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«». L47. Veit» «. Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse. GeschichtiNIttd«. Donner-ta-, den S7 Juni. >1743. Sieg Georgs von England über die Franzosen bei Dettingen. 178S. Friedrich Silcher, Liederkomponist, geb., Schnaith (Württemberg). 1828. Ferd. Graf Trauttmannsdorf, österr. Staatsmann, geboren. 1848. Heinrich Zschokke, Volksschriftsteller und Politiker, gest., Aarau. 1857. Ludwig von Windheim, preußischer Staatsmann, geb., Groß-Oschersleben. 1866. Sieg der Preußen über die Oesterreicher bei Nachod. 1866. Sieg der Hannoveraner über die Preußen bei Lan gensalza (Kapitulation der ersteren 2V. 6.). i1V04. Das dänische Auswandererschiff Nord scheitertt am Rockall-Riff; 637 Tote. Aek »e»r Die Beleidigungsklage des früheren Reichskom- unssars für Ostafrika Dr. Peters gegen den Redakteur Gru ber von der sozialdemokratischen „Münchner Post", hat am Dienstag unter großem Andrang in München be gonnen. Der Angeklagte, der in mehreren Artikeln vom ^Hänge-Peters" gesprochen hat, hielt seine Ausführungen aufrecht, während der Kläger die Vorwürfe als unberech tigt zurückwies. Zu Beginn der Verhandlung beantragte der Verteidiger des Angeklagten die Ablehnung des Frhrn. von Pochmann als Sachverständigen, weil er Beisitzer des sogenannten Gerichts gewesen sei, das Hinrichtungen in Ostafrika angeordnet habe. Der Vertreter des Klägers widersprach und kündigte seinerseits die Ablehnung der von der Gegenpartei geladenen Sachverständigen (Geheimrat Martin und Afrikaforscher Eugen Wolff) an. Freiherr von Pochmann selbst betonte, daß er durchaus unbefangen sei und daß niemand die Verhältnisse so gut kenne wie er. Der Antrag wurde hierauf zurückgestellt. Der Angeklagte erklärte nunmehr, er übernehme die Verantwortung für die Artikel, die in sturmbewegter Zeit, während der Reichs tagswahlen, erschienen seien, als die Regierung „höchst zweifelhafte" Afrikaner auf die Sozialdemokratie „losge lassen" habe. Sie, darunter Dr. Peters, hätten eine wüste Agitation betrieben. Da sei Abwehr am Platze gewesen. Fürst Bülow habe den Reichstag nur aufgelöst, um seine von der „Liebenbcrger Tafelrunde" erschütterte Stellung zu festigen. Wenn Dr. Peters, der am wenigsten zum Ver teidiger der nationalen Ehre berufen sei, „feiger Mörder" genannt worden sei, so habe er diesen Vorwurf wegen der Hinrichtung eines Ncgcrmädchens und eines Negerbur schens verdient. Er selber hatte für seine Tat, die nur straffrei geblieben sei, weil das deutsche Strafgesetzbuch da mals^ noch keine Giltigkeit in den Kolonien gehabt habe, hingerichtet werden müssen. Auch ein Gnadcnakt des Kai sers (Wicderverleihung des Titels Reichskommissar a. D.) könne Peters Taten nicht aus der Welt schaffen. Der Klä ger erwiderte, die Achtung vor dem Gericht hindere ihn, den Ton des Angeklagten anzuschlagen. Was man ihm vorwerfe, seien Verleumdungen und zielbewußte Ränke. Er freue sich, dem Volke über den „Fall Peters" reinen Wein cinschenken zu können. Es sei eine Anmaßung von Leuten, die von Afrika nicht mehr wüßten als er vom Monde, im Jahre 1V07 beurteilen zu wollen, wie 18S2 die Verhältnisse in Ostafrika waren. Nur wenn es die Auto rität des Kaisers oder die Sicherheit eines Postens erfor derte, habe er zur Waffe gegriffen. Ausführlich begrün dete Dr. Peters die vorgenommenen Hinrichtungen. Er habe nach bessern Wissen und Gewissen gehandelt und über nehme noch heute gern die Verantwortung. PMschk Deutsches Reich. -s- Der Kaiser, der bei dem Besuch der beiden japanischen Kreuzer auf ein Zusammenwirken der deut schen und der japanischen Flotte bei der Erhaltung von Frieden und Ordnung in der Welt hoffte, segelte am Dienstag auf seiner Jacht „Meteor" nach Eckernförde mit. Als Gast war der nordamerikanische Botschafter in Berlin an Bord. Die Kaiserin befand sich auf ihrer Jacht Iduna. — Ueber den Besuch des Kaiserpaares am dänischen Kö nigshofe steht nunmehr folgendes fest: Das Kaiserpaar und Prinz Adalbert treten am 2. Juli von Kiel die Fahrt auf der Jacht „Hohenzollern" nach Kopenhagen an. Die „Hohenzollern" wird von dem Kreuzer „Königsberg", dem Depcschenboot „Sleipner" und der Jacht „Iduna" der Kai serin begleitet. Die Ankunft in Kopenhagen erfolgt am Vormittag des 3. Juni. Am 5. schiffen sich die Kaiserin und Prinz Adalbert an Bord der „Iduna" ein und segeln nach Swinomünde, der Kaiser tritt seine Nordlandreise an. — Ueber die Einladung unseres Kaiserpaares durch den König von England und das Programm des im No vember abzustattenden Besuches bringen deutsche und eng lische Blätter spaltenlange Berichte. Diese eilen den Tat sachen natürlich voraus, so daß über sie um so eher zur Tagesordnung übergegangcn werden kann, als über die Annahme oder Ablehnung der Einladung noch kein Be schluß gefaßt ist. Zum Ministerwechsel. Der Reichskanzler Fürst Bülow empfing am Dienstag die Finanzminister v. Rheinbaben und die Herren von Bethmann-Hollweg und Dr. Holle. Die Angabe, daß zwischen dem Kanzler und dem preußischen Finanzminister, der als „das Haupt einer preußischen^ Fronde" grundloser Weise bezeichnet worden war, Meinungsverschiedenheiten beständen, ist falsch. Wie die „Nordd. Allg. Ztg." amtlich versichern kann, befindet sich Fürst Bülow mit dem Finanzminister Frhrn. von Rheivbckben im guten Einverständnisse. DerFinanz- minister erhielt übrigens, wie der „Reichsanzeiger" im Anschluß an seine amtliche Bekanntgabe des vollzogenen Ministerwechsels bekannt gibt, den Schwarzen Adlerorden. Ohne Auszeichnung ist der Staatssekretär Graf Posadowsky aus dem Amte geschieden. Dr. v. Studt wurde „aus besonderem Allerhöchsten Vertrauen" auf Lebenszeit in das Herrenhaus berufen. Graf Posadowsky gehört dem Herrenhause als Kurator des Naumburger Domkapitels bereits an. Einige Blätter behaupten, er werde von die sem Zugehörigkeitsrecht kaum Gebrauch machen, jedoch ev. eine Wahl zum Deutschen Reichstage annehmen. Die Verleihung des Schwarzen Adlerordens soll dem Finanz minister von Rheinbaben die Anerkennung seiner Ver dienste ausdrucken gegenüber der nach Lage der Dinge ge botenen Erneuung seines jüngeren Amtsgenossen v. Beth mann-Hollweg zum Vizepräsidenten des preußischen Staatsministeriums. — Der Empfang des Oberpräsiden- Donnerstag, de« 27. Juni 1907. ten von Hessen von Windheim durch den Reichskanzler wird dahin gedeutet, daß Herr von Windheim zum Nach folger des Ministers von Moltke als Oberpräsident der Provinz Ostpreußen ausersehen sei. — Der Statthalter v. Elsaß-Lothringen Fürst zu Hohenlohe-Langenburg beab sichtigt laut Münchn. Allg. Ztg. demnächst in den Ruhe stand zu treten. Der Fürst, ein Oheim unserer Kaiserin, vollendet im August sein 75. Lebensjahr. Da ist es be greiflich, wenn sein gegenwärtiger Aufenthalt in Berlin mit der Durchführung seiner Rücktrittsabsicht in Verbin dung gebracht wird. -s- Graf Posadowsky übernimmt kein neues Staatsamt, wird also nicht, wie viele andere Minister a. D., Oberpräsident irgend einer Provinz, sondern zieht sich vollständig in das Privatleben zurück, um zunächst zwecks sozialpolitischer Studien eine längere Auslandsreise anzu treten und dann seinen Wohnsitz dauernd in Naumburg a. d. Saale zu nehmen. — Mit der Person des Grafen be schäftigen sich Presse und öffentliche Meinung noch fort gesetzt. Man darf sagen, daß seit Bismarcks Rücktritt der Abschicd keines Ministers einen so tiefen und das ganze Volk berührenden Eindruck im Deutschen Reiche hervor gerufen hat wie der des „Grafen im Barte". -t- Die neuen Geheimmittelvorschrif ten sollen am 1. Oktober in Kraft treten. Der Bundesrat dürfte sie noch in dieser Woche annehmen. -s- Noch eine Veränderung im Verwal- tungspccsonal der Kaiser Wilhelm - Ka nalarbeiten. Konteradmiral Stubenrauch wird, wie verschiedene Blätter melden, im Herbst von dem Posten des Marinekommissars des Kaiser Wilhelm-Kanals zurück treten. Als sein Nachfolger wird der bereits zur Verfüg ung des Stationschefs gestellte Kapitän z. B. von Bredow bezeichnet. Erst Präsident Löwe, nun Konteradmiral Stu benrauch! Das läßt darauf schließen, daß doch nicht alles so war, wie es hätte sein sollen. Von unseren Kolonie«. Im R e i ch s k o l o n i a l a m t e ist die durch die Neuorganisation notwendig gewordene Geschäftsordnung in Kraft getreten. Das Kolonialamt gliedert sich in vier Abteilungen. Abteilung A. umfaßt die allgemeinen Ver- waltungsangelcgenheiten der Schutzgebiete, Abteilung B. stellt das Finanzreferat dar, Mteilung C. umfaßt die Per sonalien, eine Abteilung M (Militär-Verwaltung) stellt den Geschäftsbereich des früheren Oberkommandos dar. Die Leitung der Abteilung A. führt Unterstaatssekretär v. Lindequist, an der Spitze der Abteilung B. steht Ministe rialdirektor Conze, an der der Abteilung C. der Wirk!. Le gationsrat Schnee. Staats- und Unterstaatssekretär des Reichskolonialamts werden während ihrer gleichzeitigen mehrmonatigen Abwesenheit von Dr. Conze resp. Geh. Rat Golinelli vertreten. -s- Ueber den Kolonial st aatssekretär Dernburg plaudert ein Mitarbeiter der Mecklenburger Nachrichten: Wo alles im Bratenrock des Amtes Würde birgt, sitzt er allein in der Weißen Leinenjacke da. Steno typistin und Telephonfräulein hat er in die neue Stellung mitgenommen. Hat jemand ein ernsthaftes koloniales An liegen an ihn, so dauert die Erledigung nicht etliche Wochen auf dem Instanzenwege, sondern er schreibt dem Mann: „Rufen Sie mich dann und dann unter der und der Num mer telephonisch an." Die Räte im Amt können ihn im mer noch nicht begreifen, aber sie haben wenigstens gelernt, Klasse k. 4034) «Arn/ v. ^asoHsr»sZ, D^ss-jsn. am «Na/ao. «I/assw/Zs.' vrs-ä-vrs cke^ Fräulein Holladah. 8) Kriminalroman von Burton E. Stevenson. (Nachdruck verboten.) Das Schluchzen überwältigte sie wieder, daß sie nicht weiter reden konnte. Royce war mehr als erstaunt, was mich nicht weiter wunderte. Warum hatte Fräulein Holla- day einen so plötzlichen Widerwillen gegen dieses harmlose, ihr ergebene Geschöpf gefaßt? Sie sagten, daß die neue Jungfer eine fremde Per son war? fragte er schnell. Ja, sie ist, soviel ich weiß, noch nie im Hause gewesen; Fräulein Holladay brachte sie im Wagen mit. Und wie sieht sie ungefähr aus? Sie sieht wie eine Ausländerin aus, sagte sie dann. Vielleicht ist sie eine Französin, sie schnarrt das R so. Ich spitzte meine Ohren. Derselbe Gedanke kam Royce und mir im selben Augenblick. Sieht sie Ihrem Fräulein ähnlich? fragte er rasch. Meinem Fräulein? O nein! Sie ist viel älter, sie hat ganz graue Haare. Nun, Fräulein Holladay hatte jedenfalls ein Recht darauf, sich ihre Jungfer zu wählen und nach Belieben *ihre Dienstboten zu entlassen. Und doch paßte es nicht zu ihr, eine solche Ungerechtigkeit zu begehen. Sie sagten, daß sie krank sei, fing Herr Royce nach einer Pause wieder an, war sie schon nicht Wohl, als Sie sie ankleideten? Das kann ich gcräde nicht sagen, antwortete das Mäd chen zögernd. So eigentlich krank war sie nicht, aber sie schien sich zu sorgen, ich glaube, sie hatte geweint. Sie hat za jo viel geweint, seitdem ihr Vater tot ist. zu verlassen, um auf ihren Landsitz nach Long-Jsland zu gehen. Es sei zwar erst Ende März und noch zwei Monate zu früh, aber sie fühle sich sehr schwach, könne ihr Zimmer nicht verlassen, und so hoffe sie, daß die frische Landluft und Ruhe ihr gut tun würden. Der ganze Haushalt, mit Ausnahme der Jungfer, Köchin und einem Diener, sollte am nächsten Tage vorausfahren und alles in Ordnung bringen. Es wundert mich nicht, daß sie der Erholung bedarf, bemerkte unser Chef teilnehmend. Sie hat Schweres durchgemacht. Zwei oder drei Monate Ruhe werden ihr entschieden gut tun. Wann denkt sie abzurcisen? Ich glaube, in ungefähr einer Woche, die Zeit ist noch nicht ganz bestimmt, es hängt davon ab, wie alles fertig wird. Es ist Wohl nicht nötig, sie mit irgend etwas Ge schäftlichem zu quälen? Die Unterschrift zum Beispiel? .Hat Zeit bis sie zurückkommt. Nein, wir wollen sie nicht belästigen. Nach einigen Tagen schien sie sich entweder gebessert oder ihre Ansicht geändert zu haben, denn ein Brief, den ihre Jungfer geschrieben, kam an Herrn Graham, mit der Bitte, daß er sie in den nächsten vierundzwanzig Stunden besuchen möchte, da sie einiges Geschäftliche mit ihm zu be sprechen habe. Es fiel mir auf, daß sie nach Graham ver langte, aber er ließ sich eine Droschke holen und fuhr sofort zu ihr, ohne sich irgendwie zu äußern. Eine Stunde später öffnete sich unsere Tür, und er trat mit einem sehr sonder baren Gesicht ein. Das verstehe ein anderer, sagte er, in dem er sich in einen Stuhl warf. Unser Zweiter drehte sich zu ihm herum, ohne etwas zu sagen, aber man sah ihm seine Unruhe an. Daß ein Mädchen von so gleichmäßigem Wesen wie Franzis so launisch werden kann! Ich mußte aber Tas war begreiflich, und doch schien der Verlust des Vaters nicht ihr einziger Schmerz zu sein. Sie war aber nicht ärgerlich auf Sie? O nein, sie schenkte mir ja die Brosche, wie ich schon sagt.:. Ich fürchte, daß ich Ihnen nichts versprechen kann, sagte Rowe nach einer Pause, natürlich darf ich mich nicht hineinmischen. Fräulein Holladay kann sich ihren Haus halt eu richten, wie es ihr beliebt, aber wenn Sie zu Ihrer früheren Herrin nicht zurückgehcn, so kann ich Ihnen viel leicht einen anderen Dienst verschaffen. Sie können jeden falls in drei oder vier Tagen noch einmal Herkommen, ich will sehen, was sich für Sie tun läßt. Danke, danke vielmals, sagte das Mädchen und ging fori. Ich hatte noch einige Arbeiten an diesem Abend fer tig zu stellen und konnte meine Gedanken unmöglich Fräu lein Holladay widmen, aber am nächsten Morgen wurden sie gewaltsam dahin gelenkt. Haben Sie Fräulein Holladays Unterschrift für die Uebergabe? fragte Herr Graham im Laufe des Morgens. Nein, antwortete Royce mit einem kleinen Anflug von Verlegenheit, noch nicht. Ich ging gestern abend hin, aber sie ließ mir sagen, sie sei nicht Wohl genug, um mich zu sehen oder irgend etwas Geschäftliches zu erledigen. Es ist dock hoffentlich nichts Ernstes? fragte Herr Graham schnell. Nein, ich glaube nickt, wahrscheinlich nur Nerven abspannung. Als er jedoch am Abend wieder einen Besuch machte, bekam er dieselbe Auskunft, vervollständigt durch die Aus sage des Kellermeisters, einem alten Familiendiencr, daß Fräulein Holladay sich plötzlich entschlossen habe, die Stadt