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meinte vielfach, das Institut habe nur vorsichtig ge handelt, und die Interessenten seien in Wirklichkeit nicht geschädigt, wenn in diesem Jahre eine Dividendenver- theilung auch nicht stattfände. Dem gegenüber warnt das „B. T." vor jedem Optimismus, indem es erklärt, daß sich die ganze Angelegenheit des Dividendenausfalls bei näherer Betrachtung der begleitenden Umstände in einem immer ungünstigeren Lichte darstelle. Es liegen noch schwere Unklarheiten vor, zu deren Aufhellung die schleunigste Einberufung einer neuen Generalversamm lung wünschenswerth erscheine. In der Chemnitzer Maschinenindustrie haben weitere Arbeitseinschränkungen stattfinden müssen, da Aufträge andauernd nur äußerst spärlich eingehen. Ungünstige Nachrichten liegen auch vom Rheinisch-westfälischen Kohlen- und Eisenmarkt vor. Auf dem gesummten Jnlandmarkt, so heißt es in einem Bericht der „Köln. Ztg.", zeigt sich Unlust zum Kaufen; man bestellt nur das Nothwendigste. Die großen Werke beginnen deshalb lebhafter Arbeit zu suchen mit dem unvermeidlichen Truck auf die Preise. Ebenso trübe lautet der Bericht vom Kohlenmarkt, auch in diesem ist nur von Feierschichten, Preisrückgängen und verminder ter Nachfrage die Rede. Oesterreich-Ungarn. Ein Denkmal für die ermordete Kaiserin Elisabeth ist am Montag in Salzburg enthüllt worden, im Bei sein des Kaisers Franz Joseph und des Prinzen Leopold von Bayern. Als die Hülle fiel und die lebenswahre Gestalt der Fürstin sichtbar wurde, sah der Kaiser empor, und seine Augen füllten sich mit Thränen. Frankreich. Das Pariser Nationalfest ist am vergangenen Sonntag doch nicht so ganz glatt verlaufen. Irgend ein Individuum, dessen Verhaftung garnicht einmal ge lungen zu sein scheint, da in den vorliegenden Berichten nähere Angaben über dasselbe fehlen, gab aus dem Fenster eines Hauses einen Schuß auf die dicht ge drängte Menschenmenge ab, wodurch eine Frau getödtet wurde. Im Uebrigen fanden nur kleinere Ausschreitungen statt, die Alles in Allem aber doch zu 14 Verhaftungen führten. Die Sedan-Solvaten auf ihren Klapprädern hatten es dagegen so gut gemacht, daß sich die Pariser in ihrer Freude gar nicht zu lassen wußten. Die Leute wurden von den jubelnden Zurufen, den Blumenspenden und sonstigen Ehrungen förmlich erdrückt. Und das Alles nur, weil sie auf Räder» angekommen waren, die sich zusammenklappen ließen. Im Großen und Ganzen zeigte aber der vergangene Sonntag, daß es auch mit dem Nationalfest in Frankreich bergab geht. Die Hoff nung der Chauvinisten ist zu sehr hingezogen worden, als daß sie sich noch in elementaren Ausbrüchen Geltung verschaffen könnte. Asten. Tas Obercommando der italienischen Truppen in China gab den Befehl zur schleunigsten Sammlung aller verstreuten Abtheilungen in Peking, von wo das zur Rückkehr nach Europa bestimmte Contingent nächste Woche nach Taku abmarschirt, um dort gegen das Ende des Monats eingeschifft zu werden. Dem Ersuchen Unterhaltungstheil. Das Geheimniß der „Maria". Novelle von Anton v. Perfall. 5) (Fortsetzung). So Viel sie auch täglich gruben und wuschen mit Aufwand all ihrer Körperkräfte, alles wanderte nach Sacramento und blieb in den Spiel- und Fandango- Häusern sitzen, deren Besitzer sich still ins Fäustchen lachten, wenn die geprellten Miner mit leeren Taschen an die harte Arbeit zurückkehrten. Ihnen gehörte alles Gold, die Miner waren nur ihre Arbeiter. Sie merkten es wohl alle, daß sie die Opfer waren, schimpften, fluchten, schworen nie mehr zu kommen, oder schossen wohl hier und da einen Bankhalter, der es gar zu arg trieb, über den Haufen, doch es blieb stets beim Alten, der Spielteufel lockte sie immer wieder, und der Gold staub brannte wie Feuer in ihren Taschen. Anders Orelly! Er verließ einmal zwei Monate nicht „Norcroß" — so hieß der „Cleim", in dem er mit Fimey arbeitete — wie oft ihn auch dieser, rin leidenschaftlicher Spieler, dazu aufiorderte, und grub mit eine wahren Wuth. Als die zwei Monate vorüber waren, packte er sein Bündel, schenkte dem erstaunten Fimey sein ganzes Arbeitszeug und ging mit Alice nach Sacramento. Man baute rasch damals in Kalifornien. In zwei Wochen wurde dort ein neues Hotel eröffnet. „Minershome" stand in großen goldenen Lettern über der Thür, und Mac Orelly war der Besitzer. Fimey schäumte vor Wuth, als er zum erstenmale das Hotel betrat. Als er aber noch zu allem Ueberflusse an dem selben Abend im Monte all sein Geld verspielte, das Orelly schmunzelnd einstrich, da flüsterte er ihm etwas ins Ohr, was jenen erbleichen machte und ihn bewog, seinen Raub wenigstens theilweise zurückzugeben. „Kann Dir ja nur recht sein, Pat, wenn Dein künf tiger Schwiegervater ein reicher Mann wird," sagte dann Mac mit einem höhnischen Blick auf Fimey. des chinesischen Generals Tschungtschang an die Ge sandten, die verbündeten Truppen bis zum 15. August aus den Tempeln und Palästen zurückzuziehen, ist bereit willigst entsprochen worden. Auf Korea soll der russisch-japanische Streit nun mehr völlig bcigelegt sein, so daß wieder vollständig normale Verhältnisse Platz gegriffen hätten. Wenn's nur wahr ist. Prinz Tschun, der Führer der Sühnemission nach Deutschland, ist der erste Mandschu-Prinz, der je außer Landes ging. Man glaubt in Peking, daß die Mission, wenn geschickt geleitet, gute Früchte zeitigen wird; aber da Prinz Tschun der jüngere Bruder des Kaisers ist, gilt es als unwahrscheinlich, daß irgend! etwas von Bedeutung erreicht wird, so lange die Kaiserin- Wittwe die Herrschaft auch über den Kaiser ausübt. Prinz Tschun ist ein Mann von geringer Charakter stärke. Diese Mittheilung beweist, daß wir es bei der ganzen Mission mit nicht viel mehr als mit einer Farce zu thun haben, worin die Chinesen ja so unendlich groß sind. Hoffentlich wird daher dem chinesischen Prinzen am deutschen Kaiserhofe kein höheres Maß von Ehren bezeugungen zu theil, als ihm auch wirklich gebührt. Als Lihungtschang vor Jahr und Tag dem deutschen Kaiserhofe einen Besuch abstattete, da wurde er mit fürstlichen Ehren überhäuft; Prinz Tschun wird die Stimmung in Berlin aber jedenfalls kühler finden. Afrika. Wenn Lord Kitchener nicht fürchterlich übertrieben hat, was man doch wohl nicht annehmen darf, dann ist es den Engländern wider Erwarten gelungen, einen schweren, wenn auch noch keinen vernichtenden Schlag gegen die Buren zu führen. Den englischen General Braadwood ist es nämlich nach Kitcheners Meldungen geglückt, das Burenlager bei Reitz zu überraschen und die Mehrzahl der Megierungsmitglieder der beiden Buren-Republiken gefangen zu nehmen. Präsident Steijn soll zwar glücklicherweise noch gerade entkommen sein, aber die Niederlage wäre doch auch trotzdem eine sehr große. So der englische Bericht. Wir schöpfen aus der Thatsache, daß der Präsident des Oranjefreistaats und zugleich einer der wackersten Burenführer im Felde den Engländern entgangen ist, die Hoffnung, daß die bedeutenden Persönlichkeiten überhaupt nicht in Ge fangenschaft gerathen sind, so daß den Buren der Muth wenigstens nicht vollständig genommen ist, andererseits darf man allerdings nicht verkennen, daß es für die Sache eines Volkes ein äußerst schwerer Schlag ist, wenn seine Regierung dem Feinde in die Hände fällt. Es ist fraglich, ob die Buren nach diesem äußerst be dauerlichen Mißgeschick noch den Muth finden werden, weiter Stand zu halten. Freilich strömen ihnen ja die Capholländer in Hellen Haufen zu, so daß die Kriegs aussichten auch trotz des Unglücks bei Reitz noch nicht als völlig verloren zu gelten brauchen. Aber andrer seits darf man doch nicht vergessen, daß die Cap holländer ganz offenbar ängstliche Leute sind, die sich nur dann ihren blutsverwandten Brüdern aus den beiden südafrikanischen Republiken anzuschließen wagen, wenn „Schwiegervater! Ja, wenn Du alter Spitzbube den Muth hättest, mit Deiner verzogenen Dirne ein ernst liches Wort zu reden, dann wollte ich zufrieden sein, und Du solltest es auch nicht zu bereuen haben, Mac; kein ,Grüner' sollte dann Sacramento betreten, den nicht Pat vor Leinen grünen Tisch führte." „Und glaubst Du wirklich, Alice ließe sich dazu zwingen, Dich zu heiraten? Da kennst Tu sie schlecht. Ja, früher vielleicht, aber seit einem gewissen Tag, der mir nicht mehr aus dem Kopfe geht, ist das Kind wie umgewandelt, es kommt mir oft vor, als fürchte sie mich. Hat sie etwas erlauscht, was für sie gerade nicht be stimmt war? Fast muß ich's glauben. Ich lege Dir nichts in den Weg, das ist mehr als genug, das übrige muß jeder Mann selbst besorgen. Was ich gethan in meinem Leben, ich hab'- gethan für Alice, sie sollte nicht in dem Elend aufwachsen, in der Verachtung, in der ich groß geworden bin, und jetzt sollte ich ihr einen Mann aufzwingcn und sie unglücklich machen? Nein, Pat, ver lange für Deine traurige Compagnieschaft, was Du willst — nur das nicht!" „So gieb mir die andere Hälfte auch noch von dem Golde, das Tu mir abgenommen hast," erwiderte Fimey. Orelly nahm eine Goldrolle von der Bar und warf sie ihm verächtlich hin, Fimey steckte sie grinsend ein und verschwand unter den Gästen. Derartige Unterredungen wiederholten sich jetzt häufig. Fimey verbrachte ganze Tage in Minershome, das bald die besuchteste Spielhölle in ganz Sacramento wurde. Gewann er, so betrank er sich, verlor er, so überhäufte er Orelly mit Vorwürfen und dunklen Drohungen, bis ihm dieser wieder einen Theil des Goldes herauszahlte, um Ruhe zu bekommen. Allen war dieses Verhältnis der beiden ein Räthsel. Der jähzornige, vor nichts zurückschreckende Orelly, vor dem die Verwegensten Scheu hatten, ließ sich von diesem verkommenen Kerl alles bieten. Da mußte etwas dahinter stecken. Alice ließ sich im Spiellokale selten sehen, ihr war die neue Thätigkeit des Vaters verhaßt. Ihr schroffes deren Waffenthaten vom Erfolge gekrönt sind. Die Buren-Mederlage bei Reitz kann daher für die Sache des um seine Freiheit kämpfenden Volkes leicht dadurch gefährlich werden, daß diesem die Unterstützung der Cap holländer verloren geht. Ein schwerer Verlust fürwahr in schwerer Zeit. Sollte diese schlimmste Möglichkeit zur Thatsache werden, dann würden die Engländer allerdings mit Recht auf eine baldige und für Groß britannien günstige Beendigung des Krieges rechnen dürfen. In jedem anderen Falle dagegen würde die Lage eine wesentliche Aenderung durch das den Buren bei Reitz zugestoßene Unglück nicht erfahren. Sollten die Buren jetzt wirklich sorgloser oder gleichgültiger geworden sein? Lord Kitchener hat in den letzten Tagen wiederholt berichtet, daß Buren in ihren Lagern überrascht und gefangen genommen worden sind. Selbst nach dem schweren Schicksalsschlage im Lager bei Reitz haben sich Burencolonnen noch von englischen Truppen überrumpeln und gefangen nehmen lassen. So soll ein Burenlager in Camp de Roo von den Engländern überrascht worden sein, wobei 31 Buren gefangen und 56 Pferde erbeutet worden sein sollen. Bei all den vorliegenden Nachrichten, die für die Buren so ungünstig lauten, wird man allerdings bedenken müssen, daß sie aus Londoner Quellen stammen. Jeden falls ist bei Reitz der Präsident Steijn nicht in die Hände der Engländer gefallen, und die Londoner Mit theilung, daß auch Dewet in Reitz gewesen, also bei nahe auch gefangen worden wäre, läßt die ganze Sen sationsnachricht weniger schlimm erscheinen, als sie ohne die geschäftige Ausschmückungslust der Engländer hätte erscheinen müssen. Im Caplande geht es den Buren auch fortgesetzt gut, und es ist bisher nichts davon be kannt geworden, daß die Capholländer das Reitzer Un glück zum Anlaß des Abfalls von den Buren genommen hätten. Die Stadt Murreysburg befindet sich zum Leid wesen des Lord Kitchener vollständig in den Händen der Buren, die dort nun auch mit Recht ähnlich Hausen, wie es die Engländer in den beiden Republiken gethan haben und noch thun. Um übrigens zu zeigen, daß er mit den Buren jetzt ohne Mühe fertig werden zu können hoffe, erklärte Kitchener dem Londoner Kriegsamt, daß nach seiner Meinung eine Anzahl Infanterie-Regimenter zurückgezogen werden könnten. Es wäre jedoch falsch, wollte man in dieser Ankündigung eine besondere Siegeszuversicht erblicken, denn Kitchener spricht in dem selben Athemzuge auch den Wunsch aus, daß ihm für die Infanterie eine große Anzahl berittener Mann schaften zur Verfügung gestellt werde. Also für die lahme, unbrauchbar gewordene Infanterie frische Kavallerie. Tas ist schließlich doch nichts anders als das Eingeständniß: Mit den mir zur Verfügung stehenden Truppen bezwinge ich die Buren nicht! Kitchener sieht eben ein, daß er den Oranjefluß nicht mehr halten und die Verbindung zwischen Kapstadt und Pretoria preisgeben muß, deshalb soll eine Concentrirung der britischen Truppen zwischen Durban, Moritzburg und Johannesburg erfolgen. Tas Kapland wird den Buren überlassen. Ihre Räubergeschichten setzen die Wesen dem Vater gegenüber hatte eher zu- als abge nommen, trotz dessen augenscheinlichen Bemühungen, ihr alles von den Augen abzusehen. Ein unerklärliches Etwas lag zwischen beiden, und was das sonderbarste war, Orelly selbst wußte den Grund nicht, das heißt, er ahnte ihn, schauderte aber zurück bei dem bloßen Gedanken an seine wirkliche Existenz. — Im Herbst 1851 boten die Minendistrikte um Sacra mento die reichste Ausbeute. Lange Züge von Wagen verließen die Stadt nach den verschiedenen Minerramps mit Lebensmitteln aller Art; »ach allem war Nachfrage, und was verlangt wurde, wurde bezahlt; andererseits strömten Schaaren Vergnügungssüchtiger, die Tasche mit Goldstaub gefüllt, in die Stadt, um möglichst rasch daS alles wieder los zu werden. Das war eine reiche Ernte zeit für Mac Orelly. Es war eine schwüle Augustnacht, von allen Seiten ertönte wilder Kneipgesang, schallendes Gelächter, alle Fenster zu ebener Erde in Minershome standen weit offen und gewährten dem Vorübergehenden einen ver führerischen Blick auf daS im Scheine der Oellampen glitzernde Gold auf dem Spieltische, auf den reichhaltigen Inhalt der „Bar", wo der Whisky in allen Farben verlockend winkte. Der Saal war angefüllt von Männern, deren bunte Gestalten in grellfarbigen Wollhemden nur verschwommen durch den alles verhüllenden Rauch hindurchleuchteten. Da und dort blitzte eine Messerklinge, der Lauf eines Revolvers aus den Gürteln, alles drängte sich um den Spieltisch, von dem her der kalte Ton deS aufgezählten Goldes hörbar war, und wenn hier und da ein Spieler, der wohl alle seine Taschen geleert, erhitzt, schimpfend und fluchend sich rückwärts Bahn brach durch die Menge, wurde einen Augenblick der blaffe, scharf markirte Kopf Orellys mit dem mächtigen schwarzen Schnurrbart sicht- bar, der nicht die geringste GemüthSbewegung verrieth, dann schloß sich wieder die Menschenmauer, über die der Spieldämon seine Geißel schwang. (Fortsetzung folgt.)