find Nieten. In der Nähe der Post sitzen etwa 20 Schreiber, von denen sich der Araber, soweit «r kein l Effendi ist, 0. h. nicht schreiben und lesen kann, Briefe schreiben oder vorlesen läßt. Um den Esbökich-Garten her um liegen auch die vornehmsten Hotels. Im Garten selbst ' oder auf den Terrassen der Hotels ist sehr oft gutes Kon zert des ägyptischen oder englischen (Okkupations-) Heeres oder engagierter europäischer, meist italienischer Kapellen. In den Saulengängen auf den Trottoirs ist dgs Ge- woge und Leben nicht minder bunt. Da reiht sich, wie ge- sagt, besonders im Viertel, in dem wir jetzt sind, Laden an Laden und Restaurant an Restaurant. Darunter sind einige deutsche, österreichische und sHveizerische, denn hier leben cd. 2000 Reichsdeutsche, 6000 Oestsrreicher und ca. 500 Schweizer. Und da wir lange genug gewandert sind, iü kehren wir in einem der deutschen Restaurvnts ein, be sonders auch, um dort das Leben und Treiben, das gan- anders als la deutschen Restaurants ist, kennen zu lernen. Es ist gleich, in welches Restaurant wir gehe«, ob zu Bis marck (Spitzname des Wirttzs namens Damamy nach dem er sein Lokal nannte), zu Falk, zu Schüller, in dw German Bar, zu Kemmkr, zur Helvetia oder zu F«nninger, Hw es echte- Eberlbrüu für SO Pfennige gibt, für uns Dresdner ' sogar in Gläsern, auf deren Deckeln „Feldschlößcken-Hres den" steht und von denen der Wirt vier, wer weiß woher, i hat. Außer dem Ansturm der Häickler, den man bald ge-