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Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt : 04.10.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id38343789X-188710044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id38343789X-18871004
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-38343789X-18871004
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt
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Jahr
1887
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Monat
1887-10
- Tag 1887-10-04
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Monat
1887-10
-
Jahr
1887
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Politische Weltscha«. Wenn auch der Grundcharakter der Beziehungen des deutschen Reiches zu Frankreich so unbefriedigend wie nur möglich ist, scheint doch eine längere Fortdauer des Friedens keineswegs ausgeschlossen, was sich gerade aus dem an und für sich sehr bedauerlichen Zwischenfall an der Grenze bei Naon ergeben hat. Fehlt es auch jetzt wieder keineswegs an Schwarzsehern, welche, wie bei den früheren Anlässen, in dem jüngsten Norfall den „Tropfen" erblicken wollen, der das Gefäß überlaufen macht, so sind sie doch nur vereinzelt und völlig außer Stande, die öffentliche Meinung in be unruhigendem Sinne zu beeinflussen. Vielmehr hält Letztere an der Ueberzeugung fest, daß das Geschehene im Wege diplomatischer Verhandlung zur Zufriedenheit aller billig denkenden Leute hüben wie drüben ausgetragen werden wird. Die Friedensliebe unserer westlichen Nachbarn mag nicht eben sehr aufrichtig sein, indessen muß man doch zugeben, daß die Republik aus inneren und äußeren Gründen augenblicklich so wenig wie zur Zeit der Angelegenheit Schnäbele senior in der Lage ist, Deutschland den Krieg zu erklären. Andererseits hat die deutsche Regierung durch ihre schonende Behandlung der Angelegenheit des jungen Schnäbele wiederum den besten Willen gezeigt, Alles zu vermeiden, was die Gemüther der Franzosen noch mehr aufstacheln könnte. Man wird in Paris zugeben müssen, daß Schnäbele der Jüngere durch den Gnadenact unseres mildgesinnten Kaisers sehr glimpflich weg gekommen ist. Was aber den Fall an der Grenze bei Raon anbetrifft, so wird deutscherseits streng untersucht werden, ob der zum Forstschutz commandrrte Jäger Kaufmann nicht im Diensteifer zu rasch verfahren ist. Immerhin wird dabei in Erwägung gezogen werden müssen, daß die deutsche Forst verwaltung Jahre hindurch ihr Werk am Douon durch massen hafte französische Wilddiebe beeinträchtigt sah und daß Las deutsche Aufsichts- und Schutzpersonal von der französischen Forstverwaltung nicht die geringste Unterstützung genoß. Die Begegnung bei Raon war derart, daß Kaufmann in der Annahme, es mit Wilderern zu thun zu haben, bestärkt werden mußte. Er sah die Jagenden herankommen, und rief dreimal Halt! Sein Genosse Linhoff, der abseits streifen gegangen war, um den Jagenden in den Rücken zu kommen, hat es gehört. Da die Betreffenden sich trotzdem näherten und hinter Gebüsch und Bäumen Deckung fanden, schoß Kaufmann dreimal und zog sich sodann zurück, da alsbald auch hinter den Bäumen auf französischem Gebiet auf ihn angeschlagen wurde. Sollte sich die von den französischen Behörden aus gestellte Behauptung bestätigen, wonach Wangen und Brignon auf französischem Boden verwundet wurden, so wird Kauf mann trotz der vorhandenen mildernden Umstände der Be strafung nicht entgehen. Die französische Regierung will angeblich nur auf Bestrafung Kaufmann's und eine Frankreich schuldige moralische Genugthuung dringen, dagegen bezüglich der Ent schädigungsfrage Deutschland die Initiative überlassen. Jedenfalls ist durch das traurige Ereigniß festgestellt worden, daß Dank der fortgesetzten Hetzereien der nach Frankreich ausgewanderten Elsässer, an der Grenze zwischen Deutschland und Frankreich sich ein Zustand entwickelte, den mau mit „Krieg im Frieden" treffend bezeichnet. Die französischen Behörden haben es in der Hand, diesem häßlichen Zustand ein Ende zu machen; denn wenn sie ernstlich jeder Hetzerei enlgegentreten wollten, würde die deutsche Reichsregierung sofort bereit sein, die lediglich zur Abwehr in Elsaß - Lothringen getroffenen scharfen Maßregeln sofort wesentlich zu vermindern. 2n kürzester Zeit gedenkt der Statthalter in Elsaß-Lothringen, Fürst Hohen lohe, seine durch die Bemühungen um die Wittgenstein'sche Erbschaft in Rußland unterbrochene amtliche Thätigkeit in Straßburg wieder aufzunehmen. Der Besuch, den der Statt halter noch vorher dem Kaiser abstatten wird, ist schon lange beabsichtigt. Ein politischer Hintergrund dürfte sich da ver geblich suchen lassen. Nachdem nunmehr von allen Seiten die Gerüchte über den Rücktritt des Statthalters, seinen Er satz u. dergl. m. abgethan worden, wirb nun auch die An gabe widerlegt, wonach im Laufe dieses Sommers mit dem Abg. vr. Miquel wegen Uebernahme des preußischen Handels ministeriums verhandelt worden sein sollte. Dieser Posten ist gerade jetzt, wo die von so vielen Seiten verlangte Ge treide-Zollerhöhung sich als ein ernstes Hemmniß für die Ver handlungen über den neuen Handelsvertrag mit Oesterreich- Ungarn erweist, nichts weniger als begehrenswerth. Der Plan, die landwirthschaftlichen Zölle nur gegen Rußland zu erhöhen, das keinen Anspruch auf die Meistbegünstigung hat, stößt ebenfalls auf ernste Bedenken. Man verweist mit Recht auf die nachtheiligen Folgen, welche es für die Mühlen- Industrie und den Handel des ganzen deutschen Küstengebietes, mindestens von Königsberg bis Lübeck hätte, wenn an der nordöstlichen Grenze andere Zollsätze gelten würden, als an den übrigen deutschen Grenzen. Während der österreichische Kronprinz den in Wien versammelten internationalen hygienischen Eongreß eröffnete und die Mitglieder desselben auch in der Hofburg empfing, wohnte der Kaiser von Oesterreich in Pest der anläßlich der fünfzigjährigen Jubelfeier des dortigen Nationaltheaters ver anstalteten glänzenden Festoorstellung, der feierlichen Ent hüllung des Deal - Denkmals und der Eröffnung des unga rischen Reichstages bei. Beide Häuser des ungarischen Par laments hielten am Mittwoch ihre erste Sitzung ab und wurden am Tage darauf durch den Kaiser Franz Joseph in seiner Eigenschaft als König von Ungarn unter großem Ge pränge mit einer ziemlich vorsichtig gehaltenen Thronrede er öffnet, in welcher die Hoffnung auf Erhaltung des Friedens besonders betont wurde. Die Thronrede empfahl dem Reichs tag Sparsamkeit und Hebung der Einkünfte ohne Ueberbürdung der Nation; dieselbe kündigte Vorlagen an über die Vervoll kommnung des Rechtsschutzes, über Ablösung der Regalien und über Erneuerung des Finanzausgleiches mit Kroatien, sowie des Wehrgesetzes, dessen Giltigkeit abläuft. Die Be ziehungen Oesterreich-Ungarns zu sämmtlichen auswärtigen Mächten wurden als freundschaftliche und gute bezeichnet, aber hinzugefügt, daß die Weltlage die Vervollkommnung der Wehr macht erheische. Der von 2000 Personen besuchte Katholiken tag in Linz hat am Mittwoch eine von dem Bischof Müller beantragte Resolution, betreffend die Wiederherstellung der weltlichen Herrschaft des Papstes, sowie eine weitere Reso lution mit Glückwünschen für den Papst zu seinem Priester- Jubiläum angenommen. Nachdem der König von Italien in seinem Telegramm an den Bürgermeister Roms den italienischen Behörden das Verhalten bei dem bevorstehenden Papst-Jubiläum klar vor gezeichnet hat, sind Verwickelungen bei dieser Gelegenheit kaum zu befürchten. Mit weit größerer Besorgniß erfüllen die italienische Nation die ziemlich umfänglichen Vorbereitungen für den wahrscheinlich nahe bevorstehenden abessynischen Feld zug. Die italienische Regierung setzt thatsächlich sehr geringe Hoffnungen auf das Zustandekommen einer von England ge wünschten Verständigung mit Abessynien und bereitet sich daher eiligst für alle Eventualitäten vor. Mittwoch früh kam der französische Justizminister in den Besitz des amtlichen Berichts des Generalprocurators in Nancy über den beklagenswerthen Vorfall an der deutsch- französischen Grenze und übermittelte das sehr umfangreiche Actenstück, dem 31 Annexe, Pläne, Protocolle und Verhöre beilagen, dem Ministerium des Aeußeren. Wie Herr Flourens den an diesem Tage besonders zahlreich auf dem auswärtigen Amte erschienenen Diplomaten mittheilte, enthält der Bericht des Generalprocurators eine „peinlich genaue" Darstellung des Vorfalles mittelst Aussagen der Zeugen und Aufnahme des Thatbestandes an Ort und Stelle, wonach „gar kein Zweifel darüber bestehen kann", daß die französische Jagd gesellschaft und speciell Herr v. Wangen und Brignon keinen Augenblick das französische Gebiet verlassen hätten. Der Generalprocurator verfolgte denselben Weg, den die beiden unglücklichen Opfer eingeschlagen haben; übrigens begab sich derselbe am Donnerstag wieder an den Thatort, um mit dem deutschen Staatsanwalt contradictorisch nochmals den That- bestand festzusteüen. In löblicher Weiss sind die anständigen Pariser Blätter, wie das Journal „Paix" und die „Ropublique stamMe", dem wüsten Geschrei der Hetzpresse entgegengetreten und erklärten dieselben, daß die That des deutschen Soldaten in keiner Weise eine politische Bedeutung habe und durchaus nicht Angriffe und Schmähungen gegen Deutschland und die deutsche Regierung begründen könne. Der erschossene Piqueur Brignon hatte ein jährliches Salär von 1200 Franken, wo nach die etwaige Entschädigung an die Witwe und die Kinder zu bemessen wäre. Vorläufig gewährte die französische Re gierung durch den Präfecten der Witwe eine entsprechende Unterstützung. Nur kurze Zeit währte die Freude, welche man in Eng land über das in Petersburg erzielte Uebereinkommen mit Rußland über die mittelasiatischen Angelegenheiten empfand. Täglich nehmen seitdem in London die Besorgnisse zu, die man in den dortigen Kreisen wegen der russischen Absichten in Mittelasien hegte, welche sich besonders seit der Flucht Eyub Khans und den offenen Umtrieben Rußlands in Afghanistan wesentlich gesteigert haben. Letcht erklärlich ist es, wenn von englischer «Leite zugleich versichert wird, die Erkenutniß des türkisch-russischen Vorgehens werde einen Rückschlag auf die Haltung Englands auch bezüglich der Stellungnahme zu der europäischen Politik Rußlands ausüben. Große Verwunderung erregte in London ein dort aus Wadelai gelangter Brief Emin Pascha's, in welchem dieser erklärt, nicht mit der zu seiner Befreiung ausgerüsteten Expedition Stanley's zurückzukehren, sondern bei seinen Afrikanern bleiben und dort das Werk der Civilisation, welches General Gordon begonnen, fortsetzen zu wollen. Die aufrührerische Bewegung in Irland spornt die englische Regierung zu vermehrter Energie an, veranlaßt aber gleichzeitig die Anhängerschaft Gladstone's zu heftigen Pro testen. Dieselbe verdammt die Anwendung willkürlicher Ge walt zur Unterdrückung politischer Versammlungen in Irland als etwas, was die theuersten Ueberlieferungen einer ver fassungsmäßigen Regierung untergräbt und jede Hoffnung aus eine wirkliche Eintracht zwischen den Völkern des Vereinigten Königreichs vernichtet. Bekanntlich forderte Rußland von der Türkei positive Vorschläge zur Regelung der bulgarischen Angelegenheit; nun aber die betreffende Note der Pforte in Petersburg angelangt ist, läßt man dieselbe dort einstweilen ruhig liegen. Von Sofia aus wird gemeldet, die bulgarische Regierung sei von Konstantinopel aus benachrichtigt worden, daß die Mächte dem Vorschläge der Pforte, einen türkischen Eommissar in Beglei tung eines Vertreters der Großmächte nach Bulgarien zu entsenden, zugestimmt hätten. So schnell wird die europäische Diplomatie aber wohl kaum handeln. In Sofia scheint man nur- die Gelegenheit benutzen zn wollen, um zu betheuern, daß jeder Versuch zu einer Aenderung des jetzigen Zustandes mit den Waffen werde zurückgewiesen werden. In Serbien wurden die Wahlen zur Skupschtina in größter Ordnung vollzogen. Von den gewählten 120 Ab geordneten sind bis auf fünf oder sechs Alle als Anhänger der ver einigten Regierungspartei zu verzeichnen. An sechs Wahl orten wurde die Wahl sistirt, in zwei bis drei Wahlbezirken sind Stichwahlen uothwendig und aus etwa 30 Wahlbezirken ist das Wahlergebniß noch nicht bekannt. Vermischtes. Das AMnden der Reblaus in den Weinbergen bei Freyburg a. N. und Laucha, neuerdigs auch bei Eulau und Gmeck, hat unter den Weinbergsbesitzern der ganzen Gegend große Bestür zung hervorgerufen. Es wird erzählt, daß einzelne Weinbergs- besitzer dieselben äußeren Merkmale, wie sie an reblauskranken Stöcken sich zeigen, schon seit Jahren beobachtet, diesem Umstand aber kein großes Gewicht beigelegt haben; die eingegangenen Stöcke wurden einfach durch andere ersetzt. Im Auftrage des Landwirthschaftsministers ist übrigens l)r. Moritz, Hilfsarbeiter im Reichsgesundheitsamt, damit beschäftigt, die verseuchten Wein berge zu untersuchen, sowie die Geaenmaßregeln zu überwachen und zu leiten. Auch der Oberpräsident der Provinz Sachsen, v. Wolff, hat bereits einzelnen Weinbergen einen Besuch abgestattet. Eine Tropfsteinhöhle, die an räumlicher Ausdehnung wie an Fülle und Mannigfaltigkeit der Stalaktitbildungen der Dechenhöhle aleichkommt, ist in dem an die Warstein-Hirschberger Landstraße in Westfalen stoßenden „Bilstein", einer wegen ihrer malerischen Schönheit und des von ihrem Gipfel sich bietenden Fernblickes viel besuchten Höhe, bei der Ausführung von Wegearveiten entdeckt worden. Das Innere der Höhle gliedert sich in zahlreiche Fels kammern; in den tiefer im Berge liegenden fand man bereits an sehnliche Thierreste, vermuthlich vorsündfluthlichen Ursprunges. Eine gründliche wissenschaftliche Durchforschung der Höhle wird sicher werthvolle zoologische wie geologische Ausbeute erbringen. Die Kunde von der überraschenden Entdeckung lockt täglich Schaaren von Touristen herbei. In Minden (Wests.) ist die Trichinosis in seltenem Umfange entdeckt worden. Ein Gewerbtreibender ließ sieben fette Schweine schlachten, welche er zusammen in wohleingerichteter L-tallung hatte mästen lassen. Die mikroskopische Untersuchung ergab, daß sämmt- liche sieben Stück so reichlich mit Trichinen durchsetzt waren, daß das Fett ausgebraten und daß Fleisch verbrannt werden mußte. Aus Aachen wird der „K. Ztg." geschrieben: Die in Berlin aufgetauchte Sensationsnachricht von der nach umlaufenden Ge rüchten hier erfolgten Verhaftung des eigentlichen Mörders des Frankfurter Polizeiraths Rumpff ist falsch. Aus Bockau in Schlesien wird berichtet, daß daselbst in ver gangener Woche die Ausgrabungen von Urnen in der Weise fort gesetzt wurden, wie sie unter der Leitung des Herrn Zimmer, Assistenten am Museum für schlesische Alterthümer zu Breslau, am 31. Juli stattsanden. Bei den neuesten Ausgrabungen fand man zwei Ohrringe, ein Armband aus Bronce und eine Urne, welche von einem aus ziemlich starkem Rundeisen bestehenden Eisenringe derart umgeben war, daß der Ring die Urne vom Boden aus nach dem Deckel zu umschloß. Man hofft, daß noch weitere interessante Funde auf dem östlich am Fuße des Pitschenberges belegenen Hügel gemacht werden können. Im August berichtete die „Schlesische Zeitung" nach oberschle sischen Blättern über einen räthselhasten Brand in Zlönitz bei Proskau in Schlesien, bei welchem eine Frau als verkohlte Leiche gefunden wurde. Damals wurde der Verdacht laut, der Mann dieser Frau, Namens Element, habe die Frau ermordet und zur Verheimlichung des Mordes sein Haus in Brand gesteckt. Wie nunmehr oberschlesische Blätter melden, ist dieser Verdacht begründet. Der eigene zwölfjährige Sohn des Verdächtigen hat eine diesen im höchsten Grade belastende Aussage gemacht. Ein blutiges Familiendrama trug sich dieser Tage in Mühl hausen im Elsaß zu. Der Gießereiarbeiter S., der mit seiner etwa dreißig Jahre alten Frau und zwei Kindern eine Mansarden wohnung inne hatte, lebte schon seit längerer Zeit beständig in Zank und Streit mit seiner Frau. Sonnabend Morgen zwischen 2 und 3 Uhr kam er Plötzlich mit einem scharfen Messer in das Zimmer, in welchem die Frau mit den Kindern schlief. Wie ein Rasender stürzte er sich auf die Frau und brachte ihr zahlreiche Wunden bei, bis sie sich blutüberströmt vor die Thür flüchtete. Die von dem Lärm und Wehegeschrei wach gewordenen Nachbarn eilten alsbald zur Polizei, der wüthende Mann aber verbarrikadirte sich mit Betten und Möbeln im Zimmer, drohend, jeden nieder zustechen, der sich ihm nahen würde. Endlich gelang es der Polizei, die Hindernisse zu beseitigen und sich des Wütherichs zu bemäch tigen; doch dieser, als er sah, daß für ihn kein Entkommen möglich sei, brachte sich selbst, bevor man es zu hindern vermochte, eine klaffende Wunde am Leibe bei. Den Knaben fand man unter dem Bett versteckt, ebenfalls aus vier Wunden blutend. Die unglück liche Frau, die zusammeugebrochen war, hatte man mittlerweile auf das Bett gelegt, doch bevor ein Arzt erschien, war sie eine Leiche. Der Mörder, der lebensgefährlich verwundet ist, sowie der Knabe wurden in das Hospital gebracht. Aus Wien wird geschrieben: Die achtzehnjährige Baronesse Wächter, welche im Laufe dieses Sommers von ihrem Vater dre ersten Anleitungen in der Handhabung des Kugelstutzens erhielt, versuchte ihre Kunst dieser Tage im Hochgebirge aus der Jagd und erzielte einen Erfolg, um den sie mancher im edlen Waidwerk Ergraute beneiden dürfte. Mit sechs Schüssen, die sümmtlich als Kernschüsse saßen, erlegte die junge Dame drei Hirsche und zwei Gemsen. Erstere waren zwei Sechs- und ein Lichtender. In Felixdorf bei Wiener-Neustadt flogen am 28. September Abends zwei Pulverstampfen in die Luft. Bisher ist festgestellt, daß zwölf Soldaten getödtet wurden. Die Unsicherheit im Zalaer und Somogyer Comitate wird immer ärger. Eine aus fünfzehn Mann, zumeist entsprungenen Sträflingen, bestehende Räuberbande dringt sogar in Marktflecken ein, um die Bewohner zu brandschatzen. Ein prähistorischer Fund von ziemlicher Bedeutung wurde in Huneberg bei Cham in der Schweiz gemacht. Man entdeckte bis jetzt sieben gut erhaltene Seelette und dabei Messer, eine Lanzen- spltze, Halskorallen von Thon re. Es sind Allemannengräber. Noch interessantere Entdeckungen wurden neulich gemacht, als Arbeiter einen Graben zwischen Zug und Cham zogen. Es zeigten sich Reste eines Pfahldorfes, und zwar nicht nur in Form von Pfählen, sondern die Scherben bestätigen auch, daß hier jene Ur einwohner gehaust haben, wovon am Zugersee noch keine Spuren gefunden wurden. In Folge schlechten Wetters scheiterte der Dampfer „Umberto I." der Havignrioim italiauo auf der Fahrt von Genua nach Neapel bei der Insel Ventotene im Golf von Neapel. Durch vier vorüberfahrende Schiffe wurden die Passagiere in Sicherheit ge bracht. Tie Waaren, an tausend Tonnen cm Gewichte, sowie das Schiff, das schwere Schäden erlitten hat, sind vollständig verloren. Der „Umberto 1." war einer der größten Dampfer der Urcviga^iolle und enthielt -HM Tonnen. Er war mit zwei Millionen Lire be- werthet, während der Schaden an vernichteten Waaren eine Million Lire beträgt. Ein Telegramm aus Shanghai meldet von einer entsetzlichen Schiffskatastrophe, die bei den Fischerinseln stattgefunden hat. Ein chinesischer Kriegstransportdampfer scheiterte daselbst bei einem Unwetter und sank. Der Capitän und die Schiffsosfiziere, durch wegs Engländer, und die gesammte, aus dreihundert chinesischen Soldaten bestehende Bemannung des Schiffes sind ertrunken. Wie es heißt, soll der Transportdampser schon seit längerer Zeit schad haft gewesen sein und weigerte sich auch der Capttän, die Fahrt anzutreten. Der Hafenadmiral von Shanghai bestand jedoch auf der Fahrt und ließ die Soldaten einschiffen. Es kam zu einem fürchterlichen Auftritte, und als der Capitän den Bewhl zum Klarmachen gab, ließ er die Schrffsflaggen auf Halbtop hissen, was
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