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Nr. 117. <Srohe«hai«er UnterhaltvngS - *«d Attzelaebraii. Gelte S. Tagesmchrilhten. Sachsen. Nach vorläufig getroffener Bestimmung soll der Landtag zum 9. November d. I. zusammenberufen werden. Deutsches Reich. Das socialpolitische Arbeitsprogramm für die nächste Reichstagssession ist um eine neue Nummer vermehrt worden. Dem Vernehmen nach steht die Einbringung eines Arbeiterschutzgesetzes im Sinne der in der letzten Reichs tagssession angenommenen Anträge in Aussicht und soll der bezügliche Entwurf sofort nach der Rückkehr des Staatssecretärs v. Bötticher nach Berlin in Angriff genommen werden. In parlamentarischen Kreisen, welche der Regierung nahe- ftehen, hält man die Erhöhung der Getreidezölle für unzweifel haft. Schon in der ersten Sitzung der neuen Session werde entweder eine Vorlage des BundeSrathes oder der Antrag der Conservativen unterbreitet werden. Der Staatssecretär Graf v. Bismarck hat am Sonnabend Nachmittag Berlin auf einen bis zwei Tage verlassen, um den italienischen Ministerpräsidenten Herrn Crispi in Büchen zu empfangen und von dort nach Friedrichsruhe zu geleiten. Die „Post" sagt in einer Besprechung der Angriffe rus sischer Zeitungen auf die von Italien vollzogene Annäherung an die Eentralmächte: „Wenn Deutschland Einfluß auf seine Freunde übt, übt es ihn im Sinne der Erhaltung des Frie dens; nur dahin zielen alle seins Rathschläge. Wir zweifeln nicht an der Versicherung, daß der amtlichen russischen Politik ebenfalls die Bewahrung des Friedens am Herzen liegt und daß sie auf friedlichem Wege zu ihren Zielen zu gelangen bestrebt ist. Wenn dies sich so verhält, sehen wir nicht ein, welchen Anlaß die russische Politik haben könnte, eine Annäherung Italiens an Deutschland mit scheelen Blicken zu verfolgen." Die „N. Pr. Ztg." veröffentlicht einen neuen Artikel gegen die russischen Werthe und sagt darin, wenn dieselben ihren alten Coursstand behauptet hätten, so beruhe das auf Börsen- Kunststückchen, nicht auf einer besseren Garantie der Schuldtitel. Der „Nat.-Ztg." wird von ihrem Pariser Correspondenten unterm 1. October gemeldet: Die Nachricht, daß Deutschland freiwillig, ohne das definitive Ergebniß der Untersuchung ab zuwarten, sich bereit erklärte, das Opfer des Zwischenfalls zu entschädigen, und die gleichzeitige Meldung aus Metz von der Begnadigung Schnäbele's jun. (die auf ein an den Kaiser gerichtetes Gnadengesuch telegraphisch erfolgte) haben umsomehr den günstigsten Eindruck gemacht, als die Hetzpresse noch gestern die gröbsten Lügen über die Absichten Deutschlands verbreitete. Die Nachricht kam daher unerwartet. Ein Theil der Morgen blätter erkennt an, Deutschland habe dadurch den Beweis seiner Friedensliebe gegeben, und fügt den Wunsch hinzu, daß dadurch ein Anlaß zur Besserung der Grenzverhältnisse gegeben sein möge. Nach zweimonatigem Aufenthalt hat der Kaiser von Bra silien nebst Familie Baden-Baden am 1. October verlassen, um sich vorerst nach Koburg, von dort über Köln nach Brüssel und sodann nach Paris zu begeben. Professor vr. v. Langenbeck, der weltberühmte Chirurg und langjährige Leibarzt unseres Kaisers, ist in der Nacht zum 30. Septbr., 77 Jahre alt, zu Wiesbaden gestorben. Die Trauerkunde wird nicht nur in medicinischen Kreisen lebhafte Theilnahme erwecken. Das aus vier schmucken Kreuzerfregatten bestehende Schul geschwader hat am 1. October von Wilhelmshaven aus die Reise nach dem Mittelmeer angetreten. Bayern. Die Kammer der Abgeordneten hat am Sonn abend das Gesetz, betreffend die Abänderung der Verfassung wegen definitiver Anstellung von Beamten und wegen der Verkäufe von Staatsgütern während der Regentschaft, nach unerheblicher Debatte in namentlicher Abstimmung einstimmig angenommen. Oesterreich «Ungarn. Crispi's Besuch in Friedrichsruhe findet, wie dem „B. T." aus Wien telegraphirt wird, in allen politischen und diplomatischen Kreisen die größte Beach tung. Derselbe wird als eine Ergänzung der jüngsten Zu sammenkunft des Grafen Kalnokh und des Fürsten Bismarck in Friedrichsruhe aufgefaßt und gilt als ein eclatanter Beweis, daß Italien unerschütterlich an dem Friedensbunde festhält. Der Zweck von CriSpi'S Besuch kann nur der gleiche sein, wie jener des Grafen Kalnockh es gewesen, nämlich ein Ideen austausch und die erneute Constatirung des treuen Zusammen stehens der drei Friedensmächte, behufs Bewahrung der Ruhe und der Abwehr etwaiger Angriffe. An abenteuerliche Pläne oder Projecte, sowie eine Vermittelung des Fürsten in der römischen Frage, von der man in Paris fabelt, glaubt in Wien Niemand. Frankreich. Ferry hielt am Donnerstag vor seinen Wählern in Epinal eine Rede und äußerte dabet über das Manifest des Grafen von Paris: Die seit 17 Jahren be stehende Republik habe das Manifest mit geringschätziger In differenz ausgenommen. Die Regierung fürchte die Prätendenten nicht. Die Republik halte fest an der Ehre, ihren Feinden volle Freiheit zu Angriffen zu lasten. Das Manifest werde zweifelsohne den Vorwand zu einem Sturms gegen das Ca- binet abgeben, vielleicht würden auch einige Republikaner die Gelegenheit ergreifen, der republikanischen Partei abtrünnig zu werden. Sollte eine Krisis zum Ausbruch kommen, so werde dieselbe sicherlich nicht leicht zu lösen sein, und man müsse sich dann für alle Fälle bereit halten. Glücklicher Weiss sei aber die die Republikaner umschließende Allianz wachsam und bereit, den von monarchischer und intransigenter Seite unternommenen Anstürmen die Spitze zu bieten; denn dann sei der Augenblick da, in welchem das Vaterland für alle Meinungsverschieden heiten einen Waffenstillstand verlange. Von den Pariser Commis-Voyageurs der Intransigenten werde Verleumdung und Haß gegen die besten Diener der Republik gesäet; ihre Bemühungen würden aber scheitern an dem gesunken und guten Sinne der Bevölkerung des an der äußersten Grenze gelegenen Departements der Vogesen, welche recht gut wisse, daß der größte Feind des Patriotismus im jetzigen Augenblicke der Geist der Zwietracht sei. Spanien. Die „Gacela" veröffentlicht eine königl. Ver ordnung, wonach der bei den spanischen Zollämtern eingehende Alkohol ohne Zeugniß über die Exportprämie nicht zulässig ist. England. Wie man aus Dublin berichtet, sind der Deputirte O'Brien und der Lordmayor von Dublin in An- ktagezustanv versetzt worden, weil sie in den von ihnen herausgegebenen Zeitungen „United Ireland" und „Nation" Berichte tüber die Verhandlungen unterdrückter Zweige der Nationalliga veröffentlicht haben. O'Brien und der Lordmahor Dublins besuchten am Frei tag Luggacurran, wo kürzlich die gerichtlich verfügte Entfernung einiger Pächter von Grundstücken stattgefunden hat. Beide hielten daselbst ohne vorherige Anmeldung bei den Behörden ein Meeting ab, in welchem O'Brien die Pächter aufforderte, bei ihrer bisherigen Haltung zu verharren, um eine Reduktion der Pachtgelder durchzusetzen. Neur-e Nachrichten. Bertin, 2. October. Dcr italienische Botschafter Graf de Launey ist heute Nachmittag nach Friedrichsruh abgereist. Rom, 2. October. Die „Riforma" sagt mit Bezug auf die Entrcvue zwischen dem Fürsten Bismarck und Crispi, die vatika nische Frage habe mit derselben Nichts zu thun. Wenn Crispi den Fürsten Bismarck besuche, so geschehe dies sicherlich zu Zwecke«, mit welchen die ganze italienische Nation nur zufrieden sein könne und zu denen die Freunde des europäischen Friedens sich nur be glückwünschen könnten. In keinem einzigen Italiener werde der Verdacht auftauchen, daß die Entrevuc mit den Rechten Italiens und dessen freundschaftlichen Beziehungen zu allen Staaten Europas nicht in Uebereinstimmung stehe. Petersburg, 2. Oktober. Dem Vernehmen nach wird im Mini sterium des Innern ein Regulativ über die Aufnahme fremder Staatsangehöriger, besonders deutscher, in die russische Untertban- schait ausgearbeitet, wonach unter Anderem die Künder von Con- vertiten entgegen den bisherigen diesbezüglichen Bestimmungen in Zukunft ohne Weiteres naturalisirt werden können. Male, fiWsche rc. Nachrichten. Großenhain, 3. October 1887. —H. Nachdem an Stelle des zum Vorstände der königl. Amts- hauptmannschast Dresden-Neustadt ernannten Herrn Amtshaupt mann Freiherrn von Weissenbach der bisherige Vorstand der königl. Amtshauptmannschast Glauchau, Herr Amtshauptmann Dr. Wäntig, zum Vorstande der königl. Amtshauptmannschast Großenhain er nannt worden war, erfolgte am 3. October d. I. des Letzteren feierliche Einweisung in sein neues Amt durch Herrn Kreishauptmann v. Koppensels zu Dresden, und zwar in dem von den städtischen Collegien hierzu zur Verfügung gestellten Stadtvcrordneten- Sitzungs-Saale des hiesigen Rathhauses in Gegenwart der Mit glieder des Bezirksausschusses und des größeren Theiles der Mit glieder des Bezirkstages des Bezirksveroandes Großenhain, sowie der Canzleibeamten und Gensdarmen der königl. Amishauptmann- schast Großenhain. Nachdem Herr Amtshauptmann l'r. Wäntig die Ansprache des Herrn Kreishauptmanns v. Koppenfels erwidert hatte, wurde derselbe Seite» des Vorsitzenden des Bezirkstages, Herrn Bürgermeister Herrmann zu Großenhain, im Namen der Bezirksvertretung und des Herrn Regierungs-Assessors Nitze im Namen der amtshauptmannschastlichen Beamten begrüßt und schloß die feierliche Einweisung mit einem von dem Herrn Kreishauptmann v. Koppemels auf Se. Majestät deu König Albert ausgebrachten Hoch, in das alle Anwesenden begeistert einstimmten. Nach der Einweisung fand eine Festtafel im Hotel de Saxe statt. —* In der am 29. September in Stellvertretung des beur laubten Hernr Amtshauptmann Freiherrn von Weissenbach durch Herr« Regierungsassessor Nitze abgehaltenen Sitzung des Bezirks ausschusses wurde von letzterem zu zwei von der Bezirksver sammlung vorzunehmenden Ergänzungswahlen bezügliche Vor schläge zu machen beschlossen. Alsdann wurde von dem Bezirks ausschüsse über Wegeangelegenheiten in den Fluren Medingen und und Niegerode berathen und hierzu beschlossen, den in ersterer Flur in Frage kommenden Fußweg als einen öffentlichen Weg anzuerkennen und eine hiermit in Verbindunng stehende Verlegung eines Wegetraktes zu genehmigen, dagegen den bezüglichen Fuß weg in Niegerodaer Flur für entbehrlich zu erklären und beziehent lich anderweit dessen Einziehung zu genehmigen. Das Regulativ der Gemeinde Mülbitz über Ausschließung säumiger Abgaben pflichtiger von öffentlichen Vergnügungsorten wurde bedingungs weise genehmigt, auch wurde zu der von dem Fleischermeistcr Friedrich Hermann Müller in dem Grundstücke Cat. Nr. 3 0 zn Gröditz beabsichtigten Schlächtereianlage unter Vorbehalt gewisser Bedingungen Genehmigung ertheilt. Die Uebertragung dcr der verw. Gleisberg zu Radeburg in dem Restaurant „Glashütte zu Radeburg" zustehenden Concession zum Bier- und Branntwein schank am den Pachter dieses Grundstücks, Heinrich Otto Füssel, wurde befürwortet, wogegen der Bezirksausschuß Anstand nahm, das Gesuch des Gasthofsbesitzers Moritz Große zu Gröba um Genehmigung zu Abhaltung ausnahmsweiser öffentlicher Tanz musiken nach vorausgcgangenen Abonnementsconcerten zu befür worten. Die Dispensalionsgesuche Ludwig Oswald Rochlitz's zu Zabeltitz und Sophien Eleonoren verw. Hegewald zu Zeithain zu den Dismembrationen bei dem Nestgute Fol. 6 für Gröditz und dem Hausgrundstücke Fol. 51 für Zeithain wurden gleichergestalt wie die DismembrationSangelegenhcit bei dem der Firma Heinrich Küchling L Comp. in Großenhain gehörigen Restante Fol. 10 für Priestewitz, beziehentlich bedingungsweise, genehmigt. Hieran schloß sich eine geheime Sitzung. — * Daß das Gemeinde-Kassen- und Rechnungswesen unseres engeren Vaterlandes nicht überall als zweckmäßig und mustergiltig bezeichnet werden kann, haben die in den letzten Jahren auf diesem Gebiete gemachten Erfahrungen von Neuem bewiesen. Alle Ver suche, die Buch- und Rechnungsführung bei den Gemeindekassen übersichtlicher zu gestalten und eine wirksame Revision dieser Kassen und Rechnungen zu ermöglichen, müssen daher willkommen sein. Ein solcher Versuch ist in der „Anleitung zur Verwaltung und Beaufsichtigung der Gemeindekassen mittleren und kleineren Umfanges", von E. I. Göhre, Kassenrevisor und Canzlei-Secretür un königl. Ministerium des Innern zu Dresden, gemacht worden, welche im Selbstverläge des Verfassers erschienen und entweder von diesem (Strehlenerstraße 26) oder von den königl. Amtshaupt- mannschasten zu beziehen ist. In derselben hat es der letztere ver standen, die für das Staatsrechnungswescn des Königreichs Sachsen bestehenden allgemeinen Vorschriften dem Gemeinderechnungswesen anzupassen und über die Führung der hierzu erforderlichen Kassen bücher, Ablegung der Rechnungen, Revision dcr Kassen rc. all gemein durchführbare und zweckmäßige Grundsätze aufzustellen, deren Beachtung im eigensten Interesse oer Gemeinden liegt. Auch die Verhältnisse der kleineren Gemeinden sind in der Anleitung berücksichtigt. Besonderen Werth verleihen dem Buche die in größerer Anzahl mit beigefügten Muster-Entwürfe zu den ver schiedenen Haushaltplänen, Handbüchern, Kassentagebüchern,Capital-, Sportel- und Vorschußbüchern, Rechnungen, Heberegislcrn, Kassen- revisionsnicderschriften rc. X. Priestewitz. Bei der hiesigen Eisenbahnstation ist vom 1. Octvber d. I. ab der Herr Bahnhossinspector Conrad nach einer 31 jährigen Dienstzeit in den wohlverdienten Ruhestand ge treten. Vom gleichen Tage ab ist der Herr Bahnhossinspector Agner, seither in Coswig, nach hier versetzt. Da das Scheiden des letztgenannten Herrn von Coswig infolge seiner Beliebtheit bei Jedermann sehr ungern gesehen worden ist, so darf sich die Station Priestewitz wohl freuen, einen ebenso humanen wie ge rechten Vorgesetzten und Beamten erhalten zu haben. Hoffen wir aber auch, daß eS ihm bei dieser sehr bewegten und verkehrs reichen Station recht gut gefallen möge. — Beobachtungen des Wasserstandes der Elbe am Pegel zu ^Merschwitz im Monat September: höchster Stand am 1. September 124 een unter Null, niedrigster Stand am 12. und 13. September 145 cm unter Null, mittlerer Stand 138 cm unter thalwärts Uhr. Strehla war, trat gestern und Meeraue noch im laufenden Jahre ausgeführt Polizei zu Zwickau ist eS jetzt gelungen, in dem Herrmann Wolf den ruchlosen Anstifter verschiedener zu ermitteln. Der Verdacht der Täterschaft lenkte Werdau werden. Der Maurer Brände sich im vergangenen Jahre schon einmal gegen den Genannten; damals mußte aber die Untersuchung Mangels Beweises wie der eingestellt werden. Beim Ausgräber, von Kartoffeln auf einem Felde in der Nähe des Kuchengartens bei Meerane stießen am 27. Sept, dis Arbeiter auf einen Blechkasten, der eine größere Anzahl Silberthaler enthielt. Man vermulhet, daß das Geld zur Zeit der Napoleonischen Kriege dort vergraben worden ist. Plauen i. V. Der verheirathete Dienstknecht eines Möbel-Transport-Geschäftes ist in der Nacht zum 27. Sept, bei einem Transport nach Auerbach vor Treuen unter den Wagen gekommen und hat dabei derartige schwere innere und äußere Verletzungen erhalten, daß an seinem Aufkommen ge zweifelt wird. — Am Donnerstag wollte eine in der Pößnitzer Straße wohnhafte ledige Frauensperson im Alter von 32 Jahren auf dem platten Zinkoache des Hinterhauses ihrer Wohnung Betten lüften. Beim Hiuauösteigen aus dem Fenster der zweiten Etage auf das Dach trat sie jedoch fehl; sie kam zum Fallen, fiel mit dem Kopfe auf das dort befindliche Oberlicht und schlug dann nach erfolgtem Durchbrechen so heftig mit dem Hinterkopfe auf das Pflaster im Hofe auf, daß sie einen Schädelbruch erlitt und augenblicklich todt war. von in 8,25 3,45 10, 5 5,25 - 6, 5 Dresden 6,30 2 Meißen Riesa —* Vor einiger Zeit wurde auch von uns erwähnt, daß über dem Haupte mehrerer Dresdner Heimbürginnen ein Damokles schwert schwebte. Dasselbe ist nunmehr gefallen und hat elf Heim bürginnen getroffen. Drei andere hatten vorher, den nahenden Fall des Schwertes voraussehend, freiwillig ihre Entlassung ge nommen. Die Entlassung der elf Frauen zeigt der Stadtrath unter dem Bemerken an, daß dieselbe erfolgt sei, wegen fort gesetzten Zuwiderhandelns gegen das Verbot der Annahme von Zuwendungen oder Geschenken von hiesigen Beerdigungsanstalten und zwar unter Bestätigung der Entlassungen durch die königliche Kreishauptmannschaft. Am Donnerstag Nachmittags in der sechsten Stunde fand in einer an der äußeren Berliner Straße zu Leipzig ge legenen Rußfabrik eine Kesselexplosion statt. Hierdurch gerieth das Maschinenhaus in Brand, doch wurde das entstandene Feuer durch die in großer Anzahl am Platze erschienenen Feuerwehren baldigst gelöscht. Leider trug der Feuermann der betreffenden Fabrik bei den Löschungsarbeiten mehrere Brandwunden im Gesichte und au den Händen davon, so daß er mittelst Droschke nach seiner in Lindenau gelegenen Wohnung gebracht werden mußte. In der zur Ziegelei Döhlen bei Markranstädt gehörigen Lehmausschachtuug sind von Arbeitern zwischen der Thonerde mehrmals größere und kleinere Bernsteinstücke gefunden wor den; eins derselben war von schön gelber Farbe, ziemlich klar und durchscheinend. Es ist dies gewiß ein seltener Fund, da man Bernstein im norddeutschen Festland fast gar nicht antrifft. Am Nachmittag des 27. Septbr. ist in einem Steinbruche bei Chemnitz eine ungefähr 1000 Cubikmeter enthaltende Erd wand in den Bruch hinabgestürzt und hat fast alle zu Tage liegenden Steine und Handwerkszeugs verschüttet. Zum Glück war der Hereinstur; rechtzeitig wahrgenommen worden, so daß sich die Arbeiter noch in Sicherheit bringen konnten. Wie die „Glauch. Ztg." berichtet, wirb die Fernsprech verbindungsanlage zwischen Glauchau, Leipzig, Chemnitz, Zwickau, Plauen, Reichenbach, Altenburg, Crimmitschau, aufwärts von Strehla 5,45 — Uhr. „ Riesa 7,15 12 in Meißen 10 2,45 „ „ Dresden 12,55 5,45 „ ^Dresden, 2. Octoder. Wie festgesetzt war, trat gestern Se. Majestät der König die Reise nach Wien an, während sich die Königin in Begleitung der Hofdame Gräfin Einsiedel und des Kammerherrn v. Minckwitz nach Stresa am Lago Maggiore zur Herzogin von Genua begab. Der Aufenthalt ist dabei auf vierzehn Tage berechnet. Die Regierungsacten werden Sr. Majestät nach- gefandt und von Wien ab dann per Svecialcourier befördert. — Prinz Georg kehrt mit der Prinzessin Mathilde morgen Nachmittag zurück, während Prinz Friedrich August bereits gestern eintraf und dann alsbald das Prmzenpalais am Taschenberge bezog, wo in Folge dessen ein Doppelposten auszog. Später meldete sich der Prinz in Grenadierunisorm bei Sr. Majestät dem König in der Villa zu Strehlen, sowie in der Commandautur und im Kriegs ministerium. — Am heutigen Sonntag war die Wettersituatwn wieder „grau in grau"; trotzdem war aber der Bahnverkehr ein reger, wobei namentlich die Lößnitzer Linie stark freguentirt wurde. Bedeutenden Zuspruch hatte ferner auch der Zoologische Garten, wo heute der ermäßigte Eintrittspreis von 50 Pf. galt. — Abends sanden die Theater und Concerte massenhaften Besuch. Eine interessante Schauspiel-Novität ist für morgen Abend in Aussicht, da im Altstädter Hoftheater Paul Heyses „Hochzeit auf dem Aventin" zur ersten Aufführung gelangt. Die literarische Gesell schaft Dresdens dürste dabei vollzählig vertreten sein. Skull, demnach noch 5 cm niedriger als im Monat August und 30 cm niedriger als im September 1886. — Seit Montag, den 3. October, ist auch für die Fahrten der Personendampfschiffe eine neue Fahrordnung bestimmt worden; mit Hinweglaffung des dritten Schiffes sind die Abfahrtszeiten der beiden anderen auf der unteren Tour Literarisches. Das dritte Heft der „Jllustrirtcn Welt" des neuen Jahrgangs 1888 scheint unS beweisen zu wollen, datz dieser Jahrgang der brillantesten einer vielleicht seit dem fünfunddreißigjährigen Bestehen dieser Zeitschrift wird, denn der Roman: „Die Tochter des EapnänS" von Rosenthal- Bonin, wird so spannend, bringt eine solche grille der ergreifendsten und anderseits auch humoristisch wirksamen Situationen, daß man von der Lectüce gar nickt sortkommt, und dann packt auck der »weite große Roman: „Das einsame HauS" von A. Sttecksnß. uns auf das gewaltigste; das ist eine wahrhaft erschütternde und auf das tiefste bewegende Er zählung. Eine historische Novelle auS der Zeit dcr Bauernkriege von Paulus Schreckenbach bringt wieder Anregung nach anderer Seite, wie der fesselnde ÄrNkel.über die Cchleyer'fche Weltsprache, das Bolapück, auch ver Zeitströmmung in w ssenschaftlicher Hinsicht Rechnung trägt. Unter den vielen kleinen Sachen fallen uns besonders aus die Schilderungen der Wnknngen von Betäubungsmitteln, eine Pilgerfahrt nach Jerusalem im fünffehnlen Jahrhundert und die ganz vorncssticke, häusliche Mevicin betreffende Ri-beu: „Hute Luft anch nn Schlafzimmer." Das prächtig gedruckte Heft enthält elf große Bildseiten, die wirklich den Titel des Journals „Jllustrirte Welt" nach dcr Richtung des Vielseitigen wie des wahrhaft Künstlerischen bin recktserligen Nachdem wir in ein paar Zügen die Zeitschrift in ihrem dritten Heft so charaktensirt. werden eS unsere Leser begreiflich finden, wenn wir sie zu den besten, reichhaltigsten und zugleich billigsten nmlienzciNckrfften rechnen (Preis pro Heft tw Pfennig), ja ihr eine Eigenart zu weisen, durch welcke sie einzig m dieser an Zeitschriften so reichen Epoche dasteht, nä.r.Iich die ihrer auperodent-