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auch der hiesige Gewerbeverein durch seinen Vorsitzenden vertreten war, statt, in welcher der Gauvorsitzende Herr Edmund Müller-Werdau nach einer Begrüßung der Er schienenen zunächst über die am 30. März in Dresden stattgehabte Ausschuß- und Vorstandssitzung der sächsischen Gewerbe- und Handwerkervereine berichtete und dabei mittheilte, daß die Verbandsversammlung Anfang Sep tember in Glauchau stattfinden würde, um alsdann den Antrag Reichenbach, betr. Versicherung der Handwerks und Gewerbetreibenden gegen Alter und Invalidität, zur Debatte zu stellen. Nach langer und eingehender Be- rathung, in welcher HerrHandelskammersekretärvr. Engel mann-Plauen in anschaulicher Weise die Grundgedanken des Jnvaliden-Bersicherungsgesetzes darlegte, wurde der Antrag Reichenbach mit der Abänderung angenommen, daß von einer Begrenzung des gewerblichen Einkommens bis zu 2500 Mk., bis zu welchem die Versicherungspflicht aus zudehnen sei, abgesehen ward. Außerdem wurde auf Empfehlung deS Herrn vr. Engelmann der Zusatz be schlossen: „Dafern wider Erwarten diese Versicherungs- Pflicht nicht durchführbar sein sollte, den Bundesrath zu ersuchen, die Versicherungspflicht auf die in Z 2 des erwähnten Gesetzes genannten Handwerke auszudehnen." Der in dieser Weise formulirte Antrag wird zur wei teren Behandlung an den Vorort des Verbandes sächsi scher Gewerbevereine, Zittau, abgegeben werden. Zum Schluß wurde der Gewerbeverein Ernstthal, welcher vor 3 Jahren aus dem Gauverbande ausgetreten war, auf dessen Ersuchen wieder ausgenommen. * — Am Freitag Abend gingen im Grünfelder Park zwei Pferde, wahrscheinlich infolge von Insektenstichen, durch und rissen in der Nähe der Fabrik, einen Kinder wagen um, wobei das im Wagen befindliche Kind her- -ausstürzte. Letzteres fist am Sonnabend Abend den dabei erhaltenen Wunden erlegen. * — Die Gewinnliste der ersten Straßburger Geld lotterie für die Zwecke des Männervereins vom Rothen Kreuz ist erschienen und in unserer Expedition einzusehen. * - In Preußen gelten vom 4. d. sämmtliche Rück fahrkarten 45 Tage, können ohne Zuschlag auch auf Schnellzügen benutzt werden und gewähren 25 KZ Frei gepäck. Es sind bereits Verhandlungen eingeleitet, um die gleiche Maßnahme auch auf den direkten Personen verkehr auf den sächsischen und süddeutschen Stationen -auszudehnen. — In Glauchau sind am Donnerstag vier Spar kassenbücher gestohlen worden: dieselben lauten auf die Namen Friedrich Schäfer, Gesau, Georg Max Schäfer, Glauchau, Anna Schäfer, Glauchau, und Christiane verw. Schäfer, Glauchau. Die Bücher tragen folgende Nummern: 7313, 18,671, 3651 und 23,761. Ms dem Sachseulande. — In Dresden starb am Freitag im Alter von 87 Jahren der in den weitesten Kreisen bekannte Feldwebel a. D. Schurig. 40 Jahre lang hat er der Armee aktiv -angehört. — Der Krach der Leipziger Bank zieht zahlreiche Opfer nach sich. Zu denselben zählt, wie der „Allg. Fleischerztg." aus Leipzig berichtet wird, auch der dortige Fleischermeister Lorenz, der in der letzten Ziehung der sächsischen Lotterie den Haupttreffer gemacht, und das gewonnene Geld bei der Leipziger Bank angelegt hatte. Der Aermste soll von dem Verlust des Geldes um so schwerer getroffen sein, als er im Hinblick auf den ge machten großen Gewinn sein Geschäft aufgegeben hatte. Das ist allerdings ein ganz eigenartiger Fall. lieber das Schicksal der . Kasseler Treber-Trocknungsgesellschaft soll kommenden Mittwoch in einer in der Fuldastadt stattfindenden Conferenz entschieden werden. Großen Täuschungen über den Ausgang dieser Conferenz braucht man sich nicht hinzugeben, bisher ist nichts davon be- kaant geworden, daß die Deckung der bestehenden großen Verbindlichkeiten gelungen wäre. In Sachsen hält die Beruhigung in finanziellen und geschäftlichen Kreisen an. Bei den Banken ist wieder ein regulärer Verkehr ein getreten. Die Aktien der Leipziger Bank standen in in ihrem letzten Kurse an der Berliner Börse 15^, die Kasseler Treber-Actien 30,10. Was die Verhaftung des zweiten Direktors Dr. Gentzsch betrifft, so heißt es, daß Exner seinen College» bei der ersten gerichtlichen Vernehmung derartig belastete, daß die Festnahme Gentzsch's unvermeidlich wurde. Von großem Interesse sind die Summen, die Directorxn und Aufsichtsräthe der Leip ziger Bank für ihre liederliche Wirthschaft als Tantieme bezogen haben. Man höre und staune: 1897: 384,793 Mark; 1899: 562,968 Mark; 1900: 415,731 Mark. Diese gewaltigen Beträge — nur für Tantieme, es sei ausdrücklich wiederholt, vertheilen sich auf etwa zehn Personen! Der Bankier Eduard Krohmann, der sich aus Verzweiflung über große Verluste, die er bei dem Zusammenbruch der Leipziger Bank erlitt, das Leben zu uehmen versuchte, ist der Inhaber des gleichnamigen Bankgeschäftes, Plauensche Straße 2. Er wurde schwer verwundet in das Leipziger Diaconissenhaus gebracht. Sein Geschäft ist nur geringen Umfanges und in wei teren Kreisen nicht bekannt. — In Geithain starb in der Nacht zum Sonnabend infolge Herzschlags der langjährige Bürgermeister der Stadt Kammerrath Bauer. Er trat vor zwei Jahren in den Ruhestand, behielt aber seinen Wohnort am Orte seiner langjährigen segensreichen Wirksamkeit. Altenburg, 30. Juni. An dem Zusammenbruche der Leipziger Bank haben hier nicht nur viele Geschäfts- und Privatleute ein Interesse, sondern auch der alten- burgische Staat soll mit ansehnlichen Summen betheiligt sein. Hier lebt man allerdings der Ueberzeugung, daß nur die Aktionäre der Bank große Einbußen erleiden werden, während die Gläubiger ihre Forderungen wohl ganz retten können, falls nicht noch neue Fälle eintreten, die den Stand der verkrachten Bank verschlimmern. — Nachdem die hiesige Bruderkirche bereits ihres inneren Schmucks und ihrer Ausstattung ledig ist, wird nun an den Abbruch des ganzen Baus gegangen werden, da mit spätestens im kommenden Jahre mit dem Bau der neuen Kirche ein Anfang gemacht werden kann. Tie Bau leitung ist Herrn Architekt Kröger in Berlin übertragen worden. Die Kosten des Baus sollen sich auf etwa 300,000 Mk. stellen. Wiederum hat hierzu ein Freund der Kirche 10,000 Mk. gestiftet. — Die Brauberechtig ten unserer Stadt haben kommenden Donnerstag wie der ihren guten Tag im Jahre. Denn da wird auf jedes Braurecht 184 Mk. ausgezahlt, gegen 136 Mk. im Vorjahre. Berechnender Weise bringt man diese Dividenden stets am Donnerstag vor dem Vogelschießen zur Auszahlung, damit ein jedes sofort einen Theil der- selben wieder im Gerstensaft anlegen kann. — Von der hiesigen Ephorie, welche bisher Stadt und Land, sowie Meuselwitz und Lucka, umfaßte, ist der westliche Theil abgetrennt und eine neue Ephorie gegründet worden mit dem Sitz in Kriebitzsch. Der dortige Pfarrer Weise hat deshalb den Titel Superintendent erhalten. — Zwei- und Fünfmarkstücke mit dem Bildniß Sr. Hoheit unsers Herzogs werden nunmehr öfters im Verkehre Vorkommen, nachdem davon 50,000 Zwei- und 20,000 Fünfmarkstücke geprägt und an die altenburgischen Staats kassen abgeführt worden sind. — Gestern starb nach mehrwöchigem Krankenlager der Bürgerschullehrer Jäger von hier. Derselbe hat die Feldzüge 1866 und 1870 mitgemacht, stand lange Zeit an der Spitze des Militärvcreins, war ein eifriges Mitglied der Sanitäts colonne und wurde mehrfach mit Orden und Ehren zeichen geschmückt. — Am 26. Juni verstarb in Ronneburg an den Folgen eines Schlaganfalles Herr Stadtmusikdirector August Weiß. Derselbe unterhielt daselbst eine Musik schule, durch welche sich Herr Weiß einen großen Ruf erworben hat. Fahnenweihe des Militärvereins zu Lohma a. d. Leina u. U. am 30. Juni 1901. Lohma, 30. Juni. Heute beging der hiesige im Jahre 1887 von 25 Mitgliedern begründete Militär verein, wovon leider 3 Mitglieder zur großen Armee abgerufen sind, die Weihe seiner neuen von den Frauen und Jungfrauen der Kirchfahrt Lohma wie von den Jungfrauen und Frauen der auswärts wohnenden Mit gliedern gestifteten kostbaren Fahne. Im Laufe der Jahre ist der Verein auf 75 Mitglieder angewachsen. Tas Fest wurde durch einen Zapfenstreich am Sonn abend Abend, durch Illumination und Feuerwerk in Nirkendorf, sowie durch einen Weckruf heute morgen ein- geleitet. Der Festort und die anderen Festgemeinden hatten ein herrliches Festgewand, bestehend in kunstvollen Ehrenpforten und Obelisken, sowie Flaggenschmuck an gelegt. In der Gemeinde Lohma waren nicht weniger als 11 Ehrenpforten errichtet, die mit vielen, dem Fest entsprechenden sinnigen Emblemen geschmückt waren. Aber auch die meisten Häuser hatten durch Flaggen, Guirlanden, Kränze, Bilder oder Embleme sich ge schmückt. Von Vormittag 10 Uhr an wurden die Kameraden von 41 Brudervereinen, wobei die angemeldete Zahl von 1019 Mitgliedern durch das spätere Eintreffen vieler einzelner Mitglieder noch um ca. 200 überstieg, vom Vorsteher des Festvereins, sowie durch das Präsentiren der Gewehrsection mit militärischen Ehren empfangen. Von i/z2 Uhr an fand Aufstellung des Festzuges, Ein holung der Fahne, der Festfrauen und Festjungfrauen statt. Der lange Festzug, welcher von 26 weißgekleideten Jungfrauen und 26 Fahnen geziert war, bewegte sich nach dem mit einer Ehrenpforte und 11 Flaggen geschmückten Weiheplatz, der Herrn Gutsbesitzer Bachmann in Zscher nichen gehörigen, umfangreichen Wiesenaue, woselbst eine stattliche Tribüne stand. Der Festzug wurde durch 7 Spitzenreiter, Mitglieder des Festvereins, spiralförmig der Tribüne unter schneidigen Marschweisen der Walden burger Stadtkapelle, sowie dreier anderer Musikchöre, welche die Militärvereine Langenleuba-Niedcrhain, Ehren hain und Flemmingen gestellt hatten, näher geführt. Nachdem sich die Festfrauen und Festjungfrauen, erstere mit der verhüllten Fahne, sowie sämmtliche Vorsteher und Fahnenträger der Brudervercine mit ihren Fahnen auf die Festtribüne begeben und all die erschienenen Kameraden und Gäste von dem Vorsteher des Fest vereins, Herrn Gutsbesitzer Theodor Petzold in Buscha, aufs herzlichste begrüßt worden waren, woran sich ein Hoch auf Se. Majestät den Kaiser Wilhelm II. und Se. Hoheit den Herzog Ernst schloß, welches die be geisternd einstimmenden zahlreichen Festtheilnehmer in der Nationalhymne ausklingen ließen, folgte der von einer Sängervereinigung vorgetragene vierstimmige Ge sang: „Brüder reicht die Hand zum Bunde", welcher vom Herrn Cantor Hendreich geleitet wurde. Sodann hielt Herr Pastor Klein aus Langenleuba- Niederhain an Stelle des hochehrwürdigen etwas leidenden Herrn Ortspfarrers eine warmempfundene, tiefdurchdachte, sinnreiche, wahren Patriotismus athmende Weiherede. Ein leitend bemerkte er, daß zu dieser Fahnenweihe Männer des Wehrstandes aus fast allen Berufsständen versam melt, und daß die Fahne dem Soldaten heilig sei, das liege uns im Blute, darum werde für die Fahne die Weihe begehrt und durch die Weihe die Fahne geehrt. Der Herr Festredner erläuterte dann in beredten Worten, daß die Fahne das edle, kostbare Sinnbild der Einheit und der Reinheit sei, ohne Fahne zersprengt, aber um die Fahne gedrängt, seien Viele eins. Redner verstand es recht lebhaft vor die Seele zu stellen, wie deutsche Soldaten in dem ruhmreichen Feld zug 1870/71 ihre Fahne vertheidigt hätten. In dem Feldzug hätten die Deutschen nur eine Fahne verloren, diese aber sei nicht erbeutet, sondern gefunden, gefunden unter einem Haufen von Leichen ihrer tapferen Ver- theidiger. So verthcidigten deutsche Soldaten ihre Fahne, was aus dem Dichterwort, welches der Herr Redner citirte, genügend hervorgehe: Doch die Fabrik dort in der rechten Flanke Wie eine Festung auf uns Feuer spie: „Vorwärts die ganze Compagnie „Zum Sturm auf die Fabrik „Und keiner wanke!" Der Tambour schlägt, Es geht wie zur Parade, Die Fahne fliegt uns hoch und stolz voran, Doch klopft das Herz manch bravem Mann Beim raschen Schrill auf bem Pfade. Wie Salven pfeifl es in die Glieder Es rast der Schnitter Tod und fällt und mäht, Und wie er seine Reihen spät, Sackt auch die Fahne uns jein Träger nieder. Selbst blutend springt der Aojulam vom Pferde, Ergreift die Fahne, schwingt sie hoch empor — Da deckt sein Auge dunkler Flor Und sterbend kühl sein bleicher Mund die Erde. „Was fälll, das fällt — vorwärts durch Tod und Flammen, Zw.i brave Musketiere greifen zu Der eine stüizt, versuch es Du — Doch auch der andere bricht zusammen. Doch andern Tags" — so ließ Riccann melden, Fand man die Fahne, fest in starrer Hand Zerschossen, blutig und zerfetzt gelang es kaum Der Ha ad des Todlen noch sie zu entwinden. — So sei die Fahne dem Soldaten heilig, als Sinnbil der Ehre und der Einheit und daß auch diese Fahne dem Festverein ein Sinnbild der Einheit sein solle, deute diese Inschrift: Dem Freunde zu Ehr und Schutz, dem Feinde zu Wehr und Trutz, sowie die fernere Inschrift: Mit Gott für Kaiser und Reich, Herzog und Vaterland. Redner bemerkte, daß die Germania, welche auf der einen Seite des schwarz-weiß-rothen Grundes eingestickt, so oft als die Fahne enthüllt würde, ein Fingerzeig sein möchte, daß mit dem Festverein viele treu zusammen stehen und derselbe wiederum treu zum Bunde stehen solle. Die Farben schwarz-weiß-roth hätten jene sinnige Deutung: Durch Nacht und Blut zum Licht — eine Erinnerung daran, was cs gekostet, daß das Vaterland ein einiges wurde. Ferner betonte Redner, daß die Fahne den Verein nicht zum Kampfe führe, sondern eine Friedensfahne sei, aber dennoch gäbe es auch im Frieden einen guten Kampf, den der einzelne Mann, der einzelne Verein freudig kämpfen müsse; dann sei die Fahne nicht nur das Sinnbild der Einheit, sondern auch der Rein heit. Rein solle die Gesinnung sein, eingedenk des Eides, den ein Jeder abgelegt, als er des Kaisers Rock ge tragen habe. Was das Altenburger Wappen auf grün-weiß-grünem Felde sagen solle? es heiße: Umrangt von Wald und Augen grün, Wir halten rein Herz, Muth un Sinn Und bleiben treu am Haus Wetlin! Als oic Hülle der neuen Fahne gefallen, weihte Redner sie mit dem Motto: Gott zur Ehr, den Nachkommen zur Lehr, dem Feinde zur Wehr, dem Vereine zur Zier. Frau Petzold-Buscha übergab dann mit zwar kurzen, aber sehr sinnigen, mit Beifall aufgenommenen Worten die Fahne dem Herrn Vorsteher und dieser übergab dieselbe mit ermahnenden Worten dem Kriegsveteran Herrn Restaurateur Jacob Schnabel in Buscha, welcher selbige mit gelobenden Worten entgegen nahm. Hierauf übergab dann Fräulein Ulbricht in Lohma im Namen der Frauen und Jungfrauen der Kirchfahrt Lohma mit bei fällig aufgenommenen Worten eine kostbare Fahnen schleife, und der Vorsteher des Landesverbandes, Herr Fabrikbesitzer Ranniger-Altenburg, unter patriotischen, zur Treue ermahnenden Worten den von Sr. Hoheit dem gnädigst regierenden Herzog Ernst gestifteten kost baren Fahnennagel, und brachte zum Zeichen des Dankes für die gnädige landesväterliche Huld des hohen Protec- tors des Landesverbandes ein dreifaches Hurrah auf denselben aus, in welches die Festtheilnehmer enthusiastisch einstimmten. Nachdem dann der langjährige Vorsteher