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MönbllMr Tageblatt ttNd Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herr» . Städten Penta Luuzenan, Lichtensteiv-Callnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Zugleich we.t m St. Eflidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- Altstadt-Waldenburg, Bräuns , L berwiera, t berwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remfe, Rochsburg, Rußdorf, -ouba-Niederham, Langenleuba-Oberham, Wolkenburg und Ziegelheim. Fernsprecher Nr. 0. , ttNd Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herr» <» H--°> «Wm. Ä7LÄ-' Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. 1901 Mittwoch, Seu 17. Juli Witterunasbericht, ausgenommen am 16. Juli, nachm. 4 Uhr. - . > 766 mm reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -f- 22° 0. (Morgens 8 Uhr -st 17» 0.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Barometerstand 7«> l -I- 8 0 Windrichtung: West. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis 12 Uhr mittags: 0,0 WM. -Ed--»- -7>. «-»p--« M d-n 17. Suli^ W-chl-Ind- B-wN-un». ^Waldenburg, 16. Juli isol. Der Gesandte der Vereinigten Staaten von Nord amerika, Andrew White, hat sich eine Freiheit heraus genommen, die vielleicht in den Annalen der Diplomatie ohne Beispiel dasteht. Herr White hat nämlich einem Berliner Journal ein Schreiben zugehen lassen, in wel chem er ganz unverblümt erklärt, sein Bleiben in Berlin sei von den zollpolitischen Verhandlungen des deutschen Reichstags im kommenden Winter abhängig. Herr White wird also den Berliner Staub von seinen Pantoffeln schütteln, wenn die zollpolitischen Verhandlungen des Reichstags nicht den von der Washingtoner Regierung gewünschten Verlauf nehmen, und er wird bleiben, wenn Amerika die Gewißheit erlangt, daß es in Deutschland einen höchst uneigennützigen Abnehmer seiner Roh- und Jndustrieproducte besitzt und behält. Herr White, der demnächst in sein 70. Lebensjahr tritt und Berlin schon länger als 20 Jahre kennt, ist in den diplomatischen Kreisen der Reichshauptstadt eine beliebte Persönlichkeit. Seine Note in dem „Kleinen Journal" zeigt uns den Vertreter der Vereinigten Staaten jedoch als den echten Yankee, der nur zu for dern, aber nichts zu geben hat. Amerika möchte seine gewaltigen Mengen an Rohproducten, Fleisch, Getreide und dgl. möglichst zollfrei in Deutschland zu Gelde machens selber aber jede Einfuhr durch horrende Zölle unmöglich machen. Durch das Fleischschaugesetz ist die Regierung der Vereinigten Staaten allerdings schon be lehrt worden, daß es sich auf dem Holzwege befindet, wenn es in Deutschland nur einen devoten Diener zu erblicken glaubt, von dem man alles Mögliche verlangen könne, ohne selbst etwas zu bieten; aber da die Aus- führungsbestimmungcn dieses Gesetzes so merkwürdig lange auf sich warten lasten, so scheint man jenseits des Oceans wieder neuen Muth gefaßt und zu der Meinung gelangt zu sein, daß sich das deutsche Reich doch in einem starken Abhängigkeitsverhältnisse zu den Vereinigten Staaten befinde. Es ist ja richtig, daß Deutschland seine Kunst- und Jndustrieproducte nicht alle auf dem eigenen Markte ab setzen kann, und daß ihm Amerika darin ein recht will kommener Abnehmer gewesen ist. Aber die deutsche Productionsthätigkeit brauchte doch auch dann noch nicht im Geringsten eingeschränkt zu werden, wenn Amerika die Waaren deutscher Provenienz mit einem so hohen Einfuhrzoll belegen würde, daß sie für den Export nach den Vereinigten Staaten überhaupt nicht mehr in Frage kämen. Amerika ist noch lange nicht soweit, um seinen Bedarf an fertiger Waare in seinen eigenen Fabriken decken zu können. Es ist unbedingt auf das Ausland angewiesen. Geht es nicht nach Deutschland, nun gut, so geht es nach Frankreich oder England, oder nach beiden Ländern, um dort seinen Bedarf zu decken. Natürlich werden diese beiden Länder sich mit Freuden beeilen, amerikanische Aufträge zu erfüllen. Aber schließ lich hat Alles eine Grenze. Den Riesenbedarf der Ver einigten Staaten zu decken, sind die französische und die englische Industrie selbst zusammengenommen außer Stande. Anstatt direct nach Amerika zu liefern, würde Deutschland seine Waaren daher in Frankreich uns Eng land absetzen, von wo sie dann indirect nach Amerika weiter gehen würden. Deutschland befindet sich daher den Vereinigten Staaten gegenüber absolut in keiner Vwangslage, und zwar um so weniger, als es auch sein Getreide, soweit solches nicht im Jnlande in hinreichender -"lenge geerntet werden kann, überall anders erhalten kann, ohne auf Amerika dafür angewiesen zu sein. Je länger, je mehr werden die braven Yankees ja doch zu der Ueberzeugung gelangen, daß die Monroe- doctrin, Amerika den Amerikanern, in allen ihren Conse quenzen unhaltbar ist. Bisher haben selbst Vertreter der Regierung ihrer Meinung dahin Ausdruck gegeben, daß die Staaten der nordamerikanischen Union keines anderen Staates bedürften, sondern alle Erzeugnisse in aus reichender Menge hervorbringen könnten, dafür aber auch allein das Recht hätten, jeder fremden Macht ihre Handelsbedingungen zu dictiren. In den jüngsten Streitigkeiten mit Rußland hat Amerika indessen schon den Vorgeschmack eines Zollkrieges zu kosten bekommen, und der Kostehappen hat ihm so wenig gemundet, daß es auf die von russischer Seite gemachten Anerbietungen herzensgern eingegangen ist. Ein Zollkrieg mit Deutsch land würde Amerika jedoch noch wesentlich empfindlicher treffen, als ein solcher mit Rußland. Deutschland ist im Laufe der Jahre ein Factor geworden, mit dem alle Welt zu rechnen gezwungen worden ist. Hat Amerika bereits erkennen müssen, daß es freundliche handels politische Beziehungen zu Rußland nur mit eigenem Schaden aufgiebt, so wird es diese Ueberzeugung gegen über Deutschland in noch erhöhtem Maße gewinnen. Es ist eben auch für Amerika dafür gesorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Kaiserin Auguste Victoria traf mit ihren jüngsten Kindern am Montag auf Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel ein. Am heutigen Dienstag wohnt die Kaiserin im Homburger Schlosse der Taufe der jüngst geborenen Zwillinge ihres Schwagers, des Prinzen Friedrich Karl von Hessen bei. Nachmittags besucht die hohe Frau ihre Schwiegermutter, die Kaiserin Friedrich, in Kron berg, um sodann nach Wilhelmshöhe zurückzukchren. Beunruhigende Gerüchte über den Kaiser liefen am Sonnabend voriger Woche in Essen um. Die „Rhein.-Westf. Ztg." theilt mit, daß dort, anscheinend von Belgien aus, das Gerücht verbreitet gewesen sei, der Kaiser sei auf der Nordlandsreise von einem Matrosen ermordet worden. Zeitungen der Nachbarorte hatten Extrablätter mit der furchtbaren Meldung herausgegeben und darin zugleich bemerkt, daß ein Extrablatt der „Köln. Ztg." die Ermordung bestätige. Hoffentlich ge- lingt es, die Urheber dieser entsetzlichen Lügen zu fassen und zur Bestrafung zu ziehen. Wenn man bedenkt, welche schweren Folgen eine so verbrecherische Irre führung nach sich ziehen kann, dann erkennt man, daß nur eine ernste Sühne am Platze ist, daß andrerseits aber auch solchen aufregenden Meldungen gegenüber die größte Vorsicht geboten ist. Gegen den Vorsitzenden der Kricgervereine, General v. Spitz, der es in den Vereinen wiederholt unter nommen, der unseligen That des Epileptikers Weiland in Bremen eine politische Bedeutung beizulegen, hat jetzt eine Versammlung der Vorstände sämmtlicher Bremer Kriegervereine eine Protestresolution angenommen, in der das Verhalten des Generals einer so scharfen Kritik unterzogen wird, wie sie von Kriegervereinen gegen den Vorsitzenden noch niemals geübt worden ist. Der auch dem hessischen Landtag angehörende Reichs tagsabgeordnete Köhler (Antis.) hat dort eine Anfrage wegen der Einberufung von Landwehrleuten zur Erntezeit eingebracht. Die eigenthümliche Begründung lautet nach der Berl. Morgenpost: „Die Belästigungen des Bauernstandes nehmen auch noch einmal ein Ende, aber kein gutes. Diese Zeit ist gar nicht mehr so weit, als sich die Herren in Berlin denken mögen: trotz aller großen Sprüche, trotz Bajonnette, Pulver, Kartätschen und Säbel! Es ist heute die schwerste Verpflichtung der einzelnen Bundesregierungen geworden, mit klarem Blick die Dinge, wie sie gegenwärtig im Reich wirr durcheinander kreuzen, genau zu durchschauen und ihrem irrsinnigen Treiben gemeinschaftlich mit fester und ziel bewußter Hand ein Ende zu machen, ehe es gänzlich zu spät geworden ist. Ein Stück von diesem Treiben ist der Militarismus, der in keinerlei Weise Rücksicht auf die Leistungsfähigkeit und die Interessen des Volkes nimmt. Ein Beispiel hierzu bieten die diesjährigen Landwehrübungen. Ich frage darum bei der großherzog lichen Regierung: 1. Ist es der großherzoglichen Re- gierung bekannt, daß die diesjährigen Landwehrübungen im Großherzogthum inmitten der Getreideernte angeordnet sind? 2. Ist es der großherzoglichen Regierung denn gar nicht möglich, durch allerunterthänigstes Nachsuchen bei den kgl. preußischen Militärbehörden die schlimmen Wirkungen des Militarismus auf ein Maß thunlichst zu beschränken?" 600 Mann Ablösung für das 1. ostasiatische Regiment haben Montag Vormittag mit dem Lloyd- dampfer „Wittekind" Bremerhaven verlassen. Ferner befanden sich auf dem Schiff kleine Abtheilungen Artillerie und Pioniere. Aus verschiedenen Gegenden Deutsch-Südwest afrikas kommen bewegte Klagen über Verwüstungen, die auch in diesem Jahre wiederum die Heuschrecken an gerichtet haben. Es ist deshalb erfreulich, daß das Gouvernement eine planmäßige Verfolgung der Heu schrecken in die Wege geleitet hat durch Bestellung von Personen von jedem Distrikt eigens zu dem Zweck, den Thieren nachzugehen und ihre Vertilgung zu bewerk stelligen. Tie 45tägige Gültigkeit ist jetzt auch den Rück fahrkarten im Verkehr mit Oesterreich beigelegt worden. Man braucht nach diesem Vorgänge wohl nicht mehr daran zu zweifeln, daß schließlich die Gültigkeitsdauer der Rückfahrlkarten für den ganzen europäischen Continent auf 45 Tage festgesetzt werden wird. Die Lage des Arbeitsmarkts ist nach wie vor gedrückt. Jedoch sind bis jetzt keinerlei Anzeichen da für vorhanden, daß infolge der Bankbrüche und seiner Wirkungen auf den Geldmarkt sich dieser Druck noch verschärft hätte. Im Laufe des Juni ist die Zahl der Beschäftigten nun ebenso wie sonst nach den Frühjahrs steigerungen ein wenig zurückgegangen, allerdings um 3 gegen nur 0,4°/^ im Vorjahr. An den öffentlichen Arbeitsnachweisstellen drängten sich im Juni um 100 offene Stellen 148,7 Arbeitsuchende, während es im Vorjahr nur 108,8 waren. Die Arbeitstage ist also in diesem Jahre wesentlich ungünstiger als im Vorjahr. Dem Krach der Leipziger Bank folgen noch Tag für Tag Zahlungseinstellungen. Dem Zusammenbruch der Spinnereimaschinenfabrik Popp ist die Concurs- anmeldung der Geraer Garnspinnerei Neumerkel auf dem Fuße gefolgt. Auch die Finanzkreise des Weichsel gebiets sind durch die Leipziger Affaire vielfach in Mit leidenschaft gezogen. Obwohl die Nürnberger Elektricitäts- gesellschaft Scyuckert in diesem Jahre statt der ange kündigten 10°/„ überhaupt keine Dividende zahlt, so vermochten sich deren Actien dennoch zu erholen. Man